Die Vandalen in Panonnien und Dalmatien

Bis heute hält sich das Märchen angeblicher "südslawischer" Stämme, die aus Osteuropa kommend, sich auf dem Balkan niedergelassen haben. Daher rührt bis heute die angebliche "slawische" Bruderschaft zwischen Russland und Serbien. Etymologen haben seit je her versucht, Sorben und Serben eine gemeinsame Herkunft nachzuweisen, es blieb jedoch nur bei einer allgemeinen Zustimmung, der man einen völlig falschen "slawischen" Hintergrund nachsagte. In Mitteldeutschland sind die ostthüringischen Sorben für ihre Verehrung von Thor bekannt, was die Frage aufwirft, wem die frühen Serben verehrten und ob sie tatsächlich mit den Sorben verwandt sind. Wegen des hermundurischen Hintergrundes in der Thüringischen Mark muss das abgelehnt werden, die Serben sind also nicht mit ihnen gleichzusetzen.


Valona - Im 6. Jahrhundert wurde diese Stadt von Ostvandalen überfallen

Im 6. Jahrhundert erlebte die Stadt Valona einen Einfall barbarischer Clans, der noch immer in der Wikipedia als "Slawen" bezeichnet werden. Fakt ist, dass es niemals "Slawen" gab, weswegen die Barbaren nur zu den ostvandalischen Verbänden gehörten, die vor den Awaren nach Westen drängten. Betroffen war damit auch der Stamm der Balaiten, der bis heute als illyrisch kategorisiert wird. Ihre Sitze werden heute an der Bucht von Valona (Vlora) verortet. Vlora gilt als eine der ältesten Städte Albaniens und der Region. Die Stadt wurde bereits im 6. Jahrhundert v.Chr. von den alten Griechen gegründet und Aulōn genannt. Erst mit ankommenden Vandalen änderte sich der Name Avalona oder Vavlona.

508 überfiel der erste Herzog von Bayern, Theodo, mit einem Heer aus Bayern, Franken, Kärntnern, Krainem, Vandalen, Hunnen und Awaren die römischen Provinzen Pannoniens. Sein Sohn Theodo II. vertrieb die restlichen Römer. Dabei wurde Vindobona zerstört. Die eroberten Gebiete wurden geteilt: Hunnen und Awaren erhielten das Land östlich der Enns und Pannonien, und die Vandalen erhielten Steiermark, Kärnten, Krain, Kroatien, Dalmatien, Sclavonien und andere später Winden genannte bewohnte Gebiete unter bayrischer Oberhoheit (J. Valvasor 1689). Von diesen Vandalen wurde noch 737 berichtet.

Möglicherweise waren damals Vandalen beteiligt, die um 400 nicht mit nach Westen gezogen waren, doch bereits 336 sollen schon Vandalen zum ersten Male im Krain vorgedrungen sein.

Nach Prokop verwüsteten ostvandalische Anten und Sklavenen 546 und 547 den Balkan bis nach Thessaloniki. 552 setzten sie mit Hilfe der Gepiden über die Donau (K. Zeuss 1837), gelangten nach Krain und Kärnten und wurden dort seßhaft. Damit in Verbindung stand auch die Einwanderung der sog. "Alpenslawen", an denen sich bis heute Slawisten festhalten. Doch hinter diesen Barbarenhorden verbargen sich meistens Ostvandalen, Goten und Langobarden, dazu noch Ostheruler im heutigen Serbien und in der Walachei. Der Weg der Ostvandalen führte durch die Provinz Pannonia II bis nach Noricum.

Die Einwanderung der Ostvandalen in den Alpen- und Donauraum muss jedoch erst nach der althochdeutschen Lautverschiebung erfolgt sein, da kein geographischer Name vorher übernommen wurde (E. Schwarz 1929). Die Einwanderung der vandalischen Slowenen nach Norden wurde von der größten nördlichen Ausdehnung des Herzogtums Kärnten im 9. Jahrhundert bis fast Kremsmünster nachgezeichnet. Die auch als "Sonnenveneter" gedeuteten Slowenen könnten tatsächlich, wie die Slowenen am Ilmensee vandalischer Herkunft sein, tatsächlich würde diese Namensdeutung auch auf nichtvandalische Clans passen, denn quasi alle Ahnen der alteuropäischer Stämme haben Sonnenkulte praktiziert und das bis zu ihrer Christianisierung nach dem Untergang des Weströmischen Reiches.

