Die kaiserlich deutsche USA-Invasion

Die kaiserlichen deutschen Pläne für eine Invasion in die Vereinigten Staaten wurden von Kaiser Wilhelm II. von 1897 bis 1903 in Auftrag gegeben. Er wollte nicht die USA erobern, sondern nur den Einfluss des Landes verringern. Eine durchgeführte Invasion sollte die USA zwingen, aus einer schwachen Position zu verhandeln und ihre wachsenden wirtschaftlichen und politischen Verbindungen im Pazifischen Ozean, in der Karibik und in Südamerika abzubauen, damit der deutsche Einfluss dort zunehmen konnte. Junioroffiziere machten verschiedene Pläne, aber keiner wurde jemals ernsthaft in Betracht gezogen und das Projekt wurde endgültig 1906 fallen gelassen.

Der erste Plan wurde im Winter 1897–1898 von Leutnant Eberhard von Mantey ausgearbeitet und zielte hauptsächlich auf amerikanische Marinestützpunkte in Hampton Roads, um die US Navy zu dezimieren, operativ zu neutralisieren und am Ende Washington, D.C. zu bedrohen.


Admiral Hubert von Rebeur-Paschwitz - Am 27. August 1899 wechselte er als Marineattaché an die Botschaft in Washington, da sich hier kurzfristig die Bestätigung für einen Einsatz als Attaché aus den geschlossenen politischen Vereinbarungen ergeben hatte.

Im März 1899, nach den bedeutenden Gewinnen der USA im Spanisch-Amerikanischen Krieg, wurde der Plan so abgeändert, dass man eine Landinvasion im Raum New York City und Boston plante. Im August 1901 spionierte Leutnant Hubert von Rebeur-Paschwitz die Zielgebiete aus und meldete sich zurück.


Vizeadmiral Wilhelm Büchsel

Ein dritter Plan wurde im November 1903 vom Marinestabsoffizier Wilhelm Büchsel, genannt Operationsplan III, mit geringfügigen Anpassungen an den amphibischen Landeplätzen und den unmittelbaren taktischen Zielen erstellt.

Die Kaiserliche Deutsche Marine unter Großadmiral Alfred von Tirpitz expandierte von 1898 bis 1906 stark, war aber nie groß genug, um einen dieser Pläne umsetzen zu können, es gibt auch bisher keinen Hinweis darauf, dass sie jemals ernsthaft in Betracht gezogen wurden. Die deutsche Armee unter Feldmarschall Alfred von Schlieffen, die für mindestens 100.000 Soldaten bei der Invasion verantwortlich war, war sich sicher, dass der Vorschlag in einer Niederlage enden würde. Die Pläne wurden 1906 endgültig auf Eis gelegt und erst 1970 vollständig öffentlich, als sie im deutschen Militärarchiv in Freiburgentdeckt wurden. Eine weitere "Wiederentdeckung" erfolgte 2002.

Die Generalstäbe aller Großmächte planen für hypothetische Kriege. Das Hauptziel besteht darin, die Menge der Ressourcen zu schätzen, die für ihre Durchführung erforderlich sind, damit, wenn die Krise jemals auftrat, wertvolle Zeit nicht für ihre Entwicklung verschwendet würde. Da alle Nationen dies routinemäßig tun, hat es keinen Sinn, dass die von den Junioroffizieren entwickelten Pläne Auswirkungen auf die nationale Entscheidungsfindung hatten. Die meisten Pläne verlassen das Kriegsministerium nie, doch wenn die Weltpolitik entsprechende Krisen in der Planungszeit generiert hätte, hatte Deutschland für einen Konflikt gegen die USA bereits Pläne zur Verfügung.


