Die Taurisker


Das vermutete Siedlungsgebiet der Taurisker in den Ostalpen

Die Taurisker werden lateinisch als Taurisci bezeichnet und werden bisher namentlich von einem "keltischen" Wort "taur" für Berg abgeleitet. Als Fremd- oder Eigenbezeichnung wird nicht erwähnt. Wegen der Nähe zu den Römern wird es jedoch ihr Eigenname gewesen sein, denn sie über Händler, Sklaven und als Verbündete erfahren haben.

Verbände dieses Stammes behaupteten vom 3. bis 1. Jahrhundert v.Chr. einen größeren Machtbereich am Ostalpenrand, deren südlicher Grenzraum durch Kärnten verlief. Ihre Beziehung zu den Norikern ist bis heute unklar. Von den Tauriskern wird fallweise die Bezeichnung für das Tauern-Gebirge abgeleitet. Das war womöglich noch ein Hintergedanke den Namen Taurisci mit dem Wort "taur" für Berg zu verbinden, weggelassen wurde jedoch bei dieser Deutung der zweite Namensteil als "isci" oder "isker". Oder anders ausgedrückt, diesem Berg wird ein wichtiger Bezug vorenthalten, denn für das bergige Siedlungsgebiet der Taurisker stand er nicht. In der englischen Wikipedia wird dazu festgestellt:

Die Etymologie des Namens ist umstritten. Taurisci kann von einer Wurzel stammen, die "Berg" oder "hoher Felsen" bedeutet, obwohl nachgewiesen wurde, dass sie nicht mit dem benachbarten Tauernberg verwandt ist. Eine andere vorgeschlagene Etymologie ist die keltische Wurzel *tarwo 'Stier' (gallisch: taruos).

Was ist also mit "isci" oder "isker" gemeint? Bezugnehmend auf den alten Donaunamen Ister, der sich tatsächlich von Ištar ableitet, könnte also ein sehr alter Name vorliegen, auf dem sich die Ahnen der Taurisker bezogen. Wegen der unpräzisen Deutung von "taur" für Berg, konnte man so etwas nur schwer erkennen, denn es wird sich eher auf einen Stier beziehen, wie uns auch das lateinische Wort Taurus vermittelt. Der Wortstamm "isk" wird bisher nur als Suffix erklärt, was auf "taur" bezogen, sie entweder als Bergleute oder Stiervolk darstellt. Damit stellen sich die Taurisker eher als Fremdbezeichnung dar. Anders sieht es aus wenn bei "isk" kein Suffix vorliegt und der benannte Berg oder Stier einer Gottheit zugeordnet wird, nach der sich die Taurisker benannt haben. Denn "isci" oder "Isker" lässt sich direkt mit Iškur verknüpfen, hinter dem sich Ninurta, der Sohn von Ištar verbirgt. Ninurtas "Berg" als Götterberg oder "Stier" steht deshalb für den Schöpfungsort der Taurisker-Ahnen, nur das ergibt wirklich Sinn, wie ihr Name als Eigenname zu erklären ist.


Teurnia ist auf einem uralten Siedlungshügel der Taurisker entstanden - auch der Stadtname wird sich von Tauros für Stier ableiten.

