Es nicht wirklich viel bekannt über die Karnuten, doch ihr Siedlungsgebiet lag schon immer nur zwischen der Loire und der Seine, die früher Liger und Sequana genannt, auf die Herkunft ihrer Vorfahren deuten. Auf die Asenzeit bezogen kamen ihre Vorfahren von beiden Mündungen her, wobei besonders das vorzeitliche Karnak eine bedeutende Rolle spielte. Wie wir seit "Diener und Krieger" wissen, handelte es sich bei den Karnuten um frühere Kar-Kriegerkasten, die ab dem 5.Jahrtausend v.Chr. einen größeren Teil früherer Kata-Clans unterwerfen konnten. In der Normandie waren das etwa die Abricatui (Abrincata) oder weiter östlich auch die Catalauni.
Die Cathédrale Notre-Dame steht über einer Höhle, die ursprünglich eine Dolmenkammer war. Etwa auf 2500 v.Chr. datiert, werden die Erbauer den unmittelbaren Vorfahren der Karnuten angehört haben, die diese Höhle für ihre Ahnenkulte nutzten. Bild Ireneed, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-3.0
Noch heute erkennt man an Chartres, dem aktuellen Namen ihres früheren Hauptortes Autricum, dass die Vorfahren der Karnuten den Kar-Kriegerkasten entstammen, von denen sich auch Namen wie Karl oder der mannhafte Begriff Kerl ableitet. Der andere wichtige Ort war Cenabum oder auch Cenebaum, das später mit Orleans einen völlig anderen Namen bekam. Ein wichtiges Symbol der Karnuten war der Adler, denn sie auch bevorzugt auf ihre Münzen abbildeten. Er dürfte besonders in ihrer Glaubenswelt eine bedeutende Rolle gespielt haben, der auf gallischen Raum bezogen als Seelenträger fungierte, was mit anderen Worten auch für einen Götterboten steht. Er galt als Begleiter des Himmels- und Wettergottes Taranis, der als Radgottheit gilt. Das Rad steht für ein Sonnenrad, weshalb Taranis hauptsächlich am Himmel gesehen wurde, wenn er etwa mit seinen Himmelswagen seine Bahn zog. Die eigentliche Rolle des Adlers, war aber die eines Wächters, weshalb er auch im Weltenbaum Yggdrasil in seiner Krone sitzt. Davon ableitend dürfte dieser Wächter besonders dann präsent gewesen sein, als die Ahnenkontingente der Karnuten erstmals Westeuropas Küsten erreichten.
Ihre Kriegstüchtigkeit stellten die Karnuten auch gegen die Römer unter Beweis, wo sie auf dem Höhepunkt ihrer Macht sich auch massiv am Gallischen Krieg gegen Rom beteiligten. Den von Rom eingesetzten KönigTasgetius brachten sie im dritten Amtsjahr um, kamen aber eine römischen Reaktion mit einer erneuten freiwilligen Unterwerfung zuvor. Um 52 v. Chr. überfielen die Karnuten Cenabaum (Cenabum), wo sie in der Folge mehrere römische Bürger massakrierten. Während des Gallischen Aufstandes stellten die Karnuten angeblich 12.000 Krieger für den Entsatz Alesias, die jedoch am negativen Ausgang der Belagerungsschlacht nichts mehr änderten. Ein Jahr später zogen die Legionäre Caesars gegen die Karnuten, die sich ihm nur wenig später unterwarfen. Der von den Römern ausgemachte Kriegshetzer Gutuater wurde auf Geheiß Caesars erst totgepeitscht und anschließend noch enthauptet.
Fragen wir uns wer die Karnuten wirklich waren, reicht es keinesfalls sie unwissenschaftlich als "Kelten" zu kategorisieren. Das war nur eine griechisch-römische Fremdbezeichnung, die niemals Eingang in ihrem Sprachgebrauch fand und deshalb auch nicht von ihnen überliefert ist. Das betrifft alle angeblichen "keltischen" Stämme, die selbst nur ihren eigenen Stammesnamen kannten. Warum es sich lohnt, die Glaubenswelt der Karnuten zu hinterfragen, ist einer Wertung der Römer geschuldet, wonach ausgerechnet ihr Stammesgebiet ein politisch-religiöses Zentrum für ganz Gallien gewesen wäre.
