Keine Slawen: Die Golensizen

Die heidnische Geschichte Schlesiens soll nach heutiger offizieller Auffassung mit der Besiedelung und Christianisierung eingewanderter "slawischer Stämme" zu Ende gegangen sein. Etwaige Ungereimtheiten mit den zuvor über Schlesien herrschenden Wandalen werden mit den Hinweis glattgebügelt, dass sicher ein geringer Teil von Germanen geblieben sei und sich mit den Neuankömmlingen vermischt hätten. Bekanntlich sind jedoch solche "Vermischungsthesen" schon deshalb problematisch, weil die in Kasten gegliederten Stämme schon innerhalb ihrer Clangesellschaft Barrieren besaßen, die eine kastenübergreifende Heirat eher verhinderten. Neuankömmlinge fanden sich in der Regel in der Kaste der Unfreien wieder, falls der Clan nichts selbst unterworfen wurde.

Wie die Kultstätte auf dem Zobtenberg erzählt, siedelten dort nur Leute, die offenbar immer den gleichen Ahnenkult pflegten. Von diesem Kult ist noch eine Berglegende überliefert, wonach der Gipfel auf dem Zobten das Ergebnis eines Kampfes zwischen Engeln und Dämonen wäre. Auf dem Berg hätte sich zudem der Eingang zur Hölle befunden, den die Engel schließlich für verschlossen hätten. Einen Hintergrund dafür wird diese Legende nicht haben, sie wurde ganz sicher von den Missionaren in die Welt gesetzt, um die Wallfahrt heidnischer Sippen zum Zobtenberg für immer zu unterbinden.

Südöstlich der Silinger-Slensanen wird heute im Teschener Schlesien das Gebiet der sogenannten "Golensizen" vermutet, was sich mindestens um die oberschlesische Stadt Grätz herum befunden haben soll. Auch bei den Golensizen handelte es sich keinesfalls um irgendwelche "Slawen", sondern wie bei den Slensanen um unmittelbare Nachfahren eines früheren Asen-Clans. Zum anderen auch als Holasizen bekannt, wurden sie zuerst in der Descriptio regionem et civitatorum des Bayrischen Geographen erwähnt, wo ihnen eine Herrschaft über 5 Burgen zugeschrieben wurde.


Grätz (1940)

Die Herrschaft der Golensizen wird heute auch deshalb mit Grätz verbunden, weil diese Stadt früher als "gradice Golenzicezke" bekannt war und sich von "gradice" auch das spätere deutsche Grätz ableitet. Möglicherweise reichte das Herrschaftsgebiet bis nach Troppau, wo nachweislich eine Burg namens Holasovice (Kreuzendorf) existierte. Dieses Siedlungsgebiet gilt seit der Kupfersteinzeit als besiedelt. Eine weitere Burg der Golensizen wird auch bei Lubomia (Lubom) diskutiert, die zwischen 874 und 885 eingestürzt wäre und auch eine Burg bei Chotěbuz, das namentlich auffällig Cottbus ähnelt. Der zugehörige Siedlungsort wurde jedoch von den Deutschen Kotzobenz genannt und gilt gleichzeitig als ältester Ort im mährischen Schlesien, der im 8. Jahrhundert auf dem Burgberg von Teschen entstand.


Teschen in Oberschlesien - Auf dem alten Burgberg herrschte einst die Kriegerkaste der Golensizen

Nirgendwo wird jedoch heute die Bedeutung und die Herkunft des Namens Golensizen (Golensizi) diskutiert. Doch nur so bekommt man heraus, wer diese Leute waren und woher sie wirklich stammten. Eine zum wandalischen Kontext passende Herleitung gelingt jedenfalls aus dem Indogermanischen, wo Golen von "gol" für Höhle abstammen wird. Sinn ergibt das alleine für diesen Stamm nicht, wenn sie selbst Burgen erbauten. Das nachfolgende "sizi" lässt sich dazu von "sistā" herleiten was stehen und stellen bedeutet. Insgesamt wird also eine "stehende Höhle" beschrieben, was sich mit einem Dilmun aus der Asenzeit verknüpfen lässt. Wie also auch immer der Bayrische Geograph an diesem Namen kam, der Name der Golensizi erzählt nur von der Herkunft ihrer Ahnen und definitiv nicht, dass sie "Slawen" wären. Für die Region zwischen Grätz und Teschen bedeutet das nur soviel, dass die angestammte Bevölkerung einer regionalen Kriegerkaste unterstand, die naheliegend entweder wandalischer oder quadischer Herkunft war.

Primärquelle: Wikipedia
Stiehler, Diener und Krieger