1108: Erzbischof Adalgod ruft zum Kreuzzug gegen ostelbische Heiden auf

Wir kennen das auch aus Nordamerika, wo noch der US Staat Kalifornien 5 Dollar für einen Indianerskalp zahlte. Die Folge war ein wildes Abschlachten ganzer Indianerstämme und der Raub ihres Landes durch fremde Siedler. Ein vergleichsweise ähnliche Gemengelage existierte auch in Europa Anfang des 12. Jahrhunderts, wo noch immer östlich der Elbe heidnische Stämme herrschten, während westlich davon das Land knapp wurde und eine wachsende Bevölkerung sich immer schlechter ernähren konnte. So stellte sich das auch der Reichskirche dar, die zu dieser Zeit wieder ihren Blick nach Osten richtete, wo riesige fruchtbare Ländereien von heidnischen Stämmen bevölkert waren.


Blick vom Magdeburger Dom auf ostelbisches Gebiet. Zur Zeit von Erzbischof Adalgod stand noch an Stelle des Doms das Mauritiuskloster

Ostelbien behauptete sich noch immer gegen Christianisierungsversuche, obwohl von Osten her das Wikingerreich der Daglinger schon längere Zeit zwar erfolgreich schwertmissionierte, doch auch immer wieder Rückschläge einstecken musste. Das noch zu verteilende Heidenland dazwischen schrumpfte zusehends zusammen, doch besonders zwischen Spreewald und Ostsee hielten sich noch kampfstarke Heidenstämme, die von Wandalen, Herulern und Rugiern abstammen. Die zahlreichen vorangegangenen Missionierungsversuche haben Spuren hinterlassen, den Heiden im Verlaufe der Zeit neue Namen gegeben, die sie selbst nicht verwendeten. "Wenden" ist ein solcher Begriff, der erst nach den ersten Schwertmissionierungen entstand und sich allein auf ihre Fähigkeit bezog, sich als Unterworfene taufen zu lassen und bei der ersten Schwäche der Eroberer sich wieder den alten Gottheiten zuzuwenden. Eine Fremdbezeichnung also, die schon in der Lüneburger Heide existierte, wo man auf sächsischem Gebiet missionierte Heiden als Umgewendete angesiedelt hatte. Den Wenden östlich der Elbe war das gleiche Schicksal wie den Wenden auf Reichsgebiet zugedacht, nur die nötige Kraft dafür hatte man noch nicht wieder gefunden.

Erst 1107/08 wurde die Idee geboren, einen an den Ersten Kreuzzug angelehnten Wendenkreuzzug gegen ostelbische Heiden durchzuführen. Doch die Zeit dafür war immer noch nicht reif. Von diesem Aufruf blieb jedoch die Idee eines Kreuzzuges einschließlich einer gewaltsamen Landnahme erhalten, was immer wieder Begehrlichkeiten weckte. Tatsächlich Raubzüge heidnischer Stämme führten dazu, dass westlich der Elbe an einen Befreiungsschlag dachte, diese Bedrohungslage für immer zu beseitigen und gleichzeitig sich neue Gebiete einzuverleiben, die nachfolgend von der Kirche missioniert werden sollte. Man wusste aber auch, wie widerspenstig diese ostelbischen Wenden waren, weshalb man sie lieber töten ausrotten wollte, als erneut vergeblich zu missionieren versuchen.

Dieser erste Aufruf eines Wendenkreuzzugs stammt aus der Umgebung des Magdeburger Erzbischofs Adalgod (1075-1119), der von seinem Sitz aus direkt auf wendisches Gebiet östlich der Elbe schaute. Sein Aufruf war an verschiedene Geistliche und weltliche Adlige in Sachsen, Franken, Flandern und Lothringen gerichtet. Er forderte sie darin auf, die von den Heiden bedrängte Kirche im Land der Sclavi wieder herzustellen. Um die Notwendigkeit dieses Kreuzzugs zu verdeutlichen, beschreib er noch eine Reihe von Grausamkeiten dieser Heiden an Christen an, wozu auch er den sogenannten „Pripegala-Kult" schilderte. Dieser ganze Kult um diese Gottheit Pripegala wird heute nur als Erfindung eines flandrischen Geistlichen angesehen, die Erzbischof Adalgod als willkommene Propaganda für seinen Kreuzzugaufruf verwendete. Im erhaltenen Brief wurde Pripegala als eine Manifestation des griechischen Gottes Priaos und des schmutzigen Dämons Pripegala Belfegor beschrieben, wofür tatsächlich keinerlei Bezüge existieren.

Der wesentlich wichtigere Teil dieses Kreuzzugaufrufs beschreibt einen Kriegsplan, der nachfolgend durch heidnische Überfälle vereitelt wurde. Nach dem vorgestellten Feldzugsplan sollten sich daran der deutsche und dänische König und benachbarte Fürsten beteiligen und sich im östlichen Sachsen Verbände eines Kreuzzugheeres versammeln. Von diesem Plan bekamen Fürst Niklot und Fürst Ratibor Wind, die präventiv Angriffe auf Sachsen und Dänemark starteten. Ranische Wikinger überfielen nicht nur einen dänischen Hafen in Schweden sondern auch die durch einen gescheiterten dänischen Gegenschlag entblößte dänische Hauptstadt Roskilde und machten sie den Erdboden gleich. Damit fiel schon der vorgesehene dänische Verbündete komplett aus.

Primärquelle: Wikipedia

Der Lohn der Kreuzzügler

Um einen Kreuzzug zu beginnen braucht man Krieger und diese bekommt man nicht zum Nulltarif. Zuerst lockte noch das Paradies den Gottesfürchtigen und die Vergebung seiner Sünden. Dieser Schlag Gotteskrieger war nicht endlos verfügbar und die Kirche musste neue Anreize schaffen um an neue Krieger zu gelangen. Anreize die niedere Instinkte bedienten, vom Behalten der Beute, inklusive dem Beraubten als zu verkaufenden Sklaven oder das Töten der Heiden, um ihr Land zu rauben. Das alles liest sich wie ein gewünschter Ausrottungsfeldzug in das Wendenland, in dem nach dem Feldzug nur noch Christen leben sollten.

Materielle Motive spielten schon für die Teilnahme am 1. Kreuzzug eine wichtige Rolle, was bei allen folgenden Kreuzzügen so blieb. Der Mönch Robert von Reims ließ bei Urban II. schon den Kreuzzugs- und den Siedlungsgedanken verknüpfen, wobei das fruchtbare Land rund um Jerusalem christlichen Siedlern angepriesen wurde. Nach Robert könnte die Erde, auf der wir leben, uns nicht mehr ernähren. Obwohl Jahrzehnte bis zum 2. Kreuzzug und dem Wendenkreuzzug vergingen, blieb der Lohn für künftige Teilnehmer der Gleiche und beiden Kreuzzügen rief 1147 der einflussreiche Abt Bernhard von Clairvaux auf.


Propagierte mittels eines Psalms die Ausrottung aller Feinde, gemeint die Wenden: Der "heilige" Bernhard von Clairvaux...

Als Bernhard von Clairvaux im Jahre 1147 zur Teilnahme am 2. Kreuzzug aufrief, fand sein Ruf auch im Reich starken Widerhall. Doch die sächsischen Fürsten erklärten, an ihren Grenzen befinden sich genug Heiden, gegen die sie das Kreuz nehmen könnten, es sei somit nicht erforderlich sei, ins Heilige Land zu ziehen. Bernhard von Clairvaux griff die Idee eines Wendenkreuzzuges auf und veranlasste noch Papst Eugen III. zur Ausgabe einer entsprechenden Enzyklika, um seinen eigenen Aufruf zu legitimieren. Damit wollte er auch den Wendenkreuzzug für die Gesamtkirche vereinnahmen und den Führungsanspruch deutlich zu machen. Für seinen Aufruf gegen die Wenden wählte er Psalms 149,7 aus:

„Gott habe in Königen und Fürsten die Begeisterung geweckt, die Heidenvölker zu bestrafen und die Feinde des christlichen Namens von der Welt auszurotten".

Bernhard betonte den großen Gewinn, den die Fülle der göttlichen Gnade damit den Kreuzfahrern verheiße. Der Abt von Clairvaux deklarierte den Wendenkreuzzug wie den Orientkreuzzug als Verteidigungskrieg; also als "gerechten Krieg", schließlich ging es um den Rückgewinn von gewaltsam Weggenommenem. Er sah in den Heiden vermutlich den Samen des Bösen, den das Christentum schon all zulange ertragen musste. Bernhards Aufruf zum Wendenkreuzzug geht in der Schärfe der Formulierungen weit über den Aufruf von 1108 hinaus und tadelte das frühere Versäumnis eines geheiligten Krieges gegen die Sclavi hin und formulierte dann die Ziele des Kreuzzugs, nach einer Beratung mit dem König.

Bernhard verkündete den in Frankfurt beim Hoftag versammelten Bischöfen und Fürsten, dass die christliche Macht sich wappnen und gegen die Heidenvölker das heilsbringende Zeichen des Kreuzes nehmen solle, um jene Stämme völlig zu vernichten oder auf immer zu bekehren. Die Christen sollten nicht eher aufhören, gegen die Heiden zu kämpfen „bis mit Gottes Hilfe entweder ihre Religion oder ihr Stamm vernichtet ist". Zieht man für die Interpretation von natio deleatur Bernhards Schrift an die Tempelritter („De laude novae militiae") hinzu, ergibt sich folgendes Bild: Keineswegs kann davon die Rede sein, dass die Heiden grundsätzlich vogelfrei waren. Vielmehr will Bernhard den Tempelrittern deutlich machen, dass sie im ritterlichen Kampf den heidnischen Feind töten dürfen, ohne Gefahr für ihr eigenes Seelenheil befürchten zu müssen.

Heute würde man jedoch bei einem öffentlichen Aufruf zur Vernichtung von Völkern trotz aller Relativierungen von einem Genozid sprechen, dazu kommt jedoch, dass diesem Aufruf die Umsetzung folgte, die zuvor noch Papst Eugen III. legitimierte.

Primärquelle: Herrmann, Der Wendenkreuzzug von 1147
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Papst Eugen III. und der Wendenkreuzzug


Papst Eugen III. - Ihm war es besonders wichtig, dass sich die sächsischen Kreuzfahrer nicht durch heidnische Bestechung vom Missionsziel abbringen lassen.

Für den ersten Wendenkreuzzug wurden von Bernhard von Clairvaux besondere Insignien auserwählt, die sich vom vorangegangenen 1. Kreuzzug gegen Jerusalem unterschieden. Nach Kahl sollten die Kreuzfahrer "nicht das einfache Stoffkreuz tragen [...], sondern das Kreuz auf einer Scheibe, die ganz ohne Zweifel die Erde symbolisiert. Eine derart universale, derart abschließende „Bereinigung" der Heidenfrage ist jedoch nach christlichem Glauben der Endzeit vorbehalten, die Bernhard folglich auch in diesem Kreuzzugsziel unverkennbar anspricht. Sie zählt dabei gleichfalls zu den wesentlichen Elementen der Endkaisertraditionen."

