Die Ostvandalischen Stämme während der Ankunft der Awaren

Eine neue Lage entstand nach dem Erscheinen der Awaren, die Byzanz durch erhebliche Goldzahlungen gegen Reichsfeinde verpflichtete. Die Awaren unterwarfen die ostvandalischen Sklavenen und benutzten ihre Krieger als Fußkämpfer. In Ungarn wurde in Dunaujvaros eine von Ostvandalen und Awaren gemeinsam bewohnte Siedlung ergraben (I. Bona 1968). Die Herkunt der Awaren gilt bis heute als ungeklärt, häufig werden sie als "Weißen Hunnen" (Hephthaliten) gedeutet, wovon wohl der Stammesname Varhunni abgeleitet wurde.


Die Ankunft der Awaren im 6. Jahrhundert - Hinter ihnen werden sich Nachfahren der Hunnen der verbergen.

Ca. 100000 Awaren zogen durch die Schwarzmeersteppen, womit sie zu einem neuen ernstzunehmenden Machtfaktor in Südosteuropa wurden. Ihre hunnische Herkunft kann man auch an ihrem Verhalten ablesen. Zum einen paktierten sie mit germanischen Stämmen um andere wiederum zu unterwerfen, man darf sich also zurecht fragen, ob ihre vermutlich indogermanische Sprache von den Ostvandalen sogar verstanden wurde. Zum anderen haben sich die Awaren in Pannonien mit den restlichen Hunnen vermischt, was auf einen identischen Herkunftshintergrund weist. Als ihre engsten germanischen Verbündeten galten die Langobarden, die unter Alboin sich nur noch auf die Eroberung des nördlichen Italien konzentrierten. An dem im ungarischen Tiefland entstehenden Awaren-Reich grenzten im Norden und Osten weiterhin ostvandalische Stämme.

In den letzten Jahrzehnten des 6. Jahrhunderts setzten die Ostvandalen ihre Einfälle in das oströmische Reich fort, die dann bis zu Siedlungen bei Saloniki und Sparta und zur ethnischen Umgestaltung des gesamten Südostens führten (J. Irmscher 1980). Angebliche "slawische" Stämme auf griechischem Territorium sind deshalb ostvandalischer Herkunft oder gehörten anderen germanisch sprechenden Stämmen an. Ihre überlieferten Stammesnamen vermitteln sogar noch, dass ihre Vorfahren der Asenzeit entstammen. Die erst vor den Hunnen, Awaren und noch weiteren Steppenvölkern nach Westen und Süden ausweichenden ostvandalischen Verbände gelangten bis zum Südabhang der Alpen, setzten sich an der Ostküste der Adria fest und suchten in Thrakiens Bergwelt eine neue Heimat. Die ab dieser Zeit aufkommenden Stammesnamen sind entweder Fremdbezeichnungen ihrer Nachbarn oder sogar Eigenbezeichnung, die bis heute falsch übersetzt werden.

In den Einleitungskapiteln der Nestorchronik werden eine Reihe ostvandalischer Stämme genannt, die vor ihrer Verbreitung nur Slowenen hießen:

Mährer, Cechen, weiße Chorwaten, Serben, Karantanier, Ljechen, Poljanen, Ljuticen, Masovier; Pomorjanen, Poljanen, Dever; Derevljanen, Dregovicen, Polocanen. Besonders genannt werden die Slowenen vom Urnensee und aus Rußland: Poljanen, Derevljanen, Novgoroder (ostvandalische Slowenen im Ingermanland), Polocanen (ostvandalische Kriwitschen), Dragovicen, Severjanen, Buzanen und Volynier (R. Trautmann 1931). Ob das noch heute haltbar ist, fördert nur eine Überprüfung zu Tage und zwar mit dem entslawisierten Wissen des momentanen Forschungsstandes.

Primärquelle: Schröcke, Germanen - Slawen

Ostvandalische Poljanen am Dnjepr

Wenn wir an die heutigen ruthensichen und wolhynischen Sumpfgebiete denken, die früher noch wesentlich ausgedehnter und für Menschen unbewohnbar waren, dürfen wir getrost davon ausgehen, dass dieser angebliche Stammesname in der Ukraine, ebenfalls vom germanischen "pōla" hergeleitet, nur Sumpfleute bedeutet. Heute als "ostslawischer" Stamm bezeichnet reichen die Wurzeln dieser auf beiden Seiten des Dnjepr siedelnden Leute, bis in jene Zeit zurück, als das Schwarze Meer noch vom Römischen Reich beherrscht wurde.

