Missionierte Sclavi: Die Wenden

Versucht man etwas über die Wenden als vermeintliches Ethnonym zu erfahren, gelangt man in der Wikipedia natürlich auf eine entsprechende Seite, bei der allein bei der deutschen Version bisher 168 Autoren mitwirkten. Wer nur auf Schulwissen basierend dort diesen Text liest, erfährt gleich im ersten Satz, dass man die Wenden seit vielen Jahren schon für eine veraltete Bezeichnung für Slawen im deutschsprachigen Raum (Germania Slavica) hält. Dabei verschweigt man natürlich, dass die angebliche "Germania Slavica", zuerst nur SCLAVICA nannte! Und damit beginnt eine Wenden-Seite, die mit Halbwissen eine Menge Unsinn über die Wenden behaupten. Gemessen an den angeblich erstmals um 660 erwähnten Varianten Winedi, Winodi oder Winidi über die im IV. Buch der Fredegarchronik berichtet wird, handelte es sich bei diesem Volk noch um eine Namensvariante, der alteuropäischen Veneter und nicht um den erst später entstanden Begriff Wenden, der erst seit dem 12. Jahrhundert verwendet wurde. Und zu dieser Zeit wurde in Europa noch immer fleißig missioniert, teils mit Feuer und Schwert oder mittels Versklavung der Heiden, um sie gewinnbringend zu verkaufen.

Eine Fremdbezeichnung war der Name Wenden ganz gewiss und von mir aus auch zu den "Anderen". Wenn man jedoch die Wenden mit den Sclavi gleichsetzt, dann können damit keine heidnischen Sclavi gemeint sein, sondern nur Leute, die sich etwas zu- oder abgewendet haben. Fränkische Missionare sollen wiederum die Ersten gewesen sein, die östlich der Elbe dieses Ethnonym verwendeten. Wegen ihrer Tätigkeit Heiden zu bekehren können wird das Wort auch vom germanischen "wanda" herleiten, was für eine wende oder eine Bewandtnis steht, welche diese Missionare selbst hergeführt haben. Umgewendete Heiden (Sclavi) haben damit einen Namen erhalten, der sie von nun an von den heidnischen Sclavi unterschied. Über die mehrere Jahrhunderte andauernde Christianisierungszeit Mittel- und Osteuropas entwickelte sich damit der Begriff Wende zunehmend zum Ethnonym, denn zu dieser Geschichte gehören auch große Rückschläge der Kirche durch Heidenaufstände. Als der Begriff "Sclavi" durch die Missionsarbeit zunehmend außer Gebrauch kam - Missionierte durften offiziell aus Sicht der Kirche nicht mehr als Sklaven verkauft werden - wurden die Heiden auch als Wenden bezeichnet, obwohl sie besonders auf dem Land noch ihren uralten Ahnenkulten anhingen. So kam es dass, sich überall dort der Wenden-Begriff festsetzen konnte, wo Missionare außerhalb des Reichsgebietes missionierten. Das Wendenland war praktisch das östliche Grenzland, was sich immer dann verschob, wenn sich die Grenzen nach Osten verschoben.

Wer also auch immer in der Fredegarchronik über Winedi im böhmisch-mährischen Raum schrieb, wird mehr an die Veneti gedacht haben, als an Wenden im Sinne von Missionierten. Thematisch handelte die Textstelle noch von der Wahl des fränkischen Kaufmanns Samo zum Anführer eines böhmisch-mährischen Stammesverbandes um 623/624, der zu dieser Zeit noch ausschließlich heidnisch war. Diesem gehörten auch keine "Slawen" an, sondern auch Stämme, wie die Sorben mit denen sich Samo problemlos verständigen konnte. Nur so war es ihm möglich 35 Jahre dieses Reich zu führen.


Lüchow im Wendland - Der Name lässt sich vom germanischen "liuhta" herleiten, was soviel wie Lichtung bedeutet

Ein typisches Beispiel für ein ehemaliges wendisches Grenzland ist das Wendland in Niedersachsen. Es wäre von den sogenannten "Polabi" als slawischen Stamm besiedelt gewesen, doch da sie sich den Abodriten angeschlossen hätten, wird es sich bei den "Leuten an der Elbe" (po-labi= "an der Elbe") nur um Nachfahren von Langobarden handeln. Um die "Slawenthese" zu untermauern, wird heute frech behauptet, dass einige Ortsnamen eine "slawische" Herkunft hätten. So auch der Hauptort Lüchow, der als Ljauchüw überliefert, in älteren deutschen Quellen als Lgauchi or Lieuschü geschrieben steht. Wir können jedoch davon ausgehen, dass einfach alle Ortsnamen des Wendlands keiner "slawisch-polabischen" Deutung bedürfen.

Dazu zählt auch Kaarßen nahe der Elbe, was erstmals 1700 als Karsen überliefert ist. Man will heute diesen Namen als "slawische" Rodung deuten, obwohl in diesem Gebiet die Carudi als Teilstamm der Langobarden verortet werden. Das germanische "kar" steht zudem für ein Gefäß und wenden (!), was zu "sen" für alt (germ. "sena") gestellt, die früheren Ortsbewohner als "alte Wenden" beschreiben beschreiben würde.

Primärquelle: Wikipedia

Wendische Rundlingsdörfer

Zur Zeit will man immer noch behaupten, dass Deutschlands Rundlingsdörfer aus der Zeit der Christianisierung ein Werk eingewanderter "Slawen" wäre. Ein Grund dafür wäre, dass man sie immer dort antrifft, wo man slawisch-stämmige Ortsnamen im ostsächsischen Grenzgebiet vorfindet. Wieso also nur dort und nicht in anderen Gebieten, wo man heute angebliche "slawische" Stämme verortet. Warum also nicht in Böhmen oder Wolhynien, wobei letzteres Gebiet gerne als Ursprungsgebiet der "Slawen" ausgewiesen wird?


Auch Lüchow gehört zu den Rundlingen des Wendlands, was wiederum früher zum Bardengau gehörte.

Das Bardengau wird aber auch beantworten, dass die Anlage von Rundlingen nur auf zwangschristianisierten Nachfahren der Langobarden zurückgehen und eben nicht auf das Phantomvolk der "Slawen". Auffällig ist, dass im Zentrum dieser Rundlinge immer Bäume stehen, die ursprünglich für mehr standen, als nur Schatten zu spenden. Mit dem Hintergrund, dass auf einem germanischen Thing ebenfalls Bäume standen, könnte also hier die Gemeinde zusammen gerufen worden sein, wenn sich fränkisch-sächsische Missionare in die Grenzgebiete vorwagten, um auch dort die Christianisierung voranzubringen. Die Entstehung der Rundlinge im Bardengau fand also zu einer Zeit statt, als Sachsen erst selbst durch die Franken unterworfen und zwangsmissioniert wurden. Bekanntlich erfolgten danach auch größere Umsiedlungsaktionen unter Karl des Großen, der die Ostgrenze seines Reiches erst an der Elbe-Saale-Linie stabilisierte, um später auch ostelbische und ostthüringische Gebiete zu unterwerfen. Die Zeit war nicht nur von stetiger Expansion geprägt, sondern auch von empfindlichen Rückschlägen, wenn heidnische Verbände etwa in das fränkische Reich einfielen, um dort zu plündern, oder sich für blutige Schwertmissionen der Reichskirche zu rächen.


