Ute Reiber als Gudrun in Dieter Wedels „Hebbels Nibelungen – born this way“ bei den Wormser Nibelungen-Festspielen - Der epische Stoff stammt ursprünglich aus der Asenzeit Europas.
Um aufzuzeigen, wie eng die Mythen der Asen mit der Forschung verknüpft werden können, lohnt es sich zum Beispiel mit dem Gudrun-Epos zu beschäftigen, das mit seinen Grundelementen wesentlich älter ist, als ihre bekannte Überlieferung aus dem 13. Jahrhundert. Darauf verweist schon der Name Gudrun, der aktuell von Gudarūnō hergeleitet, sich auf „guð“ für Gott und dem Folgewort „arūnō“ bezieht. Was dieser Wortanhang bedeutet, wird bei Wiktionary nicht wirklich erklärt, weshalb man besser in Gerhard Köblers Altnordischen Wörterbuch nachforscht. Und siehe da: In „ar-uno“ getrennt, kann das Wort mit „goldene Wohnung“ übersetzt werden. Auf die Sagenregion rund um die Nordsee bezogen, müsste man deshalb davon ausgehen, dass sich dort „Gottes goldene Wohnung“ befand, und im Epos zur Tochter von König Hetel wurde. In diesem Sinne müsste jedoch der sagenhafte König Hetel mit einem Gott gleichgesetzt werden, was gleichbedeutend mit einem Ase ist.
Bevor wir das näher klären, sei aber noch erwähnt, dass die Sageninhalte des Epos durchaus mit Homers Illias vergleichbar, doch die Schauplätze und Namen den altnordischen Großraum wieder spiegeln. Die im Epos überlieferte Familienfehde schilderte zunächst einen erbitterten Kampf um Gudrun, wie wir ihn auch um die entführte Helena in Troja kennen. Demzufolge darf man zur recht davon ausgehen, dass dieses Drama aus der Asenzeit stammt, wobei die meisten Charaktere als fiktive Erfindungen angesehen werden müssen. Zu den interessantesten Aspekten gehören aber auch die erwähnten Toponyme, mit denen man zum Beispiel der Identität von König Hetel auf die Spur kommt. In dem in drei Abschnitte unterteiltem Epos taucht König Hetel aber erst im letzten Teil auf.
Bereits im ersten „Hagenteil“ genannten Abschnitt bekommt man schon erste Zweifel an der benannten Königsfamilie aus Irland, wo von einem König Sigebant, seiner Frau Ute von Irland und ihrem Sohn Hagen berichtet wird. Schon in Kindesjahren wurde Hagen von einem Greifen geraubt, dem er schließlich auf einer Insel mit drei weiteren Prinzessinnen entkommen konnte. Nach Irland zurückgekehrt, heiratete er eine Hilde von Indien (!), die eine ebenfalls Hilde genannte Tochter von ihm bekam. Zu den wichtigsten Elementen dieses Abschnitts gehören Hagens Entführung durch einen Greifen, der indische Bezug zu seiner vermeintlichen Gemahlin, aber auch die identische Namensgebung von Hilde und ihrer Tochter.
Weil man inzwischen die Identität Irlands mit dem heutigen Inselstaat bestreitet, will ich aber erst klären, was dieser Name überhaupt bedeutet. Um dem auf die Spur zu kommen, muss man sich mindestens mit der frühen Bergbaugeschichte Irlands auseinandersetzen, dass zur Bronzezeit für sein Kupfer bekannt war. Die Namensherkunft wird aber bis heute völlig falsch wiedergegeben. So steht in der „Etymologischen Liste der Ländernamen“ auf Wikipedia, dass der Name zwar richtig von „Éire“ abstammt, aber auf einer „keltischen Göttin Eriu“ zurückgehen soll, die für Fruchtbarkeit stand.