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Der erste Plan

Warum sich das 1871 aufstrebende deutsche Kaiserreich überhaupt mit einem möglichen Konflikt mit den USA auseinandersetzte, lässt sich an einer ersten größeren Krise im Pazifik festmachen, wo sich 1889 mit Großbritannien, den USA und dem Kaiserreich gleich drei Mächte um den zukünftigen Status von Samoa stritten. Deutschland baute, wie andere europäische Mächte, an einem weltweiten Kolonialreich wofür Samoa als pazifischer Stützpunkt für eine Verbindung nach China eine wichtige Rolle spielen sollte. 1884 besetzten deutsche Marinesoldaten die Stadt Apia und es kam zu einem Vertragsschluss zwischen Deutschland und dem Malietoa, der dem Deutschen Reich noch größeren Einfluss auf Samoa sichern sollte. Ein Jahr später entwickelte sich ein diplomatischer Konflikt mit Großbritannien, nachdem Deutsche um den Spezialkommissar für Samoa, Gustav Travers, mit Unterstützung des Kanonenbootes SMS Albatross die deutsche Reichsflagge auf dem neutralen Munizipalgebiet vor Apia gehisst hatten. Nachdem ein Zyklon vom 13. bis zum 17. März 1889 vor Apia die in der Bucht vor Anker liegenden Kriegsschiffe Deutschlands und der USA vor den Samoa-Inseln zerstört hatte, wurden die langjährigen Machtkämpfe 1889 durch die Samoa-Akte in der Berliner Samoa-Konferenz zunächst beigelegt.


Deutsche, britische, amerikanische Kriegsschiffe im Hafen von Apia, Samoa 1899

Britische und amerikanische Schiffe beschossen im März 1899 die Hauptstadt Apia, da sich abzeichnete, dass Mataafa sich als Nachfolger durchsetzen würde.

1899 einigte man sich schließlich auf die Abschaffung der Monarchie und die Zweiteilung der Inselgruppe zwischen Deutschland und Amerika. Großbritannien verzichtete im Samoa-Vertrag auf alle Rechte auf Samoa, wurde aber durch andere pazifische Inseln wie Tonga und Teile der Salomonen entschädigt. Im Jahr 1900 wurden die Inseln östlich des 171. Grad amerikanisch (heute noch: Amerikanisch-Samoa). Westsamoa, hauptsächlich die Inseln Savaiʻi und Upolu wurde zur Kolonie Deutsch-Samoa. In diese pazifische Krisenzeit fällt wiederum der erste deutsche Plan für eine Seeinvasion gegen die USA, wo man das militärische Potential dieses Staates noch für so überschaubar hielt, dass man auch vor einem offensiven Seekrieg gegen die Ostküste nicht zurückschrecken würde.

Deutschlands erster Plan war es dann auch, die US-Seemacht an der amerikanischen Ostküste anzugreifen und so freie Hand für die Errichtung eines deutschen Marinestützpunkts in der Karibik zu gewinnen und für einen weiteren im Pazifik zu verhandeln. Marineleutnant Eberhard von Mantey (später Admiral und Marinehistoriker) wurde mit der Ausarbeitung der Pläne beauftragt. Mantey, damals 28 Jahre alt, begann die Arbeit Ende 1897 und arbeitete bis 1898 durch den Winter. Die geheimen Pläne wurden als Manteys "Winterkorrespondenz" bezeichnet.


die kaiserlich deutsche Schlachtflotte

Mit Unterstützung des Kaisers bildete Tirpitz einen Plan zur Schaffung einer Marine, die den imperialen Ambitionen Deutschlands würdig ist, dem Tirpitz-Plan. Der Kaiser leitete eine Reihe von Marineerweiterungen, die insgesamt als deutsche Marinedoktrin bezeichnet wurden, um sein Ziel der Verwirklichung näher zu bringen. Die Kaiserliche Deutsche Marine hatte bereits mit dem Bau mächtiger neuer Schlachtschiffe wie der Kaiser-Friedrich-III-Klasse begonnen, die bis 1902 fertiggestellt werden sollten.


die SMS "Kaiser Karl der Grosse" wurde 1902 fertig gestellt

Der erste deutsche Invasionsplan der USA forderte eine große deutsche Flotte, um über den Atlantik zu fahren und die Atlantische Flotte der US-Marine in einer entscheidenden Schlacht zu besiegen. Deutsche Kriegsschiffe sollten dann die Marinebasis Norfolk mit dem Naval Shipyard und dem expandierenden Newport News Shipbuilding Center zerstören und alle anderen Marinekräfte in den Hampton Roads von Virginia bekämpfen. Von Mantey bezeichnete diesen Bereich als den "sensibelsten Punkt" der amerikanischen Verteidigung, dessen Zertrümmerung die USA zu Verhandlungen zwingen würde.


amerikanische Torpedoboote in Norfolk (1905) - die US Marinebasis sollte von der kaiserlichen Flotte beschossen und ausgeschaltet werden.


auch die Marinewerfen von Portsmouth sollten nach Mantey als Kriegsziele von deutschen Schlachtschiffen zerstört werden