Primärquelle: Schröcke, Germanen - Slawen

Die Ankunft vandalischer Verbände in den Ostalpen

Mit den Awaren begann jener Prozess, der vandalische Clans dazu zwang Richtung Ostalpen auszuweichen. Alle schafften es nicht, ein großer Teil wurde von den Awaren eingeholt und unterworfen. Andere Teile, wie die ostvandalischen Anten verbündeten sich mit den Awaren und beteiligten sich an ihren Kriegszügen gegen benachbarte Stämme, wie die ostvandalischen Sklavenen.

551 werden die Awaren zum ersten Mal genannt, als ihnen Byzanz die Ansiedlung in Moesien gestattete, eine bedeutende Zeit, denn mit ihrem Erscheinen folgte eine neue Welle der sogenannten "Völkerwandung". Slawisten behaupten heute, dass ihr erfundenes Volk bereits um 590 oder 591 die östlichen Randzonen der Alpen erreicht hätte. Ab dieser Zeit hat man in der offiziellen Geschichtsschreibung das Phantomvolk der "Alpenslawen" eingeführt, die man mit den Vinedi (Winadi) und den Wenden als Winden gleichsetzte. Man setzte also Veneter mit Wenden gleich, die beide zwar mit dem Heidentum verbunden sind, doch auf unterschiedlicher Weise. Veneter steht im Indogermanischen für Schlangenvolk und Wenden für "umgewendete" Apostaten, weil sie sich über mehrere Jahrhunderte gegen ihre Christianisierung wehrten. Wurden sie etwa nach einer Schwertmissionierung gezwungen ihren Göttern abzuschwören, war das meistens augenblicklich vergessen, wenn die Kriegsmacht wieder abgezogen war. Besonders hilfreich war die damals wegearme Bergwelt, die jeden Kriegszug zum unkalkulierbaren Risiko machte.

556 eroberten die Awaren Sirmium an der Grenze der römischen Provinzen Moesia I und Pannonia II. Sie waren die Verbündeten der Langobarden bei der Vernichtung des Königreichs der Gepiden im Jahre 568. 595 führte der bayrische Herzog Tassilo einen Feldzug gegen die Awaren, er wurde in einem zweiten 596 von ihnen besiegt. Hier traten plötzlich die Karantanen als Verbündete der Awaren auf, unter deren Oberherrschaft sie dann gerieten.

Wer waren also diese Carantani, die man den Wenden und Venetern gleichsetzte?

Gegen Ende des Römischen Reiches entstand in Kärnten ein Limes aus Kastellen zur Verteidigung gegen Norden. Dahinter lag die Provinzhauptstadt Noricums, Virunum als späteres Karnburg. Die Langobarden besetzten mit ihrem Einfall nach Italien 568 auch Kärnten und diese Kastelle und räumten es bei Einbruch der Slowenen um 590 wieder.


Karnburg in Kärnten - Das nahe Virunum war der Herzogsitz vandalischer Slowenen

Im Jahre 596 stießen die Bayern bis dorthin vor, wurden aber von den Slowenen und Awaren zurückgeschlagen. Virunum war dann Herzogssitz der Slowenen und vor den Toren Virunums fand am Fürstenstein der Thing mit der Herzogswahl statt. In die Gebirge nördlich der Heerstraße aus Pannonien über Laibach nach Aquileia hatten sich versprengte germanische Reste der frühen Völkerwanderung geflüchtet (G. Graber 1942), die von den vandalischen Slowenen aufgesogen wurden. Es ist also anzunehmen, dass die sogenannten Carantani nur ein mitgeführter Beiname der Ostvandalen war, die von nordisch-wanischen Kar-Kriegerkasten abstammen. Den aus den Pripyat-Sumpfurwäldern stammenden Ostvandalen gehörten die Sklavenen und die weiter östlich siedelnden Anten an. Letzter verfolgten als Verbündete der Awaren die Sklavenen, von denen sich eine größere Gruppe Richtung Ostalpen absetzte, was von den Ureinwohnern immer Carnia genannt wurde. Daraus leitete sich später der Name Kärnten ab. Ursprünglich stammte Carnia noch von Kar-Kriegerkasten ab, die schon im 5. Jahrtausend v.Chr. der Donau hochzogen und dabei den Karpaten ihren Namen gaben. In den Ostalpen blieb von dieser Präsenz nicht nur Carnia übrig, sondern auch der Name der Karawanken.

