Die Wikinger vom Jomsgau

Bis heute konnte die Jomsburg an der Ostseeküste nicht zweifelsfrei lokalisiert werden, die von der Mitte des 10. Jahrhunderts bis Ende des 11. Jahrhunderts die Geschichte der westlichen Ostsee mit beeinflusste. Erst im 12. Jahrhundert wurde sie endgültig als Piratenburg von den Dänen zerstört und verschwand in das Reich der Sagen. Tatsächlich wurde die Jomsburg noch lange auf historischen Karten eingetragen, wo ihr Standort eher auf Usedom verortet wird, als auf Wollin. Der jüngste Standort wird mittlerweile an der Mündung der Peene gegenüber Usedom vermutet, wo sich heute der Küstenort Spandowerhagen befindet.


Der Jomsburg-Standort östlich von Spandowerhagen, ca. 300 Wikingerschiffe sollen hier Platz gefunden haben, die gemeinhin im Alten Norden "Drakkar" genannt wurden


Die Jomsburg wurde anscheinend in den Jahren zwischen 940 und 970 von dem dänischen Wikingerhäuptling und einflussreichen Gefolgsmann König Harald Blauzahns, Palnatoki von Fünen errichtet und war der Hauptsitz des Gaus Jom. Was völlig unstimmig auf dem Erbau der Jomsburg ist, war die ihr nachgesagte Beziehung zum Daglinger-Herzog Dago Miseko, der nach der angeblichen Unterwerfung der "Pomoranen" den Wikingern unter Palnatoki das betreffende Gebiet zur Ansiedlung übergeben hätte. In der Wikipedia völlig falsch als "Polenherrscher" angegeben, beruht diese Episode auf eine unsinnige Gleichsetzung Dago Misekos mit einem "wendischen" Fürsten Burisleif (Burislav), der mitunter auch mit Dago Misekos Sohn Bolsleib (Boleslaus) Chrobry identifiziert wurde. Und das ist genauso falsch, kein einziger Krieger der Daglinger hat zu dieser Zeit Pommern erobert, oder den Jomswikingern erlaubt, ihre Jomsburg zu erbauen. Als diese entstand, war Dago Miseko noch niermanden in Mitteleuropa bekannt!

Die Insel Wollin wurde zwar in der Vergangenheit immer wieder als Standort für die Jomsburg diskutiert, doch dort existierte schon seit dem 7. Jahrhundert schon eine Hafenstadt, die unter anderem Jumneta oder Jumne genannt wurde und so mit dem sagenhaften Vineta gleichgesetzt wurde. Um 970 berichtete der Gesandte des Kalifats Córdoba, Ibrahim ibn Jaqub, dass in Pommern eine große Hafenstadt „mit zwölf Toren“ liege, deren Streitmacht „allen Völkern des Nordens überlegen“ sei. Adam von Bremen schildert sie im 11. Jahrhundert als eine der größten und reichsten Städte Europas, er nannte die Stadt Jumne. Es sei „die größte Stadt, die Europa birgt“, sie biete „für Barbaren und Griechen in weitem Umkreis einen viel besuchten Treffpunkt“.


Hier wird die Jomsburg zuerst Julin genannt und lag quasi Rügen gegenüber, über die der wendische Fürst Burisleif herrschte. Interessant ist auch die heidnische Stadt Usedom auf der gleichnamigen Insel, die direkt der Peenemündung gegenüberlag. Damit kommt als Standort für die echte Jomsburg, nur Spandowerhagen in Frage, wo es östlich davon vermutet wird und sich dort in der Nähe von Vineta befunden haben könnte. Dafür spricht der Name Jumneta, der für beide Orte gelten wird und um 1000 von Jomswikingern als Schutzmacht mit kontrolliert wurde.

Wer hingegen Jumneta auf Wollin verortet und dort auch mit der Jomsburg gleichsetzt, darf sich zudem von der Legende verabschieden, dass es erst Palnatoki von Fünen war, der diese Stadt dort gegründet hätte. Die Entstehung dieser Siedlung wird bisher auf die frühen 800er Jahre datiert, Münzfunde aus der Zeit um 700 lassen jedoch die Option offen, dass sie noch älter sein muss. Im Jahr 900 hatte die Stadt ein so wirtschaftliches Niveau erreicht, dass ein neuer Hafen gebaut werden musste. Die Dendrochronologie hat sie auf 896 bis 900 datiert, wo zu dieser Zeit Palnatoki noch nicht geboren war. Um 903 wurde die Stadt von einer Palisadengewalt umgeben. Ein Hafen aus den 900-1000er Jahren wurde gefunden, in den 900er Jahren hatte sogar jeder Stadtteil seinen eigenen Hafen. Anfang des 10. Jahres entstand auch das einzige Fragment eines skandinavischen Schiffes, es bestätigt zugleich, dass direkte Schiffsverbindung nach Skandinavien existierten.


Palnatoki bereitet sich auf die Tötung von Harald Blauzahn vor

Von Palnatokis Clan der Jomswikinger erzählen u. a. die „Jómsvíkinga saga“, die "Knytlinga saga" und die "Heimskringla". Demnach haben die Jomswikinger um 995 in der Schlacht bei Hjørungavåg gegen Håkon Jarl mit besonders heroischer Todesverachtung gekämpft. Dabei darf davon ausgehen, dass der Jomsgau überwiegend heidnisch blieb, wenn sein Gründer Palnatoki Zeit seines Lebens Anhänger von Ahnenkulten aus der Asenzeit blieb. Obwohl die Gründung der Jomsburg im Bereich der heute vermuteten Peenemündung noch im Auftrag von Harald Blauzahn um 950 geschah, soll es auch Palnatoki gewesen sein, der nach seinen Sturz durch Sven Gabelbart ihm das Leben nahm. Begründet wird das, dass Palnatoki der Enkel des gotischen Grafen Jarl Ottar war, der während der Invasion von Götaland durch Harald Blauzahn getötet wurde.

Primärquelle: Wikipedia
Mohr, Die Jomswikinger

Styrbjörn in Jomsburg


Der schwedische Königssohn Styrbjörn Olafsson war ein Anführer der Jomswikinger

Mit Jomsburg ist auch das Schicksal des schwedischen Königssohnes Styrbjörn verbunden, dessen Vater Olaf Björnsson war. Nach dem Tod seines Vaters verwehrte ihm dessen Bruder und Mitregent Erik den Siegreichen (Erik Segersäll) den Anspruch auf den schwedischen Thron und proklamierte diesen für seinen ungeborenen Sohn Olof Skötkonung.

Styrbjörn galt für einen Wikinger als ungewöhnlich groß, stark und unbändig und obgleich er als Kind nur ein kleiner Junge war, gelang es ihm, einen Höfling zu töten, der ihm versehentlich mit einem Trinkhorn auf die Nase geschlagen hatte. Styrbjörn schmollte lange Zeit, als ihm nach seines Vaters Tod die Mitregentschaft über Schweden von seinem Onkel Erik VIII. verwehrt wurde. Als er 16 Jahre alt war, entschied das Ting, dass er zu ungebärdig sei, den schwedischen Thron zu besteigen. Erik beschloss, seinem eigenen ungeborenen Kind den Thron zu übergeben unter der Bedingung, dass es ein Junge würde. Zum Ausgleich gab ihm sein Onkel 60 gut ausgerüstete Langschiffe, worauf der frustrierte Styrbjörn sich seine Schwester Gyrid schnappte und verschwand. In den folgenden Jahren ging er auf die Wiking und verwüstete Siedlungen und Städte an den Ufern der Ostsee. Als er Zwanzig war, fand er als Seekrieger Aufnahme in der Jomsburg, deren Gründer Palnatoki ihn zu einem der militärischen Anführer der Jomswikinger auserkor.

Während seiner Zeit als Jomswikinger wurde er enger Verbündeter des dänischen Königs Harald Blauzahn und gab ihm seine Schwester Gyrid zur Frau. Styrbjörn wiederum heiratete Haralds Tochter Tyra. Nach den nordischen Quellen zu urteilen, rettete Styrbjörn den schwerverwundeten König Harald Blauzahn aus der Seeschlacht von Helgenes, die um 986 wahrscheinlich bei der Insel Bornholm stattfand und verhalf ihm mit seinem Schiff zur Flucht an Pommerns Küste, nach Jomsburg oder Jumne.

