Nach der aktuellen Definition will man heute die Herkunft des Wortes "deutsch" vom westfränkischen Wort "Þeodisk" herleiten. Althochdeutsch immer noch "diutisc" oder "thiutisk" lautend, wird das heute nur mit „zum Volk gehörig“ übersetzt, obwohl das Wort im gleichen Sprachraum auch anders gedeutet werden kann. Was an jeder Variante auffällt ist der namentliche Bezug zu tisk, disk oder Disc, die alle zusammen auf eine völlig andere Etymologie weisen. Im Germanischen zum Beispiel von "disku" hergeleitet, ist damit ein Tisch oder eine Schüssel gemeint, es kommt aber auch ein Teller oder Napf und beim althochdeutschen "tisk" (tisc) ein Dreifuß in Frage, was auf die Vorzeit bezogen auf eine hundertfache megalithische Anlage im westfränkischen Raum verweist: den Dolmen, der direkt auch mit "Steintisch" übersetzt wird.
Gibt es also tatsächlich einen völlig anderen Hintergrund, von dem "diutisc" abstammen könnte? Als ich das recherchierte muss man das mit das mit ja und nein beantworten. Ja, es gibt einen anderen Hintergrund, der vom altniederfränkischen "diuval" für Teufel hergeleitet, das gesamte Kompositum mit "Teufelstisch" übersetzen lässt. Eine Bezeichnung also, die in die frühchristliche Missionierungszeit hinweist. Im Hennegau etwa wurde der Dolmen du Mont de Viscourt, der vor Ort auch Pierre du Diable genannt wurde, was "Teufelstisch" bedeutet. Er liegt in Clermont, hatte einst ein Bauer den Dolmen vollständig in seine Bestandteile zerlegt, scheiterte aber die Deckplatte zu zerstören. 2004 wurden diese Teile von zwei Archäologen wiederentdeckt und wieder zusammen gesetzt.
Dolmen Pierre.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Steintische wie der Dolmen de la Grosse Pierre wurden verbreitet noch als Teufelstische bezeichnet, was auch das althochdeutsche Wort "diutisc" ausdrücken wird. Bild Phaubry, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-3.0
Auch in Deutschland hat man bestimmte Megalithen als Teufelstische bezeichnet, die offenbar alle diese Bezeichnungen erst erhielten, als in der frühchristlichen Missionierungszeit alle heidnischen Symbole als Teufelswerk verunglimpft wurde. Man kann zumindest dankbar sein, dass die meisten Dolmen so massiv sind, dass ihre Beseitigung schlicht unlösbar schien, weshalb man der Einfachheit halber einfach als Hinterlassenschaft des Teufels erklärte, damit sich auch die letzten Wankelmütigen nur noch dem Christentum zuwenden sollten.
Im größerem Zusammenhang gesehen wäre damit "Diutisc" auf ein Volk bezogen auch als ein Synonym zu verstehen, dass für Ungläubige, Heiden oder Teufelsanbeter zu verstehen ist. Aus westfränkischer Sicht durchaus vorstellbar, denn man hatte nie in diesem poströmischen Reich alle Bewohner bekehren können. Und je weiter man nach Osten kam, desto schwächer war zu dieser Zeit der Glaube an einen einzigen christlichen Gott. Bekannt ist jedenfalls, dass die Umbenennung von Dolmen in Teufelstische bis in die Bretagne hinein erfolgte, weshalb ein Diutisc nur ein westfränkischer Name dafür war. In dieser Hinsicht war ein Dolmen tatsächlich "zum Volk gehörig", denn es symbolisierte nur jenen Ort, aus dem die Urahnen der alteuropäischen Stämme entstammen. An den westfränkischen Küsten standen diese Orte für verschiedene Dilmun-Standorte, über das schon das Buch "Diener und Krieger" berichtete. Bisweilen wurden diese Steintische auch als "Riesenschloss" umgedeutet, was auf den Hintergrund der nordischen Mythologie bezogen, sogar der Wahrheit sehr nahe kam.
Das Adjektiv „theodiscus“ bezieht sich in der stehenden Verbindung auf die „Lingua theodisca“, die amtliche Bezeichnung der altfränkischen Volkssprache im Reiche Karls des Großen. Als Adverb „theodisce“ auf diejenigen, die weder lateinisch noch einen frühromanischen, vulgärlateinischen Dialekt sprachen. Es bezeichnet also die Zugehörigkeit zur germanisch-fränkischen Sprachgemeinschaft. Das Wort wurde zunächst (vom 8. bis zum 10. Jahrhundert) nur in mittellateinischer Sprache als Kennzeichnung der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Sprachgruppe und den damit verbundenen Rechten verwendet. Genaugenommen kann die „Lingua theodisca“ zuerst vom altfränkischen Diutisk hergeleitet, mit "Teufelstischsprache" übersetzt werden, obwohl im Verlaufe schon eine Umdeutung einsetzte, weil der wahre Hintergrund in Vergessenheit geriet.
Und so stammt der älteste lateinische Beleg aus dem Jahr 786 n. Chr., während entsprechende deutsche Belege erst nach 1000 n.Chr. auftauchen. Im sogenannten deutschsprachigen Annolied auf der Wende zum 12. Jahrhundert tauchen erstmals von den Begriffen „theodiscus“ und „thiutisk“ abgeleitet Wendungen wie „diutschi man“, „diutischi liuti“ und „diutsche lant“ auf. Somit ist das von einem Siegburger Mönch verfasste Annolied gewissermaßen die Geburtsurkunde der deutschen Sprache, „das erste sichere Zeugnis, dass deutschsprechende Menschen ihre Sprache nicht mehr [nur!] als fränkisch, bairisch, alemannisch oder sächsisch empfanden.“
Otto der große.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Otto, der Große - Er beherrschte auch die Lingua Sclavinia, eine spätgermanisch-gotische Sprache, mit der er sich mit den Daglingern aus Gnesen und Wenden Ostelbiens unterhalten konnte.