Ein weiterer Angriff sollte auf die prominente Portsmouth Naval Shipyard zwischen den Bundesstaaten Maine und New Hampshire gerichtet werden. Die Hafenverteidigung von New York, wurde von Mantey als zu stark betrachtet, sie besaß Festungen, die mit mächtigen Geschützen Schiffe vor der Küste bekämpfen konnten. Trotzdem wurde New York als Hauptziel betrachtet. Nachdem man Amerikas wichtigste Marinewerften ausgeschaltet hätte, sollten deutsche Kampfgeschwader eine Seeblockade so lange aufrecht erhalten, bis deutsche Unterhändler sich mit amerikanischen Regierungsvertretern trafen, um ihnen alle Forderungen zu unterbreiten, die vom Kaiser für angemessen erklärt wurden.

Der Kaiser befand die Finanzierung der erforderlichen Schiffe für schwierig und selbst die Pläne für die Langstrecken-Panzerkreuzer, die für die Unterstützung der Flotte bei einem groß angelegten Einsatz notwendig waren, verzögerten sich oder wurden auf Eis gelegt. Unterdessen brach 1898 der von den USA herbeigeleitete Krieg gegen Spanien aus, wo amerikanische Seestreitkräfte in der Karibik und im Pazifik kämpften. 1899 erlangten die USA die Kontrolle über Puerto Rico und ein bald unabhängiges Kuba geriet unter amerikanischen wirtschaftlichen Einfluss. Die deutschen Pläne für einen karibischen Stützpunkt wurden zu dieser Zeit als undurchführbar betrachtet, weshalb Manteys Plan überarbeitet werden musste.

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Der zweite Plan - Die Großlandung bei Cape Cod

Als im März 1899 klar wurde, dass die USA die Kontrolle über die erhofften karibischen Stützpunkte auf Puerto Rico und Kuba übernehmen würde, ordnete der Kaiser die Überarbeitung der von Mantey ausgearbeiteten Invasionspläne an. Statt wichtige Werften auszuschalten, sah der neue Plan eine zweigleisige Landinvasion vor, die auf New York City und Boston zielte. Etwa 60 Kriegsschiffe und ein massiver Zug von 40 bis 60 Fracht- und Truppenschiffen mit 75.000 Tonnen Kohle, 100.000 Soldaten und einer großen Menge Armeeartillerie sollten in 25 Tagen den Atlantik überqueren.


Das Landegebiet von Cap Cod


das deutsche Kriegsziel Boston

Nach einer entscheidenden Schlacht um die Seeherrschaft vor der amerikanischen Ostküste war geplant deutsche Truppen auf Cape Cod zu landen, wobei der mitgeführten Artillerie eine große Bedeutung zu kam. Nach der Konsolidierungsphase sollten die Landungstruppen auf Boston vorrücken und die Stadt beschießen. Für den wichtigeren Angriff auf New York sollte eine hohe Geschwindigkeit den Erfolg garantieren: Als Schwerpunkt war eine Truppenlandung auf der Halbinsel Sandy Hook, New Jersey vorgesehen, wobei der versammelten Kriegsflotte die Aufgabe zu kam, die Hafenbefestigungen zu zertrümmern, als Primärziele wurden Fort Hamilton und Fort Tompkins angegeben.

Bei Erfolg war den Kriegsschiffen befohlen vor Manhattan und und weiteren Küstenabschnitten New Yorks zu kreuzen, womit unter der betroffenen amerikanischen Bevölkerung eine Massenpanik erzeugt werden sollte.


Angriffsziel der deutschen Schlachtflotte: das New Yorker Fort Hamilton (1908)

Im Dezember 1900 beschloss der Kaiser, dass der Plan II am besten von einem Stützpunkt auf Kuba aus durchgeführt werden sollte, anstatt nur von Deutschland aus zu operieren. Diese überraschende Entwicklung war für seinen eigenen Generalstab alarmierend, da eine solche Basis zunächst mit Gewalt erobert werden müsste. Admiral Otto von Diederichs berichtete dem Kaiser, dass die deutsche Marine nun stärker sei als die US-Marine, so dass es an der Armee sei, das Problem der Landstrategie zu lösen.