Das Bardengau identifiziert die Bewohner des Wendlands als Nachfahren der Langobarden

Als das Bardengau zu dieser Zeit missioniert wurde, begann man die Missionierten auch dort als Gewendete zu bezeichnen und siedelte sie offensichtlich planmäßig in den Grenzgebieten des fränkischen Reiches an. Damit wollte man das Heidentum zurückdrängen und gleichzeitig neue Gemeinden für die Kirche gründen. Diese Deutung wurde schon früher diskutiert. Doch heute wird das abgelehnt, weil eine fränkische Staatskolonisation des 9. Jahrhunderts nicht belegbar wäre. Und doch sind die Rundlinge erst entstanden, als diese Gebiete den Franken unterstanden, weswegen doch eine Grenzlandkolonisation stattgefunden haben könnte. Nicht unbedingt als Plan Karls des Großen, sondern eher im Gefolge der Christianisierungsmissionen der Kirche.

Wikipedia: Aufgrund der Ergebnisse der Toponomastik, der Siedlungsforschung, der Archäologie und der Namensforschung besteht heute im Wesentlichen Einigkeit, dass der Rundling eine geplant angelegte Siedlungsform aus der Frühzeit des Hochmittelalterlichen Landesausbaus ist. Dass jedoch die Bewohner "Slawen" gewesen sein sollen, ist nur eine slawophile Behauptung und weist dabei auf die "slawisch" umgedeuteten Ortsnamen. Doch, wie schon bei Lüchow und Kaarßen erklärt, lassen sich solchen Namen im ehemaligen Stammesgebiet der Langobarden auch germanisch deuten.


Ein böhmisches Runddorf bei Lissa an der Elbe - Die erste Gemeinsamkeit zum Wendland ist, dass dieser Ort in einem Gebiet liegt, dass ebenfalls von den Langobarden durchwandert wurde, wobei durchaus einige zurückgeblieben sind. Lissa an der Elbe ist dazu erst im 11. Jahrhundert nachweisbar, als Böhmen schon christianisiert war. Auf dem Lande dürfte das jedoch von Fall zu Fall anders ausgesehen haben

Als westlichste Rundling-Gemeinde wird heute Wendezelle als Teil der Ortschaft Wendeburg angesehen, die man namentlich mit den Wenden, als "Slawen" verknüpft. Die erste urkundliche Erwähnung ist vom 19. April 1380 belegt, was relativ spät wäre, wenn Wendezelle eine planmäßige Missionsanlage der Kirche in einem noch vergessenen Heidengebiet wäre. Trotzdem kann man das für möglich halten, dass noch sächsische Regionen zu dieser Zeit existierten, die sich lange gegen einen Christianisierung gewehrt haben. Zur Sicherung dieses Gebietes wurde im 12. Jahrhundert bereits eine Burg Winetheburg oder Wenedeburch erbaut, die man ebenfalls mit den Wenden verknüpft. Vielleicht weil die Gegend Teil eines Umsiedelungsprojekts aus dem Bardengau war, denn zu dieser Zeit gab es noch genug dünnbesiedelte Gebiete, die noch auf eine Kultivierung warteten.

Primärquelle: Wikipedia

Die Franken im wendischen Wilzengebiet

Noch heute will die Forschung uns weiß machen, dass sich im 8. Jahrhundert östlich der Elbe ein westslawischer Stamm namens "Wilzen" befunden hätte. Von den aufgezählten Namensvarianten wie Wilsen oder Wilciken, stechen vor allem die Welataben heraus, die nach der bekannten Handelsstadt Weltaba auf Wollin benannt wurden. Sie wird auch mit Vineta oder Jumne(ta) gleichgesetzt, bei der es sich um eine nordische Gründung handelte. Unsicher ist jedoch, unter welchem Herrscher das schon geschah, denn die frühesten gefundenen Münzen stammen aus einer Zeit um 700. Für einen Stamm der Welataben würde das jedoch bedeuten, dass dieser das Hinterland dieser Stadt bewohnte, was sich jedoch nur auf der Insel Wollin bezog. Einhard behauptete in seiner Vita Karoli Magni, die Wilzen hätten sich selbst als Welataben bezeichnet, was er vielleicht durch Kaufleute erfuhr, die in Weltaba auf Wollin Bernstein einkauften. Wenn sich jedoch die Wilzen als Welataben selbst bezeichneten, bedeutet Wilzen etwas anderes und kann nur eine ursprünglich fränkische Bezeichnung sein.

Die Wilzen sollen im 8. und 9. Jahrhundert im östlichen Mecklenburg, Vorpommern und im Norden Brandenburgs gesiedelt haben, wobei sich dieser Stammesverband aus angeblich namentlich unbekannten Stämmen zusammengesetzt hätte, an dessen Spitze ein Großfürst stand. Bis Mitte des 10. Jahrhunderts zerfiel der Stammesverband und es bildeten sich eine Reihe von neuen Stämmen, die Ende des 10. Jahrhunderts in den sächsischen Quellen unter der Bezeichnung Lutizen zusammengefasst wurden. Dieser Name bedeutet jedoch nur "Leute", weshalb das eine sächsische Fremdbezeichnung war. Niemand dieser "Leute" wird sich selbst so genannt haben.


Die Wilzen als Wanderbegriff im ostelbischen Wendengebiet. Wollin ist auch als Weltaba bekannt, von dem sich der östliche Beiname der Wilzen ableitete.

Der Name der Wilzen erschien erstmals im Jahr 789 als Wilze in den zeitgenössischen[ Reichsannalen. Er ist nicht "slawischer" Herkunft und kann deshalb auch nicht mit "Die Riesen" oder "Die Großen" gedeutet werden, wie es bei Wikipedia behauptet wird. Selbst dann als Helmold von Bosau diesen Namen in Anlehnung an Adam von Bremen noch im 12. Jahrhundert zur Beschreibung der Lage der Insel Rügen verwendete: damit ist kein Stamm der "Wilzen" gemeint, sondern eine ursprünglich fränkische Bezeichnung für einen großen Teil der Bewohner Ostelbiens, die stammesübergreifend einer namentlich ähnlichen Gottheit folgten: Weles, der bisher falsch als "Hauptgott der Polen" gedeutet wird. Weles gab es schließlich schon, als es weder Polen noch ihre neuzeitliche Kunstsprache existierte.

