Der Gau Nudzici, auch Gau Nudzizi, wurde nach seinem gleichlautenden Hauptort Neutz bei Wettin benannt und erstreckte sich am Ostufer der Saale von Bernburg an der Mündung der Fuhne bis zur Mündung der Götsche bei Halle an der Saale. Neutz wurde 961 als Nudcici erwähnt, eine Deutung liegt in der Wikipedia nicht vor. Nur der DDR-Slawist Walter Wenzel hat sich daran versucht und weil ihm sonst nichts "slawisches" einfiel, musste wieder einmal die Idee von einem "slawischen" Personennamen herhalten, der sonst nirgendwo anders belegt ist. Nach ihm soll der Name "Leute des Nuďźa" bedeuten, was sich von einem "urslawischen" PN Nudja ableiten soll.
Weil es "Slawen" niemals gab, lässt sich der Name aus dem Indogermanischen noch von *neud herleiten, was den Gau als Gebiet voller Nutztiere ausweist, bevorzugt Rinder, die im altnordischen "naut" bedeuten. Das nachfolgende zici (zizi) ist auf jeden Fall von Cica als Freya (siehe Zeitz) abgeleitet, was vom Hintergrund auch Sinn macht. So ist überliefert, das Freya Rinder geopfert wurden, womit der gesamte Gau von ihren Gefolgsleuten bewohnt wurde.
Der Gau Nudzici wird durch eine in Ohrdruf ausgestellte Urkunde von Otto I. von 961 erstmals umrissen, wobei sechs Burgbezirke erwähnt werden: Vitin (Wettin), Liubuhun (Löbejün), Sputinesburg (Rothenburg), Loponoh (Laublingen), Trebonici (Trebnitz) und Brandanburg (Bernburg). Seine Grenzen wurden im Westen durch die Saale, im Norden durch die Fuhne bis Plötz und im Osten und Süden durch die Götsche gebildet. Die Nordwestgrenze des Gaues verlief damals an einem Saalearm, der sich mittlerweile zu den Altarmen der Kuhfurt und des Strengebaches entwickelt hat, so dass Kustrena, Beesedau, Poplitz und Mukrena auf linkssaalischem Gebiete lagen und zum Nordschwabengau gerechnet wurden. Die Ostgrenze des Gaues bildete eine Linie von Plötz an der Fuhne bis zum Petersberg und an dessen östlichem Fuß an der Götsche entlang bis zu deren Mündung in die Saale.
Vitin (Wettin): Burgname vom germanischen *wītīn für "weit sehende" abgeleitet.
Liubuhun (Löbejün): 15 km nordlich von Halle gelegen, wird diesem Ort diese Geschichte nachgesagt: In die ursprünglich zu Thüringen gehörende Gegend des Werinogaus wurde bis zum Jahr 595 in das Frankenreich eingegliedert. Im 7. Jahrhundert kam es, sicherlich durch die Franken gefördert, zur Zuwanderung "altsorbischer" Siedler. So soll der Ortsname erst aus dem Altsorbischen stammen. Der Ort wurde im Jahr 961 als Liubichun im Gau Nudzici erstmals urkundlich erwähnt, als er vom König an das Magdeburger Moritzkloster geschenkt wurde. Ausgehend, dass die Altsorben überwiegend für heidnische Hermunduren standen und der Name erst 961 erwähnt wurde, kann er wie andere Orte dieser Zeit noch vom indogermanischen lup für Wolf und dem germanischen hun für junges Tier hergeleitet werden. "Wolfsjunge" wäre damit als Abstammungsname zu deuten, wobei die angeblichen "Altsorben" sicher noch Odin opferten.
Sputinesburg (Rothenburg): Bronzefunde, Hügelgräber und Urnen belegen, dass bereits in prähistorischer Zeit Menschen im Gebiet von Rothenburg siedelten. Später errichteten Nachfahren der Hermunduren in der Nähe von Rothenburg eine Wallburg zur Sicherung des Saaleübergangs. Der Name der Burg ist als Sputinesburg bzw. Zputinesburg (961) und im 11. Jahrhundert als Spiutni überliefert. Er leitet sich aus dem Germanischen von spitjōn für Spitze ab (="Spitzburg").