Noch um 1900 war in den Ostalpen im Unterschied zum bayrischen und ostvandalischen Rofendach mit Firstbaum das Sparrendach üblich. Das Sparrendach gilt als die älteste Form der Dachkonstruktionen in Mittel- und Nordeuropa. Erst um 1500 vor Chr. kamen im nördlichen Mitteleuropa und südlichen Nordeuropa dreischiffige Wohnstallhäuser auf, die ohne die mittlere Pfostenreihe errichtet wurden, welche bis dahin die Firstpfette getragen hatte. Verwendet wurden nun Sparrendächer mit einer Folge von Gebinden aus je zwei Sparren und einem Binder, die ohne Pfetten auskommen. Man kann also das Sparrendach zuerst nur Clans zuordnen, die aus dem sogenannten nordischen Kulturkreis stammen. Mit irgendwelchen "Slawen" als Baumeister haben die Sparrendächer nichts zu tun, es kommen nicht einmal die Ostvandalen in Frage. Im Umkehrschluss werden deshalb die Karantanen diese ostalpinen Ureinwohner unterworfen haben, die seit mehreren Jahrtausenden die gleichen Siedlungen in diesem Großraum bewohnten. Die Karantanen sind zu dieser Zeit noch immer die Verbündeten der Awaren gewesen. Und genau hier wird des Rätsels Lösung über die Herkunft dieses Namens liegen: Die Carantani setzen sich aus Kar als womöglich frühe Alpenbezeichnung und Antani für Anten zusammen! So erklärt sich auch, dass sie immer den Awaren voran durch Europa zogen und diese relativ ohne Verluste das Donau-Theiß-Land besetzen konnten.

611 wurde der bayrische Herzog Gariba1d II. bei Linz von den Karantanen besiegt. Die Awaren ließen sich jetzt endgültig im großen Becken zwischen Alpen, Dinariden und Karpaten nieder. Dort trafen sie wohl auf weitere Ostvandalen, die wie die Slowenen schon aus den Gebieten östlich der Karpaten gekommen waren. 602 überfielen Langobarden zusammen mit den Awaren und den von diesen unterworfenen Ostvandalen das byzantinische Istrien (J. Mal 1939), was sicher so erneut Zulauf von ostvandalischen Slowenen bekam. Die große Heerstraße von Sirrnium nach Italien führte im Norden um Istrien herum und an Aquileia vorbei. Nachdem die Ostvandalen des Samoreiches (620--660), von Fredegar Winidi genannt, erfolgreich gegen die Awaren gekämpft hatten, konnten sich auch die Karantanen von der awarischen Oberherrschaft befreien (Valvasor 1689).

Der Karantanenfürst Valuk trat dem Samoreich als Konföderierter bei. Er wird bei Fredegar(IV. 72) "dux Winedorum", Herzog der Vandalen, aus der "marca Winedorum" genannt.

Die von den Karantanen besetzten Gebiete lagen abseits der großen Straßen und waren wohl deshalb sowohl für Awaren wie für Langobarden strategisch weniger von Interesse. 664 flüchtete sich ein aufständischer Sohn des langobardischen Herzogs von Friaul, Arnefrit, zu den Slowenen: "fugit ad Sclavorum gentem in Carnuntum quod corrupte vocitant Carantanum "(Paulus Diaconus, Geschichte der Langobarden V, 22, Alteine 1986), also zu den Sclavi in Carnuntum, die jetzt plötzlich Karantanen genannt werden. Vandalische Anten also. Diese unterwarfen die ostvandalischen Sklavenen in Slowenien und verleibten sie später ihrem karantanischen Alpenreich ein. Der Name Slowenen stand deshalb für beide vandalische Verbände als heidnischer Oberbegriff.

Primärquelle: Schröcke, Germanen - Slawen
Wikipedia

Die Vandalen im Kampf gegen Awaren, Franken und Bayern

743 wurden die Awaren vom Karantanenherzog Boruth (738-749) und den zu Hilfe gerufenen Bayern besiegt. Sein Titel Knjas geht auf das urgermanischen Knes für ein Oberhaupt zurück, sein Name auf Buri (=Erzeuger), den Vater Odins und ut für empor, was sinngemäß mit Hoher oder Himmlischer gedeutet werden kann. Dafür wurden die Karantanen von den Bayern abhängig und beteiligten sich 796 an den Vernichtungskämpfen gegen die Awaren. (" Sclavi, qui dicuntur Quarantani ", H. Wolfram 1979). Zu dieser Zeit umfaßte Karantanien die Täler des Pustertales östlich ab Innichen, von Drau, Mur, Mürz bis zum SalzachtaL Erst nach der Ausbildung des Althochdeutschen etwa im 8. Jahrhundert wären sprachliche Beziehungen der Bayern mit den in die Alpen eingewanderten Ostvandalen nachweisbar (E. Schwarz 1924).