Die "Wilzen" kannte man wie die "Lutizen" nicht wirklich, doch als "Slawen" haben die Franken sie nie bezeichnet. In Mecklenburg herrschten zu dieser volkreichen Heruler unter ihrem neuen Namen Obodriten (Abodriten), denn ihre Kriegerkasten bei ihrer Rückkehr von der Schwarzmeerküste mitgebracht hatten. Ursprünglich auf einem gleichnamigen Fluss im nördlichen Küstenland des Asowschen Meeres bezogen, wurde später behauptet, dass der Geschichtsschreiber Karls d. Gr., Einhard, ihnen diesen Namen gegeben hätte, wegen der „Pracht ihrer Gewänder und des Glanzes ihrer Rüstungen". Diese frühere Interpretation ist falsch, was der frühere Flussname Obitritos für die heutige Obitochna belegt.

Die „Abotriti" als „Obotriten" hatte man später „wegen ihrer Tapferkeit" auch „Wilti" genannt, von dem sich „Wilzi" und „Wilzen" ableitet. Johan Adolf, zubenannt Neocorus, erwähnte sie unter beiden Begriffen anlässlich der Aufzählung germanischer Stämme Ostelbiens. Einhard hat jedoch nur einen Teil der Abotriten als Wilzen bezeichnet. Der Hintergrund dafür ist, dass der westliche Abotriten-Stamm mit den Franken verbündet war und der östlich nicht, weshalb die Wilzen auf die Welataben an der unteren Oder zurückgehen.

Und so steht der betreffende Abschnitt in Einhards "Vita Karoli Magni":

"Nachdem diese Bewegungen so unterdrückt waren, wurden die Sclavi, die bei uns gewöhnlich Wilzen, in ihrer eigenen Sprache aber Welataben heißen, mit Krieg überzogen. Dabei leisteten unter den anderen Völkerschaften, die der König aufgeboten hatte, auch die Sachsen Kriegsdienste, freilich in nicht sehr aufrichtigem und treuem Gehorsam. Der Krieg wurde dadurch herbeigeführt, dass die Wilzen die seit langer Zeit mit den Franken verbündeten Abodriten durch unaufhörliche Einfälle beunruhigten und sich durch kein Verbot davon abbringen ließen. Es erstreckt sich von dem westlichen Ozean nach Osten ein Meerbusen (damit ist die Ostsee gemeint) in unbekannter Länge und in einer Breite, die nirgends mehr als 100 000 Schritte beträgt, an vielen Stellen aber weit geringer ist. Viele Völkerschaften umwohnen ihn: die Dänen und Sueonen, die wir Nordmannen nennen, haben die ganze Nordküste und alle in ihm liegenden Eilande inne; die Südküste aber wird von Sclavi und Aisten und verschiedenen anderen Völkerschaften bewohnt, unter denen besonders auch die Welataben sind, die der König zu der Zeit bekriegte. In einem einzigen Feldzug, den er in eigener Person ausführte, bezwang und unterwarf er sie so vollständig, dass sie seinen Befehlen nicht mehr widerstreben mochten."

Die Gleichsetzung der Wilzen mit den Welataben, verortete diesen Stammesteil der Abotriten nach Vorpommern und Wollin, weswegen auch der Stamm der Wolliner zum wilden Teil der Abotriten (Obotriten) gehörte. Alle Gebiete der Abotriten wurden später auch als wendische Gebiete bezeichnet und zwar nachdem dort die meisten Heiden missioniert und damit "umgewendet" wurden.

Primärquelle: Wikipedia

Die fränkische Eroberung des Wilzengebietes

Das Wissen über die Wilzen beruht im Wesentlichen auf den Aufzeichnungen der fränkischen Annalisten und Historiographen. Deren Interesse galt naturgemäß den Taten der karolingischen Herrscher, so dass Nachrichten über die Wilzen nur im Zusammenhang mit Grenzhandlungen oder Formen der karolingischen Herrschaftsausübung überliefert sind. Dementsprechend überschaubar sind die Informationen zur Geschichte der Wilzen. Heute steht man auf dem Standpunkt, dass das Wenige über die Wilzen (Welataben) nur daher rührte, dass deren ostelbisches Siedlungsgebiet nicht den Herrschaftsbereich der Franken berührte. Doch das ist schon deshalb nicht haltbar, weil Karl der Große noch zu seiner Zeit nach Ostelbien einfiel und es auch für längere Zeit unterwarf.

Das Siedlungsgebiet der heidnischen Wilzen soll sich Mitte des 9. Jahrhunderts im Norden von Demmin in Vorpommern entlang der Ostsee bis zu den Salzquellen an der Persante bei Kolberg (salsa Cholbergiensis) erstreckt haben. Das würde auch Wollin mit einschließen, weshalb auch die angeblichen Vuolini (Wolliner) nur eine regionale Bezeichnung für eine Bevölkerung ist, die herulischen Kriegerkasten der Abotriten unterstanden. Nicht zu vergessen sind natürlich schon vorausgegangene Landungen von Burgunden an der Odermündung, was das ursprünglische Siedlungsgebiet der Lemovier in der Uckermark war. Auch hier sollen die Wilzen geherrscht haben, deren fränkische Bezeichnung Einhards sich über Missionare und Händler von den Welataben ableitete.


Welche Stämme noch im Wilzengebiet herrschten, kann man auch dieser Karte entnehmen, wonach vor den Wilzen die Warnen in diesem Gebiet siedelten. Westlich davon die Heruler, wo ein Teil aus den Schwarzmeersteppen unter den Namen Obotrites wieder zurückkehrte.

Das Wilzengebiet soll im Westen Teile des Müritzgebietes umfasst haben und im Süden an Havel und Spree gegrenzt haben. Da der Bayerische Geograph hat die Wilzen von den Hevellern unterschieden, tatsächlich sind die Heveller weder äußerlich noch sprachlich unterscheidbar gewesen, sondern nur nach der Havel benannt. Und wie die Welna im Wartheland, dürfte auch sie ihren Namen noch aus der Asenzeit haben und von den Bewohnern ihres Einzugsgebiets als Totenfluss angesehen worden sein. Bisher will man den Namen vom germanischen "Habula" herleiten, doch viel besser passt das germanische "hwēla", was mehrdeutig einen rundlichen Hügel beschreibt. Dass wir so mit der Asenzeit in Berührung kommen, erzählt auch das germanische "hwela" als Rad, was den Hügel mit einen Sonnenrad verbindet und als Dilmun der Asen in einem See oder einer Flussmündung verortet. Das indogermanische "u̯el" beschreibt die Hawel nicht nur als Totenfluss, sondern steht auch für etwas Drehendes, sich Windendes oder Wirbelndes in Bezug auf einen Pfahl, was als Himmelssäule Ahnenkulte, wie den um Irminsul begründete. Gleichzeitig steht dieses Wort auch für Wärme, einen Busen und eine Höhlung, was sich alles auf einen Dilmun beziehen lässt, dem vorzeitlichen Schöpfungssort aller weißen Ahnenkontingente Europas.

