Die Teutonen und Ambronen

Der römische Autor Plinius berichtete als erster, dass die Teutonen an der Westküste Jütlands lebten, wahrscheinlich südlich der Kimbern, und dort vom Handel mit Bernstein profitierten. Neben wenigen Abweichungen siedelte Claudius Ptolemäus den Stamm zwischen Elbe und Oder an, was auch andere antike Quellen bestätigen. Nach den antiken Schriftstellern zwang eine verheerende Sturmflut die Teutonen schließlich zum Verlassen ihres Siedlungsraumes. Dies lässt darauf schließen, dass die Autoren die Ambronen im späteren Nordfriesland als Teil der Teutonen betrachteten. Die Teutonen dürften damit südlich der Wiedau und nördlich der Eider, einschließlich der Halbinsel Angeln gewohnt haben. Der aus griechischen und römischen Quellen überlieferte Name teutones oder teutoni lässt jeoch keine eindeutige Herkunft erkennen. Da es auch eine große Menge ähnlicher Wörter gab, lässt sich keine sachliche Verbindung zu bestimmten Örtlichkeiten ziehen. So gilt heute am wahrscheinlichsten, dass der Stamm von den Römern nach dem bedeutendsten Heerführer (d. h. einem Gegner der Römer) wie König Teutobod benannt wurde. Für die bezeichneten Teutonen bedeutet das aber auch, dass sie sich selbst, wohl nie so genannt haben.


Aufbruch nach Süden - Verbände der Ambronen und Kimbern verlassen ihre Heimat auf Jütland
Screenshot ZDF, Peter Arens: "Sturm über Europa"

Als einziger wirklich belegter Volksname gilt deshalb nur jener der Ambronen, denn sie auf dem Schlachtfeld den Römern entgegenbrüllten, während ähnliches von den Teutonen unbekannt ist. Eine befriedigende Erklärung für die Herkunft des Begriffes „ambrones“ gibt es bisher nicht. Zur Zeit wird eine Herleitung vom indogermanischen „Ambr-“ diskutiert, was mit „Wasser“ oder „Regen“ übersetzt, einen unsicheren Bezug zu ihrem Siedlungsgebiet am Meer oder einen Fluss darstellen könnte. Die angelsächsische Widsith-Dichtung nennt allerdings auch einen Stamm der ymbre, deren Name sich vom angelsächsischen Wort für „Kind“ „umbor“ ableiten soll. Eine solche Deutung beschreibt jedoch einen solchen Stamm nur als Nachkommen eines anderen Stamms.

Etwas weiter bringt uns auch die Vermutung, dass die Ambrones bereits mit den Italerzügen die Alpen überwunden haben könnten und sich auf der Apenninenhalbinsel als Umbrer niedergelassen haben. Plutarch nannte sie im Zusammenhang mit den Ligurern und Rufius Festus benutzte den Begriff als Synonym für „Gesindel“, womit sie überwiegend niederen Kasten entstammen würden. Über weitere ähnliche Orts- und Flussnamen im heutigen deutschen Sprachraum bieten sich noch weitere Herkunftsorte an. So könnte das Siedlungsgebiet sowohl in Bayern an der Amper als auch an der Nordseeküste gelegen haben, wo der Name der Insel Amrum (damals Ambrum) auf eine mögliche Verbindung hindeutet. Nach Claudius Ptolemäus kommt aber auch ein Siedlungsraum an der oberen Weichsel in Frage, der dort einen Stamm namens Ombrones verortete und der sich als Ambronen-Verband während des Kimbernzuges hier neu angesiedelt hätte.


Der Thingplatz in Gulde auf der Halbinsel Angeln - An diesem Ort werden sich schon die Vorfahren der Angeln versammelt haben, die bis heute eher fälschlich als Teutonen gedeutet werden.
Bild Matthias Süßen, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-4.0

Bezugnehmend auf die Bezeichnung des Rufius Festus für "Gesindel" bietet sich jedoch noch eine weitere Deutung an, die sich wohl am besten mit der vorrömischen Zeit verknüpfen lässt. Über das indogermanische "ambʰi" gedeutet, sind auch Deutungen für "Gefolgsleute" oder "Diener" möglich, was auf die Ambronen auf Jütland bezogen, sie als Nachfahren einer Dienerkaste darstellen könnte. Der legendäre Teutobod könnte also einer Kriegerkaste angehört haben, die erstens wie die Kimbern, die gleiche Sprache sprach und davon ableitend mit den Kimbern mindestens verwandt war. Und wenn schon eine Herkunft von der Halbinsel Angeln vermutet wird, dann wird es sich bei diesem Stamm auch mindestens um die Vorfahren der Angeln handeln, die zuerst als "Anglii" überliefert sind. Dieser Name kann im Indogermanischen über "angᵘ̯ʰi" für Schlange gedeutet werden. Nicht irgendeine Schlange, sondern nur eine, wie die Midgardschlange, womit die Vorfahren der "Anglii" noch einem Asen-Clan entstammen werden.

Von Sturmfluten bedroht wurde also eine Schicksalsgemeinschaft gebildet, die zunächst nur das Ziel hatte für immer die Küstenländer zu verlassen. Dass sie womöglich nach Süden führende Bernsteinhandelswege nutzten ist anzunehmen, denn über diese haben sich auch von Ländern erfahren, in denen ein weit milderes Klima herrschte.


Quelle: Wikipedia
http://www.koeblergerhard.de/idg/idg_e.html

Die Kimbern auf Jütland


Das Himmerland, Urheimat der Kimbern

Unter den Kimbern (lateinisch Cimbri) wird heute ein Stamm aus dem ausgehenden 2. Jahrhundert v.Chr. verstanden, der im nördlichen Jütland seine angestammten Sitze unterhielt. Etwas weiter präzisiert von Claus Christoffersen Lyschander, soll es sich dabei um das Himmerland am Kattegat handeln, dessen Küstengebiete nach Stiehlers "Diener und Krieger" zur Asenzeit zuerst von einem Kata-Clan besiedelt wurden. Ob sich das Himmerland tatsächlich namentlich mit den Kimbern verknüpfen lässt, wurde seit Lyschander nirgends mehr eingehend untersucht, es fehlen jedoch auch entsprechende Quellen für eine solche Überprüfung. Was jedoch namentlich beim Stammesnamen auffällt ist ein auffälliger Bezug zu den Ki der Asenzeit, weswegen auch dieser Stamm von einem Asen-Clan abstammen wird. Der Name selbst, wird sich zuerst aus him und bri zusammensetzen, wobei "bri" im Germanischen mit kochen übersetzt wird. Der Name "him" weist nicht nur über himel auf dem Himmel, es ist auch über das germanische hemina und hemila verknüpft, die auch für ein Himmelsgewölbe, einen Traghimmel (!), einen Stein und einen Thronhimmel stehen. Das "hemina" für Stein stammt hingegen vom indogermanischen "k̑emel", was auch die Verschiebung zu kim erklären könnte. Ein Himmelsstein mit einer kochenden Funktion würde jedoch nichts anderes, als ein Dilmun-System im Kattegat beschreiben, aus dem auch die Ahnen der Kimbern entstammen. Der Stammesname der Kimbern entstammt also ihrem eigenen Ahnenkult aus der Asenzeit. Dazu kommt noch, dass sie bei ihrem Zug nach Süden einen metallenen Stier mitführten, der sicher einen Himmelsstier symbolisierte.


Die Kimbern kämpften in der Regel mit nacktem Oberkörper

Sturmfluten und Klimaverschlechterungen haben die späteren Kimbern schließlich veranlasst ihre Heimat zu verlassen, ein menschenleeres Land werden sie jedoch nicht zurückgelassen haben. Gleiches gilt auch für die Ambronen-Verbände im südlichen Jütland, wo sich aus denn Zurückgebliebenen auf der Halbinsel Angeln der gleichnamige Stamm formierte. Die heutige Forschung geht von ca. 150000 Menschen aus, die aus Jütland auszogen und dabei der Elbe und später der Oder folgend, den Weg durch Böhmen suchten, wo ihnen jedoch die Bojer entgegengetreten sein sollen. Wo das geschah ist nicht endgültig geklärt, die am einfachsten zu verteidigende Stelle ist jedoch der Elbedurchbruch bei Bad Schandau und weitere Stellen bis nach Herrnskretschen hinunter. Von wehrhaften Bojern hier abgewehrt, musste man nach Osten ausweichen und zog der Oder entlang bis zur Mährischen Pforte, wo man wohl etwas länger verhielt. Ernst Schwarz stellte hingegen die Theorie auf, dass die Bojer in der Gegend von Breslau gekämpft hätten, doch das war jenseits der schlecht passierbaren Sudeten, die damals kaum von einem Bojerheer durchquert werden konnten. Der östliche Teil dieser Gegend reichte bis zu den Weichselquellen, wo Claudius Ptolemäus auch seine Ombrones verortete, die im Nachhinein betrachtet auch von einen zurückgebliebenen Ambronen-Verband erzählen könnten.

