Dago Miseko und seine nordischen Wurzeln

Unvermittelt so er aufgetaucht sein in der Geschichte, sein Geburtsjahr ist nicht überliefert sondern basiert nur auf Vermutungen. Früher wurde angenommen, dass es um 920 gewesen wäre, heute soll es nur noch um ca. 945 oder auch 935 gewesen sein. Ähnlich unsicher ist auch seine väterliche Herkunft, wonach das ein Herzog namens Siemomys gewesen wäre. Trotz der unbestätigten Existenz von Siemomys wollen besonders einige polnische Historiker an eine reale Person glauben, der ihrer Ansicht nach schon einen größeren Machtbereich im Wartheland erobert hatte. Die Gegend rund um Gnesen soll vor der Geburt Dago Misekos bereits ein kleineres Reich dargestellt haben, über das Siemomys herrschte. Vom heute angenommenen Geburtsjahr Dago Misekos um 945, müsste Siemomys auch der Erbau der Burganlage von Gnesen im Jahr 940/941 zugeschrieben werden, womit Dago Miseko auch dort geboren sein könnte. Andernfalls kämen im Wartheland bei einem früheren Geburtsjahr die älteren Wallburgen von Grzybowo, Bnin oder Moraczewo (Lindenau) in Frage.

Erzählt der Name Siemomys etwa über seine Herkunft? Das germanische "musa" und das altnordische "mosi" stehen immerhin für Schlamm, Moor und Sumpf, weshalb Siemomys auch als Herrscher über ein Sumpfgebiet beschrieben sein könnte. Der allgemeinen alteuropäischen Mythologie entsprechend, kann das vorstehende "siemo" im Altnordischen nur von "seimir" oder "seimr" für Schlange abgeleitet sein, die den Legenden entsprechend auch für einen Drache steht. Alteuropäische Herrscher weisen in den Sagen häufig Verbindungen zu Drachen auf. So etwa auch König Arthus Vater Ergebnisse für König Artus Vater Uther Pendragon, was nicht unbedingt für eine reale Person steht.

Neben Dago Miseko dürften in der neuerbauten Burg auch sein Bruder Sigibur (Cidebur) und seine Schwester Athleit geboren sein, die um 985 den ungarischen Großfürsten Géza heiratete. Die Ehe war nur kurz und ohne gemeinsame Kinder bewirkte sie sicher auch nichts. Für Athleit hat man sich noch keine polonisierte Variante ausgedacht, denn laut ihrer altnordischen Bedeutung, setzt sich dieser Name aus "at-hlēðr" für Kampf und berühmt zusammen, was "Berühmte Kämpferin" bedeutet. Ihr Vater muss also nach ihrer Geburt eine kämpfende Schildmaid, wie die berühmte Lathgertha vor Augen gehabt haben, als er ihr diesen Namen gab.

Ob also der Name Siemomys tatsächlich für Dago Misekos Vater steht oder nicht - einen gab es ganz gewiss - er bestätigt zumindest die noch damals verbreiteten Ahnenkulte in den Heidengebieten zwischen Oder und Weichsel, wozu neben Sonnen- und Erdmutterkulten auch der Schlangenkult gehörte. Heute wird noch behauptet, dass dieser Herrscher im Jahr 954 schon einen Aufstand der Ukranen gegen das Reich Otto I. unterstützt hätte. Wer hingegen seine Gemahlin und Dago Misekos Mutter war, ist ebenfalls nicht überliefert. Nach nur einer Vermutung, soll es die Tochter des 944 lebenden Herzogs von Losdsian gewesen sein, der in Galizien den Stamm der Lendizi geführt hätte. Weitere Namen lauteten Lendzanenoi und Lendzaninoi, die vom germanischen "lendō-san" hergeleitet, mit "Wächter der Quelle" oder "Wächter der Linde" übersetzt werden kann. Beides wäre im Bezug auf eine Herkunft von einer Kriegerkaste eines Asen-Clans stimmig, denn auch die Linde wurde in Mitteleuropa verbreitet als heiliger Weltenbaum angesehen.

Nach späten und unsicheren Quellen wurde seine Frau Gorka genannt (diese Ansicht wurde 1895 von Oswald Balzer widerlegt). Der Posener Historiker Rafaa T. Prinke hingegen glaubt, dass der Name dieser Gemahlin Sakrislav lautete, so wird jedoch auch Dago Misekos Tochter Sigrid mit der historisch belegbaren Gunhild gleichgesetzt, die später Sven Gabelbart ehelichte.


Der norwegische Landstrich Ringerike. Die altnordische Form des Namens Ringerike war Hringaréki, wobei hringir der Name eines alten germanischen Stammes war. Das Wort "hringr" bedeutet auch Ring, Kreis, Schwert, Schlange oder Schiff, was sich alles mit einem Wikinger-Clan verknüpfen lässt. Wegen des Ring Wappens und der Nähe zum Oslo-Fjord dürfte der wahre Hintergrund dieses Namens noch aus der Asen-Zeit stammen, womit hringr auch für einen Asenort stehen könnte.

Bisher wird die nordische Herkunft von Dago Miseko mit der norwegischen Gegend von Ringerike verknüpft, von wo er - oder wegen des Gnesener Burgbaus 940/941 vielmehr sein Vater - herstammen soll. Falls das unstimmig ist, erreichten Wikinger unter ihrem Herzog Dago (Jarl Dagr) erst im Jahre 960 das Quellgebiet der Welna im Wartheland und eroberten den heidnischen Wallfahrtsort Gnesen mit seiner bereits existierende Burg, die anschließend zu ihrem Hauptsitz wurde. So entstand das „Misekoriki“, womit sich ein expandierendes Wikingerreich östlich des Kaiserreichs etablierte, dessen ursprüngliche Selbstständigkeit schon unter Dago Miseko dahinschwand. Trotzdem dürfte er erst zu dieser Zeit Miseko genannt worden sein, denn als "großer Krieger" gedeutet - vom germanischen "mē" (groß) und dem altnordischen "seggr" (Krieger) hergeleitet - wurde man nur so genannt, wenn man sich so sinngemäß vor seinem Clan bewährt hatte. Er ist also nur als einer der damals typischen Beinamen anzusehen, die man erst im Erwachsenenalter erhielt.

Seine Tochter Sigrid soll nach bisheriger Ansicht den dänischen König Sven Gabelbart geheiratet haben und wird deshalb auch mit einer „Gunhild von Polen“ gleichgesetzt, die jedoch zu dieser Zeit niemals von Polen stammen wird. Sowas wurde ihr erst in der Neuzeit angedichtet. Die Ehefrau von Sven Gabelbart muss also woanders herstammen und hat auch nichts mit Dago Misekos Tochter Sigrid gemeinsam. Sie wurde Mutter zweier Königssöhne: Harald II. und Knut der Große. Beide weilten am Hof eines Jarls Burisleif, den man auch als Burislav bezeichnet, bisher mit Bolsleib (Boleslaus) Chrobry in Gnesen gleichgesetzt hatte. Von Burisleif holten die Söhne ihre einst von Sven Gabelbart verstoßene Mutter nach Dänemark zurück.

Heute wird Gunhild als "Polin" und "Slawin" bei Wikipedia bezeichnet, obwohl weder sprachliche Barrieren nach Skandinavien existierten und zu dieser Zeit noch lange nicht das Wartheland als "Polen" bezeichnet wurde. Den angehängten "Slawen"-Unsinn können wir natürlich ignorieren, denn das Weichsel-Wartheland wurde zu dieser Zeit nur als Sclavania bezeichnet, die überwiegend von Nachfahren wandalischer Stämme bewohnt war. Burisleif wurde hingegen auch als Wendenfürst bezeichnet, was auch für eine Gegend westlich der Oder spricht.

