Zu den Stämmen die von Heimdalls Kama-Kriegerkaste abstammen gehören auch die rechtsrheinischen Chamaven. Lateinisch als Chamavi überliefert, soll dieser Stamm erstmals nördlich der Lippe seine ursprünglichen Sitze gehabt haben. Laut Tacitus galten als ihre Nachbarn die Angrivarier und Dulgubnier.
Die Chamaven als westliche Nachbarn der Bructeri. Als Camavi oder Kamauoi überliefert, stammen sie von den Kama genannten Kriegerkasten Heimdalls ab
Interessant ist jedenfalls, dass ihr Name in der Bezeichnung Hamaland in der Region um Deventer überdauerte. Es könnte zugleich für das ursprüngliche Ankunftsgebiet rheinischer Kama stehen, die von der Mündung der Issel aus, das Rheindelta eroberten und danach den Rhein bis zu seinem Oberlauf hochzogen.
Aus den Texten von Ptolemäus geht zudem hervor, dass sie zu seiner Zeit als Chaimai bezeichnet wurden, was einen Querverweis zu Haima und Heimdall erlaubt. Weiter sind sie noch als Kamauoi überliefert, die lateinisch als Camavi aufgezeichnet wurden. Der germanische Name der Chamavi wurde bisher als *Hamawiz rekonstruiert, wobei das ham- Element im Allgemeinen als Alluvialland in der Nähe einer Flussmündung verstanden wird, in diesem Fall die der Flüsse IJssel und Rhein. Mit dieser Interpretation will man heute den Stammesnamen mit "diejenigen, die in der Nähe der Flussmündung wohnen" übersetzen. Wenn dieser Name jedoch ein Eigenname ist oder ihn weitgehend beinhaltet, dann muss eine solcher Deutung als banaler Unsinn abgelehnt werden.
Weniger allgemein akzeptierte Etymologien verbinden die Chamavi mit hamo - einer frühwestgermanischen Entlehnung des lateinischen hamus, was Angelhaken bedeutet; ie. "die Fischer"; oder zum protogermanischen *hamiþja, was verwandt mit altnordisch hamr und gotisch hamon ein Kleidungsstück oder eine Bedeckung bezeichnet. Das niederländische Wort lichaam für Körper, wörtlich eine "Gestalt/Ähnlichkeit bedeckend" ist mit derselben Wurzel verwandt. Alternativ werden sie noch als Hamaves gedeutet, was "die Männer der Weiler" oder "die Siedler" bedeuten würde, auch das passt nicht, wenn es ein Eigenname wäre. Wenn wir jedoch das germanische *Hamawiz einfach nur getrennt als "hama-wiz" deuten, haben wir zwar wiederum den Bezug zu einer Gestalt, die jedoch mit *wiz ergänzt, sie weiß beschreibt. Das germanische *ham ist laut Wörterbuch mit dem indogermanischen *k̑em- verbunden, was außer Hülle oder Gestalt noch mit Himmel verbunden ist. Ein "weißer Himmel" wiederum beschreibt einen Schöpfungsort auf der Erde, aus dem zweifellos die Ahnen der Chamaven stammen.
Wird mit *Hamawiz der Schöpfungsort der Chamaven beschrieben, können wir auch *haima für Welt und Bewohner hinzuziehen. Und um jetzt wieder auf die überlieferten Kamauoi zurückzukommen, was zweifellos wegen Ptolemäus zu den ältesten Namensformen gehört, wurde der Name der Chamaven dem entsprechend zuerst von den Kama-Kriegerkasten Heimdalls abgeleitet. Im Indogermanischen steht *kam außer für etwas Gewölbtes noch für Kämpfer, womit die Ahnen der Chamaven der Kama-Kriegerkaste angehörten, die einem gewölbten Schöpfungsort entstammten.
Die Sitze der Chamaven wurden sogar im Harz am Berg „Melibocus“ vermutet. Obwohl die Rhein-Chamaven und Harz-Chamaven zusammen auf Karten erscheinen, ist es wohl zu spekulativ zu denken, dass beide Stämme einem gemeinsamen Verband entstammen. Eher muss davon ausgegangen werden, dass die Harz-Chamaven über die Weser zum Harz vordrangen. Die rheinischen Chamaven gingen hingegen in den Franken auf, ein anderer Gau der Chamaven entstand durch römische Umsiedlungspolitik südlich der Vogesen.
Nach heutiger Ansicht sind wenigsten die niederrheinischen Chamaven im Stammesbund der Franken aufgegangen, während ähnliches bei den Weser-Chamaven westlich des Harz nicht bekannt ist. Die Chamaven am Niederrhein gelten bisher als ältesten bekannten Bewohner des nachher von den Tubanten, dann von den Usipetern besetzten Uferstriches zwischen Lippe und Drususcanal. Von den Usipetern waren Tubanten und Chamaven die Yssel hinab gedrängt worden. Später ca. 70 v.Chr. erscheinen die Usipeter im Süden und belagern mit Chatten und Mattiaken Mainz.
