"Zweifellos germanisch": Die Nemeter

Von Caesar wurden während seines Krieges gegen Ariovist auch die Nemeter erwähnt. Über ihren bisher ungeklärten Namen wird viel Unsinn spekuliert. So suchte man Antworten über die Herkunft des Namens Nemeter nicht nur im Germanischen sondern auch im Rumänischen, Ungarischen und "slawischen" Sprachen, wie das Russische, Polnische und das Tschechische. Alle sogenannten "slawischen" Sprachen taugen jedoch niemals für die Klärung des Namens der Nemeter, denn diese sind alle erst in den osteuropäischen Missionierungsgebieten, wo byzantinische Mönche der Ostkirche teils gewaltsam die Glagoliza-Liturgie verbreitet haben.


Die römische Provinz Obergermanien mit den Siedlungsgebieten der Triboker, Nemeter und Vangionen. Interessant ist auf dem Gebiet der Nemeter der Ortsname Concordia, der nach der römischen Fruchtbarkeitsgöttin benannt wurde

Die für Ariovist kämpfenden Nemeter (Nemeti) waren ein Stamm, der im 1. Jahrhundert v. Chr. am Oberrhein besiedelt wurde. Ihre Hauptstadt, Noviomagus Nemeton (oder Civitas Nemetum), lag in der Nähe des mittelalterlichen Speyer.

Ihr Siedlungsgebiet wird noch immer als Kontaktzone zwischen keltischen (gallischen) und germanischen Völkern gehalten, obwohl schon lange bekannt ist, dass es sich bei den Kelten und Germanen um willkürliche und unverstandene Fremdbezeichnungen handelt. Laut Tacitus waren die Nemeter "zweifellos germanisch".


Das uralte Speyer war einst der Hauptort der Nemeter im Römischen Reich. Der heutige Name leitet sich vom alamannischen Namen Spira ab, was nhd. Rohr oder schlanker Baum bedeutet. Möglicherweise ist das ein alamannischer Name für einen Weltenbaum, wie Yggdrasil gewesen. Der Spierbaum ist zudem mit der Eberesche identisch

Der Name des Stammes wird jedoch als "keltisch" angesehen, weswegen man den Namen ihrer Hauptstadt Noviomagus von noviios mit neu und zusammen mit magos für Ebene oder Markt deutet. Ihr Stammesname ist überdeutlich mit der von ihnen verehrten Nemetona verbunden, von der angenommen wird, dass sie ihr Hauptgöttin war. Ihr Name wird bisher als Ableitungen von Nemeto für "heiliger Hain" angesehen, obwohl das auch umgekehrt Sinn macht: Der heilige Hain "Nemeto" ist einfach nur nach Nemetona benannt. Sie wird insgesamt mit Mars assoziiert und als Schutzgöttin angesehen, treffender ist wohl die Bezeichnung als Kriegsgöttin, wofür weltweit nur Inanna in Frage kommt. Auf die Nemeter bezogen würde das sie als Kriegervolk darstellen, abstammend von einer uralten Kriegerkaste am Rhein. Auf dem Hintergrund von Inanna bezogen, als Gemahlin von Ninurta wären die Nemeter nur den Wanen zuzurechnen, worauf auch die benachbarten Vangionen hinweisen werden. Sueben sind somit die Nemeter kaum gewesen. Ihr Name lässt sich mit dem mehrdeutigen indogermanischen *nem deuten, was sie außer als Wächterin ("Hirte") auch als Richterin oder Räuberin beschreibt. Was sie bewachte erzählt das germanische *etuna für Riese, Vielfraß oder Gigant, was sicher einen Dilmun als Göttersitz beschreibt.

In De Bello Gallico schreibt Caesar, dass der herkynische Wald "an den Grenzen der Helvetii, Nemetes und Rauraci beginnt und sich in rechter Linie entlang der Donau bis zu den Gebieten der Daci und der Anartes erstreckt". Ihr Gebiet am linken Rheinufer hatte während der Zeit von Caesar und Strabo den Mediomatrici gehört, aber die Nemeter müssen den Fluss überquert und sich einige Zeit später dort niedergelassen haben.