An was glaubten nun die Karnuten, wenn nach Caesar einmal jährlich eine große druidische Versammlung in ihren wichtigsten Städten abgehalten wurde? Erkenntnisse darüber können wir uns zum Beispiel über ihre Münzen verschaffen, deren Motive ihrer Glaubenswelt entstammen.
Die Stechpalme stand bei den Karnuten vorallem für Wiedergeburt Bild 4028mdk09, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-3.0
Die wichtigsten Motive wurden immer mit einem Torc genannten Halsreifen abgebildet, zu dem entweder ein Wolf mit Stern, eine Triskele oder ein galoppierendes Pferd gehörte. Recht bemerkenswert ist aber auch das Adlermotiv mit dem Halbmond, eine Schlange (!) oder das Radmotiv vier oder sechs Speichen. Das rätselhafteste Motiv ist jedoch ein fünfzackiger Pentagram Stern unter einem Handsymbol, dass einen Zweig mit Beeren hält, was durchaus für eine immergrüne Stechpalme stehen könnte. Bei den Römern stand der Ilex für ewiges Leben, weshalb der Baum sicher einen Lebensbaum symbolisierte. Noch aufschlussreicher ist seine germanische Bezeichnung "hulis", die über die englische Bezeichnung "holly", den Baum der sagenhaften Frau Holle zuordnete. Für diese Frau stand jedoch in erster Linie Ištar, die in Europa auch als Perchta oder Hertha weitere Beinamen hinterließ. Die Stechpalme wird damit recht deutlich als Lebensbaum bestätigt, was gleichbedeutend mit einem Weltenbaum ist. Bei den Karnuten wurde deshalb der Ilex auch als Symbol der Wiedergeburt angesehen, wobei die Druiden die roten Beeren als Symbol weiblicher Lebensenergie ansahen. Auf der anderen Seite des Englischen Kanals wurden Stechpalmenzweige sogar in den Kaminen gehängt, um so mit den eigenen Ahnen kommunizieren zu können. Der Kamin dürfte dabei als hohler Weltenbaum fungiert haben, der als Himmelssäule immer über jenen Ort gesehen wurde, aus dem die Ahnen der Asen-Clans stammten.
Das sogenannte "Keltenkreuz" wurde ebenfalls von einem Himmelssymbol abgeleitet. Bild Duebbers, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-3.0-migrated
Zu den Symbolen der Karnuten gehörte auch ein Rad, dass mit vier Speichen ein kreuz innerhalb eines Kreises bildet. Weil es meist die Spitze von Säulen zierte, wurde der auf die Erde weisende Balken in der Heraldik auch verlängert dargestellt. Was bleibt ist jedoch der Hinweis, dass die Säule eine besondere Bedeutung hat, wenn auf ihr das Ringkreuz thronte. Gemeinhin als "Keltenkreuz" bezeichnet, steht dieses Symbol trotz seiner offensichtlichen Radform nicht für ein Sonnenrad, trotzdem muss es wegen seiner Verbreitung ein entsprechendes Himmelssymbol Pate gestanden haben.