Die Polanen wurden von Nestor als ein großer und fortschrittlicher Stamm beschrieben. Laut Nestorchronik sollen es auch diese Polanen gewesen sein, deren benannte Anführer Kyj, Schtschek und Choriw und deren Schwester Lybed um 480 n. Chr. die Stadt Kiew gegründet hätten. Damit wäre Kiew eine germanische Gründung, denn die Poljanen hatte man laut Schröcke in der Nestor-Chronik als Ostvandalen bezeichnet.

Der erst nach 1000 bekannte Name Pol(j)anen macht es zudem schwer, diese Sumpfleute mit den Gründern Kiews gleichzusetzen, denn dieses Siedlungsgebiet gehörte nur ein Jahrhundert vor diesem ominösen Gründungsdatum noch dem Reich der Ostgoten (Greutungen unter ihrem Reik (= König) Ermanarich an. Bereits seit 238 beherrschten sie die Schwarzmeersteppen und haben rund 150 Jahre gesiedelt. Damit drängt sich nur der Gedanke auf, dass es sich bei diesen Sumpfleuten der Ukraine nur um ihre Nachfahren oder Nachbarn handeln wird. Die Dnjepr-Polanen wurden jedenfalls rein willkürlich als "ostslawischer" Stamm bezeichnet, während die ostvandalischen Sclavenen (Slowenen) und die Goten bei ihrer Vorgeschichte verschwiegen werden. Die Clans der nachweislich ostvandalischen Sarubintsy-Kultur werden jedoch als ihre unmittelbaren Vorfahren erklärt. "Slawen" sind sie nicht gewesen, auch wenn man heute krampfhaft versucht die byzantinische Sclaveni Bezeichnung dafür auszuschlachten. In der Wikipedia liest man dazu diesen Satz:

Die Sarubintsy-Kultur ist möglicherweise mit den vorslawischen Vorfahren der frühen Slawen verbunden (Proto-Slawen), mit möglichen Verbindungen zu den Völkern des Weichselbeckens.

Schwammiger ausdrücken kann man sich kaum, wenn man keinerlei Belege dafür hat. Wenn jedoch diese unbelegten "Proto-" oder "Vorslawen" Verbindungen zum Weichselbecken hatten, standen sie in Kontakt zu den vandalischen Clans der Przeworsk-Kultur, die man bis heute mit den Vandalen verknüpft. Ob nun Goten oder vandalische Vorfahren: die Nachfahren dieser Leute lebten noch in den Sümpfen, als sich die Rurikiden des Kiewer Umlandes bemächtigten und womöglich als Neuründer Kiews in Frage kommen, nur eben ein paar Jahrhunderte später, wobei sie ihre Stadt zuerst Känugard im Garderike bezeichneten Umland nannten. Wenn also heute behauptet wird, dass diese Polanen oder Poljanen nach 1000 nicht mehr erwähnt werden, sind diese jedenfalls nicht in einem "slawischen" Nachfolge-Volk aufgegangen, sondern wurden als ostvandalische Clans zuerst von der Ostkirche missioniert. "Sumpfleute" ist nur als Begriff entstanden, weil der dünnbesiedelte Raum niemals Teil eines vandalischen Reiches war.


Kiew 1942 - Die Stadt wurde unter Fürst Helge (Oleg) als Känugard zur Hauptstadt des Garderike (Kiewer Rus). Die frühen Bewohner stammen von ostvandalischen Clans und Goten ab

Kyj, Schtschek und Choriw entstammten als angebliche Gründer Kiews den regionalen Mythen, wobei Kyj als Drachentöter nicht wirklich überrascht. Solche Motive sind in ganz Europa und auch auf anderen Kontinenten verbreitet. Obwohl er als Namensgeber gehandelt wird, werden hinter seinen Geschwistern nur "polanische" Adlige vermutet - was sie so als Ostvandalen ausweist. Außer als Drachentöter soll Kyi mit einem großen Heer nach Konstantinopel gezogen sein und dort mit Ehrungen überhäuft worden sein. Unter den Rurikiden versuchte jedoch jedes andere Heer diese Stadt zu erobern. Es ist also äußerst fraglich, ob diese Geschichten überhaupt etwas wahres über diesen Kyi erzählen, denn auf der Suche nach seiner Identität zieht man sogar den Vandalenherrscher Krak (in Böhmen Krok) heran, der noch vor dem 7. Jahrhundert gelebt haben soll. Unter Choriw oder Horiv will man heute sogar die "Weißen Kroaten" vermuten oder den Namen von einer Sonnenwelt Hors ableiten. Hinter diesen Hors verbirgt sich nur Horus, der in Griechenland als Apollon vergöttert wurde.