Der bayrische Herzog Tassilo III.
Wolfgang Sauber, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-3.0

Die Herzöge nach Boruth waren sein Sohn Cacacius (Gorazd), Priwizlauga, Cemicas, Ztoimar (750-752), Cheitmar (752-769). Da Cheitmar zum Christentum übertrat, brachen mehrere heidnische Aufstände zwischen 765 und 769 aus. Nach Cheitmar folgt 772-784 Waltunc, der nach einem Siege Tassilos III. im Jahre 772 über die Karantanen eingesetzt wurde.

Nach dem Sturz Tassilos gelangte Karantanien unmittelbar unter fränkische Hohheit, behielt aber eigene Herzöge. Gemäß der Grenze zwischen den Erzbistümern Salzburg und Aquileia wurde 811 das Gebiet südlich der Drau zum Herzogtum Friaul geschlagen. Doch vom Gebirgseintritt der Drau nach Westen waren die Kämme der Karawanken und Karnischen Alpen die Grenze gegen Süden, eine Grenze, die noch heute besteht. Die im Norden davon wohnenden Karantanen wurden als Angehörige des Regnum Theodiscum und des Deutschen Reiches Deutsche. Der Herzogsstuhl bei Maria Saal gehörte zu ihrem Herzogtum Karantanien und nicht zu den südlich dieser Grenze wohnenden Slowenen (vormals ostvandalische Sklavenen), die damals zeitlich verschiedene politische Zugehörigkeiten zu den Marken Friaul und Krain hatten.


Das Herzogtum Karantanien - Hier fanden ostvandalische Anten eine neue Heimat

Das Gebiet nördlich davon war im folgenden Markgrafschaft. 817 erhielt der minderjährige Sohn Ludwigs 1., Ludwig li., Bayern und Karantanien. Die östlichen Marken mit Karantanien übertrug Ludwig II. 856 seinem Sohn Karlmann, der sie schon vor 876, dem Todesjahr von Ludwig II., an seinen unehelichen Sohn Arnulf weitergab. Im 9. Jahrhundert umfasste Karantanien Kärnten und Steiermark und die ostvandalisch besiedelten Gebiete und reichte im Norden bis an die Donau.

Primärquelle: Schröcke, Germanen - Slawen

Wie die alpinen Ostvandalen Deutsche wurden

876 wurde Kärnten Herzogtum im karolingischen Ostreich, dem Vorläufer des Regnum Theodiscum, das zum Unterschied vom Imperium Romanum mit Einschluss der ostvandalischen Slowenen und Böhmen nur Germanen umfaßte. Die Böhmen und Slowenen (Ostvandalen) wurden in diesem Regnum Theodiscum, auch als Regnum Teutonicum bezeichnet, das 887 als solches chronistisch zum ersten Male erwähnt wurde, nicht als Fremde, Eroberte und Unterdrückte angesehen.

Auch die Wahl des Sohnes von Karlmann, Arnulf von Kärnten, 887 zum Deutschen König unterstreicht dies. Die im Zuge der Christianisierung unterworfenen und integrierten Ostgermanen wurden, nachdem sie ihre Lingua Sclavinia zugunsten der Lingua Theodisca abgelegt hatten, später ebenso als Deutsche bezeichnet. Im Falle der Slowenen behielt jedoch ein Stamm der Ostgermanen im Reich seine Sprache und sein Recht. Das wurde als bemerkenswert gefunden. Nur der Adel nahm bald die deutsche Sprache und das deutsche Recht an. Hinter der Lingua Sclavinia verbarg sich jedoch nur ein germanischer Dialekt, der sich zur Schwertmissionierungszeit mit der Glagoliza-Liturgie vermischte. Damit begann ein Prozess, der schon im frühmittelalterlichen Europa zu ersten Sprachgrenzen im ehemals gesamtgermanischen Sprachraum führte.


