Rod - Der Gott des Sonnenrades



Rod wäre bei den Heiden Ost- und Südosteuropas ein Gott der Familie, der Vorfahren und des Schicksals gewesen, diskutiert wird sogar, ob er als der höchste Gott angesehen wurde. Unter den heidnischen Stämmen auf dem Balkan war er noch als Sud bekannt, was für Richter stehen würde. Er wird gewöhnlich zusammen mit Rozhanitsy-Gottheiten (auf dem Balkan für Sudzenitsy) erwähnt. Der erste Haarschnitt (postriziny) wurde ihm gewidmet, in einer Feier, bei der er und der Rozhanitsy eine Mahlzeit und das geschnittene Haar erhielten. Sein Kult verlor im Laufe der Zeit an Bedeutung, und im neunten oder zehnten Jahrhundert wurde er durch Perun, Svarog und/oder Svetevid ersetzt, was vielleicht seine Abwesenheit im Pantheon von Valdemar (Wladimir) dem Großen erklärt, dem Herrscher des Warägerreiches am Dnjepr. In diesem Fall wäre er ostvandalischer Herkunft und sein Name eher nicht im Altnordischen deutbar. Hergeleitet vom germanischen *rōþjan für Brüllen oder Schreien läst er sich auf jeden Fall mit Odin vergleichen, denn man auch den "Lärmenden" nannte.

Rods Name wird in osteuropäischen Quellen über die vorchristliche Heidenreligion bestätigt. Den Namen will man bisher von der proto-indoeuropäischen Wurzel *wréh₂ds für "Wurzel" herleiten, was man einem Glagoliza-Wort Wort *rodъ für "Familie", "Geburt", "Herkunft", "Clan", aber auch "Ertrag", "Ernte" verknüpfte. Doch ausgerechnet der Slawist Aleksander Brückner bemerkt schon die Ähnlichkeit des Namens mit dem avestischen Wort rada-, was "Wächter" bedeutet. Dieser Art Wächter aus den Veden, verbindet sich hauptsächlich mit der Asenzeit und sind hauptsächlich am Himmel sichtbar gewesen. Rod wäre somit ein
himmlischer Wächter gewesen. Bezogen auf seine Ikonografie wurde dieser mit der Sonnenradsymbolik dargestellt. Damit ist er hauptsächlich mit Asen identisch, denen man die Funktion eines "Mundschenks" nachsagte und wie Indra mit der Somaschöpfung verbunden war. Ausgehend vom indogermanischen *roto für Rad, Himmel und Sonne, wurde davon noch sein Name abgeleitet, der zugleich mit jenem Schöpfungsort verbunden war, woraus menschliche Ahnenkontingente für die Gründung von Clans stammen. Boris Rybakov glaubt zudem, dass alle mit Rod dargestellten Kreise und Spiralsymbole die verschiedenen Hypostasen von Rod darstellen würden. Solche Symbole sind "sechsblättrige Rose in einen Kreis eingeschrieben" (Rosette) und das Zeichen des Donners.

Die erste Quelle, die Rod erwähnt, ist die Überlieferung des Theologen des heiligen Gregor über die Verbeugung der Heiden vor Götzen aus dem 11. Jahrhundert: Dieser Name kam auch zu den Sclavi (Sclavenen), und sie begannen, Rod und Rozhanitsy vor Perun, ihrem Gott, Opfer zu bringen. Und früher opferten sie sich Geistern (upyrí) und Beregins. Aber auch am Stadtrand beten sie zu ihm, dem verfluchten Gott Perun, und zu Hors und Mokosh und zu den Vila(s) – sie tun dies im Geheimen.

Das Wort von Chrystolubiec beschreibt die Gebete, die Rod und der Rozhanitsy gewidmet sind:... und wir mischen einige reine Gebete mit dem verfluchten Opfer von Götzen, weil sie einen unrechtmäßigen Tisch zusätzlich zu einem Kutia-Tisch und einem rechtmäßigen Abendessen stellen, das für Rod und Rozanissy entworfen wurde und Gottes Zorn verursacht.