Der Himmelsgott Taranis mit dem Radkreuz gemeinfreies Bild von Wikimedia Commons
Was könnten also die vier Balken innerhalb eines Ringes bedeuten? ist es tatsächlich als quartalmäßiger Zyklus eines Jahres zu deuten, denn man mit den vier Jahreszeiten gleichsetzen könnte? Eine Sonnen oder davon abgeleitet Sonnenraddeutung will man bisher ausschließen, obwohl man gern den Himmelsgott Taranis dafür hinzuzieht, der in seiner Hand eine sechsspeichige Variante hält. Ein weiterer bemühter Radgott ist jener, der mit einem halben achtspeichigen Bild abgebildet wird, womit jedoch insgesamt die Anzahl der Speichen außer Acht gelassen wird. Ich würde deshalb überhaupt nicht soweit gehen und auch das dreispeichige Rad von Jupiter nicht mit dem vierspeichigen Ringkreuz gleichsetzen. Die Leute haben sich schließlich bei ihrer Symbolik an mythische Inhalte orientiert, die meistens von sichtbaren Göttersymbolen abgeleitet wurden. Bis heute gibt es jedenfalls keine gültige Interpretation, wobei heraldische Ringvariante ohnehin erst seit dem 8.Jahrhundert belegt ist und zuvor nur als Kreuz ohne Ring dargestellt wurde. Was also bleibt ist ein Balkenkreuz, wobei die vier Balken sich nach innen verjüngen. Das es definitiv nicht für ein generelles Sonnenrad stand wird auch bei den weiteren beigefügten Symbolen deutlich, wo meistens eine Triskele zu sehen ist, die identisch mit jenen Triskelen im buddhistischen Dharmarad sind. Ein Weltsymbol also, wobei die Triskele für eine verbreitete Speichenvariante eines Sonnenrades steht. Wo die Triskele zu finden ist verrät ihre Bedeutung bei den Karnuten, wo sie für Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, Geburt, Leben, Tod, Körper, Geist, Seele, Erde, Wasser und die Luft steht.
Zusammengefasst also für alle Dinge die im Zusammenhang mit der Schöpfung stehen. Damit lässt sich auch herleiten, wo dieses Symbol gesehen wurde und zwar immer dann, wenn der vierbeinige "Nanna"-Dilmun seinen Standort wechselte. Mit anderen Worten: War "Nanna" in der Luft, sah man noch die auf der Unterseite eingeklappten Standbeine. Die Triskele wurde demzufolge auch meistens unter dem Kreuz auf der Säule dargestellt, während im Inneren des Ringkreuzes eine Art schlangenförmiger Knoten gezeigt wird, was die Schlange direkt mit dem Inneren eines Dilmuns verbindet. Nach "Diener und Krieger" gab es neben der Triskele auch die Tetraskele, die ausschließlich auf "Nanna" weist. Die Triskele wurde hingegen im Sonnenrad von "Danu" gesehen, der als Dilmun vor den britischen Inseln noch so eine Präsenz entfaltete, dass auch dort die Göttermutter "Danu" genannt wurde.
Auf den Münzen der Karnuten war auch das Adlermotiv verbreitet, zu dem sich entweder ein Halbmond oder auch eine Schlange gesellte. Als Motiv auf einer Münze kam sicher nur seine Funktion als Seelenträger in Frage. Er ist mit dem Raben das wichtigste Wächtermotiv Alteuropas und hauptsächlich mit dem Gott Lugh verknüpft. Dieser gilt als Enkel des einäugigen Balor und wird überwiegend als weiße Gottheit beschrieben, wo seine Haut weiß und sein Schild aus Weißbronze beschrieben wird. Auf dem Festland wird Lugh mit Lugus gleichgesetzt, wo er unter diesem Namen sicher den Karnuten bekannt war. Auch dort wird sein Name mit hell strahlend oder weiß übersetzt, doch statt eines Adlers ist ihm ein Rabenvogel zugeordnet. Der Adler wird auf dem Festland als Begleiter des Himmelsgottes Taranis zugeordnet, womit er im Bezug auf das Sonnenrad zuerst nur als Wächter gilt.
Lughs walisische Entsprechung Llew Llaw Gyffes konnte sich sogar in einem Adler verwandeln, weshalb er insgesamt auf den Britischen Inseln auch mehr als männliche Wächtergottheit angesehen werden muss. Seiner Legende nach musste er nach einem Mordanschlag in Adlergestalt fliehen. Sein "Onkel" Gwydyon soll ihn ausgerechnet im Nantlle Valley gefunden haben, wo sich auch der Llyn Nantlle Uchafs, als Oberer Nantle-See befindet. Ein Name also der auf "Nanna" hindeutet, weswegen im See durchaus ein Dilmun gestanden haben könnte, über dem immer wieder ein geflügelter Wächter kreiste. Möglicherweise aber nur zu einer zeit, wo dieser See noch mit dem erst in der Neuzeit entwässerten Unteren Nantle-See noch wesentlich größer war. Gwydyon gab als Obergottheit dem Llew Llaw Gyffes auch seine Menschengestalt wieder, was sicher nur die Aufnahme des geflügelten Wächter in das Innere einer "Nanna" zugeordneten Himmelsscheibe beschreibt. Aus diesem Grund war man auch überzeugt, dass der Adler direkt in die Sonne hineinfliegen konnte. In Irland galt auch Danu, die Urmutter der Tuatha de Danann Danu als Adlergöttin, womit auch über ihr als "Danu"-Dilmun ein geflügelter Wächter kreiste.