Eine blonde Kärntnerin mit Tracht im Dritten Reich

Abgesehen von den Volksrechten der vandalischen Slowenen, die innerhalb des Herzogtumes Kärnten weitergalten, waren die im ostfränkischen Reich lebenden Sclavi rechtlich den Bayern seit dem Capitulare missorum Karls des Großen von 789 gleichgestellt, wie es die Raffelstedter Zollordnung von 903 festlegt mit "Bavari vel Sclavi istius patriae". Auch beim inneren Landesausbau wurden sie gleichberechtigt seit Kar! dem Großen z.B. in der Oberpfalz (s. Kap. 4.2.12) beteiligt. Jedoch müssen nach den Ranshofener Konstitutionen Herzog Heinrich ll. von Bayern von 989 und 995 straffällige Sclavi zum Unterschied von Bayern des Landes verwiesen werden (A. Riedler 1934 ). Die Verbannungsstrafe ist wohl die mit Abstand älteste Strafe für aufständische Untertanen.

Der Einschub im Schwabenspiegel, der auf eine ältere Vorlage des 11. Jahrhunderts zurückgeht und dieses alte Recht und die Herzogseinsetzung durch das Thing der Freien, die Veca beschreibt, wurde schriftlich niedergelegt, weil nach 1000 mehrere Kärntner Herzöge aus Schwaben stammten (B. Grafenauer 1993) und weil 1360, als Rudolf Il. Herzog von Kärnten wurde, er dabei die Einsetzungsbräuche änderte, nachdem schon 1335 die Herzogseinsetzung zum Fürstenstein bei Karnburg verlegt worden war (U. Steinmann 1967).

Das Herzogtum Kärnten hatte um 1000 seine größte Ausdehnung. Es reichte von Istrien bis Steyr und vom Semmering bis Lienz und zur Mark Friaul. Ein Herzog von Kärnten, Arnulf, wurde 887 König des Ostreiches und 896 in Rom zum Kaiser gekrönt (t 899). 887 erschien Arnulf auf dem Reichstag in Tribur mit slowenischen Kriegern: cum manu valide Noricarum et Sclavorum. "Nirgend hört man von einer aprioristischen, rechtlichen und sozialen Zurücksetzung der Slowenen ". Für die Freiheiten der Alpenvandalen - Sklavenen und Karantanen (Anten) sprechen Rechtsbräuche, die sie als ostvandalisches Erbe mitgebracht hatten.


Der Herzogthron in Zollfeld (Kärnten)

Die nach den Ostvandalen in das große Karpatenbecken eingewanderten Ungarn übernahmen von diesen viele Lehnwörter aus dem täglichen Leben und aus Recht und Verwaltung (z.B. lspan-Zupan, Gespan, Komitatsvorstand). Diese altüberkommenen Rechtsbräuche waren die einzigen aus vorfeudaler urgermanischer Zeit, die bis ins hohe Mittelalter erhalten blieben. Sie blieben in Kraft, bis Kärnten an die Habsburger kam, erst dann wurden sie verdrängt. Es waren dies Rechtsbräuche, die schon ihre Ahnen in Vendsyssel und im Großaum Przeworsk (Galizien) vor Beginn der großen Wanderung schon ausübten, insbesondere das Recht der freien Herzogswahl mit gegenseitiger Verpflichtung beider Teile durch das Thing der Freien.


Metnitz im gleichnamigen Tal, es wurde erst im 14. Jahrhundert gegründet

Dieses Zeremoniell fand bis in das hohe Mittelalter vor der Verlegung zum Fürstenstein bei Karnburg auf dem Zollfeld bei Maria Saal in Kärnten statt und wurde vielfacher Beschreibung für Wert befunden. Die vandalische Abstammung der Slowenen soll heute noch unter ihnen bekannt sein. Allein im Telefonbuch von Viilach lassen sich auf Anhieb 10 Personen mit Namen Vandaller finden. Auch den Hofnamen Wandaler gibt es noch heute in Kärnten, z. B. bei Grades im Metnitztal.

Primärquelle: Schröcke, Germanen - Slawen

Vandalisches Recht in den Alpen

Wie bei den Nordgermanen vor der Auswanderung gliederte sich das Land militärisch in Tausend-, Hundert- und Zehnerschaften. Aus den Tausendschatten wurden im Warägerreich die späteren altrussischen Provinzen. Die Führer dieser Einheiten wurden gewählt. Der Tausendschaftsführer vertrat den Herzog auf dem Thing (Veca). Bei denen, die in Berührung mit den Awaren kamen, trat das awarische Fremdwort Zupan für militärische Führer auf, das sonst unbekannt war. Die alten Einteilungen waren noch in bayrischer Zeit in den Gebieten der Alpenbarbaren vorhanden.