Primärquelle: Wikipedia

Blutrache - Dago Miseko versus Wichmann II. (963 - 967)

Erstmals erwähnt wird Dago als rex Misaca, was ihn als Fürst oder Jarl seines Wikinger-Clans ausweist. Dieser wurde außerhalb als Licicaviki bekannt, was übersetzt wenigstens Wikingerleute bedeutet und auf eine Fremdbezeichnung hindeutet. Falls jedoch das polnische Wort "lisica" davon abgeleitet ist, wird das bei Wiktionary mit "bewaffnete Stierköpfe" übersetzt (!), was die "viki", als Wikinger auch äußerlich mit ihren Hörnerhelmen beschreibt.

In der um 967 entstandenen Sachsengeschichte des Widukind von Corvey wird von zwei verlorenen Schlachten von Dago Misekos "Licicaviki" gegen ein heidnisches Heer unter der Führung des sächsischen Grafen Wichmann II. berichtet. Dabei beschreibt Widukind diese Licicaviki als weit entfernte Barbaren, was möglicherweise auch an ihren Hörnerhelmen lag. Das Herrschaftsgebiet von Dagos Wikinger-Clan umfasste zu dieser Zeit das Wartheland und Kujawien mit Posen, Gnesen, Kruschwitz am Gabelsee (Goplo) und Gegend um die Burg von Giecz, was angesichts der Größe, kaum innerhalb von drei Jahren erobert werden konnte. Dafür fehlten einfach die Mittel und die Niederlagen gegen Wichmann II, belegen zudem noch ein eher kleines Wikingerheer, wo sicher schon vormals unterworfene Heiden mitkämpften. Den vormaligen Bewohnern des Warthelands entsprechend, werden es Nachfahren wandalischer Stämme gewesen sein, was wiederum auf frühere Naharvali weist.


Das Gelände der ovalen Wallburg von Giecz, oben ein kreisrunder Rest eines steinernen Burggebäudes. In die weitläufigen Anlage soll Dago Misekos Sohn Bolsleib (Boleslaus Chrobry) "300 Gepanzerte und 2.000 Schilde" konzentriert haben

Dago Misekos Gegenspieler Graf Wichmann II. entstammte den Billungern, deren ursprüngliches Herrschaftsgebiet im Bardengau lag. Ihre Untertanen werden als Nachfahren der Langobarden angesehen und wurden schon zu Zeiten Karls des Großen missioniert und nachfolgend als Wenden (Umgewendete) bezeichnet. Der rebellische Sachse war ein Widersacher von Otto I. und suchte schon vor längere Zeit einen Aufstand in Sachsen anzuzetteln. Er scheiterte und wurde zu lockerer Haft am Hofe Ottos I. verurteilt. Er nutzte das aus und konnte zu seine Anhängern fliehen, die ihn bereits im Wald erwartet hatten. Marodierend zogen sie nach Engern, überfielen mehrere Burgen, und Wichmann verbündete sich wieder mit seinem Bruder Ekbert, mit dem er nun erneut die Truppen seines Onkels angriff. Dieser aber konnte sich seiner Neffen erfolgreich erwehren und vertrieb sie nach Norden über die Elbe, wo sie zu den herulischen Abodriten fliehen konnten. Dort erwehrte er sich dem nachsetzenden Hermann auf der Burg Suislecrane und fiel Ostern 955 mit einem Heer der Abodriten selbst in Sachsen ein. Wir vermerken: Es existierten wohl keine Kultur- und Sprachbarrieren, damit Wichmann bei Fürst Nakon auf der Mecklenburg eine solche Heeresmacht um sich versammeln konnte.

Hermann Billung war dieser Übermacht nicht gewachsen und musste sich zurückziehen. Im Burgwall von Cocarescem hatte die Zivilbevölkerung aus der Umgebung Schutz gesucht und mit Wichmann ausgehandelt, dass das Leben der freien Bürger samt ihrer Frauen und Kinder gegen die Knechte und allen Hausrat eingetauscht werde. Dieser Vertrag aber wurde nicht eingehalten, die Folge war die Ermordung aller erwachsenen männlichen Bürger. Die Mütter mit ihren Kindern wurden als Gefangene verschleppt. Otto I. gelang nach der Schlacht auf dem Lechfeld auch die entsprechende Vergeltung und schlug die Abodriten im Oktober 955 an der Raxa. Wichmann II. konnte zwar nach Frankreich fliehen, doch am Ende musste er sich Otto I. unterwerfen und einen Schwur ablegen, dass er zeit seines Lebens nie wieder gegen den König sprechen noch handeln würde. Erst 963 brach er diesen Schwur und flog nach Raubzügen in der Billinger Mark zu den Redariern, die ihn freudig aufnahmen. Bei diesem Stamm handelte es sich um heidnische Nachfahren von Herulern in der Gegend um Rethra, wo sie ein weithin bekanntes Heiligtum besaßen.

Kaum war er dort angekommen drang das Licicaviki-Heer unter Dago Miseko in das ostelbische Stammesgebiet ein, wo es gleich zweimal von den Redariern unter Wichmann II. geschlagen wurde, der selbst auch einen Bruder Dagos getötet hätte. Erst vier Jahre später operierte Dago Miseko erneut westlich seines Machtgebiets im Wartheland, wo es ihn zur reichen Handelsstadt Wollin zu den dänischen Jomswikingern zog. Just traf er dort wiederum auf Wichmanm II., der zuvor erneut aus der Bilunger Mark fliehen musste. Was Wichmann II. nicht wusste: Dieser Feldzug war ein Rachefeldzug Dago Misekos um ihn zu stellen und zu töten, wobei sicher sein von ihm getöteter Bruder die größte Motivation dafür war. Am Ende hatte der Wikinger sein Ziel erreicht, die Stadt Wollin blieb verschont, sie lag ohnehin weit jenseits seines Machtbereichs im Wartheland um 967.

Primärquelle: Wikipedia

Dago Miseko im Jomsgau

Hatte die Heirat Dagos mit Dubrawa, der Tochter des böhmischen Herzogs sein Reich auch an das über Böhmen stehende Kaiserreich gebunden, soll er 967 auch deshalb noch Pommern gezogen sein, um auch den westlichen Teil seinem Herzogtum Gnesen anzugliedern. Es ist jedoch nicht wirklich gesichert, ob von Pommern bis 967 überhaupt schon irgendein Landstrich ihm gehörte.


Pommern war unter Dago Miseko und seinem Sohn Bolsleib (Boleslaus) wohl nie Teil ihres Reiches

Als er am 21. September 967 mit seinem Licicaviki-Heer in die Schlacht gegen die Woliner vor Weltaba (Jumne) zog, wollte er sich nur an Graf Wichmann II., rächen, der vier Jahre zuvor seinen Bruder in einer Schlacht gegen die Redarier getötet hatte. Obwohl das so überliefert ist, soll auch bei der Schlacht bei Zehden 972 ein Bruder namens Cidebur getötet worden sein, was Dago insgesamt zwei Brüder zu ordnen würde, obwohl bisher nur Cidebur bekannt ist und eine Schwester. Neben Cidebur ist jedoch auch ein Sigibur bekannt, was den Widerspruch für zwei Brüder lösen könnte. Bisher wurde dieses Thema noch nirgendwo aufgegriffen, wohl aber immer wieder anggeben, dass Wichmann II. einen Bruder Dagos tötete und auch bei Zehden Cidebur fiel.

