Götzendienst und Zauberei oder von der Christianisierung Thüringens
von Michael Kirchschlager


Zu den ganz großen Missionaren, die unseren Vorfahren das Evangelium brachten, zählt der Angelsachse und Benediktinermönch Winfrid-Bonifatius. Der „Apostel der Deutschen“, der in Friesland den Märtyrertod fand, setzte sich darüber hinaus besonders für die Christianisierung der Thüringer ein, was den damaligen Kirchenmännern ziemlich notwendig erschien.


der angelsächsische Missionar Bonifatius im Missionierungseifer bei den Heiden


Wer war eigentlich dieser Bonifatius? Winfrid, vom Papst später Bonifatius genannt, wurde 672 oder 675 im angelsächsischen Königreich Wessex (Westsachsen) geboren. Über Kindheit, Erziehung, Aussehen ist nichts bekannt. Archäologen fanden jedoch heraus, dass dieser bedeutende Mann fast 1,90 m groß gewesen sein soll, sieht man einmal von seinem Missionseifer, seinen rhetorischen Fähigkeiten und Managementqualitäten ab. Ende 718, mit über 40 Jahren, was für damalige Verhältnisse schon ziemlich alt war, verließ er seine englische Heimat endgültig, um auf dem Festland zu missionieren. Und das tat er ohne Aufforderung des Papstes!

Seine „Missionsperformance“ in den folgenden Jahrzehnten ist beeindruckend. Nach zwei Jahren im heidnischen Friesland bei seinem älteren Landsmann Willibrord, zog es Bonifatius nach Süden. Ende 722 weihte Papst Gregor II. ihn zum Missionsbischof, zum Bischof ohne festen Sitz und Diözese, für „einige Stämme in Germanien östlich des Rheines.“, die sich teils schon zum Christentum bekannten, aber noch heidnischen Bräuchen anhingen. Dazu zählten auch die Thüringer. Zwar waren sie, im Gegensatz zu den Friesen, keine Heiden, aber sie waren in jener Zeit auch noch keine „richtigen“ Christenmenschen (Katholiken), denn sie waren Arianer.

Arianismus war eine frühe christliche Lehre aus dem 4. Jahrhundert, benannt nach dem Priester Arius. Nach arianischer Lehre ist Jesus Christus nicht wesensgleich mit Gott, aber dessen vornehmstes Geschöpf. Insofern wundert es auch nicht, dass der Frankenherzog Hedan im Jahre 704 dem Erzbischof Willibrord reiche Besitzungen überwies, zu denen Arnstadt, Burg Mühlberg und Großmonra zählten. Willibrord wirkte selbst, als er 715-719 aus Friesland weichen musste, in Thüringen.


das thüringische Ohrdruf mit der von Bonifatius erbauten St. Michaelis Kirche. Die Gegend wurde nachweislich von einer hermundurischen Wasserburg aus beherrscht

Der letztgenannte Umstand verdeutlicht die schwierige Lage des Missionars Bonifatius besonders: er stieß in Thüringen nicht nur auf heidnische Gebräuche, sondern auch auf einen eingesessenen fränkischen Klerus, der seine Pfründe und manchmal auch lose Lebensweise nicht kampflos preisgeben wollte. Um 725 gründete Bonifatius in Ohrdruf ein Kloster und baute die erste Kirche St. Michaelis. Damit wurde Ohrdruf ein weiterer Stützpunkt für die Missionsarbeit in Thüringen und Hessen.

Der Priester Willibald von Mainz berichtet in seiner Vita sancti Bonifatii von einem besonderen Ereignis bei Geismar, wo die dem Gott Donar geweihte Donareiche stand und seit langem verehrt wurde. Der in Sichtweite der fränkischen Festung Büraburg gelegene nordhessische Ort Geismar gehört heute als Ortsteil zu Fritzlar. Laut Willibald entschloss sich Bonifatius, diese Eiche zu fällen. Die zahlreichen Anwesenden, nach Willibald darunter auch eine große Menge von Friesen, die zu dem dort lebenden Volksstamm der Chatten gehörten, erwarteten gespannt die Reaktion der heidnischen Gottheit Donar, dem die Eiche geweiht war. Dass diese ausblieb, beeindruckte sie tief.

Den emsigen Missionar trieb es auch in den folgenden Jahren unaufhörlich um. Zahlreiche Bistümer wurden gestiftet, Bischofssitze eingerichtet. Doch all die Missionsarbeit scheint für die Katz` gewesen zu sein, denn neben dem Widerstand aus den eigenen Reihen wollen die störrischen Thüringer ihre heidnischen Bräuche immer noch nicht an den Nagel hängen. Man weiß ja nie, denken die sich. Wahrscheinlich von Bonifatius in Kenntnis gesetzt, fühlt sich Papst Gregor III. bemüßigt, im Jahre 738, also etliche Jahre nach Beginn der Bonifatius-Mission, an die Edlen und die Völker der Hessen und Thüringer einen Brief zu schreiben. Darin heißt es u. a.: „… laßt ab und haltet euch fern von jedem heidnischen Götzendienst… Wahrsager und Losdeuter, Opfer für Tote, an Hainen und Quellen, Vorzeichen, Amulette, Beschwörer, Zauberer, d. h. Behexer, und gotteslästerliche Gebräuche, wie sie in Eurem Lande vorzukommen pflegen, weist zurück…“

Die Thüringer scheint Bonifatius ins Herz geschlossen zu haben, denn bereits 742 finden wir ihn erneut hier: er gründet das Bistum Erfurt („Erphesfurt“). Doch die beschwerliche Missionstätigkeit und die Umstrukturierungen der fränkischen Kirche gehen auch an diesem unermüdlichen Mann nicht spurlos vorbei. In den letzten Lebensjahren verliert der große Missionar an politischem Einfluß. Er verläßt den Bischofsstuhl von Mainz. Intrigen spinnen sich um ihn. Er geht noch einmal nach Friesland. Kein Mensch weiß warum. Hier, so eine Legende, sucht er den Märtyrertod.

Und tatsächlich, am 5. Juni 754 bzw. 755 wird Bonifatius gemeinsam mit 50 Begleitern von Friesen erschlagen. Um sich vor den Mörderschlägen zu schützen, hält er eine heilige Schrift über sein Haupt. Schwert und Bibel werden fortan zu seinen Attributen. Heute zählt Winfrid-Bonifatius neben der hl. Elisabeth zu den am meisten in Thüringen verehrten Heiligen.

Primärquellen: https://www.michael-kirchschlager.de/200...ung-thuringens/
https://www.welt.de/geschichte/article16...n-entdeckt.html
Wikipedia

Missionierung im Raum Merseburg-Zeitz

Als König Heinrich I. seine Armee in den Jahren 928/929 gegen die Fürstensitze von Hevellern, Daleminziern und Böhmen ziehen ließ, traf diese mindestens in Brandenburg an der Havel auf bereits mit dem christlichen Glauben vertraute Fürsten. Von dort stammten jene Drahomira, die wohl in den Jahren 906/907 den premyslidischen Fürsten Vratislav geheiratet hatte und Mutter des später zum böhmischen Landespatron gewordenen Heiligen Wenzel wurde, und jene Prinzessin, aus deren Beziehung mit Heinrichs I. Sohn Otto der spätere Mainzer Erzbischof Wilhelm hervorging. Der Name dieser wahrscheinlichen Verwandten des Hevellerfürsten Tugumir, die nach Meinung von Herbert Ludat später im sächsischen Kloster Möllenbeck an der Weser verschwand, ist leider unbekannt geblieben. Brandenburg an der Havel behielt seine Bedeutung, denn Otto der Große ließ dort als König im Jahr 948 ein Bistum einrichten, ebenso wie im flussabwärts gelegenen Havelberg.


Das Thüringerreich herrschte einst bis zur Elbe


Die Saale, die hier als Grenze des Thüringerreiches definiert ist, zeigt nur die östliche Grenze des Frankenreiches. Im Gebiet zwischen Saale und Elbe hielten sich heidnische hermundurische Verbände, die man fälschlich in "Slawen" umgedeutet hat. Im Jahr 531 kam es schon bei Burgscheidungen (Unstrut) zu einer Schlacht zwischen sächsisch-fränkischen und thüringischen Heeren, in deren Folge der südwestliche Teil des Thüringerreiches in das Frankenreich eingegliedert wurde.

Damit war die Zielrichtung weiterer, zunächst militärischer Ausbreitung in Richtung Nordosten vorgegeben, die mit dem Sieg über die herulischen Redarier in der Schlacht an der Raxa im Jahr 955 als abgeschlossen gelten konnte. Die über Jahrzehnte gegen harten Widerstand des Bischofs von Halberstadt und des eben erwähnten Erzbischofs Wilhelm von Mainz vorbereitete und im Jahr 968 durchgesetzte Einrichtung des Erzbistums Magdeburg mit Suffraganen in den beiden Bistümern an der Havel sowie in Merseburg, Zeitz und Meißen sowie die Gründung eines weiteren Bistums im abodritischen Fürstensitz Oldenburg in Holstein, das dem Erzbistum Hamburg-Bremen zugeordnet wurde, bedeuteten eine hierarchische Kirchenorganisation in den Markengebieten, die noch eines gesicherten Unterbaus entbehrte.