Der russische Forschungsstand um Kiews mythische Gründer setzt diese mit Hügeln und Flussnamen gleich und Kyi wird als Ki für Stab übersetzt. Für was dieser Stab steht weiß man nicht, doch wegen der Drachentöter-Legende wird diese Geschichte noch aus der Asenzeit stammen, wo das Wort Ki Teil wichtiger Götternamen ist (Loki, Enki). Dazu würde auch eine These passen , wonach Kiew seinen Namen von "Kueki" hätte, was Spitze des Berg bedeuten soll. Nach archäologischen Ausgrabungen existierten in den Kiewer Bergen im 2.Jahrhundert v.Chr. und im 1. Jahrhundert nur drei Dörfer und taucht in den Überlieferungen als Stadt erst unter den Rurikiden auf, als der Waräger Helge (Oleg) die Stadt eroberte und zur Hauptstadt von Garderike (Kiewer Rus) wählte.

Außer Kiew sollen zu dieser Zeit noch weitere Städte existiert haben, die zum frühen Territorium der Rus gehörten. Darunter das nur 26 km von Kiew entfernte Vyshgorod (Vyshhorod, Wjstrisch-rod), was erst 946 n.Chr. unter den Rurikiden gegründet wurde. Anders als die heutige wörtliche Übersetzung, wonach der Name "die Stadt flussaufwärts" bedeuten soll, kann man sie im Altnordischen von "vīsi" für Fürst herleiten, was insgesamt Fürstenstadt bedeutet. Genau das wird auch von ihrer Funktion bestätigt, denn Vyshgorod diente als befestigte Burg und Residenz den Fürsten der Kiewer Rus bis 1240! Frühestens um 949 folgte auch der Bau der Festung Vitichev (an. vīti für Strafe, Buße) mit einem Signalturm, dessen Feuer in Kiew gesehen wurde. Eine weitere Rurikidenfestung war Belgorod ("Weiße Stadt"), dessen Boden dem Fürsten Valdamarr (Wladimir) gehörte.


Primärquelle: Wikipedia

Die Drewlanen


Ingvar fordert 945 den Tribut bei den Drewlanen ein, kurz darauf wurde der Warägerfürst dafür von den Drewlanen getötet.

Im Jahr 883 zwang Oleg von Nowgorod die Drewlanen, der Kiewer Rus Tribut zu zahlen. Im Jahr 907 nahmen die Drewlanen am Kiewer Feldzug gegen Byzanz teil. Nach Helges Tod verweigerten die Drewljanen die Tributzahlungen an Kiew. Helges Nachfolger Ingvar (Igor) versuchte sie wieder dazu zu zwingen, doch die Drewljanen organisierten einen Aufstand der für Ingvar tödliche Folgen hatte. 945 wurde Helgas Gemahl Fürst Ingvar schließlich von den Drewlanen getötet. Diese werden heute in der Wikipedia als "ostslawischer Stamm" den Lesern vorsetzt und will ihren Namen von einem "slawischen" Wort "drewo" für Baum oder Holz herleiten. Für die Herleitung kommt aber nur das indogermanische Wort "dreu̯ə" für Baum in Frage. Man kann eben das belegbare Indogermanische nicht einfach als "slawisch" bezeichnen! Zudem ist im Indogermanischen auch die Herleitung über dreu̯o möglich, was "treu" bedeutet.

Laut dem Wörterbuch Köblers können sie auch als Vertraute bezeichnet werden, die sich mit einem Treueschwur an den Rurikiden gebunden haben und zwar auch in Hinsicht eines gemeinsamen Glaubenshintergrundes. Dieser Glaube kann nur ein ursprünglicher gewesen sein, denn die Rurikiden mit an den Dnjepr gebracht haben und nicht jener, der erst später aus Byzanz hereingetragen wurde. Obwohl es sich bei den Drewlanen auch nur um einen weiteren warägischen Clan handeln könnte, werden ihnen auch archäologische Stätten wie in Owrutsch, Horodsk oder Malyn zugerechnet.