Wenn die Weser-Chamaven zu den Hermiones gehörten, dann gehörten sie definitiv nicht zu den wanischen Völkern
Gegen Ende des 1. Jahrhunderts wohnen die Chamaven wieder am Rhein. An dieser Stelle wurde bisher gern diskutiert, dass sie vorher an der oberen Weser Wohnsitze gehabt hätten. Wegen der Entfernung ist das durchaus möglich, doch da immer wieder klar der "Berg Melibocus“ als Heimat benannt wird, ist eher ein anderer Verband an der Weser gemeint. Doch was ist überhaupt mit dem Berg "Melibocus" gemeint, wenn dieser unter gleichem Namen auch im hessischen Odenwald existiert? Im Odenwald hatte sich der Melibocus zwar als Zweitname für den Malschen eingebürgert, doch er wird sich wegen des Harznamens kaum vom Malschen ableiten, dazu lehnt man heute ab, den Melibocus im Odenwald mit dem nur von Ptolemäus erwähnten Berg zu identifizieren.
Dieser Name, in den griechischen Handschriften Melibokon, in den lateinischen Melibokus geschrieben, will man bisher germanisch mit „Honigbuche“ und in der Fügung Melibokon oros „Honigbuchengebirge“ deuten. Ob wir unter "Honigbuchen" eine besondere Buchenart oder von Wildbienen bevölkerte hohle Buchenstämme oder mit Bienenbeuten ausgestattete Buchen zu verstehen haben, bleibt offen. Und selbst wenn das geklärt wäre, kann man nicht wirklich etwas mit diesen Begriff anfangen, weswegen man Ptolemäus ein Schreibfehler unterstellt. Wegen des Odenwald Berges Melibocus muss aber ein Schreibfehler abgelehnt werden, es gilt einfach den Namen richtig zu deuten.
Obwohl keine "Honigbuchen" existieren, will man bisher wenigstens am zweiten Namensteil für Buche festhalten. Weiter versucht man nun den Melibokon nun als Erzgebirge zu identifizieren und behauptet, dass Cherusker und Chamaven nun auch dort gesiedelt hätten. Weitere Studien über die benannten Gradangaben von Ptolemäus brachten die Forschung wieder zum Harz zurück, womit wir wieder davon ausgehen können, dass Weser-Chamaven existieren.
Der Brocken mit seiner flachen Hügelsilhouette im Winter - Er muss namentlich mit "broke" und "Brackenberg" verglichen und davon hergeleitet werden und kann so germanisch mit Hundsberg übersetzt werden! Der Name weist auf Heimdall, nach dessen Beinamen Irmin sich die Hermionen benannt haben. Nordwestlich vom Brocken begann das Siedlungsgebiet der Weser-Chamaven
Wurde also der "bokon" zum Brocken? Eine der ersten Erwähnungen, die der heutigen Bezeichnung ähnelt, findet sich bereits im Jahr 1176 in der „Sächsischen Weltchronik“ als „broke“. Deutungstechnisch muss er mit dem im Jahr 1490 in einem Brief von Graf Heinrich zu Stolberg erwähnten „Brackenberg“ abgeglichen werden. Ein Ableitung von "bokon" wurde bisher noch nirgends diskutiert, man stochert nur in banalen Deutungen herum, ohne sich festlegen zu können. Wird "broke" hingegen germanisch hergeleitet, kommt auf den Brackenberg bezogen *brakkō in Frage, was später im niederhochdeutschen zu Bracke für Hund wird. Der Brackenberg wäre also mit Hundsberg zu deuten, was wir noch mit der bisherigen Etymologie von Brackenheim abgleichen könnten. Mit dem Hund ist nicht irgendein Hund gemeint, er bezieht sich klar über Anubis auf dessen nordischen Charakter Heimdall, der zugleich unter seinen Beinamen Irmin bei den Herminoen erscheint.
Damit kommen wir wieder auf den Melibocus zurück, von dem sich nicht der Brocken als Hundsberg abgeleitet wurde. Das indogermanische *bʰōg beschreibt jedenfalls eine Schüssel mit Bezug auf Wärme, wobei das indogermanische *bʰō̆gʰ sogar noch Schlamm bedeutet. Wir haben also einen Bezug zu einem Schöpfungsort der Asen. Das vorstehende "meli" steht im Indogermanischen als *melə noch für mahlen (!), was diese Schüssel als Dilmun beschreibt. Mit Melibocus bezeichnete Berge wurden also Berge bezeichnet die einem flachen Hügel ähneln, egal welche Meereshöhe er hat. Einfach nur als Schlammmühle bezeichnet, entspricht sich damit noch der Zaubermühle Sampo aus dem Kalevala oder der Grótti-Mühle der Nordischen Mythologie.