Über die Bernsteinstraße durch die Gegend bei Brünn ziehend, traf man am Ende auf das breite Flussband der Ister (Donau), die man zunächst nicht überwinden konnte. Erneut nahm man die Wanderung auf und zog der Ister bis zur Saweeinmündung hinab, wo man nach den Recherchen des Posidonius auf die Skordisker traf.


Bild: Screenshot http://video.visitdenmark.com/video/2592410/himmerland
Quelle: https://redice.tv/news/the-consequence-of-cowardice

Der Marsch von den Skordiskern in die Schlacht von Noreia

An der Sawemündung eintreffend, befanden sich die ankommenden Nordlandleute um 117 v. Chr. im Lande der Skordisker, wo sie sich Hoffnung auf Siedlungsland machten. Nach E. Schwarz sollen sie in Wagenburgen und befestigten Lagern gewohnt haben und ca. Jahre dort verweilt haben. Dass den antiken Schriftstellern diese Zusammenhänge unbekannt waren, ist nicht verwunderlich, spielten sich doch diese Vorgänge in einem den Römern und Griechen damals völlig unbekannten Teil Pannoniens ab. Was sie als einen vereinzelten Vorstoß nordischer Stämme ansahen, war in Wirklichkeit der Beginn einer großen Wanderbewegung, in der die Land suchenden Verbände vom Kattegat, bis an das Mittelmeer vorstießen.

Die Skordisker saßen schon seit mindestens 300 v. Chr. an der unteren Sawe und der Morava in Serbien, wo sie den ankommenden Kimbern auch Aufenthalt in ihrem Lande gewährt haben. Dass es sich bei den Skordiskern weder um "Kelten" noch um "Illyrer" handelte, kann bereits ihrem Namen entnommen werden, der auf "disci" endend auf einen Diskus weist und vom indogermanischen "skorā" ableitend ihn nur als Teil von etwas Größeren (Abschnitt) beschreibt. Damit beschreibt er den ursprünglichen Schöpfungsort ihrer Ahnen, der einst auf ihr Siedlungsgebiet an der Saweeinmündung zur Ister (Donau) gelegen, vor ihrer Mündung als "Sakar" im Schwarzen Meer stand. Die Skordisker scheinen also alles in allem von einer früheren Kar-Kriegerkaste aus der Asenzeit abzustammen, die anderswo in Europa auch als "skara" (=Schar der Kar) ihre Spuren hinterließ.


Krieger der Skordisker

Angesichts der ankommenden Menschenmassen blieb den Skordiskern wohl auch nichts anderes übrig, als die Kimbern gewähren zu lassen, sie wurden jedenfalls auch selbst merklich unter Druck gesetzt und mussten um 114 v. Chr. einen römischen Feldzug von Westen her abwehren. War das also nur Zufall und wussten die Römer bereits mehr über die Kimbern, dass sie noch zur Zeit ihres Sawe-Aufenthalts ausgerechnet gegn die Skordisker einen Feldzug unternahmen. Und wenn ja, haben den Skordiskern auch kimbrische Verbände bei der erfolgreichen Abwehr geholfen? In der Nähe der Draumündung erwähnen spätere Schriftsteller einen Ort namens Teutoburgium für „Volksburg", was offenbar die Bezeichnung eines der kimbrischen befestigten Lager gewesen sein könnte. Bereits im gleichen Jahr, also 114 v. Chr. brachen die Kimbrier mit ihren Verbündeten Richten Westen auf, wo sie der Drau hochziehend, sich 113 v.Chr. dem Siedlungsgebiet der Taurisker näherten. Und genau hier bekamen sie auch offizielle Fühlung mit den Römern, die bereits zu dieser Zeit in den Südostalpen die dominante militärische Macht waren. Die Taurisker (Taurisci) - nein auch sie sind keine "Kelten" gewesen - werden namentlich bisher über taur für Berg hergeleitet. Im Indogermanischen lässt sich ihr Name jedoch über "tauros" für Stier deuten, der mythisch eingeordnet, für einen Himmelsstier stand, aus dem die Ahnen der Taurisker stammen.


eine römische Legion im Waldkampf - Noreia in den Alpen ist noch heute von Wäldern umngeben.


Noreia im heutigen Kärnten

Der von den Kimbern wohl informierte Konsul G. P. Carbo forderte ihre heranmarschierenden Kolonnen zum Verlassen des Landes auf. Sie willigten ein und versprachen, friedlich weiterzuziehen, doch die Römer lockten sie in eine Falle: Carbo gab ihnen Führer mit, die ihnen angeblich behilflich sein sollten, geeignetes Siedlungsland zu finden. Von Carbo hatten die Führer jedoch die Anweisung, einen längeren Umweg zu machen, damit er sie aus dem Hinterhalt angreifen konnte. Während die Kimbern in der Nähe von Noreia rasteten, griffen zwei römische Legionen mit einer Stärke von 12.000 Mann an. Der Kampf muss daher am Nachmittage begonnen haben. Die Vorgänge vor der Schlacht lassen sich zudem aus dem Bericht Appians mühelos rekonstruieren. Die kimbrischen Gesandten trafen den Konsul am wahrscheinlichsten am nördlichen Krappfeld in der Gegend zwischen Kappel und Silberegg. Norische Führer geleiteten die Gesandtschaft auf dem heute noch viel benützten längeren Weg von Silberegg über Zeltschach und den Sattelbogen in die Gegend von Noreia. Das römische Heer bewegte sich indessen auf der uralten Straße über Guttaring und Hüttenberg durch den Steirergraben (6 Stunden Wegs), wo es die Kimbern unter Bruch des Völkerrechts auf dem Hörfeld angriff.

Das Schlachtfeld auf dem nördlichen Hörfelde ist 600 bis 800 m breit und bietet Raum genug zur Entwicklung der Schlachtlinie. Nach der Manipulartreffentaktik der damaligen Zeit, wie sie Polybius schildert, brauchte eine Legion mit dem Normalstand von 4200 Mann Infanterie und 300 Reitern für die Aufstellung der Schlachtordnung eine Frontbreite von durchschnittlich 180 m (1. Stadion 185 m) und eine Tiefe von 100 m; an den Flanken nahm die Kavallerie Aufstellung. Diese normale Schlachtordnung wurde wahrscheinlich von den Römern auch aufgestellt, doch haben die über den Verrat erbitterten Germanen sicherlich die Kampffront durchbrochen, durch wilden Anstrum die Treffen in Unordnung gebracht und einfach überrannt. Für die Durchführung der römischen Gefechtsweise blieb keine Betätigungsmöglichkeit mehr übrig. Das sie nicht völlig vernichtet wurden, verdanken sie dem Aberglauben der Kimbern. Ein Gewitter setzte ein, und die nordischen Krieger brachen aus Furcht vor ihrem Gott Donar die Schlacht ab, man glaubte der Himmel könnte einstürzen. So konnte wenigstens noch ein kleiner Teil der Legionen in die Wälder flüchten. Carbo wurde nicht nur als ein Verlierer der Geschichte dargestellt, sondern auch wegen seinem ungebührenden Verhalten gegenüber den friedlich gesinnten Kimbern. Zwei römische Legionen, mit 12.000 Soldaten wurden unter seiner Verantwortung aufgerieben, weswegen sich Konsul G. P. Carbo das Leben nahm.



Quelle: E. Schwarz, Germanische Stammeskunde
Wikipedia, www.pinterest.de/
https://gabaniki.fandom.com/wiki/1008th_Legion

Die Kimbern in Gallien- Verbündete Tiguriner schlagen die Römer bei Agen

Nach dem Sieg bei Noreia gestatten auch die Helvetier den Kimbern den Durchzug durch ihr Land. Sie selbst hatten ursprünglich das südwestliche Deutschland bewohnt, haben aber um 110 v. Chr. schon den größten Teil des Landes nördlich des Rheins aufgegeben, was schon längere Zeit vor dem Kimbernzug geschah. Ihr angestammtes Gebiet räumten die Helvetier in mehreren Etappen während des 3. und 2. Jahrhunderts v. Chr. Ihr Zentrum lag zu Caesars Zeit in der Schweiz.


Die Kartenhintergrund ist überholt, es gab weder Kelten noch Germanen, sondern alteuropäische Stämme, die alle die gleiche Sprache sprachen!

Wo die Kimbern den Rhein überschritten haben, ist ein Streitpunkt der Forschung. Seit der Niederlage der Römer wagten es die alpinen Stämme nicht, den Kimbern Widerstand zu leisten. Auch die Sequaner gestatteten ihnen den Durchzug. Die Kimbern und ihre Verbündeten konnten sich in dem von den Helvetiern mehr oder minder geräumten Gebiete eine Zeitlang festsetzen; darauf deuten die Spuren einer Niederlassung am Neckar, auf die noch zurückgekommen wird.

Die helvetischen Gaue der Tiguriner und Toygener schlossen sich bereits 111 v.Chr. den Kimbern an, ein Zeichen, dass der Wunsch der Helvetier nach neuen Sitzen, dem sie zu Caesars Zeit nachzugeben suchten, schon damals bestanden hat. Sprachbarrieren zwischen Helvetiern und den von der Nordsee stammenden Kimbern hat es auch nicht gegeben, noch gab es keine Institution, wie christliche Kirchen, die in Alteuropa für Sprachgrenzen sorgten.

