Die Kessiner als Wikingervolk

Bisher werden die sogenannten Kessiner an der Warnow als keines "westslawisches" Volk beschrieben, was erst ab dem 10. Jahrhundert namentlich belegt ist und nachfolgend nur bis zum 12. Jahrhundert existierte. Ihr Siedlungsgebiet an der Warnow besagt nur, dass sie bestenfalls nur Nachfahren der Warnen und Warnower sind, den Namensgebern des Flusses Warnow. Die Frage ist also, wie mitten auf dem Gebiet germanischer Warnen, die später nur noch Warnower genannt wurden, sich ein neuer Stamm formieren konnte. Zeitmäßig geschah das sogar zur Blütezeit der Wikinger und man darf sich deshalb zurecht fragen, ob die Entstehung der Kessiner diesen skandinavischen Seefahrer-Clans zu verdanken ist.

Die bisher bemühte These zur Entstehung der Kessiner besagt, dass sie durch Abspaltung von den Zirzipanen entstanden sein sollen, doch dieser Stamm an der Peene trägt selbst nur einen Namen, der sich nur Leute bezog, die im Umkreis der Peene anzutreffen sind. Die große Geminsamkeit beider vermeintlicher Stämme ist nur, dass auf ihrem Gebiet stark frequentierte Wikingerbasen existierten, wo auch das Raubgut aus Überfällen verkauft wurde. Sie sollen auch den Liutizen (Lutizen) angehört haben, doch auch sie sind nur Verbände gewesen, von denen man keinerlei Eigennamen kannte. Der Begriff Liutizen stammt vom germanischen Wort "leudiz" ab, dass zur ostfränkischen Zeit über das altnordfränkische "liud" sich zu "Liutizi" wandelte. Mehr ist da nicht dran, es gibt überhaupt keinen Grund, dieses Wort für einen angeblich "slawischen" Stamm zu vereinnahmen.


Der Primelberg war damals eine inselförmige Wikingerbasis mit Hafen an der Warnow und gleichzeitig das Machtzentrum des Kessiner Wikinger-Clans

Die erste schriftliche Erwähnung der Kessiner erfolgte erst im Jahr 1057 als Chizzini, die zu dieser Zeit zum Stammesverband der Abodriten gehörten. Diese von Herulern abstammenden Clans unterstanden Mitte des 11. Jahrhunderts Gottschalk, der zu dieser Zeit schon längere Zeit ein Gefolgsmann dänischer Wikingerherrscher. Nach seiner Gefolgschaft von Knud dem Großen, war er schließlich Gefolgsmann von König Sven Estridsson, unter dem er zu den Abodriten zurückkehrte und dort die Herrschaft übernahm. Als Gefolgsmann Sven Estridssons bedeutet das jedoch auch, dass Gottschalk nur im Sinne der Dänen über die Abodriten herrschte und mehr war, als nur ein Bundesgenosse.

In den 1060er Jahren wurden die Kessiner als angeblicher eigener Stamm von Gottschalk wieder in sein herulisches Stammesgebiet eingegliedert, diesmal gewaltsam. Ruhige blieb es nicht, denn ähnlich wie die Jomswikinger versuchten sie immer wieder sich von Gottschalk und seinen Dänemark hörigen Nachfolgern zu lösen.

Tatsächlich blieben die Kessiner überregional so bedeutungslos, dass die auffallend späte Stammesbildung eher von einem größeren Wikinger-Clan an der Warnow erzählt, als dass hier ein völlig neuer Stamm entstand. Nach den Angaben Adams von Bremen siedelten die Kessiner nur westlich der Peene. Helmold von Bosau berichtet zudem, die Burg Werle sei dem Land Kessin benachbart gewesen. Die gesuchte Burg der Kessiner wird von Saxo als urbs Kuzin erwähnt, die sich als castrum Kyssin in einer Urkunde Friedrich Barbarossas aus dem Jahr 1170 wiederfindet. Um diese Burg herum soll sich ein merkwürdig kleines Stammesgebiet beiderseits der unteren Warnow befunden haben, wozu noch weiter flussaufwärts verstreute Stützpunkte gehörten. Doch das weist eher auf ein Handelsnetz hin, das nur durch gute Wallburgen verteidigt werden konnte. Der Schweriner Archivar Friedrich Wigger kam Mitte des 19. Jahrhunderts zu dem Ergebnis, die nach ihrer unweit der Warnowmündung liegenden Hauptburg Kessin benannten Kessiner hätten als Angehörige der Wilzen (Welataben) unmittelbar östlich der Abodriten gesiedelt. Die mit den Burgen „Toitenwinkel, Rostock, Kessin und Werle“ stark befestigte Warnow hätte somit eine „Naturgrenze“ gegenüber feindlichen Abodriten (Herulern) gebildet. Die Feindschaft ist zu gleich ein wichtiges Indiz, dass die Kessiner von Warnen (Warnower) abstammen, aber am Unterlauf der Warnow einem Wikinger-Clan unterstanden, der in Dierkow auf dem Primelberg seinen wichtigsten Sitz hatte.