Harald gab Styrbjörn weitere Krieger zur Unterstützung, so dass er sich nun in der Lage sah den schwedischen Thron zurückzuerobern. Styrbjörn segelte mit einer großen Streitmacht, die außer aus seinen Jomswikingern noch aus 200 dänischen Schiffen bestand. Als sie am Fyrisån, in Uppland anlandeten, ließ Styrbjörn alle seine Schiffe verbrennen, um sicherzustellen, dass seine Krieger bis zum Schluss kämpfen würden. Dies war den Dänen scheinbar nicht geheuer und so segelten sie zurück nach Dänemark. Styrbjörn und die Jomswikinger zogen also allein gen Gamla-Uppsala. Doch Erik hatte in der Zwischenzeit von der bevorstehenden Invasion erfahren und in alle Richtungen nach Verstärkung ausgesandt.

Styrbjörn war zu stolz den Kampf abzubrechen und marschierte mit den Jomswikingern in Richtung Uppsala. Als die schwedischen Krieger ihren Vormarsch im Wald stoppen wollten, drohte Styrbjörn mit einem Waldbrand, und das überzeugte die Schweden, Styrbjörn und seine Männer ohne Schaden durch den Wald ziehen zu lassen. König Erik befahl eine Rinderherde mit Speeren und Schwertern zu versehen. Als sich die Jomswikinger bei Férisvellir näherten, trampelte diese Rinderherde auf Srybjörns Krieger zu, was in ihren Reihen Chaos verursachte. Styrbjörn war jedoch ein ausgezeichneter Kriegshäuptling und stellte die Ordnung in seinen Reihen wieder her. Der Kampf dauerte den ganzen Tag und am Abend gab es eine Pattsituation. Der nächste Tag endete ebenfalls in einer Pattsituation, obwohl König Erik weiter große Verstärkung erhalten hatte.

In der Nacht opferte Styrbjörn Thor, aber der rotbärtige Gott zeigte sich wütend und sagte eine große Niederlage vor. Erik hingegen ging in den Tempel nach Uppsala und opferte Odin, dem er versprach nach zehn Jahren in Valahall einzuziehen. Ein großer Mann mit blauem Mantel und breitkrempigem Hut zeigte sich Erik. Es war Odin, der Erik einen Rohrstrich gab und ihm sagte, er solle ihn über die Jomsvikings werfen und rufen:"Ich opfere alle, dir Odin" .

Am dritten Tag gehorchte Erik Odins Befehl und ein Hagel von Pfeilen fiel auf die Jomswikinger herab, ein Pfeilhagel, den die Männer "Odins Pfeile" nannten. Als Styrbjörn verstand, dass alles vorbei war, schrie er seine Männer an zu stehen und zu kämpfen, rammte sein Banner in den Boden und stürmte mit seine besten Kämpfer auf das schwedische Heer zu. Nur wenige Männer flohen an diesem Tag. Die Vernichtung vor Augen, gelang nur einzelnen Gefolgschaftskriegern Styrbjörns, darunter dem isländischen Krieger und Jomswikinger Björn Asbrandsson, die Flucht in einem nahegelegenen Wald und später über See an die pommersche Küste in das Joms-Gau zurück. Der Jomsburger Björn Asbrandsson soll auch zu jenen Wikingern gehört haben, die nach Nordamerika fuhren.

Bei allen Für und Wider zur Historizität Styrbjörns und der Schlacht bei Alt-Uppsala steht fest, dass diese Schlacht stattgefunden hat, in der die Schweden die Invasoren unter Führung Styrbjörns vernichteten, aber der Zeitpunkt konnte bis heute nicht exakt geklärt werden. Da Harald Blauzahn nach Adam von Bremen Allerheiligen 985 oder 986 auf pommerschen Boden verstarb, kann Styrbjörn erst kurz nach dem Tode des Dänenkönigs in Schweden eingefallen sein, sonst hätte er Harald nicht aus der Seeschlacht nach Pommern retten können.

An die Schlacht auf Fyrisvellir erinnern drei Runensteine, die von Hällestad und Sjörup in Schonen und Högby in Östergötland. Ihre Inschriften stimmen in etwa mit dem Inhalt der späteren isländischen Sagas überein. Der Runenstein von Hällestad spricht von einem Wikingerkrieger Toke: „Er floh nicht bei Uppsala“, der von Sjörup berichtet über einen anderen namens Asbjörn: „Er floh nicht bei Uppsala, sondern er kämpfte, so lange er Waffen hatte“. Und der schwedische Högby-Stein überliefert von einem Recken namens Asmund Gullesson: „Es fiel beim Fyris der mutige Asmund … Torkil ritzte die Runen“.

Primärquelle: Wikipedia
Mohr, Die Jomswikinger

Harald Blauzahns Tod auf Rügen?

Das Ende von König Harald Blauzahn begann mit einem Machtkampf mit seinem Sohn Sven, der wegen seines auffälligen Bartes den Ökelnamen "Gabelbart" erhielt.
Er forderte zunächst von seinem Vater, König Harald, einen Teil des Reiches ein, doch dieser liebte ihn nicht, denn er war der Sohn einer Beischläferin. Er wollte ihm keinerlei Reich zur Herrschaft überlassen.


König Harald Blauzahn - Seit 2018 könnte als sein Todesort auch die Insel Rügen in Frage kommen, die zu seiner Zeit zu seinem Reich gehörte.

Doch als Sven zum Manne herangewachsen war, verschaffte er sich Schiffe und Mannschaften, mit denen er die Küsten innerhalb und außerhalb von Haralds Dänenreich verheerte. Darauf wurde König Harald zornig und sammelte Krieger gegen Sven. Dieser bekam ebenfalls Hilfe von seinem Ziehvater Palnatoki von Fünen und uwrde auch so in der Geschichte über die Jomswikinger erzählt (THULE XIX). Und so steuerten nun nach Seeland und in den Isefjord hinein, wo sie König Harald und seine Schiffe vorfanden. Sven nahm sofort den Kampf gegen den König auf, und es gab eine gewaltige Schlacht.

Da stießen weitere Wikingerscharen zu König Harald, so dass Sven überwältigt wurde. Dieser konnte jedoch fliehen. In diesem Kampf erhielt König Harald die Todeswunde - er wurde durch einen Pfeil tödlich verwundet, den angeblich Palnatoki auf ihn schoß. Altnordische Quellen wie die Jómsvíkinga saga, Knýtlinga saga und Heimskringla bestätigen diesen legendären Schuß, der während einer nächtlichen Kampfpause an Land abgeschossen, den König aus dem Hinterhalt schwer verwundete. Doch Harald Blauzahn konnte mit Getreuen aus der Schlacht entkommen und sich an den südlichen Teil der Ostseeküste im späteren Pommern retten. Allerheiligen 985 oder 986 starb er in der bis heute gesuchten Jomsburg oder gar auf Wollin in einer Stadt Jumne, wovon Adam von Bremen berichtete. Sein Sohn Sven trat daraufhin die Nachfolge als König von Dänemark an.

Haralds Leichnam wurde laut des Berichts von Adam von Bremen nach Roskilde in die von ihm erbaute Kirche überführt. Als erster von den Dänenkönigen wurde Harald dort in geweihter Erde begraben. Er war achtzig Winter König gewesen, dreißig Winter zu Lebzeiten seines Vaters, des Königs Gorm des Alten, fünfzig Winter danach.


Schaprode auf Rügen - In der Nähe des König Harald zugeordneten Silberschatzes, könnte auch der König selbst in der örtlichen Wallburg verstorben sein, der danach nach Roskilde überführt wurde.

Das alles ist quasi der Stand der Forschung, doch seit 2018 ist Bewegung im Ableben von König Harald gekommen, als man in Schaprode gegenüber Hiddensee einen Silberschatz aus der Zeit von König Haralds Tod fand. Unter den Münzen befanden sich auch Otto-Adelheid-Pfennige als Schlussmünzen, die ab 983 geprägt wurden. Deswegen nimmt man heute an, dass der Silberschatz in den späten 980er Jahren vergraben wurde, was natürlich auch das Todesjahr von Harald Blauzahn mit einbezieht. Das wirft natürlich die Frage nach einem Zusammenhang auf, denn der Hort wird von Fachleuten als Versteckfund gewertet und von Archäologen mit König Harald Blauzahn in Verbindung gebracht. Die These lautet nun, dass der verwundete Harald Blauzahn nach der verlorenen Ostseeschlacht von Helgenes nach Rügen floh und dort sein Schatz im Jahr 986 in der Erde vergraben wurde. Ein gleichartiger Hintergrund wird beim Hiddenseer Goldschmuck angenommen, der 1872 und 1874 in etwa 5 km Entfernung am Neuendorfer Strand auf der Ostseeinsel Hiddensee entdeckt wurde.