Dazu schreibt Herrmann: "Die verkündete Radikalform, die Missionierung mit dem Schwert, bleibt für uns Heutigen ungeheuerlich, doch wird sie vor diesem Hintergrund verständlicher." Nicht destotrotz drohte jedoch eine Schwertmission, an deren Ende tausende von Heiden ihr Leben verlieren werden, was auch dem Sinn des Wortes "ausrotten" entspricht. Die Legitimation des Wendenkreuzzuges durch die Bulle von Papst Eugen III. war jedoch abgemildert, was auf eine interne Kontroverse über die geplante Ausführung hindeutet.

Der Plan eines Wendenkreuzzuges wurde Eugen wohl erst bekannt, als er im März 1147 in das burgundische Dision (Dijon) kam, wo er am 30. März die Gesandten Konrads III., darunter Anselm von Havelberg und Wibald von Corvey empfing. Hier erfuhr der Papst, dass Bernhard bereits zum Kreuzzug gegen die Wenden aufgerufen hatte. Diese Reihenfolge der Handlungen war zwar unüblich, sie zeigt jedoch, dass Bernhard eine Autorität war und dass sich beide Zisterzienser ergänzten. Am 11. April 1147 veröffentliche Papst Eugen III. in Troyes seinen Aufruf zum Wendenkreuzzug. Nach Eugens Worten rüstete sich eine ungeheure Menge, ja fast das ganze Land der Christen zur Niederwerfung der Ungläubigen und Befreiung der östlichen Kirche. Während sich auch der König Spaniens gegen die Sarazenen in jenen Gebieten wappne, begehrten andere, dieser heiligen Mühe und Belohnung teilhaftig zu werden, indem sie gegen die Sclavi und sonstigen Heiden im Norden zogen und sie mit Gottes Hilfe der christlichen Religion zu unterwerfen suchten.

Sich der erwarteten Kriegsgreuel bewusst, sicherte Eugen den Kreuzfahrern den gleichen Ablass zu, wie schon Urban II. während des Jeruslaem-Kreuzzuges. Dabei sorgte er sich wie Bernahrd von Clairvaux, dass die Kreuzfahrer wegen weltlicher Gewinnsucht das eigentliche Ziel des Wendenkrieges aus den Augen verlieren könnten. Unter Berufung auf seine Autorität verbot er den Teilnehmern unter Androhung der Exkommunikation: „von den Heiden, die sie dem christlichen Glauben unterwerfen könnten, Geld und andere Vergütungen anzunehmen und dafür zuzulassen, dass sie in ihrem Unglauben verharren."

Damit der Kreuzzug seiner Zielsetzung treu blieb und Streit unter den Teilnehmern vorgebeugt wurde, bestimmte Eugen Bischof Anselm von Havelberg zu seinem Kreuzzugslegaten. Aufgabe Anselms war es nicht nur für Frieden unter den Kreuzfahrern zu sorgen, sondern sie besonders sie an das Ziel der Ausbreitung der christlichen Religion zu erinnern. Das dürfte auch in Anselms eigenen Interesse gewesen sein, denn trotz aller Bemühungen blieben seine Missionierungserfolge nur auf Havelberg beschränkt. Schließlich endet der päpstliche Aufruf mit dem Dekret die Besitztümer der Kreuzfahrer unter dem Schutz des heiligen Petrus zu stellen.

Im Unterschied zum Aufruf „Tod oder Taufe" von Bernhard von Clairvaux, war Eugen nur die Taufe wichtig und distanziert sich so von der drohenden Gewaltmission. Den Wenden wollte er auf keinen Fall mehr die Ausübung des heidnischen Kultes gestatten, was in der Praxis die Zerstörung heidnischer Kultstätten und den Tod der Priester beinhaltete. Das ganze wurde als „Unterwerfung unter den christlichen Glauben" propagiert und steht auch so mit dem Kirchenrecht im Einklang. Durch Eugen wurde der Wendenkreuzzug zur Schwertmission und so zum offiziellen Missionskreuzzug. Welcher Kreuzzugaufruf zu den Kreuzfahrern durchdrang wird zwar bis heute diskutiert, es dürfte aber jener gewesen sein, der den größtmöglichen materiellen Gewinn versprach. Die päpstliche Besorgnis, dass sächsische Kreuzfahrer andere Ziele verfolgten, als die Kirche war durchaus nachvollziehbar, denn über die Grenzen hinweg gab es schon wichtige familiäre Verbindungen zwischen führenden Adelsfamilien. Gleiches darf auch in der Bevölkerung angenommen werden, wo der Handel ständig für neue Kontakte zwischen Christen und Heiden sorgte.

Primärquelle: Herrmann, Der Wendenkreuzzug von 1147
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Das Wendenland zur Zeit von König Heinrich I.

Zu Beginn des 10. Jahrhunderts galt das herulische Wendenland bis zum Havelland hinunter als dänischer Reichsteil und spürte vor allem noch die starke Hand der dänischen Könige Knut I. und Gorm, des Alten, die noch die meiste Zeit über das Vindland (Wendenland) herrschten. Dass sich daran kaum etwas bis 955 änderte, als sein frühestes Sterbedatum gilt 958, war der Schwäche des ostfränkischen Reiches geschuldet, dass bis Ende der dreißiger Jahre von Ungarneinfällen heimgesucht wurde. Gegen diese hatte man keine entsprechende Heeresteile zur Verfügung, um diesen schwer fassbaren hochmobilen Feind zu stellen. Das blieb auch lange unter der Herrschaft Heinrichs so, der den einfallenden Ungarn 924 und 926 noch machtlos gegenüberstand. Durch einen glücklichen Zufall gelang es jedoch, einen ungarischen Fürsten gefangen zu nehmen, für dessen Freilassung sich die Ungarn auf einen neunjährigen Waffenstillstand einließen. In diesem Zeitraum mussten jedoch trotzdem Tribute an die Ungarn gezahlt werden. Auf dem Wormser Hoftag wurden deshalb im November 926 Maßnahmen zur Ungarnabwehr vereinbart, um für die militärische Auseinandersetzung nach Auslaufen des Abkommens gerüstet zu sein. Dazu gehörte unter anderem der Aufbau einer Reitertruppe.


König Heinrich I.

Wenn man also alles in allem berücksichtigt, war Heinrich I. anfangs überhaupt nicht in der Lage das Wendenland zu erobern, denn er musste jederzeit damit rechnen, dass die Ungarn schon vorher ihre Überfälle aufnehmen könnten. Erst wenn dieser Feind vernichtend besiegt war, konnte er daran denken seine verfügbare Heeresmacht gegen äußere Ziele zu lenken. Heinrich war bis dahin nur ein einiges mal östlich der Elbe-Saale-Grenze, als er 908 im Alter von 29 Jahren von seinem Vater Otto, der Erlauchte das erste Mal mit Heeresmacht gegen semnonische Daleminzer (="Talbewohner") entsendet wurde. Möglicherweise um militärisch Erfahrungen zu sammeln, denn eine echte Bedrohung stellten diese Clans für die Ostfranken nicht dar. Die sich wohl selbst als Glomaci (="Wolfsleute") bezeichneten Clans sollen jedoch die Ungarn zu Hilfe geholt haben, womit der Feldzug ohne konkrete Ergebnisse endete.

Noch während des Waffenstillstandes mit den Ungarn, drang Heinrich mehrere male auf wendisches Territorium östlich der Elbe-Saale Grenze vor, möglicherweise wiederum mit dem Hintergrund sein Reiterheer gegen künftige Ungarneinfälle zu erproben. Dieser Kriegszug richtete sich gegen die Heveller und den berittenen Stodoranen, die klar unterlegen die Einnahme der Brendanburg (Brandenburg) durch Heinrich nicht verhindern konnten. Daraus ergibt sich jedoch die Frage, ob dänisch-herulische Reaktion darauf erfolgten. Tugomir und seine Schwester (vermutlich Dragomira) sollen hierbei in Gefangenschaft geraten sein.

Laut Widukind sollen im Sommer 929 auch die Heruler (=Abodriten), Wilzen (Welataben östlich der Peene), Heveller (Sueben), Daleminzer (Semnonen=Glomaci) und Böhmen (Apodriti, Wilti, Hevelli, Dalamanci, Boemi) unterworfen worden sein, selbst die nur schwer zu bezwingenden Redarier (ranische Wikingerclans). Diese massive Invasion in das Wendenland gelang nur, weil Heinrich I. auch den dänischen König Knut I. (Knuba) besiegte, was quasi seine Eroberungen im Wendenland sicherte. In Widukinds Geschichte der Sachsen heißt es in I, 40: „Nachdem er [König Heinrich] alle Völker ringsumher unterworfen hatte, griff er die Dänen, welche die Friesen mit Seeräuberei heimsuchten, mit seinem Heere an. Er besiegte sie, machte sie zinspflichtig und veranlasste ihren König Knuba (regem eorum Chnubam), die Taufe zu empfangen.“


War bei "Vikings" nur eine Randnotiz: Ragnar Lodbroks Sohn Sigurd Schlangenauge. Als sein Sohn gilt König Knut I., der 928/929 zwischenzeitlich die Kontrolle über das Vindland (Wendenland) verlor

Der zuvor heidnische König Knut I. war auch nicht irgendwer, über den Thietmar von Merseburg folgendes wusste: „Sigurd Schlangenauge [Sohn von Ragnar Lodbrok] heiratete Blæja, die Tochter des Königs Ella. Deren Sohn war Knut, der Hardi-Knut genannt wurde, der die Herrschft von seinem Vater in Seeland, Scania und Halland übernahm. Aber Vík [die Gegend um den Oslofjord] löste sich aus seiner Herrschaft.“

Die sächsische Oberherrschaft über das Wendenland war noch längst nicht gesichert, als noch 929 - im gleichen Jahr ihrer angeblichen Unterwerfung - die betroffenen Clans unter Führung der Redarier zum Gegenschlag ausholten. Bei den sogenannten Redariern (abgeleitet von Rethra) zwischen Peene und Unterlauf der Oder wird es sich nur um ranische Clans an der Ostseeküste handeln, die im Umfeld des entstehenden Jomsgaues meistens den Dänen unterstanden. Da nichts von einer sächsischen Verwaltung im Jahr 929 überliefert ist - dazu gab es wohl auch keinerlei Friedensphase, um so etwas innerhalb weniger Monate zu etablieren - wird es eine solche auch nicht gegeben haben.