Damit können die Taurisker als Kar-Kriegerkaste identifiziert werden. Möglicherweise taucht dieser Namensbezug im bayrischen Dorf Isinisca auf, was heute als Helfendorf bei München identifiziert wurde. Das Siedlungsgebiet der Taurisker wird von der Murr im Norden und der Drau im Süden begrenzt, gleich zwei ältere Orte werden sich von ihrem Stammesnamen ableiten: Teurnia an der Drau und Tarnasicum an der Murr. In Teurnia wurde zur Römerzeit die Quellgottheit Grannus verehrt, die man mit Apollon gleichsetzte. Dass heißt aber noch lange nicht, dass beide identisch sind. Der gallische Name Grannos wird meist als „Sonne“ (altirisch grían „Sonne“) gedeutet und derjenige seiner Partnerin Sirona als „Großer Stern“. Man könnte also Grannus auch mit jeder anderen Sonnengottheit gleichsetzen. Dazu kommt dass sein Name als grāna im Niederhochdeutschen nur "grau werden" bedeutet und trotzdem im Indogermanischen mit "strahlend" oder "schimmernd" übersetzt wird. Damit könnte in Wahrheit ein silbernes Äußeres gemeint sein, was wiederum einen silberweißen Schöpfungsort der Asen beschreiben könnte. Und noch etwas ist wichtig: Das germanische *granōn wird mit grunzen übersetzt, was einen Bezug zu einem weißen Stier als Totemtier der Taurisker offenbaren könnte.

Primärquelle: Wikipedia
Stiehler, Diener und Krieger

Die Taurisker als Tauriner im Piemont

Die Taurisker nahmen an der Schlacht bei Telamon 225 v. Chr. Teil mit einem größeren Kriegerkontingent teil. Das aus mehreren Stämmen zusammengesetzte Heer erlitt jedoch eine schwere Niederlage gegen die Römer, was Auswirkungen auf die geschlagenen Taurisker hatte. Diese wurden als Tauriner bei Turin angesiedelt, während die an der Schlacht nicht beteiligten Teile der Taurisker an der oberen Save siedelnd, mit den Römern Gold zu handeln begannen.

Möglicherweise schlossen sich den Tauriskern als Tauriner örtliche Clans im Piemont an und konnten so am südlichen Alpenrand im Gebiet des heutigen Piemont ein eigenen Stammesgebiet halten, was sich zwischen der Dora Riparia und dem oberen Po befand. Ihr Territorium lag östlich des Stammes der Iemerii, westlich der Libicii und Iadatini. Der neue Stammesname blieb bis heute in dem der Stadt Turin erhalten, die lateinisch erst Castra Taurinorum, dann Iulia Augusta Taurinorum genannt wurde. Sie wurde jedoch erst 27 v.Chr. als Colonia mit Römischen Bürgerrecht gegründet und wurde schon 69 n. Chr. von einem größeren Brand heimgesucht.

Zur Zeit von Hannibals Einfall in Italien (218 v.Chr.) waren die Tauriner mit den Insubrern verfeindet und wollten sich deshalb nicht dem karthagischen Heer anschließen. Hannibal musste nun gegen die Tauriner ziehen, die nur mit 3800 Kriegern sich ihm in ihrer Hauptstadt entgegenstellten. Die Karthager hatten bis zu 40.000 Krieger aufgeboten und brauchten anschließend trotzdem drei volle Tage für die Belagerung und den Sturm ihrer Hauptstadt. Am Ende war ihre alte Hauptstadt Taurasia erobert und wurde auf Befahl Hannibals zerstört. Aus Zorn über den Verlust von 11.000 karthagischen Kriegern ließ er fast alle Gefangenen als Warnung an die anderen norditalischen Stämme hinrichten.


Das alte Turin - Der Name leidet sich von den Taurinern und ihrem Stierkult ab, der alte Hauptort Taurasia wird auf dem Gebiet des Turiner Stadtviertels Vanchiglietta vermutet

Der ethnische Name Taurini wird taruos für "Stier" hergeleitet, als "Stamm des Stieres" übersetzt. Die sehr spärlichen dokumentarischen und archäologischen Quellen erlauben es nicht, dieses Volk, das von antiken Autoren nur selten erwähnt wird, vollständig zu beleuchten. Sowohl Livius als auch Strabon berichteten, dass das Taurinergebiet noch einige Pässe der nahe gelegenen Cottischen Alpen umfasste und somit die Handelswege nach Gallien kontrollierte.