Der Hügel südwestlich von Fresendorf wird heute als Standort der Burg Kessin angesehen

Doch was könnte der namensgebende Burgname "Kyssin" oder "Kuzin" überhaupt bedeuten? Althochdeutsch von „kizzin“ hergeleitete, würde die warnischen Eingeborenen nur als Ziegenhirten beschreiben Doch das germanische "kuza" steht für Wahl im Sinne von erwählen oder Erwählte, was auf eine elitäre Auswahl unter Kriegern hindeutet. "Kuzin" könnte also von einer namhaften Kriegerkaste gehalten worden sein, wo nur die Besten des Warnower Wikinger-Clans wachten. Die Wikinger erlauben jedoch auch eine altnordische Namensdeutung, wo wir Kuzin auch von "kussari" herleiten können, was übersetzt "Seeräuber" bedeutet! Die Burg befand sich am Unterlauf der Warnow, und zwar nach aktuellem Forschungsstand südwestlich Fresendorf.

Primärquelle: Wikipedia
https://www.youtube.com/watch?v=TNSbevQe1f8
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Wikinger auf dem Primelberg

Rostock ist es definitiv nicht mehr: Der älteste Hafen an der unteren Warnow. Seit den Ausgrabungen auf dem Primelberg ist alles anders, auch wenn man noch immer viele Funde im Sinne erfundener "Slawen" interpretiert. Unstrittige Wikingerfunde sind jedoch eine Walkürenfibel aus Silber, die eine 3,60 cm hohe mit Schild, Helm und Schwert bewaffnete Kriegerin zeigt. Archäologen haben die Fibel trotzdem nur „Dame von Dierkow“ genannt, obwohl Walküren einen Odinskult auf dem Primelberg belegen könnten.


die Walkürenfibel vom Primelberg

Nach dendrochronologischen Untersuchungen von verbauten Balken soll der Hafen auf dem Primelberg bereits seit 749 existieren, der zu dieser Zeit noch direkt von der Warnow erreicht wurde. Es ist die Zeit, als in der Ostsee noch die Svear dominierten und sich an verschiedenen Orten der südlichen Ostseeküste festsetzten. Je weiter südwestlich kommen jedoch für die Warnow auch dänische Wikinger in Frage, die schon unter König Angantyr bis nach Gotland das Reich ausdehnten. Er lebte um 710 und dürfte eher weniger als ein König, sondern eher als ein bedeutender Jarl anzusehen sein. Sein Name wurde auf Grund eines Christianisierungs­versuchs des angelsächsischen Missionars und Heiligen Willibrord überliefert. Diesem gelang es allerdings nur, 30 Knaben, vermutlich christliche Gefangene, freizukaufen. König Angantyr blieb den Göttern der Asenzeit treu, was sich an der Warnow mit der Walkürenfibel verknüpfen lässt.