Seit Thietmar von Merseburg bis in die Zeit der Renaissance wurde der Name der Stadt vom römischen Kriegsgott Mars abgeleitet, wonach der Ort noch von römischen Soldaten gegründet worden sein soll. Letztendlich ist auch der Name einer Stammesgruppe wie Marsi, Marsaki oder Marsingi nicht auszuschließen, denn Merseburg lag im Friesenfeld und die ursprüngliche Besiedlung durch Splittergruppen von der Nordseeküste ist durchaus möglich. Die erste schriftliche Erwähnung Merseburgs erfolgte in den Jahren 881/899 im Hersfelder Zehntverzeichnis als „mersiburc civitas“. Nach 919 wurde der Ort von König Heinrich I. zu einer Pfalz ausgebaut. Stimmt ein friesisch-nordischer Hintergrund dürfte das altfriesische "merser" für Händler namensgebend gewesen sein, was sicher über den Salzhandel auf der Salzstraße "Hohe Straße" erklärt werden kann.

Merseburg, Zeitz und Meißen waren bis dahin Mittelpunkte von Militärbezirken, sogenannten Marken, die im Zuge oder nach der Eroberung des Landes östlich der Saale in der Zeit König Heinrichs I. und unter Otto dem Großen entstanden waren. Merseburg hatte wahrscheinlich schon in der älteren Grenzorganisation des Frankenreiches, dem Limes Sorabicus, eine Rolle gespielt, und Meißen war im Jahr 929 von den Truppen Heinrichs oder in dessen Auftrag erbaut worden, um mit der Elbe einen Fluss zu überwachen, der als mögliche Grenze ebenso wie zum Transit in weitere heidnische Länder wie zum Beispiel Böhmen von Bedeutung war.


Das östlich der Saale gelegene Zeitz - An der Weißen Elster gelegen hat es seinen Namen von den Hermunduren, für die König Heinrich I. an der Stelle der heutigen Moritzburg eine Burg errichten ließ, welche es ermöglichte, die heidnischen Hermunduren zu kontrollieren. Auf der Synode von Ravenna im Jahr 967 wurde Zeitz erstmals urkundlich als Cici erwähnt, doch es sind aus anderen Dokumenten mehr als 30 weitere Namensvariationen bekannt. Um 950 begann der Mönch Boso aus dem Kloster St. Emmeram bei Regensburg, im Auftrag von Kaiser Otto I. die hermundurische Bevölkerung zu missionieren. Dazu wurden eine nach ihm benannte Ansiedlung (Bosenrod) und eine steinerne Kirche auf einer Anhöhe errichtet - eventuell an Stelle der späteren Michaeliskirche, möglicherweise aber auch am Platz einer heidnischen Kultstätte für die Fruchtbarkeitsgöttin "Cica".

Nach heutiger Meinung soll Zeitz nach einer heidnischen Göttin Cica benannt sein, auf deren Kultstätte heute vielleicht die Michaeliskirche steht. Zur Missionierungszeit war das immerhin gängiger Brauch immer dort christliche Kirchen zu errichten, wo bereits eine heidnische Kultstätte existierte und versprach sich so eine leichtere Missionierung. Bisweilen will man die Fruchtbarkeitsgöttin Cica als "slawisch" bezeichnen. doch es gibt noch immer Hinweise, warum man es offiziell beim "heidnischen" belässt. Auf zeno.org wird zu Cica folgendes geschrieben:

Ciza, Ziza, Zigilia. Eine Göttin der Sorben, von welchen sie als Fruchtbarkeit spendende Wohlthäterin verehrt wurde. In der Lausitz, der Gegend von Meißen, auch um Saalfeld, wo noch die Sorbenburg Kunde von dem Volksstamme gibt, der einst das Land bewohnte, war diese Göttin gekannt, und die Stadt Zeitz verdankt ihr den Namen. Ob die sorbische Ciza gleichbedeutend war mit der Cisa oder Cisara, welche Rhätier und Vindelicier als Getreidegöttin, gleichsam als Ceres verehrten, ist eine noch nicht mit Bestimmtheit erörterte Frage. Diese Gottheit hatte hauptsächlich in dem alten Augsburg Opferdienst und Festgepränge, und ein Steinkopf über dem Thor der St. Ulrichskirche daselbst soll das Bild der Cisa sein und einst geweissagt haben. Der Kopf trägt an der Stirne kleine Flügel und hat schlangenartige Locken, wie die Medusa oder eine Furie.

Geflügelt und mit Thor verbunden beschreibt aber nur eine Göttin der Nordischen Mythologie und dort gilt besonders Freya als geflügelte Ase. Von Cica dürfte sich auch cicania ableiten, was als Name für den Storch verwendet wurde.

Die Moritzburg in Zeitz über der weißen Elster kontrollierte die hermundurische Region Puonzowa-Bosau. Dazu wurde zuvor schon das Kloster Bosau (Posa) gegründet, dass seinen Namen wohl ebenfalls vom Mönch Boso hat. Das Kloster wurde auf dem Grund der heidnischen Gauburg Puonzowa errichtet, nach der auch der Gauname benannt wurde. Bekannte Namensvarianten dieser Gauburg sind als pago Puonzouua (976) oder provincia quanda Ponzouua dicta (995) überliefert. Im 12. Jh. wurde es Ponzowe, im 14. Jh. Pozowe, 1210 in provincia Buzewiz(1271) und im 14. Jh. comitatus Buzewitz genannt. Einer Vermutung nach könnte auch ein ursprünglich fränkischer Name dem Gauburgname zugrunde liegen, der nach ihrer Eroberung festgehalten wurde.


Das Kloster Posa steht nach Überlieferungen auf dem Grund einer alten Gauburg Ponzowa (Puonzowa), deren Name ebenfalls mit einem nordischen Ahnenkult verbunden ist!
Bild Jwaller, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-3.0

Ausgehend, dass die Bewohner Nachfahren der Hermunduren waren, die noch Thor und Freya (= Cica) kannten, darf der Gauburgname von "bona" für Weiß oder Glänzend hergeleitet werden, was dem germanischen bōnōn entspricht. Dieser Name bezieht sich auf eine alteuropäische Göttin, die in Irland als Boann bekannt war und als Bóand mit weiße Kuh gedeutet wird. Nach ihr wird auch Bonn am Rhein benannt sein, denn diese Namensdeutung als "Weiße Kuh" verbindet sich ausschließlich mit dem Ahnenkult der Asenzeit! Das nachfolgende "zowe" ist deshalb vom germanischen "sōwulō" für Sonne hergeleitet, was Boann als Sonnengöttin beschreibt. In dieser Hinsicht ist die Überlieferung eindeutig: Die Mythologie erzählt, sie habe die geheime Quelle ihres Gatten Nechtan im Síd durch Herumgehen gegen den Sonnenlauf (tuaithbel) entweiht, worauf sie darin ertrunken sei und der Fluss Boyne entstand. Ihre Identität ist auch mit Dagda verknüpft, der sie als Besitzer eines "magischen Kessels" verführte. Dieser Kessel symbolisierte jedoch nichts anderes als einen Dilmun der Asenzeit.

Die Installierung der Bischofssitze in solchen Burgen seit 968 war bezeichnend für die Lage des Christentums im spätsuebischen Gebiet: Noch brauchte es den Schutz der militärischen Anlagen, mit deren Inhabern es ins Land gekommen war, und so verwundert es auch nicht, dass die Kirchengebäude, die Orte von Liturgie und Predigt, in der heute als sorbisch bezeichneten Heidensprache als kostel bezeichnet wurden, abgeleitet vom lateinischen Wort castellum, das die Burg, nicht aber das sakrale Gebäude bezeichnete. Diese lateinische Herleitung erklärt zugleich, dass dieses Wort dem Sprachgebrauch von Missionaren entstammt, die im östlichen Hermundurengebiet ihre Liturgie verbreitet haben. Im heutigen sorbischen Gebiet sind dabei auch kyrillische Mönche aus Byzanz dabei gewesen, die nur die Glagoliza-Liturgie verbreiteten, von der man mehrere "slawische" Kunstsprachen ableitete.

Diese in ihrer Bedeutung für die heidnischen Hermunduren also untrennbar miteinander verbundenen Befestigungen und christlichen Kirchen fanden sich aber nicht erst an den Bischofssitzen, sondern waren schon vor dem Jahr 968 Kennzeichen jener Orte, welche die Eroberer zu ihren Stützpunkten auserwählt hatten und die sie in den folgenden Jahrzehnten zu sogenannten Burgwardmittelpunkten ausbauen würden. Dort hatte die frühe Kirche militärischen und institutionellen Rückhalt, und von dort setzten auch die missionarischen Aktivitäten ein, von denen insbesondere der Bischof Thietmar von Merseburg zu berichten wusste, weil sie von seinen Vorgängern Wigbert und Boso vorangetrieben worden waren.