Die uns heute bekannte ostfränkische Gaueinteilung in dieser Region östlich der Saale wurde durch die Eroberung des ursprünglich hermundurischen Landes durch König Heinrich I. ab 927 ermöglicht und ist durch dessen Sohn und Nachfolger Otto I. für 961 erstmals urkundlich belegt. Ab 937 gehörte das Gebiet zu der nur ein Jahr nach Ottos Regierungsantritt eingerichteten Geromark. Nach dem Tod des Markgrafen Gero 965 wurde diese in fünf Marken geteilt. Das Gebiet des Gaues Nudzici kam zur Mark Lausitz (Mark Lusici), mit welcher fortan dessen Geschichte bis zum Ende der Gauzeit eng verknüpft war.
Primärquelle: Wenzel, Die regio Neletici ubi est Vurcine civitas im Licht der Ortsnamen Wikipedia
Dass sich im Gau Nudzici nur Clans nordisch-germanischer Prägung aufhielten, kann man der Etymologie entsprechender Ortsnamen entnehmen. Von herausragender Bedeutung ist dabei Bernburg mit seiner uralten Siedlungsgeschichte. Bernburg ist heute namengebender Fundort für Siedlungsbelege der "Bernburger Kultur", einer Untergruppe der jungsteinzeitlichen Trichterbecherkultur. Das Gebiet um Bernburg ist durch fruchtbare Lössböden gekennzeichnet und zählte daher schon in früher Zeit zu den bevorzugten Siedlungsgebieten. Forschungsergebnisse von 2010 verorten die Siedlung Luppia, die Ptolemäus um das Jahr 150 n. Chr. in seinem Atlas Geographia verzeichnet hatte, im Raum Bernburg. Dieser Ortsname verbindet zugleich einen "Wolfsort" (idg. "lup"= Wolf) mit der Siedlungsgeschichte germanischsprachiger Clans, wo die Salzquellen rund um Halle für eine Siedlungsverdichtung im gesamten Großraum sorgten. Präzisiert deutet der gesamte Name auf eine weitbekannte Trinkerhalle der Wolfsleute hin, denn der zweite Wortteil "pia" wird wohl vom indogermanischen *pōi für trinken abgeleitet sein mit Bezügen zu Mundschenk, Trinkgelage, Gerstensaft oder Trinkgefäß (Becher).
Bernburg - als Luppia oder Brandanburg erzählt sie noch heute, dass hier immer nur nordisch-germanische Clans herrschten
Der nächste hochinteressante Aspekt von Bernburg ist der spätere Name Brandanburg, der seit 961 durch Franz Stieler als belegt gilt. Niemand hat sich bisher die Mühe gemacht, diesen Namen mit der Brendanburg (Brandenburg) abzugleichen, die beide auf für die dänische Herrschaftszeit im Wendenland stehen. Und so wie es an der Saale aussieht, wurdes zumindest das Gebiet um die Hallischen Salzquellen wenigstens zeitweise von den Dänen östlich der Saale kontrolliert. Bis eben die Brandanburg nach den Kriegszügen von Heinrich I. gegen die Dänen an das frühdeutsche Reich fiel.
Beesenlaublingen: Auch dieser Ort war ein Wolfsort!
Der nächste Wolfsort im Gau Nudzizi ist Loponoh (Laublingen) am Ostufer der Saale. Sie wird als „civitas Loponoh“ am 29. Juli 961 durch König Otto I. erstmals erwähnt. 964 führte eine Urkunde der Herren von Beesen die Orte Beesen, Poplitz und Mukrena auf. Die Namensendung könnte dabei vom idg. *nā abgeleitet sein, was fürchten bedeutet, der Wolfsort war also wegen eines örtlichen Clans gefürchtet.