Obwohl Dago (Dagr) die Stadt nicht einnahm, wird heute behauptet, dass ihm wenigstens die Kontrolle über die Odermündung gelang. Davon abzuleiten, dass er ab dieser Zeit auch Herr über ganz Pommern wurde, dürfte jedoch kaum der Wahrheit entsprechen. Viel mehr muss davon ausgegangen werden, dass er sich mit den Jomswikingern auf Wollin arrangiert hatte, die eine Verbindung zu Harald Blauzahn ermöglichten. Unsicher ist dabei, ob die dänische Jomsburg sich mit auf Wollin befand oder damit eine weitere Wikingergründung an der Peenemündung gemeint ist. Dago selbst wird nur vor Wollin verortet, wo zwischen 940 und 970 von dem dänischen Wikingerführer Palnatoki von Fünen für König Harald Blauzahn herrschte. Möglicherweise geht auch der Wikingerhafen an der Peenemündung, dem Spandowerhagener Wiek auf eine Palnatoki-Gründung zurück, wobei eine weitere auch auf Usedom als Julin für Jomsburg gehalten wird.

Für Wollin als eine Küstenburg dänischer Wikinger spricht auch, dass nach nordischen Quellen der Gau Jom nur errichtet werden konnte, dass er den Dänen von Herzog Dago Miseko nach der Schlacht vor Wollin überlassen wurde. Palnatoki und seine dänischen Wikingern hätten daraufhin sich hier niedergelassen und hatten sich nach dem Gau "Jomswikinger" genannt. Im Gegenzug hätten sie die reiche Handel- und Hafenstadt für Dago Miseko gesichert, über die das Herzogtum Gnesen seinen Westhandel mit den Dänen und dem nördlichen Kaiserreich abwickelte. Diese Verbindung führte später noch dazu, dass Dago Misekos Tochter Sigrid möglicherweise den schwedischen König Erik Segersäll heiratete und danach mit Sigrid, der Stolzen verwechselt wurde, die selbst wieder in Västergötland belegbar ist.


Nachbau einer Wikingersiedlung auf Wollin

Angeblich fanden im Hafen der noch nicht sicher bestimmbaren Jomsburg 300 Wikingerlangschiffe Platz. Die Burg hatte Ähnlichkeit mit Haithabu. Entsprechend der Größe und Tiefe der Wiek, die die linke Ausbuchtung der Peene bei ihrer Mündung in den Greifswalder Bodden darstellt, könnte in Spandowerhagen heute wie damals eine große Anzahl von Wikingerschiffen Liegeplätze finden. Diese Jomsburg soll analog Haithabu von einem großen Erdwall geschützt worden sein, der mehrere zusammengestellte Langhäuser umfasste. Von den Jomswikingern, die diese und andere Festungen als Krieger-Clan gehörten, erzählen u. a. die „Jómsvíkinga saga“, die "Knytlinga saga" und die "Heimskringla". Demnach haben die Jomswikinger um 995 in der Schlacht bei Hjørungavåg gegen Håkon Jarl mit besonders heroischer Todesverachtung gekämpft.


Usedom und Wollin werden mit Sicherheit zum Wikingergau Jom gehört haben

Wie groß der Gau Jom war ist nicht bekannt, er könnte sich jedoch auch auf das pommersche Hinterland bezogen haben, womit Dago Miseko nur indirekt Pommern kontrollierte haben könnte. Der Kernbereich dieses Wikinger-Gaus dürfte sich jedoch mindestens auf Usedom und Wollin bezogen haben. Der Gauname könnte sich auf "jōmali" beziehen, dem Gott des Weißen Meeres, was vielleicht ein alter dänischer Name für die Ostsee war. Das germanische "jumija" für Zwitter lässt sich hingegen auf eine Doppelinsel, wie Usedom und Wollin beziehen.

Das genaue Ergebnis der Kämpfe von Dago Miseko im Westen Pommerns ist bis heute unbekannt, doch selbst Dagos Sohn Bolsleib (Boleslaus Chrobry) unterstand Pommern noch nicht, weshalb Karten, die Pommern als Eroberung dieser ersten Daglinger ausweisen, nicht stimmig sind. Vielmehr muss davon ausgegangen werden, dass Pommern entweder weiterhin unabhängig blieb, oder wenigstens das Küstland in loser Form von den Jomswikingern kontrolliert wurde. Die offizielle Forschung lehnt zu dieser Zeit eine Unterwerfung Pommerns durch die Licicaviki unter Dago Miseko ebenfalls ab und geht nur von einem unbestätigten Lehen aus, wobei Pommern weitestgehend heidnisch blieb. Ihre Fürsten lavierten zwischen Taufe und Heidentum

In einer Version der Legende von Adalbert von Prag steht geschrieben, dass Dago Miseko seine Tochter Gunhild sogar mit einem pommerschen Herrschersohn verheiratet hatte, der zuvor freiwillig mit dem Weihwasser der Taufe in Gnesen gewaschen wurde. Damit wäre diese Tochter sogar dreimal verheiratet, was jedoch auf ihre mit Sven Gabelbart bezogen, nicht glaubwürdig ist. In der Vergangenheit hat man sie zudem mit Sigrid der Stolzen verwechselt, doch diese stammte aus Västergötland. Ihr Bezug zu Pommern muss deshalb einen anderen Hintergrund haben, der in die Legende nur verfälscht wiedergegeben wurde.

Primärquelle: Wikipedia

Die Wikingerstadt am Lorenzberg

Behaupten kann man viel, doch für eine skandinavische Herkunft von Dago Miseko gibt es mittlerweile eine Fülle archäologischer Zeugnisse aus dem Warthe-Weichselraum, die man bei Ausgrabungen entdeckte. So auch in Kaldus bei Culm im ehemaligen Westpreußen, wo seit 120 Jahren am Lorenzberg inmitten einer ehemaligen Wikingerstadt immer wieder gegraben wurde. Seit Mitte der 1990 er Jahre wieder verstärkt, wo nach Auswertung der Funde sensationelle Ergebnisse vorlagen. So steht inzwischen fest, dass es sich bei dieser Siedlung um eine Vorläufersiedlung Culms handelt.


Als Culm vom Deutschen Ritterorden in Westpreußen gegründet wurde, wanderten nachfolgend fast alle Einwohner der Wikingerstadt in diese neue Stadt ab.

Diese nur drei Kilometer von der Altstadt Culms entfernte Siedlung, wird heute als Vorgänger der dieser angesehen und wahr wohl eines der wichtigsten Verwaltungs- und Wirtschaftszentren des entstehenden Wikingerreiches unter dem Clan der Daglinger. Das Land fiel ca. 980 an die Licicaviki unter Dago Miseko, die zu dieser Zeit noch relativ anfällig für heidnische Überfälle waren. Möglicherweise um das neuerworbene Umland zu sichern begann man die eroberte heidnische Siedlung zu befestigen und auszubauen. Diese befand sich schon vor den Wikingern an wichtigen Handelswegen und garantierte den Wikingern gute Einnahmen für weitere Unternehmungen. Noch in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts wurde mit dem Bau einer frühromanischen Basilika begonnen, die jedoch nie fertiggestellt werden konnte.

Nach der Freilegung der bis zu einem Meter hohen, steinernen Grundmauern dieser nie vollendeten Kirche mit einer Länge von ca. 37 m und einer Breite von rund 17 m konnte man feststellen, dass diese von Größe und Anlage her mit den Kathedralen in Posen und Gnesen vergleichbar war. Der polnische Prof. Chudziak schließt nicht aus, dass dieses Gotteshaus der Einrichtung eines Bistums dienen sollte. Mit Sicherheit sollte sie eine wesentliche Rolle bei der Christianisierung dieses Landstrichs spielen. Doch durch einen Einfall der heidnischer Pruzzen, die sich in den dreißiger Jahren des 11. Jahrhunderts gegen die christlichen Herrscher erhoben, wurde zu einem nicht genau feststehenden Zeitpunkt auch die Siedlung bei Kaldus gebrandschatzt. Anschließend fiel dieses Gebiet bis zum 13. Jahrhundert an die Pruzzen, wodurch ein Weiterbau der Kirche verhindert wurde. In den Gräberfeldern dieser Stadt wurden in Kammergräbern Siedler skandinavischer Herkunft nachgewiesen. Woher diese stammten ist noch ungewiss, neben dem schwedische Uppland käme naheliegend auch Gotland in Frage, womit auch für Dago Miseko eine andere Herkunft in Frage käme, als das weit entfernte Ringerike.