Primärquellen: Kramp, Koker, Schwertmission
Wikipedia
http://wiki-de.genealogy.net/Zeitz
http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834/A/Ciza,+Ziza,+Zigilia

Wie der Mönch Boso die Heiden missionierte

Die missionarische Tätigkeit des Mönches Boso hatte schon begonnen, bevor die mitteldeutschen Bistümer im Jahr 968 eingerichtet worden waren. Er war im Kloster St. Emmerarn ausgebildet worden, jenem ins 8. Jahrhundert zurückgehenden Kloster in Regensburg, von dem aus frühzeitig auf die heidnischen Nachbarn, insbesondere Böhmens, eingewirkt wurde, so dass sich im Janr 845 vierzehn heidnische Fürsten mit ihren Gefolgschaften an der Residenz des ostfränkischen Königs hatten taufen lassen.


die ca. 690 gegründete St. Emmeram Kirche in Regensburg

Auch aufgrund des langjährigen Kontakts der Mönche von St. Emmeram zur Regensburger Königspfalz und der Beobachtung der Mission Kyrills und Methods in Mähren wird zu erklären sein, dass sich Boso nach erfolgreichem Wirken in kaiserlichem Dienst zu den einstmals zeitweise zum Mährerreich gehörenden Sorben begeben und zur Erleichterung der Predigt bei ihnen Worte ihrer Sprache aufgeschrieben hatte. Thietmar berichtet mit der ihm eigenen Gelehrsamkeit darüber wie folgt: „Zu bequemerer Unterweisung der ihm Anvertrauten hatte er eine Anweisung in sclavischen Sprache [von Sclavania ableitend!] geschrieben und den Gesang des Kyrie eleison verlangt, dessen Sinn er ihnen erläuterte. Doch die Heillosen verdrehten es zum Spott in w kri volsa; das bedeutet in unserer Sprache: ,Die Erle steht im Busch'. Trotz seiner richtigen Erklärung behaupteten sie, so habe Boso gesagt."

Nur was ist wenn diese Übersetzung Thietmars falsch war? Im Indogermanischen lässt sich "volsa" von "u̯ol" für Verderben herleiten, womit das was Boso ihnen sagte eher wie eine Drohung verstanden werden kann. Das vorstehende "kri" steht zudem im Indogermanischen für eine Verurteilung. Zur Schwertmissionierungszeit war es immerhin allgemein üblich die Gottlosen mit Drohungen zu bekehren.

Die Episode aus der Tätigkeit Bosos, der zunächst in der Umgebung von Zeitz gewirkt und dort mindestens eine steinerne Kirche inmitten von Wäldern hatte errichten lassen, zeigt eine der Hauptschwierigkeiten der christlichen Glaubensboten. Um die sorbische Bevölkerung erreichen zu können, mussten sie die Sprache der Heiden beherrschen. Zumindest Boso hatte sich mit Hilfe seiner Regensburger Ausbildung dieser Aufgabe gestellt, und auch Bischof Thietmar war, wie seine zahlreichen in die Merseburger Chronik eingebauten etymologischen Deutungsversuche heidnischer Namen zeigen, in der Lage, in sorbischer Sprache zu kommunizieren, die schon von der Glagoliza-Liturgie durchdrungen war.

Die Predigt in der Sprache der Heiden war allerdings im 10. Jahrhundert nicht der Regelfall in der Auseinandersetzung zwischen christlichen Glaubensboten und Gentilreligiösen. In Anbetracht des Missionierungsfortschritts, war das wohl auch deshalb zweitrangig, weil die sprachlichen Barrieren weit geringer waren, als man es sich heute vorstellt.

Die Verhältnisse waren trotz militärischer Eroberung, Markenorganisation und Burgwardsystem immer noch unruhig, so dass sich Boso, vor die Wahl gestellt, welchen Bischofssitz er 968 einnehmen wolle, für das sichere und deshalb friedliche Merseburg und gegen das nach Cica (=Freya) benannte Zeitz entschied. Diese Unruhe mag auch dadurch zu erklären sein, dass sich manche Kirchenmänner nicht für die Predigt entschieden, sondern nach bonifatianischem Vorbild, so wie dieser es im Jahr 723 an der kultischen Donar-Eiche in Geismar bei Fritzlar vorgemacht hatte, zur Tat schritten. Solches überliefert Thietmar über seinen 1009 verstorbenen Vorgänger Wigbert, der als Bischof von Merseburg wie folgt handelte: „Durch ständige Verkündigungen suchte er die ihm Anvertrauten von ihrem nichtigen Irrglauben abzubringen; den heiligen Hain (lucum) Zutibure, Schkeitbar, der bei den Umwohnern immer in göttlichem Ansehen gestanden hatte und seit Urzeiten niemals verletzt worden war, ließ er völlig ausroden (radicitus eruens); an seiner Stelle errichtete er eine Kirche für den heiligen Märtyrer Romanus."


Bei Lützen wurde die Kirche von Schkeitbar auf dem heiligen Hain Zutibure der Hermunduren errichtet. Der Name lässt sich vom germanischen "sūti" für Frieden und "buri" für Hügel herleiten.

Der ab evo antiquo nie beschädigte Hain in Schkeitbar wirft ein Schlaglicht auf die Naturreligion der Sorben, sofern Thietmar bei seiner Schilderung nicht auf Vorlagen etwa aus der Germania des Tacitus oder Willibalds Vita Bonifatii zurückgegriffen hatte. Die Verehrung natürlicher Heiligtümer durch die hermundurischen Nachfahren in der Region um Lommatzsch beschreibt der Merseburger Bischof allerdings noch an einer anderen Stelle seiner Chronik:

„Doch nun muß ich erzählen, wie dieser Gau zu seinem Namen gekommen ist. Glomaci ist eine nicht weiter als zwei Meilen von der Elbe entfernte Quelle; sie speist einen See, der nach Versicherungen der Einheimischen und Bestätigung durch viele Augenzeugen häufig wunderbare Erscheinungen hervorbringt. Wenn die örtlichen Bewohner (indigenae) Ruhe und Frieden zu erwarten haben und der Boden die Frucht nicht versagt, erfreut er, bedeckt mit Weizen, Hafer und Eicheln, die Herzen der sich oft an ihm versammelnden Umwohner (laetos vicinorum). Brechen dagegen wilde Kriegsstürme los, gibt es durch Blut und Asche im Voraus gewisse Kunde vom künftigen Ausgang. Ihn verehren und scheuen alle Einwohner mehr als Kirchen, wenn auch in Ungewisser Erwartung. Von ihm also ist der Name des Gaues abgeleitet, der sich von der Elbe bis an die Chemnitz erstreckt."

Der Gauname Glomaci lässt sich im Germanischen von glōma und agi herleiten, was mit "schimmernde Schlange" übersetzt wird. Dass auch die Umlandbewohner so benannt wurden, ist einfach davon abgeleitet. Damit besitzt das so benannte Quellheiligtum den Hintergrund eines Ahnenkultes aus der Asenzeit, was wiederum alle Eingeborenen dieses Gaues als Nachfahren früherer Asen-Clans ausweist.

Primärquellen: Kramp, Koker, Schwertmission
Stiehler, Diener und Krieger

Die Clans im Altleipziger Land

Erste Zeugnisse menschlicher Ansiedlung im Altleipziger Land aus Älterer und Jüngerer Steinzeit lieferte die Harthwaldung östlich Zwenkau (in Elsternähe). Von standortfesten ältesten Niederlassungen kann man erst seit dem beginnenden Bronzezeitalter, ca. 2200 v. Chr. sprechen. Die Frühbronzezeit (2200 –1300 v. Chr.) war vorherrschend von südöstlichen Kulturen wozu die nordische oder schon als "frühgermanisch" bezeichnete Lausitzer Kultur gehört. Fundorte dieser und der nochr folgenden Eisenzeit reihen sich entlang der Flussauenränder (Terrassen) von Elster, Pleiße, Parthe und Gösel aneinander.

Westlich der Elster bis zur Saale existierte bis in die Hallstattzeit (Frühe Eisenzeit) eine westöstliche Kulturscheide, die erst in den Siedlungsraum einbezogen wurde, nachdem von Norden her saale- und muldeaufwärts germanische Siedler Stammesgruppen eindrangen. Weiter östlich wurde in den jüngstvergangenen Jahren ein großes germanisches – und anschließend ein "slawisch" gedeutetes Gräberfeld bei Liebersee südlich Belgern an der Elbe ausgegraben. Die als "Slawen" bei Liebersee fehlgedeuteten Zuwanderer kamen aus dem Osten, sie hatten die gleichen Bestattungsriten der Germanen, ansonsten hätten sie ein eigenes Gräberfeld angelegt. Es ist also tatsächlich so gewesen, dass diese Clans nächstens den Semnonen angehörten und östlich der Saale längere Zeit Heiden blieben.