Im größerem Zusammenhang gesehen, machte bisher Jomsburg, als angeblicher Todesort nicht wirklich Sinn, wenn die Jomswikinger in der Schlacht von Helgenes gegen ihn kämpften und auch Palnatoki es war, der den tödlichen Pfeil auf ihn abschoss. Warum sollte also der schwer verwundete König Harald Blauzahn mit seinen Getreuen ausgerechnet zu seinen Feinden fliehen? Denn selbst Jumne wurde von den Jomswikingern kontrolliert, die bei der Überführung seines Leichnams sicher eine Rolle spielten. Klar ist jedoch auch, dass von Jomsburg aus das dänische "Vendland" kontrolliert wurde, wozu man Rügen zählte. Nach Adam von Bremen soll jedoch Harald Blauzahn in die heidnische "Sclavi"-Stadt Jumne auf Wollin geflohen sein, was noch eine weitere Option eröffnet. So könnten etwa Getreue nach Haralds Tod noch vor dem Eintreffen zurückkehrender Jomswikinger noch rechtzeitig aufgebrochen sein, seinen Schatz auf Rügen und Hiddensee zu vergraben.

Die zweite Frage ist, warum ausgerechnet Rügen? Geht man vom expansiven Verhalten dänischer Wikingerkönige aus, wurde bereits unter König Gorm den Alten (um 900 bis 940) die westliche Ostsee kontrolliert, wozu sicher auch Rügen gehörte. Zu dieser Zeit herrschte der um 958 oder 960 geborene Burisleif über das "wendische" Rügen, dem später von Sven Gabelbart die Unabhängigkeit zugestanden wurde! Für Rügen bedeutet das nichts anderes, als dass die Insel mit Hiddensee schon zur Zeit von Harald Blauzahn zum Reich der Dänen gehörte. Zu dieser Zeit war die Insel noch von den heidnischen Rugier-Nachfahren, den Rugani besiedelt, die bis heute fälschlich als "Slawen" gedeutet werden. Diese waren um diese Zeit auf jeden Fall noch heidnisch und es darf jedoch angenommen werden, dass beim Missionseifer König Harald Blauzahns, der herrschende Burisleif von Rügen ("Burislaw I. vom Vendland") sicher schon ein Umgewendeter (=Wende) war und den missionierten Rugani angehörte. Andernfalls ist es jedoch auch möglich, dass schon der Vater von Burisleif, als dänischer Wikinger für Gorm den Alten und anschließend für Harald Blauzahn über Rügen herrschte. Das ist zwar nicht direkt belegbar, aber wegen Burisleif nachvollziehbar. Burisleif ist jedoch zugleich der älteste belegbare Herrscher über Rügen, was mindestens seit Harald Blauzahn zum dänischen Reich gehörte.

Primärquelle: Wikipedia
Mohr, Die Jomswikinger
https://www.geni.com/people/Burislaw-von...000012966079926

Sven Gabelbarts Ehefrau Gunnhild und die Jomswikinger


Nach Harald Blauzahns Tod übernahm Sohn Sven das Königtum in Dänenreich. Man nannte ihn Sven Gabelbart, bezogen auf „Zweibart" oder „Zwiebelbart", der so aussah, wie der seines Vaters und eine typisch Bartracht der Wikinger war. Auch er wurde ein mächtiger König. Zu seiner Herrschaftszeit fuhren Jarl Sigvaldi und die anderen Jomswikinger nach Norwegen und kämpften gegen Jarl Häkon in Möre in der Hjörungabucht; dort fiel Bui der Dicke (von Bornholm), der Jomsburger Jarl Sigvaldi musste jedoch fliehen.

Die Herrschaft in Norwegen ging auf die Dänenkönige über, aber bald kam Olaf Tryggvason nach Norwegen und übernahm die Herrschaft.

König Sven hatte Gunnhild, die Tochter des Wendenkönigs Burisleif (Burislav), dem Füsten von Rügen, zur Frau, und ihre Söhne waren Knud (der spätere Nordseeimperator Knud der Mächtige, 1016 -1035) und Harald. Wegen der fälschlichen Gleichsetzung von Burisleif als Burislav mit Dago Miseko oder Bolsleib (Boleslaus) Chrobry, wurde Gunnhild sogar ein hypothetischer "slawischer" Name angedichtet und Tochter von Burisleif, sogar als "Gunnhild von Polen" bezeichnet und eigens eine eigene Wikipediaseite für ihr eingerichtet. Und dort wurde das so ausformuliert:

In der Forschung ist die Hypothese akzeptiert, dass sie ursprünglich Świętosława hieß. Oder mit anderen Worten: Es lässt sich absolut nirgendwo belegen, dass sie auf einen solchen Kunstnamen hörte!


Sven Gaberlbart vor den Jomswikingern und Jarl Sigvaldi, ganz rechts Sigvaldis berühmter Bruder Thorkel der Hohe

Die Vermählung von Burisleifs Tochter mit Sven Gabelbart hatte auch ein Vorspiel, bei dem wiederum die Jomswikinger unter einem neuen Jarl Sigvaldi beteiligt waren. Dieser Jarl Sigvaldi erscheint unmittelbar nach der Ausrufung von Sven Gabelbart als neuer Dänenkönig auf der Bühne, was aus Palnatoki wurde ist bis heute unbekannt. Sigvaldi war der Sohn des Königs Strutharald, der über Schonen geherrscht hatte. Sigvaldis Brüder waren Heming und Thorkel der Hohe. Neben Sigvaldi führten bei den Jomswikingern auch Bui der Starke von Bornholm und sein Bruder Sigurd, des weiteren Vagn (Akason), der Sohn Akis und der Thorgunna, und Schwestersohn Buis und Sigurds.

Jarl Sigvaldi hatte König Sven später nach einem Angriff auf Rügen gefangen genommen, wobei das sicher im Zusammenhang mit König Haralds Flucht aus der Schlacht von Helgenes geschah und dort unter dem Schutz von Burisleif stand. Die Jomswikinger unter Sigvaldi werden Burisleif zu Hilfe gekommen sein und brachten den gefangenen Sven Gabelbart nach Jomsburg im Wendenland. Dort nötigte er König Sven Gabelbart zur Aussöhnung mit dem Wendenkönig Burisleif, wobei er selbst zwischen beiden vermittelte. Warum sie verfeindet waren, ist nicht überliefert, es könnte jedoch mit dem auf Rügen vergrabenen Schatz von Harald Blauzahn zusammenhängen, wo der verwundete König zuerst Aufnahme fand, weil die Insel zu seinem Reich gehörte und Burisleif für ihn über Rügen herrschte. Burisleif hatte offensichtlich Sven Gabelbart die Gefolgschaft verweigert, wobei seine Kriegsmacht sicher so beeindruckend war, dass sie nicht ignoriert werden konnte, selbst von den Jomswikingern nicht.

Falls Sven Gabelbart sich einer Aussöhnung verweigern würde, drohte Jarl Sigvaldi, dass er den gefangenen König Sven den Wenden auf Rügen ausliefern würde. Da der König wusste, dass diese ihn zu Tode martern würden, (weil er für den Tod von Harald Blauzahn verantwortlich war?), willigte er in dem Schiedsspruch des Jarls ein. König Sven sollte nun Gunnhild, die Tochter von Jarl Burisleif, heiraten, und Burislav dafür Harald Blauzahns Tochter Thyri, die Schwester von König Sven Gabelbart ehelichen. Jeder sollte sein Reich behalten und Frieden zwischen beiden Ländern herrschen.

