Obotriten und Abodriten


Mecklenburg, das Land der germanischen Heruler wurde erst durch deren Rückwanderung unter Anthyrius (oder einen anderen Führer) aus dem Südosten Europas ihr neues Stammesgebiet. Nach einer Schilderung über das alte herulische Rhetra das mit seinen neun Toren in einem See erbaut war, und nur über eine einzige lange und schmale höltzerne Brücke zu erreichen war, in dem der großen Heidentempel des Redigast (Rasegast) stand, erwähnt der Schreiber die im Herulerland vorhandenen, zahlreichen Klöster und hebt unter ihnen besonders Doberan hervor, an dessen Wänden noch die Bildnisse der alten Obotriten gesehen wurden.


Bad Doberan mit seinem alten Klostergebäude - Doberan wurde 1177 urkundlich als "Villa Sclavica Doberan" erwähnt! wikipedia hat in seiner Beschreibung frech das "c" weggelassen, obwohl es einen Begriff "Villa Slavica" niemals gegeben hat!

Von Marschalk erfahren wir in "Monumenta inedita" eine Geschichte über die Heruler, wie diese unter anderem zu ihrem Namen "Obodriten" gekommen wären. Kaiser Karl der Große erwähnte demnach in dem von ihm seinem Sohn Ludwig hinterlassenen letzten Willen, die Heruler, mit denen er "Freund- und Schwägerschafft" gelebt hatte. Dabei gab er an, dass der Name Obotriten, eine griechische Bezeichnung aus dem Südosten Europas wäre, weil die Heruler bunte Kleidung trugen. "Obodriten" wäre also demnach nur ein nach ihrer Kleidung oder ihren Schildfarben gegebener Beiname, der jetzt in Mecklenburg siedelnden germanischsprachigen Heruler.

Der Name "Obodriten! soll nach Marschalk bereits unter "Alexander dem Großen" entstanden sein, als sich die Heruler unter Anthyrius zur Heimkehr organisierten. Die Ehefrau des Heruleradligen war Symbulla, die Tochter des Gotenkönigs. Von seinen zehn Söhnen folgte ihm Anávas, diesem Alimer und so in ununterbrochener Reihe 25 recht langlebige Generationen hintereinander, bis als 26. in der Reihe der herulischen Obotritenkönige Billug den Übergang zur wirklich historischen Zeit bildete. Große Teile dieser herulischen Folgegenertionen gelten von Marschalk frei erfunden. Selbst Anthyrius soll auf den aus Herodot bekannten Skythenkönig Idanthyrsos zurückgehen und soll Alexander dem Großen als Hauptmann gedient haben.

Bleibt also bei genauerer Recherche von der griechischen "Obodriten"-Namensgeschichte nichts übrig? Die "griechische Version" von Wikipedia, wonach der Name Obodriten seine Wurzel im griechischen άπάτριδες hätte, was die "Heimatlosen" bedeuten soll, überzeugt nicht. Die Heruler bringen doch bei ihrer Rückwanderung vom Schwarzen Meer, keine "griechische" Stammesbezeichnung" mit, wenn sie selbst Germanen sind! Doch die "griechische" Version Wikipedia's ist immerhin soweit interessant, dass die Obodriten hier länger währenden Kontakt mit Griechen bescheinigt wird! Die Heruler hatten diesen Kontakt, nur eben nicht an der Odermündung, wie bei Wikipedia vermutet wird.

Des Rätsels Lösung um den Namen Obodriten ist deswegen auch nicht einfach. Es ist eben nicht nur eine schnöde germanische Lautverschiebung von Abodriten zu Obodriten! Abo heißt Mann und rit Pferd - eine Bezeichnung die fränkische Missionare aus Ostelbien mit nach Hause brachten, ähnlich der "Wilzen/Welataben" Geschichte. Einhard war es dann auch, der hier diesen Namen in seiner Vita Karoli Magni als "Abodriti" festhielt. Laut wikipedia bürgerte sich nach den "Abodriti" erst die Bezeichnung "Obodriten" ein. Auf der Karte des Heiligen Römischen Reiches um das Jahr 1000 stehen die Obodriten neben den Abodriten nebeneinander auf dem Gebiet Mecklenburgs.