Westlich von Liebersee wurden auf insgesamt vier Hektar rund 2000 Bestattungen von der jüngeren Bronzezeit bis an das Ende der Völkerwanderungszeit geborgen. Als erste belegte Ortsnamenform ist 1251 Lubrose belegt. Das ist ein indogermanischer Wolfsname (*lup-rō̆s für "angreifender Wolf"), der hier als Wächter gewählt wurde. Das war kein Waldwolf, sondern der weiße Wolf als suebisches Totemtier

Der engere Elbraum wird heute als Berührungsraum von odergermanischer im Osten und elbgermanischer Kultur im Westen gedeutet. Entsprechende Funde wurden entlang der Weißen Elster gemacht: bei Schkeuditz, Wehlitz, Klein Dölzig, Gundorf, Hänichen b. Lützschena, Leipzig /Matthäikirchhof, Quesitz sü. Markranstädt, Räpitz ebd., Eythra, Wiederau, Zauschwitz, Carsdorf b. Pegau, Altengroitzsch, Pegau, Zwenkau, Elstertrebnitz

an der Pleiße: Connewitz, Gautzsch (Markkleeberg), Raschwitz, Rötha, Geschwitz b. Rötha, Cröbern;
an der Parthe: Thekla, Taucha – Dewitz; nö. Schkeuditz: Wiedemar (7. Jh.); südlich Weißenfels: Stößen (7. Jh.) und weitere.

Dabei lieferten diese Fundplätze auch Gegenstände mit deutlichen kulturellen Einflüssen aus dem damaligen "Keltengebiet" in Südthüringen und Nordböhmen, das sind Clans gewesen, die niemals die Bezeichnung "Kelte" kannten, geschweige für sich verwendeten. Mit der Römischen Kaiserzeit (30 v. Chr. bis 375 n. Chr.) beginnen schriftliche Quellen von den Verhältnissen an der Saale zu erzählen. So wird um die Zeitenwende bis ins 2. nachchristliche Jahrhundert das Reich suebischer Hermunduren erwähnt, das sich ostwärts über die Saale bis ins Elbegebiet und Nordböhmen erstreckte. Fundorte dieses Stammes befinden sich in Leuna südlich Merseburg, Bornitz bei Zeitz, Zauschwitz, Wiederau, Elstertrebnitz b. Pegau, Rositz nördlich Altenburg, Eythra, Zwenkau und Bösdorf.

Seit ca. 400 errichteten die Thüringer ihr Reich mit dem Schwerpunkt westlich der Saale, im Osten wohl bis ins Elbegebiet ausgreifend. Um 800 ließ Karl der Große das Thüringerrecht (Lex Thuringorum, hoc est Angliorum et Werinorum) aufzeichnen. Die mitgenannte Erläuterung spricht von den Angeln und Warnen als Teilstämmen der Thüringer. Das Warnenfeld (Hwerenofeld), das damals in fränkischen Quellen auftaucht, ist östlich der unteren Saale anzusetzen.

Auf den Thüringer Adel lässt sich damals hunnischer Kultureinfluss (Adelsgräber von Leuna und Stößen) greifen. Nach Attilas Tod (453) erstarkte das Thüringerreich beträchtlich, bis es 531 von den Franken in mehreren Vorstößen bis ins Warnengebiet (595) seiner Machtfülle beraubt wurde. Die Franken traten im Saale-Mittelelbe-Gebiet kurzfristig seine Nachfolge an, mussten aber ihre Ostgrenze in Folge wiederholter Awarenvorstöße (562, 569, um 600) von der Mittelelbe an die Saale zurückverlegen, ehe die Stabilisierung der fränkischen Oberherrschaft im Osten mit den Feldzügen der karolingischen Hausmeier (Karl Martell, Karlmann, Pippine) erreicht werden konnte. Die Awareninvasion war zugleich jene Zeit, die in Osteuropa größere Stammesgruppen zur Abwanderung zwangen, das waren jedoch keine "Slawen", sondern nach Schröcke ostvandalische und gotische Verbände, darunter auch die Sclavenen am Pripjat. Vandalische Clans unterscheiden sich von suebischen Clans insofern, dass sie den Wanen unter Freyr entstammen und die Sueben eben nicht. Wenn sich also die Funde zugewandeter Clans unterscheiden, dann sind das die wahren Unterschiede gewesen.

Das östliche Saalevorfeld und mit ihm das Saale-Elster-Pleiße-Gebiet gehörte seitdem zum karolingischen Limes Sorabicus (Anfang 9. Jh.), der „Sorbischen Grenzmark“, die unter fränkischer Obergewalt stand und zu deren Zentrum die Grenzfestung Merseburg aufstieg (9./10. Jh.). Und mit dem Aufstieg von Merseburg begann auch die Missionierung von Heiden östlich der Saale.

Primärquelle: Ernst Eichler, Hans Walther Alt-Leipzig und das Leipziger Land

Keine "Slawen" an der Saale

Räumen wir doch mal mit den Unsinn auf, dass irgendein Ortsname auf altdeutschem Boden eine "slawische" Herkunft hätte. Hier, wo es im Besonderen um das alte Herrschaftsgebiet der Thüringer geht, werden damit die Namen richtig gedeutet, die vom Sinn her wichtige Details während der Schwertmissionierung offenlegen. Das gilt hauptsächlich für jene Orte, die östlich der Saale in der Thüringischen Mark liegen, wo die Hermunduren zur fränkischen Zeit als Sorben bezeichnet wurden, ableitend von ihrem Kultbaum der Eberesche oder Vogelbeerbaum, die als heiliger Baum Thors gilt. Über seinen lateinischen Namen Sorabum wurde daraus das neue Ethnonym der Sorben, eine Wortschöpfung fränkischer Annalisten.

Von Nord nach Süd entlang der Saale und ihren rechten Zuflüssen haben die DDR-Slawisten Eichler und Walther dabei Orte zusammengetragen, die heute teilweise nicht mehr existieren. Sie hat man mit einem † gekennzeichnet:

†Spittín /Rothenburg nahe Wettin - 961 als Zpuitneburg und 1012 als Spiutni erwähnt: Bronzefunde, Hügelgräber und Urnen belegen, dass bereits in prähistorischer Zeit Menschen im Gebiet von Rothenburg siedelten. Später sollen "Slawen" in der Nähe von Rothenburg eine Wallburg zur Sicherung des Saaleübergangs errichtet haben. Der Name der Burg ist als Sputinesburg bzw. Zputinesburg (961) und im 11. Jahrhundert als Spiutni überliefert. Der Name Rothenburg (vom roten Erdreich des Berges) taucht erst später auf. Um 1075 ist die Burg wahrscheinlich beim Aufstand der Sachsen gegen Heinrich IV. zerstört worden.
Der Name: Sputinesburg geht auf das germanische *spūtjan für spucken, verhöhnen und Sünde zurück und über das altnordische spȳta wird die Burg zugleich als Palisadenburg beschrieben. Ein Schmähname also, wobei man zu dieser Zeit als Palisadenburgen generell als heidnisch an sah.


Wettín nordwestlich Halle - 961 als Vitin erwähnt: Im 6. Jahrhundert siedelten im Thüringerreich noch immer die Hermunduren an der Saale, von "Sorben" ist wegen den noch weitgehend fehlenden Franken keine Rede. Sie errichteten hier eine Fluchtburg, die in der Folge zur dauerhaften Befestigung gegen die Franken erweitert wurde. 961 erfolgte die erstmalige urkundliche Erwähnung der Civitas Vitin am Fuße der Burg. Diese kam 985 samt Ort in den Besitz von Dedo, dessen Enkel Thimo von Wettin erweiterte im 11. Jahrhundert die Burg und den Machtbereich der Grafen von Wettin. Anschließend wurden die Wettiner, die die Markgrafen, Kurfürsten und Könige in Sachsen, Großbritannien, Belgien, Bulgarien sowie in Polen stellten, zu einem der bedeutendsten und ältesten Herrschergeschlechter in Deutschland.
Der Name: Er leitet sich altnordisch von vitnir für Wolf ab, wobei der Name erweitert noch als Seher oder Zeuge (vitni) gedeutet werden kann. Kurzum: Es ist ein Druide (Priester) suebischer Hermunduren gemeint, der Ort hatte also einen heidnisch-kultischen Charakter. Der "Weiße Wolf" ist das Totemtier der Sueben gewesen.

Lettín nahe Halle - vor 900 Liudina, Liutiniburch: Zahlreiche Grabhügel belegen eine Besiedlung der Gegend von Lettin bereits im Neolithikum. Bei Dölau gibt es den Menhir der Steinernen Jungfrau.
Die Geschichte des Dorfes Lettin geht auf die Gründung eines festen Kastells der karolingischen Zeit zurück. Durch die günstige Lage auf einer Porphyrkuppe über der Saale war es möglich, den Engpass des Flusses nach Norden wie nach Süden militärisch zu beherrschen. In einem zwischen 881 und 899 entstandenen Verzeichnis des Zehnten des Klosters Hersfeld wurde Lettin als zehntpflichtiger Ort Liudineburg im Friesenfeld erstmals urkundlich erwähnt. In der Umgebung von Lettin gibt es zwei Wüstungen mit dem Namen Motisch. In Richtung Südosten zwischen Lettin und Kröllwitz lag an der Saale im Mittelalter die heute untergegangene Dorfstätte Ersdorf.
Der Name: Er geht auf das germanische *liuhta für Licht zurück. Und zwar im Sinne eines Überblicks.