Kaiser Otto der Große beherrschte drei Sprachen, die Lingua Latina,die Lingua Theodisca und die Lingua Sclavinia. Diese Lingua Sclavinia ist bei der Taufe und Unterwerfung der Germanisch sprechenden Wenden von der Lingua Theodisca verdrängt worden, obwohl im Sachsenspiegel den Nachkommen der Sclavi im Deutschen Reich die Verwendung ihrer Sprache vor Gericht gestattet war:
"Jeglicher Mann, den man beschuldigt, mag sich wohl weigern zu antworten, man beschuldige ihn denn in der Sprache, die ihm angeboren ist, wenn er kein Deutsch kann und das beweist".
Im Eherecht wurde jedoch nach der Abstammung entschieden. Auch dadurch blieben die Wenden noch lange Zeit in den Kietzen "sitzen". Andererseits wurden sie bereits mit der Mission der Sclavi unter Kar! dem Großen im Obermaingebiet völlig gleichberechtigt am inneren Landesausbau bei Neuanlage von Dörfern beteiligt. Zwischen der altfränkischen Lingua Theodisca und der spätgermanischen Lingua Sclavinia dürfte es deshalb kaum große Unterschiede gegeben haben.
Primärquelle: Schröcke, Germanen - Slawen Wikipedia
Teutates.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Teutates war offensichtlich der Stammvater eines Volkes, dass sich später nur noch als Deutsche bezeichnete!
Heute sehen wir vieles anders, man verschafft sich viel leichter einen Überblick mit dem Vergleich von Daten mittels Suchmaschinen. Das ist besonders in der Literatur praktisch, wenn es um Forschungen geht, die sich mit quellenarmen Epochen befassen. So auch bei der Forschung um die Herkunft der Deutschen. Die heutige Vorstellung von der Herkunft des Namens der Deutschen ist nicht nur mit "Diutisc" dem tischähnlichen Schöpfungsort von Tuisto verbunden, sondern auch mit frühen Völkernamen, die bei den Römern Eindruck hinterlassen haben. Gemeint sind die vermeintlichen "Teutonen", als Volk, dass die Kimbern und Ambronen nach Norditalien begleiteten.
Wie sich jedoch herausstellt leitete sich dieser Volksname von einem der Ambronenanführer ab, dessen Gefolge dann von den Römern als "Teutonen" betitelt wurden. Seit dem versuchten Gelehrte immer wieder auf der kimbrischen Halbinsel ein solches Volk ergebnislos zu lokalisieren. Auf der Spruneri Karte von 1855 wurden zwischen Ostholstein und Mecklenburg noch die "Teutonari" und die "Teutoni" eingetragen, hinter beiden Namen stehen jedoch Fragezeichen. Falsch ist das auf jeden Fall, denn dieser Großraum war das Gebiet der Heruler und von denen ist kein anderer Beiname bekannt, der den "Teutonen" ähnelt.
Gellertberg.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Auf dem Gellértberg in Budapest, der früher Mons Teutanus hieß! Er kann damit noch als Berg der Deutschen übersetzt werden.
Laut Wörterbuch lässt sich jedoch noch ein Bezug zu Teutates herstellen, dessen Name als Touto-tati-s mit "Vater des Stammes" oder "Vater des Volkes" übersetzt wird. War also Touto der Eigenname des gemeinten Volkes? Für den Anfang würde das ja die Gallier treffen, wenn Teutates eine ihrer führenden Gottheiten war. Teutates war jedoch nicht nur in Westeuropa bekannt, sondern auch in Pannonien, wo die Römer nahe Budapest einen Berg als Mons Teutanus nach ihm benannten. Dieser Name unterscheidet sich sinngemäß von Teutates, denn das im zweiten Teil benannte "anus" wird sich sicher vom germanischen *ansuz für Ase ableiten. Genaugenommen sogar von einer Gottheit der Ahnen, was ihn als Schöpfergott ausweist. Ein Menschenschöpfer also, der die Teuta oder Deuta als Volk erschuf. Nun vergleichen wir das mit dem germanischen *þeudiska und dem Wort Diutisc, von wo sich das Volk der Deutschen ableitet. Es bleibt nur noch die Möglichkeit übrig, dass die Widdergottheit Teutates als Teutanus die oberste Gottheit der alten Deutschen[/b] gewesen sein muss.
Die am Gellértberg früher siedelnden Eravisker wurden zuerst als Aravisci festgehalten und bisher als "spätkeltisch" bezeichnet. Der römische Autor Tacitus beschrieb sie zwar als "pannonisch", doch sie hätten die gleiche Sprache und Kultur wie ein Stamm im Norden, die Osi: Ob aber die Araviker von den Osi, einer germanischen Rasse, nach Pannonien eingewandert sind, oder ob die Osi von den Aravisci nach Germanien gekommen sind, da beide Völker noch dieselbe Sprache, Einrichtungen und Sitten haben, ist zweifelhaft; denn da sie einst gleich arm und gleich frei waren, so hatten beide Ufer dieselben Reize und dieselben Nachteile. Schlussendlich muss der Name der Eravisker (Araviker) germanisch gedeutet werden, wo wir ein zusammengesetztes Wort sehen. Geteilt in ein germanisches *wik für ein Dorf und *hraba- (raven) für Rabe wurde die Gegend sogar nach einem unterworfenen alten Rabenvolk benannt.
02.10.2021 16:20 (zuletzt bearbeitet: 27.03.2024 16:24)
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