Einhard hat das aufgeschrieben, was er hörte. Und die Franken, die aus dem herulischen Mecklenburg zurückkehrten erzählten sicher nur was sie hörten. Dabei werden sie auch die Frage gestellt haben, woher diese Heruler kamen. Sie werden dann auch jenen Ort genannt haben, von wo sie ursprünglich aufgebrochen sind. Er lag mittig im Herulerland an der Nordküste des Asowschen Meeres und heißt heute Obitochna oder Obitotchnaja kosa (die Halbinsel). Auch einen gleichnamiger Fluß, der diese bekannte Halbinsel bildete existiert dort und an diesen werden die Heruler schwerpunktmäßig gesiedelt haben.


der Obitochna - an ihm siedelten die Heruler bis sie ins ostelbische Germanien zurückkehrten. Offensichtlich hieß dieser Fluß dann durch Lautverschiebungen auch Obitritos oder Obotritos, denn die Küste lag im Einflussbereich der griechischen Pontos-Kolonien.


Auch das erst 1800 gegründete Prymorsk in der Ukraine wurde nach dem Fluss Obitochna benannt und ist zuerst als "Obitotschne" überliefert.

Beweist man, dass die Heruler vom Schwarzen Meer ihren Namen Obodriten mitgebracht haben, bricht die angedichtete "slawische" Herkunft, wie ein Kartenhaus zusammen. Deshalb wird hier auch keine Forschung forciert und alles was man germanisch erklären könnte totgeschwiegen.

Es wird dann auch so gewesen sein, dass man zu Einhards Zeiten das Wort Obodriten wohl vernahm, aber es germanisch erklären wollte. Mit einer Lautverschiebung wurde aus Obodriti "Abodriti" und man konnte sie germanisch einordnen. Dazu passt auch, dass die Heruler neben ihren Losorakeln auch einen allseits bekannten Pferdekult in ihren Kultstätten betrieben, wie er schon in der der Taciteischen Germania als germanischer Brauch beschrieben wurde! Trotzdem hielt sich die griechische Erstbezeichnung neben den "Abodriti" und wurde später dümmlicherweise als "westslawischer" Stamm verfälscht!


Lauenburg wurde zuerst als Burg 1182 von Bernhard von Sachsen errichtet. Der Name wurde als deutscher eingeführt und hat keine "slawische" Herkunftsgeschichte! Das mit "Lau" tatsächlich nur ein mildes Klima um den Burgstandort gemeint ist, dürfte heute jeder Deutsche verstehen!


Das bis auf 6000 Jahre datierte "Pöppendorfer Hünengrab" - Ein Dolmen aus der Asenzeit, der als Grabstätte diente. Darüber die Ringwallanlage, in deren Nähe sich die steinzeitliche eines Asen-Clans befand. Angebliche "Slawen" sollen hier Hügelgräber hinterlassen haben, es handelte sich jedoch nur um die Warner als Nachfahren eines Asen-Clans, der bereits das Hünengrab als Dolmen erbaute! Die Erbauer des Pöppendorfer Ringwalls wurden im 8.Jahrhundert als Wagrier bezeichnet und sind die Nachfahren der Warner. Warner/Wagrier gehörten nicht zu den Herulern, sondern waren ein eigenständiger Stamm!

Mit einer Reise durch das "abodritische" Heruler-Gebiet können wir dann auch hier letzte "slawische" Behauptungen entsorgen. Angefangen vom nördlichen Lauenburg mit einer Burg in Hammer, dem Lübecker Becken mit einer Burg in Pöppendorf und Ostholstein mit der Burg in Starigard, über Wismar und Schwerin mit den Burgen Mekilinburg (Mecklenburg) und Ilow wird bei Wikipedia und auf der sich beziehenden slawophilen Literatur das "abodritische Stammesgebiet abgesteckt. Doch schon bei Pöppendorf und Starigard/Oldenburg liegt man falsch, weil die Warner/Wagrier keine Heruler (hier "Abodriten") waren, sondern ein eigenständiger Stamm.