Im Verlauf dieses Angriffs wurden die Sachsen bis nach Lenzen (Lunkini) an der Elbe zurückgetrieben, doch dort schafften es die sächsischen Heerführer, die an Fußkriegern überlegenen Wenden - nicht zuletzt durch den Einsatz der Reiterei und eines Hilfsheeres - vernichtend zu schlagen. Die Burg Lenzen, in der sich die Wenden verschanzt hatten, wurde eingenommen und den Bewohnern wurde freier Abzug gewährt. Entgegen der Abmachung wurden am nächsten Morgen die Gefangenen geköpft. Genaues ist nicht bekannt, wie diese Tat der Sachsen zu erklären ist, es wird eine Racheaktion vermutet. Nach Widukind hätten die Heiden sehr viele - er spricht von 200.000 - Sachsen getötet und zum anderen berichtet Adam von Bremen davon, dass die Sclavi gemeinsam mit den Dänen in Sachsen plündernd umhergezogen wären.

Adam von Bremen berichtet im Folgenden davon, dass Heinrich I. die Ungarn, die Böhmen, die Soraben und die übrigen "ceteros Sclavorum populos" besiegte, womit wieder einmal belegt ist, dass Adam nur Sclavi im Sinne von "in Unglauben befangene" kannte und keine erfundenen "Slawen". Die überlebenden heidnischen Clans zahlten an Heinrich I. Tribut und hätten sich dem Christentum zugewandt. Eine dauerhafte Herrschaft von Heinrich I. über das Wendenland, war es wohl nicht, denn auch in den Folgejahren sah er sich genötigt östlich der Elbe in den Krieg zu ziehen. So berichten die Hildesheimer Annalen - dass Heinrich I. die Abodriten (Heruler) besiegte und ein Jahr später in die Lausitz einmarschierte und selbst die Uckermark eroberte.

Primärquelle: Herrmann, Der Wendenkreuzzug von 1147
https://mineralien.lima-city.de/ahnentafel/17886.htm
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936-937: Otto I. und sein Wendenkrieg


Otto der Große - nachgespielt in einer ZDF-Doku

Die Gefahr der Ungarneinfälle war noch lange nicht gebannt, als Otto I., Heinrichs I. Sohn, bereits während oder unmittelbar nach seinen Krönungsfestlichkeiten im Jahr 936 gegen die Wenden gerüstet hätte. Von Anfang an scheint Otto I. beabsichtig zu haben, die deutsche Herrschaft in der Sclavinia durchzusetzen, was seinem Vater Heinrich nur ansatzweise gelang. Von einer deutsch-ostfränkischen Herrschaft im ostelbischen Raum konnte seiner Zeit nur dann gesprochen werden, wenn sich darin ein Reichsheer bewegte. Unterlegen unterwarfen sich die heidnischen Bewohner und ließen sie missionieren, doch sobald dieses Reichsheer aus Ostelbien verschwand, huldigte man wieder den alten Gottheiten aus der Asenzeit. Ein Wolfsland eben, in dem die Wölfe Odins jeder kannte.

Was Otto schon 936 vorschwebte, ist am besten dort zu beobachten, wo seine Herrschaft die nachhaltigste Wirkung gehabt hatte, nämlich zwischen Elbe und Saale - im sorbischen Siedlungsraum. Die einheimischen sorbischen Clanführer wurden getötet und die einflussreiche Priesterkaste beseitigt. An ihre Stelle sind sächsisch-fränkische Machthaber getreten, unter denen sich ein Netz von Burgwarden mit deutscher Besatzung sich über das Land ausbreite, unter der Aufsicht deutscher Markgrafen. Am von Jomswikingern geführten Heidenkrieg von 983 haben sich die noch Thor und Freyr verehrenden Sorben schon nicht mehr beteiligt.

Widukind beschreibt, dass die Heiden noch während Heinrichs Regentschaft wohl sächsische Gesandte getötet hätten. Explizit waren vermutlich die Redarier gemeint, hinter denen sich ranische Wikinger-Clans zwischen Peene und untere Oder unter Oberherrschaft der Jomswikinger verbergen. Darauf weist eine Urkunde Ottos vom 14. Oktober 936 für das Kloster Fulda hm:,..Sclavorum qui vocantur. Otto nahm diesen "feindlichen Akt" als Anlass für einen groß angelegten Wendenkrieg und ernannte Hermann Billung zum militärischen Befehlshaber (princeps militiae) und begleitete den Feldzug auch persönlich. Er machte die ranischen Redarier tributpflichtig und viele wurden getötet. Der König übertrug Hermann Billung die Aufgabe, das Werk der Unterwerfung weiterzuführen und nun eine ständige Kontrolle über die unterworfenen Gebiete auszuüben.

Hermann beließ es jedoch im Gebiet des heutigen Mecklenburg und Vorpommern, der späteren "Billungermark", bei den unter Heinrich I. befolgten Prinzipien, das heißt, dass die obotritischen Herulerfürsten ihre Verbandsführung und damit eine Teilautonomie behielten. Möglicherweise wurde wohl das auch dadurch erleichtert, weil die Oberschicht der Obotriten als ehemalige Ost-Heruler (=Ostabodriten) bereits seit ihrer Zeit unter byzantinischer Herrschaft christianisiert waren. Eher unwahrscheinlich ist in diesem Zusammenhang, dass Hermann Billung geplant hatte, eine Burgwardverfassung in seiner Mark einzurichten. Der spätere Heidenkrieg von 983 verhinderte dies auf jeden Fall.

Im Jahre 937 bestellte Otto der Große Gero I. zu Siegfrieds Nachfolger in der legatio und der Grenzhut. Gero wurde so zum Markgraf der sächsischen Ostmark. Sein Vater war Graf Thietmar, der Erzieher und Vertraute König Heinrichs I., er entstammte dem Merseburger Grafenhaus. Geros Bruder, Graf Siegfried (gestorben 937), war mit der Vertretung des Königs (legatio) in Sachsen und dem Grenzschutz betraut. Sein Sohn Thietmar wurde Markgraf an der mittleren Saale und Mulde, (gestorben nach 979). Gero war Graf im Nordthüringgau und im Schwabengau, wo auch die Masse seiner Eigengüter lag. 963 unterwarf er die Lausitz sowie den Gnesener Herzog Dago Miseko, der für einen Teil seines Herrschaftsgebietes westlich der Warthe dem Reich tributpflichtig und amicus imperatoris wurde.

Seit 953 wurde (anstelle Geros?) Hermann Billung mehrfach vom König zum Stellvertreter in Sachsen (procurator) bestellt. Seine Pilgerfahrten nach Rom (950 und 961) standen im Zusammenhang mit seinen Klostergründungen auf seinem Allodialgut am Ostharz in Frose (Benediktiner 950, Kanonissen 959) und Gernrode (Kanonissen).

Primärquelle: Herrmann, Der Wendenkreuzzug von 1147
https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x...-reich-100.html
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Markgraf Gero und das Wendenland

Gero war mit der Bewachung der Grenze zum Wendenland betraut, wo man sich weiter nach Lage der Dinge entweder dem Christentum unterwarf oder sich wieder den Asen zuwendete. Die Übertragung der Mark stellte dabei einen faktisch noch zu erfüllenden Auftrag dar. Das Land musste nämlich zum Teil noch in langen Kämpfen den Sclavi abgerungen werden. Geros Halbbruder Thangmar wurde übergangen und dieser wandte sich später gegen ihn. Geros markgräflicher und militärischer Auftrag erstreckte sich auf die heidnischen Gebiete zwischen Saale, Elbe und Oder, einschließlich dem Gebiet der Heveller. Ein Gebiet wo sich die Wolfsnamen als Toponyme tummelten und sich dort sämtlich auf Odins begleitende Wölfe zurückführen lassen. "Wolfsleute" als Gefolgsbegriff beschreibt also nichts anderes, als dass sich diese Bewohner noch sehr lange einer christlichen Missionierung widersetzt haben. Der Wolf als Raubtier sollte jedoch zugleich die Bewohner des Wendenlandes als Räubervolk darstellen.

Beumann weist darauf hin, dass Geros militärische Erfolge die späteren Bistumsgründungen in Havelberg und Brandenburg ermöglicht haben. Geros Wirkungsbereich grenzte im Süden an Böhmen und im Norden an die Billungermark. Zu seinen Lebzeiten war er darüber hinaus Graf im Nordthüringengau (Großraum Magdeburg), im Schwabengau (Raum Quedlinburg/Aschersleben), Hassegau (Raum Merseburg/Eisleben), Friso-nofeld (im Harz), Morizianigau (Fläming), im Gau Serimunt (um Bernburg/Dessau) und im Zitzigau (bei Delitzsch/Bitterfeld) - also in wendischen Grenzgebieten. Er wird von den zeitgenössischen Chronisten und in Urkunden über das übliche Maß hinaus gelobt und mit Ehrenbezeichnungen tituliert.

Gero ging bei der Verwaltung der ihm übertragenden Mark anders vor als Hermann Billung. Die heidnischen Fürsten wurden offenbar zielgerichtet vertrieben und zum Teil umgebracht. Die so ihrer politischen Führung beraubte Bevölkerung wurde - wir zuvor bereits die thüringischen Sorben - in "Burgwarden" - als kleinste administrative Einheiten - organisiert, Bezirke, die sich um deutschbesetzte Burgen herum gruppierten. Es wurde ein Netz von die Mark überziehenden Burgwarden eingerichtet, um die Reichsgrenze zu sichern, eine ständige, sächsische Kontrolle über das eroberte Heidenland zu ermöglichen und um die Bevölkerung zu schützen.

Zwar bestand ein System von Burgbezirken seit der karolingischen Zeit an der Saalelinie, doch in den Quellen wird seit ca. 950 von burgowarde, burgwardium oder burgwardum berichtet. Es ist wahrscheinlich, dass das Auftreten eines neuen Namens auf eine qualitativ neue Sache hinweist. In dieser Burgwardorganisation hatte die bäuerliche Bevölkerung umfangreiche Dienste, wie zum Beispiel Burgenbau, Wachdienste, Abgaben (Burgkom, Wachkorn), zu leisten. Im Gegenzug fand die heidnische Bevölkerung Zuflucht in den Burgen. Der Burgward dürfte eine Funktion in der Verwaltung und in der Rechtsprechung gehabt haben, darüber hinaus ist belegt, dass im Rahmen des Burgwards Abgaben, Zehnte und Tribute entrichtet worden sind. Das Zentrum des Burgwards mit Befestigung und Wirtschaftshof besaß sehr wahrscheinlich eine örtliche Zentralfunktion. In der neueren Forschung wird jedoch die ältere Theorie der "Burgward-Kirche" abgelehnt. Das gesamte so kontrollierte Gebiet wurde in Marken eingeteilt, anfangs - wie berichtet - in nur zwei: Die Billungermark oder Nordmark und die Ostmark. Bis zum Ende des 10. Jahrhunderts wurden es fünf: neben der Billungermark im Norden die Nordmark (im Gebiet des heutigen Brandenburg) und im sorbischen Süden die Ostmark (=Thüringische Mark), die Mark Lausitz und die Mark Meißen.