Im Jahre 109 v.Chr. erschienen die Kimbern im südlichen Gallien und verlangten durch Gesandte vom römischen Senat Wohnsitze und Ackerland, wofür sie Waffenhilfe anboten. Der Senat lehnte ihren Antrag ab, worauf der Kommandant von Gallia Narbonensis Konsul Marcus Junius Silanus die Kimbern mit einem Heer angriff, aber an einem heute unbestimmbaren Ort in Gallia Transalpina besiegt wurde. Man sieht, dass sie nach dauernder Niederlassung strebten und bereit waren, dafür Kriegsdienste zu leisten. Der Senat lehnte den Vorschlag ab, wohl weil ihm das Zusammenleben der nordischen mit den unruhigen gallischen Stämmen zu gefährlich schien.

Die Kimbern und ihre Bundesgenossen hielten sich in Gallien auf, vielleicht leisteten sie den einheimischen Stämmen Waffenhilfe wie später bei Ariovist oder hofften sie, dadurch sich festsetzen zu können. Strabo spricht von einem Bündnis der Kimbern mit den Sequanern. So kam es auch 107 v.Chr. zu einem Schlagabtausch, wo die mit den Kimbern verbündeten Tigurini ein römisches Heer unter dem Konsul Gaius Cassius Longinus besiegen konnten, der in der Schlacht von Burdigala (heute Bordeaux) zusammen mit 10000 Legionären auch sein Leben verlor. Die Schlacht bahnte sich an, als ein Teilheer, aus Angehörige aller verbündeten Stämme Richtung südwestliches Gallien zog, das vom tigurinischen Stammesherzog Divico angeführt wurde. Er befahl durch das Stammesgebiet des Nitiobrogen zu ziehen, entlang der Garonne in Richtung der Stadt Tolosa, wo er sich reiche Beute versprach. Die Römer sandten dem Feind zum Schutz ihrer Provinz ein Heer entgegen, das vom Feldherrn und Konsul Lucius Cassius Longinus und dessen Legaten, dem Konsular Lucius Calpurnius Piso Caesoninus, angeführt wurde. Das römische Heer marschierte damit dem feindlichen Heerzug im Sommer 107 v.Chr. entlang der Garonne entgegen. Doch nahe einem Oppidum des heutigen Agen am Ufer der Garonne gerieten sie in einen Hinterhalt Divicos.

Das Tal der Garonne war bei Agen von bewaldeten Hügeln umgeben, in denen Divico seine Kämpfer – von den Römern unbemerkt – für einen Hinterhalt in Stellung bringen konnte. Er teilte seine Truppen in drei Treffen ein. Seine Tiguriner formierten sich im Zentrum, die restlichen Kämpfer bildeten die Flügel und hielten sich im Unterholz versteckt. Die Tiguriner eröffneten den Angriff auf die am rechten Ufer der Garonne marschierenden Römer. Es gelang ihnen, die Römer dazu zu verleiten ihnen in den Wald zu folgen. Dort im Kampf mit den Tigurinern gebunden, fielen die in beiden Flanken versteckten Flügel über die römischen Truppenverbände her, die sich nun von drei Seiten mit Feinden umgeben sahen, während sie mit der Garonne im Rücken kaum Platz zum Ausweichen hatten. Bald brach Panik unter den Römern aus und viele wandten sich zur Flucht. Lucius Cassius Longinus, Lucius Piso und ein Großteil der römischen Soldaten wurden getötet, dem Rest von ihnen gelang die Flucht in ihr befestigtes Lager, wo sie sich unter dem Kommando von Gaius Popillius verschanzten. Gaius Popillius kapitulierte schließlich unter demütigenden Bedingungen. Er und seine Männer erhielten freien Abzug, mussten aber die Hälfte ihrer mitgeführten Habe zurücklassen, Geiseln stellen, sowie unter dem Spott der Sieger ohne Waffen und Rüstungen durch das Joch schreiten.


Die römische Schande von Agen, im Hintergrund wurde jedoch fälschlich der Genfer See und die Alpen dargestellt

Die erhebliche Schwächung der römischen Truppenpräsenz in der Region hatte zur Folge, dass die Nitiobrogen der zur römischen Provinz gehörigen Stadt Tolosa, gegen die Römer rebellierte und ihre römische Garnison in Ketten legte. Immerhin stießen Divico sowie die anderen Teilheere der Kimbern und Teutonen nach dem Sieg bei Agen zunächst in andere keltische Gebiete vor, statt die römische Provinz Gallia ulterior heimzusuchen. Dadurch hatte der römische Konsul Quintus Servilius Caepio Gelegenheit, Tolosa durch Verrat zurückzuerobern, bevor er im Oktober 105 v. Chr. den Kimbern und Teutonen in der Schlacht bei Arausio unterlag. Später, im Gallischen Krieg 58 v. Chr., war die Demütigung durch die Niederlage bei Agen bei den Römern und bei Gaius Iulius Caesar noch in so starker Erinnerung, dass er es als Freudenbotschaft dem Senat mitteilte, als er die Tiguriner an der Saône schlug und seinen Sieg als Rache für die Schmach von Agen deklarierte. Der bei Agen gefallene Lucius Piso war der Großvater von Caesars gleichnamigem Schwiegervater.

Quellen: E. Schwarz, Germanische Stammeskunde
Wikipedia

Die Schlacht bei Arausio

Während die Römer bei Agen geschlagen wurden, zog in dieser Zeit die Hauptmasse der Kimbern Richtung Rhoneunterlauf und kamen so auch erneut dem den römischen Reichsgebiet näher. Es drohte also, wie bei Noreia erneut der Einfall nach Oberitalien. Über Verbündete und Späher war Rom recht gut über die sich erneut nähernden Kimbern im Bilde und man konnte sich noch einmal den Luxus erlauben, gleich zwei römische Heere den Kimbern entgegen zu schicken. Die Kimbern und ihre verbündeten Ambronenscharen wurden zu dieser Zeit noch immer von König Boiorix geführt, dem sie bereits seit ihrem Aufbruch an der Nordsee unterstanden. Und hier vor Arausio, sollte er nach Noreia seinen größten Erfolg als Kimbernführer feiern. Wegen seines Namens Boiorix existieren jedoch auch Vermutungen, wonach dieser König einer Gruppe von Boiern angehört haben soll, die sich den Kimbern angeschlossen haben soll. Das passt jedoch nicht wirklich zusammen, vielmehr wird es sich um einen Kampfname des Kimbernführers handeln, der sein Volk trotz Rückschläge durch das östliche Boiergebiet nach Panonnien. Zudem sollen sich die Boier nach Caesar mit ca. 32000 den Helvetiern bei der Auswanderung angeschlossen haben, was auch auf kimberischen Druck geschehen sein konnte.

Als die wandernden Völker unter der Führung von König Boiorix vom Rhônetal abwärts bis nach Arausio zogen, kam schließlich der Augenblick, wo sie von den zwei Legionärsheeren des Prokonsul Quintus Servilius Caepio und Konsul Cn. Mallius Maximus gestellt wurden. Die beiden sind mit ihren Heeren in der Absicht gekommen, die römische Provinz Gallia ulterior vor einer Barbareninvasion zu schützen und so auch einem feindlichen Einfall nach Italien vorzubeugen.


Die vernichtende Niederlage der Römer bei Arausio

In der darauffolgenden Schlacht bahnte sich gleich zu Beginn eine vernichtende Niederlage der römischen Streitkräfte an. Maximus forderte vor der sich anbahnenden Schlacht Caepio auf, vom Westufer auf das Ostufer überzuwechseln, um mit einem vereinten Heer den Barbaren entgegenzutreten. Caepio verweigerte sich den ranghöheren Maximum und ließ ihn arrogant ausrichten: "Ich beschütze mein Gebiet, beschütze du das deinige..." Erst nach langem Zögern und auf Drängen seiner Unterführer, folgte er aber doch noch diesem Befehl und setzte mit seinem Heer ostwärts über. Dort angekommen baute sich Caepio vor Maximum auf und warf ihm Feigheit vor und weigerte sich das befestigte Lager mit dem Heer des Maximum zu teilen. Auch einem gemeinsam ausgearbeiteten Operationsplan verweigerte er sich. Und das, obwohl man sogar ein gut funktioniertes Spionagenetz im barabrischen Lager hatte, durchweg als romanisierte Gallier getarnt.

Am 6. Oktober 105 v.Chr. war es dann auch der nach Lorbeer gierende Caepio, der seine Legionäre im Morgengrauen überhastet angreifen ließ und gleich darauf in Schwierigkeiten geriet. Der erste Kontakt fand zwischen beiden Heeren durch einem kleineren römischen Verband unter dem Legaten Marcus Aurelius Scaurus statt, der auf eine kimbrische Vorhut traf. Die römischen Legionäre wurden vollständig geschlagen und der befehlende Legat wurde gefangengenommen und vor König Boiorix gebracht. Scaurus ließ sich von seiner Gefangennahme nicht demütigen und riet Boiorix, umzukehren, bevor sein Volk von den römischen Truppen vernichtet wurde. Der König der Kimbern war empört über diese Unverschämtheit und ließ Scaurus hinrichten.