Die Stadt Schwerin wurde um 1012/18 als Zuarina das erste Mal bei Thietmar von Merseburg erwähnt. Helmold von Bosau nannte es 1160 Zuerin, Zwerin. Grundsätzlich stammt der Name vom germanischen Vornamen Swēr ab, für den es noch eine Variante Suerid gab. De wikipedia Erklärung , wonach der Name von einem "polabischen Wort" zvěŕ für wildes Tier oder zvěŕin für Wildgehege abstammt, ist natürlich falsch. Eine polabische Sprache hat es nie gegeben, sie ist eine Erfindung slawophiler Geschichtsverdreher! Zuarina und damit Suerid weißt auf den verschollenen Germanenstamm Suardonen oder Suarines hin, damit wäre im Raum Schwerin so oder so keinerlei Raum für slawophile Erklärmärchen ala' "Wildgehege"! Und erst recht unverständlich wird es, dass wikipedia die Suardonen völlig richtig nach Schwerin verortet und den Namen Suarin damit erklärt.

Hier herrschte der Herulerfürst Witzan, der von Karl dem Großen eingesetzt wurde. Auch hier muß noch einmal verdeutlicht werden, dass Witzan nicht von den Franke "eingesetzt" worden wäre, wenn dieser eine andere Sprache gesprochen hätte, als eine germanische! Auch der heute gern bei Wikipedia postulierte Begriff "Samtherrscher", war ursprünglich ein germanischer (Edmund E. Stengel führte den Begriff zur Beschreibung germanischer Stammesverfassungen ein), bis ihn Wolfgang H. Fritze für "slawische" Erklärmärchen verwendete.


Wismar - hat seinen Namen nach einen germanischen Personennamen. Ein Wandalenkönig hieß zum Beispiel Wisumar (vor 335)!

Im Jahr 789 begleitete Witzan den Frankenherrscher auf dessen Feldzug gegen die Wilzen, womit nur freie Heruler gemeint sind, denn ein "eingesetzter" Heruler ist tatsächlich nur ein Abhängiger der Franken gewesen. Dabei unterwarf man weitere Germanenstämme, wie die Linonen, Smeldinger und Bethenzer, deren Stammesführer man, als Geiseln bis in den Peeneraum verschleppte. 795 fiel Witzan im Kampf mit den Sachsen, während er als Anführer des abodritischen Heeres auf dem Weg nach Bardowieck die Elbe überquerte. Witzans Sohn Thrasco trat die Nachfolge an...


Primärquelle: Steller, Name und Begriff der Wenden (Sclavi)
Wikipedia
https://primorka.city/read/berdiansk/499...rnogo-priazovya

Obotriten - Herrscher der Heruler und Vandalen


Die Obotriten wurden von Helmut Schröcke als Bewohner von Gebieten "ob der Oder" angesehen und ein Großstamm, der sich aus den Teilstämmen der Wagrier in Ostholstein nördlich der Trave, den Polaben südlich der Trave bis zur Elbe, den Obotriten östlich davon, den Linonen zwischen Elbe, Havel und Karthane und den Warnaben zwischen Warne, Elde und Mildenitz. Östlich an die Warnen und die Obodriten schlossen die Kessiner und Zirzipanen an. Soweit so gut, doch vermeintliche Stämme ohne Adelskaste müssen vielmehr als Clans oder Clanbund angesehen werden. Denn Namen der Obotriten mit "ob der Oder" zu deuten ist definitiv falsch, denn es ist eben keine annalistische Fremdbezeichnung, sondern leitet sich von der Obitochna, einem Fluss nördlich des Asowschen Meeres her, wo nachweislich die Ost-Heruler siedelten.

Und genau das bestätigt auch Schröcke: "Dass an der Stammesbildung der Obotriten ein Teil der nach 512 nach Norden rückgewanderten Heruler beteiligt war, geht aus Marschalk-Westphalen hervor. Dort steht in der historischen Darstellung der Fürsten der Obotriten "Herulorum ac Vandalorum rex" - "der Heruler und Vandalen König". Für Marschalk waren offenbar die Heruler wichtiger als die Ostvandalen, sonst hätte er sie nicht zuerst aufgeführt. Sie waren auch 200 Jahre eher im Lande."

Auch dieser letzte Satz von Schröcke muss berichtigt werden. Von den Herulern verblieb immer ein Teil in der alten Ostseeheimat, in die bis Anfang des 7. Jahrhunderts Teile der Ost-Heruler zurückkehrten. Der letzte Teil kam unter Ardagast aus der Walachei zurück, der an Ostsee später als Speer tragender Radegast verehrt wurde. Dieser hatte wegen seines Namens einen deutlichen Bezug zu Freyr, als dessen Sohn er wohl vergöttlicht wurde.