Es ist auch an dieser Stelle unsinnig darüber zu diskutieren, ob zwischen Wilzen und Hevellern eine Sprachgrenze zwischen der "polabischen" und der "sorbischen" Sprache verlief, die beide sich erst aus der Glagoliza-Liturgie entwickelten, die Mönche der Ostkirche auch in Ostelbien verbreiteten.

Was man auch immer heute archäologisch als erschlossene Siedlungsgebiete der angeblichen Wilzen zu ordnen will, befindet sich im Peenegebiet, auf Usedom, südöstlich von Malchin, bei Altentreptow, am Tollensesee und am Kummerower See sowie in der Uckermark. An der Persante fand man wohl nichts, weshalb wir Hinterpommern für die "Wilden" wieder streichen sollten. Doch heidnische Wilde gab es auch dort, die sich selbst jedoch weder als Wilzen, Pommoranen, Sclavi oder "Slawen" bezeichneten. Aktuell ist vom wilzischen Stammesgebiet nur das Peenegebiet übriggeblieben und man kann nur hoffen, dass man bald erkennt, dass dieses nur noch als "Stammesverband" diskutiertes Konstrukt auf einen logisch erklärbares Fundament gesetzt wird, wo alle Fremdbezeichnungen keine Rolle mehr spielen.


Entschied, wer 823 über das Wilzengebiet für ihn herrschte: Ludwig der Fromme

Reichsannalen berichten zum Jahr 823, das ein populus Wilzorum den Sohn des Liub, Milegast, als Fürst ein- und wieder abgesetzt und anschließend dessen Bruder Cealadragus zum Fürsten bestimmt, doch bleibt in diesem Zusammenhang unklar, welche Macht sich hinter dem populus Wilzorum verbirgt. Die streitenden Brüder reisten jedoch zum fränkischen Kaiser und baten Ludwig den Frommen um eine Entscheidung, dessen Schiedsspruch belegen wird, dass in Wahrheit noch immer die Franken über das Wilzengebiet herrschten. Und diese kamen bereits 789 mit einem großen Heer unter Karl dem Großen nach Ostelbien. In dessen Gefolge setzte eine verstärkte Missionierung ein, womit das gesamte Gebiet zunehmend "wendisch" wurde.

Primärquelle: Wikipedia
Stiehler, Diener und Krieger

Karl der Große im Wilzenland

Ende des 8. Jahrhunderts reichte angeblich das Herrschaftsgebiet der Wilzen weit über ihr Siedlungsgebiet hinaus, kein Wunder, wenn ihr Stammesname Wilde bedeutet und für alle Heiden in Ostelbien verwendet werden konnte. Unter ihrem Großfürst Dragowit, der die Fürsten der Kleinstämme an „vornehmer Abkunft, Ansehen und Alter“ überragte, soll sich der Einfluss der Wilzen bis in die Prignitz hinein erstreckt haben und endete erst an der mittleren Elbe. Die für dieses Gebiet in den fränkischen Quellen erwähnten Stämme der Linonen, Smeldinger und Bethenzer unterstanden dem wilzischen Fürsten oder waren zumindest mit ihm verbündet.


Das fränkische Heer zur Zeit Karls des Großen

Nach der fränkischen Konzeption einer Reichsgrenze an der Elbe und befriedeten anliegenden Herrschaftsräumen musste damit das gesamte Wilzengebiet von Dragowit und seiner Bundesgenossen unterworfen werden, um die jüngsten Eroberungen in Sachsen zu sichern. Aus diesem Grund stellte Karl der Große 789 ein Heer aus Franken, Sachsen, Friesen, Sorben und Abodriten zusammen und zog kämpfend bis zur Burg des wilzischen Großürsten Dragowit, dessen civitas Dragawiti sich an der Peene bei Demmin befand.

Dragowit öffnete nach längeren Verhandlungen dem fränkischen König seine Festung und ergab sich kampflos. In Anerkennung von Karls Oberherrschaft unterwarfen sich anschließend auch die gefangenen Fürsten der elbnahen Kleinstämme, leisteten Karl den Treueeid und stellten Geiseln. Entsprechend der karolingischen Doktrin von einer Reichsgrenze an der Elbe ließ Karl der Große keine Besatzungstruppen im Gebiet der Wilzen zurück. Politische Veränderungen nahm Karl nur in der Prignitz vor. Zu deren Befriedung unterstellte er die dortigen Kleinstämme der Linonen, Smeldinger und Bethenzer der Oberhoheit der herulischen Abodriten unter ihrem Fürsten Witzan, mit dem Karl ein strategisches Bündnis eingegangen war.

Dieser Eingriff Karls in die Machtverhältnisse Ostelbiens blieb für die nächsten 20 Jahre – möglicherweise die verbleibende Herrschaft Dragowits oder seines Geschlechts – unangefochten. Erst 799 sah der fränkische König sich genötigt, seinen Sohn Karl den Jüngeren an die Elbgrenze zu entsenden, um Streitigkeiten zwischen Wilzen und den mit ihm verbündeten Abodriten um die Vorherrschaft in der Prignitz zu schlichten.

Die nächsten Nachrichten über die Wilzen stammen aus den Jahren 808–812 und berichten von Grenzkämpfen zwischen Franken und Wilzen in der Prignitz. Im Rahmen einer militärischen Auseinandersetzung zwischen Dänen und Abodriten um den Handelsplatz Reric an der Ostsee waren die Linonen und Smeldinger 808 von den Abodriten abgefallen und wieder unter den Einfluss der Wilzen gelangt. Diese nutzten den dänischen Angriff und drangen zeitgleich von Osten her in die abodritischen Kernlande ein, plünderten diese und zogen sich alsdann wieder zurück. Im darauffolgenden Jahr kehrten sich die Verhältnisse um und der wieder erstarkte abodritische Fürst Drasco unternahm einen Rachefeldzug gegen die Wilzen, verwüstete deren Gebiet und kehrte dann seinerseits mit reicher Beute nach Hause zurück. Derart innenpolitisch gestärkt stellte er ein noch größeres Heer zusammen und eroberte noch im gleichen Jahr die größte Burg der Smeldinger, die danach wieder den Abodriten unterstanden. Am Ende aber gelang es den Abodriten nicht, die Oberhoheit über die Stämme der verkehrswichtigen Prignitz zurückzuerlangen.

810 zerstörten die Wilzen die erst im Vorjahr errichtete fränkische Burg Hochbuoki (bei Hamburg) an der Elbe und stellten damit die Verhältnisse vor dem Wilzenfeldzug wieder her: Das wilzische Einflussgebiet reichte wieder bis an die mittlere Elbe.