General Alfred von Schlieffen zweifelte zwar an dem ganzen Unterfangen. Er berichtete dem Kaiser, dass 100.000 Soldaten "wahrscheinlich ausreichen würden", um Boston zu erobern, aber dass noch viel mehr benötigt würden, um New York, eine Stadt mit drei Millionen Einwohnern, zu erobern. Von Diederichs meinte, von Schlieffen sei "sehr klug" mit dem Kaiser und biete eine scheinbar positive Antwort, die unmöglich zu erfüllen sei, da es nicht einmal genügend deutsche Schiffsraum gebe, um 100.000 Soldaten und deren Ausrüstung zu befördern. Bevor er das dem Kaiser sagt, war er nach den Dokumenten zufolge noch kurz davor, die Invasion New Yorks anzuordnen, bevor er darauf bestand, dass Deutschland zu wenige Truppen für eine solche Operation habe.

Die karibische Stützpunktfrage wurde noch weiter vorangetrieben, wo man statt Kuba oder Puerto Rico jetzt den Besitz der Isla Margarita anvisierte, die Venezuela dem Deutschen Reich für die Tilgung seiner Schulden anbot. In der zuvor stattgefundenen Krise um Venezuela drohte Präsident Roosevelt den Deutschen sogar mit Krieg, wenn sie nach der erfolgten deutsch-britischen Seeblockade in diesem Land gelandet wären. Dafür unterstellte er die US Flotte Admiral George Dewey und entsendete diese in die Karibik. Bereits Ende 1901 wurden deutschen Reparationen gegenüber Venezuela Nachdruck verliehen, in dem das Kaiserreich SMS Vineta und SMS Falke vor die venezolanische Küste schickte. Die SMS Vineta war schon ein Jahr zuvor in Venezuela, wo sie die Isla Margarita besuchte und die Insel offiziell als ungeeignet für einen Stützpunkt hielt. Ob es dabei eine Rolle spielte oder nicht: Der größte Minuspunkt war weniger ihre strategische Lage, sondern die geringen Wasserreserven, denn die Hälfte dieser Insel ist im Westteil von Halbwüsten bedeckt!


die SMS Vineta - In der Karibik unterwegs, bewertete sie auf der Suche nach möglichen Stützpunkten die Isla Magarita für ungeeignet

Offiziell wurde deshalb von Deutschland Richtung USA verbreitet, dass es keinerlei Absichten für den Erwerb dieser Insel verfolge. Die amerikanische Diplomatie traute jedoch diesen Verlautbarungen nicht und leitete Schritte ein, die brisante Lage auszuforschen. Man hatte sogar Hinweise erhalten, dass die Deutschen für 40 Millionen US Dollar die Panama Canal Company kaufen wollten. Nach einer Anweisung des US Außenministers John Hay an den amerikanischen Botschafter Tower in Berlin vom 12. Januar 1903, sollte dieser herausbekommen, was an dieser Sache dran wäre. Was er herausbekam, dürfte vielleicht die US Ambitionen in Panama verstärkt haben, denn Ende 1903 wurde die USA neuer Besitzer des Panamakanals. Trotzdem blieb man nervös, denn nach vorliegenden Meldungen des State Department wurden angeblich kolumbianische Truppen auf zwei deutsche Schiffe eingeschifft.

Der dritte Plan - Die Landung bei Manomet Point


Wurde im US Verdeitigungsbericht als verwundbarster Ost der Ostküstenverdeitigung bezeichnet: der Manomet Point.

Im August 1901 sandte von Tirpitz geheime Befehle an Leutnant Hubert von Rebeur-Paschwitz (später Vizeadmiral), einen Marineattaché, der an der deutschen Botschaft in Washington, D.C. diente. Von Rebeur-Paschwitz verließ Washington, um den geplanten Landeplatz auf Cape Cod auszukundschaften, den er für ungeeignet hielt, weil er nicht in Sichtweite einer freundlichen Marineartillerieunterstützung war. Er empfahl, die Landung zum Strand in der Nähe des Leuchtturms von Manomet Point zu verschieben. Dieser Strand könnte von deutschen Kriegsschiffen unterstützt werden, die sich vor Cape Cod aufstellen. Der neue Landungsabschnitt enthielt auch einen nahe gelegenen Hügel mit einer kommandierenden Aussicht. Der Hügel sollte so schnell wie möglich eingenommen werden, da er als nützlich für die von der Armee gelenkte Artillerieunterstützung der ersten Phasen der geplanten Truppenförderung nordwärts in Richtung Boston angesehen wurde, was etwa 72 km entfernt liegt.


Captain Charles J. Train - Seinen Lagebericht über die verwundbarsten Landeabschnitte der Ostküste konnte auch Rebeur-Paschwitz einsehen.