Bei den sogenannten obotritischen "Teilstämmen der Wagrier und Polaben handelte es sich im altherulische Clans oder um Nachfahren der Langobarden an der unteren Elbe, die offensichtlich schon vor längerer Zeit von den Altherulern unterworfen wurden. "Wagrier" steht im Altnordischen für "Seevolk", denn sie galten als ärgste Rivalen der Dänen.

Schröcke schreibt, dass nach fränkischen Chroniken 789 ein Witzan genannter Fürst der Obodriten genannt wurde, den die Sachsen 795 ermordeten. Genaugenommen haben die Franken die Heruler nur Abodriten bezeichnet, was nur eine Ableitung ihres zurückgebrachten ostherulischen Neunamens am Schwarzen Meer war. Witzans Sohn Thrasko, auch Drazko und Drago genannt, trägt einen Namen, der dem des gleichzeitigen Fürsten der Wilzen, Dragowit, ähnlich ist und die Verwandtschaft beider Herrscherhäuser ebenso vermuten läßt, wie die nordische Herkunft der beiden Namen. Die Wilzen sind ebenfalls eine fränkische Bezeichnung aus der Zeit Karl des Großen und bezieht sich weniger auf die Obotriten als Ost-Heruler, sondern auf suebische Welataben, ein Beiname früherer Lemovier.

Thrasko führte 798 den Verband der Obotriten als Verbündeter Karls des Großen gegen die Sachsen. 808 wurde Thrasko von den Dänen in Reric ermordet. Reric war eine wikingische Handelsniederlassung und befand sich im Gebiet zwischen der Mecklenburg, der Hauptburg der Obotriten, und der Ostsee. Die Mecklenburg war der Fürstensitz von 600 bis 1256. Die Beziehungen Rerics zu den Obotriten müssen jedoch über die Bedeutung einer Handelsniederlassung hinausgegangen sein, denn Adam von Bremen spricht einmal von den "Obodrite, qui nunc vocantur Reregi". 808 wurde Reric vom dänischen König zerstört und die Kaufmannschaft in Haithabu angesiedelt.

808 wird ein gleichberechtigter Teilfürst der Obotriten mit dem germanischen Namen Godelaib bzw. nordisch Gudleifr genannt, der vom Dänenkönig Göttrik gefangen genommen und gehängt wurde. Er war möglicherweise der Fürst der Altheruler (Wagrier) in Ostholstein. Ein Verwandter von Thrasko, Sclavomir, wurde von Karl eingesetzt, der sich aber gegen die Franken erhob und 818 besiegt, gefangen genommen und abgesetzt wurde. Von Ludwig dem Frommen wurde Ceadrag oder Sedrag als Fürst der Obotriten eingesetzt. Er fiel wahrscheinlich 826 im Kampf gegen Ludwig den Frommen.


Der kleine Sigtrygg-Stein - Auf ihm steht: "Asfrid, die Tochter Odinkars, machte diese Denkmäler nach (=in Gedenken an) König Sigtrygg, ihren und Knubas Sohn. Gorm ritzte die Runen". Knuba (Chnuba) herrschte noch über die Obotriten als Ost-Heruler, bis König Heinrich I. im Jahre 934 zur Schlei vordrang und Knuba (Chnuba) unterwarf.
viciarg ᚨ, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-3.0

838 wird ein Goztomuizl oder Gostomysl, offenbar aus einem anderen Geschlecht mit anscheinend nicht nordischen Namen und 862 dessen Sohn Tabomuizl genannt. Um 844 erfolgte durch Ludwig den Deutschen eine staatliche Umorganisation. Die Kleinverbände der Siedlungszeit wurden durch duces zu sammengefaßt und ein Gesamtfürstentum errichtet, was aber nur für kurze Zeit wirksam war. In der Zeit bis zu König Heinrich I. haben die Heruler des Obotritenlandes zeitweise zu Schweden gehört. König Olav von Schweden eroberte ein Gebiet um Schleswig mit Haithabu und sein Sohn Gnupa war König der Wikinger und Obotriten.