Das Heer vom Maximus raffte sich erst gegen Mittag auf, um Caepios schwer ringendes Heer zu entlasten. Nur dazu war es bereits zu spät. Sein Heer wurde jetzt ebenfalls von allen Seiten von kimbrischen Sturmhaufen berannt, bis Schlachtordnung sich auflöste und im Kampf Mann gegen Mann fast jeder Legionär getötet wurde. Nach Angaben des Valerius Antias wurden etwa 80.000 Legionäre und 40.000 Trossknechte und Marketender erschlagen. Nur 10 Legionäre, die von der Niederlage berichteten, sollen das Gemetzel auf römischer Seite überlebt haben. Auch Prokonsul Caepio überlebte, wurde aber als Verantwortlicher der verlorenen Schlacht in den Kerker geworfen, wo er auch starb. Allerdings ist der Berichterstatter Valerius Antias für seine Übertreibungen bekannt; die übliche Schlachtaufstellung der römischen Einheiten lassen seine Zahlen jedenfalls zweifelhaft erscheinen. Nach Mommsen kamen nur halb so viele Römer um.

Gleichwohl war es eine vernichtende Niederlage der römischen Streitkräfte, die mittelbar zur Heeresreform durch Marius (104 v. Chr.) führte, die die Kampfkraft der römischen Streitkräfte stark erhöhte. Die Kimbern opferten die Beute dem Fluss, verzichteten also auf die sonst hochbegehrten Kleider und Waffen der Römer. Die Gefangenen wurden an den Bäumen aufgehängt, was ihrem Kult als Wodansopfer bekannt ist. Daraus folgt, dass der Wodanskult bei ihnen bekannt und die Opferung der Beute und der Gefangenen eine kultische Handlung war.

Angaben über die Verluste auf Seiten der Kimbern und Teutonen gibt es nicht, sie hatte jedoch sicher Auswirkungen auf ihrem Entscheid, den Einfall nach Oberitalien aufzugeben. Wider römischen Erwartens und entgegen allen Befürchtungen zogen die Sieger nicht weiter in Richtung Rom, wo bei Ankunft der Vernichtungsnachrichten bereits eine heillose Panik ausbrach! Ohne noch über nennesswerte Truppen zu verfügen, wäre Rom nicht mehr in der Lage gewesen, die Kimbern aufzuhalten, die Weltgeschichte hätte ab hier einen völlig anderen Verlauf genommen!

Stattdessen zogen die Kimbern jetzt westwärts Richtung Iberien ab, die Ambronen unter Teutobod dagegen ins Innere Galliens, wo sie wieder der Suche nach Land und Siedlungsraum nachgingen. Wie sich herausstellte, prallten die Kimbern als nächstes auf dem Stamm der Arverni und zogen nach einem harten Kampf in Richtung der Pyrenäen weiter, anstatt den freien Weg nach Italien zu nehmen.

Quelle: Wikipedia
https://germaniatacitus.wordpress.com/20...ht-bei-arausio/

Die Vernichtung der Ambronen unter Teutobod bei Aquae Sextiae


Das Gerücht von den Kimbern und ihren barbarischen Verbündeten, von der Masse und der Macht dieser anrückenden Kriegsscharen, fand zuerst in Rom kein Glauben. Später zeigte es sich, dass es von der Wirklichkeit noch übertroffen wurde. An streitbaren Mannschaften zogen nach heutiger Ansicht ca. 150 000 Barbaren in einem gewaltigen Tross heran, der sich aus kampfgerüsteten Kriegern und großen Scharen aus Kinder und Weiber zusammensetzte. Sie suchten immer noch Land, das diese ungeheure Menschenmenge zu ernähren sollte und Städte, worin sie sich für ihre Zukunft niederlassen konnten. Wie sie aus früherer Zeit von den Galliern hörten, haben die Römer den schönsten Teil von Italien den Etruskern abgenommen und selbst besetzt.

Von den herannahenden Barbarenstämmen wusste man in Rom weder ihre Abstammung, noch von wo aus sie nun über Gallien und Italien hereinbrachen. Man vermutete sie zu jenen Stämmen, deren Gebiet sich an das nördliche Weltmeer erstreckte. Man schloss dies aus der Größe ihrer Gestalten, der hellblauen Farbe ihrer Augen, wie aus dem Umstande, dass "Kimbern" bei den Germanen der Name für Räuber wäre! Sie waren auch nicht in einem Sturm, oder ohne Unterbrechungen, sondern im Verlauf einer langen kriegerischen Zeit über das Festland gezogen, und das auch nur in den wärmeren Jahreszeiten. Der größere und streitbarste Teil von Ihnen, der an der äußersten Grenze am "äußeren Meere" wohnte, habe ein düsteres, von Urwäldern bewachsenes Land inne gehabt. An Mut und Keckheit unwiderstehlich, im Dreinschlagen, wenn eine Schlacht geliefert wurde, der Heftigkeit und Gewalt des Feuers ähnlich, rückten sie näher und näher heran. Niemand vermochte ihrem Anprall zu widerstehen; alle, zu denen sie kamen, erschienen wie ein totes Beutestück und wurden ausgeplündert. Sogar viele und bedeutende römische Armeen und Feldherren, welche man zum Schutze des jenseits der Alpen gelegenen Galliens aufgestellt hatte, wurden bisher schmählich hinweggefegt.

Und nun waren diese kampferprobten Barbarenhaufen in Anmarsch auf Rom. Sie waren siegreich über alle Gegner, auf welche sie stießen, und im Besitze ungeheurer Schätze, die sie erbeuteten. Sie beschlossen , sich nirgends niederzulassen, bis sie Rom den Erdboden gleichgemacht und Italien völlig verwüstet hätten.Als die Römer dies von allen Seiten hörten, beriefen sie den Marius Gaius zur Feldherrnwürde. Zum zweiten mal wurde er zum Konsul ernannt. Zwar verbot das Gesetz, einen Abwesenden, der nicht eine bestimmte Zwischenzeit hatte verstreichen lassen, wieder zu wählen, aber das römische Volk forderte diesen fähigen Mann.

Als Marius Gaius ins Feld zog, suchte er vor allem seine Armee abzuhärten, indem er sie schon unterwegs durch mancherlei Übungen im Laufen, sowie durch große Märsche tüchtig exerzierte. Auch musste durchaus jeder Legionär seine Bagage selbst tragen und ebenso sein Essen mit eigener Hand zubereiten. Daher kam es, daß man noch später alle fleißigen Leute, welche Befehle still und ruhig ausrichteten, sprichwörtlich "Maulesel des Marius" nannte. Indessen hatte Marius großes Glück, weil der Kimbernzug sich zuerst über Spanien ergoss. Hierdurch bekam er Zeit, dass sich sein vom Marsch ermüdetes Heer erholen konnte, Manöver abhalten konnte und er selbst sein Heer erst einmal besser kennen lernen konnte. Denn sein im Anfang so finster aussehendes Wesen, seine unerbittliche Strenge im Strafen erschien ihnen, sobald sie sich einmal alle Vergehungen abgewöhnt, nicht nur gerecht, sondern auch im höchsten Maße heilsam. Die Heftigkeit seines Zorns, der raue Ton seiner Stimme, der wilde Blick seines Auges war gleichfalls durch die tägliche Gewohnheit gar bald nicht mehr ihnen selbst, sondern nur noch, wie sie glaubten, dem Feinde ein Gegenstand des Schreckens. Am meisten aber gefiel den Soldaten seine Unparteilichkeit als Richter, wovon man viele Beispiele erzählt. Sobald Marius Gaius von der Nähe des Feindes erfuhr, rückte er in aller Schnelligkeit über die Alpen. Er schlug an der Rhone ein verschanztes Lager auf und häufte größere Vorräte an, um nicht durch Hunger zu unnötigen Operationen gezwungen zu sein.

Der Transport dessen, was er für die Armee brauchte, war früher auf dem Seewege lang und kostspielig gewesen; Marius machte ihn leicht und schnell. Die Mündungen der Rhone setzen nämlich an den Stellen, wo das Meer seine Fluten staut, bedeutenden Schlamm und Sand an, der eine feste Masse darstellte und dadurch die Einfahrt für Getreideschiffe mühsam und langsam machte. Marius beorderte sein unbeschäftigtes Heer an diesen Punkt. Er ließ einen großen Kanal graben, leitete einen beträchtlichen Teil des Flusses dahin ab und führte ihn durch eine Krümmung an einen geeigneten Teil der Küste. Dieser Kanal besaß eine tiefe, selbst für große Schiffe fahrbare, ruhige und von keinem Sturme aufgewühlte Mündung ins Meer. Noch heutzutage behauptet er den Namen, den er von seinem Erbauer empfangen hat.