Angantyrs Sitz soll sich jedoch nicht auf Seeland, sondern in Ribe an der Nordsee befunden haben. Was sein Name bedeuten könnte ist nicht sicher, er endet jedoch auf Tyr, den lange Zeit am höchsten verehrten Asen, der erst durch Odin verdrängt worden sein soll. Und dieser Ase könnte auch an der Warnow seine Spuren hinterlassen haben, wenn auf den Ortsnamen Dierkow schauen. Erstmals wird der Ort erst 1320 als Derekowe erwähnt, was man bisher als "altslawischen" Namen behauptet, der übersetzt "Ort des Derek" bedeuten soll. Wer dieser Derek sein soll, darüber schweigt man sich aus, möglicherweise auch deshalb, weil dieser Ortsname eben völlig anders zu übersetzen ist. Dazu kommt noch, dass sonst keinerlei Oberhäupter aus Primelberg - Dierkow bekannt sind, was für eine organisierte Kaste spricht. So dürfte sich zunächst "kowe" vom althochdeutschen "koufo" für Kaufmann oder Händler ableiten, das davorstehende "dere" lässt sich auch von "dyrr" für schimmernd oder glänzend herleiten, was sich so auch mit Tyr, als Ase und gedeuteter Himmelsgott verknüpfen lässt. "Tyrs Kaufmänner" würde Dierkow - Primelberg als Händlerkolonie von Wikingern ausweisen, wobei Tyr eher für Angantyr steht, als einem Asen, der schon lange durch Odin an Bedeutung verloren hatte. Die gesuchte Kaste dürfte nur eine nordische Händlerkaste gewesen sein, die an der Warnow zuerst für Angantyr handelte, später aber eigenständig wurde.


Primelberg und Dierkow liegen so eng beieinander, dass beide Namen mindestens aus der frühen Wikingerzeit stammen könnten

Auch der Name Primelberg ist altnordischer Herkunft, denn er wird auf "prim" für Neumond zurückgehen, was auf einen alten Ahnenkultort hindeutet und in diesem Sinne auch die silberne Walkürenfibel bestätigen könnte. Dazu passt auch die typisch nordöstliche Ausrichtung der Befestigung, die ebenfalls auf eine kultische Bedeutung des Ortes weist. Die Funde von u. a. Perlen, Bernstein, Knochen und Scherben ergaben, dass auch Sachsen und Friesen mit den Wikingern gehandelt haben. Ausgegraben wurde auch ein Holzspant, wie er in einem frühmittelalterlichen Schiff verbaut wurde. Etwa drei bis vier Meter breit und bis zu 15 Meter lang könnte das dazugehörige Schiff gewesen sein. Ein Luftbild des Areals von 2006 sowie hellerer Grasbewuchs lassen eine ehemalige Befestigung der Handelssiedlung vermuten. Erkennbar ist ein über 100 Meter großer, für Burgwallanlagen typischer hufeisenförmiger Grundriss. Bisher wird vermutet, dass die Siedlungs- und Wirtschaftsweise an der Warnow auf die Versorgung des Seehandelsplatzes ausgerichtet waren, denn von Beginn an wurde eine auf Überschussproduktion angelegte Landwirtschaft betrieben. Doch so wird nur eine Kolonie beschrieben, die zuerst nur Angantyr unterstanden haben könnte.

Primärquelle: Wikipedia
Bild: https://www.ostsee-zeitung.de/Mehr/Bilde...er-Slawenzeit/2
Karte: https://www.youtube.com/watch?v=TNSbevQe1f8

Im Hinterland der Warnow-Wikinger


Bützow in Mecklenburg

Um die Behauptung zu widerlegen, die Kessiner wären ein "Slawenverband" ohne eigenen Fürsten gewesen, muss man sich nur mit den Burgen an der oberen Warnow und seinen Nebenflüssen befassen, deren wahre Herkunft in eine "slawische" umfrisiert wurde. Den Beginn mach Bützow, die angeblich noch 1171 als "slawische" Burg Butissowe oder Butessowe im Land Bützow (Terra Butissowe) erwähnt wurde. Zur Namenherkunft meint der letzte Autor in der Wikipedia: Der Ortsname könnte den polabischen Personennamen Butis, Budis oder Bytis enthalten, der auch bei den Sorben, Tschechen und Polen gebräuchlich war.

Solche Deutungsversuche tauchen in der Regel immer dann auf, wenn sich nichts anderes sinnvolles aus den "slawischen" Kunstsprachen herleiten lässt. Die Verweise auf Tschechen und Polen ziehen für 1171 ohnehin nicht. Es gab zu dieser Zeit weder Polen noch Tschechen und auch ihre heutigen Sprachen nicht. Das einige was diesbezüglich existierte, sind Missionare der Ostkirche gewesen, die ihre Glagoliza-Liturgie verbreiteten. Und noch eine frühe Namensvariante existierte von Bützow: Neben Waren (Müritz), Gnoien und anderen Siedlungsplätzen wird Bützow bereits um 150 n. Chr. von Claudius Ptolemäus als Bunitium erwähnt, wo zu dieser Zeit nur Warnen an der Warnow herrschten! Dieser früheste Name von Bützow lässt sich noch im Indogermanischen deuten und wird sich von "bʰundʰ" für "wach sein" und "beobachten" ableiten, was den Ort insgesamt schon als Wächterort beschreibt.