Im entdeckten großflächigen Friedhof wurden über 1500 Gräber gezählt, die auf eine zahlreiche Einwohnerschaft schließen lassen, die unterschiedlicher Herkunft wäre. Die Archäologen der Universität Thorn entdeckten unter anderem fünf Grabkammern, deren Konstruktion und Ausstattung davon zeugen, dass in ihnen Skandinavier beigesetzt worden sind. Nach Prof. Chudziak sollen sich die Wikinger im Weichselgebiet zunächst als Händler betätigt haben und sollen sich wegen Gräber mit skandinavischen Waffenbeigaben im Warthe-Weichselland auch als Krieger den Daglingern ("Piasten") angeboten haben und sogar Verwaltungsfunktionen übernommen haben. Wie man es auch bisher drehen und wenden möchte, in der Siedlung bei Kaldus lebte eine größere Gruppe Wikinger als Nachbarn einer einheimischen Bevölkerung, die man offiziell noch immer den erfundenen "Slawen" zuordnet. Unter den Überresten der Fundamente der entdeckten Kirche wurde auch ein steinerner Opferhaufen gefunden, der mit den Überresten von Getreide und Tieren bedeckt war, darunter lag auch der beschädigte Schädel eines Mannes. Wie die östlich der Weichsel liegende Stadt hieß, weiß man nicht, dort das nahe Kaldus könnte durchaus in Frage dafür kommen, denn dieser Name könnte als "Kaldhus" altnordischer Herkunft sein. Mit Kalthaus übersetzt, wäre das vielleicht ein Hinweis auf eine nahe verlassene Stadt.


Östlich der Weichsel liegend, war vermutlich die Vorläufersiedlung von Culm als weiteres Bistum der Daglinger geplant.

Bereits heute gilt als erwiesen, dass in Sichtweite der heutigen Stadt Culmo, im 11. und 12. Jahrhundert eine der größten befestigten Siedlungen an der unteren Weichsel lag, deren Einwohnerzahl erst sank, als 1233 südwestlich in geringer Entfernung die Gründung der Stadt Culm durch den Deutschen Orden erfolgte. Am Lorenzberg verblieb ein Potterberg genannter Wachposten, der die junge Stadt sichern sollte. Für die Zeit vom 14. bis 17. Jahrhundert finden sich keine archäologischen Spuren mehr. Ende des 16. Jahrhunderts entstand eine Holzkapelle, zu der Pilgerfahrten unternommen wurden. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verfiel die Kapelle jedoch und wurde abgerissen.

Der einzige Wikingerfund im Warthe-Weichselland ist die Siedlung am Lorenzberg nicht, sie haben sich inzwischen so vermehrt, dass es lächerlich ist, noch eine "slawisch-polanische" Herkunft der "Piasten" festzuhalten, wo man ohnehin an keinen Stamm der Polanen mehr festhält. Die Landnahme der Daglinger hatte schließlich nur Erfolg, weil noch keine Sprachbarrieren zu den Einheimischen existierten und Anfangs noch an die gleichen Asen (Freyr als Niya) glaubten, wie die Wikinger. Welche Einheimische auch immer in diese Wikingerstadt mit bewohnten, sie stammten nur von Goten, Burgunden, Skiren oder auch Helvekonen ab, die sich alle an der Weichsel nachweisen lassen.

Primärquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Ka%C5%82dus

War das Wartheland das Reidgotaland?

Gallus beschrieb das Heer Dago Misekos von Gepanzerten und Schildträgern in beeindruckender Stärke und soll nach ihm aus insgesamt 3900 Gepanzerten und 13 000 Soldaten mit Schilden bestanden haben. Es lag im Wartheland in Posen, Gnesen und Giercz. Dazu noch in Kujawien in Leslau an der Weichsel. Das Heer wurde unter Bolsleib Chrobry über Kastellaneien, um fürstliche Burgen und Wirtschaftshöfe herum organisiert, die archäologisch schon teilweise identifiziert wurden. Wo ein Heer stand zirkulierten auch Waffen, weshalb man im Wartheland und im erweoterten Umkreis auch immer wieder Gräber fand, denen Wikingerwaffen beigegeben wurden. Grundsätzlich wurden sie abgeglichen mit anderen Waffen und auch als typische Wikingerwaffen angesehen. Nur die Interpretation für diese Waffen hinkt im Sinne eines ursprünglichen Wikingerreiches Dago Misekos noch hinterher.

Zuerst wollte man die Waffen als Importe für einheimische "slawische" Krieger interpretieren, doch weil das wegen weitere Funde nicht haltbar ist, rennt man heute der These hinterher, dass es sich um Söldner, skandinavischer Herkunft handeln soll. Das ist bequem, denn so lassen sich auch die Wikingerwaffen rund um die "Piasteninsel" im Lettberger-See (Lednica) bei Posen erklären, wo sich eine Truppe Wikinger (Licicaviki) wohl gegen ein ankommendes böhmisches Heer gewehrt hatte. Typisch wie ein Wikinger wurde auch Bolsleib Chrobry geschildert, er soll nach Thietmar von Merseburg gewalttätig, sündhaft und anmaßend gewesen sein. Seine ersten kurzen Ehen werden das ebenfalls bestätigen, die nur aus Machtmotiven geschlossen und wieder gelöst wurden.

Dago Misekos nichtpolnische, und somit auch nichtslawische Herkunft wurde schon 1918 von Robert Holtzmann festgestellt, der seinen Namen Dago als germanischen deutete und der germanischen Sprachfamilie zuordnete. Seine Publikation erwies sich als prägend für die so genannte normannistische Forschung in Deutschland, wo man zunehmend von der Theorie ausging, dass ein Wikinger-Clan um Dago Miseko inmitten des Warthelands ein Reich gründete, aus dem sich das spätere Polen entwickelte. Die umgebende Bevölkerung wurde zur Gründungszeit als "slawisch" bezeichnet, die noch germanische Wurzeln hätte.

Holtzmann zur Herkunft von Dago Miseko: "Vermutlich waren es dänische Herren, die an dem einladenden Strand der Odermündungen ans Land stiegen und von hier aus unter der Führung Dagos die kleinen slawischen Völkerschaften zwischen Oder und Weichsel bezwangen, ihr Reich um Posen und Gnesen gründeten."

Grundsätzlich handelte es sich bei den Wikingerreichen des Mittelalters nicht um Territorialstaaten, sondern wurden vornehmlich durch ihr Herrscherkaste definiert. Die Stabilität dieser Reiche hing aber wohl weniger von ihren organisatorischen Strukturen, sondern vom Charisma und der Stärke des Herrschers ab, was Dagos Ökelname Miseko bestätigen würde, der vom germanischen "mē" (groß) und dem altnordischen "seggr" (Krieger) hergeleitet ihn als "großen Krieger" beschreibt. Er musste zur Erhaltung seiner Macht präsent sein, um zu ambitionierte Vasallen oder expandierende Nachbarn in Schach zu halten und war daher ständig mit seinen Panzerreitern unterwegs.