Daran sollte sich auch in den folgenden Jahren nichts mehr ändern. Zwar besetzten die Franken die linkselbischen Festungen wieder, aber zu einer erneuten Unterstellung der Prignitz unter abodritische Herrschaft kam es nicht mehr. Stattdessen gab es im unmittelbaren Grenzgebiet jenseits der Elbe immer wieder militärische Auseinandersetzungen mit den Wilzen und ihren Satellitenstämmen. Die Franken beschränkten sich jetzt, da Sachsen in das Reich integriert worden war, auf eine Sicherung der Reichsgrenze an der Elbe. Gemeinsam mit den Abodriten marschierten 812 drei Heeresabteilungen in der Prignitz gegen die Wilzen.

Die Oberherrschaft der Franken haben auch ihre Spuren in den Sagen der Wenden hinterlassen. So ist ein Wendenkönig überliefert, der "Kral" genannt, nur eine verformte Variante von Karl darstellt. Dieser trat im wendischen Spreewald auf und fungierte von einer Burg bei Reinbusch aus als Schiedsrichter. Eine weitere Burg dieses "Kral" soll zwischen Burg und Schmogrow gestanden haben und soll wie eine Wasserburg von Sümpfen umgeben gewesen sein. Die Mutter des Wendenkönigs hatte sogar "Kalmanna" geheißen, was an den Bruder Karls des Großen erinnert, der Karlmann hieß. Weiter wird erzählt, dass "Kral" für den Raub von Kindern bekannt war, was sich mit der Geißelstellung unter Karl dem Großen gleichsetzen lässt. Der Wendenkönig soll nach 50 Jahren Herrschaft verschwunden sein, was fast mit dem Ende der Herrschaftszeit vom Ludwig dem Frommen (840) zusammenfällt.

Primärquelle: Wikipedia

Vom dänischen "Vindland" zum Wendenland


Das dänische Hoheitsgebiet im 9. Jahrhundert! Es umfasste das gesamte ostholsteinisch-mecklenburgische Herulergebiet, mit Pommern und Rügen!

Nach der archäologischen Siedlungsforschung fanden östlich der Elbe demographische Veränderungen statt, die zwischen dem 9. und 10. Jahrhundert einen Höhepunkt erlebten. Die längste Zeit unterstand dieser Großraum bis zum Havelland den damals herrschenden dänischen Königen, die mit Hilfe herulischer Kriegerscharen das Land in tributärer Abhängigkeit hielten. Bereits König Göttrik herrschte über das Vindland, wo sich zeitweise immer wieder die Heruler als ihre Vasallen unterwarfen. Ihre Kriegerscharen waren gemein hin als Ranen bekannt und traten als eigene Wikingerfraktion an den Ostseeküsten auf. Weit weg von der Küste, aber immer noch nahe an der Elbe, Oder und Peene traten sie auch als berittene Kriegerkasten auf, wie sie es schon in den Schwarzmeersteppen mit den Goten zusammen erlernt hatten. Die Ost-Heruler haben sich im Umfeld von Skythen und Awaren selbst zum Reitervolk entwickelt, was ihnen als Obotriten bei ihrer Rückkehr in die alte Heimat half, die Vorherrschaft über alle Heruler zu erringen. War das zwar nicht durchgehend der Fall, am Ende haben sie bis Heinrich von Altlübeck die bemerkenswertesten Herrscher gestellt.

Bis zum Jahr 1000 sollen ca. 2 Millionen Wenden in Ostelbien gelebt haben, die ihren Namen von Umgewendete herleiten. Wurden auch viele immer wieder missioniert, folgten doch noch immer Zeiten, wo besonders die Alt-Heruler sich immer wieder ihren alten Ahnenkulten zuwendeten und alle Missionare aus ihrem Land verbannten oder sogar umbrachten. Abzulehnen ist die Herleitung dieses Namens von den Veneti, der sogar ein Eigenname sein kann und noch an die praktizierten Schlangenkulte der Asenzeit erinnert. Bei der Herausbildung dieses neuen Ethnonyms spielten sicher auch die altnordischen Wörter "vandi" für Schwierigkeit, "vāndr", für böse, elend und schlecht sowie vændisfolk für "schlechtes Volk" (!) eine Rolle. Wenn wir also davon ausgehen, das "Vindland" ein dänischer Name ist, wurde dieser Name nicht nach dem Wind benannt, der überall weht, sondern nach den Bewohnern, den Herulern, die seit ewiger Zeit die größten Rivalen der Dänen waren. Doch solange das dänische Reich aus mehreren Kleinkönigen bestand, wurde nicht nur gekämpft, sondern auch paktiert und gehandelt.

Mit dem Beginn erster Schwertmissionen in das heidnische Herulerland änderte sich das ab dem Zeitpunkt, als das fränkische oder ostfränkische Reich westlich der Elbe herrschte. Der christlich-heidnische Gegensatz trat zu Tage, was den noch immer überwiegend heidnischen Dänen es leicht machte, besonders die Alt-Heruler zu gewinnen, die wiederum mit dänischer Hilfe ihre bedrohte Lebensweise bewahren konnten. Als Horik II. endlich Frieden mit dem ostfränkischen Reich schließen konnte, verblieb das "Vindland" unter dänischer Oberherrschaft und die Überlieferungen aus dem ostelbischen Raum rissen zwischen 862-955 fast völlig ab. Über 90 Jahre befand sich nun das "Vindland" östlich der Elbe und wurde zunehmend in weiteren Namensvarianten auf die Bewohner angewendet. Germanisch "wendi" oder Althochdeutsch "wenti" blieb es bei der Vorlage für Heiden, die sich mal der einen und mal der anderen Glaubenswelt zuwendeten.

Aus Sicht der Kirche war das größte Verbrechen der erneute Abfall vom Glauben, die Apostaten genannt wurden. Stammesnamen sind aus Sicht der Kirche weit weniger wichtig, es kam nur darauf an, wer Christ und wer noch Heide (Sclavi = "im Unglauben befangene") war. Und für das Dazwischen - den Wenden, die sich je nach Lage und Vorteilsaussicht zwischen Christen- und Heidentum hin und herwendeten, hatte die Kirche auch ein Betätigungsfeld gefunden, denn dort war im Prinzip die Saat schon gesät, sie musste nur noch aufgehen. Erst 955 gab es dazu eine neue Gelegenheit in der die Kirche fast 30 Jahre östlich der Elbe missionieren konnte, doch an den wichtigsten Orten die Bewohner in Knechtschaft hielten. Das drang sicher bis nach Dänemark, die vom errichteten Jomsgau aus, die Rückgewinnung des "Vindlands" planen konnten. 983 war es dann soweit: Mit Hilfe herulischer Kriegerscharen (z.B. den Stodoranen) wurde Ostelbien zur gleichen Zeit zurückgewonnen, als König Harald Blauzahn erneut Schleswig zurückerobern konnte. Die Elbegrenze wurde wieder zurückgewonnen und das gesamte Land dahinter ging wieder für die Reichskirche verloren. Das "schlechte, schwierige" Wendenvolk wendete sich wieder dem Heidentum zu.