Und der Name Butissowe? Wegen Bunitum, einem germanischen Wächterort, lässt sich Bu-tis auch von zwei germanischen Wörtern herleiten, wo das "bu" für einen Wohnsitz und "dīsō" für eine Göttin steht. Der Ort wäre somit zuerst ein heiliger Ort der Warnen gewesen, der auf einen Erdmutterkult hindeutet. Und solche Orte zogen in jeder Zeit auch Feinde an, weswegen dafür völlig zurecht eine Burg entstand. Der heilige Ort könnte dabei inselförmig angelegt gewesen sein, vielleicht eine frühere Flussinsel in der Einmündung der Nebel in die Warnow.


Kein "Eidechsenort": Güstrow an der Nebel

An der Nebel befindet sich mit Güstrow noch ein weiterer Ort, der lateinisch als Gustrovium überliefert, dem Einflussgebiet der Kessiner zugerechnet wurde. Die Namensherleitung ist absurd, denn Güstrow soll nach dem deutschen Slawisten Ernst Eichler aus der "altpolabischen" Kunstsprache stammen, wo er als Guščerov bezeichnet, für einen "Eidechsenort" (!) stehen würde. Doch der Name wird erst im 13. Jahrhundert mit dem Bau ‎des Schlosses Güstrowe bekannt, womit sich eine althochdeutsche Herleitung anbietet. Von "guz" für Wasserschwall hergeleitet und "trouf" für Traufe, entstand dieser Ort an der Nebel in einem Überschwemmungsgebiet oder Sumpf der Nebel, der dementsprechend erst entwässert und gesichert werden musste. Mehr ist nicht dran, also auch keine "altpolabischen" Eidechsen!


Nach den Erbauern der Adelsfamilie Schwan benannt: Schwaan an der Warnow

An der Warnow wäre auch Schwaan ein "slawischer" Ort der Kessiner und wird heute in der Wikipedia "altslawischen" Ursprungs erklärt, wo er von živŭ für lebend oder zvati für rufen abgeleitet wäre. Neben diesem Unsinn wird jedoch auch eine Herleitung vom Lokator­namen Svan od. Zvan also Ort des živan, Svan, Zvan erwogen, bei dem man nur eine altnordische Variante vergessen hatte. Denn wann auch immer Schwaan an der Warnow entstand, er fällt nur mit dem Bau des Schlosses zusammen, um dem herum der Ort entstand. Erstmals wurde Schwaan 1276 als Stadt in einer Urkunde nachgewiesen. Eine Kirche wurde bereits 1236 urkundlich erwähnt. Doch das ehemalige Schloss als auch der Ort „[...] Schwan an der Warnow“ gelten als Stammsitz des seit 1202 bezeugten Adelsgeschlechtes von Schwan. Damit wurde der Ort nach seinem Erbauer benannt. Ein Bezug zu den Kessinern ist jedenfalls so nicht ersichtlich, gleiches gilt auch für Güstrow, der ebenfalls erst mit einem Schlossbau begann! Der Bau des Güstrower Schloss soll zudem auf Heinrich Borwin II. zurückgehen, der herulische (abodritische) und sächsische Wurzeln hat.

Primärquelle: Wikipedia

Ahnenkulte am Krakower See

Können wir bereits in einer ersten Bestandsaufnahme des Warnowlandes erkennen, dass sich die heute angegebenen Orte Bützow, Güstrow und Schwaan keineswegs mit dem angeblichen Stamm der Kessiner verknüpfen lassen. Diesen Stamm hat es einfach ohne Adelskaste schlichtweg nicht gegeben. Die Verhältnisse stellen sich hingegen so dar, dass die Gebiete an der oberen Warnow und seinen Nebenflüssen warnischen Clans unterstand, die im engen Kontakt zur Wikingerkolonie an der unteren Warnow standen. Zur Sicherung der Region und des Handelsnetzes wurden Wallburgen unterhalten, die von ortskundigen Warnen verteidigt wurden. Dass sie dabei von Primelberg - Dierkow (Tyrkouf?) unterstützt wurden, darf angenommen werden.