Wie bei so vielen Stämmen Alteuropas, nahm auch bei den Karnuten das Schlangenmotiv eine überragende Stellung ein. Sie befindet sich meistens in der Mitte des Keltenkreuzes, wo sie als Schlangenknoten dargestellt wird. Damit ist sie direkt mit dem Inneren eines Dilmuns verbunden und erklärt so auch, warum sie auch bei den Karnuten als Symbol der Wiedergeburt gegolten hatte. Nicht weil sie sich häutete, sondern weil aus dem Inneren eines Dilmuns auch die Ahnenkontingente der Karnuten stammten. Es ist ja durchaus denkbar, dass die Karnuten die Häutung einer Schlange für eine Art symbolische Wiedergeburt gehalten haben, zuerst war aber auch sie mit dem Weltenei verknüpft. Das kann man auch daran erkennen, dass sie als Symbol auf den Münzen erscheint, wo sie aus dem Weltenei schlüpft und das Weltenei selbst als "weibliches Prinzip" gedeutete wird und mit einer Brustwarze verglichen wird. Eine Brustwarze steht aber auch für das Prinzip des Absaugens.
Cernunnos hält die Widderkopfschlange gemeinfreies Bild Wikimedia Commons
Heute wird das weltweite Schlangensymbol auch als die erste göttliche Manifestation und ältester Lebensträger angesehen, ohne jedoch bisher erkannt zu haben, dass diese Deutung auf einem realen Hintergrund basierte. Das Weltenei dominierte in den Schöpfungsmythen nicht nur in Indien, im Iran, in Griechenland oder bei den baltischen Völkern, wo es schon im indogermanischen Raum für eines der ältesten Schöpfungssymbole steht. Es lässt sich sogar in der gleichen Bedeutung in Afrika, in der Neuen Welt und im Malaiischen Archipel (=Kasskara) so nachweisen. Speziell für die Karnuten in Gallien, können wir auch eine Überlieferung von Plinius hinzuziehen, wo man dort ein Schlangenei, „außen hart und wie ein Apfel so dick“, für einen „druidischen Talisman“ gehalten habe. Dabei kannte man auch eine Widderkopfschlange, die nichts anderes als die ebenfalls weitverbreitete gehörnte Variante darstellte.
Bisher will man die aus dem Ei schlüpfende Schlange nur als versinnbildlichten Schöpfungsakt ansehen, was auf das Weltenei bezogen nur seine globale Bedeutung hervorheben soll. Das Welteinei stand jedoch zuerst für das eirunde "Nanna"-System und auch seine zweigeschlechtliche Deutung passt zum wahren Hintergrund. Denn sobald ein Weltenei sich in seinem irdischen (=Dilmun) und einen himmlischen Teil (=Himmelsscheibe) aufteilte, wurde es auch in einen weiblichen und einen männlichen Teil aufgeteilt. Die symbolisch daraus schlüpfende Schlange stand deshalb für das abgesaugte reine Süßwasser, wozu auch ihre Deutung als Nabelschnur passt. Das auf karnutischen Münzen gezeigte "Schlangenei im Kreis" wird sogar als "göttliches Auge" angesehen, was wir wieder in Europa auf die bestimmte einäugige Himmelsgottheiten wie Odin oder Balor beziehen können. Auch der mit einer Widderkopfschlange dargestellte Cernnunos, der möglicherweise auch als schwarzer einäugiger Riese bekannt war. Alle einäugigen Gottheiten sind jedoch mit dem Himmelsauge verknüpft, die sich auf die erdzugewandten Seiten von Himmelsscheiben der Asen bezogen.
Ahnenhalle
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29.03.2020 17:28
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