König Sven fuhr mit seiner Gemahlin Gunnhild heim nach Dänemark. Ihre Söhne waren Harald und Knud der Mächtige (König von England und Dänemark, 1016-1035), womit beide zur Hälfte Rügener Abstammung sind. Unbekannt ist jedoch, welcher Abstammung, der um 958 oder 960 geborene Burisleif war, für dem sich nur zwei Möglichkeiten aufdrängen. Entweder ist er dänischer Abstammung, weil sein Vater schon unter Gorm als Herrscher über Rügen eingesetzt wurde, oder er ist rugischer Abstammung, was sich auch auf die Rugani ("Ranen") bezog, den Nachfahren der Rugier. Sie werden zwar bei Wikipedia als unterschiedliche Stämme beschrieben, doch das bezog sich nur auf die Zeit. Die vermutete ruganische Herkunft aus dem Osten widerspricht dem nicht, denn die Rugier (Hügelleute) stammen auch aus Hinterpommern. Und noch etwas war von Burisleifs Familie bekannt: Er soll mit Geira und Astrid noch zwei weitere Töchter gehabt haben, womit es ohnehin unmöglich wird, diesen Rügener Jarl mit Dago Miseko oder Bolsleib (Boleslaus) Chrobry gleichzusetzen. Von beiden sind unter diesen Namen keine weiteren Töchter bekannt. Von Dago Miseko ist nur eine Tochter namens Sigrid bekannt, die Töchter von Bolsleib spielten hingegen keine Rolle, denn seine Älteste (Tochter von Emnild) war zur Geburt von Gunnhilds Söhnen Harald II. und Knut der Große um 995 erst 7 Jahre alt! Ob Sigrid überhaupt als Tochter von Dago Miseko existierte, ist zudem fraglich, denn im Dagome Iudex werden nur seine Söhne Misico und Lambertus bestätigt. Die bekannte Sigrid, die Stolze hat dazu einen schwedischen Hintergrund in Västergötland.

Primärquelle: Wikipedia
Mohr, Die Jomswikinger

Die Jomswikinger vor dem Krieg gegen Norwegen


Der neu gekrönte Sven Gabelbart veranstaltete ein prächtiges Gelage, wozu er alle Großen seines Reiches einlud, denn er wollte die Totenfeier für seinen Vater Harald abhalten. In der Chronologie nachgeordnet heißt das jedoch auch, dass der Leichnam von Harald Blauzahn erst nach der Aussöhnung mit Burisleif überführt werden konnte, was im Umkehrschluss durchaus dafür spricht, dass Harald auf Rügen starb und Burisleif seinen Leichnam nicht ins Dänenreich überführen lassen wollte. Das wiederum könnte Sven Gabelbart herausgefordert haben, der danach gegen Rügen zog, um Burisleif zur Herausgabe zu zwingen, was sich womöglich auch auf die vergrabenen Königsschätze bezog. Die Schätze blieben verschwunden, doch Harald am Ende doch überführt. Burisleif und die Jomswikinger unterstanden zwar nicht mehr dem Dänenreich und doch brauchte Sven Gabelbart die Jomswikinger, um die dänische Herrschaft wieder auf Norwegen auszuweiten.

Kurze Zeit vorher waren auch Strutharald in Schonen und Vese-ti von Bornholm, der Vater von Bui dem Starken und Sigurds, gestorben. Der König sandte Boten zu den Seekriegern von Jomsburg, mit der Aufforderung Jarl Sigvaldi und Bui (Digri) möchten mit ihren Brüdern zu ihm kommen und die Totenfeier für ihre Väter auf demselben Gastmahl abhalten, das der König schon für seinem Vater ausrichtete. Die Seekrieger von Jomsburg begaben sich mit ihren tapfersten Kämpen zum königlichen Fest. Sie kamen aus dem Wendenland mit vierzig und aus Schonen mit zwanzig Schiffen an. Auf der Totenfeier fand sich so eine große Menschenmenge zusammen.


Eine Trinkhalle der Wikinger

Am ersten Tag des Gelages, bevor König Sven den Hochsitz seines Vaters bestieg, trank er auf dessen Gedächtnis und sprach ein feierliches Gelübde: Ehe drei Winter vergangen wären, wolle er mit seinem Heer nach England kommen und König Aethelred (Aethelred II., 978-1014) töten oder ihn aus dem Lande verjagen. Diesen Erinnerungsbecher mussten alle Anwesenden mit dem König leeren. Nun schenkte man den Anführern der Jomswikinger die größten Hörner und füllte sie mit dem stärksten Trunk. Danach sollte jedermann den Christusbecher trinken, und wiederum bekamen die Seekrieger von Jomsburg die vollsten Becher mit dem stärksten Trunk. Der dritte Humpen galt St. Michaels Gedächtnis (Dem heiligen Erzengel Michael, u.a. Schutzpatron der Soldaten, kath. Gedenktage: 8. Mai u. 29. September), den wiederum alle tranken. Nun trank Sigvaldi auf das Gedächtnis seines Vaters und legte ein feierliches Gelübde darauf ab, dass er, bevor drei Winter verstrichen seien, in Norwegen sein wolle, um Jarl Häkon, dem Enkelsohn von Harald Schönhaar zu erschlagen oder ihn außer Landes zu treiben. Danach tat sein Bruder Thorkel der Hohe ein Gelübde: Er werde Sigvaldi nach Norwegen begleiten und nicht aus dem Kampf fliehen, solange dort Sigvaldi kämpfe. Da sprach auch Bui der Starke sein Gelübde: Er würde mit ihnen nach Norwegen ziehen und nimmer vor Jarl Häkon aus dem Kampf fliehen. Es folgte sein Bruder Sigurd mit seinem Gelübde: Auch er würde nach Norwegen fahren und niemals fliehen, solange der größte Teil der Seekrieger von Jomsburg dort noch kämpfe.

Anschließend legte Vagn Akason sein Gelübde ab: Er werde mit ihnen nach Norwegen fahren und nicht eher zurückkehren, bis er Thorkel Leira (Schiffsführer und Scharfrichter Jarl Häkons) erschlagen und bei dessen Tochter Ingibjörg geschlafen habe. Weitere Wikingerführer äußerten strenge Gelübde wegen anderer Taten. So tranken die Männer den Tag hindurch das Erbbier (d.h. sie hielten die Totenfeier ab). Am nächsten Morgen aber, als die Seekrieger von Jomsburg nüchtern waren, glaubten sie den Mund zu voll genommen zu haben. Sie berieten, wie sie den Heereszug in die Wege leiten sollten und beschlossen, sich so schnell als möglich zur Fahrt zu rüsten. Die Jomswikinger setzten ihre Schiffe und ihr Kriegsvolk in Marsch. Davon sprach man weit und breit im Lande Dänemark, was wiederum dafür sorgte, dass die Kunde vom nahenden Krieg gegen Norwegen auch zu Jarl Häkon drang. Zuerst erfuhr sein Sohn Jarl Erik Häkonsson, der die Kunde vom dänischen Kriegsplan so schnell wie möglich seinem Vater überbrachte.

Die Jarle Häkon und Erik ließen von Drontheim aus den Kriegspfeil im Land umhergehen. Sie sandten Boten in beide Möre und nach Romsdal, ferner nordwärts nach Namdalen und nach Helgeland. So boten sie den ganzen Heerbann an Mannschaft und Schiffen auf. Häkon Jarl steuerte sofort nach Möre im Nordland, um Kunde einzuziehen und ein Heer zu sammeln. Jarl Erik aber zog mit seinem Heer nach Süden und erwartete dort die dänische Heeresmacht.

Der Angriff der Jomswikinger auf Norwegen

Die Wikinger aus dem Jomsgau steuerten mit ihrem Heer zunächst in den Limfjord auf der dänischen Halbinsel Jütland an, und von dort stachen sie mit sechzig Schiffen nach Agde in See. Danach segelten sie weiter nach Stavanger. Sie begannen nun im Lande Jarl Häkons zu plündern und fuhren immer weiter nach Norden.

Einer der nordischen Krieger hieß Geirmund und entkam mit anderen Wikingern dem Angriff der Jomswikinger auf einem Schnellsegler. Er kam nach Möre, um Jarl Häkon aufzusuchen. Er fand ihn und meldete ihm die Botschaft, dass ein Heer im Süden des Landes wäre und aus Dänemark gekommen sei. Der Jarl fragte, ob er bestimmte Kunde darüber habe. Da hob Geirmund seinen Arm hoch, an dem die Hand abgehauen war. Er sagte, das sei Wahrzeichen genug, dass ein Heer im Lande stünde. Da fragte ihn der Jarl genauer über dieses Heer aus. Geirmund erzählte, dass es Seekrieger aus Jomsburg wären. Diese hätten viele Männer erschlagen und weit und breit geplündert - „schnell und hitzig fahren sie vorwärts", sagte er, „ich meine, es wird nicht mehr lange dauern, dann sind sie hier." Nun ruderte der Jarl in alle Fjorde des Landes hinein und dann zurück in die See. Er fuhr Tag und Nacht und sandte seine Späher in den Oberen Eid, anschließend in die südlichen Fjorde und danach in den Norden, wo Erik mit seinem Heer heranrückte.