Serrahn am Serrahner See - Der See ist nach der nordischen See- und Meeresgottheit Rán benannt, die Mutter der Ägirstöchter

Auch das uralte Siedlungsgebiet rund um den Krakower See soll dem Stamm der Kessiner unterstanden haben, doch die dort existierenden Ortsnamen, denen man eine "slawische" Namenslegende angedichtet hat, warten nur mit absurden Deutungen auf, die jedoch im Altnordischen wesentlich mehr Sinn ergeben. Dort wo der nördliche Teil des Krakower Sees mit dem Serrahner See verbunden ist liegt mit dem gleichnamigen Serrahn ein Ort, dessen Umgebung es in sich hat. So findet sich südöstlich des Ortes mit dem Kretstein ein Großdolmen, der frühestens seit Mitte des 4. Jahrtausends v.Chr. existierte. Dieser Kretstein ist noch mit einer Sage verknüpft: Eine sehr geizige Frau, die in einer von vier Pferden gezogenen Kutsche an diesen Ort kam, verweigerte einst einem alten, kranken Mann ihre Hilfe worauf Wagen, Pferde und Insassin in Stein verwandelt wurden. Rein namentlich, könnte sich der Kretstein auch vom altnordischen kreatȳr ableiten, der den Stein als Schöpfungsstein bezeichnet.

Die 1964 von Ewald Schuldt ausgegrabene und restaurierte Megalithanlage hat einen Deckstein mit einem Schälchen, womit er im Mittelpunkt eines Ahnenkultes stand. Diese Schälchen finden sich auch bei den sogenannten "Cup and Ring" Markern, die quasi die Unterseite einer Asen-Himmelsscheibe abbilden. Bei einem weiteren Dolmen bei Serrahn wurde sogar ein Deckstein mit 107 Opferschälchen entdeckt.


Krakow am See - Der gleichnamige See dürfte nach Hrolf Kraki benannt sein - weshalb er auch mit Drachensee übersetzt werden kann

Diesen Funden nach unterstand die Gegend rund um den Krakower und Serrahner See zunächst einem Asen-Clan mit einer unbekannten Kriegerkaste, dessen Nachfahren den Seen auch ihre Namen gaben. Serrahn etwa, was man heute "slawisch" mit "Aalfang" übersetzt, kann wesentlich besser im Altnordischen mit "sær-rān" übersetzt werden, womit man einst den See (sær) nach der nordischen See- und Meeresgöttin Rān benannt hatte. Der Name des Krakower Sees wird hingegen bisher "slawisch" hergeleitet und soll entweder "Ort der Krähen" oder „Hals“ (krk) bedeuten. Angesichts dieses uralten Siedlungsgebietes und des Namens Krak kommt dieser Unsinn nicht in Frage. Zwar lässt sich das altnordische "krāka" ebenfalls mit Krähe oder das altnordische "kraki" mit Halskragen übersetzen, doch letztlich kommt "kraki" nur in Verbindung mit dem sagenhaften König Hrolf Kraki in Frage, der seiner Sage nach viele Länder rund um die Ostsee herum unterworfen hätte. Dazu wird "Kraki" auch mit Drachen übersetzt und ähnelt somit auch dem Wawel-Drachen von Krakau. Als Namensgeber von Krakau gilt dazu ein sagenhafter Wandalenherrscher, der bisher in das 7. Jahrhundert verortet wurde. Dieser dürfte auch mit dem Stammvater Krok, des böhmischen Přemyslidengeschlechts identisch sein, doch es ist wegen des Drachenbezugs und der Vorzeitsaga des Hrolf Kraki fraglich sein, ob es sich bei diesem König um einen menschlichen Herrscher handelte, oder er vielmehr einen Ase verkörperte. Letztlich spricht die zeitliche Dimension nur für einen Asennamen des Sees, wo sich wegen der Megalithanlagen auch der Sitz eines Asen-Clans befand.