In einem handschriftlichen Kommentar zum Evangelium aus dem 15. Jahrhundert widersetzt sich Rod dem christlichen Gott als Schöpfer der Menschen: Rod sitzt also nicht in der Luft, wirft Klumpen zu Boden, und daraus werden Kinder geboren [...] weil Gott der Schöpfer ist, nicht Rod

Der Kult von Rod war in der Rus des 16. Jahrhunderts immer noch beliebt, wie die Buße während der Beichte durch orthodoxe Priester belegt, wie sie in den Gefängnissen des Heiligen Sabbas von Storozhi beschrieben wird: Haben Sie Gott zusammen mit Frauen ekelhafte Opfergaben dargebracht, haben Sie zu den Vilas gebetet, oder haben Sie zu Ehren von Rod und Rozhanitze und Perun und Hors und Mokosh getrunken und gegessen? Drei Jahre Fasten mit Ehrerbietungen.

Bisher will man Rod mit Teutates, dem römischen Janus (Quirinus) und Perun verknüpfen. Perun schon deswegen, weil dieser überhaupt der einzige Gott wäre, der in Osteuropa überall bekannt war. Rod und Perun sind zudem Donnergötter gewesen, es spricht nichts gegen diese These, wonach Rod nur eine wenig bekanntere ostvandalische Nebenform von Perun wäre.

Primärquelle: Wikipedia
Stiehler, Diener und Krieger

Der wendische Bielebog

Die Religion der Wenden bestand in einer Vielgötterei, die ohne System und dabei wandelbar war. In ihren ältesten Wohnsitzen mag sie einfacher gewesen sein und sich auf die unter ihnen allgemein verbreitete Verehrung des Bialibog des weißen oder guten Gott und des Czarnibog (Cernunnos) des schwarzen oder bösen Gott beschränkt haben. Unter dem weißen Gott dachten sie sich ein erhabenes, wohltätiges Wesen im Himmel, das sie weder abbildeten noch in Tempeln anbeteten oder Opfer. brachten. Dagegen opferten sie dem Czarnibog, den sie als ein feindseliges Wesen, den Urheber alles Unheils, aller Krankheiten und Qualen an Menschen und Vieh, betrachteten.


Bielebog - Er ist mit dem suebischen Axtgott Biel identisch

Als sie auf ihren Wanderzügen mit den Gottheiten anderer Völker bekannt wurden, nahmen sie selbige von diesen an und so vermehrte sich die Zahl ihrer Volks- und Hausgötter, dass fast jeder Stamm seine eigenen hatte und ihre Tempel mit Götzenbildern überfüllt waren. Unter allen Gottheiten, welche die Wenden an der Ostsee verehrten, stand Swantewitt oben an als Gott der Götter, alle andere wurden gegen ihn nur als Halbgötter betrachtet. Der Swantewitt, zu Deutsch das heilige Licht, (der vergöttlichte Sven Gabelbart) hatte zu Arkona auf Rügen einen berühmten Tempel, womit ein Orakel verbunden war. Alle benachbarten Völkerschaften, folglich auch die Vinetier von Usedom (Jumna) brachten dahin Opferpfennige und Geschenke nebst Zehnten vom Vieh und von der Kriegsbeute, so dass der Tempel sehr reich war. Darin befand sich das Götzenbild, ein Ungeheuer von übermenschlicher Größe mit 4 Köpfen und eben so viel Hälsen, dem unter andern jährlich ein Christ geopfert wurde.

Der weisse Gott des Guten war auch als Belbog oder Bolbog im ostelbischen Wendenland bekannt. Zu Julin, eine uralte verschwundene Götterstadt des dänischen und preussischen Heidentums, verehrte man Bialibog besonders hoch und bildete ihn dort, wie in Jüterbog, als alten, weiss gekleideten Mann, mit einem Lorbeerzweige gekrönt, ab. In der Rechten hielt er einen Palmzweig. Ihm wurden überall Opfer gebracht, damit er vor den bösen Einflüssen des Czarnibog (Tschernebog) schütze. Bei den Russen hiess er Bielbog, und hatte seinen Tempel in Kiew, wo er auch als Donnergott galt. Die alte Götterstadt Julin wurde vor Wollin vermutet, wobei sein Name sich vom altnordischen jōln für die Julgötter ableitet, für die man das Julfest zur Wintersonnenwende abhielt.