Die Barbaren hatten sich indessen in zwei Hälften getrennt. Die Kimbern übernahmen die Aufgabe, durch Norikum gegen Catalus vorzurücken und hier den Durchmarsch zu erzwingen. Dagegen sollten die Ambronen unter Teutobod durch Ligurien am Meere hin gegen die Legionen des Marius ziehen. Bei den Kimbern gab es nun einen größeren Aufenthalt und Verzug. Die Ambronen dagegen brachen sogleich auf, marschierten durch das zwischenliegende Land und kamen jetzt zum Vorschein - unermeßlich an Anzahl, gräßlich in ihrem Aussehen -, und dabei mit einem Geschrei und Lärm, worin ihnen niemand gleichkam. Sie nahmen einen großen Teil der Ebene in Beschlag, und als das Lager fertig war, forderten sie den Marius zur Schlacht heraus.

Allein er kümmerte sich um all dies nicht, behielt dagegen seine Legionäre hinter einen errichteten Wall beisammen, fuhr jeden scharf an, der den Kecken zu spielen suchte, und wenn einer in der Leidenschaft einen Ausfall oder eine Schlacht wagen wollte, so schalt er ihn geradezu einen Verräter des Römischen Reiches. "Der Ehrgeiz gelte jetzt keineswegs Triumphen und Trophäen, sondern der Zweck bestehe lediglich in der Abwendung des Krieges, dieser großen drohenden Gewitterwolke, - in der Rettung Italiens." Das sagte er den Offizieren der verschiedensten Rangstufen mehr im einzelnen; dagegen stellte er die Legionäre abteilungsweise auf den Wall und hieß sie hinausschauen. Dadurch gewöhnte er sein Heer, sich vor dem Aussehen der Feinde nicht mehr zu fürchten und ihre Stimme auszuhalten, welche durchaus fremdartig und "tierisch" war. Auch lernte man allmählich ihre Bewaffnung und Bewegungen kennen und machte sich durch wiederholten Anblick mit dieser Feindesmacht vertraut.

Bei den Legionären staute sich Wut auf, weil die Barbaren nicht bloß die ganze Umgebung auf das entsetzlichste verheerten und ausplünderten, sondern auch mit großer Unverschämtheit und Frechheit auf das Lager selbst Angriffe starteten. Die Folge war, dass die römischen Soldaten unruhig wurden und Marius Misstrauen und Feigheit vorwarfen. Als dies Marius hörte, suchte er die Soldaten durch die Erklärung zu beruhigen, dass er keineswegs ein Misstrauen in sie setze, sondern nur in folge einiger Weissagungen für den Sieg den rechten Augenblick und den günstigen Ort abwarte.


Aqua Sextiae - Die Römer trafen überwiegend auf größer gewachsene Barbaren mit langen roten Haaren und Bärten

Die Ambronen wagten mit einigen Sturmhaufen einen Angriff auf das Lager. Allein sie stießen auf einen Hagel von Geschossen, die von dem Wall herunterflogen. Nachdem sie also etliche Verluste hatten, beschlossen sie weiter vorzurücken, die Legionen des Marius einfach rechts liegen zulassen. Für den Alpenübergang befürchteten sie nicht das geringste. Sie packten daher zusammen und zogen am römischen Lager vorüber. Jetzt erst zeigte sich ihre ganze, ungeheure Menge an der Länge und Zeitdauer des Vorbeimarsches. Nicht weniger als sechs Tage soll der ununterbrochene Zug an Marius' Schanzen vorüber gedauert haben. Sie kamen dabei so nahe, dass sie die Römer mit hellem Gelächter fragen konnten, ob es nichts an ihre Frauen auszurichten gäbe... Sie würden ja bald bei ihnen sein!

Als Teutobods Ambronen vorüber und vorwärtsgezogen waren, brach Marius gleichfalls auf und folgte ihnen fast auf dem Fuße. Wenn er sich niederließ, so geschah dies immer in unmittelbarer Nähe und hart an ihrer Seite. Doch musste das Legionärslager stets befestigt sein; auch wählte er zu seinem Schutze nur die stärksten Stellungen, um keinen Angriff bei Nacht fürchten zu müssen. So rückten sie denn beide vor, bis sie in die Gegend von Aquä Sextiae (AI) gelangten, wo die Entfernung von den Alpen nur noch unbedeutend war. Deshalb schickte sich nun auch Marius zu einem Kampfe in dieser Gegend an. Er wählte für sein Lager einen Punkt, der zwar fest, aber etwas wasserarm war, weil er beabsichtigte die Soldaten noch mehr anzustacheln. Wenigstens als viele ihre Unzufriedenheit äußerten und von dem drohenden Durste sprachen, zeigte er ihnen mit der Hand auf einen Fluss, der in der Nähe der feindlichen Schanzen vorüberfloss. "Dort," sagte er, "dort könnten sie etwas zum Trinken kaufen, aber - um Blut!"

"Nun denn," riefen sie, "warum führst du uns nicht augenblicklich gegen den Feind, solang das Blut in unsern Adern noch flüssig ist?" Ganz ruhig erwiderte er alsdann: "Vor allen Dingen müssen wir das Lager noch verstärken!" Die Legionäre gehorchten ihm dennoch. Aber die Masse der Dienerschaft, die weder für sich selbst, noch für ihre Zugtiere etwas zu trinken hatte, stieg scharenweise zum Fluss hinab. Sie hatten teilweise Äxte oder Beile, zum Teil auch Schwerter und Lanzen neben ihren Krügen bei sich, um selbst mit kämpfender Hand sich Wasser zu erobern. Diese wurden anfänglich nur von wenigen Feinden angegriffen; denn die meisten der letzteren frühstückten gerade nach dem Bade, andere badeten sich noch...Jene Gegend besitzt nämlich eine Anzahl warmer Quellen, und teilweise wurden die Barbaren eben an solchen Quellen, wo sie sich im wundersam warmen Wasser vergnügten, von diesen Römern überraschend überfallen. Auf das Geschrei lief eine größere Anzahl zusammen, so dass es dem Marius schwer fiel, seine Legionäre noch länger zurückzuhalten, welche um ihre Diener in Sorge gerieten. Auch auf feindlicher Seite griff der tapferste Sturmhaufen der Ambronen, von welchen früher die Römer unter Manlius und Capio eine vollständige Niederlage erlitten hatten, in größter Eile zu den Waffen.

Obwohl sie nun den Magen voll und durch vielen Wein eine ausgelassene, lustige Stimmung hatten, rannten sie keineswegs in ungeordneter oder toller Hast umher. Sie erhoben auch kein verworrenes Kriegsgeschrei, sondern schlugen vielmehr im Takt an ihre Waffen, marschierten insgesamt in gleichem Schritt und riefen tausendfach ihren Eigennamen: "Ambron!" um im voraus die Römer in Schrecken zu versetzen. Unter den italienischen Truppen rückten zuerst die ligurischen Legionäre gegen sie an. Wie sie das Geschrei hörten und den Sinn verstanden, brüllten sie ihnen entgegen, dass sei auch ihr ursprünglicher Name. Denn wirklich bezeichnen sich die Ligurier nach ihrer Herkunft ebenfalls als Ambronen...

So prallten die Schlachtreihen im gleichen Schlachtruf aufeinander, die Schlacht nahm ihren blutigen Verlauf. Der Ambronennachschub über den Fluß stockte plötzlich. Sie konnten nach dem Übersetzen sich nicht schnell genug in Schlachtordnung aufstellen, wurden sogleich von den Liguriern im Sturmschritt angegriffen. Weil aber die römischen Legionäre den Liguriern jetzt zu Hilfe eilten und von den Anhöhen herab auf die Barbaren losstürzten, waren diese gezwungen, der Gewalt zu weichen und wurden in den Fluß gedrückt, bis der Strom sich mit Blut und Leichen füllte. Andere, welche nicht den Mut hatten nochmals umzuwenden, wurden von den übersetzenden Römern niedergemacht.

Dies geschah bis an das Lager und ihre Wagen, wohin sie zu entkommen suchten. Hier aber rückten die Weiber mit Schwert und Beil heran, erhoben ein entsetzliches Zetergeschrei und wehrten sich gegen die Flüchtlinge ebensogut, als auch gegen deren Verfolger. Die einen galten ihnen als Verräter, die anderen als Feinde. Sie warfen sich ins dichteste Gedränge der Kämpfenden, rissen mit der bloßen Hand den Legionären ihre Schilde herunter, packten das Schwert, ließen sich alle Wunden gefallen, ließen sich zusammenhauen, - bis in den Tod unbesiegt in ihrem wilden Mut. So entwickelte sich also die Schlacht am Fluss mehr durch Zufall, als nach dem Plan des Feldherrn. Zwar hatten die Römer eine Masse vom Ambronen niedergemacht; als sie sich jedoch zurückzogen, und die Finsternis einbrach, wurde die Armee keineswegs, wie sonst nach einem so bedeutenden Erfolge, von Sieges- und Jubelliedern empfangen. Es folgte kein Trinkgelage in den Zelten, keine freundliche Begrüßung beim Abendessen, ebensowenig, was nach einem glücklichen Gefechte das Allerangenehmste ist, ein ruhiger Schlaf; vielmehr war dies die angstvollste und unruhigste Nacht, die sie jemals verbrachten. Ihrem Lager fehlte Wall und Schanze noch gänzlich; dagegen blieben hunderttausende von Barbaren übrig, die keine Niederlage erlitten hatten. Unter dieser mengten sich jetzt die Ambronen. Und nun war die Nacht hindurch ein Klageschrei, das nicht mehr dem Jammern und Seufzen von Menschenstimmen glich, sondern mehr wie ein Geheul und Brüllen von allerhand wilden Tieren sich anhörte. Dazwischen hinein kamen Drohungen und Schmerzgeschrei und das alles erhob sich von solchen Masse, dass die Berge der Umgebung und das ganze Flusstal davon widerhallten.