Nur 4 km von Krakow am See entfernt liegt Bossow, wo ein zerstörtes bronzezeitliches Kegelgrab existiert. Bisher will man "slawisch" das Dorf mit "Ort des Bos" oder mit "Flieder- Holunderort" übersetzen. Im 14. Jahrhundert erstmals erwähnt, lässt sich der Name sicher vom identisch älteren Seename (Bossowsee) herleiten, was altnordisch von būssa auf einen Fischerort weisen würde. Doch wegen der relativ späten Erwähnung käme auch eine Übersetzung aus dem Althochdeutschen von bōsa für "sündiges Treiben" in Frage, was noch auf bōsōn bezogen Gotteslästerei mit einbezieht. Damit könnte Bossow noch längere Zeit als heidnischer Ort bekannt gewesen sein.

Primärquelle: Wikipedia
Stiehler, Diener und Krieger

Die Warnow-Wikinger als Nachbarn der Heruler

Wer auch immer die Geschichte der Kessiner recherchieren will, dem steht nur ein kleines geschichtliches Fenster zur Verfügung, wo man die Warnen an der unteren Warnow nach ihrer Festung Kizun benannt hatte. Als Chizzini sind sie jedoch vor dem Festungsnamen belegt, weshalb der 1057 festgehaltene Name auch einen anderen Hintergrund haben könnte, als Ziegenhirten. Denn wenn wir den Namen vom althochdeutschen *kezzīn herleiten, stammen die Chizzini aus einem Kessel, der sich zugleich auf eine Katze bezog. Diese Kombination weist im Prinzip nur auf den belegbaren Dilmun-Standort der Asen im Kattegat, was bis heute als "Katzenloch" übersetzt wird. Der Hintergrund ist jedoch nur die Katze als Fabeltier, was in Nordeuropa "Nanna" symbolisiert. Die Chizzini stehen deshalb für die Nachfahren eines Ahnenkontingents, dass am Kattegat einen Kata-Clan gründete, von dem später auch die Wanen und Warnen abstammen. Burgnamen, wie Kizun oder Kuzin leiten sich wieder von diesen "Kesselleuten" als spezieller Herkunftsname der Warnen ab, deren Urahnen von den Asen auf "Nanna" erschaffen wurden.


Die Chizzini an der Ostseeküste - Ihr Name erzählt nur von der Herkunft ihrer Ahnen aus einem Kessel (= Dilmun) der Asen

"Kezzin" ist also nicht der Name eines Neustammes, wie man heute vermutet, sondern ähnlich den Germanii nur ein Name, der von ihrer Herkunft zur Asenzeit erzählt! Fragte also im 11. Jahrhundert ein Missionar die Warnowleute, woher sie stammten, haben sie ihm nicht von irgendeinem fernen Land erzählt, sondern wo ihre Vorfahren von den Asen erschaffen wurden: Im Kessel, der für einen dampfenden Dilmun stand.

Mit der Ankunft eines Wikinger-Clans aus Dänemark an der Warnow, kamen Leute an, die den gleichen Asen opferten, wie die an der Warnow lebenden Warnen. Zu dieser Zeit existierten bereits weitere Burgwälle, mit deren Übernahme man sich relativ gesichert an der unteren Warnow festsetzen konnte. Nachweislich entstand nachfolgend eine Handelskolonie, die hauptsächlich Dänemark mit überwiegend landwirtschaftlichen Erzeugnissen versorgte. Zu den lokalisierten Burgen gehörte auf jeden Fall ein Burgwall bei Langensee aus dem 9. Jahrhundert, dazu die Burgwälle bei Groß Upahl und Kirch Rosin, die im 10. Jahrhundert von den Burgen in Bützow und Bölkow bei Güstrow abgelöst wurden. Erst um das Jahr 1000 erfolgte eine Zusammenlegung zum Burgbezirk Werle mit der gleichnamigen Burg als Zentralort, doch von Kessinern (Chizzini) war noch lange nicht die Rede. Und zwar nur deshalb, weil dieser spätere Name keinen neuen Stamm benennt. Eine gewisse Eigenständigkeit der Warnow-Wikinger ist nur Dank ihrer wachsenden militärischen Stärke entstanden und konnte sich nur halten, solange ihre Nachbarn kein größeres Interesse an ihrer Unterwerfung hatten.

Mitte des 11. Jahrhunderts werden die Chizzini im Zusammenhang eines Kriegszugs herulischer Abodriten unter Gottschalk und seines verwandten sächsischen Verbündeten Herzog Bernhard II. genannt, als diese gegen die Ziripanen an der Peene zogen und von dort mit 15000 Silbermark zurückkehrten. Die sogenannten Chizzini sind dabei als Hinweis zu werten, wo diese Heere an der unteren Warnow durchzogen und sich zugleich mit Nahrungsmitteln versorgen konnten.