Das Denkmal, dass an die Schlacht bei Hjørungavåg erinnert

Jarl Sigvaldi steuerte mit seiner Flotte um das Vorgebirge Stadt (die heutige Halbinsel Stadlandet) herum nach Norden und landete zuerst bei Herö (die Söröer-Schären nördlich von Stad). Die Einwohner der Gegend, auf die die Jomswikinger stießen, sagten ihnen nichts über das Vorhaben der Jarle. Die Wikinger wüteten überall. Sie legten an der Meerseite der Insel Hareidland an, stürmten ins Innere und plünderten. Sie schleppten Menschen und Habe auf die Schiffe und erschlugen alle wehrhaften Männer. Als sie wieder zu den Schiffen kamen, trat ihnen in der Nähe von Buis Schar ein alter Bauer entgegen. Der Bauer sagte: „Euer Benehmen ist nicht wie das echter Krieger, da ihr Kühe und Kälber zum Strand treibt. Eine bessere Jagd wäre für euch doch den Bären zu fangen, der jetzt seiner Falle so nahe ist." „Was sagt der Kerl?" fragten Buis Leute, „kannst du uns etwas über Jarl Häkon berichten?" Der Bauer erwiderte: „Er fuhr gestern in den Jörundfjord (vor der Insel Hareidland, südlich von Älesund,). Der Jarl hatte ein oder zwei Schiffe, höchstens waren es drei, und er hat nichts von euch gehört."

Da lief Bui mit seinen Leuten sofort auf die Schiffe, und sie ließen ihre gesamte Beute liegen. Bui sagte: „Nutzen wir die Kunde aus, die wir eben empfingen: dann werden wir am ersten Sieger sein." Buis Schiffe stachen sofort in See. Jarl Sigvaldi rief zu ihnen hinüber und fragte, was es gäbe. Sie entgegneten: „Jarl Häkon ist in der Förde." Nun machte auch Jarl Sigvaldi seine Schiffe los, und sie ruderten nördlich um die Insel Hareidland herum und danach in den Fjord vor der Insel.

Jarl Häkon und sein Sohn Erik lagen in Hallkelsvik, wo ihr Heer versammelt war. Sie hatten 180 Schiffe (nach der Jomsvikingasaga sogar 300) aufgeboten. Die Norweger erhielten Kunde, dass die Seekrieger von Jomsburg draußen vor der Insel Hareidland lägen. Nun ruderten die Jarle mit ihren Mannschaften von Süden heran, um sie zu treffen. Und als sie an die Stelle kamen, die Lid Vag heißt (auf der Nordostseite von Hareidland), stießen sie zusammen. Beide Seiten ordneten ihre Flotten zum Angriff. In der Mitte der Schiffsaufstellung der Jomsburger war das Banner des Jarls Sigvaldi. Dorthin richtete Jarl Häkon seinen Angriff. Sigvaldi unterstanden zwanzig Schiffe, Häkon aber sechzig.

In der Streitmacht Jarl Häkons befehligten als Anführer Thorir Hirsch von Helgeland und Styrkar von Gjemse. Auf dem einen Flügel der Seekrieger von Jomsburg standen Bui der Starke und sein Bruder Sigurd mit zwanzig Schiffen. Denen hatte Jarl Erik Häkonsson sechzig Schiffe gegenübergestellt, und seine Befehlshaber waren: Gudbrand der Weiße aus dem Oberland und Thorkel Leira, ein Mann aus Vik (historische Landschaft am Oslofjord).


die Wikingerschlacht bei Hjørungavåg

Auf dem anderen Flügel der Jomswikinger stand Vagn Akason mit zwanzig Schiffen, ihm gegenüber Sven Häkonsson (der Bruder Jarl Eriks) und seine Schiffsführer Skeggi aus Ophoug auf Örlandet und Rögnvald aus Ervik auf Stad mit sechzig Schiffen. Alsbald stießen die Flotten zusammen. Es gab eine sehr erbitterte Schlacht, und auf beiden Seiten fielen viele Männer, doch weit mehr von Häkons Leuten, da die Jomswikinger sich kühn, derb und hitzig schlugen und immer gerade durch die Schilde schossen. Der Waffensturm um Jarl Häkon war so stark, dass seine Brünne völlig zerschlissen wurde und er sie von sich werfen musste.

Die Jomswikinger besaßen größere Schiffe, und deren Borde waren höher, aber auf beiden Seiten wurde tapfer angegriffen. Vagn Akason stieß so gewaltig auf das Schiff Sven Häkonssons, dass dieser rückwärts rudern ließ und beinahe floh. Da stürmte Jarl Erik in die Schlachtreihe von Vagn vor. Vagn ließ jetzt zurückrudern, und seine Schiffe lagen wieder in Ausgangsposition. Jarl Erik kehrte zu seiner Schlachtreihe zurück, wo seine Leute vor Bui zurückgewichen waren, da er die Verbindungstaue durchhauen hatte und dabei war, die Norweger in die Flucht zu treiben. Nun legte sich Jarl Erik an die Längsseite von Buis Schiff, und es entbrannte ein erbitterter Nahkampf mit Hiebwaffen, wobei zwei oder drei Schiffe Eriks das Schiff Buis bekämpften. Plötzlich brach ein Unwetter mit Hagelsturm herein. Nun hieb Sigvaldi die Verbindungstaue durch, wandte sich mit seinem Schiff zurück und wollte fliehen. Vagn Aksaon rief und beschwor ihn, stand zu halten. Jarl Sigvaldi aber achtete nicht darauf. Da schoss Vagn mit einem Speer auf ihn und traf den Mann, der am Steuer stand. Sigvaldi ruderte mit fünfunddreißig Schiffen aus der Schlacht, nur fünfundzwanzig blieben zurück.

Jetzt legte Jarl Häkon sein Schiff an die andere Seite von Buis Schiff, und es sausten kurz hintereinander Hiebe auf dessen Mannen. Der starke Vigfus Kampfglumsson ergriff einen Schnabelamboss an Deck und warf ihn mit beiden Händen nach Aslak Holmglatze, so dass der spitze Schnabel tief in dessen Hirn drang. Aslak, ein tapferer Streiter, war ein Ziehsohn Buis und dessen Stevenmann (Vorkämpfer). Ein anderer von Buis Mannen war Havard der Haudegen. Er war einer der stärksten Männer und überaus kühn. Bei diesem Ansturm stiegen die Mannen Eriks auf Buis Schiff und dann auf das erhöhte Hinterdeck, wo Bui stand. Da traf der Norweger Thorstein Middlang den Bui auf die Nase und zerschlug ihm das Nasenbein. Das war eine große Wunde, aber Bui hieb den Thorstein in die Seite, so dass dieser in der Mitte des Leibes auseinander gehauen wurde.

Danach ergriff Bui zwei Kisten mit Gold und rief laut: „Über Bord alle Mannen Buis." Bui stürzte sich mit den Kisten über Bord, und viele seiner Leute sprangen ihm nach ins Meer, andere fielen auf dem Schiff, da keine Schonung zu erwarten war. Nun wurde Buis Schiff von Steven zu Steven gesäubert, das heißt, die Mannschaft getötet oder gefangen genommen und darauf folgten auch die übrigen. Danach griff Jarl Erik das Schiff Vagns an und fand dort harte Gegenwehr. Zum Schluss aber wurde auch dieses Schiff gesäubert. Vagn und dreißig seiner Mannen nahm man gefangen.

