Missionierung ostelbischer und oberfränkischer Heidenstämme

Im Jahr 1068 zog Bischof Burchard II. von Halberstadt mit einem Heer gegen die slawischen Liutizen und deren Heiligtum Rethra. Nach Angaben der Augsburger Annalen ließ er den Tempel anzünden, das Land verwüsten und nach dem Ende der Aktion ritt er auf einem dort erbeuteten heiligen Pferd zurück nach Sachsen. Sein ostentativ genossener Triumph über den seit dem Jahr 983 aufständischen Bund heidnischer Stämme im Nordosten des späteren Deutschland auf dem schon von Thietmar von Merseburg beschriebenen orakelmächtigen Tier aus dem Haupttempel der Liutizen entspricht am deutlichsten dem Thema „Schwertmission. Gewalt und Christianisierung im Mittelalter". Wenn im Folgenden dieser Zusammenhang für Sorben, Elb- und Ostseestämme in Ottonen- und Salierzeit dargestellt werden soll, wird schnell deutlich werden, dass so offen erkennbare gewalttätige Einflussnahmen zur Herbeiführung der Christianisierung zumindest nicht so deutlich festzustellen sind, wie sie im Rahmen der sogenannten ,Schwertmission' Karls des Großen im Zuge der Sachsenkriege auftraten. Und welche Quelle auch immer bemüht wird, es wird dabei konsequent auf jeder "slawischer" Terminologie verzichtet, denn ein solches Phantomvolk hat es bis heute nicht gegeben. Was es jedoch gab waren gewisse Historiker die sich mit diesem Begriff zeit ihres Lebens beschäftigt haben. Nicht um etwa den wahren Hintergrund dieses Begriffs zu enträtseln, sondern mit weiteren Behauptungen ein neues Kunstvolk zu erschaffen. Was es hingegen tatsächlich gab: Weitere Heidenstämme, die von jenen Asen-Clans abstammen, auf die sich schon die Germanische Stammvölkersage bezieht.

Die Charakterisierung der Christianisierung der Eibmarken des ostfränkischen Reiches demgegenüber ist einerseits mit einer unterschiedlichen Quellenlage, andererseits mit der Problematik des Aufstandes von 983 verbunden, der die Heiden des Nordostens in der Wahrnehmung christlicher Akteure und Historiographen zu von der wahren Lehre abgefallenen Apostaten machte, mit denen ein anderer Umgang gerechtfertigt erschien, als er mit paganen Personen und Gruppen gepflegt wurde, die noch keinerlei christliche Unterweisung erhalten hatten und noch nie einer christlichen Gemeinschaft zugehörig gewesen waren.


Diese Karte belegt, dass die terra sclavorum aus einem Teil des untergegangenen Thüringerreichs entstand

Die Christianisierung der Heiden zwischen Elbe und Saale im Westen sowie Oder, Bober und Queis im Osten, nördlich des böhmischen Beckens und südlich der Ostsee begann mit den Kontakten, die sich zwischen ihnen und dem Karolingerreich, aber auch mit dem schon christianisierten Böhmen ergaben. Die ersten Hinweise auf christliche Heiden an der östlichen Peripherie des Frankenreiches finden sich in einer Urkunde Arnulfs von Kärnten aus dem Jahr 889, aus der hervorgeht, dass schon Karl der Große einen Würzburger Bischof beauftragt hatte, für „eben bekehrte" Moin et Ratanzuuinidi, Bewohner einer terra Sclauorum, vierzehn Kirchen zu errichten. Diese im heutigen Oberfranken an Main und Regnitz lebenden Heiden waren steuerpflichtig und offenbar bis zu einem gewissen Grade in das Frankenreich integriert, weiter zumindest als viele derjenigen Gruppen, gegen die militärische Gewalt angewendet wurde. Die hier genannte terra Sclauorum ist jedoch viel besser als terra sclavorum bekannt und wurde auch so in Kartenwerke eingetragen. Bezugnehmend auf angebliche "Slawen", die zwischen dem 6. und 9. Jahrhundert nach Oberfranken eingewandert wären, kollidiert jedoch das ganze mit der Erbmasse des Thüringerreiches, wo noch im 7. Jahrhundert der Geograph von Ravenna schreibt, dass die Flüsse Naab und Regen (in der heutigen Oberpfalz) im Land der Thüringer in die Donau münden. Bis zu seinem Untergang durch die Franken, war das Thüringerreich das mächtigste rechtsrheinische Reich, weswegen an den benannten Flüssen auch nur Thüringer siedelten, die aus dem Elbe-Saale-Raum stammten.

Über das eroberte Thüringerreich herrschte für die Franken der eingesetzte Herzog Radulf aus Thüringen, der mit einem Heer gegen das Reich des Samo zog. Dieser Samo war selbst ein fränkischer Kaufmann, der nach Fredegar Richtung Böhmen zog, wo er über Sklaven, die sich Wenden nannten (in Sclavos coi nomento Winedos) herrschte. Diese Passage Fredegars wird heute so umgedeutet, dass es sich bei diesen "sclavos" um "Slawen" handelt, doch da sie sich Wenden (Winedos) nannten, berechtigt das erst recht nicht, alle Wenden als "Slawen" zu bezeichnen. Völlig richtig kann man in der Wikipedia darüber nachlesen, dass die Herkunft des Begriffes bis heute unklar ist und nach gängiger Erklärung von den Venedi abgeleitet ist, die aber in keinem ethnischen Zusammenhang mit den Wenden stehen sollen. Ethnische Wenden hat es ohnehin nicht gegeben, denn von Venedi hergeleitet, kann niemand erklären, warum ein solcher Stamm auch in der Bretagne oder in Oberitalien existierte.


Der Würzburger Dom - Der Benediktinermönch Winfrid-Bonifatius wirkte besonders vom Bistum Würzburg aus, um die Thüringergebiete zu christianisieren.

Gehen wir weiter davon aus, dass die unterworfenen Thüringer noch Heiden waren, hat man sie danach versklavt und bediente sich ihrer Arbeitskraft auch danach, wobei Sclavos zunehmend mit Heiden gleichgesetzt wurde. Dass die beginnende Missionierung im eroberten Thüringerreich nicht wirklich erfolgreich war, belegt ein Auftrag Kars des Großen an den Würzburger Bischof Bernwelf, der für die "Sclavos" an Main und Regnitz ca. 14 Kirchen errichten sollte. Zuvor machte sich auf dem unterworfenen Gebiet der Thüringer der angelsächsische Benediktinermönch Winfrid-Bonifatius einen Namen, der Ende 722 vom Papst Gregor II. zum Missionsbischof weihte. Er wirkte als Bischof ohne festen Sitz und Diözese, für „einige Stämme in Germanien östlich des Rheines“, die sich zwar schon zum Christentum bekannten, aber noch heidnischen Bräuchen anhingen. Und dazu zählten auch die Thüringer, die je weiter von der alten fränkischen Grenze weg als "sclavos" bezeichnet wurden. Das hatte besonders einen wirtschaftlichen Hintergrund, denn die so bezeichneten konnten ohne kirchlichen Widerstand auch weiterhin versklavt werden. Je weiter jedoch die Missionierung das Gebiet durchdrang, um so mehr verlagerte sich das bejagte Sklavengebiet nach Osten.


Quelle: Wikipedia
Kamp, Kroker, Schwertmission

Beginn der gewaltsamen Christianisierung Ostelbiens


Für den Verlauf des übrigen 9. Jahrhunderts ist zunächst lediglich davon zu berichten, dass die Reichsannalen zum Jahr 821 die Taufe eines Abodritenfürsten namens Sclaomir überliefern. Dieser empfing die Taufe jedoch erst auf dem Sterbebett in Sachsen, war als zeit seines vorangegangenen Lebens ein Heide. Weil solche symbolischen Taufen damals keinerlei Wert hatten, blieb auch der fränkische Einfluss gering. Als eingesetzter Samtherrscher der Abodriten hatte er jedoch keinerlei Verständigungsschwierigkeiten mit den Dänen oder Karl dem Großen, die allesamt noch die gleiche Sprache sprachen und sich nur im Dialekt unterschieden. So konnte sich Sclaomir nicht nur mit den Franken verständigen, sondern bei den Sachsen sich auch zur Taufe bereitzuerklären.


Ludwig der Fromme

Unter der Herrschaft Sclaomirs beteiligten sich die Abodriten 812 zunächst noch am Heerzug der Franken gegen die Wilzen. Nach dem Tod Karls des Großen im Jahr 814 muss es aber zu Streitigkeiten unter den abodritischen Kleinstämmen um die Samtherrschaft gekommen sein. Im November 816 empfing Karls Nachfolger Ludwig der Fromme in Compiègne eine Gesandtschaft der Abodriten, die die Einsetzung des Ceadrag als angestammten Nachfolger des Drasco einforderte. Als Kompromiss ordnete Ludwig 817 die Mitregentschaft Ceadrags an.


die letzten Reste der Burg Esesfeld befinden sich heute neben dem Autobahnkreuz unweit Heiligenstedten, vollkommen eingekreist von Straßen...

Diese Beschränkung seiner Macht veranlasste den gedemütigten Sclaomir, sich von den Franken loszusagen. Er kündigte an, nie mehr über die Elbe gehen und bei Hofe erscheinen zu wollen, verweigerte dem Kaiser also die Huldigung durch Hoffahrt. Stattdessen ließ Sclaomir sofort Botschafter über die Ostsee zu den Söhnen Göttriks aufbrechen, verbündete sich mit ihnen und überzeugte sie, ein Heer nach Nordalbingien zu entsenden. Zeitgleich fuhr die dänische Flotte die Elbe hinauf bis vor die Feste Esesfeld und verwüstete dort das Land an der Stör. Währenddessen zog Gluomi, der Befehlshaber im dänischen Grenzbezirk, mit seinen Fußtruppen und den Abodriten zu Lande vor die Festung. Esesfelth vermochte der Belagerung zwar standzuhalten, wurde aber bald darauf von den nordalbingischen Sachsen aufgelassen und geräumt. Ludwig der Fromme entsandte daraufhin 819 ein von kaiserlichen Gesandten geführtes Heer aus Sachsen und Ostfranken über die Elbe um Sclaomir für seine Treulosigkeit zu bestrafen. Dieser ergab sich aber offenbar kampflos und wurde vom Befehlshaber der sächsischen Grenzmark und den kaiserlichen Gesandten als Gefangener nach Aachen gebracht.

In Aachen wurde Sclaomir vor den Kaiser geführt, der gegen ihn ein förmliches Gerichtsverfahren eröffnete. Als Ankläger traten abodritische Adlige auf, Parteigänger Ceadrags, die ihn des Verrats beschuldigten. Ludwig setzte Sclaomir daraufhin ab und verurteilte ihn zur Verbannung, während er Ceadrag als alleinigen Samtherrscher einsetzte. Als auch Ceadrag begann, sich mit den Dänen einzulassen, sandte Ludwig Sclaomir 821 in das Abodritenreich zurück, um wieder an Ceadrags Stelle zu treten. Sclaomir erkrankte jedoch auf der Rückreise und verstarb noch in Sachsen. Bei den Sachsen empfing er 821 auf dem Sterbebett die christliche Taufe. Damit war zwar Sclaomir der erste christlich getaufte Abodritenfürst, doch sein Stammesgebiet blieb noch weitgehend von christlichen Missionierungen verschont.


Arn von Würzburg war Herrführer und Bischof in einer Person, ideal für jemanden der Heiden in Böhmen oder auf linkselbischer Seite bekämpft. Schließlich konnte eine Missionierung nur gelingen, wenn man zuvor die Kampfkraft des jeweiligen Heidenstamms bricht.

Im Jahr 892 wurde Bischof Arn von Würzburg auf dem Rückweg von einem Kriegszug gegen Böhmen am Fluss Chemnitz während eines Gottesdienstes von einer heidnischen Kriegerschar überfallen und umgebracht, ohne dass dies mit einer missionarischen Absicht Arns in Verbindung gebracht werden könnte. Der Feldzug mit Herzog Poppo (Bobbo) in die sorbische Mark zielte jedoch nur auf regionale Heidenstämme, die sich erfolgreich zu wehren wussten und auch alle Waffengefährten Arns töteten. Sein Todesort an der Chemnitz ist jedoch eher ungeklärt, den die Gegend so bei seinem Tode unbewohnt gewesen sein. Heute wird auch sein Tod in der Nähe von Burgstädt vermutet, wo seit Februar 2006 ein Denkmal steht, dass an eine Sühnekapelle für Bischof Arns Märtyrertod erinnert.

Quelle: Wikipedia
Kamp, Kroker, Schwertmission

Christliche Missionierung als Vorwand zur Sklavenjagd

Dass alle alteuropäische Stämme, die dem Christentum ablehnend gegenüberstanden oder das Joch habgieriger Kleriker abzuschütteln versuchten, von Mönchen und Missionaren gröblichst beschimpft, herabgesetzt und diskriminiert wurden, versteht sich von selbst. Die „Sclavi" waren - solange sie zu den „Heiden" zählten und daher der Kirche keinen Zehnten zu entrichten brauchten - verabscheuungswürdige Kreaturen und rechtloses Freiwild.

Welcher Sprachregelung man sich damals bediente, wenn ein Volk sich dem Willen der Nachfolger Petri nicht gleich fügte, beweist ein Brief, den Papst Stephan im 9. Jahrhundert an die Frankenkönige schrieb. Darin nannte er die kulturell und sittlich hochstehenden Langobarden Oberitaliens „eine treulose und stinkende Nation, die nicht einmal zu den Nationen gerechnet wird und von der gewiss die Aussätzigen ihren Ursprung haben".