Von Rebeur-Paschwitz war bereits mit einem aktuellen amerikanischen Verteidigungsbericht vertraut, den Captain Charles J. Train Mitte 1901 im Rahmen von Trains Aufgaben für das US Navy Board of Inspection and Survey verfasste. Train, später zum Konteradmiral befördert, hatte geschrieben, dass Provincetown, Massachusetts, an der Nordspitze von Cape Cod, der verwundbarste feindliche Landeplatz in der Nähe von Boston war, und Cape Ann, 64 km nördlich von Boston, war der zweitverwundbarste.

Von Rebeur-Paschwitz berichtete Tirpitz, dass an diesen beiden Punkten zwei angreifende Kräfte für eine Anfahrt nach Boston landen sollten, die sich von Manomet Pointund Rockport nähern. Nachdem er den Bericht von Rebeur-Paschwitz gesehen hatte, schrieb von Schlieffen im Dezember 1901, dass die Unerfahrenheit von Rebeur-Paschwitz bei Armeeeinsätzen ernsthafte Zweifel an seinem Urteil über die Landetruppenstandorte und die Strategie der Großangriffe aufkommen ließ. Die Existenz von Trains Küstenverteidigungsbericht, sagte von Schlieffen, war ein Signal, dass die USA über eine mögliche feindliche Invasion in der Gegend von Boston alarmiert waren. Die Amerikaner wären wahrscheinlich besser darauf vorbereitet, eine solche Invasion in naher Zukunft abzuwehren.


Wurde von Büchsel als künftige deutsche Marinebasis in Karibik erwogen: die Insel Culebra vor Puerto Rico

Von 1902 bis November 1903 überarbeitete der Marinestabsoffizier Wilhelm von Büchsel die Pläne für Tirpitz, um kleine Änderungen in der Taktik vorzunehmen. Diese Pläne, genannt Operationsplan III, berücksichtigten die Weltpolitik und legten militärische und politische Vorteile fest, die durch die Platzierung eines Marinestützpunkts in Culebra, Puerto Rico, erzielt werden sollten. Eine Position, die genutzt werden könnte, um den Panamakanal zu bedrohen. Während dieser Zeit schrieb von Mantey in sein Tagebuch, dass die "Ostküste das Herz der Vereinigten Staaten ist und hier ist sie am verwundbarsten. New York wird in Panik geraten, wenn es um Bombardements geht. Wenn wir sie hier treffen, können wir Amerika zu Verhandlungen zwingen."

Präsident Theodore Roosevelt nutzt die US-Flotte, um den europäischen Einfluss in Amerika zu verringern. Das Schild dafür war die "Monroe-Doktrin". Büchsel stellte aufmerksam fest, dass eine Voraussetzung für den Erfolg der deutschen Invasion in Amerika das Fehlen eines großen Konflikts in Europa war. Eine weitere Bedingung war ein schlechter Zustand der amerikanischen Bereitschaft. Doch beide Bedingungen waren nicht mehr gegeben, als Büchsel den dritten Plan ausarbeitete. Die USA waren nach ihrem Sieg über Spanien 1898 machtpolitisch erwacht und begannen sofort die Kriegsbeute militärisch zu sichern. Damit wurden auch Pläne undurchführbar, die Insel Culebra für eine Militärbasis zu erwerben. Amerika begann mit dem Bau von Schlachtschiffen, um den deutschen Vorsprung auszugleichen, über den von Diederichs berichtete. Die britische Royal Navy, die stärkste Marine der Welt, expandierte weiter, und andere Länder planten ebenfalls sehr schwere Schlachtschiffe vom Typ Dreadnought. Dies setzte die deutsche Marine zusätzlich unter Druck, die im englisch-deutschen Flottenrüstungswettlauf nie eine Paritätsposition erreichte. Sie reichte auch nicht aus, um die von Mantey und dann Büchsel in den verschiedenen US-Invasionsplänen festgelegten Truppenstärken zu befördern.


Auch die Mole von St. Nicolás wurde nach amerikanischen Wissen von Deutschland als möglicher Stützpunkt diskutiert und tauchte immer wieder im Gepäck im Zusammenhang mit deutschen Anleiheverhandlungen für das geldknappe Haiti auf.