Markgraf Gero lies die besiegten Wendenfürsten kommen ... und danach ermorden

Widukind beschreibt, dass die Sclavi, von den Streitigkeiten im Reich beflügelt, übermütig geworden waren. Sie zögen mordend und brandschatzend durch Ottos Reich. Sie wollten - wenn wir Widukind glauben - Gero, den Otto über sie gesetzt hatte, durch eine List töten. Es ist in der Tat anzunehmen, dass seine Wendenpolitik von den Betroffenen als sehr drückend empfunden worden war und sie sich zur Wehr setzten und vielleicht auch beabsichtigten, sich seiner zu entledigen. Gero seinerseits kam dieser vermeintlichen "List" mit einer eigenen List entgegen. Es ist charakteristisch für die Chronisten, dass die "Heiden", die per se selbst verlogen und hinterhältig sind, überlistet werden dürfen. Es gelten eben nicht die Regeln des fairen, christlichen Miteinanders.

Althoff bestätigt, "dass für heidnische und für christliche Nachbarn unterschiedliche Regeln galten. Die Regeln der Konfliktführung, wie sie innerhalb der christlichen Kriegergesellschaft üblich waren, kamen hier nicht zur Anwendung." Geros Verhalten war somit für die christlichen Chronisten nicht verwerflich, ja ganz im Gegenteil überaus einfallsreich und legitim. Es kam zu dem sagenumwobenen "Gastmahl des Gero". Gero lud 30 barabarische Fürsten (principes barbarorum) zum Gastmahl ein und brachte sie nachts heimtückisch um, nachdem sie gegessen und getrunken hatten. Die Szenerie erinnert an die 36. Aventiure des Nibelungenliedes. Dort heißt es: "Es begann eine furchtbare Schlacht gegen die Gäste... Die furchtbare Schlacht tobte, bis die Nacht sie am Weiterkämpfen hinderte... eine Unzahl tapferer Helden lag tot vor ihnen". Die höfische Welt nahm Anstoß an Kriemhilds unritterlichem Verhalten, tötete sie schließlich christliche Ritter. Vermutlich hätte sich niemand an ihrem Tun gestört, hätte sie heidnische Wenden getötet, wie Gero es getan hatte.

Statt den heidnische Widerstand auf lange Zeit zu brechen, erreichte Gero beinahe das Gegenteil von dem, was er bezweckt hatte, denn die vorher neutralen Heruler hatte er mit dieser Tat nun auch noch gegen sich aufgebracht. Dabei dürfte auch die herulische Hegemonie zur dänischen Herrschaftszeit eine Rolle gespielt haben, die mindestens bis zum Havelland reichend, erst 955 endete. Es folgten Kampfhandlungen und Widukind gesteht, dass die Barbaren abgehärteter als die Sachsen waren, keinerlei Anstrengungen scheuen und an knappe Nahrung gewöhnt waren. Schließlich kämpfen sie für ihre politische Autonomie und ihre persönliche Freiheit, die ihnen wichtiger als alles andere ist. Diese Motivation schien ein Paradigma der Wenden im Kampf gegen ihre Feinde über Jahrhunderte hinweg zu sein. Überaus kritisch schreibt Widukind, dass die Sachsen für Kriegsruhm und die Ausbreitung ihrer Herrschaft stritten, für die Wenden jedoch die Freiheit oder die äußerste Knechtschaft auf dem Spiele stand. Auch an dieser Stelle werden bereits charakteristische Züge des Sächsisch-Heidnischen-Verhältnisses deutlich erkennbar, die bis zum Wendenkreuzzug Bestand haben werden.

Primärquelle: Herrmann, Der Wendenkreuzzug von 1147

955: Das Wendenland wird deutsch

Die offensichtlich nach den Dänen benannte Brendanburg (Brandenburg) konnte eingenommen werden: Tugumir und seine Schwester (verm. Dragomira) wurden durch Heinrich I. gefangengenommen und als Statthalter im Havelland eingesetzt. Durch Bestechung und andere Versprechungen gelang es, Tugumir dazu zu bringen, seinen Neffen umzubringen und die Brendanburg Otto I. zu unterstellen. Daraufhin unterwarfen sich alle heidnischen Stämme bis zur Oder und zahlten Tribute.

Bereits am 21. September 937 - also einen Tag vor dem Gedenktag des Heiligen Mauritius - gründete König Otto I. im Alter von 25 Jahren das Moritzkloster in Magdeburg, legte damit den Grundstein für das spätere Erzbistum und schuf gleichzeitig einen der wichtigsten Ausgangspunkte für die Wendenmissionierung. Anfang der 940er Jahre war Otto dann in der Lage, den Macht- und Einflussbereich der christlichen Kirche erheblich auszudehnen. Gleichzeitig expandierte die Reichshoheit bis zum Kattegat und zur Oder. Während einer Schwächephase des dänischen Reiches begann der König im jetzt ostfränkisch kontrollierten Havelland und in Dänemark eine Reihe von neuen Bistümern zu gründen.


Aarhus/Aarenhusen - Das Bistum wurde während der deutschen Machtentfaltung unter Otto dem Großen gegründet.

Es bestehen einige Parallelen zu den ersten Gründungen von Bistümern in Sachsen durch Karl den Großen. Auf dänischem Boden entstanden die Bistümer Schleswig, Ribe und Aarhus. Vermutlich auf der Synode von Ingelheim wurden 948 die Bischöfe von Ribe, Schleswig und Aarhus (Arenhusen) ordiniert. Im kaum erschlossenen Havelland wurden am 1. Oktober 948 gleichzeitig die Bistümer Havelberg und Brendanburg (Brandenburg) gegründet. Beide unterstanden zunächst als Suffragane der Metropole Mainz. Erst 968 wurden beide dem Erzbistum Magdeburg zugeordnet. Mit Errichtung der Wendenbistümer setzte wohl ein ganz neuer Abschnitt in der Ostpolitik Ottos I. ein, doch das aus Sümpfen und Urwäldern bestehende Gebiet verhinderte weitgehend eine erfolgreiche Missionierung. Das ging sogar soweit, dass man sich kaum noch außerhalb der befestigten Orte hinausgetraute. Diese Lage besserte sich erst, als das Reich nach dem Sieg über die Ungarn auf dem Lechfeld (955) noch im gleichen Jahr das bis dahin zu Dänemark gehörende Wendenland (Vindland) endgültig unterwerfen wollten.

Mehrfach hatten bis zu dieser Zeit die Wenden den deutschen Stämmen empfindliche Niederlagen beigefügt, so z.B. auch in der Schlacht von Lenzen (929), worüber Widukind berichtet. Er begründet die sächsische Niederlage mit dem Ausbleiben der göttlichen Gnade wie folgt:

"An vielen Orten wurden die Kirchen durch ein gewaltiges Unwetter erschüttert, und versetzten alle, die es sahen und hörten, in das größte Entsetzen; Priester und Nonnen kamen vom Blitz getroffen um, und vieles andere ereignete sich damals, was schrecklich zu sagen ist, und von uns deshalb übergangen werden soll."

Widukund schrieb diese Zeilen 967/8, also 40 Jahre später. Er wusste somit, dass die Sachsen es nicht langfristig schafften, die Wenden zu unterwerfen und sah deshalb die Niederlage der Sachsen als Gottes Wille an.

Otto zog 955 an die Elbe, begleitet vom böhmischem Herzog, um gegen die Erhebung der Heruler vorzugehen. Mittlerweile hatten sich den Heruler auch ranische Clans im Einzugsgebiet der Peene angeschlossen, die von den Annalisten als Circipanen bezeichnet wurden, "Leute im Umkreis der Peene". Bei Widukind lesen wir, dass die vereinten wendischen Stämme einen Boten an Otto sandten, der anbot, dass die Wenden Tribut zahlen würden, wenn sie Frieden bekämen und ihre politische Eigenständigkeit behalten könnten. Eine lose deutsche Oberherrschaft wollten sie dulden. Angesichts der brutalen Überfälle auf deutsche Siedlungen entgegnete der Kaiser - so berichtet Widukind, er verweigere den Wenden keineswegs den Frieden, könne ihnen denselben aber durchaus nicht gewähren, wenn sie die begangene Untat nicht durch gebührende Ehre und Buße sühnten. Niemand weiß heute, wie die Wenden auf diese Antwort reagierten. Doch es ist wohl davon auszugehen, dass sie sich nicht demütigen lassen wollten, und so kam es am 16. Oktober 955 zur Schlacht an der Raxa, in der Otto der Große die Heruler und ihre Verbündeten schlug.


Primärquelle: Herrmann, Der Wendenkreuzzug von 1147

Das freie Peeneland


Das Peenegebiet - heute schon vom Menschen umgeformt, war das vor über 1000 noch völlig anders und das gesamte Gebiet bestand nur aus Sümpfen und Urwäldern, die vorerst jede Eroberung unmöglich machten


Eine flächendeckende Unterwerfung der slawischen Stämme, vor allem der im östlichen Mecklenburg, gelang Otto jedoch nicht, so dass sich später hier der Kern des Lutizenbundes bilden konnte. Trotzdem scheint nach 960 eine gewisse Ruhe im Herulerreich und dem Einzugsgebiet der Peene eingekehrt zu sein. Bis 983 konnte sich die deutsche Herrschaft fast ungestört entwickeln und auch kirchliche Einrichtungen konnten sich etablieren.

In die Zeit dieser Friedensjahre fiel 968 die wichtige Erhebung Magdeburgs zum Erzbistum, die auf der Synode von Ravenna beschlossen worden ist. Bereits am 2. Oktober 968 beurkundete Otto I. Schenkungen für die neue erzbischöfliche Kirche. In einer weiteren Urkunde gibt der Kaiser den Bischöfen und Grafen Sachsens bekannt, dass der Missionsprediger Adalbert zum Erzbischof aller Sclavi jenseits von Elbe und Saale bestimmt wurde: „virum venerabilem Adalbertum episcopum Rugis olim predicatorem et missum archiepiscopum totius Ultra Albiam et Salam Sclavorum gentis modo ad deum converse vel convertende fieri decrevimus pariter et elegimus".

Ebenfalls wurden die Bistümer Meißen, Zeitz, Merseburg und eventuell Posen errichtet und Magdeburg unterstellt. Brüske kommentiert wohl richtig, dass die Eingliederung des Wendenlandes in den deutschen Reichs- und Kirchenverband nun begann. Das heißt aber auch, dass die Missionierungsbemühungen zuvor kaum Erfolge gezeitigt haben. Dazu kommt noch, dass ausgerechnet das Peenegebiet von den Jomswikingern kontrolliert wurde.