So herrschte dann ein schauerlicher Lärm auf der ganzen Ebene. Die Römer standen in der größten Angst und Marius selbst war betroffen, weil er einen ungeordneten und verworrenen Kampf während der Nacht erwartete. Indessen näherten sich die Feinde weder in der Nacht, noch am folgenden Tage, sondern beschäftigten sich immer nur mit Aufstellungen und Vorbereitungen. Ein Barbar forderte Marius zum Zweikampfe und verlangte, er solle aus dem Lager kommen. Er empfing die Antwort: Wenn er ein so großes Verlangen nach dem Tode hege, könne er sich ja aufhängen!

Da sich nun über das Barbarenheer in der Ebene abhängige Berghöhen mit dichtbewaldeten Schluchten befanden, schickte Marius Gaius den Claudius Marcellus mit 3000 Legionären dorthin, mit dem Befehl, sich heimlich in den Hinterhalt zu legen und während des Kampfes plötzlich im Rücken der Feinde zu erscheinen. Das übrige Heer ließ er zur gewohnten Zeit sein Abendbrot einnehmen und zur Ruhe gehen; aber mit Tagesanbruch mussten die Truppen aus dem Lager rücken und Stellung gehen, wobei Marius seine Reiterei in die Ebene voraussandte. Kaum hatten dies die Barbaren gesehen, machten sie sich kampfbereit. Die Römer schienen von den Berghängen herunterzukommen und mit ihnen den Kampf auf der Ebene ausfechten wollen! Die ambronischen Sturmhaufen griffen mit aller Schnelligkeit und Wut zu den Waffen und stürmten in die Hügel hinauf. Marius dagegen schickte seine Offiziere nach allen Richtungen aus und forderte die Legionen auf, die Stellung zu halten; um auf die herannahenden Sturmhaufen zuerst die Wurfspeere zuwerfen, und danach mit Schwert und Schild in den Nahkampf zu gehen. Das schwierige Gelände kam den verdeitigenden Römern entgegen.

Indessen beschränkte sich Marius Gaius nicht mit Befehlen aus der hinteren Schlachtreihe, sondern war zugleich der erste, der in den Nahkampf zog. Denn körperlich war er besser eingeübt, als irgend ein anderer, und an Kühnheit stand er ohnehin allen bei weitem voran. Die römischen Truppen hielten stand und gingen danach allmählich zum Gegenangriff in die Ebene über. Während nun die vorderen Truppen sich in der Ebene wieder ordnen suchten, entstand plötzlich Chaos bei den folgenden Truppen, wo alles auseinander lief. Es war der richtige Augenblick um jetzt Marcellus und seine 3000 römischen Legionäre im Rücken der Barbaren einzusetzen. Als der Schlachtruf über den Hügel herüberdrang, ließ er seine Legionäre sofort überraschend angreifen und ein entsetzliches Blutbad nahm seinen Verlauf. Chaos brach in Teutobods Heer aus, weil es den Angriff von zwei Seiten nicht lange aushielt. Seine Schlachtordnung löste sich auf, das Heer brach auseinander. Die Römer stießen sofort nach. Über hunderttausend wurden von ihnen teils lebendig gefangen, teils zu Boden gestreckt.


der siegreiche Gaius Marius wird von seinen Legionären gefeiert

Auch der König Teutobuches oder Teutobod wurde gefasst. Er hatte keinerlei Pferd mehr zur Verfügung für die Flucht. Er wurde im nahen Wald gefangen und gab ein schönes Schaustück beim Triumphzuge ab. Denn der großgewachsene Barbarenkönig überragte die Trophäen. Nach der Schlacht ließ Marius gut erhaltene feindlichen Waffen und Beutestücken zusammensammeln, was dem Triumphzug ein pomphaftes Aussehen geben würde. Von dem andern ließ er die ganze Masse auf einen großen Scheiterhaufen zusammentragen und brachte sodann ein großartiges Opfer dar. Das Heer stand dabei unter den Waffen, mit Kränzen auf dem Haupt. Marius Gaius selbst hatte sich nach der herkömmlichen Sitte gegürtet und die purpurverbrämte Toga angelegt. Jetzt nahm er eine brennende Fackel, hob sie mit beiden Händen gen Himmel und stand im Begriffe, den Scheiterhaufen damit in Brand zu stecken, als man plötzlich einige Freunde zu Pferd gegen ihn heranjagen sah. Tiefes Stillschweigen; - alles stand in gespannter Erwartung. In der Nähe angekommen, sprangen sie herunter und begrüßten Marius mit der freudigen Botschaft, dass er zum fünftenmal zum Konsul ernannt sei. Zugleich übergaben sie ihm darauf bezügliche Schreiben. Groß war der Jubel, der hierdurch zu dem Siegesfest noch hinzukam. Das ganze Heer erhob unter dem Klang und Klirren der Waffen ein lautes kriegerisches Freudengeschrei, die Offiziere bekränzten Marius nochmals mit Lorbeerzweigen, und jetzt erst zündete er den Scheiterhaufen an, jetzt erst führte er das begonnene Opfer zu Ende.


Quelle: https://www.romanoimpero.com/2019/11/bat...iae-102-ac.html
https://www.alamy.de/stockfoto-schlacht-...r-75894798.html

Die Niederlage der Kimbern bei Vercellä (101 v. Chr.)


Wenige Tage nach der siegreichen Schlacht empfing Marius Gaius aber die Unglücksnachricht, dass Rom trotzdem eine neue Barbareninvasion drohte. Die Legionäre des Catalus wichen inzwischen vor den kimberischen Sturmhaufen nach Italien zurück und nahmen aussichtslos in Unterzahl den Kampf nicht an. Die Alpenpässe wurden von den Kimbern kampflos überwunden. Die Legion des Catalus zog sich intakt vor den Barbaren in das lombardische Land zurück und baute eine Stellung hinter der Etsch auf. Die Übergangspunkte beider Ufer wurden durch starke Verschanzungen befestigt. Auch ließ er über die Furt eine Brücke schlagen, um der jenseitigen Besatzung zu Hilfe kommen zu können, wenn die Kimbern durch die Engpässe hindurch einen Angriff auf seine Schanzen unternehmen sollten.

Die Kimbern zeigten inzwischen ein besonderes Übermaß von Hochmut und Keckheit, dass sie sich, um ihre eigene Stärke zu demonstrieren, sogar nackt einschneien ließen, nackt über Gletscher und tiefe Schneelager hinauf die höchsten Gipfel erstiegen, oben ihre breiten Schilde sich unter den Leib setzten und die steilsten Anhöhen herunterfuhren, wo man in die fürchterlichsten Abgründe ausgleiten und hinabstürzen konnte. Die Kimbern schlugen mit mehreren zehntausenden Menschen ihre Lager ganz in der Nähe auf. Sie besichtigten die Furt und begannen hierauf den Boden aufzugraben und die benachbarten Hügel abzutragen. Zugleich schleppten sie Bäume samt der Wurzel, abgerissene Felsblöcke und Erdklumpen in den Fluß, dessen Strömung sie so gewaltig hinausdrängten. Auch ließen sie gegen die Unterbalken, worauf die römische Joche standen, gewaltige Baummassen losschwimmen, die stromabwärts treibend, durch ihren Anprall die Brücke erschütterten.

Die meisten Legionäre verloren jetzt den Mut, dass sie das große befestigte Lager verließen und sich zurückziehen wollten. Hier zeigte sich Catalus als ein Mann, wie ein tüchtiger und vollkommener Befehlshaber sein muss. Da es ihm nicht gelang, seine Soldaten zum Standhalten zu bewegen, da er sie vielmehr ängstlich zusammenpacken sah, so gab er selbst dem Befehl, den Adler zu heben ,was nach römischen Kriegsrecht das Zeichen zum Aufbruch war. Catalus rannte eiligst zu den vordersten Reihen der abziehenden Legionäre und stellte sich an ihre Spitze. Er wünschte, dass die Schande lieber auf ihn selbst falle, als auf das Römische Reich. Catalus wollte so zeigen, dass seine Legionäre nicht flohen, sondern nur ihrem Feldherrn folgten, indem sie so diesen Abzug veranstalteten.