Solche und ähnliche Diffamierungen wurden im Mittelalter ohne weiteres geglaubt und führten nicht selten zu erbarmungslosen und blutigen Exzessen gegen jene, die nicht einfach „zu kreuze kriechen" mochten.
Verteufelungspropaganda und unduldsamer Glaubenseifer verliehen auch der Missionierung Ostelbiens im 10., 11. und 12. Jahrhundert den Charakter grausamer Religionskriege. Kaum hatten sich die Sachsen von den furchtbaren Verlusten des 30jährigen Verzweiflungskampfes gegen die Franken erholt, wandte sich ihr zwangsgetaufter Adel den östlichen Grenznachbarn zu. Man hatte es den Herulern („Obotriten") nicht verziehen, dass sie als Verbündete Karls d. Großen den bedrängten Sachsen, Stormarn und Thietmarsen in den Rücken gefallen und für diesen Dienst von den Franken mit Siedlungsplätzen im verwüsteten Sachsenland belohnt worden waren.


Der strategische Kalkberg von Bad Segeberg besaß 1134, zur Zeit der Christianisierung der heidnischen Germanen eine Burg namens "Siegesburg". Sie wurde von Herulern samt umliegender Dörfer zerstört und erst 1143 wieder aufgebaut. Im Bild die mittelalterliche Burg, die 1644 ebenfalls wieder zerstört wurde


In der Neuzeit gibt es kaum noch Reste die daran erinnern.

Der Gau Stormarn lag im Südosten Schleswig-Holsteins. Zu Stormarn gehörte neben dem heutigen Kreis Stormarn auch das Gebiet des heutigen Kreises Pinneberg, ein Teil des Kreises Steinburg, Teile des Kreises Segeberg und das heutige Gebiet der Hansestadt Hamburg nördlich der Elbe. Die Stormarner sind bereits in Schriften aus dem 11. Jahrhundert wie der Hamburgische Kirchengeschichte des Adam von Bremen erwähnt, die in der Zeit der versuchten Besitznahme der Elbmündung durch Rom entstanden sind. Dort wird von den "Stormarni" als einem der sächsischen Stämme gesprochen.


Auch dem hier Lebensmittel an Bedürftige verteilenden Mönch Vizelin wird in heutiger Zeit ein "Slawenmärchen" angedichtet. Er war eben niemals bei "Slawen" als Missionar tätig, sondern ausschließlich bei den herulischen Stämmen der Abodriten und Wagrier - allesamt heidnische Stämme, die früheren Asen-Clankasten entstammen.

In Ostsachsen wurden die herulischen Bauern entweder verdrängt oder sächsischer Herrschaft unterworfen. Entlang der Sächsischen Mark zwischen Elbe und Kiel und der Thüringischen Mark („Sorbische Mark") gegen die Saale hin, entbrannte ein zählebiger Grenz-Kleinkrieg. Das Streben sächsischer Adeliger, im Zuge von Einfällen in das Herulerland möglichst viele Kriegsgefangene für Leibeigenendienste („Sklaven") einzubringen, trug nicht wenig zu den wiederholten Rachefeldzügen der betroffenen Ostelbier bei. Als dann 919 die kampferprobten Sachsenherzoge den deutschen Königsthron erlangten, setzte die schonungslose Unterwerfung des streitbaren „Heidentums" durch Feuer und Schwert ein.


Quedlinburg - die Burg wurde mehrfach von Kaiser Otto I. besucht.

Nachdem die Grenzstriche durch ein Netz von Burgen gesichert waren - es entstanden als feste Plätze und nachmalige Städte Quedlinburg, Duderstadt, Nordhausen, Pöhlde, Grona, Goslar, Merseburg u. a. - und das sächsische und thüringische Wehrvolk eine genügende Schulung im Reiterkampf erfahren hatte, eröffnete König Heinrich I. aus dem Geschlecht der Ludolfinger den ersten Reigen der Ausrottungs- und Vernichtungsfeldzüge im ostelbischen Raum. Die überraschende Offensive traf zunächst die Gaue an Havel und Unterspree der „Heveller"), deren Wasserfeste und Hauptplatz Brennaburg (Brandenburg) nach schweren Kämpfen im Winter 928 fiel.


die Heidenfestung Gana wird in Hof/Stauchitz vermutet. Nicht "Slawen" haben hier gesiedelt, sondern ausschließlich suebische Clans, wie die Semnonen und hermundurischen Sorben!

Elbeaufwärts erlitt ein gleiches Schicksal die von Hermunduren und Herulem verteidigte Festungsstadt Jana (Gana). Was dort in den Augen der Sachsen nicht zum Sklavendienst tauglich schien, sprang über die Klinge. Der Bau der neuen sächsischen Trutz- und Markfeste Meißen besiegelte vorerst das Schicksal des eroberten Landes.


vor der Schlacht bei Lenzen eroberten herulische Redarier die Burg Walsleben (Osterburg) westlich der Elbe

König Heinrich I. ließ daraufhin eiligst ein sächsisch-deutsches Heer aufbieten, das bei Lenzen die Elbe überquerte. Unter dem Befehl der Grenzgrafen Bernhard und Thietmar erfolgte die Belagerung der stark befestigten Heidenburg Lenzen, die den Weg zum Obodriten- und Wilzenland sperrte. Unterdessen war es auch den sächsischen Grafen Bernhard und Thietmar gelungen, die Wagrier und Heruler in Mecklenburg („Redarier" und „Obotriten") niederzuwerfen. Eine Erhebung der Unterdrückten brach nach Vernichtung ihres Hauptheeres in der Schlacht bei Lenzen a. d. Löcknitz 929 zusammen.


Lenzen an der Elbe - hier überquerte das Sachsenheer die Elbe und eroberte die herulische Burg "Lunkini".

Nach fünftägiger Belagerung wurde die Burg schließlich trotz zu Hilfe eilender Heiden kontingente durch die sächsisch-deutschen Krieger erobert, wobei die schwere Panzerreiterei zum ersten Male seit der Reorganisation des Heerwesens unter Heinrich I. eine Schlacht entschied. Über diesen anhaltenden Kämpfen zwischen den Deutschen und Sclavi (Heiden) während der Regierungszeit der Könige Heinrich I. und Otto I. (936–973), dem späteren Kaiser, berichtet Widukind aus dem Kloster Corvey an der Weser, wie ein „Hofbiograph“ in seinem Werk „Sächsische Geschichte“ von 973. Den Kampf um die Burg Lenzen schildert er recht ausführlich aus der Sicht der Sieger, wobei er die Sclavi generell als Barbaren bezeichnet.

Zwei Jahre später zog der König gegen die Lausitzer Gaue an der Oberspree, zerstörte 932 die große Stadt Lebusa und machte sich die barbarischen Herren des Landes tributpflichtig.


Primärquellen: Greil, Die Slawenlegende,
https://www.burg-lenzen.de/burg_lenzen/a...chichte-lenzen/
Wikipedia

Die Missionierung Ostelbiens unter Otto I.
Primärquelle: Wolff, Ostgermanien, Greil, Die Slawenlegende


Otto I. - seine ehrgeizigen Missionierungspläne reichten bis zum Rurikiden-Reich
Bild Kolossos, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-2.5

Otto I. wählt im Jahre 936 bei seinem Regierungsantritt Magdeburg zu seiner Residenz, ein Ort, der sich damals an der Grenze der christlichen zur heidnischen Welt befand. Er gründet dort das Moritzkloster, das dazu bestimmt war, der Ausgangspunkt für die Missionierung und kulturelle Erschließung des heidnischen Ostens zu werden. Magdeburg soll der Mittelpunkt der im gesamten Osten zu errichtenden Bistümer sein. Otto I. sieht seine Aufgabe in einem großen politischen Zusammenhang, in der Schaffung eines christlichen Universalreiches. Keiner vor noch nach ihm hatte weitergreifendere Pläne. Die Errichtung des Erzbistums Magdeburg kommt aber vor allem wegen des Widerstandes der Erzbischöfe von Mainz und Hildesheim nur langsam in den Jahren von 962 bis 968 zur Ausführung. Für die Durchführung des Missionsplanes werden zuerst die Ost-Grenzbezirke durch Aufteilung in Grenzmarken neu gegliedert. 936 wird Hermann Billung zum Markgrafen an der unteren Elbe ernannt mit der Aufgabe, die Wagrier im östlichen Holstein, die Obotriten und Redarier in Mecklenburg mit ihrem Heiligtume Rethra als Mittelpunkt zu unterwerfen.

937 folgt die Ernennung Geros (gest. 965) zum Markgrafen an der mittleren Elbe mit dem Auftrag, die "Wilzen" (Beiname für Heruler) im heutigen Brandenburg und die Soraben oder Sorben zwischen Saale und Oder bis zum Erzgebirge dem Deutschen Reiche einzugliedern. Die ebenfalls nach Osten vorgeschobene Thüringische Mark schützte gegen Schlesien und schloss am Oberlauf der Weißen Elster an das Egerland (Markgrafschaft Nordgau) des Herzogtums Bayern und an das Herzogtum Böhmen an.


Markgraf Gero
Bild Acoma, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-3.0

Aber schon zu Beginn seiner Regierungszeit war der junge König gezwungen, einem neuerlichen Aufstand der herulischen Redarier zu begegnen. Markgraf Gero trug obendrein zu einer weiteren Verschlimmerung der Lage bei: er lud 30 heidnische Gaufürsten zu einem Festmahl und ließ die Ahnungslosen während des Gelages brutal niedermetzeln. Diese ruchlose Tat entfachte abermals eine Weile der Empörung. Heruler und Wandalen griffen zu den Waffen, unterlagen jedoch bald der militärischen Überlegenheit der markgräflichen Truppen. Brandenburg (Brennaburg), hartnäckig verteidigt, fiel wiederum in die Hand der Sachsen; diesmal allein durch Verrat. Drakonische Straf- und Christianisierungsmaßnahmen folgten. Die kirchliche Organisation sollte nun die Sicherung und Befriedung verbürgen.


Brandenburg an der Havel

Bereits König Heinrich I. zog nach der Schlacht bei Lenzen mit einem Heer Richtung Brandenburg, wo er an der Havel auf bereits mit dem christlichen Glauben vertraute Fürsten stieß. Von dort stammte auch jene Drahomira, die wohl in den Jahren 906/907 den premyslidischen Fürsten Wratislaus geheiratet hatte und Mutter des später zum böhmischen Landespatron gewordenen Heiligen Wenzel wurde und jene Prinzessin, aus deren Beziehung mit Heinrichs I. Sohn Otto der spätere Mainzer Erzbischof Wilhelm hervorging. Der Name dieser wahrscheinlichen Verwandten des Hevellerfürsten Tugumir, die nach Meinung von Herbert Ludat später im sächsischen Kloster Möllenbeck an der Weser verschwand, ist leider unbekannt geblieben. Brandenburg an der Havel behielt jedoch seine Bedeutung, denn Otto der Große ließ dort als König im Jahr 948 ein Bistum einrichten, ebenso wie im flussabwärts gelegenen Havelberg.

Primärquelle: Wolff, Ostgermanien,
Greil, Die Slawenlegende
Kamp, Kroker, Schwertmission

Wichmann der Jüngere, der sächsische Rebell

Otto der Große musste nach Vernichtung des Magyarenheeres auf dem Lechfeld am 10. August 955 noch im gleichem Jahr erneut gegen einen Teil des unzufrieden gewordenen sächsischen Adels ziehen, der die Heruler („Ukrer", „Liutizen" und „Obotriten") zu Verbündeten gewonnen hatte! Man sprach schließlich eine gemeinsame Sprache, um problemlos für alle verständlich solche Bündnisse zu schmieden. Dabei machte besonders der Sachse Wichmann der Jüngere von sich Reden, der aus dem Adelsgeschlecht der Billunger stammte. Wichmanns Mutter war höchstwahrscheinlich eine Schwester von Königin Mathilde, der Gemahlin von König Heinrich I.. Somit war Wichmann ein angeheirateter Neffe von Heinrich I. und ein Vetter von Kaiser Otto I.

Wichmann wurde bereits als Kind an den Hof von Otto I. geholt und dort gemeinsam mit seinem Bruder Ekbert und dem etwa gleichaltrigen Sohn Ottos, Liudolf, wie ein Königssohn erzogen. Obwohl noch jung an Jahren, werden ihm die Zwistigkeiten, die sowohl innerhalb der königlichen Familie als auch zwischen dem König und Wichmanns Vater herrschten, nicht entgangen sein. Die von Ottos Vater, König Heinrich I., geschaffene Hoheit über die heidnischen Heruler und Hermunduren im Gebiet zwischen den Linien Elbe/Saale und Oder/Neiße war noch wenig gefestigt. So erhoben sich unmittelbar nach König Heinrichs Tod im Jahre 936 die herulischen Stämme der Redarier, südöstlich der Müritz. Heinrichs Nachfolger Otto I. setzte den Onkel Wichmanns, Hermann Billung, als Heerführer ein und beauftragte ihn mit der Niederschlagung des Aufstandes. Hermann Billung zwang die Redarier erneut unter Tribut, wofür ihn der König zum Markgrafen über die germanischen Gebiete der Redarier, Abotriten, Wagrier machte, die man danach auch als Billunger Mark bezeichnete.