Vierzig lange Jahre kämpften Heinrich I. und sein Sohn Otto I. gegen die Wenden. Mit der Gründung des Erzbistums Magdeburgs schien es, dass die sächsische Seite die Oberhand gewinnen sollte. Nichte - so meinte man - könnte eine baldige vollständige Unterwerfung und Christianisierung des ehemalig dänischen Vindlandes mehr aufhalten. Doch in nur 15 Jahren wendete sich das Blatt völlig.

"Die fremden Völker, welche nach Annahme des Christentums unseren Königen und Kaisern zinspflichtig und Untertan waren, griffen, (...) in einmütigem Beschluss zu den Waffen." So schildert uns Thietmar (975-1018), der spätere Merseburger Bischof, den Beginn des "Liutizenaufstandes" vom 29. Juni 983. Er verfasste seine Chronik jedoch 30 Jahre nach dem Liutizenaufstand 1012-1018. Diese Liutizen - althochdeutsch für "Leute" - setzten sich aus vier größeren Clans im Peenegebiet zusammen, die schon der Bayerische Geograph 845 nennt, zusammen. Diese sind nach vorherrschender Meinung identisch mit den vier von Adam von Bremen als Clans des "Liutizenbundes" bezeugten Verbände der Redarier, Tolensanen, Zirzipanen und Kessiner. Keiner dieser Namen dürfte dabei ein Eigenname gewesen sein und wie schon das Bündnis dieser Clans belegt, basierte dieser auf dem Selbstverständnis ranischer Wikinger im Sinne von Schwurgemeinschaften.

Ein ethnische Einheit sind diese "Leute" nie und nimmer gewesen, denn diesen ranischen Wikingern gehörten nicht nur Heruler oder Rugier an, sondern auch dänische, norwegische und schwedische Wikinger. Das entstandene Jomsgau zwischen Peenemündung und Oderunterlauf garantierte zugleich, dass man dieses Land nicht einfach im vorbeigehen erobern konnte. Und falls es doch durch das Reich gelang, dann formierte sich um den Jomswikingern relativ zeitnah ein wachsender Widerstandsherd. Meistens dem dänischen König zur Heeresfolge verpflichtet, haben sie deshalb im Vindland (Wendenland) auch für dänische Interessen gekämpft. Das Ziel dürfte sicher die Rückgewinnung des Vindlandes im Verbund mit den Herulern gewesen sein, wobei man sich später sogar soweit abstimmte, dass die viel wichtigere Rückeroberung Schleswigs durch König Harald Blauzahn mit Hilfe eines kräftebindenden Krieges in Ostelbien gelingen sollte. Die verbündeten Wikingerclans an der Peene wurden sicher nicht nur von den Jomswikingern aus Jomsburg geführt, sondern zuvor auch von ihnen geeint. Dabei dürfte die Initiative dafür sicher auf Harald Blauzahn zurückgehen, der das vor Jahren wieder verlorene Schleswig erneut zurückerobern wollte. Mit den verbündeten Peene-Clans entstand zugleich zwischen Ostsee, Warnow und pommersches Peenegebiet ein Kriegsgebiet, wo die Aussicht auf Beute eine nicht geringe Rolle unter den dort lebenden Kriegern spielte.


Primärquelle: Herrmann, Der Wendenkreuzzug von 1147
https://www.vorpommern.de/reiseziele/pee...d-das-peenetal/

983: Krieg im Havelland

Bis heute wird von Slawisten behauptet, dass 983 ein "großer Slawenaufstand" im ostelbischen Wendenland ausgebrochen wäre, der die Reichshoheit wieder beseitigte. Tatsächlich betraf das zuerst nur das Havelland, was im 10. Jahrhundert mit der Brendanburg (Brandenburg) die längste Zeit zum dänischen Vindland gehörte. Da dieser Aufstand nur bei Havelberg und der Brendanburg registriert wurde, wird zugleich klar, wie lächerlich gering der Erfolg des christlichen Missionswerkes bis dahin war. Dabei kam den Heiden die wegelose urweltliche Natur zu gute, die auch kaum ein Missionar durchdringen konnte. Und doch hatte es die Kirche es bis dahin fertiggebracht die örtliche Bevölkerung in einer solchen Knechtschaft zu halten, dass die sich sofort den eintreffenden Kriegern aus dem Norden anschlossen, als diese das Havelland mit Krieg überzogen.


Havelberg - Im 10. Jahrhundert unterstand das Havelland die längste Zeit einer dänischen Oberhoheit

Thietmar teilte in einem Bericht voller wiederkehrender, bekannter Topoi mit, dass die Burgbesatzung in Havelberg von den aufständischen Leuten (=Lutizen) niedergemacht und der Bischofssitz zerstört worden sei. Nur drei Tage später überfielen die Kriegerscharen von der Peene das Bistum Brandenburg. Am Tag des Kampfes gelang es, Bischof Wolcmer, dem dritten Bischof seit Gründung des Bistums, mit Thiedrich (Dietrich), dem Markgrafen der Nordmark (dux), und seinen Kriegern zu fliehen. Die übrigen Geistlichen wurden gefangen genommen. Der zweite brandenburgische Bischof, Dodilo, wurde von den Heiden aus seinem Grab gerissen und seines Priesterschmuckes beraubt. Die Kirchenschätze wurden geplündert und viel Blut wurde vergossen.

Am Ende von Thietmars Schilderung wird uns eine sonderbare Begebenheit erzählt: "Statt Christus und seines Fischers, des ehrwürdigen Petrus, wurden wieder mancherlei Götzen voll teuflischer Ketzerei angebetet, und die beneidenswerte Veränderung wurde nicht allein von den Heiden, sondern auch von den Christen gepriesen."

Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit verstand Thietmar unter den Christen, die die heidnischen Götter anbeteten, frisch getaufte Wenden, die in ihren alten Glauben zurück fielen. Der wichtigste Götze war der von Jarovit, der später vor der zerstörten Kirche aufgestellt wurde. Jarovit war sonst nur in Wolgast bekannt und wurde als Krieger mit einem Speer dargestellt. Es ist also gut möglich, dass mit Jarovit eher Jarl Sigvaldi oder einer seiner Brüder gemeint ist, der von Wolgast aus seine Clankrieger in das Havelland führte und dort im Sinne Harald Blauzahns die einzigen beiden reichsdeutschen Orte eroberte.

Zeitgleich stießen dänische Wikinger und Heruler unter Herzog Mistiwoi auf Hamburg vor, plünderten und brandschatzten die Stadt und vernichteten den Bischofssitz. Mit mehr als 30 Heerscharen, beritten und zu Fuß, stieß dieses Wikingerheer plündernd und brandschatzend "unter dem Banner ihrer Götter und dem Schalle der Posaunen" - wie eine apokalyptische Strafe - bis an die Tanger (Tongera) vor, schreibt Thietmar.

Die Metropole Magdeburg schien nun unmittelbar bedroht. Schleunigst zogen die Bedrängten ein vereintes Heer zusammen. Dieses Heer wurde angeführt vom Magdeburger Erzbischof Giselher, dem Bischof von Halberstadt Hildeward von Wert, dem Markgrafen Thiedrich und unter anderen von dem Vater des Chronisten Thietmar, Siegfried von Walbeck. Das dänisch-herulische Heer wurde zwar geschlagen und hinter die Elbe zurückgedrängt, doch vernichtend kann diese Niederlage nicht gewesen sein, denn die ostelbischen Gebiete blieben auf lange Zeit dem Reich verloren. Trotzdem wurden, um den Rechtsanspruch aufrechtzuerhalten, regelmäßig Bischöfe für die nun unerreichbaren Wendenbistümer geweiht und Markgrafen für die Wenden-Marken ernannt.

Nach Thietmar hätten die Sclavi diesen Krieg dem missionarischen Übermut des Markgrafen Thiedrich zu verdanken (superbia Thiedrici), anderseits wird dieser Aufstand - wie alle Niederlagen Ottos I. - als göttliche Strafe für die Aufhebung des Merseburger Bistums gesehen. Brun von Querfurt und die Magdeburger Annalen, die Thietmar folgen, sehen genau wie er, die Strafe Gottes als Auslöser für den Aufstand. Adam von Bremen und Helmold von Bosau wissen von schwerer Unterdrückung der Wenden durch das unmenschliche Verhalten Herzog Bernhards und Markgraf Thiedrich zu berichten. Tatsächlich ist das nur die halbe Wahrheit, wenn sich an diesem Krieg auch die Dänen beteiligten und vom Jomsgau und der Peene aus Kriegerscharen in das Havelland aufbrachen, die offensichtlich von Jomswikingern geführt wurden. Zu diesem Krieg gehörte noch der Feldzug Harald Blauzahns gegen Schleswig, was ebenfalls 983 erobert wurde.



Primärquelle: Wikipedia
Herrmann, Der Wendenkreuzzug von 1147

Otto III. und das Bündnis der Sachsen und Gnesener gegen die Wenden

Für das Jahr 985 berichten uns verschiedene Annalen, dass die Sachsen, unterstützt von einem Heer aus dem Herzogtum Gnesen, bei den Wenden einfielen, 375 obwohl Thietmar berichtet, dass der Gnesener Herzog während des Thronstreites im Reich nicht auf Ottos Seite gestanden habe. In diesen Annalen und Berichten Thietmars wird kein einiges Mal "Polen" namentlich benannt, denn die Bewohner des Herzogtums Gnesen sind nur als Licicaviki bekannt gewesen, ein Name der sie nur als Wikinger beschreibt.

Das Bündnis zwischen Sachsen und Gnesen gegen die Liutizen hielt etwa 15 Jahre und konzentrierte sich 987 auf die östliche Thüringische Mark mit den Elbburgen, vor allem um die Burg Meißen. In den Jahren 988-990 herrschte in diesen heidnischen Gebieten noch Waffenruhe, denn Otto, der III. war zu dieser Zeit in Italien gebunden. Die wendischen Clans erholten sich im Norden noch von ihrer Niederlage an der Tanger. Im südlichen Wendenland verbündeten sich im Jahre 990 die Heveller mit den Böhmen gegen das Gnesener Herzogtum, was selbst wiederum Unterstützung bei den Sachsen fand.

Nach dem Fürstentag in Quedlinburg Ostern 991 eroberten im Herbst sächsisch-gnesische Verbände unter der Führung von Otto III. die Brandenburg, die als Tor zum ostelbischen Gebiet angesehen wurde. Es kam im weiteren Verlauf zu weiteren schweren Kampfhandlungen um die Brandenburg, bei denen der sächsische Ritter Kizo, der zeitweise zu den Lutizen übergelaufen war, eine zentrale Rolle innehatte. Sprachbarrieren gab es keine, denn östlich und westlich der Elbe existierte nur ein einziger Sprachraum und selbst Sachsen und Gnesener konnten sich in einer Sprache sich verständigen.