Die Horden der Kimbern griffen nun in Sturmhaufen die jenseits der Etsch gelegenen Verschanzungen an und eroberten sie. Sie bewunderten die dortige römische Besatzung, welche sich äußerst tapfer gehalten hatte. Daher gewährten sie ihr freien Abzug, und beschworen dies bei dem "ehernen Stier" , was wohl ihr Totemzeichen war. Dieser wurde später von den Römern erobert und nach der Schlacht als Triumphpreis des Sieges in das Haus des Catalus gebracht.

Jetzt aber aber brachen die Kimbern über das wehrlose Land, das sie völlig verwüsteten...

Unter diesen Umständen eilte Marius Gaius ohne Verzug zu Catalus, ermutigte ihn und rief seine Legionen aus Gallien. Als diese anmarschiert waren, überschritt er den Po und versuchte die Kimbern von einem weiteren Vordringen nach Italien abzuhalten. Die Kimbern, die wohl nichts wussten, vom Untergang der Ambronen unter Teutobod und deshalb auf ihre Ankunft warteten ,schoben deshalb die Schlacht hinaus. Sie misshandelten römische Boten und verlangten von Marius, an den sie Abgesandte schickten, "für sich selbst und ihre Brüder Land und eine genügende Anzahl von Städten, um darin zu wohnen." Marius, der die Stärke seiner Streitkräfte kannte, lehnte den Vertrag ab und führte den Kimbern stattdessen den gefangenen Teutonenkönig Teutobod vo, der bei seiner Flucht von den Sequanern in den Alpen gefangen wurde.

Als die Kimbern so von der Niederlage Teutobods erfuhren, sammelten sie wieder von neuem und marschierten auf Marius Legionen zu, der seinerseits ruhig blieb und nur sein Lager deckte. Wie man erzählt, war es nun für die nächstfolgende Schlacht zum ersten mal, dass Marius die bekannte Neuerung mit den Wurfspießen vornahm. Derjenige Teil des Holzes nämlich, der in das Eisen hineinkommt, war früher mit zwei eisernen Nägeln festgemacht. Jetzt ließ Marius zwar den einen daran, wie bisher; dagegen nahm er den andern heraus und fügte dagegen einen hölzernen, leicht zerbrechlichen Nagel ein. Dieser Kunstgriff bezweckte, dass der Wurfspieß, wenn er auf den Schild des Feindes traf, nicht in gerader Richtung stecken blieb, sondern zunächst der hölzerne Nagel brach und dadurch eine Krümmung am Eisen entstand, so dass der Schaft durch die Verbiegung der Spitze festgehalten wurde und nachgeschleppt werden musste.

Der Kimbernkönig Boiorix ritt nun mit kleinem Gefolge zum römischen Legionärslager und forderte Marius auf, Tag und Ort zu bestimmen und so dann zur entscheidenden Schlacht um das Land anzutreten. Hierauf erklärte Marius: "dass die Römer noch niemals über die Schlacht einen guten Rat vom Feinde gebraucht hätten; dem ungeachtet wollten sie den Kimbern den Gefallen tun!" Sie setzten also den dritten Tag fest, und als Wahlplatz die Ebene bei Vercellä. Diese war für die Römer ideal für Bewegungen der Legionärsreiterei, gestattete aber auch die volle Entfaltung seiner Legionen. Beide warteten nun den festbestimmten Zeitpunkt ab; dann stellten sie sich in Schlachtordnung auf. Catalus hatte 20.300 Legionäre; die Truppen des Marius beliefen sich auf 32. 000 Legionäre.


Der Untergang der Kimbern bei Vercellä (101 v. Chr.)

Auf Seiten der Kimbern rückte nun das Fußvolk in aller Ruhe aus den Verschanzungen hervor, und zwar in einer Tiefe, welche der Front gleichkam. Die Reiterei, etwa 15.000 Mann stark, sprengte in vollem Glanz daher. Sie trugen Helme, welche aussahen wie der Rachen und die eigentümlichen Gesichtsformen von wilden Tieren. Durch die Büsche mit Fittichen wuchsen diese Helm noch mehr in die Höhe, so dass die ganze Figur größer erschien. Zudem trugen sie stattliche Panzer von Eisen und glänzend weiße Schilde. Als Wurfgeschoß hatte jeder einen Speer mit zwei Haken, und im Handgemenge gebrauchten sie ein großes, wuchtiges Schwert. Diesmal griffen sie die Römer nicht von vorne an, sondern machten eine Schwenkung gegen rechts und suchten sie allmählich dahin zu locken, um sie in die Mitte zwischen sich und dem zur Linken aufgestellten Fußvolk hineinzuwerfen. Die römischen Generale bemerkten diese List, aber sie waren außerstande, noch zu rechter Zeit ihre Soldaten zurückzuhalten. Kaum hatte ein Legionär gerufen, dass der Feind fliehe, als bereits alle sich in Lauf setzten, um ihn zu verfolgen.

Indessen rückte das Fußvolk der Kimbern in dichtem Sturmhaufen heran, wie ein unermessliches Meer in unruhiger Bewegung. Da wusch sich Marius die Hände, hob sie gen Himmel und betete zu den Göttern, unter Angelobung einer Hekatombe (eines großen Opfers von 100 Stieren). Ebenso betete Catalus mit erhobenen Händen und verhieß, dem "Glücke des Tages" einen Tempel zu erbauen. Auch soll Marius nach der Tötung des Opfertiers, als man ihm die Eingeweide vorzeigte, mit lauter Stimme gerufen haben: "Mein ist der Sieg!" Indessen kämpfte für die römische Seite auch die Hitze und die Sonne, welche den Kimbern ins Gesicht schien. Letztere waren sehr hart in der Ertragung von heftiger Kälte: sie waren überhaupt in einem sonnenlosen und frostigen Klima aufgewachsen; dagegen behinderte die große Hitze sie jetzt. Sie schwitzten am ganzen Leibe, waren außer Atem und mussten sich die Schilde vors Gesicht halten, weil eben die Schlacht sich nach der Sonnenwende des Sommers ereignete.

Übrigens trug zur Steigerung des Mutes auch der Staub wesentlich bei, weil er die Feinde versteckte. Man konnte ihre Menge nicht schon aus der Ferne sehen. Alle rannten eben auf diejenigen los, die vor ihnen standen und waren dann im Handgemenge, ohne zuvor durch den Anblick eingeschüchtert worden zu sein. Die römischen Legionäre waren besser abgehärtet und an Strapazen so sehr gewöhnt, dass man keinen Mann bei ihnen schwitzen oder keuchen sah, obgleich der Zusammenstoß in einer erstickenden Schwüle und in vollem Laufe geschah. Catalus selbst soll dies zur Ehre seiner Soldaten in seinem Berichte erzählt haben. Der größte und tapferste Teil der Feinde wurde auf dem Wahlplatz zusammengehauen. Denn um das Zerreißen ihrer Schlachtlinie zu verhüten, hatten sich die Kämpfer der ersten Linie durch große Ketten, die an den Gürteln befestigt waren, miteinander zusammengebunden...

Die fliehenden Kimbern trieb man in ihre Lager, wo man Auftritte von höchst tragischer Art zu sehen bekam. Die Frauen standen in schwarzem Gewand auf den Wagen und töteten die feigen Flüchtlinge, egal ob es Mann, Bruder oder Vater war. Ihre unmündigen Kinder erwürgten sie mit den Händen und warfen sie unter die Räder oder die Hufe der Lasttiere, worauf sie sich selbst den Tod gaben.Die Männer banden sich, in Ermangelung von Bäumen, mit dem Halse an die Hörner und Füße der Ochsen; sie stachelten dann die Ochsen, und wenn diese nun davonrannten, so wurden sie zu Tode geschleift oder getreten. Indessen, so viele auch auf diese Weise umkamen, so wurden dennoch über sechzigtausend Gefangene gemacht, die in die Sklaverei verkauft wurden. Die Gefallenen sollen zweimal so viele gewesen sein. Gegenstände von Wert wurden jetzt durch Marius Legionäre geplündert.

Die große Masse des Volkes rief Marius als dritten Gründer Roms aus. Man sah die Gefahr, welche durch ihn abgewendet wurde, für ebenso groß an, als einst die gallische gewesen war. Deswegen stellte jedermann in seinem Hause mit Weib und Kindern ein Freudenfest an, wobei man neben den Göttern auch den Marius die Erstlinge der Speisen und des Weines als Opfer darbrachte.


Quelle: https://studiahumanitatispaideia.wordpre...ut-mar-25-4-27/

Atuatuci - Nachfahren der Kimbern


Laut Caesar soll der Stamm der Atuatuci von einer 6000 Mann zählenden Schutzwache aus Kimbern und Teutonen abstammen, die in Gallien das zurückgebliebene Hab und Gut dieser Stämme sicherte. Gehen wir jedoch davon aus, dass die Römer die Teutonen nur auf den führenden Teutobod bezogen haben, sind hier nur die Ambronen gemeint, die in den Schlanten auch immer ihren Namen "Ambron" zum Feind hinüber brüllten. Möglicherweise war die Erinnerung an angebliche Teutonen schon zur Zeit des Cassius Dio (ca. 230) verschwunden, der die Atuatuci "wegen ihrer Rasse und Temperament" nur den "Cimbri" zuordnete.
Nach zahlreichen, viele Jahre andauernden Auseinandersetzungen mit den Nachbarstämmen hätten sie nach einem Friedensschluss das Gebiet um die befestigte Stadt am Mont Falhize zum Wohnsitz gewählt.