Laut Velleius Paterculus überquerte Tiberius im Jahr 4 v.Chr. den Rhein und griff nacheinander die Chamavi, Chattuari und Bructeri an, was darauf hindeutet, dass die Chamavi westlich der beiden anderen genannten Stämme lebten. Die Bructeri lebten zwischen Ems und Lippe, so siedelten wohl auch die Chamavi westlich der Ems.
Tacitus berichtet in seinen Annalen, dass zur Zeit Neros (anscheinend 58 n.Chr.) die Angrivarier, nachdem sie aus ihren Häusern weiter nördlich vertrieben worden waren, Rom anflehten, ihnen zu erlauben, in einer militärischen Pufferzone am nördlichen Rheinufer zu leben, und erzählten, dass "diese Felder den Chamavi gehörten, dann noch den Tubantes und den Usipii". Diese Felder, die am Rhein zwischen IJssel und Lippe lagen, befanden sich südlich des heutigen Hamaland und westlich der Bructeri. In dieser Passage erklärt er nicht, wohin die Chamavi gezogen waren.
Mitten im Land der Chamaven entstanden: Arnheim. Bisher wird Arnheim germanisch mit "Adlerheimat" gedeutet. Laut Wörterbuch könnte jedoch eher ein "Bote (*arn) Heimdalls" gemeint sein, womit hier noch lange an heidnischen Kulten festgehalten wurde
Tacitus berichtet in seiner Germania, dass die Chamavi und Angrivarii offenbar erst vor kurzem zu seiner Zeit, um 100 n.Chr. in das Land der Bructeri eingezogen seien, nachdem die Bructeri von einem Bündnis benachbarter Völker vertrieben und fast völlig vernichtet worden seien. Die Bructeri lebten bis dahin im Gebiet zwischen Lippe und Ems, südöstlich des heutigen Hamaland, also westlich der Ems. Tacitus berichtet auch, dass nördlich der Chamavi und Angrivarii "die Dulgubini und Chasuarii und andere Stämme lebten, die nicht ebenso berühmt waren". Südlich von ihnen siedelten damals die Tencteri und zwar zwischen Rhein und Chatten. Die restlichen Bructeri tauchen weiterhin in den Aufzeichnungen auf und zogen nach Süden ab, wo später an der Lippe ein Gau nach ihnen benannt wurde.
Wie Tacitus andeutet, wurde das Land der Chamavi nördlich des Niederrheins von der römischen Armee kontrolliert. Es scheint, dass die Chamavi nicht nur Hirten waren: Bauernhöfe wurden ausgegraben und beweisen, dass die nördlich des Rheins lebenden Bauern Mooreisen verarbeiteten, was dort bis ins neunzehnte Jahrhundert entlang der IJssel produziert wurde. Es scheint, dass die Chamavi ihr Wissen von den Römern erworben hatten, die zu ihren größten Kunden gehört haben müssen. Infolgedessen gab es im dritten Jahrhundert n.Chr. ein gewisses Wirtschaftswachstum im östlichen Teil der Niederlande. Das ist sehr bemerkenswert, denn in anderen Teilen der Region war dies eine Zeit des Niedergangs. Das Zeitalter der Prosperität ging zu Ende, als die römische Herrschaft über das Rheinland im frühen fünften Jahrhundert zu Ende ging.
Zwei Inschriften beziehen sich auf einen Matronenkult bei den Chamavi. Bemerkenswert ist, dass beide in der gleichen Gegend in der Nähe von Juliacum, dem heutigen Jülich in Deutschland) gefunden wurden: einer in Altdorf, fünf Kilometer südlich der römischen Stadt, und der andere in Pier, sieben Kilometer südöstlich. Möglicherweise gab es eine Art Siedlung deportierter chamavischer Kriegsgefangener als Sklaven, die weiterhin ihre angestammten Götter verehrten.
Im Land der Chamaven, dem Hamaland, entstand zum Beispiel die bekannte Stadt Arnhem (deutsch Arnheim). Der Name Arnheim leitet sich von Arn oder Aro vom germanischen arnu für Adler und angeblich heem für Heimat ab. Der Name Arneym wird erstmals im Jahr 893 in einem Güterregister der Abtei Prüm erwähnt. Laut Germanischen Wörterbuch ist noch eine andere sinnvollere Deutung möglich. So wird das germanische *arn noch mit Bote übersetzt, der Heimdall zugeordnet wurde. Damit war das frühe Arnheim (Arneym) vor seiner Missionierung ein Verkünderort spätgermanischer Chamaven, wo ein Druide ihre Ahnenkulte zelebrierte. Die benachbarten Altsachsen haben Heimdall noch als Irmin mit der Irminsul geehrt.