Lond im Wartheland - Auch bei diesem Ort wurden Wikingerartefakte in Gräbern gefunden. Zur Zeit der Daglinger stand hier eine Burg, von wo aus man die Überquerung der Warthe bewachte. Der Name Lond lässt sich flussbezogen vom altnordischen "lōn" für eine ruhige Stelle im Fluss herleiten, wobei sie das am Namensende befindliche "d" für den Ort als selbiger steht. Doch diese Stadt könnte sogar nach dem südschwedischen Lund benannt sein, die als älteste Stadt Schwedens nahe am Kattegat liegt.

Archäologisch ergaben die neueren dendrochronologischen Untersuchungen früher Burgwälle auf eine – verglichen mit ähnlichen Herrschaftsbildungen in Mähren und Böhmen – recht schnelle Entwicklung im Wartheland hin. So ergeben die Untersuchungen in Gnesen, Giecz, Bnin und Lond (Ląd) Entstehungszeiten um 940; die Brücken im Lettberger-See (Lednica) bei Posen werden auf die frühen 960er Jahre datiert, während die Wälle um den frühesten Posener Stadtkern auf der Dominsel um 970 erneuert wurden. Wenn man vom Beginn zentralpolitischer Entwicklung um 920 (Zeit des Burgwallbaus in Grzybowo, Bnin und Moraczewo) ausgeht, so geschieht die Entstehung und Konsolidierung des Daglinger-Reiches innerhalb von nur 50 Jahren. Um diese Zeit wurde die Ostsee von den Dänen unter Gorm, den Alten beherrscht und von Schweden aus von König Björn den Alten und Emund Eriksson. Frühestens zu dieser Zeit muss ein Wikinger-Clan ins Wartheland vorgedrungen sein, der naheliegend eher von Schweden oder Gotland kam, als aus Norwegen oder Dänemark. Dazu passen auch die frühen hervorragenden Verbindungen zu den Rurikiden im Gardariki (an. für Reich der Burgen), aus dem sich die Kiewer Rus entwickelte. Zwischen Posen und Gnesen hatte man bei Libau (heute Łubowo) schon zur deutschen Kaiserzeit eine Lanzenspitze entdeckt, die skandinavischer Herkunft wäre und aus Schweden, dem Baltikum oder gar Finnland stammen könnte. Sie ähnelte jedoch auch unverzierten Lanzenspitzen aus skandinavisch-warägischen Grabhügeln der mittleren Wikingerzeit in Gnezdovo bei Smolensk. Auch eine Streitaxt soll eher aus dieser Gegend, als aus Schweden stammen. Ein warägische Herkunft wäre jedoch ein recht gutes Indiz für eine schwedische Herkunft Dago Misekos. Das schließt Gotland und das Baltikum ein, wo ebenfalls diese Speerspitze herkommen könnte.

Insgesamt sieht der Forscher Michał Kara im Libauer Grab einen berittenen skandinavischen Krieger aus Mittelschweden, der trotz seines spekulierten Söldner Images auch erneut als Hinweis gedeutet werden kann, woher ursprünglich der Daglinger-Clan stammte. Auffälligkeiten zwischen skandinavisch interpretierten Gräbern im Wartheland und dem Gräberfeld auf der ehemaligen Königsinsel Birka vor Uppland bestärken jedenfalls die Vorstellung, dass Dago Misekos mittelschwedischer Herkunft ist und nicht wie bisher behauptet wurde aus dem norwegischen Ringerike stammt. Nach Jankuhn wird auch eine Herkunft über das ostpreußische Wiskiauten auf Samland angenommen, ein Wikingerhafen, der bereits seit 800 existierte und bis 1050 genutzt wurde. Diese Siedlung war an das wikingerzeitliche Handelsnetz rund um die Ostsee angebunden und pflegte sicher Kontakte nach Birka, Grobiņa (Seeburg), Haithabu, Paviken (Gotland), Truso, Wollin und weiteren Hafenorten. Als Handelsgut kommt vor allem der in der Region außergewöhnlich häufig vorkommende Bernstein in Frage. Die Verbindungslinie Birka-Paviken (Gotland)-Wiskiauten-Truso und schließlich der Weichsel aufwärts nach Leslau, wäre praktisch die schnellste Verbindung zwischen Mittelschweden und dem Wartheland, der sicher auch genommen wurde, als Dago Miseko seine Tochter Sigrid 985 nach Schweden mit König Erik Segersäll vermählte. Über diesen See- und Flussweg kamen sicher auch die Siedler zur Wikingerstadt am Lorenzberg bei Culm.


Misekorici unter Dago Miseko um 985 - an den grün dargestellten Orten wurden Zeugnisse der Wikingerzeit gefunden. Der Clan ist als Licicaviki überliefert und könnte schon unter Dag den Weisen in das Wartheland gekommen sein.
Karte Pedros.lol, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0

Auf der Suche nach entsprechenden Spuren, die sich mit der Herkunft von Dago Miseko verknüpfen lassen kann man sich durchaus mit einem der sagenhaften Könige in Skandinavien beschäftigen, wo besonders Dag der Weise (isländisch Dagr spaka) eine bemerkenswerte Legende vorweisen kann. Dag war ein Sohn Dyggves, eines erfolgreichen Königs, der nach seinem Tod in die Unterwelt kam und eine Tochter von Loki heiratete. Damit verschmilzt seine Legende mit der Asenzeit, weshalb sein Sohn Dag der Weise auch die Sprache der Vögel verstanden haben soll. Er hatte einen gezähmten Spatzen, der herumflog und ihm die Neuigkeiten aus seinem Reich berichtete. Der Spatz wurde im Reidgotaland getötet, womit man neben dem Gebiet der Ostgoten am Schwarzen Meer besonders die ‎‎Gothiscandza in der Danziger Bucht meint. Damit lässt sich in etwa einordnen, wann der reale Dyggves lebte, was entweder während der Ostgotenzeit im Gardariki war oder deutlich danach, wenn dieser Landesname Reidgotaland in Schweden bekannt wurde. Das alles ist zwar auf Dag dem Weisen bezogen ein höchst spekulatives Indizienkonstrukt, doch die bekannten Details seiner Sage verblüffen: Dag sammelte ein Heer, um von Schweden aus, über Gotland kommend, nach Varva zu gelangen und dort mit einem Angriff den Mord an seinem Vogel zu rächen. Bei der Rückreise wurde er von einem ‎‎Thrall‎‎ (Sklaven) überfallen, der aus dem Hinterhalt eine Heugabel in die Heereskolonne von Dag, dem Weisen warf und so tatsächlich den Wikingerherrscher töten konnte.

Es ist also in der Tat mit dieser Sage von Dag, dem Weisen belegbar, dass ein Wikingerheer im Warthe-Weichselland einfiel, was als Reidgotaland einmal den Goten unterstand. De Frage ist nur, welcher Ort Varva dort gemeint ist. Oder ist Varvo überhaupt keine Siedlung, sondern nur ein Flussname, von dem sich die Warthe ableitete? Die Warthe selbst ist namentlich wohl vom germanischen "wurþa" herzuleiten, die sie als schützender Grenzfluss umschreibt und auf das Kernland der Daglinger zwischen Posen und Gnesen bezogen, es mit der Welna, als ihrem Nebenfluss fast inselförmig umschließt.

Ziehen wir noch hinzu, dass die Goten auch in Pommern, im Weichselland und in Ostpreußen ihre Spuren hinterlassen haben - der Name Reidgotaland wird mit "Land der wandernden Goten" übersetzt und bezieht sich auf Orte, an denen sich die Goten während ihrer Wanderungen niedergelassen haben - könnte mit dem Reidgotaland auch das Wartheland gemeint sein. Dag der Weise zog auch nicht allein mit seinem Heer in die Fremde. Für den Angriff auf Varva wurde er nach ‎‎Snorri Sturluson von seinem Sohn‎ ‎‎Agne‎‎ begleitet und dieser hatte noch seine Söhne ‎‎Alrekr und Eirkr‎‎ dabei, als Dags Enkel. Nach der Landung des Heeres in der Danziger Bucht, soll zunächst das angetroffene Volk geflohen sein, wobei nachfolgend auch Varva genommen, geplündert und verwüstet wurde. Auf die Verhältnisse im Wartheland bezogen, könnte sich Varva vielleicht auf das alte Giecz bezogen haben, oder auf eine noch verschollene Heidenburg, die bis heute noch auf seine Entdeckung harrt.