Bereits Thrasko sowie Naccon herrschten über die Altheruler und elbischen Langobarden. Der dänische König Harald Blauzahn war Schwiegersohn Mistiwois. Neben dem Herrscher Uto werden von Adam von Bremen zwei andere principes Winulorum mit nordischen Namen genannt, Gneus und Anatrog. Wenn, wie J. Marquart (1903) annimmt, Naccon mit seinem schwedischen Namen ein Sohn von Gyrd oder Gurd ist, ist die auf Naccon folgende Dynastie der Obotritenherrscher schwedischer Herkunft. Sie heirateten über mehrere Generationen dänische Frauen.

Im Feldzug von König Heinrich I. 931 gegen Dänen und Obotriten wurden die Schweden aus Haithabu vertrieben und der dänische und obotritische Fürst getauft. Die Ausdehnung des Staates der Obotriten nach Osten und Südosten mit immer wiederholten Kämpfen gegen die Wilzen führte zeitweise zur Angliederung der Linonen. Mit den Wilzen als "Wilde" sind jedoch nur die östlich des Herulerreiches siedelnden heidnischen Peene-Clans gemeint.

955 erlitten die Obotriten im Kampf gegen die Sachsen in der Schlacht an der Raxa eine empfindliche Niederlage. Sie kämpften gegen die intensive sächsische Durchdringung ihres Landes, sie waren ihnen bereits tributpflichtig. In Oldenburg (Holstein) wurde ein Bistum errichtet, und die Missionierung der Adligen machte Fortschritte. Aus Anlaß einer verweigerten Eheverbindung zwischen einer Nichte des Markgrafen Hermann Billung und dem Sohn des Obotritenkönigs, Mistiwoi, der 981 mit tausend Reitern mit dem Kaiser nach Italien gezogen war, brach 983 ein großer Aufstand im ostelbischen Wendenland aus, nachdem der Kaiser 982 in Süditalien eine Niederlage erlitten hatte und starb. Die Obotriten wurden von den ranischen Wikingerclans an der Peene und Tollense unterstützt. Vor Beginn des Aufstandes hielt Mistiwoi, mit seinem Bruder Mizzidrag Fürsten der Obotriten, auf einem Thing im Zentralheiligtum Rethra eine Ansprache und erinnerte gegenüber dem kläglichen damaligen Zustand "des gantzen Wendischen Volcks" an ihre Heldentaten in Nordafrika unter König Geiserich.

Rund 600 Jahre nach der Trennung von den Westvandalen waren sich die Ostvandalen noch bewusst, mit diesen ein Volk gewesen zu sein. Damals erhielten sie die Nachricht über Geiserich in ihrer geographischen Isolierung weit im Osten und 600 Jahre später war die Kenntnis davon noch so lebendig, um bei dieser Gelegenheit des Aufrufs zum Kampf verwendet werden zu können. Infolge innerer Zwistigkeiten wurde der Zusammenhalt des Staates gefährdet. Erworbene Gebiete im Osten fielen ab, aber auch die Altheruler zeigten Bestrebungen zur Selbständigkeit, die sich auf die teilchristianisierten Ost-Heruler bezog. Dieser Zerfall konnte erst durch Gottschalk (1029-1067) abgewendet werden, der mit Unterstützung von Sachsen und Dänen gegen die heidnischen ranischen Clans kämpfte und als Besiegte wieder seinem Reich eingliederte. Nach 1066, im zweiten großen Wendenaufstand, fiel er einem heidnischen Adelsaufstand zum Opfer.

Primärquelle: Schröcke, Germanen - Slawen

Die Herrschaft der Obotriten (Ost-Heruler)

Die Herrschaftsform der Obotriten wurde von der Versammlung der herulischen Clanführer getragen, wozu auch jene gehörten, die man aktuell durch eigene Kriegerkasten beherrschte. Das beste Beispiel sind die unterelbischen Barden (Langobarden), die auf ostelbischer Seite in "westslawische Polaben" umgedeutet wurden. Die Herrschaftsnachfolge lief bis zum kleinstem Teil der Clangesellschaft immer nach dem gleichen Muster ab. Es folgte zuerst der älteste Sohn in der Herrschaftsnachfolge und in den Familienclans der älteste Sohn als Erbe.