Hermann Billung

Als Wichmann im Jahre 944 den Vater verlor, waren er und sein Bruder Ekbert noch zu jung zur Übernahme der gräflichen Aufgaben in ihren Gauen zwischen Elbe und unterer Weser, so dass ihr Onkel Hermann Billung als ihr gesetzlicher Vormund die Verwaltung ihres Erbes übernahm, der die Gelegenheit nutzte, um seinen beiden Neffen das Erbe zu beschneiden. Dass ihre diesbezüglichen Beschwerden beim König erfolglos blieben, begründete den Groll der beiden Brüder sowohl gegen den Onkel als auch gegen den König.

Am Liudolfinischen Aufstand 953 teilnehmend, aber später in Sachsen von ihrem Onkel Hermann Billung gefangengesetzt, wurde Wichmann zur Haft am Hofe verurteilt, Ekbert duch Otto I. Fürsprache sogar freigelassen. Wichmann floh bei der ersten Gelegenheit. Marodierend zog Wichmanns Gefolge nach Engern und überfiel mehrere Burgen. Wichmann verbündete sich wieder mit seinem Bruder Ekbert, mit dem er nun erneut die Truppen seines Onkels angriff. Dieser aber konnte sich seiner Neffen wiederum erfolgreich erwehren und vertrieb sie nach Norden über die Elbe, wo sie in das Gebiet der Abodriten gelangten.


Lübeck war immer nur eine deutsche Stadt und besitzt keine frei erfundene "slawische" Frühgeschichte. 1143 wurde Lübeck als erste deutsche Stadt an der Ostsee gegründet. Der Name Lübeck basiert tatsächlich auf den schon existierenden germanischen Namen Lubeke. "Liubice" ist nur die latinisierte Schreibform aus dem Mittelalter, wo das deutsche k durch c ersetzt wurde!

Die herulischen Abodriten hatten ihr Machtzentrum in Alt-Lübeck, wo Fürst Nako gemeinsam mit seinem Bruder Stoinneg regierte. Die Abodriten waren schon zu Zeiten Karls des Großen mit den Sachsen verfeindet und so konnten Wichmann und Ekbert sie gewinnen, mit ihnen gemeinsam gegen Hermann Billung vorzugehen. Das gelang wiederum auch nur deshalb problemlos, weil Abodriten und Sachsen eine gemeinsame Sprachgrundlage hatten: die gotisch (althochdeutsche)-germanische Mundart! Nach Ostern 955 fielen abodritische Stämme unter der Führung(!) Wichmanns mit einem großen Heer in Sachsen ein. Eine Führung die sinnlos gewesen wäre, wenn die Abodriten ihn nicht verstanden hätten!


Hitzacker an der Elbe - recht unterhalb des Ortes der Weinberg, auf dem Heruler eine Burg gebaut haben

Hermann Billung war dieser Übermacht nicht gewachsen und musste sich zurückziehen. Im Burgwall von Cocarescem, der bei Hitzacker auf dem Weinberg vermutet wird, hatte die Zivilbevölkerung aus der Umgebung Schutz gesucht und mit Wichmann ausgehandelt, dass das Leben der freien Bürger samt ihrer Frauen und Kinder gegen die Knechte und allen Hausrat eingetauscht werde. Dieser Vertrag aber wurde nicht eingehalten, die Folge war die Ermordung aller erwachsenen männlichen Bürger. Die Mütter mit ihren Kindern wurden als Gefangene verschleppt!

Nachdem Otto I. am 10. August 955 die Magyaren in der Schlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg vernichtend geschlagen hatte, wollte er Vergeltung für das Massaker von Cocarescem. Wichmann und Ekbert wurden des Hochverrates angeklagt und als Landesfeinde geächtet, ihren Anhängern aber wurde Amnestie in Aussicht gestellt, wenn sie ihren Widerstand gegen Hermann Billung und den König aufgäben. Von dieser Regelung wollten auch die Abodriten profitieren und boten an, sich unter die Zinspflicht des Königs zu stellen, die Hoheit in ihren Gebieten aber wollten sie behalten.


Rechts im Wäldchen verbergen sich die Reste einer heidnischen Wallburg an der Recknitz bei Pantlitz. Man vermutet hier auch den Ort, wo die "Schlacht an der Raxa" stattfand. In der Schlacht sollen sich auf deutscher Seite 7000 sächsische Reiter und 1000 friesische Infanteristen am westlichen Flussufer befunden haben. Die Heruler haben 1000 leichte Reiter und 8000 Fußtruppen am östlichen Flussufer aufgeboten.

Dies lehnte der König ab und zog mit seinem Heer in Richtung Ostsee, alles vernichtend und verbrennend, was sich ihm in den Weg stellte. Erst in der ausgedehnten Schilf- und Sumpfwildnis des Flusses Raxa kurz vor der Darß-Zingster Boddenkette kam das Heer zum Stillstand und wurde auch sofort von den Herulern umzingelt. Nach vier Tagen Belagerung waren die Krieger des Königs durch Hunger und Krankheit derart erschöpft, dass Otto I. seinen Markgrafen Gero zu den Abodriten schickte und diesem eine ehrenvolle Kapitulation anbot, was diese angesichts der vermeintlich günstigen strategischen Situation ablehnten.

Am nächsten Tag, es war der 16. Oktober 955, kam es zur Schlacht an der Raxa, welche für die Abodriten zu einer verheerenden Niederlage führte. Mit Hilfe verbündeter Rugier ( von Thietmar von Merseburg Ruani genannt) gelang es dem Markgrafen Gero, einen geeigneten Flussübergang an anderer Stelle zu finden. Dort errichtete Gero während eines Ablenkungsmanövers drei Brücken und konnte aus günstiger Position die heraneilenden Heruler auf der anderen Seite der Raxa stellen und besiegen. Auch die rugische Hilfe basierte wiederum auf die gemeinsame gotisch-germanische Sprache, den keines der Heere brauchte mehrsprachige Sendboten für Verhandlungen, oder gar Dolmetscher um heidnische Verbündete in die Schlacht zu führen.

Wichmann und Ekbert gelang es, sich rechtzeitig abzusetzen und in das Frankenreich zu fliehen.Dort fanden sie bei Hugo, dem Herzog von Burgund, Unterschlupf. Hugo war der Ehemann von Hadwig, der Schwester Ottos I. und damit der Cousin der beiden Flüchtigen. Die Tatsache, dass die beiden Brüder unbehelligt quer durch das Deutsche Reich bis nach Burgund gelangen konnten, beweist auch den noch zu dieser Zeit bestehenden geschlossenen gotisch-germanische Sprachraum von Burgund bis zum Rurikidenreich. In allen östlichen Heidengebieten, wie im Krain, Böhmen, Mähren, dem Miseko-Reich an Warthe und Weichsel und auch in Känugard oder Naugard konnte man sich mit gotischer Mundart verständigen, aus der sich schließlich das Althochdeutsche entwickelte.


Kampfgetümmel in einer Schlacht gegen Heidenstämme

Sachsen und Heruler erwiesen sich in der Entscheidungsschlacht an der Raxa (Recknitz) nicht nur als ebenbürtige Kämpfer, sondern nach Chronistenbeschreibungen auch ohne besonderen Unterschied in Aussehen und Waffenführung. Es entsprach dem Kriegsbrauch jener Zeit, dass der König den abgeschlagenen Kopf des gefallenen Herulerherzogs Stoinneg auf einer Stange befestigen und 700 gefangene Krieger enthaupten ließ. Dem Ratgeber Stoinnegs wurden die Augen geblendet und die Zunge herausgeschnitten.

Markgraf Gero nahm nun alles Land bis zur Oder in Besitz...


Primärquellen: Greil, Die Slawenlegende,
Steller, Name und Begriff der Wenden (Sclavi)
Wikipedia

Mit Herulern und Rugiern gegen Dago Miseko

Der weitere Lebenslauf von Wichmann, den Jüngeren bis zum großen Heidenaufstand 983, zeigt auch die damalige Lage zwischen ottonischer Reichsmacht und heidnischen Germanengauen auf. Wichmann, der Jüngere 956 aus dem Burgund zurückgekehrt, sah sich vor dem Markgrafen Gero genötigt um Gnade vor dem König zu bitten. Auch Geros Sohn Siegfrid, Wichmanns Schwager, setzte sich für ihn ein. Nachdem Wichmann einen Eid darüber abgelegt hatte, dass er Zeit seines Lebens nie wieder gegen den König sprechen noch handeln würde, durfte er sich auf die Güter seiner Ehefrau zurückziehen und seine Ächtung wurde aufgehoben.

Für die nächsten Jahre hielt sich Wichmann an seinen Schwur. Doch im Jahr 963 versuchte er König Harald Blauzahn von Dänemark, der bereits um 960 gegen das Deutsche Reich rebelliert hatte, für einen Kriegszug gegen Sachsen zu gewinnen. Der Dänenkönig erkannte aber, dass Wichmann ihn nur für eigene Zwecke missbrauchen wollte und lehnte ab. Wichmann unternahm, wieder gemeinsam mit seinem Bruder Ekbert auf eigene Faust verschiedene Raubzüge in der Billunger Mark, konnte aber seinen Onkel wiederum nicht besiegen. Vielmehr musste er fliehen, nachdem einige seiner Krieger ergriffen und stranguliert wurden. Als Markgraf Gero erfuhr, dass Wichmann seinen Schwur gebrochen hatte, schickte er ihn zurück zu den Herulern, wo er vom Stamm der Redarier willkommen geheißen wurde.

Zu dieser Zeit erstarkten die heidnischen Polanen unter dem Normanenfürsten Dago Miseko (Mesko) und expandierten sowohl nach Osten bis zum Bug als auch von der Oder aus westwärts, wobei sie auf erbitterten Widerstand der dort siedelnden Stämme und Markgrafen des deutschen Reiches stießen. Wichmann kämpfte gemeinsam mit seinen Gastgebern gegen Herzog Dago Miseko und konnte ihn 963 zweimal in der Schlacht besiegen und tötete auch dessen Bruder. Weiterhin kann angenommen werden, dass Wichmann auch an der Seite Geros im Gebiet der Liutizen gegen Dago Miseko kämpfte und ihn in der Lebuser Region zum Tribut an das Deutsche Reich verpflichtete.


Oldenburg in Holstein war der Hauptsitz der herulischen Wagrier. Adam von Bremen erwähnt Oldenburg erstmals im Jahr 1076 mit "Aldinborg": „Aldinborg civitas magna Sclavorum, qui Waigri dicuntur, sita est iuxta mare, quod Balticum sive Barbarum dicitur, itinere die. .. ab Hammaburg“ - Übersetzt heißt das: "Aldinburg ist eine große Stadt der Sclavi (was man eben nicht mit "Slawen" übersetzen kann!), die Wagrier genannt werden, gelegen in der Nähe des Meeres, welches das Baltische oder das Barbarische genannt wird,. .. Tagereisen von Hamburg entfernt". Sclavi war schließlich eine mönchlateinische Bezeichnung für Heiden germanischer Zunge!

In der Mark der Billunger war der herulische Stamm der Wagrier bereits christianisiert, das Herrschaftszentrum ihres Fürsten Zelibor lag in der Stadt Starigard, dem heutigen Oldenburg. Obwohl die Wagrier zum Stammesverband der Abodriten gehörten, weigerte sich Zelibor, eine Oberherrschaft des Fürsten Mistuin anzuerkennen, der als Nachfolger von Nakos über die Abodriten herrschte. Mistuin und sein Bruder Missidrog sollten Jahre später die Anführer des großen Heidenaufstands 983 bis 995 werden...

Bereits mehrfach hatten sich die Kontrahenten vor Hermann Billung, der als regierender Fürst der Mark auch zuständiger Gerichtsherr war, angeklagt. So auch im Jahr 967. Das Urteil fiel zu Ungunsten Zelibors aus, was dieser zum Anlass nahm, gegen Hermann Billung die Waffen zu erheben. Wichmann ergriff diese Gelegenheit zum Kampf gegen seinen Onkel umgehend, war aber ebenso wie bisher ohne Erfolg. Nachdem die Truppen des Herzogs die Burg der Wagrier belagert und in kürzester Zeit ausgehungert hatten, setzte sich Wichmann ab und floh, diesmal zum rugischen Stamm der Wolliner an die Odermündung.


Das auf Wollin nachgebaute Jumne, was im 9. Jahrhundert eine der wichtigsten Handelsplätze der Ostsee war und im 10. Jahrhundert bereits um 8.000 Einwohner zählte. Ob die Stadt wirklich so hieß darf bezweifelt werden, wenn es nur eine verkürzte Variante für Jumneta ist, womit sicher Vineta und Jomsburg nahe der Mündung der Peene gemeint ist.
Bild: http://nordost.altesitte.info/?p=879

Im gleichen Jahr unternahm Dago Miseko den Versuch, das Gebiet der Odermündung und die reiche Handelsstadt Jumne zu erobern, aus der sich später sicher nicht das deutsche Wollin entwickelt hatte. Bestenfalls hieß die Stadt in Wahrheit Julin in Ableitung von Wollin. Vor dieser Stadt kämpfte Wichmann erneut gemeinsam mit den Rugiern gegen die ostgermanischen Truppen des Normanenherzogs, der ihn diesmal allerdings mit einer Kriegslist solcherart in Bedrängnis brachte, dass er, von seinen eigenen Leuten an der Flucht gehindert, bis zur völligen Erschöpfung kämpfen musste.


Innerhalb und außerhalb des rekonstruierten Jumne findet regelmäßig das sogenannte "Festival of Slavs and Vikings" auf Wollin statt. So auch 2021 wo der englische Festivalname auf weltweite Aufmerksamkeit hofft. Englisch bedeutet jedoch "Slavs" Sklaven, was wohl von den Festival-Veranstaltern sicher "noch" nicht beabsichtigt ist. Damit lässt sich jedoch gut leben, so können auch Leute dieses Festival besuchen, die mit "slawophilem" Geschichtsmüll nichts anzufangen wissen. Egal was man dort über erfundene "Slawen" liest: die damaligen Bewohner Wollins und der Stadt Jumne setzten sich aus Rugier, Heruler und Wandalen zusammen, über die eine nordische Kriegerkaste der Wikinger herrschte!