Trebnitz (Könnern) bedeutet wie alle Orte die Trebnitz heißen nur Wendenort (Wendendorf) Dguendel, Wikimedia Commons
Im Gau Nudzizi findet sich mit Trebnitz noch ein Ort, der gleich mehrfach, östlich der Elbe-Saale Linie vorkommt. Davon werden bei Wikipedia folgende aufgeführt:
Trebnitz, alter Name von Elstertrebnitz, Landkreis Leipzig, Sachsen
Frühere Orte als heutige Ortsteile:
Trebnitz (Gera), Ortsteil der Stadt Gera, Thüringen Trebnitz (Zerbst), Ortsteil der Stadt Zerbst, Landkreis Anhalt-Bitterfeld, Sachsen-Anhalt (Zerbst vom althochdeutschen zerben hergeleitet, bedeutet ebenfalls Wenden!) Trebnitz (Könnern), Ortsteil der Stadt Könnern, Salzlandkreis, Sachsen-Anhalt Trebnitz (Merseburg), Ortsteil der Stadt Merseburg, Saalekreis, Sachsen-Anhalt Trebnitz (Müncheberg), Ortsteil der Stadt Müncheberg, Brandenburg Trebnitz (Strehla), Ortsteil der Stadt Strehla, Landkreis Meißen, Sachsen Trebnitz (Teuchern), Ortsteil der Einheitsgemeinde Stadt Teuchern, Burgenlandkreis, Sachsen-Anhalt Trebnitz (Wetterzeube), Ortsteil der Gemeinde Wetterzeube, Sachsen-Anhalt
Dazu kommen noch fünf Ort in Böhmen die früher ebenfalls Trebnitz hießen und ein weiterer in Schlesien. Ohne daraus irgendeinen Zusammenhang zu erkennen wird heute behauptet dass dieser Orstname "slawisch" wäre und einen Ort beschreiben, dem nichts mangelt. Das ist einfach alles Unsinn und auch was sonst noch über diesen Ortsnamen an seinen unterschiedlichen Standorten behauptet wird. Sie alle leiten sich vom althochdeutschen trīban für wenden her, der alle diese Dörfer den Wenden im Sinne von missionierten und wieder abgefallenen Umgewendeten zuordnet!
Suebische Clans sind die Vorfahren der Sorben, deren Name auf Fredegars germanisch-lateinische Variante su-urbi zurückgeht. Dieser erscheint später in der Bezeichnung des fränkischen Grenzbefestigung des "Limes Sorabicus" und weist auf das lateinische Sorbus womit im Erzgebirge der weithin besungene Vogelbeerbaum gemeint ist. Doch woher kommt diese lateinische Bezeichnung dieses Baumes? Man verbindet ihn als Krähenbeere mit dem Raben und mit anderen Vögeln, so etwa dem Sperber auf der Sperberbeere oder der Drossel auf der Vogelbeere. Als Eberesche mit dem Eber und als heiliger Baum mit Thor. Thors Stiefsohn Uller ist als Skigottheit im Erzgebirge beliebt, womit er eher einen suebischen, als einen anderen Hintergrund hat. Für die Sueben galt wider die weiße Krähe als ihr Totemtier, weswegen Sorbus zuerst mit dem Raben verbunden sein wird, als mit anderen Vögeln.
Der Rabe als schwarzer Bräutigam bei der Vogelhochzeit bei den Sorben - Damit wären die Sorben als suebisches Rabenvolk deutbar, der Rabe war ihr Totemtier. Die spätere Umdeutung der Vogelhochzeit als "slawischer" Brauch ist gewollte Volksverdummung. In den sorbischen Sagen haben hauptsächlich Schlangen, Drachen und als Vogel der suebische Rabe Eingang gefunden
Von den Franken wurden die Sorben zuerst als Surabi und Sorabi bezeichnet, was sie bereits als suebisches Rabenvolk, ähnlich der Langobarden als Vinniler (an. hvinn =Rabe) benennen könnte. Und zwar als Eigenname, weil nach ihnen der "Limes Sorabicus" als Grenzmark benannt wurde. Sie wurde also nach dem Volk hinter der Elbe-Saale-Linie benannt. Es ist das gleiche suebische Volk, auf dessen Gebiet viele Wolfnamen entstanden, doch benannt haben sie sich als „Zius Raben“. „Su“ geht auf Ziu und das germanische *hraba für Rabe zurück. Ziu, am Rhein als Tuisto identisch, war die höchste Gottheit suebischer Semnonen, weswegen sie sich auch Surabi nannten. Und hauptsächlich dieses Rabenvolk sorgte mit seinem Widerstand gegen christliche Zwangsmissionierung dafür, dass sie noch als Wenden, im Sinne von Apostaten bezeichnet wurden. Ein Eigenname war "Wenden" nicht, das war ein reiner Annalistenbegriff, der über mehrere Jahrhunderte zum missverständlichen Ethnonym wurde.
Der suebische Rabe findet sich bei den Sorben im sogenannten Brauch der Vogelhochzeiten wieder, wobei der Rabe den Bräutigam symbolisiert und die Elster die Braut. Die Elster galt als Vogel Hels und Rabe war auch ein Clanführertitel der Sueben.
16.06.2021 14:14 (zuletzt bearbeitet: 21.11.2023 17:02)
Ahnenhalle
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