Die herrschende Obotritenkaste hielt als Ganzes den Besitz der fürstlichen Würde, wobei die dazugehörigen Familienclans auch wechselten. Während die ostherulischen Obotriten fast dynastisch von immer dem gleichen Clan geführt wurden, war das bei den Altherulern weit weniger der Fall. Mehrfach übten Brüder gemeinsam die Herrschaft aus, so Naccon und Stoignew, Mistiwoi und Mizzidrag, Swantepolk und Knut - deren Territorium sich entweder auf das der Altheruler in Ostholstein oder der ostherulischen Obotriten in Mecklenburg bezog. Christliche Obotriten hatten bei den Altherulern einen schweren Stand und mussten immer damit rechnen beseitigt zu werden.

Der Fürst führte das Verbandsaufgebot im Kriege. Diese Verfassung ist germanisch (W. Fritze 1968). Der Fürst hielt sich eine ständige Gefolgschaft von Panzerreitern wikingischer Art, von denen 981 rund 1000 mit nach Italien zogen und nur wenige zurückkehrten. Das setzt eine erforderliche wirtschaftliche Basis und entsprechende administrative Einrichtungen voraus. Neben den Freien gab es primores, Clanführer entsprechend einem Jarl und meliores, Herren von Burggauen, die wohl mit den 53 civitates des Bairischen Geographen für die Obotriten gemeint sind.

Gottschalk machte den Versuch, die Clangesellschaft durch eine Burggebietsverfassung zu ersetzen und die vielen Kleinburgen wurden durch wenigere und größere des Landesherren ersetzt, was natürlich den Widerstand der davon betroffenen Adligen erregen musste. Dazu gehörte auch, dass sein Sohn Heinrich in Alt-Lübeck seinen neuen Sitz errichtete. Lübeck liegt an der Berührungsstelle der drei Heruler-Großverbände der Altheruler (Wagrier="Seevolk"), Polaben (herulisch beherrschte Langobarden und ostherulische Obotriten.




Runen aus der herulischen Oldenburg (urspr. "Stierburg")


Die Herrschaftskonzentration Gottschalks führte 1066 zum Aufstand. Dieser wurde ausgelöst durch die heidnisch gebliebenen Adligen in Zusammenwirken mit den Hütern (Wächter) des Zentralheiligtums ranischer Redarier in Rethra. Dort wurde angeblich bei der Siegesfeier der Bischof Johannes von Mecklenburg geopfert. Gottschalks Sohn Heinrich führte den Königstitel. Er unternahm zwei Feldzüge gegen die ranische Wikingerclans, was mindestens die Herrschaft über die warnischen Kessiner voraussetzt.

Die jeweiligen Clanburgen enthielten zugleich die Clanheiligtümer. Helmold von Bosau berichtet von einem heiligen Hain aus uralten Eichen, der dem Stammesgott Prove geweiht war. Er wurde von einem Umgang umschlossen und dieser von einem Zaun. Am zweiten Tag jeder Woche wurde dort Gericht gehalten.

Zu den skandinavischen Reichen bestanden nicht nur verwandtschaftliche Beziehungen des obotritischen Fürstenhauses, sondern auch ethnische durch den herulischen Bevölkerungsanteil und kulturelle, die sich z.B. in den Funden von Runen äußern. Sowohl in der Burg von Oldenburg in Ostholstein wie in der Burg Alt-Lübeck wurden Inschriften aus nordischen Runen gefunden. Ein gefundener Knochen stammt aus dem Umkreis einer Herdplatte eines Wohnhauses der Oldenburg aus der Mitte des 11. Jahrhunderts und ist mit den Eigennamen Tharki in jüngeren nordischen Runen versehen.

In der Oldenburg wurden große Pfostenhäuser nach germanischer Art errichtet. Von dort ist neben Lejre in Dänemark, das bisher einzige Beispiel germanischer Fürstenhallen bekannt geworden. Die Zugehörigkeit des Herrscherhauses zum germanischen Kulturkreis wird auch durch die Bestattung fürstlicher Frauen in wikingischen Wagenkästen ausgewiesen oder dadurch, dass jugendliche Söhne zur Erziehung an andere nordische Fürstenhöfe gesandt wurden oder von dort kamen.

Primärquelle: Schröcke, Germanen - Slawen