Der Wendenkreuzzeug von Knut dem Großen

Wer sich mit den Wenden beschäftigt, wird irgendwann unweigerlich auf den ominösen Wendenkreuzzug von Knut dem Großen stoßen, der einst über Skandinavien und England gleichzeitig herrschte. Doch bereits bei seiner Abstammung wird heute mütterlicherseits alles falsch erklärt.

Knut der Große war der Sohn von Sven Gabelbart und einer Tochter des polnischen Fürsten Mieszko.414 Knut war somit ein Vetter Boleslaws I. von Polen. Er war seit 1016 König von England und seit 1019 König von Dänemark. Für das Reich bedeutete das jedoch eine dezentralisierte Gewaltenordnung, die sich Knut der Große zunächst mit seinem Bruder Harald II. teilte. Letzterer herrschte bis 1018 über Dänemark und erst als er verstarb, übernahm dort Knut noch die Regentschaft. Beide sollen mütterlicherseits Söhne einer Gudrun sein, die man fälschlich mit der schwer greifbaren Sigrid der Stolzen gleichsetzte oder von Slawisten mit einer Tochter von Dago Miseko gleichsetzt. Das ist jedoch unbelegt und auch namentlich nicht haltbar. Der einzige recherchierbare Name ist Gunhild, der als Gunhild von Wenden eine "slawische" Herkunft nachgesagt wird. Sie ist eine der Töchter des über das nördliche Wendenland herrschenden Burisleif gewesen. Deswegen auch Gunhild von Wenden, woraus heute Slawisten "Gunhild von Polen" machten.

Bis heute existiert auch eine Wikipedia-Seite darüber, wo man Burisleif (Burislav) einfach mit Boleslav Chrobry gleichsetzte. Doch weder Dago Miseko und sein Sohn Bolsleif (Boleslav) waren jemals auf Rügen und in Vorpommern im Jomsgau, wo der Vater von Knut dem Großen, Sven Gabelbart einst in Gefangenschaft der Jomswikinger kam. Und hier kam er auch mit Gudrun, einer Tochter von Jarl Burisleif in Kontakt, der zu dieser Zeit über einen Teil des Wendenlandes (Vindland) herrschte. Denn wie auf der dänischen Vindlandkarte hervorgeht, war dieses Vindland keineswegs ein kompaktes Gebilde östlich der Elbe, sondern ein Flickenteppich aus verschiedenen Herrschaftsbereichen, die bis 955 noch zum Dänischen Reich gehörten.

Und auch 983, als mit Hilfe der Jomswikinger die zwischenzeitliche labile deutsche Herrschaft über Ostelbien beseitigt wurde - Havelburg und die Brendanburg (Brandenburg) sind die einzigen bemerkenswerten Vorposten östlich der Elbe gewesen - muss das Wendenland als Vindland bis zum Havelland hinunter wieder unter dänischer Oberherrschaft gekommen sein. Und genau zu dieser Zeit herrschte Burisleif (Burislav) über das Wendenland (Vindland). Die Brendanburg besaß nachweislich eine "Warägergarde", die wegen des Burgnamens sicher aus Dänen bestand. Trotz dieser präsenz war den Überlieferungen zu Folge Burisleif und Jomswikinger bestrebt ihre Unabhängkeit von Dänemark zu erreichen, wo es bereits erste Tendenzen einer Christianisierung der Oberschicht gab. Es wurde jedoch ein Deal in Sven Gabelbarts Gefangenschaft ausgehandelt, wonach dieser Burisleifs Tochter Gudrun ehelichte und er wohl in Gegenzug die Oberherrschaft über das Wendenland behielt. Dazu zählte vor allem die Kriegsgefolgschaft. Diese Gefolgschaft war jedoch bei den Jomswikingern und in Burisleifs Wendenland an den jeweiligen dänischen Herrscher gebunden und musste nach dem Ableben durch den jeweiligen Nachfolger erneuert werden. Wurde das vernachlässigt drohte der Abfall und die Verweigerung der Gefolgschaft.


Knut der Große - hatte weder "polnische" noch "slawische" Wurzeln über seine Mutter Gudrun. Diese gehörte der Familie des Vindlandjarls Burisleif an und dürfte den dort dominanten Herulerclans entstammen, die sich östlich des ostherulischen Obotritenreiches noch Ranen (=altnordisch für Seeräuber) nannten.

Genau das war auch der Grund, weshalb Knut der Große in das Land seiner mütterlichen Ahnen zurückkehrte, es war also kein ergebnisloser Kreuzzug, sondern nur die Erneuerung der vindländischen Gefolgsschaft, was sicher gleichzeitig die Jomswikinger mit betraf.

J.Herrmann schrieb ein kleines Kapitel über diesen angeblichen Kreuzzug in seinem Buch "Der Wendenkreuzzug von 1147", der hier nachfolgend vom Slawen- und Polendogma befreit berichtigt wiedergegeben wird:

Knut der Große war der Sohn von Sven Gabelbart und einer Tochter des Vindlandjarls Burisleif (Burislav). Knut war somit ein Vetter von Burisleif und hatte über Gudrun, seiner Mutter verwandtschaftliche Wurzeln im Vindland. Er war seit 1016 König von England und seit 1019 König von Dänemark. Für das Reich bedeutete dies, dass das Vindland und Dänemark mindestens verbündet waren und eine mächtige Allianz gegen das Reich darstellten. Viele Indizien sprechen dafür, dass Knut im Jahre 1019 bei den Wenden weilte und sich dort die erneute Gefolgschaft im Vindland sicherte. Als einer der Ihren dürfte ihn das relativ leicht gefallen sein und zwar völlig ohne angebliche Gewaltanwendung.

Giesebrecht vermutete, dass Knut einer Aufforderung Unwans, des Erzbischofs von Bremen-Hamburg, nachkam und gegen die Wenden vorging. Adam von Bremen schreibt, dass König Knut dem Unwan sehr zugetan war. Knut hätte daraufhin die Wenden "geschlagen" und kehrte 1020 nach England zurück, berichtet uns der Engländer Henry of Huntingdon (1080-1160). Huntingdon war ein bekannter englischer Historiker und Erzdiakon von Huntingdon. Am meisten bekannt geworden isjt er für seine Historia Anglorum, die die Zeitperiode von der römischen Invasion (43/n. Chr.) bis zum Amtsantritt von Henry II. (1154) abdeckt. Mit diesem Sieg, schlussfolgerte Herrmann, wurden die Liutizen, die Verbündeten des Reiches, besiegt und Kaiser Heinrich II. wurde außenpolitisch isoliert. Doch der erst 61 Jahre später geborene Henry of Huntingdon war weder ein Zeitzeuge, noch war er selbst im Vindland. Denn den Überlieferungen nach war Knuts Mutter Gudrun zwischenzeitlich wieder in das Vindland zurückgekehrt und ihre beiden Söhne kehrten später zurück, um sie wieder nach Dänemark zurückzuholen. Auch bei diesem Unternehmen, was sicher mit dem angeblichen Kreuzzug identisch war, dürfte es keinerlei Waffengang mit der "Verwandtschaft" gegeben haben. Auf jeden Fall wurden von Knut keine Wenden "unterworfen", sondern nur die Gefolgschaft erneuert, was die Beteiligung vindländischer Kriegerscharen für Knuts Kämpfe in England beinhaltete. Herrmann gab in seinem Buch selbst zu: "Seltsamerweise berichtet keine andere Chronik über Knuts Wendenfeldzug. Ob er überhaupt stattgefunden hat, kann aus diesem Grund nicht eindeutig gesagt werden. Nimmt man jedoch die anderen Überlieferungen über die Jomswikinger und Sven Gabelbart hinzu und lässt den Polen- und Slawenunsinn über Burleifs Tochter Gudrun weg, hat es diesen "Wendenkreuzzug" von Knut gegen seine eigene Verwandtschaft nie gegeben!

