Goplanen - Die Leute vom Gabelsee

Rund um den Goplosee (Goplersee) soll nach dem Bayerischen Geographen ein Stamm existiert haben, den man dort ein einziges Mal als "Glopeani" erwähnte. Der betreffende 1. Teil der Descriptio regionum et civitatum wird auf das Ende des 9. Jahrhunderts datiert. Obwohl es heute keine Belege dafür gibt, sollen die Glopeani über 400 Burgen geherrscht haben, werden jedoch von der Forschung namentlich nur mit dem Goplosee in Verbindung gebracht.


Der Gabelsee (Goplosee) bei Kruschwitz

Der Name Goplanen wurde also vom Seenamen abgeleitet und kann optisch und sprachlich als "Gabelsee" gedeutet werden. Für diese Deutung sorgt einerseits die länglische Halbinsel, die den See gabelförmig in zwei Teile teilt uns auch das germanische "gablō", von dem sich ursprünglich der Name Goplo ableitet. Übersetzt bedeuten die Goplanen also nur Gabelseeleute, was slawophilen Geschichtsfälschern nicht hinderte diesen angeblichen Stamm als "westslawischen Stamm" zu deuten. Dafür stellte man einfach nur Bezüge zu Städten, wie Posen, Gnesen oder Kruschwitz, dem Hauptort der Goplanen her, die den sogenannten "Piasten" zugeordnet, der Beweis dafür wäre. Doch hinter den "Piasten" verbergen sich nur die nordischen Daglinger, die zwischen Warthe und Weichsel sich ein frühes Reich eroberten und von den gotisch-germanisch sprechenden Bewohnern auch verstanden wurden. Bei den Bewohnern rund um den Gabelsee wird es sich nur um Nachfahren von wandalischen Naharvali und Helvekonen handeln, dessen Stammesgebiete sich hier laut Kartenlage überschnitten.

Mit dem Goplosee verbindet sich auch die mit Vorsicht zu behandelnde Herkunftssage der "Piasten", die uns richtig gedeutet Aufschluss geben könnte, dass ausgerechnet am strategisch güntig gelegenen Gabelsee die erste Burg der Daglinger entstand und von dort aus auch die Eroberung des Warthe-Weichsellandes begann. Damit erscheint die Behauptung, dass die Goplanen über 400 Burgen in einem völlig anderen Licht, wenn sie nur als regionaler Beiname der Daglinger den Weg in den Bayerischen Geographen fanden. Die 400 Burgen gehörten also in Wahrheit nur dem Herzogtum unter Miseko I., der vielleicht auch auf der Burg von Kruschwitz als Daglinger-Erbe geboren wurde.


Der Mäuseturm vom Goplosee


Die erst später um 1115/1116 entstandene Sage von Popiel und den Mäusen wurde von dem ominösen Chronisten Gallus Anonymus niedergeschrieben. Sie erzählt von einem Herzog namens Popiel II., der um 840 mit seiner Frau nach dem Vergiften ihrer nächsten Verwandten auf dem Mäuseturm flohen, wobei zu dieser Zeit noch niemand von einem Land namens "Polen" sprach! Beide wurden angeblich von Mäusen aufgefressen, worauf ein gewisser "Piast", die Nachfolge antrat, dessen Name eine komplett erfundene Wortschöpfung war. Von ihm ausgehend wurde von Gallus Anonymus eine Genealogie konstruiert, wonach dieser der Vater von Siemowit wurde und Siemowit der Vater Lestek und dieser wieder der Vater Siemomysel. Und jetzt endlich tauchte bei Gallus Anonymus dessen Sohn als Miseko I. auf, der als erster Herzog auch geschichtlich gesichert ist. Und zwar nicht als Herzog von "Polen", sondern nur nur als sein Herzogtum zwischen Warthe und Weichsel.

Die Geschichte von Popiel und den Mäusen gilt jedoch in der Forschung als weitverbreitetes Wandermotiv und kann deshalb auch nicht als Stammvolksage anerkannt werden. Als deutschen Gegenstück gilt zum Beispiel die Geschichte vom Bischof Hatto von Mainz (891-913) und dem Mäuseturm bei Bingen, wobei sich eine frühe Version des Mäusetod-Motivs auch bei Thietmar von Merseburg findet, der 1012 berichtet, dass ein Krieger zur Strafe für den Raub von Kirchengut durch Mäuse zu Tode kommt. Der gemeinsame Hintergrund aller Mäusetodvarianten ist also nur die bizarre Bestrafung eines feigen Verbrechens. Gallus Anonymus hatte also nur eine Geschichte niedergeschrieben, die schon aus dem Frankenreich stammte.

Und der Mäuseturm im Goplosee? Sicher ist nur, dass die Nachfahren der Daglinger in der Gegend von Kruschwitz ihre Festungen zum Schutz gegen den Deutschen Ritterorden erbauten und mindestens von Miseko I. besucht wurde.