Der Todesort des Königs ist namentlich als Skjotansvad überliefert und stellte ein Furt durch einen Fluss dar. Als das Wikingerheer den Rückmarsch zu den Schiffen antrat, soll man diesen Fluss überquert haben, wobei am anderen Ufer der Sklave oder Bauer seine Heugabel auf den Wikingerkönig warf und dieser tödlich getroffen von seinem Pferd herabfiel.

Und wie schon erörtert, deckten solche Wallburgen nicht nur Orte an Handelswegen, sondern zum Beispiel auf Grzybowo bezogen auch eine Gegend, wo vermutlich Eisen gewonnen und verarbeitet wurde. Setzen wir den angeblichen Vogel im Reidgotaland mit einem Bernsteinhändler gleich, der herumkam und Dag dem Weisen die Neuigkeiten aus der Welt zu berichten, stand er wohl in enger Verbindung zu ihm und es wäre nachvollziehbar, dass dieser in die Fremde zog um nach ihn zu suchen. Nach dem Tode von Dag, dem Weisen wäre demnach Agne ihm gefolgt, doch in anderen Sagen hatte dieser einen anderen Vater, weshalb sich hier die Spuren verlieren. Blieb der tote Dag der Weise im Reidgotaland, könnte auch sein gesamter Clan dort geblieben sein. Das würde auch erklären, warum ihm Kinder und Enkel nachgesagt wurden, die in Schweden auch in anderen Sagen bekannt sind. Seine wahren Kinder könnten deshalb auch im eroberten Gebiet zwischen Posen und Gnesen aufgewachsen sein oder folgten später dem in der Fremde getöteten Vater von Schweden aus nach. So oder ähnlich, halten wir zumindest mit Dag dem Weisen eine stimmige Sage in der Hand, die sich mit dem plötzlichen Auftreten von Dago Miseko im Wartheland verknüpfen lässt. Dazu sei noch angemerkt, dass vielleicht auch die baltische Insel Dagö nach diesem schwedischen Sagenkönig benannt sein könnte, wo man Wikinger-Schiffsgräber aus dem 7. Jahrhundert fand.

Primärquelle: Wikipedia
Rohrer, Wikinger oder Slawen?

Die Wikinger von Lutomiersk


Lutomiersk-1940 wurde unter dem jüdischen Friedhof ein Gräberfeld von ca. 30 teils berittenen Wikingern entdeckt

Wie Lutomiersk zur Wikingerzeit im Wartheland genannt wurde, ist unbekannt, doch es könnte durchaus der Fluss Ner (Nera) in Frage kommen, der im germanischen mit "Gewundene" auf seinen Flusslauf bezogen sein könnte. Andernfalls kommt auch ein Schlangenbezug aus der Asenzeit in Frage, wo das altnordische "næra" für Nahrung gebend und heilend steht. Als Lutomiersk zum Warthelandgau gehörte hat man es tatsächlich auch Nertal genannt, vielleicht gab es eine Quelle, die das noch bestätigen konnte. Die Stadt selbst erhielt ihre Stadtrechte erst 1274, also über dreißig Jahre später nach dem Untergang des Wikingerreiches durch die Mongolen um 1241.

Die Entdeckung der Wikingergräber in Lutomiersk haben einen makaberen Beigeschmack, denn sie wurden erst entdeckt, als unter deutscher Herrschaft der jüdische Friedhof zerstört wurde und darunter die Gräber der Wikingerzeit zum Vorschein kamen. Sicher ist, dass der dafür zuständige Grabungsleiter Johannes Möhren beim Amtskommissar des NSFK (Nationalsozialistisches Fliegerkorps) Hauptsturmführer Lück „10 Juden oder andere Arbeiter“ mit Ausrüstung anforderte (MAP-A-dz-60/2, Zeichen 53/41, Brief vom 6.09.1941).


Dritter von Links: Walter Kersten

Zudem liegt ein Brief des Posener Direktors des Landesamtes Walter Kersten an Fritz Tischler, Niederrheinisches Heimatmuseum, Duisburg-Hamborn, vor, in dem er offensichtlich auf Lutomiersk Bezug nimmt: „Auch im Osten scheint manchmal die Sonne. So fahre ich jetzt auf ein paar Tage nach Danzig. Anschliessend werden zu gleicher Zeit durch Juden Juden und Wikinger bei Litzmannstadt ausgegraben, im Kreise Samter durch Polen Germanen“ Dass man dort tatsächlich etwas fand, belegt ein Brief von Kersten an Möhren: "Es fällt mir z.B. auf, dass der Fundbericht von Lutomierks [sic] noch nicht vorliegt. Es stehen hier auch eine Menge Kisten von Ihnen, die Sie gelegentlich einmal auspacken, die verschiedene Beigaben wie Schwerter, Streitäxte, Lanzenspitzen und Reitzubehör zeigen.

Was aus diesen Funden wurde ist unbekannt, dazu sorgte die Kriegszeit, dass alle weiteren deutschen Grabungen eingestellt wurden. Erst zwischen 1949 und 1955 wurden erneute Grabungen organisiert. Im Ergebnis dieser Forschungen geht man von 48 Männergräbern und 54 Frauengräbern aus. Die geringe Anzahl von Kindergräbern lässt darauf schließen, dass in Lutomiersk keine vollständige Population repräsentiert ist. Von den Männergräbern sind 32, d.h. über 65 Prozent, mit Waffen ausgestattet, die meisten davon mit Lanzen, aber auch Äxte, Pfeilspitzen und Schwerter treten auf. Zudem weisen neun Gräber Reitzubehör (Sporen, Steigbügel, Riemenbeschläge von Sporen oder Zaumzeug) auf, meist im Verbund mit Militaria. Ausgehend vom Forschungsstand von 1937 sind vom Gebiet der Provinz Posen insgesamt sechs Schwerter aus der Zeit des Gräberfelds von Lutomiersk bekannt – in Lutomiersk allein finden sich drei Stück; aus der gesamten Posener Gegend waren fünf Lanzenspitzen bekannt, aus Lutomiersk 23. Neben den Brandbestattungen fielen die Beigabe von Pferdegeschirr sowie die Objekte völlig fremder Machart auf, der wikingisch oder auch warägisch deutbar sind.

Polnische Forscher wie Jażdżewski, die sich nicht mit einem Wikingerreich im Warthe-Weichselland vor dem Mongolensturm 1241 anfreunden können, haben die "fremden" Funde in der Nachkriegszeit polonisiert: „handelt es sich hier entweder um warägisch-altrussische Gefolgschaftsangehörige, die nach einem längeren Aufenthalt in polnischen Gebieten und nach der Heirat mit Polinnen zahlreiche der örtlichen Bräuche und Formen annahmen, oder es handelt sich um polnische Krieger, die sich nach Kriegszügen in die Ferne, besonders in die Rus’, im Besitz verzierter Waffen und Pferdegeschirr befanden und die damit nach den abgeschauten, fremden Sitten bestattet wurden. Es ist nicht auszuschließen, dass auf dem Lutomiersker Gräberfeld beide Alternativen vertreten sind."