Selz am Rhein gehörte wohl ebenfalls zum Siedlungsgebiet der Nemeter

Unter der römischen Verwaltungsorganisation Galliens bildeten die Nemetes eine civitas der Provinz Obergermanien mit einem relativ kleinen Gebiet, das sich vom Rhein bis in den Pfälzerwald erstreckte, und einem Verwaltungszentrum in Speyer. Ptolemäus erwähnt Neomagus (d.h. Noviomagus) und Rufiniana als die Städte der Nemetes. Wenn letzteres mit Rouffach identifiziert werden soll, irrt sich Ptolemäus, wenn er es den Nemetes zuschreibt, denn Rouffach liegt weit im Süden auf raurakanischem Gebiet. Es kann auch angenommen werden, dass Saletio (Selz) zu den Nemetern gehörte, wie es in der Neuzeit zum Bistum Speyer gehörte. Saletio hätte sich in der Nähe der nördlichen Grenzen der Triboker befunden, deren civitas später zum Bistum Straßburg wurde.

Die Nemeter kämpften später an der Seite der Römer und Wangionen gegen die Katten (Chatti), als diese 50 n. Chr. einfielen. Bei einer Aktion wurden die Katten im Schlaf überrascht und konnten römische Soldaten und Veteranen aus der Varusschlacht und damit einer vierzigjährigen Kriegsgefangenschaft befreien.

Primärquelle: Wikipedia

Die Vangionen

Die Vangionen wurden auch Wangionen, lateinisch Vangiones, seltener Ouargiones oder Quargiones genannt und gelten heute als ein Volksstamm mit ungeklärte sprachlicher, kultureller und ethnischer Zugehörigkeit, der in der Gegend um die heute rheinland-pfälzische Stadt Worms ansässig war. man hat sie bisher den "Kelten" oder den "Germanen" zugerechnet.

Die Vangionen erscheinen in den schriftlichen Quellen erstmals im Bericht des römischen Feldherrn Julius Caesar über seine Kriege in Gallien. Um das Jahr 70 v.Chr. waren verschiedene Volksstämme unter Führung des germanischen Heerführers Ariovist auf der Suche nach neuem Siedlungsgebiet nach Gallien eingedrungen. Die unter dem Protektorat des Römischen Reichs stehenden Gallier baten, so Caesar, Rom um Hilfe. Caesar nennt die Vangionen im Zusammenhang mit der Entscheidungsschlacht vom 14. September des Jahres 58 v. Chr., als sie im Heer des Ariovist gegen seine römischen Truppen kämpften und unterlagen.

Obwohl Caesar die sieben Volksstämme der Schlacht am Rhein als "Germanen" bezeichnet und neben den Vangionen in seinem Kriegsbericht noch die Haruder, Markomannen, Nemeter, Sedusier, Sueben und Triboker nennt, will man einigen Stämmen eine keltische Herkunft nachsagen, obwohl es keinen Stamm am Rhein gab, der sich selbst als "Kelten" bezeichnete. Auch die der Vangionen am Rhein kannten die Bezeichnung "Kelte" als Eigenname nicht. Wegen ihres Namens sind die Vangionen eher wanischen Ursprungs, also ähnlich anderen Stämmen, deren Namen mit "van", "ven" oder "vin" beginnen. Weil man bisher diesen Hintergrund nicht verfolgt, obwohl die Mythen über die Asenzeit von den Wanen erzählen, gilt ihre Zugehörigkeit bisher als ungeklärt.


Worms - Sein alter Name Borbetomagus basiert auf einen verschollenen Namen der hier siedelnden Vangionen

Über die Stämme im rechtsrheinischen Vorfeld des Rheins ist im 1. Jahrhundert v.Chr. aufgrund der sogenannten Helvetier-Einöde wenig bekannt. Die Ansiedlung im Reichsgebiet fand vermutlich erst zur Regierungszeit des Augustus statt. Hinweise bei Caesar selbst gehören zu den „geographischen Exkursen“, die wohl frühestens in augusteischer Zeit in das Werk eingefügt wurden. Wahrscheinlicher ist neben einer indirekten Erwähnung des Geographen Strabon, die eigene Bekundung Caesars, nach der Niederlage des Ariovist seien alle Sueben über den Rhein geflohen. Doch auch das dürfte falsch sein, wenn suebische Verbände mindestens ein Jahrzehnt im Elsass gesiedelt haben.