"Eire" beschreibt Irland als Kupfer oder Metalinsel - Im Gudrun-Epos wird jedoch damit nur "Gottes Goldene Wohnung" als eine Metallinsel beschrieben, die als Dilmun (Dolmen) ein Sitz der Asen war
Als zweite Wortvariante schlägt man noch das „keltische“ Wort „erin“ für „Grünes Land“ vor. Nichts stimmt davon, denn die Namensgebung ging vom Mount Gabriel im Südwesten Irlands aus, wo man ca. 25 uralte Kupferminen entdeckte, die in einem Zeitraum von 3200 v.Chr. bis 1500 v.Chr. betrieben wurden. Das altnordische Wort „ei-r“ bedeutet hauptsächlich Kupfer, aber auch Bronze oder Metall! Ableitend von diesem Wort, kann deshalb nach 1700 Jahren Kupferbergbau der Landesname Irland nur mit „Kupferland“ übersetzt werden. Bezogen auf das Gudrun-Epos ging es also im Hagenteil um eine „Kupfer“- oder „Metallinsel“, die nicht zwangsläufig für das heutige Irland stehen muss.
Hildburghausen in Thüringen fand Eingang in den Gurdrun-Epos
Eine Herausforderung ist auch das Rätsel um die erwähnte Prinzessin Hildburg von Portugal, die vermeintlich von der Iberischen Halbinsel stammen würde. Ihr fiktiver Charakter wurde aber mit mitteldeutschem Hintergrund erschaffen. So erwähnte schon Büsching einen Grafen von Hildburg, den er mit der Festung Heldburg in Thüringen verknüpfte. Heldburg verweist aber auf Hildburghausen an der Werra, was als fränkische Siedlung gegründet wurde. Der eigentlich unpassende Zusatz „von Portugal“ wäre nach Müllenhoff über eine frühere Bearbeitung einer Strophe entstanden, wo Hildburg noch aus dem „Galtzenlande“ stammen würde, was man damals mit Galizien gleichsetzte. Einfach gedacht weist das „Galtzenlande“ aber weniger auf einen heutigen Regionalnamen, sondern auf ein Bezugsgebiet, wo Schweine gezüchtet wurden. Dass in Thüringen bereits unter den Franken auffällig viele Schweine gezüchtete wurden, belegt schließlich die Tatsache, dass man in den südlichen Regionen den sogenannten Schweinzins einführen konnte.
Die Veste Hilburg steht auf einem 405 m hohen Vulkankegel
Der Ort Heldburg - Ist er tatsächlich erst im 12. Jahrhundert entstanden oder gab es ihn zusammen mit der Veste Hildburg schon zu vorchristlicher Zeit?
Doch kommen wir zum sogenannten Hildeteil des Gudrun-Epos, wo Hagens Tochter Hilde listenreich König Hetel von Hegelingen verfiel und schließlich von ihm Richtung Orkneys (Orkaden) entführt wurde, wo reichlich megalithische Spuren (sog. "Orkney-Kultur", 5 - 4. Jahrtausend v.Chr.) aus der Asenzeit hinterlassen wurden. Um wem es sich bei diesem König wirklich handelte, sollte eigentlich der Ortsname erklären, doch tatsächlich existierte ein solcher Ort erst ab 1906 in Ostpreußen, weil man das Dorf Pogorzellen so umbenannte. Damit bleibt nur die Namensdeutung, wo wir Hegel vom germanischen "egila" für Schlange herleiten können, das Namensenden "ingen" weist hingegen auf Yngvi (Ingwio), dem Beinamen von Freyr. Dessen Reittier sein Eber, eröffnet einen weiteren Bezug zum "Galtzenlande", was womöglich eher einen Asenort beschreibt, oder die Gegend eines Asen-Clans war, der Yngvi unterstand. Für einen Asenort, als Dilmun spricht, dass Hildburg nicht aus dem Galtzenlande stammen würde, sondern als "Galtzenland" eher beschrieben wird. Im Indogermanischen steht eben "galso" auch für einen Hahn oder Hühnervogel, der enorme Bedeutung in der Edda als Verkünder der Ragnarök hatte und dort auch mit Hönir, dem Wasser- und Schlammkönig in Verbindung steht. Auch das lässt sich mit einen Dilmun verknüpfen, wobei Hetel von "etula" für gefräßig hergeleitet werden kann. Insgesamt haben wir damit eine "gefräßige Schlange", die Yngvi zugeordnet mit der Midgardschlange vergleichbar ist, die wiederum zu einem Dilmun namens "Galtzenland" (Galsoland) gehörte. Der Hahn (galso) steht dabei für einen geflügelten Wächter.