Früher, um 814, wurde schon ein Meginhardeswich schriftlich erwähnt; das ist der aktuelle Stadtteil Meijnerswijk in Arnhem-Zuid.
Ein anonymer Autor erwähnt chamavische und friesische Eindringlinge, die nach einem Sieg von Constantius I. Chlorus im Sommer 293 im Gebiet zwischen der Osterschelde und der Rheinmündung als Bauern umgesiedelt wurden. Dies ist ein Beweis dafür, dass die Chamavi noch am Niederrhein lebten und nicht in den Osten abgewandert waren.
Doetinchem im Hamaland - Die erste Erwähnung des Namens Doetinchem findet sich in einer Urkunde aus dem Jahr 838, in der eine "villa Duetinghem", eine Siedlung mit einer kleinen Kirche, erwähnt wird. Im Jahr 887 wird es als "Deutinkem" erwähnt, eine Festung mit einer Kirche, die dem damaligen Bischof von Utrecht geschenkt worden war. Die Schreibweise hat sich im Laufe der Jahrhunderte verändert, wobei "Duttichem", "Duichingen" und "Deutekom" nur einige Beispiele sind. Für die Namensdeutung ist jedoch nur "villa Duetinghem" relevant. Und dieser hat es in sich: Es werden gleich drei Gottheiten benannt: Deut = Tuisto, Ing = Ingwio, hem = Heimdall. Von allen drei benannten Gottheiten erwarteten die Namensgeber Schutz und Gedeihen ihrer Siedlung.
Das passt noch zu der Erwähnung von Ammianus Marcellinus, dass die Chamavi zusammen mit den salischen Franken entlang der Maas vordringen konnten, um in Toxandria einzufallen. Beide Stämme wurden vom Heer des späteren Kaisers Julian des Abtrünnigen besiegt, der den Chamavi befahl, in ihre Heimat zurückzukehren und ihre Ernte in römische Kastelle an den Ufern der Maas zu bringen. Dies ist nur möglich, wenn die Chamavi zu diesem Zeitpunkt im Hamaland lebten. Zosimus fügt hinzu, dass Julian Franken, Chamavi und Männer von der Insel der Batavi für sein Heer rekrutierte.
Eunapius teilt uns mit, dass bei dieser Gelegenheit der Anführer der Chamavi ein König namens Nebisgast war. Der griechische Geschichtsschreiber erwähnt auch eine Diskussion zwischen den römischen und kamavischen Befehlshabern, die am Ufer eines Flusses stattfand, der nur der breite Rhein sein kann. Hier konnte Julian auf einem Schiff stehen und außerhalb der Reichweite feindlicher Geschosse bleiben.
Mehrere andere Quellen aus dem 4. Jahrhundert erwähnen die Chamavi zusammen mit den Franken, aber unabhängig von ihnen. Einer von ihnen ist Ausonius, der in einem Atemzug die Chamavi, Franken und Germanen erwähnt. Der Herausgeber der Peutinger-Karte erwähnt auch Chamavi qui et Franci. Sulpicius Alexander beschreibt, wie der römische Feldherr Arbogast Anfang der 390er Jahre erfolgreich zwei fränkische Könige, Sunno und Marcomer, angriff, die im Land der Bructeri und Chamavi an den Ufern des Rheins herrschten. Nach dem Vormarsch von Arbogast müssen wir wieder zu dem Schluss kommen, dass am Ende des vierten Jahrhunderts noch immer die Chamavi im Hamaland lebten. Im fünften Jahrhundert müssen sie in die fränkische Föderation integriert worden sein.
Ein letzter, faszinierender Hinweis auf die Chamavi findet sich in der Notitia Dignitatum, die eine elfte Kohorte von Chamavi aufzeichnet, die an einem Ort namens Peamus unter dem Dux der Thebais diente, genau wie ein Fürst Ala der Franken. Wir können vielleicht spekulieren, dass diese chamavische Einheit dem römischen Heer von Julian hinzugefügt wurde, der sie mitnahm, als er nach Osten zog. Einer seiner Nachfolger könnte diese Einheit nach Ägypten verlegt haben, wo einheimische Rekruten die ursprünglichen Soldaten ersetzt haben. Alternativ könnten diese beiden Einheiten während der Herrschaft von Probus nach Ägypten verlegt worden sein.
Ahnenhalle
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19.10.2023 17:38 (zuletzt bearbeitet: 20.10.2023 16:22)
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