Als ihr Hauptort gilt Iskorosten, das heutige Korosten. Den Namen will man vom nordischen "í skárpsteina" für "auf dem spitzen/schroffen Fels" herleiten, weil der Ort auf einem Granithügel erbaut wurde. Das überzeugt jedoch nicht wirklich, denn wenn wir den Hintergrund nicht außeracht lassen, dürfte sich Iskorosten eher als Stützpunkt einer "eisernen (is(ana)) Schar (kōrr) zu Pferd (hross) ableiten. Eine gepanzerte Kriegerkaste also, die als Waräger über das Umland herrschte.

Als die Drewlanen Fürst Ingvar (Igor) töteten, war es wohl nicht der angeblich unterworfene Stamm, durch den er getötet wurde, sondern um ehemalige Gefolgsleute, die einen Machtkampf unter den Rurikiden austrugen.


Der nordisch gerüstete Drewlanenfürst Mal in Korosten - Mal ist ein germanischer Name und leitet sich laut Wörterbuch von Malaric oder Malarich ab

Ingvars Witwe Helga rächte den Tod ihres Mannes grausam. Sie ließ Boten aus Iskorosten lebendig begraben oder in einem Badehaus lebendig verbrennen und ihre Stadt nachfolgend mit weiteren Städten dem Erdboden gleichmachen. 5000 Waräger als Drewlanen sollen zudem am Grabhügel Ingvars massakriert worden sein. Es ist also falsch zu behaupten, dass erst danach die "Drewlanen" von der Kiewer Rus unterworfen wurden, wenn das Land um Isokorosten schon zuvor einem wärägischen Gefolgs-Clan unterstand.

Die letzte Erwähnung der Drewlanen in den Chroniken wird auf 1136 datiert, als Fürst Jaropolk II. ihre Gebiete der Desjatinnaja-Kirche in Kiew schenkte. Im 19. Jahrhundert gab es immer noch Menschen, die sich als Drewlanen bezeichneten. Fast 200.000 von ihnen erfasste die Volkszählung von 1861.

Primärquelle: Wikipedia

Die ostvandalische Bevölkerung der Drewlanen

Es wird angenommen, dass das Land der Drewlanen im Osten durch den Dnjepr und im Norden durch den Fluss Pripyat begrenzt wurde, hinter dem die Dregowitschen gesiedelt haben sollen. Damit war diese Gegend quasi deckungsgleich mit dem der ostvandalischen Anten. Der breite Streifen der Pripyat-Sümpfe südlich des Hauptflussbettes galt ebenfalls noch als natürliche Barriere zwischen diesen Stammesverbänden.


Malin war ebenfalls eine Stadt der Drewlanen. Sie ist nach dem Drewlanen Fürst Mal oder seiner Tochter Malusha benannt, beides germanische Namen

Das Siedlungsgebiet der Drewlanen entspricht zugleich dem Gebiet der Luka-Raykovets-Kultur, die sich ebenfalls vom Pripyat nach Süden über die ehemalige gotische Tschernjachow-Kultur ausbreitet und im Norden die ostvandalische Prager Keramik weiter herstellte. Gleiches ist auch bei den Schmuckstücken zu beobachten, es werden noch immer metallene Fibeln hergestellt, wie sie im gesamten germanischen Raum bekannt war. Dazu noch Ohrringe mit Mondmotive, was noch auf eine starke Verbreitung von vorzeitlichen Ahnenkulten hinweist. Die Bevölkerung südlich des Pripyat wird zudem mit dem ostvandalischen Stamm der Duleben verglichen, von denen auch die benachbarten Dregowitschen und Wolynier abstammen sollen. Die sogenannte Luka-Raykovets-Kultur muss deshalb als spätgermanische Kultur ostvandalischer Clans angesehen werden, die sich vom 7. bis 10. Jahrhundert bis zur unteren Donau ausbreiteten.


Ovruch, die spätere Hauptstadt der ostvandalischen Drewlanen. Vom indogermanischen *u̯rū hergeleitet, steht dieser Name für Schutz, was sich auch auf seine früheren Stadtmauern bezog.

Eine der späteren Hauptorte der Drewlanen war Ovruch. Erstmals erwähnt wurde diese Stadt im Jahr 977 als Vruchy (Wrutschyj) im Zusammenhang mit dem Tod von Helge, dem Sohn von Ingvar (Igor) unter den Mauern dieser Stadt. helge (Oleg) starb infolge des Kampfes mit seinem Bruder Jaropolk um den Thron von Kiew (Känugard), er fiel auf die Pfähle in einem Verteidigungsgraben. Helge wurde erst in der Stadt begraben, doch später wurde sein Leichnam nach Kiew transportiert. Derzeit gibt es in Ovruch ein Denkmal für Helge ("Prinz Oleg").