Die Venezuela-Krise von 1902 bis 1903 zeigte der Welt, dass die USA bereit waren, ihre Marinestärke zu nutzen, um einen amerikanischen Standpunkt in der Weltpolitik zu erzwingen. Die Krise begründete Präsident Theodore Roosevelts Roosevelt-Corollary zur Monroe-Doktrin und schaffte damit einen Präzedenzfall für eine US-Intervention in südamerikanische und europäische Angelegenheiten. Im April 1904 wurde das Machtgleichgewicht in Europa mit der Unterzeichnung der Entente Cordiale durch Großbritannien und Frankreich stark verschoben. Diese verbesserten diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern ermöglichten es, französische und britische Streitkräfte in andere Länder zu verlagern, in der Regel auf Kosten deutscher Pläne ihr Kolonialreich so zu erweitern, dass es sich mit dem britischen Empire und dem französischen Kolonialreich messen konnte. Zar Nikolaus II. von Russland weigerte sich zudem, ein Militärisches Bündnis mit Deutschland zu bilden, so dass der Kaiser beschloss, sich auf die militärische Stärkung Deutschlands für einen möglichen europäischen Konflikt zu konzentrieren und nicht auf eine Invasion in Übersee. Die US-Invasionspläne wurden ab 1906 auf Eis gelegt, was nach dem russisch-japanischen Krieg war.

Primärquelle: Wikipedia
https://www.discoverpuertorico.com/artic...to-stay-culebra

Deutscher Stützpunktplan am Golf von Urabá in Kolumbien?

1904, als sich die Stützpunktfrage in Venezuela erledigt hatte, wurde einmal aus Bogotá berichtet, es seien vermutlich mit den Deutschen Verhandlungen über den Verkauf der Perleninseln im Gange. Wellen schlug diese Meldung wohl auch deshalb nicht, weil der gesamte Archipel Panama gehörte, weshalb die Kolumbianer überhaupt nicht befugt waren, über einen Verkauf dieser Inseln zu verhandeln.

Die permanent schlechten kolumbianisch-amerikanischen Beziehungen und die Nähe Kolumbiens zum Panamakanal ließen die amerikanische Diplomatie und politische Führung wie in kaum einem anderen Falle gereizt reagieren, auf Gerüchte und Mutmaßungen hinsichtlich europäischer und besonders deutscher Aktivitäten in diesem Lande. Das bemerkenswerteste Beispiel dafür soll vorgestellt werden, soweit das im Rahmen dieses Überblicks notwendig und möglich ist.


Am Golf von Urabá: Nimmt man die gesammelten Erkenntnisse zusammen, dürfte das Deutsche Kaiserreich für eine Zeit lang intensiv den Plan verfolgt haben, am Golf von Urabá (Golf von Darién) eine Kohlestation zu erreichten, die aus amerikanischer Sicht in beunruhigender Nähe zum Panama-Kanal lag.

Am 8. Oktober 1909 gewährte die kolumbianische Regierung dem Deutschen O. Egersdorf eine Konzession zur Errichtung einer Bananenplantage am Golf von Urabá (Golf von Darién), etwa 180 Meilen vom entstehenden Panamakanal entfernt. Diese Konzession in strategisch exponierter Lage erregte sofort den Argwohn der amerikanischen Vertreter in Kolumbien, um so mehr, als nach ihren Berichten mit der Konzession das Recht verbunden war, eine Eisenbahnlinie zu bauen und eine Funktelegraphenstation einzurichten. Als mit dem Bau einer Mole begonnen, der Besuch eines deutschen Militärs registriert und ermittelt wurde, dass die Konzession an die Hamburg-Kolumbien-Bananen-AG, hinter der die HAPAG stand, weitergereicht worden sei, führte das sofort zur Gleichung HAPAG = Ballin = Kaiser das den amerikanischen Argwohn, dass sich hinter dem ganzen Projekt das Deutsche Reich mit seinen politisch-militärischen Ambitionen verberge, fast zur Gewissheit steigerte.

So stellte sich am 1.November 1911 die Situation für den amerikanischen Geschäftsträger in Bogotá, Frazier, wie folgt dar: "Es wurde der Verdacht erweckt, dass die kolumbianische Regierung absichtlich Territorium verpachtet hat, gut gelegen für einen Marinestützpunkt und in unmittelbarer Nähe zum atlantischen Endpunkt des Panama-Kanals, für ein deutsches Ziel die Vereinigten in Verlegenheit zu bringen".