Der Warägerfürst Svjatopolk I. - In Lutomiersk hätte sich längere Zeit eine Gesandtschaft von ihm aufgehalten. Tatsächlich hielt sich Svjatopolk I. zwischen 1016 und 1018 im Misecorici auf, Machtkämpfe in Känugard (Kiew) hatte ihn aus dem Gardariki vertrieben.

Bevor Jażdżewski polnische Frauen und polnische Krieger in den Interpretationspool warf, hatte er zuvor noch eine Importthese angeführt: „Aus der Tatsache, dass gerade die reichen Männergräber in Lutomiersk häufig kostbare
Gegenstände enthielten, die aus entlegenen Gebieten stammten, kann geschlossen werden, dass es sich dabei entweder um Beutestücke handelte, die aus Fernreisen stammten, oder dass die Dinge in fremden Ländern bzw. von Händlern aus diesen Ländern gekauft worden waren, was sich nur die Leute der Reichsten sowie die Reichsten selbst leisten konnten. Und genau diese Leute könnten in der fürstlichen Gefolgschaft gewesen sein.“ Diese fürstliche Gefolgschaft wäre nach Jażdżewski vielleicht eine Gesandtschaft von Svjatopolk I. aus dem Reich der Rurikiden, wobei dieser Herrscher ein Schwiegerson von Boleslaus Chrobry war. Damit lassen sich natürlich alle Funde warägisch deuten. Doch für Jażdżewski war die Kiewer Rus "ostslawisch", womit er klar daneben lag. Wegen der auffälligen fremden Kammer-Bestattungsart werden die Wikinger- oder Waräergräber als "altrussisch" bezeichnet, doch man spekuliert auch auf einen Standort der fürstlichen Drużyna-Garde, dem Gegenstück zur Druschina bei den Rurikiden. Das alles sind jedoch weder "Ostslawen" noch "Polen", sondern nur die jeweilige berittene Garde des herrschenden Jarls, die in der Regel von Verwandten seines Wikinger- oder Waräger-Clans geführt wurde.


Reste der Burg von Lenczyca (Lentschütz), die noch der Daglinger-Nachfahre Kasimir III. der Großen erbauen ließ.

Die Wikingerfunde von Lutomiersk wurden in Beziehung zu weiteren Funden in der nahen Wallburg von Lenczyca (Lentschütz) gesetzt, die schon seit dem 6. Jahrhundert der Hauptsitz eines heidnischen Stammesfürstentums wäre. Bei diesem Stamm kann es sich von der Lage her nur um einen lugischen oder vandalischen Clan handeln, letztere als Nachfahren der Naharvali. Mit der Expansion des Misecorici haben auch die Daglinger diese Wallburg in Besitz genommen und wurde als eie von sieben Kastellaneien im Wikingerreich von Boleslaus Chrobry geführt. Später wurde die Wallburg von Lenczyca als "Schwedenschanze" bezeichnet. Boleslaus Chroby stiftete zu Anfang des 11. Jahrhunderts in Lenczyca eine Benediktiner-Abtei.

Mit den neueren Publikationen Michał Karas änderte sich die allgemeine Ansicht über die Funde von Lutomiersk: Wie auch im Fall Libau (Łubowo), spricht sich Kara für eine Herkunft der Toten aus Skandinavien aus. Die deutlichsten Analogien in der Gesamtheit des Bestattungsrituals sieht Kara im skandinavischen Norden des 9./10. bis Mitte des 11. Jahrhunderts, daher formuliert er seine Hypothese entsprechend: „Diese Gräber sind Bestattungen skandinavischer Krieger.“ Gerade die Besonderheiten in Grabform und -konstruktion sowie die Vermischung osteuropäischer, westeuropäischer und skandinavischer Elemente in den Beigabeninventaren träten neben Lutomiersk in Skandinavien, insbesondere in Mittelschweden auf. Was den anzunehmenden sozialen Rang dieser ‚skandinavischen Reiterkrieger‘ betrifft, so schließt sich Kara seinen Vorgängern an, indem er sie noch als Söldner interpretiert. Das es sich jedoch auch um Angehörige oder Nachzügler eines schwedischen Daglinger-Clans handeln wird, dürfte sich mit jeden weiteren Wikingerfund auch im Warthe-Weichselland durchsetzen. Gleiches gilt auch für Karas neuere Unterteilung in reiche skandinavische und "slawisch" ärmere Gräber, die alle zum gleichen Wikinger-Clan in Lutomiersk gehörten. Und wie jeder alteuropäische Sippen-Clan setzte sich dieser aus verschiedenen Kasten zusammen, wobei die untersten Schichten auch aus Unfreien bestanden aus der näheren Umgebung, wo von Wandalen abstammende Nachfahren lebten.



Primärquelle: Rohrer, Wikinger oder Slawen?

Die Wikingerleibgarde von Konskie


Konskie 1935


Wie bei den Gräberfeldern in Lutomiersk und Libau waren die Funde in Końskie ebenfalls zufällige Nebenprodukte von Bauarbeiten; eine Erhebung in der Landschaft sollte Anfang April 1925 eingeebnet werden, wobei die ersten Gräber entdeckt wurden. Glücklicherweise wurde in diesem Fall frühzeitig die Landesdenkmalpflege benachrichtigt, sodass von Mitte April bis Ende Juni unter Leitung des regionalen Denkmalpflegers Roman Jakimowicz Grabungen durchgeführt werden konnten.
Da die zu bebauende Fläche recht umfangreich war, konnte das Reihengräberfeld zudem vollständig erforscht werden – ein weiterer Ausnahme- und Glücksfall, ebenso wie die relativ gute Erhaltungsqualität der Körpergräber. Insgesamt wurden 171 Körpergräber der zweiten Hälfte des 11. bis Anfang des 12. Jahrhunderts untersucht. Die Toten wurden im Allgemeinen in gestreckter Rückenlage niedergelegt. 72 Tote waren als männlich, 65 als weiblich und 16 als Kinder identifizierbar, allerdings geschah die Geschlechtsbestimmung in den meisten Fällen über Beigaben bzw. die Ausrichtung des oder der Toten, da die (archäologisch bestimmten) Männer wie u.a. in Lutomiersk üblicherweise mit dem Kopf Richtung Osten, die Frauen Richtung Westen bestattet wurden. 18 Bestattungen konnten aufgrund des Fehlens von Skelettresten und Beigaben nicht näher bestimmt werden.

Die Beigabeninventare in Końskie unterscheiden sich stark in ihrer Ausstattung; immerhin 23 von 72 Männergräbern weisen Militaria auf, fünf werden wegen Sporenfunden als ‚Reiterkrieger‘ bezeichnet. Die häufigsten Waffen sind Lanzenspitzen und Streitäxte, hinzu kommen zwei Schwerter. Die meisten dieser Waffen waren für den Bearbeiter des Gräberfelds Jerzy Gąssowski lokale Produktionen; selbst die wohl skandinavische Herkunft der Axt aus Grab 70 „schließt im Übrigen absolut nicht aus, dass sie Końskie auf Beute-, Handelswegen oder als Gabe aus den Gebieten der Rus’ oder sogar aus der Normandie erreichte“ Gebiete also die ebenfalls Wikingern oder Warägern unterstanden. Ungewöhnlich hingegen erscheinen die neun Feuerstellen mit Holzkohle und Leichenbrand, die über Teile des Gräberfelds verteilt auftreten und in unterschiedlichen Beziehungen zu den sie umgebenden Bestattungen zu stehen scheinen. Dazu sein angemerkt, dass auch auf der schwedischen Wikingerinsel Birka mehr als die Hälfte der Toten in den Grabhügeln verbrannt wurden.