Olewsk in Wolhynien - sie wurde 977 von ostvandalischen Drewlanen gegründet. Zuerst wurde sie Orechowez genannt, doch schon im warägischen Rurikiendreich in Olegsk umbenannt, womit die Stadt Fürst Helges (Oleg) Namen trägt.

Im Land der Drewlanen gibt es 24 Kapsiedlungen (21 einfache und 3 komplexe), 14 gehören einer kulturellen Schicht zwischen dem 10. und 11. Jahrhundert an: Korosten III und IV, Ivankov, Malin am Fluss Irshe, Marenin am Fluss Sluch, Nesolon, eine südliche und eine nördliche Siedlung bei Novograd-Volynsky, Olevsk am Fluss Uvor, Pylypovichi, Raiki, Fruzinovka, Gorodishche am Fluss Cerem und Gulsk.

Primärquelle: Wikipedia

Die Dregowitschen (Draguwiten)

Nördlich der ostvandalischen Drewlanen siedelnd, wurden die Dregowitschen (Draguwiten) bei Nestor als ostvandalischer Stamm aufgeführt. Ihr Hinterlassenschaften entstammen ursprünglich der germanischen Przeworsk-Kultur östlich der Weichsel. Als ihre Nachfahren werden sie heute als ehemaliger Stammesteil der Duleben als ihre unmittelbaren Vorfahren angesehen. Auch sie entstammen den Ostvandalen des nördlichen Sarubintzy-Kulturraums.

Ihre Südgrenze bildete der Pripyat mit seinen Sumpfurwäldern, was sicher mithalf regionale Eigenheiten auszuformen. Archäologische Ausgrabungen zeigen Reste von landwirtschaftlich orientierten Siedlungen, Grabhügel und kleine befestigte Städte. Die Chroniken erzählen sehr wenig über die Dregowitschen. Man weiß, dass sie ein eigenes Fürstentum am Pripjat mit dem Zentrum in Turau hatten.

Im 10. Jahrhundert wurden ihre Gebiete Teil des Warägerreiches am Dnjepr, später waren diese Gebiete der Kern des Fürstentums Turau (Turow). Der nordöstliche Teil des von den Dregowitschen besiedelten Territoriums wurde Teil des Fürstentums Polozk, was ebenfalls auf einen ostvandalischen Verband zurückgeht. Man geht davon aus, dass die Dregowitschen zusammen mit den Radimitschen, Polotschanen und einem Teil der ostvandalischen Kriwitschen zu den Vorfahren der Ruthenier ("Weißrussen") zählen. Forschern zufolge soll sich der Stammesname von der baltischen Wurzel "dreguva" für Sumpf ableiten. Wegen des germanisch-skandinavischen Hintergrundes kann der Name jedoch völlig anders gedeutet werden. So vom germanischen *drako, was diesen Stamm als Drachenschiffleute beschreibt und so von der skandinavischen Herkunft ihrer Herrscher erzählt. Als Draguwiten werden diese Leute sogar noch Odins Beinamen Viðrir zugeordnet. Das altnordische "drag" würde die Bewohner sogar als Leute beschreiben, die über Landengen, Schiffe über Holzbohlen zogen! Das germanische *wiþi steht in dieser Auslegung für Seil, was die Draguwiten als "am Seil ziehende" beschreibt.




Turau wurde wohl schon vor 980 von Warägern gegründet, die nicht zum Rurikiden-Clan gehörten. Nach dem Anschluss an das Warägerreich in Känugrad (Kiew) ließ Fürst Swjatopolk in Turov einen Tempel nach dem lateinischen Ritus erbauen. Swjatopolk war der Urenkel von Rurik und sein Vater Valdemarr (Wladimir) hätte sogar den jungen Tur, wie seinen eigenen Sohn aufgezogen.


Turau wurde im Jahr 980 erstmals in der Nestorchronik erwähnt. In dieser Zeit soll ein Fürst Tur dort geherrscht haben, von dem der Ort den Namen habe. Tur leitet sich entweder vom altgermanischen Tura ab, dessen Hintergrund die Thursen als Riesen waren. Fürst Tur und auch der Fürst Rogvolod sind nach Nestor über das Meer in das Land gekommen, was ihre skandinavische Herkunft untermauert. In der Ustyug-Chronik, die erst im 16. Jahrhundert zusammengestellt wurde, wird Tur als Bruder von Rogvolod erwähnt.