Darauf, dass wendische Clans in Folge dessen wieder unter dänische Herrschaft gekommen sind, deuten zwei Indizien hin. Zum einen nahmen noch an einem Feldzug Sven Estridssons gegen England "liutizische Hilfstruppen" teil, womit ranische Wikingerclans gemeint sind. Zum anderen weist das spätere Eingreifen der Dänen in den Clankriegen im Peeneland noch auf frühere dänische Herrschaftsansprüche hin. Diesen letzten Satz hatte Herrmann nur leicht anders formuliert, doch der Grundgedanke ist der gleiche: Das Vindland war nun einmal lange Zeit Bestandteil Dänemarks und man war dänischerseits bestrebt sich die Kampfkraft vindländischer Clans für die eigene Machtpolitik weiter zu sichern. Die verwandtschaftliche Verbindung aus dem Vindland mit der dänischen Königsfamilie erleichterte das längere Zeit erheblich.

Primärquelle: Herrmann, Der Wendenkreuzzug von 1147

Wenden stammt nicht von den Venetern ab

Das Wort Wenden erscheint, als die Chronisten begannen, Deutsch zu schreiben. Über die falsche Ableitung von Wenden von den Venedem schreibt Steller (W. Steller I, 1973 S. 43):

"Ein bedenklicher Irrtum hat sich in das wissenschaftliche Schrifttum durch die Gleichsetzung der Formen Veneter oder Veneder mit Wenden eingeschlichen... Das anscheinend älteste Vorkommen eines in diesen Zusammenhang zu stellenden Volks- oder Stammesnamens findet sich bei Plinius (23-79 n.d.Ztr.): 'Quidum haec habitari ad Vistulam usque fluvium a Sarmatis Venedis Sciris Hirris tradunt ...' . Die Übersetzung, daß diese Gebiete bis zum Weichselfluß 'von Sarmaten, Wenden, Skiren und Hirren bewohnt würden', ist falsch... Die mit doppeltem Fehler behaftete Übersetzung ... ist eine der Urheberschaften für den Begriff 'Wenden- Slawen' " (W. Steller, I, 1973, S. 37, 38). ".... Aus demselben Jahrhundert ... bringt das 46. Kapitel der 'Germania' des Tacitus einen weiteren wichtigen Beleg. 'Hier endet Swebien. Ob ich die Stämme der Peukiner, der Veneder und Fennen zu den Germanen oder zu den Sarmaten rechnen soll, schwanke ich, wenn schon die Peukiner, welche manche auch Bastamen nennen, in Sprache und Lebensweise, in Siedlung und Hausbau den Germanen gleichen ... Die Veneder haben viel von ihren Sitten angenommen, sie durchschweifen nämlich auf ihren Raubzügen die ganze Wald- und Berglandschaft zwischen Peukinern und Fennen, doch zählt man sie lieber zu den Germanen, weil sie Häuser bauen, Schilde tragen, gern und flott zu Fuß gehen, in alldem Gegensatz zu den Sarmaten, die auf Wagen und Rossen leben'. Die Belege für das Wort 'Wenden' und 'wendisch' liegen um das Jahr 1000, d.h. fast ein Jahrtausend später als die antiken Quellen." (W. Steller I, 1973, S. 43).

Wenden ist zwar stets identisch mit Vandalen, leitet sich jedoch nicht von ihnen als Begriff ab. Dieser kategorisiert nur ostelbische Clans, die trotz zahlreicher Schwertmissionierungen immer wieder als Apostaten vom Glauben abfielen und sich dem Heidentum wieder zu gewendet haben. Ein zeitgemäßes Tunwort also für Umgewendete, was sich 1989 im gleichen Großraum noch einmal im ideologischen Sinn als "Wendehälse" wiederholte. Ideologie ist jedoch nur eine neuzeitliche Missgeburt, die immer zur massenweisen Ausgrenzung Andersdenkender führt. Um 1000 n.Chr. stand alles im Bann der Heidenmissionierung und dass schon seit einigen Jahrhunderten. Es gibt nachweislich noch andere Toponyme im ostelbischen Raum, die sich von wenden oder drehen herleiten und just in jener Zeit entstanden, als sich das lange Zeit dänische Vindland immer wieder gegen Zwangsmissionierung zu wehren verstand. Die heidnische Bevölkerung wurde zwar insgesamt als Vandalen angesehen, doch östlich der Elbe-Saale-Linie stammt diese von Herulern, Langobarden, Semnonen und Hermunduren ab und bekam von unwissenden Annalisten neue Fremdbezeichnungen, die sich oft von Flussnamen ableiten.


Windisch Feistritz - Auch im Krain wurde vor 1000 Jahren missioniert. Ende des 13. Jahrhunderts erhielt der in seiner Geschichte längste Zeit deutsche Ort die Stadtrechte

Ein eindrucksvoller Beleg für den damaligen Sprachgebrauch ist der Titel der deutschen Übersetzung der lateinischen Chronik der Vandalen von A. Krantzius (gestorben 1517, gedruckt 1600): "Vandalia oder Beschreibung Wendischer Geschicht" (s. Abb. 2). Mit anderen Worten: Die "Wendische Geschicht" der Vandalen befasst sich hauptsächlich mit spätgermanischen Zeit östlich der Elbe, wo "Vandalia" noch als Oberbegriff der gesamten Heidenbevölkerung in diesem Großraum verwendet wurde. Valvasor stellt 1689 diese Identität auch für die "Alpen- und Südostslawen" fest. Er leitet Vandalen und Wenden jedoch von Vand = Wasser ab, was wie zuvor beschrieben ein Irrweg war. Ortsnamen im Krain, die mit "Windisch" beginnen, entstammen alle der Schwertmissionierungszeit und beziehen sich alle auf neuangesiedelte Heiden unter dem Regime der Kirchen.

