Die früher rund um Avranches in der Normandie siedelnden Abrincatui werden heute als gallischer Stamm bezeichnet, ableitend von der antiken Region Gallien, die einmal von der Kanalküste bis zur italienischen Poebene reichte. "Gallier" ist also kein Volksname, obwohl er heute gern mit "Kelten" assoziiert wird. Der als Abrincates überlieferte Stamm siedelte hauptsächlich in den Flusstälern der Sée und Sélune, dazu noch auf dem rechten Ufer des Couesnon rund um die Bucht des Mont Saint-Michel. Nach Ansicht der Forschung entsprach ihr damaliges Siedlungsgebiet dem heutigen Department Manche. Im Norden waren ihre Nachbarn die Unelles auf der Halbinsel Cotentin, mit denen sie wahrscheinlich verwandt waren. Im Westen und Süden wurden sie von den Redons (Riedones) begrenzt. Der Name der Abrincatui blieb im Namen von Avranches (Avranchin) erhalten.
Bisher gilt die Herkunft ihres Namens als ungeklärt, trotzdem wurden für die Abrincates einige Etymologien vorgeschlagen. Als jüngste Hypothesen gilt die von Jacques Lacroix, der die Abrincatui mit "mächtige Krieger" oder "mächtige Kämpfer" deutet. Die Herleitung erfolgt von abro für "mächtig, stark, gewalttätig", was er als rekonstituierte Form bezeichnet und catu für "Kampf". Daniel Levalet stimmt nur der catu Deutung zu, und leitet den ersten Teil des Namens von aberen für Flussmündung her, die sich auf ihr Siedlungsgebiet rund um die Bucht von Mont herum bei Saint-Michel, auf mehrere Flussmündungen von Küstenflüssen beziehen soll. Er übersetzt daher den Namen des Abrincatui mit "Krieger der Flussmündungen".
Von den Abrincates berichtete als erster Plinius der Ältere in der Schreibform Abrincatui.
Nach den Überlieferungen sollen die Abrincatui vor der römischen Unterwerfung einem bretonischen (Amorica) Stammesbund angehört haben, der weite Küstengebiete zwischen dem Ärmelkanal und dem Atlantik kontrollierte. Für die Abrincatui galt das vorzeitliche Avranches als ihr Hauptort, die vor den Römern noch Ingena (Ptolemäus)und später Abrincatae genannt wurde. Als Grenze zu den Unelles auf der Halbinsel Contentin wird heute allgemein der Fluss Thar aktzeptiert. Richtung Nordosten wurde das Gebiet der Abrincatui von den Baiocasses und der Viducasses begrenzt, weiter nach Osten traf man von Abrincatui aus auf das Gebiet der Sagiens und Esuvier. Wer jedoch nach Richtung Süden und Südwesten wollte traf auf die Riedone und Couesnon und im Südosten auf die Aulerques Diablintes.
Die Bucht von Mont Saint-Michel droht heute die vollständige Verlandung durch Sand, denn bereits "Nanna" hinterlassen hatte. Außer diesem Schlamm muss auch ein Kata-Kontingent die Küste erreicht haben, von denen wieder die Abrincatui abstammen. Bild Uwe Küchler, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-3.0-migrated, CC-BY-SA-2.5,2.0,1.0
An der Sélune und ihrer Mündung siedelnd, lässt sich der Flussname sogar von Selene herleiten, die als Mondgöttin für einen Dilmun-Standort stand. Sie muss nach "Diener und Krieger" mit Nanše gleichgesetzt werden, die als Nachfolgerin (und Tochter) von Ištar auf „Nanna“ galt. So gesehen stand auch in der Bucht von Mont Saint-Michel ein Dilmun, wo noch heute sein hinterlassener Schlamm unübersehbar für Probleme sorgt. Von den hinterlassenen Münzen, existiert eine Münze mit einen als Apollokopf bezeichneten Motiv, während auf der Rückseite seine Biga, ein von zwei Pferden gezogener Rennwagen zu sehen ist. Deutbar ist die ebenfalls dort zu sehende Leier und vier Sonnenzeichen, die als Kreise mit Punkte in der Mitte dargestellt sind. Niemand weis wie diese Zeichen zu lesen sind, die Leier könnte jedoch als Attribut von Apollon angesehen werden und die Sonnenzeichen ihn mindestens als Lichtgott kennzeichnen. Damit dürfte auch die Frage gestellt werden, warum die Abrincatui Apollo (Apollon) verehrten, der bei ihnen vielleicht eine ältere eigene Gottheit ersetzte.