Wegen ihrer erst späteren Unterwerfung durch die Rurikiden muss wie bei den Drewlanen davon ausgegangen werden, dass auch sie unterschiedlichen Waräger-Clans angehörten, die zuerst ihr eigenes Reich gründeten. Der erfolgreichste war Helge in Känugard (Kiew), der alle diese Fürstentümer seinem Reich anschließen konnte.

Das Fürstentum Turau ist eines der ältesten der warägischen Kiewer Rus.

Primärquelle: Wikipedia
https://de.garynevillegasm.com/obrazovan...li-knyazya.html

Die Buschanen

Die Buschanen werden als ostvandalischer Stamm in der Nestorchronik benannt. Sie bewohnten die Gegend beiderseits des Oberlaufes des Südlichen Bugs im Gebiet der heutigen westlichen Ukraine. Räumlich befanden sie sich in Reichweite der warägischen Rurikiden am Dnjepr, wo sie ihren Hauptsitz Känugard (Kiew) besaßen.


Busk - Der Name des Hauptortes der Buschanen.

Im 9. Jahrhundert erwähnt der Bayerische Geograph die Buschanen erstmals und nennt die Zahl von insgesamt 230 kleineren Burgen (d. h. Siedlungszentren). Im 10. Jahrhundert werden sie von Warägern unter Fürst Helge unterworfen. Die Nestorchronik nennt die Burg Busk als Zentrum. Bald darauf, zu Beginn des 11. Jahrhunderts gehen sie offensichtlich in den Verband der Wolhynier ein und verschwinden als eigenständiges Volk aus den Chroniken.

N. P. Barsov vermutet,dass der Name des Stammes nicht vom Bug kommt, sondern vom Stammeszentrum ihrer Hauptstadt Buzhsk (heute Busk). Der Akademiker V. V. Sedov stellte die Theorie auf, dass die Buschanen zusammen mit den Drewlanen, Poljanen und Draguwiten mit den ostvandalischen Duleben identisch sind.

Der Name lässt sich zwar vom germanischen *buska für Buschland ableiten, doch falls es einem Eigennamen entstammt, muss das abgelehnt werden. Im Indogermanischen bietet sich zum Beispiel *bʰū̆- als Gefäßwort an, was einen mythischen Schöpfungsort bezeichnet. Die Buschanen haben sich also als Nachkommen Wächter ihres Schöpfungsortes verstanden, wobei "schanen" auf das germanische *san für Hirte als Wächter zurückgeht. Das ist auch der Hintergrund des Weichselnebenflusses San auf dem Gebiet der vandalischen Przeworsk-Kultur, der offensichtlich längere Zeit eine vorzeitliche Grenze bildete. Die Buschanen siedelten am oberen südlichen Bug und es ist zugleich jenes Gebiet, in dem schon die Bastarnen gesiedelt haben sollen und von Goten durchzogen wurde. Zuvor und auch danach stellten jedoch nur ostvandalische Clans die Landbevölkerung. Nachdem Goten die Schwarzmeersteppen Richtung Westen verlassen haben, drängten ostvandalische Clans in das Gebiet vor, die sicher den Duleben angehörten.


Spiralringe- Typischer Schmuck der Buschanen, den auch die Sewerjanen nutzten
‎Lobatschow Wladimir‎, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-3.0

Als typischen "slawischen" Schmuck will man heute die Spiralringe der Buschanen umdeuten, die jedoch zuerst aus Mykene und Troja bekannt wurden. Das Spiralmuster steht einerseits für einen Wasserwirbel und andererseits für ein Schlangensymbol: sie gehen beide auf vorzeitliche Schlangenkulte zurück. Es ist also überhaupt kein typischer "Slawenschmuck"!

Primärquelle: Wikipedia

Ostvandalen als Untertanen der Awaren

Nach Attilas Tod 453 zerfiel das Hunnen-Reich. Unter den Teilnehmern der entscheidenden Schlacht 454 gegen seine Söhne an der Nedao, in der die Gepiden diese besiegten, werden noch keine Ostvandalen genannt. Hier kämpften die Ostgoten auf Seiten der Hunnen, auf der falschen Seite. Das hatte ihren Abzug nach Italien 473 zur Folge. Die Ostvandalen folgten den Goten und Herufern von Norden in zeitlichem Abstand in die Gebiete westlich von Don und Weichsel.