Die schwedischen Könige tragen noch heute den Titel: König der Schweden, Goten und Wenden. König Waldemar II. von Dänemark, der 1205 die Rechte und Freiheiten Lübecks bestätigte, zeichnete mit: Waldemarus dei gratia Danorum Sclauorumque rex dux Iutie dominus Nordalbingia. König Friedrich V. war rex Daniae, Norwegiae, Vandalorum, Gothorum. Der Markgraf von Brandenburg trug u.a. auch den Titel Herzog der Vandalen. Diese Titel belegen zwar noch alte ethnische Abstammungen und Verwandtschaften als Herrschaft zu den Vandalen Geiserichs, doch insgesamt für die Heidengebiete östlich der deutschen Reichsgrenze oder aus skandinavischer Sicht für die Heiden hinter der südlichen Ostseeküste.

Seit und nach Herder wurde von Slawisten "Wenden" synonym mit ,,Slawen" und als Teil davon benutzt, heute noch für die Bewohner der vermeintlich "slawisch" sprechenden Sorben und Wenden der Lausitz und des Spreewaldes, die Reste der Vandalen sind und in alten Quellen als Sorben, Sorabi erscheinen. Dass diese volkskundlich keineswegs etwas dem Deutschen Fremdes sind, hat Steller überzeugend dargelegt (W. Steller, II, 1975, S. 164f). In ihrer Sprache findet sich für Mädchenkopfbedeckung das Wort Borta. Bei den Siebenbürgern bedeutet der (völlig gleich aussehende!) Borten das Gleiche. Sie brachten das Wort und das Kleidungsstück bei ihrer Einwanderung 1140 aus der alten Heimat Flandern und Westfranken mit, wohin nie "von Osten zugewanderte Slawen" kamen, oder es stammt von den Gepiden. Borta und Borten müssen also auf ältere, spätestens völkerwanderungszeitliche sprachliche und kulturelle Gemeinsamkeiten der Franken oder der Gepiden mit den Vandalen zurückgehen.


Windischgrätz 1908. Die nach dem 2.Weltkrieg verbliebenen Deutschen wurden 1945 nach Österreich vertrieben.

Besonders im Süden des Ostalpenraumes wird anstatt Wenden Winden gebraucht, das sich auch in Ortsnamen findet. Ob die Ableitung aus dem "Keltischen" kommt, wie Steller meint (W. Steller, I, 1971 S. 42), oder von den Winidi des Reiches von Samo komme, wie Valvasor meint (W.v. Valvasor 1789, XIV, S. 213), ist kaum belegbar. Die Ableitung von den Winidi des Großmähfischen Reiches ist nach Pritsak (0. Pritsak 1983) falsch, denn Winidi bedeutet germanisch "Genosse im Ring". Die einfachste Erklärung scheint die einer mundartlichen Lautverschiebung des e zu i zu sein. Nach J. u. W. Grimm, Deutsches Wörterbuch (Stichw. Wende) ist Winden die ältere Form. Dort siehe auch Belege für die Identität Sclavi = Wenden = Winden = Vandalen. Doch ob nun Wenden oder Winden, es bedeutet zur Schwertmissionierungszeit immer das Gleiche: Der Abfall großer Teile missioniert geglaubter Heiden vom Christentum und die erneute Hinwendung zu den Gottheiten der Asenzeit. Dazu kommt noch, die völlig anders geartete ethnische Historie im Krain, die eben nicht mit jener im ostelbischen Raum vergleichbar ist.

Primärquelle: Schröcke, Germanen - Slawen

Volutabi - Ein Eigenname der Wenden

Bis zum 4. Jahrhundert war das Dasein der Wenden unbekannt; zuerst gedenkt Jordanes ihrer unter den Nahmen der Slavinen. Doch mit ihnen sind nur die Sclavinen gemeint, die nach Schröcke als ostvandalischer Stamm südlich des Pripjat siedelten. Nach Gadebusch sind sie schon im Jahr 376 in Europa bekannt gewesen und wurden von den Awaren aus ihren Stammesgebieten gedrängt. Dabei hätte auf Seiten der Awaren ihre Rivalen die Anten geholfen, die ebenfalls ostvandalischer Herkunft sind.


Veles mit Stab und Wolf - Tatsächlich wurde Veles sogar als stehender Wolf mit Stab abgebildet und ähnelt so sogar dem altägyptischen Anubis

Während die Awaren zur Zeit Karls des Großen bis an die Elbe vorstießen, haben die Ostvandalen zuvor schon den ostelbischen Raum erreicht. Es gab keinerlei Verbindungen zu einem angeblichen Volk der Wenden zu dieser Zeit, der Begriff hat sich schließen erst über das Verhalten ostelbischer Clans als Apostaten eingebürgert. Im 19. Jahrhundert wusste man jedoch noch, dass sich die Wenden selber
als Volutabi bezeichnet haben, dessen wahre Bedeutung angeblich verloren ging. Damit sind nur die Welataben oder Veleti gemeint, die östlich der Elbe eine wölfische Gottheit Veles verehrten. Gleiches ist auch von den Linonen an der Elbe bekannt und auch die suebischen Lemovier haben als Glomman (=Wolf) einen Wolfsbezug. Auf Germanische Mythologie bezogen könnte das auf den Fenriswolf weisen, ja selbst seine Söhne Hati und Skalli kommen als Bezüge in Frage. Die Veleti wurden sogar noch Volčki genannt, doch auch das bedeutet "Wolf" und bezieht sich auf den suebischen Hintergrund der Sueben, die den weißen Wolf als Totemtier verehrten. Die Veleti müssen also mehr als Beiname der Sueben angesehen werden, denen ebenfalls mehrere Stämme zugerechnet werden.

Wegen dieses Hintergrundes lässt sich bis heute keine Einwanderung der Wenden als ethnisches Volk ermitteln. Alle Thesen, die man bis heute entwickelte, beruhen nur auf Annahmen und Vermutungen, spätestens wären sie im 7. und frühestens im 5. Jahrhundert in kleinen Gruppen angekommen. Damals wurden die von den Lutizischen Stämmen eingenommenen Gegenden bis zur Swine von ihren Bewohnern Sclavania genannt, in dem sich noch immer der Namensbezug zu den Sclawinen und ihrer wanischen Herkunft befand.

Die erste Erwähnung der Veleti (Welataben) widerlegt zugleich, dass sie nur suebischer Herkunft sind. So finden sie sich als Veltae in Ptolemäus' Geographie aus dem zweiten Jahrhundert, Buch III, Kapitel V: "Zurück vom Ozean, in der Nähe der Venedicus-Bucht [Ostsee], wohnen die Veltae, über denen die Ossi sind." Denken wir dabei an die Osi als Nachbarn der Quaden, die suebischer Herkunft sind, könnten sie ebenfalls suebischer Herkunft sein, die später der Oder hoch, bis vor die Mährische Pforte zogen.

Primärquelle: Gadebusch, Chronik der Insel Usedom
Wikipedia