Primärquelle: Mohr, Die Jomswikinger

Die Jomswikinger mit Knud dem Großen in England


Knud der Große - mütterlichseits stammt er mit seinem Bruder von Gunnhild ab, der mittleren Tochter von Jarl Burisleif (Burislav) von Rügen

Knud, der Sohn des Königs Sven Gabelbart, war zehn Jahre alt, als sein Vater starb (1014). Nun wurde er König über das ganze Dänenreich, denn sein Bruder Harald war verstorben. Die dänischen Jarle, die damals in England saßen und das Land beherrschten, das König Sven erobert hatte, sandten Botschaft nach Dänemark, König Knud solle mit einem Heer zu ihrem Beistand nach England aufbrechen. Da aber König Knud damals dem Kindesalter noch nicht entwachsen war und demzufolge auch kein Heer anführen konnte, gaben seine Freunde ihm den Rat, er solle ein Heer unter dem Befehl getreuer Anführer nach England senden, er aber noch warten möge, bis er in die Jahre käme. Seine kriegerische Ausbildung erhielt er in Jomsburg von Thorkel, dem Hohen und seinem Bruder Jarl Sigvaldi. Noch bevor er selbst König wurde, soll er bereits in England gekämpft haben. So bei Sven Gabelbarts Invasion in England und beim Angriff auf die Stadt Norwich 1003/04 wo man die Ermordung von dänischen Siedlern im Jahr 1002 rächen wollte. Zur Zeit der dänischen Invasion war diese Stadt eine der größten in England. Das Domesday Book besagt, dass es etwa 25 Kirchen und eine Bevölkerung zwischen 5.000 und 10.000 hatte.

Im August 1009 landete schon ein großes Wikingerheer unter dem Jomsburger Thorkel, dem Hohen an den Ufern von Sandwich. Es marschierte zuerst in Richtung der Stadt Canterbury, wurden aber prompt von den Menschen in Kent mit 3000 Pfund Silber bezahlt, um die Stadt vor dänischen Angriffen zu bewahren. Stattdessen wandte sich Thorkels Heer London zu und versuchte mehrmals die Stadt zu erobern, es stieß aber auf heftigen Widerstand und gab schließlich ihren Angriff auf.

Am 8. September 1011 kehrte das Wikingerheer nach Canterbury zurück und belagerte die Stadt für drei Wochen. Die Stadt fiel schließlich durch den Verrat eines Mannes namens 'lfmaer in ihre Hände, dessen Leben zuvor vom Erzbischof von Canterbury, 'lfheah, gerettet worden war. Thorkel und seine Männer besetzten Canterbury und nahmen mehrere wichtige Geiseln, darunter auch den Erzbischof selbst, der sieben Monate gefangen gehalten wurde. Während der Gefangenschaft scheint die Stadt die Gelegenheit genutzt zu haben, so viele Wikinger wie möglich zum Christentum zu bekehren, was zu Spannungen führte. Die Wikinger verlangten zusätzliche 3000 Pfund Silber für die Freilassung des Erzbischofs, aber die Städter weigerten sich tapfer, erpresst zu werden oder ihre Bürger dafür bezahlen zu lassen. April 1012 wurde der Erzbischof von Thorkels Männern während eines Festes von betrunkenen Wikingern in Greenwich ermordet: Die Wikinger bewarfen ihn mit den Rinderknochen, bevor ihn ein Wikinger mit einem Schlag auf den Hinterkopf mit seiner Axt sein leben beendete. Thorkel soll sein Bestes gegeben haben, um den Tod des Erzbischofs zu verhindern, indem er den Angreifern alles anbot, was er besaß, um das Töten zu stoppen, außer für sein Schiff. Und jemand, möglicherweise Thorkel selbst, soll die Leiche am Tag nach dem Mord nach London gebracht haben. Thorkells Heer stellte seine Angriffe in Südengland schließlich ein, aber erst nach einer großen Serie von Danegeld-Zahlungen, die schließlich auf 48.000 Pfund Silber betragen haben.


Der Jomsburger Thorkel, der Hohe

Ernüchtert über den Mord an dem Erzbischof und als er spürte, dass er die Kontrolle über seine Männer verlor, zogen Thorkell und einige seiner Gefolgsleute ab und nahmen 45 Wikingerschiffe mit. Er und seine Männer traten in der Folge als Söldner in den Dienst des englischen Königs, für den sie 1013 gegen die Invasion des dänischen Königs Sven Gabelbart und seines Sohnes Knud I. kämpften. Das änderte sich jedoch, als Knud I. König wurde.

Und so geschah es, dass der junge König noch drei Winter in Dänemark weilte, seitdem er das Königtum übernommen hatte. Aber nach Ablauf dieser Frist bot er ein Heer in Dänemark auf. Er sandte nach Norwegen Botschaft an seinen Schwager Jarl Erik Häkonsson, er solle ein Heer sammeln und mit ihm nach England ziehen. Jarl Erik war berühmt für seine Tapferkeit und seine Kriegstaten, da er den Sieg in zwei Schlachten errungen hatte, die zu den gewaltigsten in den Nordlanden zählten: Die Seeschlacht bei Svoldr, mutmaßlich vor Grifesvolde-Greifswald, wo nach der Ausfahrt der norwegischen Flotte aus Jomsburg König Sven Gabelbart mit Schwedenkönig Olaf Eriksson und Jarl Erik den Norwegerkönig Olaf Tryggvason angriffen. Als Schlachtenort wird die Jörundbucht genannt, die heute nirgendwo auf den Karten mehr erscheint. Tatsächlich lässt sie sich mit der Dänischen Wiek, heute Greifswalder Wiek gleichsetzen, wo auch Svolde lag, aus dem später sich Grifesvolde entwickeln sollte. Hier kam entweder Olaf Tryggvason um oder wurde von Astrids Schiff (Burisleif Tochter) gerettet, doch nach Norwegen kehrte er niemals mehr zurück.

König Knud steuerte 1015 mit einer gewaltigen Flotte aus 200 Langschiffen und einem Heer von etwa 10000 Wikingern gen Westen nach England. Dem König folgten viele Jarle, so Jarl Ulf Sprakaleggs Sohn, sein Schwager. Dieser hatte Astrid Svenstochter, die Schwester König Knuds, zur Frau. Den König begleiteten auch Heming, der Brüder von Jarl Sigvaldi mit einem Heer aus Jomswikingern (Jarle ziehen nicht allein in die Schlacht), dazu die Söhne Jarl Strutharalds von Bornholm, und viele weitere Jarle mit ihrem Kriegsvolk. In England wechselte Jomsburger Thorkel mit seinen Gefolgsleuten spätesten 1016 wieder die Seiten. Das soll noch vor der Schlacht von Assandun 1016 gewesen sein. Es wird angenommen, dass Knud ihn für einen wertvollen Anführer hielt, dem noch ein weiteres Heer aus Jomswikingern folgte. Angesichts der Machtposition der Jomswikinger bei politischen Ereignissen in Skandinavien besteht die Möglichkeit, dass Thorkel den Ausgang der dänischen Invasionen Englands entscheidend beeinflusst hatte. Nach dem Tod von Edmund Ironside am 30. November 1016 wurde Knud König von England und teilte das Land in vier Grafschaften auf, wobei er Thorkel zum Jarl von East Anglia (Ostanglien) machte.

Unter den Verbündeten Dänemarks befand sich auch Burisleif, der Jarl von Rügen und ein Verwandter des dänischen Königshauses. Burisleif (Burislav) führte einen Verband aus rugischen Wikingern an. Diese Heeresfolge hatte er wahrscheinlich schon Knud und Harald versprochen, als sie im Winter "unter die Wenden" gingen, um ihre Mutter aus dem Rugischen Reich (zwischen Rügen und Vorpommern) zum dänischen Hof zurückzuholen.


Das Reich Knud des Großen - Jomsburg ist hier falsch mit Wollin gleichgesetzt und lag weiter im Westen bei Spandowerhagen. Auch Rügen mit Vorpommern, was Jarl Burisleif (Burislav) unterstand, dem Rugischen Reich seiner Mutter Gunnhild, leistete Knud Heeresfolge. Damit dürfte zu dieser Zeit auch das Rugische Reich Knud I. unterstanden haben.

König Knud landete in England an der Stelle, die mit Fljot wohl die Humbermündung meint. Sobald König Knud in England war, verheerte er das Land, erschlug das Mannsvolk und verbrannte die Wohnstätten. Die Bewohner zogen ein Heer zusammen, stellten sich den Dänen und lieferten ihnen mehrere Schlachten. König Knud focht die erste Schlacht auf englischem Boden bei Lindsey, in der es große Verluste gab, danach eroberte er Hemingaborg, das heutige Gainsborough in Lincolnshire, in dem einst sein Vater Sven Gabelbart verstarb, wobei ebenfalls viel Kriegsvolk umkam.


die sogenannte "Old Hall" in Gainsborough. Ihr zeitweiliger Name Hemingaborg könnte darauf hindeuten, dass die Stadt nach dem Jomsburger Heming benannt war, dem Bruder von Jarl Sigvaldi.