Oppín nordöstlich Halle - 952 Vpína marca, 966 Vppin: Oppin wurde im Jahr 952 erstmals urkundlich erwähnt, als König Otto I. es mit Billing gegen Orte bei Göttingen tauschte. 966 wurde der Ort dem Moritzkloster Magdeburg geschenkt. Um 1237 war Oppin der Sitz einer deutschen Ministerialfamilie, die sich nach dem Ort benannte. 1370 ist Heino von Oppin als Ministerial auf Burg Giebichenstein belegt. 1371 wurden Hardingstorp (Harsdorf), in Wenden (Inwenden) und Prawenitz (Pranitz) erwähnt.
Der Name: Er leitet sich vom germanischen *upena für eine Öffnung ab, offensichtlich war hier ein alter Grenzort zum Heidengebiet, denn an der Saale hatte man im 10. Jahrhundert schon an vielen Stellen die fränkische Reichsgewalt auf das Ostufer vorgeschoben, besonders bei Halle.

Primärquelle: Ernst Eichler, Hans Walther, Alt-Leipzig und das Leipziger Land
Wikipedia

Keine "Slawen" an der Saale: Zscherben, Rössen, Zöllschen und Treben


Zscherben - Sein erster Name Cirmini bedeutet im Niederhochdeutschen nichts anderes als "Wenig Schweine", ist also kein "slawischer" Name

Zscherben im Teutschenthal westlich Halle - wurde 981 erstmals als Cirmini erwähnt und von den DDR-Slawisten Eichler und Walther als "slawisch-sorbisch" angesehen. Zwischen dem Jahr 1702 und 1750 ereigneten sich schwere Brände, die Zscherben nahezu vollständig verwüsteten. Zscherben, früher auch als „Scherben“ bezeichnet, gehörte zum Amt Giebichenstein im Saalkreis des Erzstifts Magdeburg. 1680 kam das Hochstift Magdeburg als Herzogtum Magdeburg unter brandenburg-preußische Herrschaft. Mit dem Frieden von Tilsit wurde Zscherben im Jahr 1807 an das frankophile Königreich Westphalen verscherbelt und dem Distrikt Halle im Departement der Saale zugeordnet. Was bedeutete als Cirmini wirklich? Ableitend vom niederhochdeutschen syr für Sau oder Schwein und minnr für wenig, ist dieser Name mit "Wenig Schweine" zu übersetzen, was im Gegensatz zum überlieferten Schweinereichtum Thüringens in dieser Zeit stand.


Neurössen als Ortsteil von Leuna - Namensgeber war das Dorf Rössen, was sich von einem Pferdegestüt ableitet. Der Name ist Niederhochdeutsch und nicht "slawisch".

Rössen ein heutiger Ortsteil von Leuna südlich von Halle wurde 1012 als Rossini erwähnt und soll wie Zscherben einen ursprünglich "slawischen" Namen haben. Tatsächlich ist Rossini ein Pferdename und setzt sich aus nhd. Sinir für "Sehniger" und hross für Reitpferd zusammen, der Ort war anfangs im 11. Jahrhundert wohl nur ein Pferdegestüt. Rössen ist mittlerweile der namensgebende (eponyme) Fundort der neolithischen Rössener Kultur. Das zwischen 1882 und 1890 sowie 1918 großflächig untersuchte Gräberfeld enthielt wahrscheinlich über 100 Gräber hauptsächlich der Rössener Kultur (4400 – 4200 v. Chr., Körpergräber) und der Gaterslebener Kultur (Körper und Brandgräber). Es stellt das größte jungsteinzeitliche Gräberfeld in Mitteldeutschland dar. In Rössen befindet sich die aus dem 14. Jahrhundert stammende romanische Kirche St. Nikolai. Sie war eine typische Wehrkirche und ist nur noch als Ruine zu besichtigen. Rössen gehörte bis 1815 zum hochstiftlich-merseburgischen Amt Merseburg, das seit 1561 unter kursächsischer Hoheit stand und zwischen 1656/57 und 1738 zum Sekundogenitur-Fürstentum Sachsen-Merseburg gehörte. Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses kam der Ort im Jahr 1815 zu Preußen und wurde 1816 dem Kreis Merseburg im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen zugeteilt. Die Stadt Leuna entstand am 1. Juli 1930 durch Zusammenschluss der Landgemeinden Leuna, Ockendorf, Rössen, Göhlitzsch, Daspig und Kröllwitz.

Das Dorf Zöllschen nordwestlich Lützen wurde 1012 Celizini erwähnt und wäre nach Eichler "slawischer" Herkunft. Er muss jedoch dem alten Zollort Lützen zugeordnet werden und bedeutet im Althochdeutschen so viel wie "Zinnskammer". Heute gehört es zu Tollwiltz, auch dort leitet sich "Toll" von Zoll ab.


Bisher bei Treben als "slawische Gräber" gedeutet - Das Dorf war jedoch zuerst der Sitz eines hermundurischen Clans.
Goerdten, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-3.0

Das ehemalige Dorf Treben nordöstlich Weißenfels,an der Rippachmündung wurde 979 als Trebuni erwähnt und heute als "slawische" Siedlung bezeichnet. Der Name Treben (auch dribani, tribani oder trebani) soll auf das "slawische" Wort „treba“ zurück gehen, was nach heutiger Ansicht „Opfer“ bedeuten würde. Die nahe liegenden Worte trebiniku oder trebiniki sollen Heiligtum und Altar bedeuten. Man nimmt deshalb heute an, dass sich auf der Höhe über der Rippacheinmündung in die Saale eine "slawische" Opferstätte befunden. Die Slawisten Ernst Eichler und Hans Walther deuten „treba“ hingegen als „roden“, was man noch heute wegen der "präsorbischen Einwanderung" für ziemlich naheliegend hält. Doch das ist alles falsch! Der Ortsname leitet sich vom germanischen *drībō für ein Clan-Oberhaupt ab. "Fürst", wie im Germanischen Wörterbuch angegeben ist unstimmig, dieser Titel wurde bei den heidnischen Clans nicht verwendet, es gab gleich mehrere andere Titel. Von E. Seebold wird dieser Titel mit "Zerstreuer der Ringe" übersetzt. Entsprechend seiner Bedeutung war diese Siedlung durch zwei Wälle geschützt, deren innerer Wall noch teilweise erhalten ist. Der äußere Wall wurde durch Ackerbau eingeebnet.

Primärquelle: Ernst Eichler, Hans Walther, Alt-Leipzig und das Leipziger Land
Wikipedia

Keine "Slawen" an der Saale: Zembschen, Mölsen, Schkölen und Görschen

Zembschen südlich von Hohenmölsen wurde 1091 als Zemptzin erstmals erwähnt. Keine Urkunde gibt Aufschluss über den Namen des Gründers oder ersten Ansiedlers und doch wurde er von den Slawisten Eichler und Walther als "Slawenort" aufgelistet. Der Name ist jedoch althochdeutscher Herkunft und erzählt von zimbi für Metallbecken und zin für Zinn von einer alten Zinngießerei. Das benachbarte Hohenmölsen wurde als Mölsen 1080 zuerst als Milsin im Zusammenhang mit der Schlacht von Hohenmölsen erwähnt und nachfolgend 1091 als Burgward „Melsin villa“ urkundlich festgehalten.


Hohenmölsen im Deutschen Kaiserreich (1910)

Heinrich war 1080 von Hessen über Thüringen Richtung Sachsen marschiert, um sich mit den Kontingenten des Markgrafen von Meißen und vor allem des Herzogs Vratislav von Böhmen zu vereinigen. Während er Richtung Erfurt marschierte, ließ er einige Reiter einen Scheinangriff auf Goslar ausführen und lenkte so die sächsische Hauptstreitmacht dorthin. Währenddessen brandschatzte er Erfurt und zog weiter Richtung Naumburg, bis ihn die von Goslar her anrückende Streitmacht Rudolfs nahe der Weißen Elster einholte und bei Hohenmölsen zur Schlacht stellte. Heinrich nahm Aufstellung hinter dem Sumpf der Grunau, der für Reiter nur an wenigen Stellen passierbar war. Rudolf entschloss sich zum Angriff, ehe der Zuzug aus Meißen und Böhmen den König noch mehr verstärkte. Dazu begann er ein hinhaltendes Reitergefecht an den wenigen Übergangsstellen, während unter Führung Ottos von Northeim ein Teil der Ritter absaß, den Sumpf durchschritt, so in den Rücken des königlichen Heeres gelangte, das Lager Heinrichs IV. eroberte und schließlich dessen Heer von hinten angriff. Dieser Rückenangriff entschied die Schlacht zugunsten Rudolfs. Heinrich IV. floh vom Schlachtfeld Richtung Süden, wo Herzog Vratislav II. ihn rettete und nach Böhmen in Sicherheit brachte.