Die Berichte rissen nicht ab. Am 30. April 1913 berichtet der amerikanische Geschäftsträger Harrison aus Bogota über ein Gespräch mit einer untergeordneten Kraft aus der deutschen Gesandtschaft, in dessen Verlauf der Deutsche sagte, dass die wahre Absicht war, eine eigene deutsche Kohlestation in der Karibik zu errichten. Dieser Bericht zeigte im State Department - Wilson und Bryan hatten soeben erst die Regierungsgeschäfte übernommen — volle Wirkung. Die Division of Latin-American Affairs im State Department, die Deutschland stets mit besonderem Mißtrauen gegenüberstehend, wirkte schriftlich und mündlich auf Bryan ein und ersuchte ihn, sich in der Angelegenheit an den Präsidenten zu wenden.

Im entsprechenden Memorandum vom 27. Mai 1913 verglich man im State Department die Situation mit den anderen deutschen Kolonialerwerbungen. Alle deutschen Kolonien in Afrika und einige in Ozeanien wären wie im Falle von Urabá ursprünglich mit genau den gleichen Methoden einer harmlosen Durchdringung erworben worden. Man zog noch die deutschen Aktivitäten von 1908 heran Bezug als sie sich um die Galapagos-Inseln bemühten und die Tatsache dass sie den Verkauf der dänischen Westindischen Inseln an die Vereinigten Staaten auf der anderen Seite des Kanals als Beispiel betrachteten, wie man in Westindien Fuß zu fassen könnte. Man schlug vor diesen strategischen am Golf von Urabá eingehender zu untersuchen.

Zeit wurde im State Department nicht versäumt. Noch am gleichen Tage wurde der amerikanische Botschafter in Berlin, Leishman, aufgefordert, telegraphisch zu berichten, was er in der Angelegenheit zu ermitteln in der Lage sei. Leishman konnte jedoch nichts darüber erfahren, was das amerikanische Mißtrauen bezüglich deutscher Intentionen am Golf von Urabá gerechtfertigt hätte. Im State Department jedoch fand sein Telegramm keine dankbare Aufnahme. Es paßte nicht zu den sonstigen Informationen und zum eigenen Bild über deutsche Ambitionen. So wurde in einer Stellungnahme der Division of Latin-American Affairs zum Telegramm auf die Argumentation zurückgegriffen, Ballin sei bekanntermaßen ein enger Vertrauter des Kaisers und also stehe die deutsche Regierung hinter dem angeblichen Plantageunternehmen. Dieser Schluss wurde von der Grundeinschätzung abgeleitet, dass Deutschland jede Gelegenheit nutzen würde, um die Monroe-Doktrin zu zerschmettern.

Voll geteilt wurde diese Einschätzung durch die amerikanische Marine, die ebenfalls vom State Department eingeschaltet worden war. In einer am 16. Juni 1913 von F.D. Roosevelt, Acting Secretary of the Navy, dem Secretary of State übermittelten Stellungnahme des General Board der Marine wurde von einer Gesamtanalyse der wirtschaftlichen und strategischen Bedeutung des Golfs von Urabá ausgegangen und gefolgert, es sei höchstwahrscheinlich, dass Deutschland die Errichtung eines Stützpunkts im Auge habe, was „was das Potential hat die Sicherheit der USA und den Panama-Kanals zu bedrohen. Auch diese spezielle Situationsanalyse wurde durch eine allgemeine abgesichert, wonach Deutschlands Wunsch nach einer Kohlestation, seine Stellung in der Karibik erheblich ausbauen würde, woran jedoch die USA kein Interesse hätten.

Ausdruck fand die Aufmerksamkeit, die man der vermuteten deutschen Aktivität schenkte, u. a. in der Entsendung des Konsularagenten Dreyfus zum Golf von Urabá mit dem geheimen Auftrag, herauszufinden, was sich auf dem Plantagengelände tat. Dreyfus berichtete, auch aus anderen Quellen liefen ähnliche Nachrichten ein, dass es dem Unternehmen wirtschaftlich schlecht ginge, es falsch aufgezogen und die Arbeit bereits teilweise eingestellt sei. Für den Aufbau einer deutschen Kohlestation sah er keine Hinweise mehr. Zu dieser Zeit könnte jedoch schon der Plan eine deutsche Kohlestation im Golf von Urabá zu errichten, aufgegeben worden sein.

Primärquelle: Baecker, Deutschland im karibischen Raum im Spiegel amerikanischer Akten (1898-1914 )