Für einem Göttersitz im Meer spricht eine Überlieferung aus dem Haraldskvæði: „Der König will das Jul draußen (auf dem Meer) trinken und das Spiel Freyrs beginnen“. Julin könnte also zuerst ein Göttersitz von Freyr gewesen sein, der vor Wollin stand. Das sogenannte "Jultrinken" entstammt deshalb sicher früheren Trankopfern für die Julgötter, zu denen auch Odin und Thor gehörten. Bielbog leitet sich jedoch unmittelbar von der suebischen Gottheit Biel ab, der bei den Hermunduren und Altsachsen als Axt- oder Beilgott verehrt wurde. Dass er noch in Kiew verehrt wurde, lag einerseits an den Warägern in Osteuropa und andererseits an den ostvandalischen und gotischen Clans in diesem Großraum.

Primärquelle: Gadebusch, Chronik der Insel Usedom
Wikipedia

Herrowitt und Borowitt


Das alte waldreiche Zinnowitz (Zit) - Hier wurde der Kriegsgott Herrowitt (Hirowit) verehrt und Borowitt, der Lichtgott des Waldes. Herrowitt ist möglicherweise mit dem suebischen Axtgott Biel identisch und Borowitt eine Lokalvariante des rugischen Porevit

Von den Wenden im ostelbischen Gebiet suebischer Welataben ist noch bekannt, dass sie einen Kriegsgott Herrowitt (Hirowit) und den Borowitt, als Lichtgott des Waldes verehrten. Herrowitt hatte einen Tempel zu Wollin. Er wurde als Untergott der Wenden angesehen, dessen Bild man unter den Rhetraischen Altertümern in Karenz und Rhetra gefunden hat. Er hat vier Hörner und in einander verschlungene Beine und führt noch den Zusatz Belbog, woraus hervorgeht, dass Hirowit zu den guten Göttern gehörte. Er stand also mindestens zu Biel in Beziehung oder war mit ihm sogar identisch. Die verschlungenen Beine könnten sich vom Symbol des Caduceus (Hermesstab) ableiten.

Borowitt wurde in einem Tempel in Wolgast angebetet, das war gegenüber der Insel Usedom (Jumna). Eine Meile davon beim Dorf Zinnowitz - damals Zit genannt - befindet sich ein Waldbezirk, der mutmaßlich ein heiliger, dem Borowitt geweihter Hain war und noch jezt den Nahmen "Herenheide" führt.

Während der Missionierungszeit im 12. Jahrhundert zettelte ein heidnischer Priester einen Aufstand in der Stadt an. Als Gott Borowitt verkleidet, erschien er den in der Dämmerung vorüberziehenden Landleuten im geheiligten Hain von Zit (Zinnowitz) im Lande zu Usedom und stieß schreckliche Drohungen gegen die Wolgaster aus, sofern sie den fremden Gott (Christus) annehmen würden. Die erschrockenen Landleute verkündeten die Erscheinung in der Stadt, wodurch das Volk so in Wut geriet, dass die beiden Geistlichen ohne den Mut und die Geistesgegenwart ihrer Wirtin verloren gewesen wären. Sobald der Bischof den Vorgang erfahren, begab er sich in Begleitung des Fürsten Wartislaw mit einer Schaar Kriegsvolk von Usedom nach Wolgast, wo nicht nur der Aufstand niedergeschlagen wurde, sondern auch nach Zerstörung des Tempels des Borowitt die Bekehrung der Einwohner glücklich von Statten ging.

Primärquelle: Gadebusch, Chronik der Insel Usedom
Vollmer's Mythologie
Wikipedia