Schwer verwundet, ergab er sich schließlich und reichte mit folgenden Worten sein Schwert an den Feind: Nimm dieses Schwert und überbringe es deinem Herrn, damit er es zum Zeichen des Sieges nehme und seinem Freunde dem Kaiser übersende, auf dass dieser wisse, er könne nun eines erschlagenen Feindes spotten, oder einen Blutsverwandten beweinen.

Anschließend erlag Wichmann seinen Verletzungen. Dies geschah am 22. September des Jahres 967.

Primärquelle: wikipedia
https://www.carnifest.com/festival-of-sl...-in-wolin-2021/

Die ordnende Hand der deutschen Bistümer


Verhandlungen mit der päpstlichen Regierung werden aufgenommen und haben Erfolg. Papst Johann XII. (955-964) erteilt in einer Urkunde vom März 962 dem deutschen Kaiser und seinen Nachfolgern das Recht, in Magdeburg ein Erzbistum zu errichten, das der „Ausbreitung des Christentums unter den Sclaveni-Völkern dienen soll". Eingeschlossen ist zugleich die Erlaubnis, Bistümer nach Belieben unter den zu Bekehrenden zu begründen. Unter sclaveni, verkürzt sclavi, werden in dem kirchlichen Latein des Mittelalters die noch nicht Bekehrten, die Heiden verstanden.

Am 18. Oktober 968 stellt Papst Johannes XIII. (965-972) eine neue Urkunde für das Erzbistum Magdeburg aus. Während in der ersten Urkunde dem neuen Erzbistum nach Osten kaum Grenzen gesetzt worden waren, wird jetzt das zugehörige Gebiet auf das bisher bekehrte Heidenvolk eingeschränkt. Auch erhält nicht der Kaiser das Recht, zu missionieren und neue Bistümer zu gründen, sondern die künftigen Erzbischöfe von Magdeburg.

Aus der unterschiedlichen Fassung der beiden Urkunden ist ein Wandel in der päpstlichen Missions-Politik erkennbar. Die zweite Fassung bringt die einseitig kuriale Auffassung zum Ausdruck, nach der nur der römischen Kirche das Recht der Mission unter den heidnischen Völkern zusteht. Die Urkunde ist überdies zu einem Zeitpunkt ausgestellt, als das Erzbistum Magdeburg bereits begründet war. Jedenfalls hält der Kaiser an dem ihm 962 vom Papst Johann XII. erteilten Auftrag fest.

Gleichzeitig mit der Urkunde von Papst Johannes XIII. vom 18. Oktober 968 richtet er an alle Bischöfe und Grafen ein Schreiben, in dem er seine Anordnung hinsichtlich der Begründung des Erzbistums wiederholt: „Der Erzbischof wird von ihm für das ganze Sclavenen-Volk bestellt, soweit es schon bekehrt ist oder noch bekehrt werden soll". Das ostgermanische Miseko-Reich (auch Mesiko) gehört eben dazu.

Nun folgt der politischen Ordnung für die Aufgabe der Missionierung die kirchliche. Im Jahre 961 beschäftigt sich der Kaiser mit dem Plan einer Missionierung der ostgermanischen Rurikiden-Gebiete im heutigen westrussischen Raum; im Jahre 962 reiht sich die Umwandlung des Moritz-Klosters in ein Domstift an, die Klosterschule wird zu einer Domschule ersten Ranges erhoben und die Gründung des Erzbistums Magdeburg vollendet.


Das Bistum Ratzeburg wurde bereits 946 errichtet! 1066 fiel dieses einem blutigen Aufstand der herulischen Abodriten zum Opfer. Adam von Bremen erwähnt 1076 Ratzeburg, als "Razzisburg", mitten im Gebiet der Abodriten gelegen. 1154 war Ratzeburg wieder als deutsches Bistum etabliert. Der Ratzeburger Dom entstand ab 1170...


Die bereits 946 errichteten Bistümer Havelberg und Ratzeburg, wie auch das 949 geschaffene Bistum Brandenburg für die Redarier, Heveller und Ukrer neben dem 967 eingerichteten Meißen und dem 968 gegründeten Merseburg und Zeitz werden dem neuen Erzbistum Magdeburg unterstellt. Bistum Oldenburg (Holst.), 948 zur Bekehrung der Wagrier und Abodriten errichtet, wird dem Erzbistum Bremen-Hamburg unterstellt.

968 wird im Miseko-Reich der normanischen Daglinger auch das Bistum Posen gegründet und dem Erzbistum Magdeburg zugeordnet. Die ersten Bischöfe Jordan (968-984) und Unger (984-1012) sind Deutsche. Bischof Jordan ist in den Quellen stets als episcopus Posnaniensis, niemals als episcopus Poloniae bezeichnet. Bischof Unger war vorher Abt im königlichen Kloster Memleben, das auch Güter im Lande Posen hatte. Otto I. ist an der Gründung des Bistums nicht nur beteiligt, sondern hat ausschlaggebenden Einfluss auf die Einsetzung des Bischofs im Weichsel-Warthegebiet und greift tief in die östlichen Verhältnisse ein. Gründung und Aufbau des Bistums Posen vollzieht sich in gleicher Weise, wie sie vorher in Sachsen und Franken üblich gewesen sind.


Die Domkirche in Posen. Will man etwas bei wikipedia über das Bistum Posen erfahren, wird man dort mit dem "Piastenmärchen" konfrontiert. Normanenfürst Dago-Miseko (Mesko) ist dort ein "polnischer Piast" und "Polen" existierte bereits. Allein der Name "Polen" wurde erst um 1250 unter Kadlubek alias Gottlobus eingeführt! Das Bistum Posen war Bestandteil der ostelbischen Christianisierungsmission und war dem Erzbistum Magdeburg unterstellt.

Wie zuvor über Wichmann, den Jüngeren schon erwähnt wurde Dago-Miseko (Mesko) von Gero dem Deutschen Reiche unterworfen. Sein Machtbereich steht seither im Tributverhältnis zum Reiche. Er ist ein Tributarius. Dem Tributherrn, das ist Otto I., steht das Recht zu, im tributpflichtigen Gebiet die Errichtung von Bistümern vorzunehmen. Daher kann die Errichtung des Bistums Posen nur von ihm vorgenommen werden. Ein anderes Verhältnis ergibt sich erst aus der Nachricht, dass Dago-Miseko 986 auf dem Hoftage in Quedlinburg erscheint. Dies ist die erste zuverlässige Nachricht für das Geschehen der Umwandlung des bisherigen Zustandes und für das Bestehen eines Lehnsverhältnisses. Erst jetzt kann er nicht mehr als Tributarius, sondern als Lehnsmann des Kaisers betrachtet werden.

Gründung und Unterstellung unter das Erzbistum Magdeburg bestätigen, dass das Bistum Posen nur als ein deutsches Bistum angesehen werden kann.


Primärquelle: Wolff, Ostgermanien,
Greil, Die Slawenlegende

Heidnisches Ostelbien – von der Elbe-Saale-Linie bis zur Weichsel

Der germanischsprachige ostelbische Großraum reichte historisch von der Elbe-Saale-Linie bis zur Weichsel. Grundlage ist der zugewiesene Missionierungsraum des Erzbistums Magdeburg, von dem auch die Gründung des Bistums Gnesen ausging. Für die Betrachtung der damaligen Machtverhältnisse reicht es zunächst diesen Raum an der Oder-Bober-Linie einzugrenzen, die um 1000 auch eine Art Grenzgebiet zum Miseko Herzogtum darstellte. Was auch immer im Großraum bis zur Weichsel relevant ist, lässt sich dann von Fall zu Fall einordnen. Das ostelbische Miseko – Reich wird heute als slawisches oder gar frühpolnisches Reich dargestellt, obwohl es wie Böhmen und Mähren, der Großraum Ostrogard bis zum Don und der Südostraum mit der Krain, Kroatien, Posawien, Karantanien und Panonnien nur von Heiden besiedelt war, denen Mönche aus der oströmischen Kirche nur die Glagoliza-Liturgie als erste künstliche Sprachfragmente beibrachten. In all diesen Räumen gilt es die wahre heidnische Geschichte richtigzustellen, dass sich am Ende niemand mehr mit "Slawenmärchen" beschäftigen muss.


Der ostelbische Spreewald - wer heute dort etwas von "slawischen" Sorben oder Wenden erfährt, wird frech angelogen. Ausgerechnet in diesem Gebiet haben sich heidnische Wurzeln am deutlichsten erhalten, die slawophile Volksverdummer in "elbslawische" umdeuten versuchen.

In dem hier eingegrenzten Ostelbien, gab es vor der fränkisch-sächsischen Ostexpansion jenseits der Elbe-Saale Grenze, keinerlei vollständigen Abzug der alteingesessenen Bevölkerung, sondern nur einen Durchzug größerer Stammesverbände, der sich aus nicht erbberechtigten Jungvolk rekrutierte, immer auf der Suche nach neuen Siedlerland. Die Generationen der erbberechtigten Erstgeborenen blieben, verloren aber vielerorts ihre größeren zusammenhängenden Stammesgebiete durch militärische Niederlagen an kampfstärkere Nachbarstämme. Zum Beispiel wurde das einstige Stammesgebiet der Lemovier, was ursprünglich zwischen Westmecklenburg und der unteren bis mittleren Oder lag, von zurückgewanderten Herulern regelrecht zersprengt. Nur in abgelegenen Randgebieten hielten sich noch Reste der Lemovier.

So entstand durch weitere innere Kämpfe in der spätgermanischen Zeit ein regelrechter Flickenteppich kleinerer Stammesgebiete, die im Grunde immer den gleichen Ahnenkulten anhingen. Und alle diese Kleinstämme besaßen ihre Eigennamen, die aber nur selten in die lateinische Geschichtsschreibung Eingang fanden. Dafür entstanden durch das Eindringen fränkisch-deutscher Missionare ein Fülle neuer Bezeichnung für die in Ostelbien siedelnden Heiden. Die Missionare, die keinerlei sprachliche Probleme im heidnischen Ostelbien hatten, brachten den Gelehrten die in Erfahrung gebrachten germanischen Begriffe mit, die danach von Lateinisch sprachigen Gelehrten niedergeschrieben wurden. Dabei entstanden lateinisch-germanische Begriffe, die man heute den Leuten mitunter absichtlich weiter verfremdet, als „slawische Stämme“ erklärt.

„Westslawische Stämme“ entstanden, die mitunter überhaupt keine Stämme waren. Flüße, Verhaltensauffälligkeiten, bevorzugte Siedlungsorte oder einfache Unkenntnis waren hier die Grundlage dieser Begriffe. Am Beispiel der Kessiner kann man wunderbar sehen, wie hier die Slawisten krampfhaft versuchen, etwas „westslawisch völkisches“ entstehen zu lassen, was es niemals gab. Kessin von Kuzin abstammend, könnte sogar noch auf das altmodische Wort Kussari zurückgehen, was Seeräuber bedeutet. Das entspricht auch dem Forschungsstand, wonach an der unteren Warnow eine Wikingerkolonie einer Händlerkaste existierte. Auf dem Gebiet der Kessiner gab es noch weitere Ortschaften mit dem heute deutschen Namen Kessin, die alle auf Kizun basieren, denn die Gegend wurde mit weiteren Burgen gesichert. „Chizziner“ und heute „Kyzziner“ sind heute lateinisierte Begriffe, die wohl alle vom altnordischen Kuzin abstammen. Wikipedia, dass sich hier auf die slawophile Märchenliteratur beruft, schreibt dagegen, dass Chizziner „Fischerhüttenbewohner“ heißt. Diese absurde Behauptung stellte der Slawist Fred Ruchhöft auf, der bei seinen Machwerken, die offensichtliche nordische Namensherkunft einfach ignoriert hat! Nicht das lateinische Wort braucht man „slawisch“ erklären, sondern den Basisbegriff Kizun/Kuzin oder auch den althochdeutschen Begriff Kizzin für Ziegenböcke, was die Leute an der Warnow nur als Ziegenhirten ausweisen würde.

Neben den von Warnen (Warnower) und Wikingern abstammenden Kessinern, wurden so auch die anderen Regionen Ostelbiens mit Lateinisch-germanischen Begriffen bedacht, denen heute sämtlich ein „slawisches“ Erklärmärchen angehängt wurde. Urlauber in Nordostdeutschland, die etwas über ihren historischen Urlaubsort erfahren wollen, springt fast überall einer „slawophile“ Geschichtsstory ins Gesicht. Jedes Umlanddorf, jede Burg und Wallanlage wird den „Slawen“ zugeordnet, selbst die Namensherkunft von Flüssen, Bergen und Orten bleibt von diesem absurden Unsinn nicht verschont. Und weil „Slawen“ doch so wunderbare Naturmenschen wären, basieren diese Ortsnamen auch auf Käfer, Raben oder Waldhühner…

Heidnische Götzendiener - Die wilden "Sclavi" in Jumneta

Als um 805, zur Zeit Karls des Großen, erstmals Magathaburg an der Elbe erwähnt wurde, dürfte der Ort tatsächlich schon viel länger existiert haben. Magdeburg entwickelte sich dank einer passierbaren Elbefurth zu einem Handelsort für den ostelbischen Raum, der erst später befestigt wurde. Trotzdem überschritten auch hier erste fränkische Truppen die Elbe und drangen in die heidnischen Germanengebiete vor, um das rechte Ufer von Elbe und Saale unter Kontrolle zu bringen. Die Stämme Ostelbiens, die man 812 unter fränkische Oberhoheit zwang, nannte man „Wilzen“, was nichts anderes bedeutete als „Wilde“. Damit setzte auch eine Erschließung dieses Gebietes mit Missionaren ein, die dank eines gemeinsamen Sprachraumes, keinerlei Probleme hatten, sich mit den heidnischen Germanen zu verständigen.