Ein typischer Awarenkrieger, die in Gräbern keine mongolischen Merkmale aufwiesen - Bei den kaukasischen Awaren sind ebenfalls noch rothaarige und blonde Krieger bekannt.

Dort wurden diese Teile der Ostvandalen von den Awaren überrannt, die infolge Vorstößen von Turkvölkern nach Westen auswichen. Bei den Awaren selbst könnte es sich hingegen um unmittelbare Nachfahren der Hunnen handeln. 558 schloß Kaiser Justinian mit den Awaren einen Vertrag, der ihnen Wohngebiete in Pannonien, die den Gepiden gehörten, zusicherte, und der sie als Föderaten verpflichtete, die Reste der Hunnen sowie die ostvandalischen Anten zu bekämpfen, wofür sie Jahrgelder von 80 000 Goldsolidi und mehr erhielten. Ihre Kriegszüge in den Jahren 562, 565 und 566, die nördlich der Karpaten und entlang der Sudeten bis nach Thüringen erfolgten, fallen in den Zeitraum der Westwanderung ostvandalischer Stämme.


Der rothaarige kaukasische Awarenkrieger Ghazi Muhammad - Den kaukasischen Awaren wird immer wieder eine Verwandtschaft mit den Awaren des 6. Jahrhunderts nachgesagt

565 wurde der Frankenkönig Sigibert besiegt. Er schloß mit dem Kagan Bajan der Awaren einen Vertrag, der ihn vor weiteren Angriffen der Awaren bewahrte, aber die Zustimmung zur Ansiedlung der Langobarden in Oberitalien enthielt. Damit konnte der awarisch-langobardische Vertrag 566, der zur Vernichtung des Reiches der Gepiden 567 führte, geschlossen werden.

Die Langobarden räumten 568 Böhmen, Mähren und Pannonien. In der Folgezeit wurden die thüringischen Gebiete bis zur Saale geräumt. Die Semnonen wurden auf Veranlassung der Franken aus dem Havelland in das Gebiet nördlich der Unstrut umgesiedelt.

594 zog König Childebert ll. gegen die im Werinafeld zwischen Saale und Mulde wohnenden Warnen, weil sie sich weigerten, auf das Westufer der Saale umzusiedeln. Die Awaren veranlassten nach L. Dralle (1981) die Ostvandalen, aus dem südlichen Rußland in das Gebiet zwischen Elbe und Oder einzuwandern, die andererseits selbst der Botmäßigkeit der Awaren zu entgehen suchten und so auf den Peleponnes, nach Kroatien, Dalmatien, Slowenien und Istrien gelangten.

Die von L. Dralle gegebene Deutung, welche die Einwanderung als Kettenreaktion der fränkischen Niederlage 565/566 erscheinen lässt, fordert Kritik heraus, denn die erste Siedlerwelle der Ostvandalen kam nicht in Stämmen organisiert mit entsprechender Menschenzahl, sondern sehr tastend und nur in kleinen Familienverbänden. Die Rückwanderung aus den Waldgebieten nördlich der Schwarzmeersteppen nach Westen bis nach Pommern und Mecklenburg konnte wohl kaum unter dem Druck der Awaren vor sich gegangen sein.

Die von den Awaren unterworfenen ostvandalischen Stämme dienten ihnen als Ackerbauern und Fuß-Hilfstruppen. Mit diesen griffen die Awaren mehrmals das oströmische Reich an und belagerten 626 vergeblich Konstantinopel. Im großen Donaubecken gibt es gemeinsame awarisch-ostvandalische Körpergräber, in denen das Verschwinden der mongolischen Merkmale anthropologisch erfasst wurde. Man kann jedoch an dieser Stelle auch fragen, ob der angebliche mongolische Einschlag der Awaren nur auf Hilfstruppen zurückgeht und die Awaren selbst nur hephtalische Hunnen ("Weiße Hunnen") waren, die meistens als blondes Reitervolk auftraten.

Die Niederlage vor Konstantinopel hatte eine Schwächung der awarischen Macht zur Folge, die Aufstände und Staatenbildungen von Ostvandalen rings um das Karpatenbecken ermöglichte, so der Kroaten in Dalmatien und des Samoreiches in Böhmen. An dieser Stelle soll noch kurz auf das Schicksal der Bevölkerungen der römischen Provinzen nördlich und östlich der Alpen eingegangen werden. Infolge der Germaneneinfälle im 3. und 4. Jahrhundert wurde das flache Land von Bewohnern entblößt. In der Lebensbeschreibung Severins wurde die Zerstörung der römischen Zivilisation und die Rückführung der römischen Bevölkerung geschildert noch vor dem Räumungsbefehl der Provinzen Rhätien und Noricum durch Odoakar 488.