Im Zuge der Festigung der römischen Herrschaft nach der Schlacht im Elsass wurde im Stammesgebiet der Vangionen die Civitas Vangionum eingerichtet, eine halbautonome Verwaltungseinheit auf mittlerer Ebene. Sie lag an der römischen Rheintalstraße im heutigen Bereich des südlichen Rheinhessens in Rheinland-Pfalz und war durch den Stamm der Vangionen besiedelt. Hauptort des Verwaltungsbezirkes war Borbetomagus, eine Niederlassung mit einem vorrömischen Namen, der in lateinischer Form verwendet wurde. Die Ursprungsvariante wäre verlorengegangen. Aus Borbetomagus entwickelte sich später die Stadt Worms.

Und das ist der Forschungsstand zum Namen Borbetomagus:
Borbeto ist nach einer möglichen Deutung auf den Wortstamm für *borvo- oder *borbo- zurückzuführen, der sich noch im Namen des Bädergottes Borvo bzw. Bormo wiederfindet. Der Ort wäre also nach einer Heilquelle oder dem entsprechenden Gott benannt. Wortstamm könnte demnach „Flüssiges“ oder „warme Quelle“ bedeutet haben. Im keltischen Wort *borba, das sich in verschiedenen Sprachen erhalten hat, sind auch Bedeutungen wie „Schmutz“ und „Unrat“ enthalten. Hier könnte ein Hinweis auf die Lage der Stadt in dem wasserreichen und sumpfigen Gebiet zwischen den Mündungen des Eisbachs und der Pfrimm in den Rhein gegeben sein. Eine andere Deutung von Borbeto- geht dahin, den Ursprung in der indogermanischen Wortwurzel *bher- („aufwallen“) zu suchen, zu der auch *bherm („sprudelndes Wasser“) gehört. So könnte mit Borbetomagus ursprünglich auch „Quellenfeld“ gemeint gewesen sein. Durch einen späteren Lautwandel wurde das anlautende B zu W. So wandelte sich Borbetomagus in der Sprache der germanischen Siedler im Frühmittelalter schließlich zu „Warmazfeld, Warmazia/Varmacia, Wormazia/Wormatia“ und am Ende zu „Worms“. Dass nur die erste Silbe übrig blieb, liegt an der Betonung auf dieser ersten Silbe im Germanischen, die im Gegensatz zur lateinischen Betonung stand.

Borvo wird auch als Bormo, als Bormanus und Deo Bormanus bezeichnet, was Mannus den Stammvater der Germanen mit benennen könnte.

Besiedlungsspuren nahe den Einmündungen von Pfrimm und Eisbach in den Rhein lassen sich bis in die jüngere Steinzeit (5000 v. Chr.) nachweisen. Das große latènezeitliche Gräberfeld im Norden der Stadt belegt eine kontinuierliche Besiedelung, die anscheinend im letzten Jahrhundert vor Christus abriss. Ursache hierfür war vermutlich, dass die Römer die Vangionen umsiedelten. Deren neuen Niederlassungsbereich gliederten sie unter dem Namen Civitas Vangionum, welcher etwa mit „Hauptort“ oder „Stammesgebiet der Vangionen“ übersetzt werden kann, in das römische Verwaltungssystem ein. Nach E. Schwarz ist der erste Namensteil der Vangionen als *wang für Feld germanischer Herkunft. Der Name der Vangionen lässt sich jedoch indogermanisch viel besser deuten. Der erste Wortteil "van" (= idg. *u̯en) bezieht auf die Wanen und der zweite leitet sich von *g̑onos für Volk oder Geschlecht ab.

Im Laufe der folgenden Jahrhunderte wurde der Name Wangengau abgewandelt und ist heute im Namen der Worms umgebenden Region, des Wonnegaus, erhalten. Nach Ptolemäus wäre auch Argentoratum (Straßburg) eine Stadt der Vangionen gewesen.

Primärquelle: Wikipedia
E. Schwarz, Germanische Stammeskunde