Einen geflügelten Wächter stellte auch Thiazzi dar, der Loki, Odin und Hönir zwingt aus dem Kessel (=Dilmun) ihm das "Gekochte" zu überlassen - Bei dem Gekochten handelte es sich jedoch nur um den "Asentrank" Soma (Süßwasser)
Nach dem Epos verfolgte Hagen "Hetels Schiffe" (=Dilmun) mit seiner Flotte, bis er sie schließlich zum Kampf stellen konnte. Auf Bitten von Hilde wurde der tobende Kampf abgebrochen, worauf Hagen mit Hetel Frieden schloss und ihm seine Tochter zur Frau gab. Für Hilde, die namentlich auch als „Umkämpfte“ oder „Umstrittene“ gedeutet werden kann, könnte dieses Ende sogar passen, denn wenn sie nur eine vergöttlichte Form von Hagens Metallinsel darstellte, tobte hier nur ein Besitzkampf um einen Dilmun. Über ihren Beinamen „Hild-ur“ können wir noch ihren erweiterten Wasserbezug (ur) erkennen, aber auch zur Schildjungfrau Brynhildur, die diese Metallinsel als nordischen Rundschild beschreibt. Um wieder auf Hetels Tochter Gudrun zurückzukommen: als „Gottes goldene Wohnung“ gedeutet, muss auch sie mit dieser Metallinsel gleichgesetzt werden. Alles weitere rund um diesen Sagen-Hintergrund entstand durch Dichtung und Ausschmückung über viele Jahrhunderte.
In diesem Sinne geht es weiter, wenn wir uns etwas intensiver mit der schon erwähnten Hilde von India beschäftigen. Trotz ihres exotischen Namens wurde sie im Epos als Königstochter vom „fernen Iseland“ beschrieben. Übersetzt mit „Eisland“ kann man tatsächlich versucht sein dieses „Iseland“ mit dem heutigen Island gleichzusetzen, doch angesichts des viel älteren Sagenursprungs muss das ausgeschlossen werden. Dem indogermanischen „isā“ für Ansturm entsprechend, wird India (= „stark Glänzende“) vielmehr von einem Ort stammen, dem ein stürmisches Wesen eigen war. Setzen wir diese Hilde mit der Tochter Hagens gleich, muss am Ende auch „Iseland“ mit Hagens Metallinsel gleichgesetzt werden.
Primärquelle: Stiehler, Diener und Krieger Wikipedia
Im Gudrun-Epos wird auch von einem zweifachen Besitzerwechsel dieser Metallinsel als Dilmun erzählt, dessen letzter aber mit dem Tode Hetels endete. Was daran stimmt ist aber angesichts der ungelösten Identität Hetels zweitrangig. Über seinen Zweitnamen Hedin können wir aber eine Spur verfolgen, die sein wahres Wesen offenbart. So existiert vor der deutschen Ostseeküste mit Hiddensee eine außergewöhnlich langgezogene Insel, die von den Dänen „Hedins Insel“ genannt wurde. Archäologisch gibt die Insel jedoch nichts her, was Hetel (Hedin) mit dieser Insel verbinden könnte. Namentlich eröffnet Hedin aber eine Option, die es in sich hat. So kann Hedin nur eine lautsprachliche Variante von Odin sein, von dem in Darstellungen ein besonders gebogener Wanderstab überliefert ist.
Wegen ihrer großen Ähnlichkeit mit Odins Wanderstab haben frühere nordische Seefahrer Hiddensee als „Odins Insel“ angesehen! „Hedin“ war nichts anderes als einer seiner vielen nordischen Namensvarianten. Im Bild die Region Dornbusch, die den gebogenen Schlangenteil von Odins Wanderstab darstellt.