Nach De Bello Gallico gehörten die Aduatuker mit 19.000 Bewaffneten zum Aufgebot belgischer Stämme, die sich im Jahr 57 v. Chr. unter dem Suessionen-König Galba gegen Rom verschworen hatten. Die aduatukischen Kontingente verspäteten sich jedoch und kamen zu spät zur sogenannten Nervierschlacht. Auf die Nachricht von der Niederlage der Belger machten sie auf halbem Weg kehrt und zogen in ihr Gebiet zurück. Dort verließen sie ihre Städte und befestigten Plätze und zogen sich mit ihrem gesamten Besitz in eine einzige, durch ihre natürliche Lage geschützte Stadt zurück.

Caesar schloss die Aduatuker-Stadt mit einem Ringwall von 15.000 Fuß Länge ein und ließ einen beweglichen Belagerungsturm anfertigen. Laut Caesar lachten die Bewohner zunächst über das römische Werk, da ihre Belagerungstürme, Minnen und Wälle weit vom Oppidum entfernt errichtet wurden. Doch als er herangeschoben wurde haben sich die Aduatuker ohne größeren Widerstand unterworfen. Sie baten jedoch, ihre Waffen behalten zu dürfen, da sie mit fast allen Nachbarstämmen wegen ihrer Tapferkeit verfeindet seien. So zählten die Eburonen zu den tributpflichtigen Klienten der Aduatuker. Laut Caesar zollten die Eburonen den Atuatuci nur deshalb Tribut, da sie von ihnen Geiseln in Ketten und Sklaverei hielten, einschließlich des Sohnes und Neffen des Eburonen-Königs Ambiorix. Vanvinckenroye (2001) argumentierte dazu, dass die Eburonen keine eigenen Festungen besaßen und stattdessen die Festung des Atuatuci nutzten, wo sie ihre eigenen Truppen beherbergen durften. In seinem Bericht über die Belagerung der Atuatuci erwähnt Caesar, dass ihre Festung durch "Steine von großem Gewicht", geschärfte Balken und Mauern mit bemannten Stationen befestigt war. Die Siedlung wurde auch als "bewundernswert befestigt von der Natur" beschrieben, umgeben von Klippen auf beiden Seiten und nur über einen schmalen Weg erreichbar. Trotzdem soll die Siedlung so groß gewesen sein, dass sie sogar 57000 Menschen beherbergen konnte.

In der Nacht nach der Unterwerfung machten die eingeschlossenen Aduatuker einen Ausfall, wurden aber nach einem Verlust von 4.000 Mann in die Stadt zurückgetrieben. Am nächsten Morgen wurden die Tore erbrochen, aber es wurde kein Widerstand mehr geleistet. Caesar berichtet, dass die Aufkäufer der Gesamtbeute eine Kopfzahl von 53.000 Unterworfenen abrechneten, was nahelegt, dass diese geschlossen versklavt wurden.


Gefangene Atuatuci werden in die Sklaverei verkauft

Das bedeutete aber nicht das Ende des Stammes. Im folgenden Jahr erwähnt Caesar, dass der eburonische König Ambiorix sich unmittelbar nach seinem Sieg von Atuatuca im November 54 v. Chr. zu den Aduatukern begeben habe, die er durch die Erzählung von seinem Sieg aufhetzte. Die Aduatuker unternahmen kurz darauf zusammen mit den Eburonen, den Nerviern und weiteren Bundesgenossen einen massiven Angriff mit etwa 60.000 Bewaffneten auf das von Quintus Tullius Cicero befehligte Winterlager, der nach schwerer Belagerung erst durch Caesars Ankunft abgewiesen werden konnte.

Anfang des Jahres 53 v. Chr. waren neben den Aduatukern, den Eburonen und den Nerviern auch noch die Treverer unter ihrem König Indutiomarus, die Menapier und alle cisrhenanischen Stämme in das Kriegsbündnis gegen Caesar eingetreten. Durch den Tod des treverischen Königs und die Flucht des eburonischen Königs brach der ostgallische Widerstand jedoch vollständig zusammen. Das Schicksal der Aduatuker fand keine weitere Erwähnung. Die Restbevölkerung ging vermutlich im Stamm der Tungerer auf, der vom Niederrhein kam und das ehemalige Stammesgebiet der Aduatuker einnahm. Ob der Name der 15 v. Chr. als Aduatuca Tungrorum gegründeten Tongeren im Zusammenhang mit den Aduatukern steht, ist umstritten.

Ungeklärt ist noch immer die Deutung ihres Stammesnamens. Ob Atuatuci oder Aduatuci die ursprüngliche Form ist, ist ungewiss. Der Ortsname Atuatuca wird erstmals von Caesar im Gallischen Krieg erwähnt. In der frühesten erhaltenen Handschrift des Textes, datiert auf den frühen 9. Jahrhundert n. Chr., wird der Name als Aduatuca angegeben. Der Stammesname erscheint auch dreimal als Aduatuco im Manuskript, obwohl sie von Cassius Dio (ca. 230 n. Chr.) Atouatikoa genannt werden. Der Grund für diese Rechtschreibvarianten wurde bisher schon diskutiert. Gysseling (1960) schlug vor, dass Atuatuca die ursprüngliche Form sei, die später als Aduatuca unter dem Einfluss romanischer Sprachen weichen sollte. Die Deutung der Atuatuci als "Festungsvolk", wurde schon 1896 von Holder postuliert, indem er den Namen auf Gallien als *ad-uatuc" rekonstruierte und das zweite Element vom altirischen Faidche für "der freie Ort, das Feld in der Nähe einer D'n [Festung]" (*uatici' ) herleitet. Es existiert jedoch auch ein Vorschlag, wonach der Stammesname Atuatuci "die, die sich auf den Beruhigungsmittel beziehen", bedeuten soll, oder auch nur "dem Beruhigungsmittel folgend". Macht das jedoch alles Sinn, wenn man moderne Wörterbücher bemüht?

Gerade der Name Atuatuci wurde trotz eisenzeitlichen Hintergrund bisher noch im Indogermanischen gedeutet. Von "adu-ad-ukᵘ" hergeleitet, käme zum Beispiel heraus, dass sich ihr Name auf einen mit Wasser gefüllten kochenden Kessel bezieht. Damit würde ihr Name einen Ahnenkulthintergrund haben, doch es geht noch besser. So lässt sich das Namensende auch mit "ukᵘ̯sen" verknüpfen, was den Kochkessel durch einen Stier ersetzt. Eine belegbare Grundlage dazu existiert auch, denn Kimbern hatten einen metallenen Stier als Götzen mitgeführt, der von den Römern erbeutet auf dem Triumphzug von Gaius Marius gezeigt wurde. Dieser Metallstier symbolisierte wieder einen Himmelsstier, aus denen wieder ihre Ahnen am Kattegat stammten.

Neben dem Mont Falize und Hastedon für Lokalisierung der Atuatuci-Festung, hat Roymans (2012) in jüngerer Zeit den "Bois du Grand Bon Dieu", einen bewaldeten Hügel südlich der Stadt Thuin zwischen Charleroi und der französischen Grenze vorgeschlagen, im Gebiet Entre-Sambre-et-Meuse, als "ernsthaften Anwärter" auf die Lage der Festung vorgeschlagen. Hier wurde zum beispiel eine hohe Konzentrationen von römischen Blei-Schlingenkugeln festgestellt, die auf eine Belagerung durch die römische Armee hindeutet.

Obwohl die Römer schon einmal behaupteten die Kimbern und Ambronen "mit der Wurzel ausgerottet" zu haben, hinterließen sie auch nach ihren verlorenen Schlachten weitere Spuren in der Weltgeschichte. Noch dreißig Jahre später scharten sich kimbrische Sklaven um den berühmten Spartacus, der erneut das Römische Reich in seinen Grundfesten erschüttern sollte. Um die Zeitenwende erreichte eine römische Flotte die ehemaligen Siedlungsgebiete der Kimbern und Ambronen an der jütländischen Küste. Dort traf man auf die Zurückgebliebenen, die nach römischer Geschichtsschreibung um "Freundschaft und Verzeihung", um das Geschehene baten. Gleichzeit belegt diese Überlieferung, dass auf Jütland neue Stammesformationen heranwuchsen, die in nicht allzuferner Zeit unter neuen Namen in die Weltgeschichte eintraten.

Tacticus schrieb über diese Nachfahren der Kimbern: "Heute zwar ein unbedeutender Stamm, doch gewaltig sein Nachruhm."



Quelle: Wikipedia