Und das ist eine These, wonach die Tauriner nicht von den Tauriskern abstammen würden. Emanuele Tesauro erklärte in seiner Geschichte der Stadt Turin, dass eine altägyptische Priesterkaste den vielleicht einmal Eridanus genannten Po erreicht hätte. Zuvor soll sie das Mittelmeer wegen Meinungsverschiedenheiten mit anderen Priesterkasten durchquert haben und fuhren den Küsten des Tyrrhenischen Meeres entlang bis zum heutigen Ligurien. Von hier aus hätten sie eine große Ebene erreicht, die von einem langen Fluss durchquert wurde, der wie der Nil aussah. Nach Tesauro wäre damit der Po als Eridanus gemeint. Hier gründete diese Priesterkaste um das fünfzehnte Jahrhundert v.Chr. (!) einen Kult, der dem Gott Api in Form eines Stieres gewidmet war. Die Vorfahren der Taurini, die sich ebenfalls einem Stierkult verschrieben hatten, hätten sich damals dieser neuen Gottheit angepasst. Diese These konnte sich jedoch wegen fehlender Belege nicht durchsetzen, zumal der Eridanus noch mit der Donau verbunden wird. Letztlich bleiben nicht nur die Stierkulte der Tauriner und Taurisker, sondern auch die Erinnerung an Telemon, wo die Römer eine größere Gruppe Taurisker gefangennahmen.

Die älteste ausdrückliche Erwähnung der Taurisker stammt von Polybios um 200 v.Chr., der von ihren Goldfunden in der Nähe von Aquileia berichtet. Die Goldproduktion verstärkte ihre politische und wirtschaftliche Macht. Zu dieser Zeit nahm die Bevölkerung infolge verbesserter Anbaumethoden und technologischem Fortschritt (eiserne Pflugschar) rasch zu. Der Landmangel wurde 186 v.Chr. so drückend, dass 12.000 Taurisker und Boier an die Obere Adria zogen. Rom konnte zwar eine Stadtgründung in Friaul verhindern, nicht jedoch dass sich diese Stämme in der Norditalienischen Tiefebene und der Küste des heutigen Venetiens ansiedelten. Der Verbund mit den Boiern ist zu dieser Zeit bemerkenswert, denn auch ihr Name soll auf einen älteren Stierhintergrund zurückgehen.

Primärquelle: Wikipedia

Als die Taurisker von den Kimbern bedrängt wurden


Die Schlacht von Noreia kam auf Veranlassung der Taurisker zu Stande, in ihr wurde das römische Heer fast vernichtet

Geschrieben steht, dass die germanischen Kimbern einst bei ihrer Invasion die Taurisker bedrängt hätten, worauf diese die Römer um Hilfe riefen. Die Lage vollkommen unterschätzend, marschierten die heraneilenden Legionäre in eine katastrophale Niederlage, die als Schlacht von Noreia 113 v. Chr. in die Geschichte einging. Die nach ihrem Stierkult und Schöpfungsort benannten Taurisker zahlten bis dahin schon Tribut an den Römern. Warum es überhaupt einen Gegensatz zwischen Kimbern und Tauriskern gab ist die andere Frage. Denn wie bekannt ist, trugen auch die Kimbern einen "ehernen Stier" mit in die Schlacht, der später von den Römern nach ihren Siegen erbeutet und auf ihren Triumphmarsch in Rom gezeigt wurde. Demnach müsste man annehmen, dass die Kimbern ebenfalls wanischer Herkunft wären, was sie wohl nicht gewesen sind. Denn wenn wir noch das Wissen über die Heruler heranziehen, haben diese im gleichen nordischen Großraum ebenfalls den weißen Stier als Totemtier verehrt. Der Stierkopf fand deshalb noch als Wappen Eingang in dem von den Obotriten (Ostherulern) abstammenden mecklenburgischen Adel. Damit könnte durchaus die Herkunftsfrage gestellt werden, ob die Heruler von den Kimbern abstammen, oder die Kimbern von den Herulern. Der für beide stimmige Großraum lässt auf jeden Fall die Option offen, dass sie von einem identischen Ahnenkontingent abstammen könnten, dass den "weißen Stier" als Totemtier verehrte.