Die Missionare, aber auch Händler brachten den Gelehrten neue ethnographische Begriffe von ihren Unternehmungen im ostelbischen Raum mit, die diese in lateinisierter Form in Landkarten und Chroniken verarbeiteten. Damit drangen diese Begriffe in den Wortschatz des fränkisch-deutschen Raumes ein und wurden aus dieser Richtung wieder in den ostelbischen Raum zurückgebracht. Es entstand eine Begriffswelt aus Eigennamen innerhalb des germanischen Sprachraumes, wie in Ostelbien und die der lateinisch-germanischen Fremdbezeichnungen. Weil man anfangs kaum etwas über germanische Flurnamen wusste, waren die ersten Begriffe auch nur Sammelbegriffe, für diejenigen Germanen jenseits der Elbe-Saale-Linie. Neben den Wilzen, die gleichbedeutend für Wilde standen, gab es noch die Begriffe Liutitzen, die diese Menschen nur als „Leute“ bezeichneten und „Sclavi“ die für heidnische „Unfreie“ standen.

Zu der verhängnisvollen Scheidung Großgermaniens in einen fränkischen Reichsteil diesseits der Elbe-Saale-Linie und einer von „Barbaren" bewohnten „Wüstenei" jenseits der Elbe führten einzig und allein die machtpolitisch expansiven Christianisierungs-Feldzüge Karls d. Gr. Sie gaben den Auftakt zur Diffamierung und Unterwerfung ostelbischer Heiden, deren sittliche und kulturelle Entwicklung jener der fränkisch beherrschten im Westen und Süden keineswegs nachstand, ja sie sogar in manchem übertraf.

Als die fränkischen Expeditionsheere Karls d. Großen den Versuch unternahmen, die Heiden Ostelbiens mit Feuer und Schwert unter das Kreuz zu zwingen, entstand erstmals der mönchslateinische Begriff „Sclavi" für alle Germanen beiderseits der Elbe, die sich der fränkischen Herrschaft und damit der Christianisierung widersetzten. Diese Begriffsbestimmung wurde in der Folge auch auf die abwehrbereiten Stämme im böhmisch-schlesischen Raum und alle „Götzendiener" bis nach Dalmatien ausgedehnt. Schließlich erfanden die lateinisch schreibenden Chronisten - das Wort „Sclavi" abwandelnd - die Bezeichnungen „Sclaveni" und „Sclavania" als verallgemeinernde Formeln bei der Erwähnung von Nichtchristen und ihrer Wohngebiete.


Adam von Bremen

Die Heiden waren demnach nicht etwa einem Volkstum zugehörig, sondern schlichtweg „Sklaven der Götzen und des Teufels" im ostelbischen Raum und, wie Adam von Bremen in seiner im 11. Jahrhundert verfassten Kirchengeschichte schreibt, „alle noch im Irrwahn des heidnischen Götzendienstes befangen", was sich insbesondere auf die von ihm ausführlich genannten Wandalen an der Oder bezog. Immerhin weiß Adamus Bremensis auch von Tugenden zu berichten, die man in der modernen Schulgeschichtsschreibung wohlweislich verschweigt: „... im übrigen aber dürfte man kein Volk finden, das in bezug auf Sittlichkeit und Gastfreiheit ehrenwerter und gutherziger wäre."; ein Umstand, der bei den damals schon christlichen Franken gewiss Verwunderung erregte. Nicht weniger wohl auch der Hinweis auf die Metropole der Wandalen, Jumneta, die der dänische Chronist Saxo Grammaticus (1150—1220) als das „Byzanz des Nordens" rühmte: „Jene Stadt ist angefüllt mit den Waren aller nordischen Völker und besitzt alles Angenehme und Seltene."

Die Stadt selbst ist entweder durch eine Sturmflut, oder auch nach einer Sage von einer dänischen Flotte zerstört worden. Um 965 berichtet Ibrahim ibn Jaqub von einer reichen Stadt, deren arabisch geschriebener Name in der Umschrift etwa Weltaba lautete. 1075/80 schreibt Adam von Bremen von einem Seehandelsplatz auf einer Insel an der Mündung der Oder in die Ostsee, östlich des vom Erzbistum Hamburg beanspruchten Diözesangebietes, wo Sclavi, Barbaren und Griechen wohnten und Sachsen Handel trieben und wo einst Harald Blauzahn Zuflucht fand. Verfälschend schreibt Wikipedia, dass Adam von Bremen "Slawen" geschrieben hätte, was natürlich völliger Unsinn ist und durch nichts zu belegen ist. Adam von Bremen schrieb immer und ausschließlich von Sclavi, womit Heiden außerhalb, bevorzugt östlich des christlichen Deutschen Reiches gemeint waren. Ganz Jumneta (Vineta) war bis zur Zerstörung eine heidnische Stadt geblieben!

Nach der ältesten Handschrift dieser Überlieferung (11. Jhd.) war dessen Name vimne bzw. uimne, die zweitälteste Abschrift aus der Zeit um 1200 spricht an diesen Stellen von uimne und iumne bzw. jumne.1163/1168 kopiert Helmold von Bosau nahezu wörtlich die Passagen Adams von Bremen über diesen Ort. In der ältesten erhaltenen Handschrift von Helmolds "Chronica Sclavorum" (um 1300) findet sich die Schreibweise uineta, die vom Schreiber nach iuḿta korrigiert wurde (abgekürzt für iumenta oder iumneta).


die "Chronica Sclavorum" als Originalabdruck - gefunden bei deutsche-digitale-bibliothek.de ... Was nun ihr "Slawenfälscher"?

Helmold von Bosaus "Chronica Sclavorum" ist auch ein typisches Beispiel, wie bei Wikipedia die Geschichte falsch dargestellt wird. Dort heißt dessen Werk schlicht "Slawenchronik"! Das Werk beschreibt aber nur die deutsche Ostsiedlung und die Missionierung ostelbischer Heiden ab Karl dem Großen. Es befasst sich vorrangig mit der Herrschaftsbildung, Siedlung und Mission in Ostholstein, Mecklenburg, Brandenburg, Pommern und Skandinavien. Als Quellen verwendete Helmold vor allem Adam von Bremen, die Viten Willehads und Ansgars, ergänzt um mündliche Überlieferung und eigene Erfahrung. Es ist auch keinerkei Überraschung, dass in der Chronik kein einziger "Slawe" vorkommt!


Noch im Mittelalter hießen aber Helmolds deutsche Abschriften "Chronica Slauorum", weil zu dieser Zeit noch keinerlei Herder gelebt hat, der das Wort Sclavi zu "Slavi" = "Slawen" verstümmelte!

In jüngeren Abschriften findet sich Jumneta, in der Kapitelüberschrift aller überlieferten Handschriften jedoch Vinneta. Um 1170 berichtet die nordische Knýtlinga saga über die Belagerung der Jomsburg durch den dänisch-norwegischen König Magnus (1043) und einen gegen diesen Ort vom Dänenkönig Waldemar I. geführten Feldzug (1170). Um 1190 schreibt Saxo Grammaticus sowohl über denselben Feldzug (1170) als auch über Harald Blauzahns Aufenthalt dort, nennt den Ort aber Julin[um].


Archäologisch erwiesen: Wollin steht auf dem historischen Boden von Jumneta

Ausgrabungen deutscher Archäologen seit den 1930er Jahren in der Stadt Wollin bewiesen, dass sich in der Nähe der heutigen Stadt Wollin vom 10. bis zum 12. Jahrhundert ein bedeutender Seehandelsplatz mit einer entsprechend großen germanischen Siedlung befunden hat.

Thietmar von Merseburg und der Sclavi-Aufstand von 983

Wenn die Chroniken des Helmold von Bosau und des Adam von Bremen die Gebiete Norddeutschlands betreffen und von dieser Aufgabe ausgehend im Stile der Geschichtsschreibung jener Zeit ein umfangreiches "quellenmäßiges" Wissen mit einarbeiten, so liegt die Blickrichtung des Chronikschreibers Thietmar von Merseburg im mitteldeutschen Raum. Da Thietmars Leben - er stammte aus vornehmen Geschlecht, das mit den Herzögen von Sachsen und mit den Ottonen verwandt war, - am 25. Juli 975 begann und die Niederschrift seines Werkes in den Jahren 1012 bis 1018 vorgenommen wurde, umfasst die von ihm zu seinen Lebzeiten erfasste und dargestellte Epoche mindestens ein halbes Jahrhundert noch vor Adam von Bremen.

Die Zeit des 10. Jahrhunderts vollendete im ganzen die Christianisierung des westelbischen Raumes, der nun als neue Aufgabe die Christianisierung des ostelbischen "Germaniens", wie Einhard es nannte, vor sich sah. Übrigens findet sich der Ausdruck Germania bei Thietmar zweimal und zwar im 7. und 15. Kapitel des II. Buches. In der zweiten Stelle ist von "Italien und Germanien" die Rede und es lässt sich aus dem Zusammenhang keine Differenzierung erkennen. An der ersten Stelle ist von dem durch Dudo veranlassten Einfall der Avaren in Francia die Rede, das die Übersetzer mit Franken wiedergeben. Aus dem Zusammenhang geht hervor, dass der König die Feinde in Bayern, dessen feste Plätze Dudo inne hat, erwartet, aber sie fielen "durch feindlich gesinnte Führer einen andern Weg geleitet, in Franken ein und verwüsteten dasselbe furchtbar.

Thietmar, dessen "Tendenz" der Ruhm der Ottonen ist, sucht die Einfälle der Avaren zu erklären und deutet sie als ein Geistlicher seiner Zeit als durch unsere Missetaten hervorgerufene "Geißeln Gottes", Es ist begrüßenswert, dass die Übersetzer dabei nicht "Deutschland" schrieben, sondern "Germania" beibehielten. Offenbar ist der Sinn des Zusammenhangs der, dass die Avaren durch Männer, die auf der Seite Dudos standen, von dem Zuge Ottos nach Bayern unterrichtet, diese in das "Reich" in das Kernland Franciam führten, und ein so weites Vordringen war nur möglich, da Germania diesen Scharen erlegen war.

Dass mit dem Wort Germania der ostelbische Raum gemeint ist, geht auch daraus hervor, dass Thietmar von sich und denen, zu denen er sich rechnet, als nos Teutonice spricht.


der "Heidenwall" nahe dem niedersächsischen Oldenburg ist die große Sensation, den anhand der Bäume läßt er sich genau bestimmen wie alt er ist: Demnach erfolgte die erste Ausbaustufe der Ringwallanlagen im Jahr 1032 und etwa 10 Jahre später kam es zu einer zweiten Bauphase. Man erklärt die Erbauer heute für "unbekannt", obwohl wenn es sich um "Heiden" im alten Sachsen handelt, nur germanisch sprechende Heiden gemeint sind. Die Spur führt offensichtlich zu den herulischen Abodriten, die Karl der Große mitten in Sachsen ansiedeln lässt, als er das Land erobert hatte. Offensichtlich sehr lange heidnisch geblieben, bauten sie sich in der Zeit der Zwangschristianisierungen eine Befestigung um sächsische Übergriffe zu widerstehen...


Es sind zunächst die Bewohner von Francia, die darunter begriffen werden. Der Unterschied zu den Sclavi liegt lokal für Thietmars Zeit noch nicht völlig jenseits der Elbe, da sich auch diesseitige Stämme noch immer wieder vom Christentum abkehren. Mit dem Begriff Sclavi verbindet sich bei ihm die Kennzeichnung des Heidnischen, nicht aber einer durch "slawische" Bewohner in ihrer völkischen Struktur geänderten Bevölkerung des Ostraumes. Etwas anderes besagt auch die Stelle nicht: "... quam nos Teutonice, Deleminci vocamus, Sclavi autem Glomaci appellant ..." , denn die nächsten Zeilen erklären, dass der zweite Name nach einem heidnischen Quellenheiligtum gegeben wurde; seine Wasser bilden einen See, mit dem sich ein bedeutsames Orakel verbindet. Und Quellheiligtümer weisen wieder weit in die Asenzeit zurück, wo die Besiedelung Europas mit Asen-Clans begann.

Mit der Verwendung eines Horazischen Zitats betont er, dass er gleichsam ein Schleifstein sei und "folgendes für die Ungelehrten und besonders für die Sclavi, welche glauben, dass mit dem Tode alles vorbei sei" sagen: "... inlitteratis et maxime Sclavis, qui cum morte temporali omnia putant finiri. . . "2). Deutlich sind die Sclavi durch den Nachsatz als Heiden gekennzeichnet, die zum christlichen Glauben der Auferstehung von den Toten zu bekehren sind: "haec loquor, certitudinem ressurreccibnis et pro qualitate meriti futurae remunerationis firmiter indicens cunctis fidelibus".



Brandenburg fiel 983 kampflos in die Hand der herulischen Heveller, die sofort alles christliche vernichteten und ihre alten germanischen Kultaltäre errichteten. Auch sämtliche Priester und Kirchendiener wurden mißhandelt und ermordet...