Das Kloster Kremsmünster 1945

Bei der Gründung des Klosters Kremsmünster 777 schenkte Herzog Tassilo dem Kloster eine "decaniam Sclavorum ", den Kirchenzehnten von 10 Freien. Dabei wurde die Grenze der Dekanie umritten. Diese Dekanien wurden in Kärnten, Krain und Teilen Tirols als Gerichtsverwaltungsbezirke der Grafschaften übernommen.

Bei der Gründung des Klosters St. Georgen am Längsee in Kärnten 1002 werden in der Urkunde neben bayrischen Zeugen auch solche aufgeführt, die nach slowenischem Recht leben: "Isti autem sunt Sclauenice institutionis testes: Hartuuich, Chazili, Penno, Johannes, Egozi, Sizo, Reginprecht, Arn, Wolfram, Jenizi, Gappo, Ezcho, Uitislau, Woljhart, Sigishart", wobei zu beachten ist, dass diese Sclavi Freie waren und möglicherweise aus sozial gehobenen Positionen stammten, denn sonst wären sie nicht in einer so wichtigen Urkunde aufgeführt worden. Neben typisch ostgermanischen Namen finden sich auch bei West- und Nordgermanen gebräuchliche Namen, ganz wie bei allen anderen Sclavi auch, ein Hinweis auf die späte Zwangsverbreitung "slawischer" Kunstsprachen, ableitend von Glagoliza-Liturgien.

Neben den Bräuchen für die göttliche Verehrung von Quellen und Bäumen und für Gerichtsversammlungen im Freien unter Bäumen, besonders unter Linden, waren es besonders die Bräuche bei der Wahl und Einsetzung des Herzogs, die an vorfeudale demokratische Verfassungen in Germanien erinnern. Die Verehrung von Quellen und Bäumen geht auf Ahnenkulte zurück, in deren Mitte der Schöpfungsort der Vorfahren stand. Ein große Zahl von Richterorten weist dabei oft auf die Unterwerfung einer Urbevölkerung durch neu angekommene Kriegerstämme hin, wie es bei den ostvandalischen Sklavenen und Anten in den Ostalpen der Fall war.

Derartige alte Verfassungen sind nur noch in der demokratischen Selbstregierung der Siebenbürger Sachsen (H. Schröcke, 1987), niedergelegt 1224 im Goldenen Freibrief des ungarischen Königs Andreas, erhalten und dort in Teilen bis zum österreichisch-ungarischen Ausgleich 1867 in Kraft geblieben. Da der karantanische Adel (Alpen-Anten) mit Übernahme der Lingua Theodisca wie auch die Vertreter der Kirche nach deutschem Recht lebten, standen sie nicht mehr unter slowenischen Recht (=Sklavenen) und nahmen nicht mehr an der Veca teil. Hier wurde erneut der ursprüngliche Stammesunterschied zwischen ostvandalischen Sklavenen und Anten sichtbar, der sicher nicht nur in ihrer Rivalität ihrer Nachbarschaft in der Westukraine begründet ist. Bei einem dieser ostvandalischen Stämme muss in der Frühzeit etwas geschehen sein, was nachfolgend von einander trennen sollte.

Bei der Verleihung des Herzogtums Kärnten 1286 an Graf Meinhard übertrug er das Richteramt auf dem Zollfeld erblich an das Edlingerbauerngeschlecht des Herzogsbauern in Blasendorf (E. Klebe! 1940). Dass das Thing auf dem Zollfeld sehr alt war, geht aus dem Namen des Ortes Rotheis, verdeutscht aus Rotisce = Schwurplatz, Malstatt, Gerichtsstätte hervor (J. Mal1939). Die Edlinger waren freie Wehrbauern. Die karantanischen Edlingerhöfe sind in einem Streifen nördlich der Drau von Villach bis Bleiburg siedlungsgeschichtlich nachgewiesen, einzelne gab es u.a. bis nach Cilli und in die Woche in (südöstlich der Julisehen Alpen).