Danach hatte Knud mächtige Kämpfe in Northumberland an der Tesa (der River Tees an der Grenze zwischen Yorkshire und Durham) zu bestehen. Dabei erschlug er viele englische Krieger, ein Teil aber entfloh und kam in den dort befindlichen Mooren oder Gräben um. Danach führte König Knud sein Heer nach Süden und unterwarf sich alles Land.

Primärquelle: Mohr, Die Jomswikinger
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Knuds Angriff auf das rugische Wendenland


Eine Illustration über ein steinernes Seetor von Jomsburg

Nur fünf Jahre war Thorkel, der Hohe Jarl von Ostanglien, als sich Knud entschloss ihn zu verbannen und noch 1021 das Wendenland anzugreifen. Es ist nicht bekannt, warum das geschah, man kann nur Vermutungen aufstellen. Mit dem Wendenland ist immerhin das Rugische Reich unter Burisleif (Burislav) gemeint, der Knud mit rugischen Wikingern Heerfolge in England leistete. Aus diesem Grund ist Knud ganz sicher nicht gegen die Rugier gezogen. Und doch fand dieser Seekriegszug statt, der ganz sicher mit einem Machtwechsel bei den Rugiern in Zusammenhang stand. Bisher wird vermutet, dass Burisleif vor 960 geboren wurde, um 1021 könnte er deshalb verstorben sein, worauf ein Nachfolger die Herrschaft übernahm, der nicht im Sinne Knuds war und ihm wohl auch die Heerfolge verweigerte. Wie auch immer Jomsburg mit den Rugiern verbündet war, in diesem Jahr musste sich Thorkel, der Hohe für den Nachfolger von Burisleif stark gemacht haben, was sicher der Grund seiner Verbannung sein könnte. Er kehrte auf jeden Fall von Ostanglien nach Jomsburg zurück, unbekannt ist jedoch, was er in der Zeit seiner Verbannung unternahm, denn im gleichen Jahr erfolgte Knuds Kriegszug in das Wendenland, womit er die Rugier auf Rügen und in Vorpommern angriff. Der Kriegszug soll erfolgreich gewesen sein, nur das Ergebnis in welchem Sinne dieser Erfolg lag, wird nicht angegeben. Was dieser Kriegszug sicher nicht war, war der einer Schwertmissionierung der Rugier, weshalb der verwendete Begriff "Wendenkreuzzug" sicher keine Berechtigung hat!

Knud einziges Interesse galt ganz sicher das Rugische Reich weiter als Teil in seinem eigenen Reich zu halten, es ist schließlich das Land seiner Mutter Gunnhild, weshalb er sich wohl selbst die rugische Herrschaft sicherte und danach einen Jarl seiner Wahl einsetzte. Andernfalls wurde überhaupt nicht gekämpft und Burisleifs Nachfolger schwörte Knud die Heeresfolge.


der schwedische König Olof Skötkonung
Mike Peel, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-4.0

Trotzdem blieb nach der Rückkehr Knuds die Lage im Rugischen Reich fragil, denn nur ein Jahr später starb 1022 der schwedische König Olof Skötkonung, worauf sein Sohn Anund Jacob Nachfolger wurde und es sofort schaffte Schweden mit Norwegen zu verbünden. Ein Bündnis ohne dänische Beteiligung ist ein Pakt gegen Dänemark, was Knud auch so auffasste und sich zu einer Machtdemonstration vor Jomsburg entschloss. Praktisch in Sichtweite zu den Rugiern kreuzte seine Flotte aus Drachenschiffen kam es 1023 zur erneuten Versöhnung zwischen Thorkel und Knud

Die Verbannung von Thorkell dem Großen im Jahr 1021 kann im Zusammenhang mit dem Angriff auf die Wenden gesehen werden. Mit dem Tod von Olof Skötkonung im Jahr 1022 und der Nachfolge seines Sohnes Anund Jacob auf dem schwedischen Thron, der Schweden mit Norwegen verbündete, gab es Anlass für eine Demonstration der dänischen Stärke in der Ostsee. Jomsborg , die legendäre Festung der Jomsvikings (vermutlich auf einer Insel vor der Küste Pommerns ), war wahrscheinlich das Ziel von Cnuts Expedition. Erfolgreich, nach dieser klaren Darstellung von Cnuts Absichten, die skandinavischen Angelegenheiten zu dominieren, scheint es, dass Thorkell sich 1023 mit Cnut versöhnte.

Dass die Rugier weiterhin Teil von Knuds Reich blieben, kann man auch an der Einsetzung von Knuds Sohn Sven als neuer Herrscher Jomsburg entnehmen, bevor dieser später von seinem Vater 1029 als neuer Herrscher über Schweden eingesetzt wurde. In Jomsburg wird sicher schon Svens Mutter Alfiva (Knuds Nebenfrau) mit dabei gewesen sein, die ihn anschließend auch nach Norwegen mit begleitete. Solange er jedoch mit seiner Mutter in Jomsburg herrschte, hatte er auch über das Wendenland geherrscht, womit die Rugier seine Untertanen waren. Das historische Reich Knuds umfasste damit definitiv Vorpommern und Rügen und fiel spätestens als Rugisches Reich erst wieder ab, als Knud 1035 verstarb. Sven Knudsson, oder auch Sven Alfivason genannt, gilt als letzter bezeugter Herrscher von Jomsburg, was danach erst in 13 Jahren wieder von sich Reden machte und es erneut um die Unabhängigkeit ging.


Primärquelle: Mohr, Die Jomswikinger
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1043: König Magnus der Gute zieht gegen Jomsburg

Seit 1035 herrschte König Magnus über Norwegen und ab 1042 auch über Dänemark. In diesem Sommer begab er sich mit seinem Heer in den Norden von Norwegen und weilte dort den Winter über. Dort vernahm er aus dem Wendenland die Nachricht, dass die Wenden ihm in Jomsburg den Gehorsam verweigerten. Das ist insofern interessant, dass Jomsburg zu dieser Zeit die unangefochtene Machtbasis in Vorpommern war und von dort aus auch über Rügen herrschte. Wer als Jarl dort herrschte wird jedoch nicht erwähnt.

Warum Jomsburg den Gehorsam dem neuen dänischen König verweigerte, hat sicher mit dem Tod von Hardeknut zu tun, dem Sohn von Knut dem Großen zu tun, der bis dahin über das Dänische Reich herrschte. Doch am 8. Juni 1042 trank sich Hardeknut bei einem Saufgelage anlässlich der Hochzeit eines seiner Gefolgsleute in Lambeth bei London zu Tode, womit der Enkelsohn der rugischen Großmutter Gunnhild starb. Im Umkehrschluss war Jomsburg bis dahin weiter Teil des Dänischen Reiches, doch als der im warägischen Hólmgarðr (Naugard, Nowgorod) aufgewachsene Magnus mangels Thronfolger auch über Dänemark Herrscher wurde, fühlte sich Jomsburg nicht mehr der dänischen Krone verbunden, weil sie jetzt ein Norweger besaß. Dazu kommt sicher noch der verwandtschaftliche Faktor, denn Magnus besaß im Unterschied zum verstorbenen Hardeknut keinerlei verwandschaftliche Bindungen nach Jomsburg und Rügen.


Mitteleuropa um 1000 - Obwohl den Sachsen zugeordnet, unterstand Jomsburg bei Hologost (Wolgast) mit Rügen zu dieser Zeit dem Dänischen Reich

Jomsburg war eine starke Festung geworden. Als König Magnus die Botschaft erhalten hatte, bot er in Dänemark eine gewaltige Flotte auf, und fuhr im Sommer 1043 mit seinem ganzen Heer nach Wendenland. Nach der Ankunft von König Magnus nach Wendenland kam, legte er sich mit seiner Flotte vor Jomsburg und nahm die Festung ein. Er erschlug dort viel Volk und brannte die Burg nieder sowie alles weithin im Lande, womit sicher der ganze Jomsgau mindestens bis zur Ziese gemeint ist. Maximal könnte sich das dänische "Wendenland" sogar bis an die Peene (Pana) ausgedehnt haben, was von Jomsburg bei Spandowerhagen aus beherrscht wurde. Dazu gehörte auch das zu dieser Zeit herrscherlos dargestellte Rügen, was seit Jarl Burisleif (Burislav) und Harald Blauzahn schon zum Dänischen Reich gehörte.