Nach der Niederlage in den heidnischen Clankriegen an der Peene gehörten die Kessiner (Kezziner) 1056 als Tributpflichtige zum Stammesverband der Heruler (Abodriten), an dessen Spitze der dänischen Königen als Gefolgsmann dienende Fürst Gottschalk stand. Gottschalk wurde 1066 im Zuge eines von Rethra ausgehenden Aufstandes erschlagen, worauf die Kessiner wieder selbstständig wurden. Bei ihnen hatte sich zu Beginn des 12. Jahrhunderts eine Adelsclan etabliert, der nach Annalista Saxo von einem Dumar und seinem Sohn Sventipolk angeführt wurde. Beide Namen sind altgermanischer Herkunft und leiten sich althochdeutsch von Domari (Richtername) und germanisch "swenþa" (Stärke) und dem indogermanischen "polk̑", für Wenden ab, was den letzten Namen mit "starker Wende" übersetzt. Dieser Name spricht jedoch eher für eine Bezeichnung, weil Saxo den wahren Namen nicht kannte.

Der Adelsclan der Kessiner war im Jahre 1114 Ziel eines Feldzuges des sächsischen Herzoges Lothar III. und des Markgrafen Heinrich von Stade, zu dessen Aufgebot auch 300 zirzipanische Reiter gehörten. Das den Kessinern zu Hilfe eilende ranische Wikingerheer wurde eingekesselt und musste sich ergeben.

Obwohl weitere Nachrichten fehlen, ging Wolfgang H. Fritze 1960 davon aus, dass Lothar III. die Kessiner anschließend der Oberhoheit von Heinrich von Alt-Lübeck unterstellt hatte, dem sie als dänisch-herulischen Fürsten ("König der Heruli") nach Helmold von Bosau tributpflichtig waren. Der gleiche Helmold kannte auch keine „Slawen“ in seinen Originaltexten, sondern bezeichnete die ostelbischen Bewohner immer nur als „gentes sclavorum“!


Nach einer anderen Hypothese wurden die Kessiner erst nach ihrer erneuten Unterwerfung durch Lothar III. im Frühjahr 1121 Heinrichs Herrschaft unterstellt, als der Sachsenherzog mit einem großen Heer in das Herrschaftsgebiet Sventipolks eindrang und bei der Eroberung der Burg Kessin reiche Beute machte. Mit den unterworfenen Kessinern im Rücken zog Heinrich von Alt-Lübeck 1123/1124 gegen die Ranen, wobei sein Sohn Waldemar von den Wikingern erschlagen worden.

Als sicher gilt eine gestufte Herrschaft über die Kessiner erst unter dem Abodritenfürsten Niklot. Die Herrschaftsverhältnisse, die nach dem Tod Knud Lavards zunächst bestanden, sind unklar. Von Helmold von Bosau ist zu erfahren, dass die Fürsten Niklot und Pribislaw das herulische Abodritenreich unter sich aufgeteilt hatten und Niklot über den Teilstamm der Abodriten gebot. Dennoch nimmt die Forschung überwiegend bereits für die Zeit ab dem Jahr 1131 an, Niklots Machtbereich habe auch die weiter östlich gelegenen Siedlungsgebiete der Kessiner umfasst. Als Vasall Heinrichs des Löwen erhob Niklot ab dem Jahr 1148 bei den Kessinern Tribute.

Als die Kessiner 1150 begannen, sich gegen die Zahlungen aufzulehnen, wandte sich Niklot mit der Bitte um Unterstützung an die Herzogin Clementia. Diese stellte ein Aufgebot von 2000 Mann unter der Führung des Grafen Adolf II., an dessen Seite Niklot in das Land der Kessiner eindrang, ein „berühmtes Heiligtum“ zerstörte und die Kessiner zwang, die geschuldeten Abgaben und mehr zu entrichten.