Die gleiche Rechtsstellung wie die Edlinger hatten in Friaul die langobardischen Arimannen, die 1280 vom Kaiser für den Bischof von Aquileia mit der Gleichsetzung "arimani seu edlingi" bezeugt wurden. Diese Arimannen hatten Eigenbesitz und waren Wehrbauern, die in Dekaoien (Zehnerschaften) angesiedelt waren. Da nach dem Einzug der Langobarden 568 nach Oberitalien Kärnten 590 von den Edlingern geräumt wurde, und die nachfolgenden Slowenen mit den Langobarden kämpften, übernahmen die Slowenen wahrscheinlich diese Rechtsinstitution der langobardischen Edlinger samt Namen. Die Edlinger waren dann die staatstragende Schicht des vereinten Herzogtums Karantanien und saßen auf späterem Königsboden. Die Rechtsinstitution samt ihren Bewohnern wurde von der späteren bayrischen Oberhoheit übernommen und beibehalten.

Da auch nördlich der Alpen in Dekaoien siedelnde Sclavi bezeugt sind, war den Karantanen diese von den Langobarden übernommene Einrichtung nicht fremd. Das Thing der Herzogseinsetzung wurde geleitet von einem von den Freien gewählten Richter eines Edlingergerichtes, dessen Vorsitzender dann erblich der Herzogsbauer in Blasendorf war. Vor der Einsetzung wird der neue Herzog in die karantanische Bauerntracht eingekleidet. Er kommt in Begleitung von vier Schwurhelfern mit den beiden Tieren an der Hand, einer Stute und einem Ochsen, zum alten Herzogstein auf der Westseite des damals noch nicht vorhandenen, erst 1268 für die Einsetzung von Herzog Rudolf IV. angebauten Fürstensteins, der heute stets abgebildet wird. Der Bauer auf dem Stein stellt fünf Fragen. Die Begleiter antworten und schwören. Der Bauer nimmt die Tiere und räumt den Stein. Der Herzog setzt sich auf diesen und schwört. Dann erfolgt die Huldigung und die Lehensvergabe. Die Herzogseinsetzung ähnelt Vorgängen bei einer germanischen Gerichtsstätte oder den Ritualen der Königskrönung im Regnum Theodiscum. "Das Betreten oder das Besteigen eines Steines ist nur in Geltung und Reichweite germanischen Kultureinflusses zu finden und besonders im germanischen Norden bei der Königswahl und bei Gerichtssitzungen allgemein in Übung gewesen. Der Schwur auf dem Stein ... ist als älteste Form des germanischen Eides bezeugt". Das Umreiten des Steines ist eine uralte Form der Besitzergreifung, der Stein dürfte jedoch nur für den Schöpfungsort während der Ahnenzeit stehen.


Die alte graue Tracht der Kärntner geht noch auf die vandalischen Karantanen zurück

Die graue windische Tracht der Bauern war im germanischen Teil seines Reiches z.Zt. Karls des Großen die übliche. Der Herzog konnte nur nach slowenisch-vandalischen Recht und nur vor dem Thing belangt werden und musste sich dort auch verantworten. Er hatte das Recht, den windischen Hut auch vor dem Kaiser zu tragen und dort die slowenische Sprache zu gebrauchen, die Lingua Sclavinia, als Zeichen der Freiheit und Unabhängigkeit seines Herzogtums und seiner selbst (J. Mal1939). Sie war noch immer eine altgermanische Sprache, durchsetzt mit aufgenommener Glagoliza-Liturgie in der Nachbarschaft zum Warägerreich.

Primärquelle: Schröcke, Germanen - Slawen
https://www.stift-kremsmuenster.at/filea...enster-1945.pdf

Die Vandalische Alpenkultur

Ostvandalische Stämme wählten sich wiederholt Fürsten aus anderen germanischen, besonders nordisch geprägten Stämmen, so aus den Licicaviki der Daglinger im Warthe-Weichselland, böhmischen Stämmen unter vandalischen Przemysliden und ukrainische Ostvandalen im Reich der Waräger am Dnjepr. Mit der Herzogswahl bei Maria Saal hat sich möglicherweise mit mancherlei zeitbedingten Abwandlungen eine solche Aufnahme von stammesfremden Herzögen in den Volksverband der Kärntner Slowenen erhalten: " ... die Tatsache, dass das Strukturgefüge des Reiches das Eigenleben einer artverwandten Volksgruppe ermöglichte, ist für das Verständnis des mittelalterlichen Reiches von wesentlicher Bedeutung". (K. Rugelmann 1941).