"Sclavorum conspirata manus", überfällt das Bistum Brandenburg; die verbliebene Geistlichkeit - der Bischof und der Verteidiger Thiedrich mit seinen Kriegern waren entflohen - wird gefangengenommen, das Bischofsgrab beraubt und "omnis aecclesie thesaurus distrahitur et sanguis multorum miserabiliter effunditur. Vice Christi et piscatoris eiusdem venerabilis Petri varia demoniacae heresis cultura deinceps veneratur et flebüis haec mutacio non solum a gentilibus, verum etiam a christianis extollitur". Auch hier ist nicht die Andeutung einer völkischen Differenziertheit zu finden, dagegen wird der Religionsunterschied herausgearbeitet im Widerstand der durch das Wort Sclavi als Heiden gekennzeichneten gegenüber den Christen, von denen nach dem Sieg der Heiden viele am heidnischen Kult wieder teilnehmen.


auf dem Marienberg bei Brandenburg hält sich hartnäckig, ein vermutlich nicht mehr beweisbares Gerücht, dass die Germanen hier eine alte Frigga- oder Freyja - Kultstätte gehabt haben. Sie dürfte solange existiert haben, solange das Gebiet heidnisch blieb...

Dass zu seiner Zeit auch noch Aufstände der Heiden auf linkselbischem Gebiet vorkommen, besagt die Schilderung des Vordringens der heidnischen Abotriten unter Mistui nach Hamburg und darüber hinaus. Die hierbei von Thietmar erzählte Wundergeschichte - ihre große Anzahl ist für seinen Chronikstil charakteristisch -, dass die Reliquien zum Himmel schwebten, dass Mistuwoi (Varianten: mistuiuoi, mistuvuoi ), wie der Name nun heißt, darob wahnsinnig und als er mit Weihwasser besprengt wird, mit den Worten: "Sanctus me Laurentius incendit!" "elendiglich verschied", kennzeichnet das Heidnische einwandfrei. Als aber die Heiden weiter siegreich in das westelbische Land bis an die Tanger, einem linken Nebenfluß der Elbe, vordringen, "kamen von den Sclavi mehr als 30 Heerschaaren zu Fuß und zu Ross zusammen und trugen keine Scheu, unter dem Panier ihrer Götter und dem Schalle der vorangetragenen Posaunen alles was noch übrig war, zu vernichten".

"Desolatis tunc omnibus preda et incendio urbibus ac villis usque ad aquam, quae Tongera vocatur, convenerunt e Sclavis peditum ac equitum plus quam XXX legiones, quae sine aliqua lesione residua quaeque suorum auxilio deorum (tunc) devastare non dubitarent (tubicinis precedentibus)". "Non latuit hoc nostros".

Diesem Heidenaufstand - nirgends ist von einem völkischen Strukturunterschied die Rede - kann erst begegnet werden, nachdem sich der Erzbischof von Magdeburg, der Bischof von Halberstadt und die weltlichen Obrigkeiten Thiedrich, Ricdag, Hodo, Binizo, Fritherich, Dudo und des Schreibers Vater Sigfrid mit anderen vereinigten, um nach Anhörung der Messe gegen "die ihnen entgegen kommenden Feinde" vorzugehen und sie - wunderbarerweise - zu besiegen. Und noch einmal wird von Thietmar auf das Heidentum der nun Besiegten hingewiesen: "Derelicti sunt, qui prius Deum spernere presumpserunt idolaque manufacta et prorsus inania creatori suo stulti preposuerunt".

An einem Sonntag prallten die Heere aufeinander, wobei die Sachsen eine Flucht vortäuschten. In sich auflösender Schlachtordnung setzten die Germanen nach und sahen sich plötzlich einem mächtigen Sturmangriff ausgesetzt. Die blutige Schlacht zwischen Sachsen und Herulern forderte der Sage nach mehr als 30000 Tote. Damit war zunächst das linkselbische Gebiet gerettet, für einen Übergang auf das rechte Ufer war man noch zu schwach...

Primärquelle: Steller, Name und Begriff der Wenden (Sclavi)
https://www.nwzonline.de/kultur/weser-em...,685908082.html

Die Sachsen im erneuten Kampf um Ostelbien und Brandenburg (992-993)


Der germanische Sclaviaufstand von 983 wurde hauptsächlich von den herulischen Stämmen geführt, unterstützt von Rugiern, Wandalen und Dänen. Den Sachsen gelang es zwar kämpfend, das hermundurische Sorbenland zu behaupten, im übrigen aber wurde die vorgeschobene Reichsmacht nach dem Fall Brandenburgs und Havelbergs auf ihre alte Grenzlinie an der Elbe zurückgeworfen.

Ab 985 wieder soweit erholt, um rechtselbisches Gebiet zu betreten, eröffneten die Sachsen eine neue Kriegsphase gegen die herulischen Stämme. Zwischen Elbe und Oder wurde ein gnadenloser Feldzug entfesselt, um die Ermordung der Geistlichen zu rächen. Auf der deutschen Seite stand nur die sächsische Heeresmacht, durch nichts unterstützt von den anderen deutschen Herzogtümern. Die Heidenstämme aber kämpften für ihre Freiheit, sie nahmen jegliche Christianisierung als Unterdrückung war, die bekämpft werden musste. Eine festgeschmiedete Abwehrallianz war aber illusorisch. Die herulischen Abodriten und auch die Pomoranen blieben passiv, während sich die Kriegsfurie in die Urwaldgebiete zwischen Elbe und Oder hinein fraß. Doch trotz böhmischer Hilfe gelang es den Sachsen nicht, den heidnischen Widerstand zu brechen.


Brandenburg hat seinen Namen von der früheren Brennaburg - der zu den Liutizen geflohene sächsische Ritter Kiza (Kizo) sorgte 992 dafür, dass Brandenburg für ein Jahr wieder sächsisch wurde - und das hauptsächlich Kraft seiner Worte!

992 fiel Brandenburg durch Verrat erneut in sächsische Hände. Ein sächsischer Ritter namens Kiza, war bei den herulischen Luitizen untergekommen, nachdem er vom Markgrafen Thiedrich übel behandelt wurde. Dort verstand er es zu einer angesehen Stellung zu kommen, eine Sprachbarriere existierte ja nicht! Kiza schaffte es jedenfalls Brandenburg einer nahenden sächsischen Einheit auszuliefern. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Kunde, dass Brandenburg durch Verrat wieder an die Sachsen gefallen ist. In den ostelbischen Gebieten sammelte sich eine große Kriegerschar, die gegen Brandenburg zog. Magdedburg wurde alarmiert und schickte alles was greifbar war und Waffen tragen konnte Richtung Brandenburg zu Hilfe, die von Markgraf Ekkehard I. von Meißen angeführt wurde. Zwei Jahre zuvor war Ekkehard noch Gefangener der Liutizen gewesen, der nur durch den Dagonerfürsten Boleslaf wieder frei kam. Ekkehard war auf einer Verhandlungsreise zu den Liutizen gewesen, als diese ihn festgesetzt hatten.

Ekkehards Streitmacht wurde von liutizischen Kriegerscharen angefallen und in zwei Teile aufgespalten. Während der eine Teil mit Ekkehard sich nach Brandenburg durchschlagen konnte, wurde der andere Teil restlos niedergemetzelt...Eine weitere sächsische Streitmacht wurde in Magdeburg versammelt und nach Brandenburg geschickt. Sie kam diesesmal durch und konnte daraufhin die Stadt befestigen und wirksam behaupten. Erst ein Jahr später 993, als Kiza Brandenburg Richtung Quedlinburg verlassen hatte, brach in Brandenburg erneut ein Aufstand unter den Liutizen aus, die Brandenburg wieder unter ihre Kontrolle bekamen und alle in ihr lebenden Sachsen gefangen nahmen. Kiza, der sich selbst überschätzend, in die Stadt zurückkehrte, um sie Kraft seiner Rhetorik wieder unter sächsische Kontrolle zu bringen, fand dabei den Tod. Brandenburg blieb jetzt bis auf weiteres in Heidenhand. Das östliche Elbufer wurde zwar wieder zur Grenze, doch auf beiden Seiten der Elbe sprach man nach wie vor die gleiche Sprache.

Durch den einschneidenden Rückschlag, den die kirchliche Missionierung gleichzeitig erlitten hatte, vertiefte sich die Kluft zwischen den Deutschen und ihren „heidnisch" gebliebenen ostelbischen Verwandten. Heruler, Rugier und Wandalen - die „Sclavi" und „Wenden" der christlichen Geschichtsschreibung — waren wieder Herren ihrer angestammten Gaue und erholten sich erneut von den erlittenen Blutverlusten.



Primärquelle: Greil, Die Slawenlegende,
Luden, Geschichte des teutschen Volkes,
wikipedia

Gottschalk, der Heruler


heute als "Gottschalk, der Wende bezeichnet" ist Wahrheit nur ein Angehöriger der Heruler gemeint!
Bild Niteshift, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-3.0

Schon im Jahr 1004 waren die Heruler Ostelbiens soweit erstarkt, dass König Heinrich II. sie als ernstzunehmende Bündnispartner erachtete, mit ihnen Verträge über Durchmarschrecht und Neuerrichtung der Bischofssitze Havelberg und Brandenburg schloss und sich ihrer Teilnahme an seinen Kriegszügen gegen den mächtigen Dagonenfürsten Boleslaf I. nach Böhmen und in das Wartheland versicherte. Vorübergehende Erscheinungen einer indirekten Missionierung in den Wohngebieten der Heruler blieben Episoden.

So hatte es zum Beispiel das diplomatische Geschick des Erzbischofs Adalbert von Bremen erreicht, dass sich in Westmecklenburg die Gaufürsten — an ihrer Spitze die angesehenen und einflussreichen Adeligen Gottschalk und Woldemar - bereitfanden, das Christentum ebenso wie die deutsche Herrschaft anzuerkennen. Als dann Gottschalk 1066 vom deutschen Königshof verbannt wurde, weil er das Festhalten starker Volksteile am Heidentum nicht zu ändern vermochte, war auch dieser stärkste Ansatz für eine organische Integrierung Ostelbiens auf friedlichem Wege vorerst vertan...

Gottschalk, der Sohn des christlichen Abodritenfürsten Udo wurde im Kloster Sankt Michael in Lüneburg erzogen. 1028 wurde Udo erschlagen, worauf Gottschalk das Kloster verließ. Nach Helmold von Bosau führte er einen Rachefeldzug wegen der Ermordung seines Vaters. 1030 geriet er in die Gefangenschaft des Billungers Bernhard II. Er wurde verbannt und ging nach England, wo er Gefolgsmann von König Knut dem Großen von England und Dänemark wurde - Sprachprobleme hat es da auch nie gegeben, da dias Gotisch-Germanische die mit Abstand am weiteste verbreitete Sprache in Europa zu dieser Zeit war. Man sprach sie in Deutschland, in Ostelbien, in Dänemark, bei den Daglingern zwischen Warthe und Weichsel und auch noch im Rurikidenreich! Das wusste auch der deutsche Kaiserhof, der ohne Sprachbarrieren auskommend unter Otto I. noch den gesamten Ostraum durch die deutsche Reichskirche missionieren wollte.


Sven Estridsson - in seinem Gefolge befand sich der herulische Abodritenfürst Gottschalk, "der Wende", der schließlich dessen Tochter Sigrid heiratete! Das beweist wieder einmal sehr eindringlich, dass es zwischen germanischen Abodriten und nordgermanischen Dänen keinerlei Sprachgrenzen gab!


König Sven Gabelbart ist der Großvater von Sven Estridsson gewesen. Großmutter Gunhild ist die Tochter des normanischen Herzogs Dago Miseko gewesen!

Nach dessen Tod 1035 wurde er Gefolgsmann von Sven Estridsson, dem späteren König von Dänemark (1047–1076), dessen Schwester Sigrid er heiratete.

1043 wurde der Polabenfürst Ratse, der im Stammesverband der Abodriten die Stellung des Gesamtherrschers errungen hatte und Dänemark aktiv bedrohte, von König Magnus geschlagen. Daraufhin verließ Gottschalk Sven Estridsen, verständigte sich mit Magnus und ging in seine Heimat zurück. Er konnte sich dort durchsetzen und das herulische Abodritenland und darüber hinausgehende Heidengebiete beherrschen.

Um sich gegenüber dem überwiegend heidnischen Stammesadel zu behaupten, lehnte sich Gottschalk ebenso wie seine nakonidischen Vorfahren an den Sachsenherzog Bernhard II. und den Erzbischof Adalbert von Bremen an und unterstützte deren Missionsbemühungen im heidnischen Ostelbien, nicht zuletzt weil er nach dem Vorbild der deutschen Nachbarn und des gotisch-normanischen Miseko-Reiches auf die Kirche als künftige Stütze seiner Herrschaft hoffte. So entstanden 1060 in seinen Herrschaftsbereich die Bistümer Oldenburg für Wagrien, Ratzeburg für Polabien und Mecklenburg für die Abodriten im engeren Sinne.

Nachdem Erzbischof Adalbert 1066 gestürzt worden war, brach ein von der heidnischen Adelsschicht getragener Aufstand aus, in dessen Verlauf Gottschalk erschlagen wurde. Seine Witwe Sigrid floh mit dem gemeinsamen Sohn, dem späteren Fürsten Heinrich, zu Sven Estridsson nach Dänemark. Auch der erste mecklenburgische Bischof Johannes wurde im weiteren Verlauf des Aufstands 1066 in Rethra ermordet. Gottschalks anderer Sohn Buthue floh zum Billungerherzog Ordulf und wurde schließlich vom Haupt des heidnischen Adels Kruto in Plön in eine tödliche Falle gelockt.