Auf die Taurisker bezogen, sind jedoch die Gottheiten der Kimbern andere gewesen, weswegen es auch kein Bündnis gab. Immerhin ergab sich für die Taurisker die Gelegenheit die tributäre Abhängigkeit von den Römern abzuschütteln. Es müssen also noch andere Gründe vorgelegen, ein Bündnis mit den Römern auszuschlagen, denn nach der Kimberninvasion haben sich die Taurisker immer wieder mit den Boiern zusammengeschlossen um selbst Noreia anzugreifen. Man vermutet sogar, dass die Taurisker sich den Boiern unterworfen hatten. Im Großen Draufblick wird es jedoch so gewesen sein, dass die Boier der gleichen Stiergott huldigten, wie die Taurisker, während sich dass zu den Kimbern völlig anders verhielt. Und das waren die typischen unüberbrückbaren Gegensätze zwischen verfeindete alteuropäische Stämme. Es spielte keine Rolle, ab sie angeblich "Kelten" oder "Germanen" gewesen sind, sondern es war ausschließlich ihre Gefolgschaft zu bestimmten Gottheiten, die auch als Asen als Rivalen und Feinde bekannt waren.

Mitte des ersten Jahrhunderts vor Chr. unterlagen die verbündeten Boier und Taurisker den Dakern unter Burebista, die Zalmolxis, einer völlig anderen Gottheit opferten. Die Niederlage der Boier und Taurisker wurde von den Latobrigern ausgenutzt, um sich auf ihrem Gebiet in der späteren Krain festzusetzen.


Oberlaibach (Ober Laybach, 1325) war das alte Nauportus, wo sich nach Strabon noch nach der Zeitenwende Taurisker aufhielten. Das heutige Vrhnika entstammt dem Germanischen und bedeutet Wenden!

Das westliche Stammesgebiet der Taurisker kam unter Einfluss des entstehenden Königreichs Noricum, die östlichen Gebiete befanden sich seit etwa 35 v.Chr. in Abhängigkeit zum Römischen Reich. Nach der römischen Eroberung unter Octavian durch Publius Silius Nerva sowie Drusus 16–15 v. Chr., wurden die Taurisker nicht mehr im Gefolge der norischen Stämme erwähnt. Strabon erwähnte sie noch um die Zeitenwende etwa in Nauportus (Vrhnika, Oberlaibach) ansässig, an der Römerstraße auf den inneren Balkan und die römische Bernsteinstraße über die Pforte von Postojna, wo am Ocra-Pass und -Gebirge (Nanos, Birnbaumer Wald) die Clans der Iapoden ansässig waren. Nauportus wurde erstmals während des dalmatinisch-pannonischen Aufstands geplündert und 14 n. Chr. während eines Aufstands der Kolonisten und schließlich 452 von den Hunnen unter Attila teilweise zerstört. Zwischen 1941 und 1943 haben die Italiener den Ort Oberlaibach/Vrhnika wieder in Nauporto umbenannt.

Der heutige Ortsname Vrhnika ist ebenfalls germanischer Herkunft und geht auf *wrīnan und *wrigōn zurück, beides bedeutet Wenden, womit die Bewohner zur Schwertmissionierungszeit gemeint sind. Slowenien erlebte schließlich nach dem Untergang Westroms den Zuzug ostvandalischer Clans, die nur schwer für das Christentum gewonnen werden konnten. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit fielen sie wieder vom zuvor offiziell angenommenen Christentum ab und wurden deshalb in ihrer Sprache als "Wenden" bezeichnet, weil sie sich wie "umgewendete" Apostaten verhielten.

Primärquelle: Wikipedia