Der Triglav in den Ostalpen - Er ist nach einer Schöpfergottheit der Vandalen benannt, worauf in seiner Ikonografie der in den Händen gehaltene gehörnte Mond hinweist.

Die Erinnerung an die vandalische Herkunft der Slowenen wird noch heute bezeugt durch den Namen des höchsten Berges der Julischen Alpen, den Triglav, der den Namen des dreiköpfigen vandalischen Gottes trägt, der nach dem Wendenaufstand 983 im wiedereroberten Brandenburg auf dem alten vandalischen Heiligturn des Harlunger Berges wieder aufgestellt wurde und der auf dem Goldhorn von Gallehus in Dänemark aus dem 5. Jahrhundert dargestellt ist.


die Goldhörner von Gallehus

Auch dadurch, dass die Herzogtümer Böhmen und Kärnten dem Regnum Theodiscum oder mit anderer Bezeichnung dem Regnum Germanicum angehörten, wird ihre Zugehörigkeit zu den germanischen Stämmen belegt. Das deutsche Königstum als eine eigene Rechtsinstitution - die Wahl zum deutschen König war die Voraussetzung für die Wahl zum Kaiser- urnfasste zum Unterschied vom Imperium Romanum des Kaisers in seinen Grenzen nur Völker germanischer Herkunft.

In den Ostalpen, die zur heidnischen Zeit wohl lange nur als Kar bezeichnet wurden gibt es besonders im Bereich der ehemaligen Karantanen bäuerliche Hofformen und in der Obersteiermark bis Kärnten das Sparrendach, die auf versprengte Reste der Ostgermanen aus der Völkerwanderung zurückgehen. Bei den Slowenen findet sich nur das Rofendach (K. Rharnrn 1968). Damit hat man auch hier mit ostgermanischen Anteilen neben langobardischen zu rechnen.

Aus volkskundlichen Untersuchungen (B. Schier 1966) wurde für Skandinavien, Osteuropa und die Alpenländer ein einheitlicher Kulturkreis nachgewiesen, dessen Träger den sogenannten Nordgermanen, Ostgermanen und Ostvandalen zugerechnet werden. Dazu gehören nordeuropäische Baugewohnheiten in den Alpenländern wie der Zwiehof, der das Wohnspeicherhaus vorn Stall trennt, der Ständerbohlenbau im Lavanttal, der zum Backen und Kochen verwendbare Steinofen, die Badstube, die Rauchstube, die Verwendung ausgehöhlter und liegender Baumstämme als Bienenstöcke, der Ringhof mit dem Urnlaufstall, weiter Ähnlichkeiten im Brauchturn (G. Graber 1949) wie die Herzogseinsetzung, das Schwören auf dem Stein, die Rolle von Thors Harnmer in Hochzeitsbräuchen, das Fortleben von Namen aus der germanischen Sage in Urkunden bis etwa 1300. Sie umfassen die Zeit vorn Beginn der Völkerwanderung bis zur Besetzung des Gailtales durch die Langobarden.

Das bedingt, dass diese Namen von völkerwanderungszeitlichen Germanen über die Langobarden zu den Slowenen und von diesen bis zu den mittelalterlichen Deutschen weitergegeben wurden. Die Ähnlichkeit von kärtnerischern Brauchtum, "was samt und sonders nicht aus dem Inneren Bayerns hergeleitet werden kann" (G. Graber 1949), wird arn einfachsten aus der skandinavischen Herkunft der Slowenen erklärbar (F. Jeza 1976). Dem entspricht, dass zwischen der altbayrischen Bevölkerung" und den österreichischen Alpenstämmen, insbesondere dem kärtnerischen, so bedeutende anthropologische Unterschiede (bestehen), dass an einen gemeinsamen einheitlichen Ursprung beider kaum zu denken ist".

Der nordische Typ ist in Kärnten verbreiteter als in dem bayrisch besiedelten Österreich und ist bei den Kärntner Slowenen ähnlich nur etwas geringer aber größer als bei den Slowenen in der Krain (G. Graber 1949). Dieses Karantanien war im 9. und 10. Jahrhundert mit der Köttlacher Kultur der Alpenvandalen wie aus dem Verbreitungsgebiet von Emailscheibenfibeln folgt, im Kulturkreis des ottonischen Reiches angesiedelt, obwohl hier noch nach heidnischer Art in Körpergräbern mit Beigaben bestattet wurde (J. Gieseler 1978).

Primärquelle: Schröcke, Germanien - Slawen