Rudolf von Rheinfelden jedoch wurde während der Schlacht tödlich verwundet. Einer der Ritter Heinrichs IV., dessen Name trotz seiner wichtigen Tat nicht überliefert ist, schlug dem Gegenkönig die rechte Hand ab und stach ihm das Schwert in den Unterleib. Rudolf starb einen Tag später an diesen Verletzungen, wurde im Merseburger Dom aufgebahrt und dort auch begraben. Die abgeschlagene Hand wurde im Dom aufbewahrt, da man hoffte, sie könne in der Folgezeit zu einer Reliquie werden. Heutzutage befindet sich die Hand in der Ausstellung des Dom-Museums. Die abgetrennte Hand wurde untersucht und festgestellt, dass Indizien dafür sprechen, dass sie erst nach dem Tod abgetrennt wurde. An dieser Stelle darf natürlich gefragt werden, was passiert wäre, wenn Rudolf die Schlacht überlebt hatte. Heinrichs verlorene Schlacht hatte immerhin das Potential, dass nach Hohenmölsen Rudolf den Thron erobert hätte.

Der Name Milsin oder Melsin leitet sich vom althochdeutschen melsc für Honigwein (Met) ab, womit in diesem Ort eine entsprechende Trinkerhalle gestanden muss.


Schkölen - Der Name steht althochdeutsch für "kleine Scholle".

Schkölen östlich von Lützen wurde nach Eichler schon 993 als Z[c]olini erwähnt. 1036 wurde der Ort und 1156 die Stadt urkundlich erwähnt. Nach W. Kahl wurde die Kernstadt Schkölen 1046 erwähnt. Das Gebiet der Stadt Schkölen und das Umland war spätestens ab der Jungsteinzeit besiedelt, was Grabhügel im Lohholz und bei Dorstewitz, eine 1999 im Zuge der JAGAL Trassenarchäologie freigelegte Ringanlage, Steinkreuze sowie die mittelalterliche Wasserburg belegen. Die Burg erlangte im 12. und 13. Jahrhundert überregionale Bedeutung. Während das Gebiet zunächst nur locker besiedelt war, entwickelte sich mit der Burg der Ort zur Stadt. Die frühere Oberburg, auf der jetzt die Kirche steht und der Friedhof liegt, waren Rückzugsort für Mensch und Vieh. Um 900 war Schkölen die Ostspitze des Dornburger Reichsgutes und diente mit seinen Befestigungen Dornburg zum Schutz. Reste der Unterburg (Wasserburg) liegen unterhalb des spornartig auslaufenden Höhenzuges. 1031 wird ein Burgwart Szoln auf einer Urkunde Kaiser Conrads II. erwähnt. Neben anderen Burgen und befestigten Königshöfen wird 1158 in einem Tafelgüterverzeichnis des königlichen Reichslandes Pleißenland unter Friedrich Barbarossa der Hof Schkölen urkundlich erwähnt. Zwischen 1197 und 1253 hielten die Markgrafen von Meißen Landtag in der Stadt ab. Die zuerst erwähnte Namensform ist Scolin und leitet sich aus dem Althochdeutschen als scollīn für "kleine Erdscholle" her.

Görschen wurde 998 als Goresin erwähnt. Auch als Goerschen bzw. Gorschen bekannt, erhielt er erst im 13. Jahrhundert seine erste Kirche. Er soll nach heutiger Ansicht nichts mit den benachbarten Orten Großgörschen und Kleingörschen in der Gemeinde Lützen zu tun haben, wo das gleichnamige thüringische Adelsgeschlecht „von Görschen“ ihren Sitz hatte. Doch genau das darf bezweifelt werden, wenn die Herkunft dieses Rittergeschlechts "im Dunkeln liegt". Es könnte also durchaus sein, dass der Ort bereits nach einem Vorfahren von Conradus de Gorsne (1186) benannt sein könnte.

Primärquelle: Ernst Eichler, Hans Walther, Alt-Leipzig und das Leipziger Land
Wikipedia

Keine "Slawen" an der Saale: Taucha, Werben und Teuchern

Taucha östlich von Weißenfels wurde nach Eichler und Walther 1041 als Tuchin erwähnt. Taucha hat eine über 1000 jährige Geschichte, der Ort wurde im Jahre 1004 in einer Urkunde von Kaiser Heinrich des II. zum ersten Mal erwähnt. Nachweislich ist Taucha eine der ältesten Siedlungen in der näheren Umgebung. In seiner Form Tuchin stellt es wohl eine lautveränderte verkürzte Variante von Turingii (Thüringer) dar, die diesen Ort gegründet haben.


Burgwerben war wohl zuerst eine Raubritterburg
Radler59, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-4.0

Burgwerben östlich von Weißenfels wurde nach Eichler schon 830/850 als Uuirbina erwähnt. Davon ist heute keine Rede mehr, in einem zwischen 881 und 899 entstandenen Verzeichnis des Zehnten des Klosters Hersfeld wird Burgwerben dagegen als zehntpflichtiger Ort Vuirbina im Friesenfeld urkundlich erwähnt. Der Name lässt sich althochdeutsch von wuorī für Wehr und biniāta herleiten, was im altfriesischen (wegen dem Friesenfeld) rauben, oder berauben bedeutet. Die Burgwerben hatte also zuerst den Ruf einer Raubritterburg.


Teuchern hat seinen Namen als Ducharin von heidnischen Hermunduren

Teuchern südöstlich von Weißenfels wurde 976 als Ducharin und 981 als Tuchurini erwähnt. Teuchern wird heute als Hauptort, der seit dem 7. Jahrhundert als Sorben bezeichneten Hermunduren angesehen. Ducharin ist eine lautverformte Varianten von "Duren".

Trotzdem will man wie bei Tauchlitz, heute im Weißenfelser Stadtgebiet, oder Taucha bei Poserna den Namen auf "altsorbisch" im Sinne des erfundenen "slawischen" mit feuchter, sumpfiger Ort übersetzen. Davon soll sich noch der Name des Kleinstammes der Tuchari ableiten, doch auch dieser Name wird sich nur von heidnischen Duren als Hermunduren ableiten, wovon sich auch der Name der Thüringer abstammt.

Nach der Besiedlung der Region um Teuchern und entlang der Rippach haben die Hermunduren als Tuchari den Hauptort Teuchern gegründet. Es ist zu vermuten, dass die Tuchari auf Befehl karolingischer oder ottonischer Markgrafen oder des Königs selbst eine einfache Ringburg ähnlich Treben bei Dehlitz/Saale anlegten, ein Nachweis existiert jedoch nicht. Die erste urkundliche Erwähnung der Stadt stammt aus dem Jahre 976. Darin schenkt Kaiser Otto II. unter anderem die „in pago Ducharin nominato basilicam“ (die Basilika im Gau Teuchern) der Zeitzer Kirche. Allein die Tatsache, dass Teuchern eine Basilika, also eine feste Kirche besaß, zeigt die Bedeutung des Ortes zur damaligen Zeit. Verschenkt wurde aber nur die Hauptkirche, Ort und Höhenburg blieben kaiserliches Eigentum. Das wird durch eine Schenkungsurkunde König Heinrichs III. von 1042 bestätigt, wo das geschenkte Gut als im Burgward Teuchern gelegen beschrieben wird.

Bald muss der König Teuchern aber weitergegeben haben. Um 1070 tauscht der Markgraf der Nordmark, Udo von Stade, seinen Besitz um Groitzsch und Profen, wozu auch Teuchern gehört, mit dem Grafen Wiprecht aus dem Belsemgau. Hierbei wird in der Pegauer Chronik ein Bethericus de castello Tuchin im Dienst von Wiprecht von Groitzsch erwähnt. Somit ist das Teucherner Ministerialengeschlecht seit 1070 nachgewiesen. Sie verwalteten Burg und Ort Teuchern. Den Kampf zwischen König Heinrich IV. und Gegenkönig Rudolf nutzt Wiprechts Rivale Ekbert von Braunschweig, Markgraf von Meißen, um Teuchern 1080 zu besetzen. Beim Gegenstoß des Königs nach der verlorenen Schlacht von Mölsen eroberte Wiprecht die Burg im Dezember 1080 zurück.

Im Zuge des Streits zwischen König Heinrich V. und dem sächsischen Adel unter Herzog Lothar (1125 König) verschanzte sich 1112 der Pfalzgraf Friedrich IV. von Sachsen (Goseck) in der Burg und wurde vom König Heinrich V. belagert und gefangen genommen. Dabei wurde die Burg zerstört. Der König übergab sie dem Meißener Markgrafen Wiprecht von Groitzsch. Sie wurde bis zum Tod des Markgrafen 1124 vermutlich nicht wieder aufgebaut. Stattdessen nutzten die Herren von Teuchern von nun an den Edelhof, welcher sich etwa an der Stelle befunden haben muss, an dem sich das ehemalige Rittergut und heutige Ärztehaus befindet.