Avranches - seine ältester Name Ingena wurde von den Römern überliefert
Der Name des Ortes ist in den Formen Iγγενα (Ingena) um 100 durch Ptolemäus) bezeugt. Danach als Legedia um 300 (Peutingers Tisch) und um 400 als Abrincatis Ablativ, Notitia dignitatum). Abrincatis ist zugleich jener Name, der sich auf ihre Bewohner den Abrincatui bezieht. Die Namen zuvor haben völlig andere Hintergründe.
Im späten 6. Jahrhundert ist der Ort als Abrincae belegt, danach als Abrincatis im Jahr 587 (Gregor von Tours. Um 850 wird der Name als Abricatensi urbe festgehalten ("Relevatio") und zwischen 1050 und 1064 als Abrincas (Fauroux 161) überliefert. 1051 formte sich der Name zu Abrinchensis (Fauroux 199) und schließlich zwischen 1055 - 1066 zu Avrenchis. Die Grundform "cates" oder "catis" ist nun völlig verlorenen gegangen, von der man die These ableitet, wonach sie für Kämpfer oder Krieger steht.
Das vorzeitliche Toponym Ingena erklärt man heute so: Die Wurzel gen- wäre "keltisch" und lässt sich über die längere Form *genu als "Mund" oder als Mehrzahl für den bretonischen Begriff für Knie deuten, was als "genau" auch in Wales vorkommt. Daher seine topographische Verwendung im Sinne von "Mund". Die Frage ist jedoch an dieser Stelle erlaubt, welcher Mund gemeint ist und was Ingena vollständig bedeutet. Denn so wie es sich darstellt, dürfte sich der Name aus zwei Namen zusammensetzen. Zum einen aus dem germanischen Name *ing als Göttername, der sich von Yngvio, Inga, Ingwio und anderen Varianten auf dem höchsten Gott der Wanen bezieht und später in Europa auch als Freyr bekannt wurde. Und zum anderen aus "gena" für Mund, der genaugenommen auf "Nanna", dem größten Asen-Dilmun weist.
Mund-Namen finden sich auch bei Argennes (Jadis Aregenna in Saint-Quentin-sur-le-Homme), weiteren 26 Orten in der Nähe. Darüber hinaus ist dieses Element auch in Aregenua, dem alten Namen von Vieux-la-Romaine (Calvados) und im Ausland in Genua oder Genf anerkannt. Vom deutschen Mund-Namen leitet sich zwar das Wort Mündung ab, doch es weht viel weiter zurück und geht auf einen Asen-Dilmun vor den Mündungen großer Flüsse zurück. Er ist zugleich mit dem Megalithbegriff "Dolmen" verknüpft, der als Steintisch auf Trägersteinen einen Dilmun auf Standbeine symbolisiert. Ingena ordnet einen solchen Dilmun Yngvi zu, der zu seiner Zeit damit seine Kriegerkasten an der Küste der Cotentin-Halbinsel anlandete. Von diesen stammen die Veneller (=wanischer Name) ab, deren Vorfahren längere Zeit über die Ahnen der Abrincatui geherrscht haben müssen. Zur Römerzeit war das wohl wieder so, man vermutet heute, dass die Abrincatui bis zur Unterwerfung durch die Römer nur ein Klientelstamm der Veneller waren und diese somit und ihrem Schutz standen.
Brân the Blessed könnte als Namensgeber der Abrincatui in Frage kommen. Dieser Bran ist dort als Riese bekannt und hatte noch eine Schwester namens Branwen. Bran wiederum verschenkte einen besonderen Kessel, in dem Tote wieder zum Leben erweckt werden können, nur ohne der Gabe der Sprache. Mit anderen Worten: Dieser Kessel war ein Schöpfungsgefäß. Das indogermanische *bʰren steht für Feuer und das germanische *bruna für Brunnen ist sicher ebenfalls mit Bran und "abrin" verbunden.
Der Name Abrincatui ist heute noch immer offiziell ungeklärt, obwohl es mindestens einen Konsenz über catu für Kämpfer oder Schlachtfeld gibt. Das Wort "abrin" will man vom gallischen "abro" für mächtig herleiten, doch so mächtig sind sie wohl nicht gewesen, wenn meistens die Veneller über sie und ihre Ahnen geherrscht haben. Möglicherweise kommt der Name eines Schöpfergottes in Frage, der in Griechenland vielleicht als "Abron" überliefert ist. Dieser könnte wieder von Brontes, einem Sohn des Uranus abgeleitet sein, der als kreisäugiger Kyklop einen Dilmun als Schöpfungsort der Abrincatui-Ahnen symbolisierte.
Die nächste Form Legedia wird als Kakographie (schlechte, fehlerhafte Schreibung) von Ingena diskutiert.
Primärquelle: Wikipedia (fr.) Stiehler, Diener und Krieger
Ahnenhalle
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25.04.2020 19:11 (zuletzt bearbeitet: 17.06.2022 10:37)
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