Lenzen an der Elbe - hier wurde der herulische Abodritenfürst Gottschalk am 7. Juni 1066 erschlagen...

Gottschalks Vision eines christlichen ostelbischen Reiches versuchte schließlich sein am Ende über Kruto siegreicher Sohn Heinrich nochmals zu verwirklichen.

Primärquelle: Greil, Die Slawenlegende,
Wikipedia

Herulische Welataben - von Franken "Wilzen" genannt


In Werben, am Zusammenfluss von Havel und Elbe, stand schon im frühen 10. Jahrhundert eine Burganlage. Heute ist noch nicht ganz sicher, wer sie errichtete. Möglich ist, dass nach dem Fall der heidnischen Burg Lenzen an der Elbe im Jahr 929 diese deutsche Burg als deutsche Grenzfeste errichtet wurde. 937 wurde sie das erste Mal von deutscher Seite urkundlich erwähnt. Sie trug den germanischen Namen Pritzlawa. Weil die Region Prignitz hieß, die ihren Namen von den herulischen Brizanen bekam und die Endung awa, "am Wasser" bedeutet, wurde die Burg von der Umlandbevölkerung Pritzlawa genannt. Er ist also kein behaupteter "slawischer" Name!


Pritzwalk - vor 5000 Jahren bereits Siedlungsgebiet von Asen-Clans, danach formierten sich die Sueben und später die herulischen Brisanen. Das germanische Dorf wurde im Jahr 1147 Teil der 1157 gegründeten Mark Brandenburg.


Die Burg sicherte den Übergang über den Fluss ins germanischsprachige Ostelbien und damit auch alle in diese Richtung laufenden Handelswege. Der Dauerkrieg zwischen Sachsen und heidnischen Herulern hatte hier einen seiner Schwerpunkte. Sie wurden hier Liutizen genannt, was kein Eigenname sondern nur ein Beiname, der Leute bedeutet. Auch die Abodriten/Obodriten und die Wilzen bezeichnen nur herulische Großverbände und auch sie sind keine Eigenbezeichnungen.

Sammelbezeichnung für alle diese germanischen Großverbände und Stämme ostwärts der Elbe, blieb aber weiterhin "Sclavi", deren begriffliche einzige Gemeinsamkeit die Verharrung im Heidentum war, also kein Volk bezeichnete. Sie waren aus der Sicht der Kirche die "Unbekehrten". In einer Neuübersetzung von Helmold von Bosaus "Chronica Sclavorum" wurde vom slawophil eingestellten Herausgeber Schmeidler im Vorwort auch vermerkt, "in Bezug auf die Übersetzung ist noch zu bemerken, daß die alten Namensformen meistens beibehalten sind, jedoch die Schreibung 'Sclaven' als zu störend aufgegeben ist". Es ist eines der einschlägigsten Bekenntnisse zur Geschichtsverfälschung! Dazu kommt noch, dass die alten beibehaltenen Namensformen doch wieder die ganze neuzeitliche "Slawen"-Historie als Märchen entlarven!


Bad Wilsnack mit seiner bekannten Wunderblutkirche. Im Ortsnamen spiegelt sich die främkische Bezeichnung "Wilzen" wieder

Bei dem Namen Wilzen verweisen die Herausgeber Schmeidler-Steinberg darauf, dass diese bei Einhard "in ihrer Mundart" "eigentlich" Welataben heißen. Die Quelle ist in Einhards "Vita Karoli Magni" zu finden: "Nachdem diese Bewegungen so unterdrückt waren, wurden die Sclavi, die bei uns gewöhnlich Wilzen, in ihrer eigenen Sprache aber Welataben heißen, mit Krieg überzogen. Dabei leisteten unter den anderen Völkerschaften, die der König aufgeboten hatte, auch die Sachsen Kriegsdienste, freilich in nicht sehr aufrichtigem und treuem Gehorsam. Der Krieg wurde dadurch herbeigeführt, dass die Wilzen, die seit langer Zeit mit den Franken verbündeten Abodriten durch unaufhörliche Einfälle beunruhigten und sich durch kein Verbot davon abbringen ließen. Es erstreckt sich von dem westlichen Ozean nach Osten ein Meerbusen (damit ist die Ostsee gemeint) in unbekannter Länge und in einer Breite, die nirgends mehr als 100 000 Schritte beträgt, an vielen Stellen aber weit geringer ist. Viele Völkerschaften umwohnen ihn: die Dänen und Sueonen, die wir Nordmannen nennen, haben die ganze Nordküste und alle in ihm liegenden Eilande inne; die Südküste aber wird von Sclavi und Aisten und verschiedenen anderen Völkerschaften bewohnt, unter denen besonders auch die Welataben sind, die der König zu der Zeit bekriegte. In einem einzigen Feldzug, den er in eigener Person ausführte, bezwang und unterwarf er sie so vollständig, dass sie seinen Befehlen nicht mehr widerstreben mochten."


das Schloß Gadow in dem die sogenannte "Waldschule" untergebracht ist. 2011 überraschte dieser Ort die Welt mit der Meldung, dass man dort eine "Slawenburg" eingerichtet hätte, wo sich Kinder in diese Zeit zurückversetzen können, einen Goldschatz suchen und den Kampf mit Schwert und Lanze nachstellen können... Erklärend wird dabei erzählt, dass auf der Burg Lenzen ein "Slawen"-Fürst geherrscht hätte... Liebe Kinder, die Gadow erlebt haben, oder vielleicht noch erleben werden: Lasst euch nicht solche Märchen von den Erwachsenen erzählen. "Lunkini" war eine herulische Germanenfestung, Gottschalk, der Wende ein deutsch-germanisch sprechender Herulerfürst aus dem Stamm der Abodriten/Obodriten. Und nein, liebe Kinder, ihr spielt auch keine "Slawen" nach - die hat es nie gegeben..."

Der Begriff Welataben ist ein rein germanischer Begriff und kann an Hand eines "Germanischen Wörterbuches" (Köbler) erklärt werden. Neben einem wesentlich älteren Hintergrund aus der Asenzeit, wo „wel“ für Totenfluss steht, lässt sich "Welataben" im Germanischen entweder mit die "Abgewendeten" oder gar dem "Haß Zugewendete" übersetzen. Wel = wenden, at = Haß und aba = weg. Tatsächlich kann man aber "Abgewendete" auch mit "Unbekehrte" gleichsetzen, wenn dieser Begriff ausgerechnet von fränkischen Missionaren mitgebracht wurde. Ob dann noch die Behauptung aufrecht erhalten werden kann, dass sie sich selbst so nannten, ist mehr als fraglich, viel eher dürfte dieser Name in den Köpfen von Missionaren entstanden sein, die dort erfolglos christianisieren wollten. Der Hintergrund war ohnehin immer der gleiche: Da man eine gotisch-germanische Sprache links und rechts der Elbe-Saale-Linie sprach, und die Heruler in Ostelbien sich zu Einhards Zeit nicht bekehren ließen, sich dagegen wehrten und für ihre germanische Götterwelt kämpften, werden die Missionare immer wieder den germanischen Satz gehört haben, dass die Heruler eine "Bekehrung hassen". Also "Wel" = Drehen, Wenden, Umkehren und "At" = Hass. Damit dürfte sich auch der Kreis in der Begriffserklärung schließen. "Welataben" war eben eine weitere Bezeichnung, wo die Welt sich in Bekehrte und Unbekehrte unterteilte...Einhard, der den ostelbischen Raum als "Germanien" bezeichnet, war es dann auch der klarstellt, dass die Wilzen nur eine fränkische Bezeichnung für die herulischen Welataben sind.

Wikipedia verortet aber den Namen "Wilze" ins "slawische Märchenreich", weil die Wilzen auch ein "westslawischer Stammesverband" wären und sein "slawischer" Name könnte "Die Riesen" oder "Die Großen" bedeuten. Geht's noch? Zur Zeit Einhards, davor und auch lange Zeit danach hat es nirgendwo auf der Erde eine "slawische" Kunstsprache gegeben. Das änderte sich erst als Kyrill und Methodos ihre Glagolitenschrift erfanden und sie als Kirchenliturgie zu verbreiten begannen!

Die Namen der Liutizen, Wilzen und Rhetarier, die bei den Historikern des 9 bis 11. Jahrhunderts als heidnische Germanenstämme gekennzeichnet werden, bezeichnen nicht drei Stämme, sondern sind drei zeitlich verschiedene Namen für herulische Stammesgebiete einer Gegend!

Die Wilzen, Wilci, oder Wilti bedeuten nichts anderes als "die Wilden". Und die zeitlich später folgende Bezeichnung Liutizen/Leutizen für das ein und das selbe herulische Stammesgebiet entspricht einer germanischen Wurzel, die im niederhochdeutschen "Leute" steckt! Wilzen und Liutizen heute als "westslawische" Stämme zu bezeichnen ist deshalb, wie alles "slawische", eine willkürliche Erfindung slawophil gepolter Geschichtsverdreher.

Das herulische Gebiet, dass schwerpunktmäßig das heutige ostelbische Mecklenburg-Vorpommern umfasst, wurde im Süden von der sogenannten "Sclavania" begrenzt, die Adam von Bremen als die "amplissima Germaniae provintia" bezeichnet, die "von den Winulern bewohnt wird, die einst Wandalen hießen". Mit der ostfränkisch-deutschen Zeit geriet auch der fränkische Sammelbegriff der "Wilzen" in Vergessenheit, an dessen Stelle jetzt die Liutizen traten - ein geografisch entstandener Name, der ein wandalisch-herulisches Stammesgebiet in der ostelbischen Lausitz und in Brandenburg bezeichnete.


Werben an der Elbe

Im Jahr 1005 soll Kaiser Heinrich II. mit herulischen Liutizenfürsten aus der "Sclaviania" auf Burg Werben über den Frieden verhandelt haben. Die herulischen Stämme sollen Treue geschworen haben. 1032 verweilte der Kaiser Konrad II. ebenfalls auf der Burg Werben, um Streitpunkte mit den Heiden zu schlichten, was ihm nicht gelang. Eine liutizische Heerschar tauchte dann vor der Burg auf und belagerten sie. Dabei wurden 42 deutsche Ritter und der Verteidiger der Burg, Graf Lüdeger getötet.

Schon ein Jahr später 1033 belagerten sie erneut die Burg Werben und eroberten sie. Die Heruler sollen viele Christen ihrem Gott geopfert haben und den Befehlshaber der Burg gefangen mitgeführt haben.

1056 erlitten die Sachsen bei der Feste Pritzlawa auf der Landspitze zwischen Elbe und Havel eine große Niederlage. Markgraf Wilhelm der Nordmark fiel selbst in der Schlacht. Werben wurde für knapp 100 Jahre germanisches Heidengebiet. Die Burg diente nun den Liutizen als Stützpunkt.



Primärquelle: Steller, Name und Begriff der Wenden (Sclavi), wikipedia

Herulische Stämme um Rethra

Neben den fränkisch-deutschen Bezeichnungen Wilzen (Wilde) und Liuizen/Leutizen (Leute) finden wir in den historischen Werken über die germanische Zeit Ostelbiens noch den Begriff der "Rhetarier" für einen germanischen Großverband. Bei Adam von Bremen und demzufolge auch Helmold von Bosau wird über "Circipanen und Kycinen berichtet, welche von den Tholenzen und Rederern durch den Fluß Peene und die Burg Demmin getrennt sind. Diese "vier Völker werden wegen ihrer Tapferkeit Wilzen oder Lutizen genannt".




Demmin an der Peene in Pommern - Adam von Bremen berichtete 1075 von der umkämpften Burg Dimine. Der Name wandelte sich unter anderem von Dymine zu Dimin, latinisiert zu Dyminium, schließlich zu Demmyn und 1320 zu Demmin. Der Name entstand aus dem germanischen Wort Demma, was düster heißt und später zum deutschen Wort Dämmerung wurde. Häufige Nebeltage an der Peene, werden für diesen Namen Ausschlag gebend gewesen sein.

Sprachlich auf den germanischen Grund gegangen macht es keinen Sinn, jemand als "Wilde" oder "Leute" zu bezeichnen, nur weil sie tapfer wären. Und erst recht macht es keinen Sinn, diese Bezeichnungen in "westslawische" Stämme umzudeuten, wie es bei Wikipedia dargestellt ist. Neben Wilden und Leuten, die in mehreren Varianten zu finden sind, werden die Heruler wiederum in mehrere "Unterstämme" aufgeschlüsselt, die ebenfalls einer mehrfachen Begriffsvielfalt unterliegen. In den Chronikberichten werden sie gleichwertig und damit gleichberechtigt aufgeführt, wie eben die genannten Rhetarii in den Varianten Reteri oder Rehtarii, dann die Chizzini in den Varianten Chyzini oder Chyzzini, die Cirpani (auch Circipanen), Tholosantes, die Lingones, die Warnabi, die Heveldi, die Polabingi, die Doxani, die Leubuzzi ( in den Varianten: Leubuxxi, Leubutzi, Leubuzi, Liubuzzi), die Wilini vel Walani oder die Stoderani, die alle im großen und ganzen im kleinen Raum von Ostholstein und Mecklenburg entstanden. Doch in den heutigen Geschichtsbüchern wird nur ein Teil dieser herulischen Unterstämme erwähnt und der Rest verschwiegen.