Primärquelle: Wikipedia

Das Missionsgebiet vom Peterskloster auf der Altenburg: Zweimen und Böhlitz

Baute man vor über 1000 Jahren ein Kloster in Thüringen, dann wollte man von da aus die Umgebung missionieren. Der Standort des Klosters befand sich in der Regel dort, wo zuvor ein heidnischer Hain oder Tempel existierte, die wieder einer örtlichen Priesterkaste unterstand. Besonders während der Schwertmissionierungszeit gab es auch friedliche Phasen, wo sich die vermeintlich frisch missionierten Bewohner wieder ihren alten Kulten zuwendeten. Diese nebeneinher existierenden Kulte halten sich bis heute, sie sind die Wurzeln des heidnischen Frühlingsfestes, was zum christlichen Osterfest wurde. Gleiches gilt für das Weihnachtsfest, wo sich der christliche Weihnachtsbaum symbolisch vom Weltenbaum Yggdrasil ableitet.

Ortsnamen erzählen mehr, als man heute zugeben möchte. und das besonders in Gebieten, wo man heute behauptet, dass man dort "Slawen" missioniert hätte. So etwa das Beispiel Zweimen, das südwestlich von Schkeuditz, 1091 Burgward Zwegene überliefert ist und von Eichler und Walther als "slawischer" Name aufgelistet wurde. Das ist natürlich falsch, denn dieser Name leitet sich einerseits vom germanischen *swi- für Drehen und *genna für Ursprung und Anfang ab. Drehen steht für "Gedrehte", das heißt aus dem Blickwinkel vom Peterskloster für Missionierte, wovon auch der Begriff Wenden (=Gewendete) abstammt. Der Burgward Zwegene wurde also von missionierten Umlandbewohnern erbaut und unterhalten.


Zweimen war als "Burgwardo Zwegen" ein Kosterort, der von Missionierten im Sinne von "Gedrehten" bewohnt war.

Vom "Burgwardo Zwegene" aus wurde der "Zehnte" für das Peterskloster eingetrieben und die betroffenen Dörfer in einer Urkunde von 1091 als "Belitza, Gundtorff mit aller Zubehörung" sowie "im Burgwardo Scutici (Schkeuditz), Wesemar (Wiedemar) und Wideriz bey Leipzig" festgehalten. Der Ort "Gunthorp" wird erstmalig 974 in einer Urkunde über die Schenkung durch Kaiser Otto II an das damals "noch arme Bistum Merseburg" aufgeführt.


Böhlitz-Ehrenberg - Der althochdeutsche Name Beliz erzählt von einem weißen Druiden, der womöglich auf dem Ehrenberg seine heidnischen Lehren verbreitete.

Heute wird über das erwähnte "Belitza" folgendes in der Wikipedia behauptet: "Die früheste bekannte Erwähnung des Dorfes Beliz findet sich in einer Urkunde des Peter-Paul-Klosters zu Merseburg aus dem Jahre 1091. Diese Urkunde verlieh dem Abt des Klosters die Rechte über Beliz, Gunthorp und Zscherneddel. Die Ortsnamen von Böhlitz selbst sowie den Orten der näheren Umgebung, z. B. Leutzsch, Lützschena oder Barneck weisen auf eine slawische Besiedlung hin. Ehrenberg hingegen ist wohl eine Gründung deutscher Siedler, die oft in der Nähe bestehender slawischer Siedlungen rodeten und eigene Orte gründeten."

Das vermeintliche "slawische" Beliz ist jedoch ein althochdeutscher Name, der einen "weißen Heuchler" beschreibt. Aus Sicht des Petersklosters war damit ein Verkünder heidnischer Ansichten gemeint, der Ort war also umgangssprachlich ein Druidenort. Das germanische *liza- steht dazu noch für Lehre, was zugleich die Herkunft dieses Priesterbegriffs erklärt. Der Name Ehrenberg kommt als Ortsname mehrfach in ganz Deutschland vor, dazu noch in Böhmen auf altem Reichsgebiet. Gleichzeitig ist er als Familienname häufig und zwar noch in den Varianten Ehrenburg, Erenburg, Ehrberg. Alle diese Namen leiten sich grundsätzlich vom indogermanischen *er- ab, was die benannten Berge als Widderberg, Schafsberg, Kuhberg oder Bockberg bezeichnet, sie haben also nichts mit dem deutschen Wort "Ehre" zu tun.

Primärquelle: https://www.ortsgeschichte-b-e.de/jml/in...rtschronik.html
Wikipedia

Das Missionsgebiet vom Peterskloster auf der Altenburg: Gundorf und Wiedemar


Gundorfs Ortsname beschreibt vom ersterwähnten Gunthorp eine wölfische Kriegerschar suebischer Sorben

Die erste urkundliche Erwähnung Gundorfs stammt aus dem Jahre 974, als es Gegenstand einer Schenkung Ottos II. an den Merseburger Bischof Giselher von Magdeburg war. Der Ortsname soll nach heutiger Ansicht auf einen Mönch Gundo zurückgehen, der sich hier ansiedelte. Darauf bezogen wurde sogar ein Weg nach ihm benannt, obwohl der ersterwähnte Name "Gunthorp" lautete und damit ein Mönch namens Gundo unwahrscheinlich wird. Vom niederhochdeutschen gunnr für Kampf und þorp für Schar hergeleitet, war dieser Ort wohl zuerst ein Lager für eine Kriegerschar. Zu dieser Zeit war die Gegend um Merseburg alles andere als missioniert, weswegen diese Kriegerschar eher einen missionierten Krieger-Clan darstellte. Das germanische *gunþa- für Kämpfer untermauert das, dabei dürfte noch der Wolfsname gandr eine Rolle spielen, der als "weißer Wolf" bei den suebischen Clans das überragende Totemtier war. Im Raum Merseburg betrifft das entweder die Hermunduren oder von Osten kommende Semnonen, die von den Franken als "Sorben" bezeichnet wurden.

Das alte Gunthorp gehört zu den ältesten Dörfern der Leipziger Region. 1269 erhielt das Petri-Kloster in Merseburg das Recht zur Erhebung von Abgaben und die Gerichtsbarkeit übertragen.


Wiedemars alte Kirche - der ersterwähnte Name Wesemar (1091) bedeutet "Weißer Wolf".
Jwaller, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-3.0

Auch das ebenfalls zehntpflichtige Wesemar (Wiedemar) ist noch als heidnischer Wolfsort erkennbar. 1091 erstmals als Wesemar erwähnte, wurde es 1272 bereits als Villa Wedemar erwähnt und wandelte bis heute zu seinem aktuellen Namen Wiedemar. Alle Namensformen leiten sich vom niederhochdeutschen īmarr für Wolf ab. Er ist weder "slawischer" Herkunft und bedeutet keinesfalls "Ort der Quelle". Auf das 1091 erwähne "Wesemar" bezogen, wird sogar vom germanischen *wes für leuchten abgeleitet, ein "Weißer Wolf" beschrieben, womit wir wieder beim suebischen Totemtier landen. Nach diesem wurden suebische Clanführer und Priester benannt. In Wiedemars Wappen gehört also ein "Weißer Wolf" hinein, nichts anderes beschreibt der alte Name Wesemar.

Primärquelle: Wikipedia

Das Missionsgebiet vom Peterskloster auf der Altenburg: Schkeuditz und Wiederitzsch


Der Name von Schkeuditz ist ein germanisch-althochdeutscher Burgname

Schkeuditz wurde im Jahre 981 erstmals unter dem Namen „scudici“ als Pfarrkirche im Bistum Merseburg urkundlich erwähnt. 1271 wurde Schkeuditz vom Markgrafen von Landsberg an das Fürstbistum Merseburg verkauft, welches dem Ort 1436 auch die Stadtrechte verliehen hat. Der damalige Name Scudici soll nach heutiger Ansicht auf eine Besiedelung durch "slawische" Stämme hindeuten, doch genauere Hinweise sind nicht überliefert. Wenn man jedoch nichts genaues weiß, warum wird überhaupt an diesem Unsinn festgehalten? Es sogar nicht einmal versucht Zusammenhänge herzustellen, oder geschweige diesen Namen zu deuten.

Was war das also für eine Burg Scudici, die man willkürlich irgendwelchen "Slawen" zuordnen will? Tatsächlich ist eine Burg nachgewiesen mit Burgvorwerk am Südrand der Stadt an der Weißen Elster. Beide Areale wurden jedoch im 19. Jahrhundert überbaut, es bleibt nur die Namensdeutung. Gustav Hey identifizierte den Burgward Guodezi mit dem Burgward Schkeuditz, der 1028 als Chotiza und bei Thietmar als Scudici erwäjmt wird. Selbst wenn die Identifizierung Heyes unstimmig wäre, hätten wir immer noch zwei Namen für die Namensdeutung: Chotiza und Scudici, doch nur letzterer ist, ist mit dem heutigen Name verknüpfbar. Althochdeutsch bedeutet skuti (scuti) nichts anderes als Abwehr, Schutz und Verteidigung - was soll also daran "slawisch" sein? So wurde lediglich die Burg als das bezeichnet, für das sie errichtet wurde! Das germanische *skuti weist dabei noch auf eine Besatzung hin, die sich treffsicher verteidigen konnte. Es bedeutet werfen, schießen, stoßen und das germanische scuto Schütze, Wächter und Bogenschütze.


Neu-Wiederitzsch - Der vormals althochdeutsche Name Wideriz leitet sich vom Widder ab.