In der Forschungsliteratur werden vor allem Końskie und Lutomiersk häufig zueinander in Beziehung gesetzt. Dies mag an der relativen räumlichen Nähe der beiden Fundorte liegen – Końskie liegt ca. 110 Kilometer südöstlich von Lutomiersk –, aber auch strukturelle Ähnlichkeiten fallen auf: Beide Gräberfelder weisen einen hohen Anteil an Steinkonstruktionen auf, beide sind birituell (wobei die so genannten Feuerstellen in Końskie nicht mit absoluter Sicherheit Brandbestattungen darstellen), beide lassen deshalb durch ihren Reichtum an Waffen- und sonstigen Beigaben eine höhergestellte soziale Schicht vermuten.

Im Gegensatz zu den beiden Fundorten Libau und Lutomiersk wurden die Toten in Końskie von Beginn an hauptsächlich als einheimische, polnische Bevölkerung angesehen; so ging schon Roman Jakimowicz in seinem kurzen Grabungsbericht von einer „polnischen Bevölkerung“ als Nutzer des Gräberfelds aus, ohne dies genauer zu begründen. Das hätte er auch nicht gekonnt, den zu dieser Zeit bezeichnete sich niemand selbst als Pole, geschweige das Land wurde sogenannt. Abgemildert wurde das ganze durch eine teilweise masowische Zuordnung der Gräber, was jedoch nichts konkretes über die Bewohner aussagt. Weiter geht man davon aus, dass eine Gruppe wenigstens "fremd" war und wegen Militariafunden einer "Kriegerklasse" angehörte. Diese Kriegerklasse, lässt sich als Kriegerkaste nur den Wikingern zuordnen, die in Końskie offenbar einer wichtigen Aufgabe nachgingen. Darauf könnte die spätere Bedeutung dieser Stadt für die Eisenproduktion hindeuten, um die im Mittelalter im Heiligkreuzgebirge 320 Eisenwerke und 40 Schmieden existierten. Die Kriegerkaste von Konskie bestand wohl aus skandinavischen Reiterkriegern, was die Steinsetzungen bei Bestattungen mit Sporen und Schwertern als Beigabe, sowie zumindest einer Streitaxt mit skandinavischer Herkunft belegen dürfte. Im großen Draufblick sowieso, da inzwischen noch viele weitere Wikingerfundorte im Warthe-Weichselland bekannt sind.

Viele der Archäologen sind sich darüber einig, dass in den Bestatteten Mitglieder des Gefolgschaftssystems der "piastischen Fürsten" zu sehen sind, die Drużyna genannt, der Druschina-Garde der Waräger im Gardariki (Kiewer Rus) entsprach. Dieser Vergleich erlaubt erneut die "Piasten" mit einem schwedischen Wikinger-Clan gleichzusetzen, der ähnlich oder genauso organisiert war, wie die Rurikiden. Diese Drużyna von Dago Miseko spielte den Annahmen zufolge mit ihren administrativen und militärischen Aufgaben eine zentrale Rolle in der Errichtung und Konsolidierung dieses frühen Wikingerreiches. Diese Vorstellung eines derartigen Kriegerclans aus engen Vertrauten und Verwandten der führenden Daglinger wird gestützt durch schriftliche Quellen und verglichen mit den warägischen Kriegern der Kiewer Rus. Dazu passt auch, dass sich der Name der warägischen Drushina-Garde wohl von Ruriks anderen Brüdern Truwor und Sineus herleitet und als Begriff sich so auch bei den Daglingern einbürgerte. Möglicherweise auch wegen eines wesentlich tieferen Hintergrundes: Waräger und Daglinger könnten ursprünglich in Schweden benachbarte Krieger-Clans gewesen sein.

Primärquelle: Rohrer, Wikinger oder Slawen?

Die Wikingerburg von Ritschen

Bisher gilt die Vermutung, dass der Burgwall von Ritschen von den heidnischen Slensanen erbaut wurde, doch die Archäologie hat Hinweise gefunden, dass sie womöglich erst zur Zeit der Daglinger erbaut wurde. Seit 2004 führten Wissenschaftler mehrerer Universitäten und Fachrichtungen erneute Untersuchungen in Ritschen durch. Man fand Reste eines heidnischen Tempels, sowie einer hölzernen und einer steinernen Dorfkirche. Außer auf dem Friedhof fanden sich auch im Hof der großen Burg zahlreiche Gräber, letztere als heidnischer Grabhügel ähnlich den Kurganen aus der vorrussischen Zeit. Bemerkenswert, ja in Bezug auf die Wikingervergangenheit der Daglinger war der Fund eines Bootsgrabes, wie sie aus Skandinavien oder dem Baltikum bekannt sind. Es belegt zugleich, dass über die Oder Kontakt nach Skandinavien gehalten wurde. Das Palas des dazugehörigen Kastellans wurde inzwischen so gut erforscht, dass man jetzt erwägt, an anderer Stelle eine Rekonstruktion zu bauen. Das damals verwendete Holz wurde inzwischen auf das Jahr 983 datiert, wo in Ostelbien der große heidnische Aufstand ausbrach.


Die Wikingerburg Ritschen

Ca. 30 km südlich von Breslau bei Ohlau wurde die Burg mitten in einem Wald erbaut, wo sie von Sümpfen gedeckt wurde. Dementsprechend geht man auch von einer längeren Bauzeit aus, denn es wurden Vorkehrungen getroffen, dass die Burg nicht bei einem Hochwasser der Oder überflutet werden konnte. Dazu zählte auch ein 10 -15 m breiter Wassergraben. In einer Entfernung von ca. 120 m wurden nordöstlich und westlich der Hauptburg Spuren von drei Siedlungen gefunden, die ihrer ländlichen Natur nach, die Burg mit Nahrungsmitteln versorgten. Auf Anordnung von Dago Miseko wurde in Ritschen nach 1000 die zweite Kirche nach Schmograu errichtet. Diese wurde während des Heidenaufstandes 1032-1033 das Ziel des aus Breslau fliehenden Bischofs, der erst nach Schmorgrau floh, aber anschließend erst in Ritschen den Aufstand abwarten konnte.


Ohlau entwickelte sich in unmittelbarer Nähe zur Burg Ritschen. Die erste Erwähnung als "Ohlaw" ist für das Jahr 1149 belegt. Sie findet sich in einem Dokument, das die Schenkung der Siedlung Olava an die Abtei St. Vinzenz in Breslau bestätigt. Ob nun als Ohlaw oder Olava, beide Namen weisen auf eine Gründung Ohlaus durch die Daglinger hin, wobei sie nach einem Wikinger (Licicaviki) namens Olav benannt wurde!

Bei dem späteren heidnischen Aufstand von 1037, der große Teile des Misecorici erfasste und sich auch nach Schlesiens ausbreitete, soll die Burg christlich geblieben sein. Der Bischof von Breslau, der zunächst nach Schmograu geflohen war, zog nach der Besetzung Schlesiens durch den böhmischen Herzog Bretislav I. 1038 nach Ritschen, wo er blieb, bis der Daginger-Herzog Kasimir I. ihn 1051 wieder in Breslau einsetzte.

Die älteste namentliche Erwähnung Ritschens findet sich in der Chronica Boemorum des Bischofs Cosmas von Prag aus dem Jahre 1093. Es ist auch jenes Jahr gewesen, wo ein böhmisches Heer die Wallburg zerstörte, doch sie wurde danach umgehend von den Daglingern wieder aufgebaut. Im Jahre 1103 belagerten der böhmische Herzog Boivoj II. und Svatopluk II. von Olmütz die Burg. 1109 stoppte die Burg Ritschen sogar einen Feldzug Kaiser Heinrichs V. nach Krakau. Der früheste überlieferte Name für Ritschen lautet Recen und dürfte sich vom germanischen "rēsō" herleiten, was mit "die Umflossene" gedeutet werden kann, eine Wasserburg also, mitten im Sumpfwald.

Primärquelle: Wikipedia