Auch das Stammesgebiet der Redarii (Retharii) unterstand dem herulischen Stammesbund in Mecklenburg und reichte bis zu den Wilzen (Wilzi) nach Brandenburg. Eine Ausnahme dürfte das Gebiet der Circipani gewesen sein, die der rugischen Gottheit Svandowit hörig waren. Sie müssen also eher den Rugiern zugeordnet werden

All diese Namen bezeichnen kleinere Einheiten nach ihren Wohnorten, Dörfern, Flüssen oder Seen, wie auch diese durch sie benannt werden. So findet der Name der Chiz(z)ini (Variante: Chyz(z)ini) seinen Nachklang in den Orten Kessin bei Rostock (heute Ortsteil von Dummerstorf) und Ketzin im Osthavelland, die Tholosantes im Fluß- und Seenamen Tollense, oder haben diese, wie die Doxani nach der Dosse ihren Namen nach dem Fluss benannt.


Ketzin an der Havel

Ohne weiteres wird so verständlich, dass die Retharii in der Sclavania ihren Namen vom Stadt-und Kultmittelpunkt Reth(r)a am Tollensesee, bzw. auf der Fischerinsel im Tollensesee gelegen, haben. Es ist auch kein Name, der einen Stamm neben den anderen meint, sondern - so wie die anderen Namen kleinere, nach Fluß oder Gemeinde genannte herulische Gemeinschaften bezeichnen. Es ist ein Sammelnamen für alle diejenigen Heruler, die sich um dieses Kultheiligtum als Mittelpunkt gruppierten.

Auch die Heveldi als Variante Haliolam oder Haloem und die Winuli werden zusammen mit mit den Herulern (Heruli) genannt, deren Sitz in Mecklenburg ist und über deren Rückwanderung dorthin uns berichtet wurde. Heveldi sind nichts anderes, als an der Havel siedelnde Heruler. Die von Helmold erwähnten Winuler sind ebenfalls Heruler, doch zur Zeit, wo sie erwähnt werden, wurden die Heiden zunehmend als Wenden bezeichnet, weshalb dieser Begriff für wendische Heruler steht. Im ständigen nachrömischen Verschmelzungsprozeß germanischsprachiger Stämme dürften deshalb alle ostelbischen Langobarden bei den Wandalen aufgegangen sein, die später wiederum als Wenden in die spätgermanische Geschichte eingegangen sind.


Teterow - immer nur germanisch und später deutsch. 1288 hieß es Thitterowe , wobei die Endung ow und owe für Aue steht.

1057 kam es zu herulisch-rugischen Machtkämpfen in Mecklenburg. Die Adligen der Kessiner (auch Kissini oder Chizzini) und Circipanen (Cirpanen) auf der einen Seite der Peene, schlossen sich gegen die Retharier und Tollensern auf der anderen Seite des Flusses zusammen und führten einen erbitterten Stammeskrieg. Es waren schließlich die zu den Rugiern zählenden Circipanen, die als Sieger hervorgingen. Der Name der Circipanen setzt sich zusammen aus lateinisch Circus was Kreis oder kartografisch Umkreis heißt und der germanischen Flussnamensvariante Pane für Peene zusammen, womit man das Wort "die im Umkreis der Peene wohnenden" erklärt! Das Wort selbst ist auch ein typisches Beispiel lateinisch-germanischer Wortkreationen, wo Missionare den germanischen Ort oder Fluss erkunden und die lateinisch schreibenden Kartographen mit einem lateinischen Zuordnungswort den Begriff dann damit konstruieren.


Die Wenden als Sclavisches Volk (!). Die Wenedonia ist hier mit der Sclavania gleichgesetzt und bezeichnet ganz Osteuropa so

Nicht Rethra war ihr Kultmittelpunkt, sondern Teterow. Im 9. Jahrhundert wurde auf der Insel im Teterower See ein Burgwall aufgebaut. Er diente nicht nur als Fürstensitz, sondern auch als Hauptkultplatz und Tempelort für die rugische Gottheit Zvantevit, für dieser ein vierköpfige Götze gefertigt wurde. Diese Kultstätte war nach Helmold durch seine Orakelsprüche folgenden Siege so berühmt, dass "alle Länder der Sclavi jährlich Tribut dorthin schickten, indem sie Zvantevit zum Gott der Götter erklärten. Der Hintergrund dieser Gottheit reicht in seiner Viergesichtigkeit bis in die Asenzeit zurück, wobei zum Beispiel auch Brahma viergesichtig dargestellt wird, der für das vergöttlichte Schöpfungsprinzip steht.

Auch die Kessiner (Chizzini) gehörten wie die Ranen zu den rugischen Stämmen an der Ostsee, sie waren erbitterte Feinde der herulischen Obodriten. Deswegen dürfte die Peene auch zur ostelbischen Heidenzeit die Grenze zwischen rugischen und herulischen Stammesgebiet gewesen sein. Der Name der Peene stammt auch wie alles namentliche Germaniens vom germanischen Wort Penna ab und nicht wie Wikipedia behauptet von einem erfundenen "slawischen" Wort Pena, was Schaum heißen soll. Penna heißt Rinne (niederhochdeutsch) und somit sind wir auch bei Rinnsal und rinnen, was unzweifelhaft mit Wasser zu tun hat. Eine "schaumige" Peene gibt es bis zum heutigen Tag nicht, es ist kein tosender Gebirgsfluss, sondern nur ein gemächlich dahin "rinnender" Flachlandstrom! Wie dann auch wieder Wikipedia richtig schreibt, ist die Peene durch eine " kaum wahrnehmbare Fließgeschwindigkeit" gekennzeichnet. Deswegen sollten sich die slawophil gepolten Schreiberlinge von Wikipedia erst recht fragen, wie die träge Peene jemals zu "Schaum" kommen könnte! Leider gibt es immer noch zu viele Leute, die diesen Unsinn ungeprüft glauben oder gleich in eigene Beiträge mit verwursten...

Rethra dagegen wird von Adam von Bremen auch anders geschildert. Die Retharii genannten Heruler, nannten ihren obersten Heidengott mit dem germanischen Namen Redigast. Das Kultheiligtum in Rethra beschreibt er "von einem tiefen See umschlossen" und war nur für die Opfernden und Orakel Erbittenden über eine hölzerne Brücke zu betreten, wo in einem großen Heidentempel ein goldenes Götterbildnis von Redigast stand.

1066 nahmen die Heruler den Bischof Johannes I. nach erfolgreichen Sturm auf die Mecklenburg (Mekelinburg) gefangen und opferten ihn in der Tempelburg Rethra am 10. November 1068 ihrem Gott Redigast. Hier wurden ihm Hände und Füße abgehackt, der Kopf abgetrennt und auf einer Lanze aufgespießt. Rethra war somit der kultische Hauptort für alle Heruler Ostelbiens, denn die damalige Mekelinburg lag im abodritisch-obodritischen Gebiet! Aus Rache drang daraufhin Bischof Burchard II. von Halberstadt an der Spitze eines von Heinrich IV. zusammengestellten Heeres bis nach Rethra vor und zerstörte dort das herulische Hauptheiligtum...


Primärquelle: Steller, Name und Begriff der Wenden (Sclavi)
Wikipedia

Die Suche nach den Morizani

Unmittelbar östlich Magdeburgs, auf dem Ostufer der Elbe, soll sich ein Stamm gehalten haben, der nur im Bayerischen Geographen erwähnt wird: die Morizani, die schriftlich auch als Moraciani, Moritzani, Morezini oder Morazena überliefert sind. Ein Bezugspunkt soll ein Müritzsee nahe der Havel sein, womit schon einmal nicht die mecklenburgische Müritz gemeint ist. Auch als Muritz oder Möritz aufgezeichnet, soll sich dieser See bei Havelberg befinden. Eine Murizzi genante Landschaft lag hingegen zwischen Linagga und Tholenz, was sich wieder südlich der Müritz befand. Unmittelbar östlich Magdeburgs lag diese Gegend jedoch nicht, es könnte sich vielmehr um einen häufig verwendetes Toponym handeln, das sich definitiv nicht von einem "slawischen" Wort für "kleines Meer" herleitet. Heute will man den Morizani elf Civitas zuordnen, die bisher auch den Smeldingern und Bethenzern zusammen zuwies.


Havelberg entstand strategisch günstig auf einer Havelinsel

Havelberg liegt hinter der Mündung der Havel in die Elbe und entstand nach 929 in der nähe einer frühdeutschen Burganlage, die das von Heinrich I. eroberte Heidengebiet sichern sollte. Um 948 muss die Gegend so besiedelt gewesen sein, dass sie die Gründung eines Bistums lohnte, was vermutlich zeitgleich mit eine Bistumsgründung in Brandenburg geschah. Beide Bistümer gehörten zunächst noch zum Erzbistum Mainz, wurden aber ab 968 Suffragandiözesen des Erzbistums Magdeburg. Der Bischof erhielt aus königlichem Besitz die Hälfte des Havelberger Burgbezirks, um dort seinen Sitz und eine Kathedrale zu errichten.

983 brach in der Region ein Aufstand heidnischer Stämme aus, denen es nachfolgend gelang die Bischofssitze Havelberg und Brandenburg zu erobern. Damit wurde die Einflusssphäre der deutschen Könige auf die Westseite der Elbe zurückgedrängt und die Erfolge vorangegangener Schwertmissionierungen vernichtet. Es folgte eine erneute Periode heidnischer Stammesherrschaft in Havelberg. Der Chronist Helmold von Bosau bezeichnete Havelberg in seiner Chronica Sclavorum als Hauptort des Stammes der Brizanen (Brisaner), die vermutlich schon zuvor im Raum Havelberg als Umlandbewohner siedelten.

Nach 150 Jahre heidnischer Herrschaft konnte erst König Lothar III. um 1130, Havelberg erneut erobern. Um 1136 wurde Havelberg von den Söhnen des dort herrschenden Heidenfürsten Wirikind noch einmal kurz zurückerobert, bevor der Ort von Albrecht der Bär 1136/37 endgültig unter Reichsgewalt gebracht wurde. In der Folgezeit konnten die seit 983 nur als Titularbischöfe tätigen Bischöfe von Havelberg die Arbeit in ihrer Diözese aufnehmen. Bischof Anselm gründete zunächst 1144 das Kloster Jerichow als provisorischen Bischofssitz. Im Wendenkreuzzug 1147 wurde die Prignitz der Brizanen unterworfen, sodass die Gründung eines Domkapitels in Havelberg möglich wurde. Der Gründung um 1150 folgte der Bau des Havelberger Doms, der 1170 geweiht wurde.

Doch was bedeuten die überlieferten Namen der Morizani und Brizani? Im Germanischen lässt sich Morizani von "mōra" für Moor, Sumpf und Wasser herleiten und das folgende "zani" von "san" für Senn, was Hirte bedeutet. Ein Hirte ist jedoch nichts anderes als ein Wächter, was insgesamt auf eine Kriegerkaste hindeutet, die über ein ausgedehntes Sumpfgebiet herrschte. Bei den Brizani deutet hingegen das altnordische "brȳja" für Riesin auf auf einen Asenhintergrund hin, wobei auch Freyas berühmter Halsschmuck Brîsînga men eine Rolle spielen wird. Laut Wörterbuch handelte es sich um einen "feurigen Halsschmuck", womit wir die Brizanen, mit den vormaligen Besitzern dieses Halsschmucks den Brisingern zusammen bringen könnten. Gegen diese Herleitung steht jedoch der enorme zeitliche Abstand, weswegen die Entstehung dieses Namens wesentlich einfacherer Natur sein wird: Die Angehörigen dieses heidnischen Stamm fielen durch einen auffälligen Halsschmuck auf, der durchaus dem Brîsînga men geähnelt haben könnte.


Auch Schartau als früheres Sirtav bei Magdeburg ist kein "slawischer" Ort, denn altnordisch von sjār für sehend und tafn für ein Opfer hergeleitet, hatte auch dieser Ort seinen Namen von einer uralten Kultstätte

Zum Gau Moraciani gehört nur die ostelbische Gegend von Pechau bis Schartau, die heute tatsächlich unmittelbar zum näheren Umland Magedeburgs gerechnet wird. Damals lag jedoch östlich von Magdeburg nur versumpftes heidnisches Gebiet und immer wenn die Elbe Hochwasser führte wurde große Gebiete überschwemmt. Bestimmte Hügel wurden deshalb bevorzugt mit Siedlungen und Wallburgen bebaut, wozu auch eine Befestigung bei Pechta gehörte, die falsch als "slawische" Burg gedeutet bereits von den Semnonen genutzt wurde. Für die Morizani und Brizani bedeutet das nichts anderes, als das diese beiden Stämme späte Nachfahren der Semnonen sind, wozu auch die angeblichen "slawischen" Wilzen gehören, die namentlich die Bewohner des Gau Moraciani nur als "Wilde" bezeichnet. Pechovi - der älteste überlieferte Name dieser Burg ist deshalb auch nicht aus der "slawischen" Kunstsprache herzuleiten, sondern aus dem Germanischen, wo paika als pêk für Spieß oder Lanze steht und dem Indogermanischen "kou̯ə" für achten oder schauen, was dem Ort eine Wachfunktion zuweist. Mit Lanzen- oder Spießwächter wäre also nur die Burgbesatzung gemeint.


Loburg bei Magdeburg

Zu den überlieferten Orten des Gaus Moraciani zählten auch Loburg bei Möckern, der zunächst für eine Wallburg stand, die ebenfalls semnonischen Nachfahren zugeordnet werden muss und Tucheim, das zuerst als "civitas Tuchime“ überliefert, für einen Ort stand, der vom germanischen "tugi" für Fürst und himena (=Stein, Himmel) hergeleitet einen Berg als Fürstensitz beschreibt. Damit könnte auch der errichtete Burgward gemeint sein, der vielleicht auf eine ältere Befestigung errichtet wurde.