Gnesen 1940 - Die hier abgebildete Friedrichstraße trug zuvor den Namen von Boleslaw (Bolsleif) Chrobry. Mit ihm wurde kein "Pole" oder "polnischer Herrscher" geehrt, sondern nur ein Wikinger, der den Licicaviki (=Daglinger) angehörte!

Im Jahre 992 zog der 12jährige König Otto mit einer Schar von Sachsen, Böhmen, Bayern und Gnesenern gegen die Wenden. Das ostelbisch-böhmische Bündnis hatte sich mittlerweile wieder aufgelöst. Otto war siegreich und schloss Frieden, weil "er den guten Versprechungen der Sclavi vertraute und seinen Fürsten nicht widersprechen wollte ... aber jene logen in gewohnter Weise." Im Originaltext hatte J. Herrmann nur willkürlich "Slawen" für Sclavi eingesetzt, obwohl kein einiger Annalist dieser Zeit diesen Begriff kannte, geschweige verwendete.

Deswegen schloss Otto III auch keinen Frieden mit den "Slawen", sondern mit den Sclavi Ostelbiens, die sich trotzdem nicht an die Abmachungen mit Otto halten würden. Der Friedensschluss kam folglich durch den Druck der sächsischen Fürsten zustande, denen doch daran gelegen sein sollte, den heidnischen Feind gänzlich zu unterwerfen, statt einen schnellen Friedensschluss zu erwirken. Es ist als charakteristisch festzustellen, dass die sächsischen Fürsten weder an umfassenden Wendenkriegen noch an der Wiederbelebung der Bistümer ein Interesse hatten, "da sie dadurch an ihren Plünderungszügen gehindert worden wären'. Diese persönliche Bereicherung an den rechtlosen Heiden erschien als legitim und dominierte zu jeder Zeit den Kultivierungs- und Missionsgedanken der Eliten, und dass obwohl den Heiden nicht getraut werden konnte - wie uns die Chronisten immer berichten - und sie hin und wieder auch sächsische Gebiete verwüsteten. Mit inbegriffen in diesen Plünderungen war auch die lukrative Sklavenjagd, auf die sich ebenfalls der Begriff der "Sclavi" bezieht.


Die Operationen der deutsch-sächsischen Feudalheere und der Heere des Wikingerherzogtums Gnesen gegen die Heruler, Peene-Clans und Nachfahren der Elbgermanen (=Wenden)
(Berichtigte Karte aus Herrmann, Der Wendenkreuzzug von 1147)

Bis 996 wurde der sächsische Einfluss im Wendenland nachweisbar geringer, zumal Wikinger in Sachsen einfielen. Dürren, Hungersnöte und Seuchen verschärften die Lage in Sachsen weiter. Otto III., der nach Italien ziehen wollte, um sich zum Kaiser krönen zu lassen, benötigte Ruhe im Reich und schloss einen Frieden mit den ostelbischen Heidenclans. Kurz vor dem Jahr 1000 fanden also die immer wieder ausbrechenden und bisweilen harten Kämpfe zwischen Wenden und Sachsen ein vorläufiges Ende. Die von den Lutizen erstrittene Autonomie blieb bis ins 12. Jahrhundert erhalten. Selbst die Missionsanstrengungen, von deren Intensität wir kaum etwas wissen, zeigen keine konzentrierten Aktionen und sind in keiner Weise mit der Missionierung der Sachsen durch Karl den Großen zu vergleichen.

Bischof Adalbert von Prag hatte zunächst auch beabsichtigt, bei den Liutizen zu predigen, er hatte ihre Sprache gelernt und ihre Kultur und Sitten studiert. Sein Biograph Brun von Querfurt schreibt:
"Es dünkte ihm nämlich gut, die Rosse der Predigt zu den tauben Götzen der wilden Lutizen zu lenken, deren Sprache er kannte, und die er in veränderter Kleidung und Tracht täuschen konnte, da er noch nicht von ihnen gesehen worden war."

Boleslaw (Bolsleif) Chrobry, bei dem sich Adalbert aufhielt, schickte ihn aber zur Prußenmission, um das Land anschließend in Besitz nehmen zu können. Otto III. war sich sicher, sich das sächsische Verhältnis zu den Gnesener Wikingern (Daglinger) nicht dauerhaft friedlich gestalten würde. Dies bestärkte ihn, das Renovatio-imperii-Romanorum-Konzept zu verwirklichen. Nach byzantischem Modell sollten die östlichen Länder des Reiches durch eine geistliche Bande und leibliche Verwandschaft mit fremden Dynastien gesichert werden. Anstelle einer kirchenpolitischen Ausweitung des Reiches sollte der Osten des Imperium Romanum als ein selbstständiges Glied, die "Sclavinia", repräsentiert werden. Eine Konzeption, die Gnesen nur begrüßen konnte. Durch den Märtyrertod Adalberts wurde dieser Prozess zudem beschleunigt. Bolsleif Chrobry wollte den Leib des Heiligen in Gnesen beisetzen lassen. Kaiser Otto III. reiste nach Gnesen. Durch den Akt von Gnesen im Jahr 1000 wurde die Kirche der Daglinger- mit dem Erzbistum Gnesen - von Magdeburg unabhängig. Gleichzeitig wurde Gnesen als "Sclavinia" in das Imperium einbezogen. Bolsleif Chrobry wurde vom Kaiser als amicus und socius angesehen und erhielt kaiserliche Rechte über die eigenen und künftigen Missionsgebiete zugewiesen. Als Herrschaftszeichen und Symbol für die Aufgabe als defensor ecclesiae erhielt Bolsleif Chrobry eine Nachbildung der heiligen Lanze überreicht. Thietmar wertete den Akt von Gnesen für Bolsleif Chrobry als Rangerhöhung vom Untergebenen zum Herren. Am 24. Januar 1002 starb Otto III. und Markgraf Ekkehard von Meißen - ein möglicher Thronbewerber - wurde drei Monate später erschlagen. Bolsleif Chrobry nutze das kurzzeitig entstandene Machtvakuum im Reich aus und besetzte die Mark Meißen bis zur Elster. Er stieß also auf Reichsgebiet vor und drang daneben auch in die Ostmark und die Lausitz ein. Der Akt von Gnesen band, wie geplant, den Wikinger (Licicaviki) Bolsleif Chrobry somit ganz und gar nicht ans Reich, sondern nährte Gnesens Unabhängigkeits- und Expansionsbestrebungen.

Primärquelle: Herrmann, Der Wendenkreuzzug von 1147

1020: Tributpflicht für die Heruler

Um 1020 herum erfolgte unter dem Oldenburger Bischof Benno und dem sächsischen Herzog Bernhard II. eine neue Schwertmission gegen die benachtbarten Heruler. In Wagrien gegen die erzreaktionären Altheruler, die immer in ihrer Heimat blieben und nie etwas vom Christentum wissen wollten und gegen die Obotriten in Mecklenburg, deren ostherulische Oberschicht, schon spätestens im 6. Jahrhundert sich der byzantinischen Ostkirche geöffnet hatte. Das blieb auch so bei ihrer Rückkehr vom Balkan in ihre alte Heimat an der Ostsee, wo sie trotz byzantinischer Mönche im Gefolge sich jetzt den Missionaren der deutschen Reichskirche öffnete. Die Masse der Ost-Heruler erreichte diese erneute Missionierung nicht, diese murmelten das Amen nach, wenn die Missionar unter bewaffneten Ritterschutz erschienen, brachten die Christenmönche um, wenn diese glaubten, sie benötigten keinen Schutz und kehrten zu ihren heidnischen Riten zurück, wenn alle wieder von dannen zogen.


die rekonstruierte Oldenburger Wallanlage war der Hauptort der Altheruler in Ostholstein - Ihr überlieferter Name Starigard bedeutet jedoch nicht "Alte Burg", sondern muss mit Stierburg übersetzt werden, der Stierkopf war zugleich das Symboltier der Heruler und wurde noch vom mecklenburgischen Adel weiterverwendet.

Nachdem sich der Billunger Bernhard II. mit Kaiser Heinrich II. aussöhnte, ging er mit Unterstützung von Erzbischof Unwan gegen die herulischen Heiden in Ostholstein und Mecklenburg vor. Die herulische Bevölkerung wurde tributpflichtig gemacht und ihre bereits missionierte Oberschicht wurde mindestens in Westmecklenburg wieder eingesetzt, was später der Billungschen Mark zu geordnet wurde.

Helmold berichtet, dass Bischof Benno im Anschluss an den Feldzug Bernhards begann, die eigene, verwaiste Oldenburger Diözese wieder aufzubauen. Es ging ihm dabei explizit darum, „nach den Besitzungen und Renten zu forschen" die seit Otto dem Großen zum Bistum gehörten. Seit dem Zusammenbruch der deutschen Herrschaft auf ostelbischen Gebiet im Jahre 983 sind viele Schenkungen in Vergessenheit geraten und in den Besitz der Heruler übergegangen. Obwohl das Bistum Oldenburg bereits 948 gegründet wurde und nur Bischof Marco und ein paar Nachfolger eher ergebnislos missionierten, war es deshalb auch nachvollziehbar, dass dieses Bistum, mit dänischer Unterstützung unter Harald Blauzahn sich 983 quasi über Nacht auflöste.

Helmold schreibt:

„so beklagte sich Bischof Benno in Gegenwart Herzog Bernhards darüber, dass die Wagrier (=Seevolk/Altheruler) und die Abotriten (Obotriten/Ost-Heruler) und die übrigen Sclavorum gentes ihm die schuldigen Abgaben verweigerten."

Der Billunger Bernhard berief darauf eine Versammlung ein und befragte die Heruler, weshalb sie dem Bischof den Getreidezehnten vorenthielten. Die Heruler erwiderten, dass sie bereits viele andere schwere Abgaben zu entrichten hätten und dass es für sie „besser [wäre], ganz aus dem Lande zu gehen, als mit noch größeren Abgaben belastet zu werden". Herzog Bernhard verstand die herulische Seite und gab zu, dass die einst unter Otto dem Großen übertragenen Rechte der Kirche nicht wieder geltend gemacht werden könnten. Trotzdem erlangte er mit Mühe das Zugeständnis, dass von jedem herulischen Haushalt zwei Pfennige als Gebühr für den Bischof bezahlt werden sollten. Außerdem wurden die übrigen Besitzungen im Lande der Wagrier, die ehemals zur Oldenburger Diözese gehörten, dem Bischof wieder übergeben.

Die weiter entfernteren Güter im Herulerland, welche früher zum Oldenburger Bistum gehörten, konnte Bischof Benno nicht von Herzog Bernhard erhalten, obwohl er oft versuchte, sie wieder zu erlangen. Es zeigt sich eindeutig, dass der Billunger Herzog Bernhard stets um eine Ausgleichspolitik zwischen Wenden - hier speziell den ostherulischen und altherulischen Eliten - und dem Oldenburger Bistum bemüht war. Schließlich war er auf eine gute Zusammenarbeit mit den Herulern angewiesen, lag seine Billungsche Mark doch mitten im Land der Ost-Heruler.