Die erste Beeinträchtigung römischen Lebens in diesen Provinzen erfolgte durch Hunneneinfälle. Während noch unter ostgotischer und langobardischer Herrschaft das römische Leben zwar mit Verarmungen weiterging, brachen Siedlungen und Friedhöfe um 600 ab. Die Hauptstadt der Provinz Dalmatia Salona, wurde um 614 von den Awaren und Ostvandalen erobert und zerstört. Auch in Kärnten ist mit Brandschichten und dem Ende der Belegung von Begräbnisstätten das Ende der Romanen mit der Landnahme der Ostvandalen im Gefolge der Awaren kenntlich.

Primärquelle: Schröcke, Germanen - Slawen

Die Ostvandalen in Wolhynien

Der Druck der Awaren führte nicht nur dazu, dass ostvandalische Teile der Drewlanen südlich des Pripyat weiter Richtung Wolhynien ausweichen mussten, sie setzten sich auch am oberen Südlichen Bug fest, wo sie sich mit der germanischen Restbevölkerung als Buschanen neu formierten. Andere Verbände der Ostvandalen setzten sich als Bündnispartner der Awaren in Dalmatien fest, dass nachfolgend größtenteils den Ostgoten in die Hände fiel.

Die wolhynischen Ortsnamen Bełz, der russische bzw. polnische ON Dokśicy, Dokszyce und der russ. Ortsname Могугь wären jedoch nach Heinrich Kunstmann balkanslawischer Herkunft, selbst Wolhynien wäre ein Begriff, dem er eine illyrische Herkunft nachsagte.


Bels in Wolhynien

Die Stadt Belz, heute Bels, entstand um eine ostvandalische Burg im 10. Jahrhundert, die schon 981 von den Warägern unter Fürst Valdemarr erobert wurde. Um 1018 gehörte Belz dem Herzogtum Gnesen, die Daglinger im Warthe-Weichselland hatten zu dieser Zeit quasi in jede Himmelsrichtung Feldzüge unternommen und übten zunehmend Einfluss auf die Rurikiden in Känugard (Kiew) aus. Das ging soweit, dass sie sich in die Thronfolge kriegerisch einmischten. Der Name dieser Burg ist germanischer Herkunft, wo *bēl naheliegend für einen lichten Ort (Lichtung) steht und damit suggeriert, dass das sonstige Umland von Urwald bedeckt war. Weiter zurückgedacht könnte dieser Name auch von einer Lichtgottheit abgeleitet sein, wie Belenus, der mit Apollon assoziiert wurde.


Dokšicy 1920, als es von polnischen Truppen besetzt wurde. Die alteingesessene Bevölkerung hat ostvandalische Wurzeln

Das von Kunstmann erwähnte Dokšicy befindet sich nahe Witebsk, wo das gesamte Umland von ostvandalischen Clans besiedelt wurde. Die ältesten Überlieferungen stammen erst aus dem Jahr 1407, als das Gebiet unter litauischer Herrschaft kam. Auch der Name Wolhynien wird heute nicht aus dem Illyrischen hergeleitet. Das Gebiet soll seinen Namen von der legendären, längst untergegangenen Stadt Wolin erhalten haben, die einst westlich des Bugs bei Wolodymyr-Wolynskyj lag und der Hauptsitz des ostslawischen Stammes der Wolhynier war. Tatsächlich war diese Stadt zuerst nur eine Burg namens Wolyn, die namentlich der Ostseeinsel Wollin ähnelt. Die Burg unterstand zuerst den Rurikiden im 11. Jahrhundert, von wo aus über diesen angeblichen Stamm geherrscht wurde. Nachfolgend wurde die Burg im Zusammenhang mit einer Schlacht erwähnt, wo 1018 ein Daglinger-Heer aus dem Herzogtum Gnesen die Rurikiden besiegte. Wem danach die Burg gehörte ist ungewiss, sie wird 1077 letztmalig erwähnt. Ihr Name und damit auch jener von Wolhynien leitet sich vom germanischen *wōljan für zu Grunde richten, oder verderben ab, was auf vorzeitliche Schlachtfelder weist.

Primärquelle: Heinrich Kunstmann, Beiträge zur Geschichte der Besiedlung Nord- und Mitteldeutschlands mit Balkanslaven
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