In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde das Land Kessin zu einem der Hauptschauplätze des Untergangs des abodritischen Fürstentums. Mit Niklot fiel der letzte Abodritenfürst als treuloser Vasall Heinrichs des Löwen in einem Hinterhalt vor der Burg Werle. Von dort herrschten Niklots Söhne Pribislaw und Wertislaw über die Kessiner, und auf der Burg Werle geriet Wartislaw 1162 schließlich in die Gefangenschaft des Sachsenherzogs. Nach der Aussöhnung mit Heinrich dem Löwen testierte Pribislaw 1171 als „Pribislaw von Kessin“. Mit dem Tod seines Enkels Heinrich Borwin II. zerfiel das Land unter dessen Söhnen Heinrich Borwin III. und Nikolaus I. in die Herrschaften Rostock und Werle.

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Stiehler, Diener und Krieger

Gotische Wikinger: Goderak und Godesak an der Warnow

Haben wir den Namen der Kessiner hinreichend als Ahnenherkunftsname identifiziert, bleibt immer noch die Frage, woher die Wikinger an der Warnow kamen. Wegen dem Namenshintergrund von Dierkow, weist alles Richtung Dänemark als dort Angantyr herrschte, es geht jedoch wegen zwei weiteren Ortsnamen für Rostock und der Burg Kessin noch etwas präziser.


Die Umgebung Rostocks zur gotischen Gründerzeit

Auf der Sclavania Karte, die das spätgermanische Ostelbien Jahr 1000 hervorragend darstellt, findet sich nördlich vom heutigen Kessin, was damals Kizun hieß, eine Stadt namens „Goderac“, was örtlich identisch zu Rostock liegt. Die Wortendung „rac“ basiert auf das germanische rac-ian, was „herrschen“ bedeutet. Wenn dabei Gode für Goten steht und der Ort als einer bezeichnet wurde, wo „Goten herrschten“, dürfte klar sein, dass hier niemals „Slawen“ einen Fuß in die Gegend gesetzt haben. Mit dem Gotenbezug könnte auch ein entsprechendes Toponym verknüpft sein, wo sich entweder Gotland oder Lödöse (später Göteburg) anbieten. An der Südspitze von Gotland ist zwar ein Grabhügel mit dem Namen Angantyr nachgewiesen, doch wenn ein Clan sich an der Warnow festgesetzt hatte, kommt eher der einzige gotische Hafen in Frage, der jedoch erst um 1000 nachweisbar ist.

Nun bieten sich zwei Möglichkeiten an: Goten aus Lödöse haben gegenüber dem Primelberg an der Warnow Fuss gefasst, oder haben später für Angantyrs ehemaligen Handelskolonie den Schutz der Wikingerorte an der unteren Warnow übernommen. So blieben auch beide Namen erhalten, die sich auf ehemalige Befestigungen bezogen. Das belegt sogar die altdeutsche Namensdeutung von Rostock. Von Raudstokk abstammend, auf die spätere Namensform Rozstoc (1165) bezogen, steht "roz" für Schleim, was wohl einen Morast beschreibt, der einen als "stoc" bezeichneten, baumstumpfförmigen Hügel umschloss. Auf diesem Hügel haben gotische Wikinger eine geschützte Befestigung errichtet Goderac genannt, unter deren direkten Schutz noch eine weitere Marktsiedlung an der Warnow entstand.


Gnoien unterstand einst mit Rostock längere Zeit ranischen Wikingern. Der Ort selbst wurde bereits als um 150 n. Chr. vom alexandrinischen Geografen Claudius Ptolemäus als „Coenoenum“ erwähnt. Dementsprechend kann der Name auch keine erfundene "slawische" Herkunft haben. Wenn überhaupt kommt eine indogermanische Herkunft von *g̑enu für Knie oder Winkel in Frage, was sich wohl auf seine Lage in einer Flussschleife bezog.

Saxo Grammaticus berichtet, wie 1160 der herulische Abodritenfürst Niklot im Abwehrkampf gegen den Sachsenherzog Heinrich den Löwen südlich von Rostock bei der Burg Werle fiel. Niklots Söhne Pribislaw und Wertislaw wurden zeitweise aus dem Abodritenland vertrieben. Im folgenden Jahr zerstörte der mit den Sachsen verbündete dänische König Waldemar I. die heidnische Wikingerburg Rostock (urbs roztoc), die ab 1066 mit Gnoien an der Warbel, dem ranischen Wikingeroberhaupt Kryn auf Rügen unterstand.

Primärquelle: Wikipedia
Weltzien, Wikinger aus genealogischer Sicht