Primärquelle: Herrmann, Der Wendenkreuzzug von 1147
https://www.kreis-oh.de/B%C3%BCrger-Krei...NavID=2454.10.1

Vor 1000 Jahren: Der Hoftag zu Werben und die gottlosen Wenden (1021)

Im Jahre 1021 wurde von Kaiser Heinrich auf der Burg Werben an der Elbe ein allgemeiner Hoftag gehalten. Helmold berichtet, dass „alle Fürsten der Winuler (Wenden) vor den Kaiser kamen und feierlich erklärten, dem Reiche in Frieden und Unterwürfigkeit gehorchen zu wollen." Der Bischof von Oldenburg, Benno, war auch auf dem Hoftag und trug seine Ansprüche dem Kaiser vor. Die wendischen Fürsten lenkten schnell ein und gaben vor, als man sie nach den bischöflichen Gütern fragte, sie wollten die ehemals zur Oldenburger Diözese gehörenden Burgen und das dazugehörige Land dem Bischof wiedergeben. Außerdem gelobten alle Abodriten (Ost-Heruler als Obotriten), Kessiner (warnische Clans an der Warnow), Polaben (Nachfahren unterelbischer Langobarden) und Wagrier (Altheruler als "Seevolk") und die übrigen Völker im Wendenland, welche innerhalb des Gebietes der Oldenburger Kirche wohnten, den ganzen Zins zu bezahlen, welchen Otto der Große statt des Zehnten zur Einnahme für die Kirche bestimmt hatte.


Werben an der Elbe

Jedoch - so schreibt Helmold - war ihr Gelöbnis voll Trug und Falschheit. Denn als der König den Hoftag auflöste und sich entfernte, kümmerten sich die Wenden gar nicht mehr um das Versprochene. Ob es sich bei dieser Einschätzung des Chronisten um die Wahrheit handelt oder ob Helmold das Topos vom „verlogenen Wenden" aufgreift, wissen wir heute nicht mehr. Vielleicht waren die Wenden tatsächlich so gewitzt, dass sie bewusst christliche Wertvorstellungen von Ehre und Treue für sich ausnutzten. Insgesamt wurden die Wenden jedoch nur als Apostaten begriffen, die sich bei Schwertmissionen taufen ließen und beim Abzug dieser Heere wieder ihre gewohnten heidnischen Riten nachgingen. Aus "Umgewendete" Apostaten wurde so ein neues Ethnonym, was sich jedoch nur auf ihre religiösen Verhaltensweisen bezog und nichts mit der tatsächlichen Clanzusammensetzung und ihrer Herkunft zu tun hat.

Auf dem Hoftag beschwerte sich auch der Billunger Sachsenherzog Bernhard II. darüber, dass die Wenden in der Nachbarschaft, welche er durch Kriege und Verträge unterworfen hatte, weder an Gott glaubten noch den Priestern zugetan wären. - was für eine treffliche Charakterisierung der Wenden!

Ob Bernhard damit von der gescheiterten Mission Bennos ablenken wollte, indem er sagt, dass anderswo das Christentum auch nicht Fuß fasste oder ob ihm schlichtweg der Zusammenhang zwischen der materiellen Ausbeutung der Wenden durch die Kirche und der Ablehnung des damit verbundenen Christentums nicht klar war, wissen wir heute nicht mehr. Darüber hinaus bleibt im Dunkeln, welche wendischen Clans Bernhard meinte.

Der Oldenburger Bischof Benno nahm die gescheiterte Christianisierung und Durchsetzung seines Machtanspruchs in Bernhards Machtbereich und die ausbleibende weltliche Hilfe zum Anlass, seine Diözese zu verlassen. Er sah sich in der Ausübung seines Sendamtes derart gehindert, dass er sich zu Bischof Bernward von Hildesheim flüchtete und ihm seine bedrängte Lage schilderte. Mit anderen Worten - Ohne ritterlichen Schutz konnte man kaum im Wendenland missionieren!

Im Jahre 1024 starb Kaiser Heinrich II. und das Geschlecht der Ludolfinger ging unter. Bis dahin hören wir nichts mehr über die Wenden. Sicher ist indes, dass sie ihre politischen und religiösen Freiheiten bewahren konnten. Die Daglinger in Gnesen und das Reich waren ihrerseits außenpolitisch in einer Art und Weise eingebunden, die es ihnen nicht erlaubte, die Wenden vollständig zu unterwerfen. Vielleicht nutzten beide Reiche auch das Wendenland als Pufferzone.

Richard Wagners Buch über die Wendenzeit hatte alle diese Details bereits über den Hoftag von Werben geschildert, er blieb jedoch ausdrücklich beim wendischen Ethnonym und benutzte kein einziges Mal die nicht überlieferten "Slawen", die Herrmann getreu seiner slawophilen Überzeugung willkürlich in all seinen Buchkapiteln ausstreute. Wagner verwendete nicht nur den Begriff "Liutizen", der sich aus dem Althochdeutschen direkt von "Leute" herleiten lässt, sondern auch nur den Begriff Obotriten statt des fränkischen Begriffs (Abodriti).

Primärquelle: Herrmann, Der Wendenkreuzzug von 1147
Richard Wagner, Die Wendenzeit: Mecklenburgische Geschichte in Einzeldarstellungen

Konrad II. und die Wenden


Die kurzzeitigen Wirren um die Nachfolge Heinrichs II. hatte der Daglinger Bolsleif (Boleslaw) Chrobry dazu genutzt, den Königstitel anzunehmen. Er unterstellte sich nicht mehr der deutschen Lehnshoheit und verweigerte die Huldigung. Der Salier Konrad II. fand somit bereits bei seinem Regierungsantritt (1024) eine verschärfte Lage östlich des Reiches vor, die Wikinger (Licicaviki) im Herzogtum Gnesen wollten die Unabhängigkeit.

Im Jahr 1025 starb zwar Bolsleif, doch sein Sohn Miseko II. tat es seinem Vater gleich, bestand auf den Königstitel und verweigerte weiter hartnäckig die Huldigung. Diese Situation erinnert an das Jahr 1002, als Heinrich II. die Regierung antrat. Auch damals erkannte Gnesen die Lehnshoheit des Reiches nicht an und demonstrierte eindrucksvoll einen Großmachtanspruch gegenüber dem Reich, der sich mit dem der Rurikiden in Känugard (Kiew) vergleichen lässt. Heinrich sah sich damals gezwungen, mit den heidnischen Peenwikingern über viele Jahre hinweg gegen Gnesen vorzugehen, womit auf beiden Seiten Wikinger-Clans gegeneinander kämpften.


Konrad II. - hier noch ohne Bart

Konrad II. schlug nun über 20 Jahre später einen anderen Weg ein. Einige Monate nach seiner Erhebung, vermutlich im Dezember 1025, kam der König nach Sachsen und brachte dort den Winter zu. In dieser Zeit wurde auch mit den Wenden verhandelt. Vornehmlich ist es wohl darum gegangen, nichtbezahlte Abgaben einzutreiben. Sein Biograph Wipo, vermutlich Augenzeuge vieler Geschehnisse in Konrads Regierungszeit, berichtet von dem Treffen zwischen Wenden und König Konrad. Konrad gelang es offenbar die offenen Abgaben einzutreiben: „Darauf empfing er [Konrad] von den an Sachsen grenzenden Barbaren Tribut fordernd jede dem Fiskus schuldige Abgabe."

Vornehmlich gegen Gnesen gerichtet, schloss Konrad, wohl von Erzbischof Unwan vermittelt, ein Bündnis mit Knut dem Großen. Man einigte sich später darauf, den Sohn Konrads mit der Tochter Knuts zu verheiraten. Konrad überließ Knut die Stadt Schleswig und eine Mark jenseits der Eider, die von nun an dänisch sein sollte. Was Knut in Folge dieses Bündnisses getan hat und ob er Konrad gegen Gnesen unterstützt hat, wissen wir leider nicht.

Dass das Reich tatsächlich von den Wikingern aus Gnesen bedroht wurde, wurde offenbar als 1028 von dort kommende Kriegerscharen in die sächsischen Marken zwischen Elbe und Saale einfielen. Die mittelbar betroffenen heidnischen Wenden (Semnonen und Hermunduren/Thüringer) schickten ihrerseits eine Gesandtschaft an den Kaiser. Sie baten um Hilfe gegen Gnesen und versprachen, treue Dienste zu leisten, d.h. die Reichstruppen zu unterstützen. Es ist ungeklärt, wie Konrad II. reagiert hat und ob die Wenden zwischen Saale und Elbe Konrad im Kampf gegen den Gnesener Herzog Miseko II. erfolgreich waren.

Der Wikingerkönig wurde nach einer Zeit des Widerstands zu einem Frieden genötigt, der ihn zwang, alle Beute zu erstatten und auch die Lausitz und andere westliche Ländereien - darunter wahrscheinlich das Milzener Land - abzutreten. Wahrscheinlich empfing im Jahre 1033 Miseko II. ein gedritteltes Reich von Konrad II. als Lehen.

Nach Misekos II. Tod am 10. Mai 1034 brach die Wikingerherrschaft Gnesens vollständig zusammen. Das deutlichste Zeichen für den Zusammenbruch der dieser Herrschaft war der Einfall der Böhmen in Wikingerreich zwischen Warthe und Weichsel. Sie zerstörten Gnesen und Posen und überführten die Reliquien des heiligen Adalbert nach Prag, wo sie heute noch sind.

Anmerkung: Der Slawist J. Herrmann brachte es doch tatsächlich fertig zu behaupten, dass "Tschechen" in das Wikingerreich eingefallen wären. Auch das ist Unsinn, es wurde immer nur von Böhmen in deutschen Landen gesprochen!

Primärquelle: Herrmann, Der Wendenkreuzzug von 1147

Als die Wenden Werben eroberten

Wie das Kaiserreich im 11. Jahrhundert seine Elbegrenze schützte, kann man noch am Fall dieser Stadt im Jahre 1035 durch die Wenden ablesen. Von der anderen Seite der Elbe kommend, kamen diese Clans noch aus jenem Teil des Wendenlandes, was erst ein halbes Jahrhundert zuvor, die deutsche Oberherrschaft an die Wenden wieder verlor, die zu dieser zeit von Dänemark und den Jomswikingern unterstützt wurden. Das Jomsgau mit der Jomsburg existierte um 1035 noch immer, weswegen die Nachfahren der früheren germanischen Stämme noch immer auf Dänemark hoffen konnten. Zwar wird heute noch immer behauptet, das Dänemark das Vindland noch von Jomsburg aus zur Zeit von Sven Estridsson beherrschte, doch diese Herrschaft wurde sicher schwächer, je weiter man sich von Jomsburg aus weg befand. Die einst mit einer Warägergarde belegte Brendanburg (Brandenburg) ist jedoch ein sicheres Indiz, dass diese dänische Herrschaft einst wesentlich stärker präsent war, als heute vorstellbar.