Wiederitzsch als früheres Wideriz wird heute ebenfalls eine "slawische" Geschichte angedichtet. Und so steht es bisher auf der Stadtteilseite: Die Besiedlung durch Hermunduren und Wenden erfolgte währen der Völkerwanderung. Durch diese slawische Besiedlung erklärt sich vermutlich auch der Name Wiederitzsch, der sich von „Vidoraz“ (Ort des Vidorad) ableiten könnte. Vidorad war ein Oberhaupt einer slawischen Familie. Noch heute ist in Wiederitzsch noch der Kern eines slawischen Rundling zu erkennen. Mit der Christianisierung unter Heinrich I. und Otto I. gehörte Wiederitzsch zum Stift Merseburg. In diesem Zusammenhang wurde Wiederitzsch das erste Mal urkundlich erwähnt: Am 1. August 1091 übergab Bischof Werner (1063-1095) anlässlich der Weihe des von ihm gegründeten Peterskloster auf der alten Burg in Merseburg diesem 43 Hufen Land, viele Zehnten und 15 Dörfer. Unter letzteren befand sich auch Wideriz bei Leipzig. Das germanische Großwiederitzsch entwickelte sich durch den Zuzug von deutschen Bauern, die nach der Gründung deutscher Rittersitze (Wiederitzsch gehörte zur Herrschaft der Ritter von Varin (Wahren)) in der Nähe des slawischen Wideriz siedelten.

Hermunduren in Wideriz sind jedoch zugleich jene gewesen, die man zur Missionierungszeit als "Wenden" bezeichnete. Das war nichts anderes als ein Begriff für Apostaten, Clans also, die nach ihrer vermeintlichen Missionierung bei nächster Gelegenheit sich wieder ihren alten Ahnenkulten zuwendeten. Das dauerte östlich der Elbe-Saale-Linie seit den Franken und reichte bis in das 13. Jahrhundert hinein. Zu keiner Zeit gab es in Wideriz irgendwelche "Slawen", dafür aber Hermunduren, die östlich der Elbe-Saale Linie erst im 13. Jahrhundert als überwiegend missioniert galten. Namensgeber von Wideriz war also keine "slawische" Familie, sondern ein heidnischer Hermunduren-Clan. Der Name selbst leitet sich vom althochdeutschen widar (altsächsisch wethar) für Widder und dem althochdeutschen rīsan für abfallen ab. Wideriz bedeutet also vom "Widder Abgefallene", womit Clans gemeint sind, die sich vom Widdergott Heimdall abgewendet haben! Damit wurde der Ort aus Sicht des Klosters von einem missionierten Clan bewohnt.

Primärquelle: https://www.wiederitzsch-im-blick.de/wiederitzsch/
https://www.architektur-blicklicht.de/sc...adt-schkeuditz/

Die Missionierung der Thüringischen Mark: Meißen und Pirna


Die Thüringische Mark wurde von heidnischen Hermunduren-Clans bewohnt, die von den Franken später nach ihrem heiligen Baum der Vogelbeerbaum (Sorabum) als "Sorben" bezeichnet wurden.

Niedersachsen gehörte einst zum altsächsischen Stammesgebiet und das heutige Sachsen hat als früheres Obersachsen erhielt sein Bezeichnung durch das Vordringen altsächsischer Herzöge in das ostelbische Heidengebiet, also auch in die Thüringische Mark östlich der Saale bis zur Elbe und darüber hinaus bis nach Niederschlesien. Die Grenzen verschoben sich besonders im 10. Jahrhundert nach Osten und einer der aktivsten Herzöge war Markgraf Gero, nach dem sicher Görlitz (Gerlitz) benannt wurde. Das Gebiet der Markgrafschaft Meißen, es war der territoriale Vorläufer des heutigen Obersachsens, wurde von hermundurischen Clans bewohnt, weshalb man die Gegend auch Thüringer Mark bezeichnete.

Bis heute wird jedoch behauptet, dass die Hermunduren durch "Slawen" ersetzt wurden, obwohl ihre fränkische Bezeichnung "Soraben" überhaupt nichts mit willkürlich erfundenen "Slawen" zu tun hat. Trotzdem haben besonders nach dem 2. Weltkrieg eine Anzahl von DDR-Slawisten den älteren mitteldeutschen Orten östlich der Elbe-Saale-Linie eine "slawische" Etymologie verpasst mit teils absurdem Sinn. Selbstherrlich ging man davon aus, dass diese Namen in der Regel natürliche banale Hintergründe haben. In der Thüringer Mark wurde jedoch außerhalb des Deutschen Königreiches nur germanisch gesprochen, was nachfolgend durch das Althochdeutsche ersetzt wurde.


Meißen - Der erste Name Misni wurde vom altsächsischen Liudolfinger König Heinrich I. gegeben, der niederhochdeutscher Herkunft, von mǫsni hergeleitet, Bär bedeutet!

Die Markgrafschaft Meißen wurde 965 gegründet, wobei ihre Vorgeschichte durch einen Feldzug König Heinrich I. gegen lemovische Daleminzier begann, der dem altsächsischen Clan der Liudolfinger entstammte. 928/929 ließ er auf einem Hügel an der Elbe eine Burg Misni (Misnia) erbauen, die angeblich ihren Namen nach dem unterhalb fließenden Bach Meisa erhielt. Weil keine Berichte bis 968 existieren, glaubt man, dass die Burg sogar wieder verlorenen gegangen wäre, doch 968 wurde ein Burgberg Misni erwähnt und zwar als Sitz für den Bischof des neuen Bistums Meißen. Man könnte nun versucht sein, dass sich dieser Name wegen des Kirchensitzes unmittelbar von "missa" für Messe und Gottesdienst ableitet, doch dem ist wohl nicht so, denn zuerst war es eine Burg, von der man ab 929 das Umland kontrollieren wollte. Der Name geht deshalb eher auf das niederhochdeutsche mǫsni für einen Bär zurück, was auch im Stammesgebiet der Altsachsen gesprochen wurde.

Meißen ist also vom altsächsischen König Heinrich I. nach einem Bären benannt, der als weiß dargestellter Bär das verehrte Totemtier der Altsachsen war. Man führte in in Wappen oder benannte wie Albrecht, der Bär von ihnen gegründete Städte oder Burgen, wie zum Beispiel Bernburg an der Saale. Für die Theorie, wonach der Name von einem Dorf und Bach Meisa abstammen würde, gibt es sowieso keinerlei Belege. Und wenn, dann wird sich Dorf und Bach später vom lautveränderten "Meißen" ableiten. Und diese Stadt wurde noch im 16. Jahrhundert "Misena Hermundurorum Urbs" genannt, erfundene "Slawen" hat man Meißen erst Jahrhunderte später angedichtet!


Pirna hat keinen "slawischen" Namen, er entstammt dem altsächsischen Hintergrund der Mark Meißen und ist ein altsächsischer Kürzel (*bern) einer "Bärenburg", wie sie schon als Bernburg an der Saale entstand.

Weiter elbaufwärts, aber noch der Markgrafschaft Meißen zugehörig, entstand spätestens im 11. Jahrhundert eine Burg bei Pirna, über die jedoch keine weiteren Berichte existieren. Den Namen Pirna will man aus dem sorbischen "Perno – na pernem", was auf dem harten (Stein)‘ bedeuten soll, ableiten. Die sich im Wappen der Stadt spiegelnde Deutung des Namens vom Birnbaum wird als späterer romantisierender Versuch angesehen. Der heutige Forschungsstand der Namensdeutung bezieht sich auf eine Darstellung des DDR-Slawisten Ernst Eichler auf die "slawische" Form von pirno oder pirna. Das Wort pir würde glühende Asche in der "slawischen Sprache" bedeuten, was auf eine Feuer-Rodungsstelle oder Opferstätte mit Feuer verweisen würde. Doch eine solche Herleitung, wonach Pirna nach "glühender Asche" benannt wurde, hatten die Burgerbauer und auch die Ortsgründer ganz gewiss nicht im Sinn. Namensgeber sind nur die frühen Burgerbauer gewesen, die ihre Burg zuerst Pern, Perne oder Perna nannten. Aus Sicht eines "Slawisten" wäre es also zumindest angebracht, einen Bezug zum bis heute unverstandenen Gott Perun herzustellen. Bezogen auf dem altsächsischen Hintergund der Mark Meißen, die bereits existierte, kann nur eine Herleitung vom altsächsischen *bern für Bär in Frage kommen, womit nach Misni (mǫsni) als späteres Meißen noch eine weitere "Bärenburg" an der Elbe entstand. Und zwar als Absicherung nach Böhmen, was sich später zeitweise Pirna bemächtigte. Die im 11. Jahrhundert entstandene Burg war also keine "slawische" Burg, sondern schon eine Burg der Markgrafschaft Meißen. Um 1200 wurde sie ausgebaut, die erste urkundliche Erwähnung des Castrum Pirne erfolgte am 5. Dezember 1269 in einer Urkunde des Markgrafen Heinrich des Erlauchten. Und dazu passt noch das: Das niederhochdeutsche birna bedeutet ebenfalls Bärin!

Primärquelle: Wikipedia
http://www.koeblergerhard.de/as/as_b.html