Wer dann „Odins Stab“ mit der Inselform Hiddensees vergleicht, muss dann unumwunden feststellen, wie sehr sie diesem Stab ähnelt! Im Ergebnis bleibt deshalb nichts anderes übrig, dass Hiddensee nur als „Odins Insel“ zu deuten ist. Warum eine Insel nach einem gebogenen Wanderstab benannt wurde, findet man heraus, wenn man sich mit der Bedeutung des Krummstabes beschäftigt, dem sich schon die frühchristlichen Missionare bedienten.
Odin mit dem gebogenen Schlangenstab „Griwale“ in einer Illustration von 1760. Nach den ersten Bischofstäben der Christianisierungszeit war der Stab noch wesentlich gebogener.
der frühchristliche Boschofsstab aus Siegburg (11. Jahrhundert) zeigt noch immer eine Schlange mit geöffneten Maul! Die Schlange hatte inzwischen einen biblische Umdeutung erfahren, wie sie uns heute noch im sogenannten "Weihnachtsbaum" begegnet, der ursprünglich für Yggdrasil steht.
An der Ostseeküste auch als „Griwale“ überliefert, ist dieser allseits verehrte Stab noch wesentlich älter, als zu Zeiten der Schwertmissionierung. Er ist nicht nur mit Odins Wanderstab identisch, ihn hielt sogar der berühmte Osiris in seinen Händen. Was dieser Stab wirklich symbolisierte, erklärt Odins altnordischer Beiname „Grīmr“, der für Schlange stehend, mit „val“ für Rundstab, den „Griwale“ als Schlangenstab beschreibt. Als sogenannter Gebieterstab machte es den Träger dieses Stabes zum Herrscher über eine mythologische Schlange, wie sie etwa die Midgard-Schlange darstellt.
Können wir Hetel über Hedin mit Odin gleichsetzen, bleibt noch zu klären, was sich wirklich hinter seiner verschollenen Burg „Matelane“ verbirgt, der man namentlich deutlich das Wort Metall herauslesen kann. Dazu kommt noch, dass mit „Campatille“ noch ein weiterer Name aus der Hildegeschichte existiert, den einige Autoren sogar auf Campodunum (Kempten) bezogen. Wegen der Ferne zum Meer, halte ich das aber für ausgeschlossen und ist wohl nur als fassbarer Bezugspunkt Autoren und Erzählern aus dem süddeutschen Raum geschuldet, wo das Gudrun-Epos erstmal schriftlich entstand. Für was „Matelane“ und „Campatille“ wirklich standen, kann man bestenfalls über die Namensdeutung herausbekommen. Unstrittig kann zunächst „campa“ (germ. „kampa“) mit Kampf und Lager gedeutet werden, was sich auch auf eine Burg beziehen lässt, doch das nachfolgende „tille“ ist weniger eindeutig zu bestimmen.
Nach dem Germanischen wird „til“ zwar mit festsetzen oder ordnen gedeutet, von „dila“ hergeleitet, muss dieser Ort, mit einer Brustwarze oder Zitze verglichen werden! Und „Matelane“? Nach meiner Meinung von „ma-dil-la-na“ abgeleitet, beschreibt es erneut ein größeres Objekt, das wie eine Wassersaugstelle funktionierte. Allein auf „la-na“ bezogen, kann dieses Wort im Indogermanischen mit „Wasserquelle“ oder „Mutter des Wassers“ übersetzt werden. Berücksichtig man noch, dass „cam“ im Indogermanischen für etwas Gewölbtes oder gebogenes steht, muss diese „Mutter des Wassers“ eine rundliche Form gehabt haben und in Anlehnung an „matel“ aus purem Metall bestanden haben. Um was es sich dabei genau handelte, erfährt man auch in den Mythen Mesopotamiens, die von einer Insel berichteten, die sie „Dilmun“ nannten!
Primärquelle: Stiehler, Diener und Krieger Wikipedia
Ahnenhalle
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19.12.2020 13:04
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