Nach der Unterwerfung von Gnesens Weichselwikinger hatten die Clans im Wendenland den Rücken wieder frei und es kam wiederum zu Kämpfen zwischen ihnen und dem Reich. Nahe dem linkselbischen Werben wurde 1033 eine sächsische Einheit von den Wenden aufgerieben. Brüske folgert, dass der Schlacht ein Friedensbruch von sächsischer Seite vorausgegangen war. Konrad erschien, um zu vermitteln, und gestand den Wenden ein Gottesurteil zu.


Werben an der Elbe wurde 1035 von den Wenden erobert, danach wurden alle ihre Befestigungen zerstört.

Das schnelle Einverständnis zum Gottesurteil, das Konrad gab, deute auf die Schuld der Sachsen hin, schrieb Brüske. Der wendische Kämpfer besiegte den sächsischen Kontrahenten im Zweikampf und damit war die „Unschuld" der heidnischen Clans belegt. Der Sieg beflügelte die Wenden und beinahe hätten sie die anwesenden Sachsen augenblicklich angegriffen. Konrad befestigte zum Schutz der Sachsen den Grenzplatz Werben. Trotzdem gelang es den Wenden im Jahre 1035 Werben durch Mithilfe eines sächsischen Verräters zu erobern. Graf Dedi, der zu dieser Zeit Werben verteidigen sollte, glänzte dabei durch Abwesenheit. Ein Teil der Besatzung wurde getötet, der andere Teil nach der Zerstörung der Festung gefangen fortgeführt. In dieser Gegend befand sich sicher schon die erst 1056 vom Annalista Saxo überlieferte Burg Prizlava, wo sich zu dieser Zeit Sachsen und Wenden eine Schlacht lieferten. In Prizlava könnte man also naheliegend die Gefangenen untergebracht haben.

Kaiser Konrad II. war um 1035 Zeit mit der burgundischen Erbfolge beschäftigt. Später verlobte er seinen Sohn Heinrich mit Gunhild der Tochter des Dänenkönigs Knut und verband Otto von Schweinfurt mit der Tochter des neuen Herzogs der Daglinger, Boleslav. Knuts Tochter Gunhild hieße jedenfalls genauso, wie ihre wendische Großmutter Gunhild.

Kaum hörte Konrad II. jedoch vom Fall Werbens, rief er am 18. Mai in Bamberg ein Aufgebot zusammen und drang nachfolgend verwüstend ins Wendenland ein. Dabei gab es wohl die Mitwirkung böhmischer Verbände unter dem Herzog Bretislav. Der Hofchronist Wipo beschreibt den Feldzug des Kaisers. Unglaublicher Hass gegen die Wenden wird beschrieben. Einmal hatten die Heiden wohl, so wird von Wipo erzählt, ein hölzernes Kruzifix angespuckt, ihm Schläge gegeben, die Augen herausgerissen und die Hände und Füße abgeschlagen. Zur Rache dafür ließ Konrad eine große Zahl gefangener Wenden in gleicher Weise verstümmeln. Für diese Tat begeisterte sich der Lobredner Wipo, der Verse zum Ruhm des Feldzuges gedichtet hatte:

„Dort liest man, wie der Kaiser bisweilen bis an die Hüfte in Sümpfen steckte, indem er selbst kämpfte und die Kriegsleute zum Kampf anfeuerte, und wie er nach seinem Siege über die Heiden dieselben wegen eines höchst schändlichen Aberglaubens gar schrecklich niedermetzeln ließ."

Konrad wurde als Rächer des Glaubens gepriesen und mit Titus und Vespasian verglichen, welche als Rache für den Herrn, 30 Juden für einen Silberling verkauft hätten, weil die Juden Christus für diese Summe verraten hatten.

Als im Jahre 1036 Konrad II. mit seinem Heer wieder in das Land der Lutizen einrückte, stieß er auf keinen Widerstand mehr. Es wurden Geiseln gestellt, große Geldsummen entrichtet und die üblichen Abgaben wurden erhöht. Konrad II. hatte in seiner Regierungszeit die Gnesener Daglinger dem Reich unterstellt und die Wenden tributpflichtig gemacht, er war dabei erfolgreicher als seine Vorgänger. Die verlorenen Wenden-Bistümer Havelberg und Brandenburg stellte er nicht wieder her. Es scheint, dass er mit dem Erreichten zufrieden war und die Wenden nicht provozieren wollte. Ihnen blieb damit ein hohes Maß an politischer Autonomie erhalten.

Primärquelle: Herrmann, Der Wendenkreuzzug von 1147
Richard Wagner, Die Wendenzeit: Mecklenburgische Geschichte in Einzeldarstellungen

Die Wendenpolitik bis zur angeblichen Zerstörung Rethras 1067/68

Herrmanns Politikfazit über die Schwertmissionierungszeit des 11. Jahrhundert ist natürlich ganz im Stile seines "Slawen"- und Polendogmas gehalten, doch weil es die Slawen nie gab und zu dieser Zeit zwischen Warthe und Weichsel nur ein weiteres Wikingerreich in Osteuropa existierte, kann dieses nur unstimmig sein.

Herrmanns berichtigtes Fazit: "Es hat den Anschein, dass die Erfahrungen, die insbesondere in den Jahren 1003-1034 von den Königen des Reichs mit dem "Osten" gemacht worden sind, die weitere "Ostpolitik" der deutschen Könige bis hin zu Friedrich Barbarossa bestimmt haben. Die Nachfolger Heinrichs II., Salier wie Staufer, haben an den Grundprinzipien der Ostpolitik der letzten Ottonen festgehalten. Sie versuchten, eine für das Reich verhängnisvolle Vereinigung des Herzogtums Gnesen mit Böhmen auf jeden Fall zu verhindern und die Gnesener Herrscher der Licicaviki zur Anerkennung der Oberherrschaft des Reiches zu veranlassen. Für die wendischen Clans ermöglichte diese Politik des Reiches Gnesen gegenüber zunächst eine Stärkung ihrer Eigenständigkeit. Vor allem die immer wieder entflammenden Kriege zwischen dem Kaiserreich und Gnesen 1003 und 1032 lenkten vom Konflikt zwischen den Wenden und dem Reich ab.

Obwohl die Gelegenheit - angesichts der Gnesener Schwäche - so günstig wie nie war, eine autonome politische und religiöse Neugestaltung des Wendenlandes unter der Führung der ansässigen Clans vorzunehmen, gelang dies nicht. So ist es schließlich durch innere Auseinandersetzungen zu einer Destabilisierung des ostelbischen Raumes gekommen. Für die Fürsten des Reiches ging von den Wenden keine ernst zu nehmende Gefahr mehr aus. Der sogenannte "Lutizenbund" aus herulisch-ranischen Wikingerclans östlich und westlich der Peene ist letztendlich nicht an den Angriffen äußerer Feinde zerbrochen, sondern an innere Machtkämpfe und den immer währenden dänischen Herrschaftsanspruch auf das Vindland bis zum 11. Jahrhundert.

Obwohl sich besonders die Peeneclans 1066 gegen Gottschalks Obotritenherrschaft und die christliche Mission auflehnten, gelang es den ranischen Wikingerclans in der Folgezeit nicht, sich erneut zu einigen und eine dauerhafte, beständige und unabhängig politisch-religiöse Struktur aufzubauen, wie sie im 10. Jahrhundert bestanden hat. Die Clankriege 1056/57 haben einen bleibenden Hass zu den dänischhörigen Tollensern und Redariern hinterlassen.

Ordulf, der Sohn des Billungers Bernhards II. von Sachsen, war viele Male erfolglos in das ostelbische Wendenland eingefallen. Im Winter 1067/68 schaffte dann Bischof Burchard II. von Halberstadt das scheinbar Unmögliche. Er zog gegen die Redarier und drang als erster Feldherr bis nach Rethra vor und zerstörte den Tempel. Anschließend ritt er auf dem heiligen Pferd in seine sächsische Heimat zurück und demütigte die Redarier dadurch über alle Maßen. Das weite Vordringen des Kirchenfürsten war jedoch nur möglich, wenn ausgerechnet zu dieser Zeit die dazwischen herrschenden Peene-Clans diese Christenmission gegen Rethra passieren ließen, wo man nur Monate zuvor einen Bischof geköpft hatte. Ob Rethra durch Bischof Burchard überhaupt oder erst durch Lothar III. 1126 endgültig zerstört wurde, ist deshalb nicht endgültig geklärt. Die Frage ist also, ob diese Mission gegen Rethra unter Burchard überhaupt so stattfand, oder eher nur ein schöne ausgeschmückte Anekdote aus der Christianisierungszeit war. Denn wie kann es sein, dass man nur ein Jahr, nachdem die Heidenclans die christliche Mission im Herulerreich auslöschten ein Bischof durch das Peeneland ziehen konnte, die jeden bekennenden Christen zuvor getötet haben? Ein Sinneswandel ist unwahrscheinlich, es passt also nicht wirklich was zusammen. Dazu kommt noch, dass der Zeitzeuge Adam von Bremen die Zerstörung Rethras gar nicht erwähnte. Die Frage ist also erlaubt, welchen Gaul dieser Bischof wirklich nach Hause ritt, denn der Rückweg führte wieder durch das Peeneland, wo jeder Christ verhasst war. Falls er überhaupt auf ein Pferd zurückkam, wurde diese märchenhaft wirkende Geschichte eher komplett erfunden, um im Sinne der 1066 vernichteten Christenmission wieder irgendeinen Erfolg vorweisen zu können. Nichts anderes wird Adam von Bremen mit seiner Unkenntnis darüber bestätigen. Direkte Folgen hatte dieser angebliche Zug Burchards ebenfalls nicht, was angesichts der Rachsüchtigkeit der ranischen Wikinger ebenfalls nicht zusammen passt. Insgesamt drei Quellen berichten über diese Schwertmission Bischof Burchards II.: die Annales Augustani a. 1068., Bertholdi Annales a. 1067 und Bernoldi Chronik a. 1067. Man konnte jedoch nur das niederschreiben, was einem erzählt wurde...

Im Jahre 1069 führte König Heinrich IV. einen Feldzug gegen die Wenden an, wohl um deren Niederlage gegen den Halberstädter Bischof auszunutzen. Aber außer lokalen Erfolgen, Plünderungen und Brandschatzungen scheinen die Reichstruppen nichts erreicht zu haben.

Primärquelle: Herrmann, Der Wendenkreuzzug von 1147