"Viel Volk" hätte sich im dänischen Wendenland dem König Magnus unterworfen und noch größer war die Zahl derer, die flohen. Danach fuhr König Magnus zurück nach Dänemark und richtet sich dort zum Winteraufenthalt ein. Er entließ das dänische Heer und alle die Leute, die ihm aus Norwegen gefolgt waren. Trotz großer Brände wurde Jomsburg als Jumne überliefert nicht völlig erobert (THULE XVI.). Eigentlich von Jumneta hergeleitet ist damit ursprünglich Jomsburg und das bis heute gesuchte Veneta gemeint, die ursprünglich relativ nah beieinander lagen. Das auf der Karte auf Wollin eingezeichnete "Julinum" wurde wohl ebenfalls zu dieser Zeit verbrannt, doch mit Jomsburg hat diese viel ältere Stadt nichts zu tun.

Obwohl König Magnus in Dänemark überwintern wollte, kamen aus den vom Krieg verschonten wendischen Ländern Nachrichten, wonach rugische und herulische Verbände (Obotriten) ein Heer aufboten, mit dem sie vom Festland her über Holstein nach Dänemark einfallen wollten. Da ließ auch König Magnus sein Heer aufbieten, und schnell wurde der Heerbann in ganz Jütland zusammengezogen. Zu König Magnus eilte auch Otta (Ordulf) aus Braunschweig, der Herzog im Sachsenland. Er hatte zur Frau Ulfhild, die Tochter König Olafs des Heiligen, König Magnus' Schwester. Herzog Otta befehligte eine große Kriegerschar.

Die dänischen Jarle ermunterten nun König Magnus, gegen das wendische Heer zu ziehen und die Heiden nicht ins Land kommen zu lassen, die es aus Rache wohl verwüsten würden. Man beschloss Kriegsrat, der König solle sein Heer südwärts nach Hedeby (Haithabu bei Schleswig) führen. Während Magnus mit seiner Flotte sich noch im Ostseeraum aufhielt, stießen derweil die acht Söhne des Ratbor mit einem großen Heer nach Dänemark vor, um den Tod des Vaters und die Niederlage zu rächen, die sie 1043 gegen die Dänen erlitten. Damit haben vor Jomsburg wohl auch herulische Obotriten unter Ratbor gegen die Dänen gekämpft. Auf ihren Rachefeldzug drangen sie in Jütland ein und gelangten bis in die Nähe von Ripen (Ribe). Auf diese Botschaft hin kehrte Magnus schnell zurück, landete bei Haithabu und drohte die Obotriten von ihrem Rückweg abzuschneiden. Wegen dieser drohenden Gefahr zog sich das heidnische Heer nach Süden zurück. Zuvor haben die Jarle von Magnur vor diesem Kampf abgeraten, denn die Zahl der Krieger wäre kaum zu zählen, während die eigenen für einen Sieg nicht reichen würden.

Aber Herzog Ordulf von Braunschweig drängte zum Kampf gegen die Wenden. Da ließ der König sein Heer zum Sammeln blasen und alle Krieger bewaffnen. Sie lagen in der Nacht im Gelände unter ihren Schilden, denn man glaubte, das Wendenheer wäre ganz in der Nähe. Der König war sehr nachdenklich. Er ahnte Schlimmes, wenn er gezwungen werden sollte zu fliehen, denn bisher war er der Sieger geblieben. Mit Gebeten und wenig Schlaf verbrachte er die Nacht.

Am Morgen ließ König Magnus den Kriegsruf blasen. Bald kam das Wendenheer über den Fluss (die Schleiförde) und stieß am 28. September 1043 in der Lürschauer Heide auf das Dänenheer. Überraschend sprang das ganze Heer des Königs auf und griff westlich von Schleswig die heidnischen Verbände an. König Magnus warf die Ringbrünne von sich. Er hatte ein rotes Seidenhemd an, und in der Hand hielt er die Axt Hei, die einst König Olaf den Heiligen gehört hatte. König Magnus stürmte vor allen anderen Männern gegen das feindliche Heer und hieb mit beiden Händen einen Mann nach dem anderen nieder. Der Kampf dauerte nicht lange. Die Königsmannen fochten erbittert, und wo sie zusammenstießen, da fielen die Wenden so dicht wie der Auswurf am Seestrand. Die aber weiter hinten standen, wandten sich zur Flucht, und sie wurden wie das Vieh niedergehauen. Der König selbst verfolgte die Flüchtigen über die Heide und viele Wenden kamen um. Allgemein erzählt man, dass nie so viele Männer im Norden in christlicher Zeit gefallen seien gefallen seien, wie damals im Wendenheer auf der Lürscheuer Heide.


König Magnus mit seiner legendären Axt Hei

Von König Magnus Heer fielen nur wenige, aber zahlreiche wurden verwundet. Nach der Schlacht ließ König Magnus seinen Leuten die Wunden verbinden, doch es waren im Heer nur wenige Heilkundige vorhanden. Dann ging der König zu solchen Männern, die ihm dazu geeignet schienen und befühlte deren Hände. Nachdem er die Innenflächen ihrer Hände betastet und darüber gestrichen hatte, machte er zwölf Männer ausfindig, die ihm die weichsten Hände zu haben schienen. Er sagte, diese sollten die Wunden der Männer verbinden. Keiner von diesen aber hatte jemals vorher Wunden verbunden. Aber alle diese wurden fortan die tüchtigsten Heilkundigen. Darunter waren auch zwei Isländer, Thorkel Geirisson aus Lyngar und Atli, der Vater Bards des Schwarzen aus Sennachtal, und von diesen stammten später viele Ärzte ab.

Nach dieser Schlacht wurden in den Nordlanden diese Wunder bekannt, die der heilige König Olaf bewirkt hatte. Und allgemein hieß es, niemand dürfe es wagen, sich mit König Magnus Olafsson (Magnus der Gute) zu bekriegen, denn sein Vater, König Olaf der Heilige, wäre ihm mit seiner Hilfe stets so nahe, dass seine Feinde ihm deswegen nicht Widerstand zu leisten vermochten.

Primärquelle: Mohr, Die Jomswikinger
Wikipedia

Seeräuberort Ralswiek

Seit uralter Zeit gilt die Gegend um Ralswiek als besiedelt, wobei die früheren Bewohner zahlreiche Spuren hinterlassen haben. Archäologen haben bisher eine Besiedlung dieser Region bereits vor etwa 8000 Jahren belegt, die einer sogenannten "Lietzow-Kultur" zuordnete. Etwa 3 km nordöstlich von Ralswiek, am Steilhang des nordöstlichen Endes der Schwarzen Berge, befinden sich die Überreste des Schlossberges, einer wahrscheinlich bronzezeitlichen Verteidigungsanlage, für die nur die Vorfahren der Rugier in Frage kommen. Und nur sie kommen auch nur als Namensgeber dieses Ortes in Frage, der als Ralswiik erstmals 1311 urkundlich erwähnt wurde. Das war noch zu Zeiten, wo das Christentum noch auf schwachen Beinen stand, denn Rügen und Pommern wurden erst relativ spät zwangsmissioniert, wobei man große Widerstände mittels brutaler Schwertmissionen überwinden musste. In diesem Fahrwasser bewegten sich auch die Äxte schwingenden Gehilfen der Missionare, die es auf die Heiligtümer der Rugier abgesehen hatten.


Ralswiek war nach der Gründung die längste Zeit ein ranischer Wikingerort, wobei sich das "ranische" von der nordischen Meeresgöttin Rán (Rana) ableitet, deren Name in Island Seeräuber bezeichnet. Insgesamt war das ein kleiner versteckter Wikingerhafen mit damals veränderter Küstenlinie. Die erhaltenen Holzbautenreste und Boote deuten auf nordgermanische und örtliche Handwerkstraditonen hin. Die Hauptsiedlung befand sich in geschützter Lage zwischen dem Großen Jasmunder Bodden und einem inzwischen verlandeten Binnensee, in dem sich die bemerkenswert ausgebauten Hafenanlagen befanden.

Der Ort selbst wurde erst im 8. Jahrhundert von den "westslawischen Ranen" als Seehafen gegründet, deren Name nach Prof. Udolph einem mittelalterlichen Kopierfehler entstammen würde. Obwohl das schon länger bei Wikipedia zu lesen ist, hält man bis heute weiter an diesem Namen fest, womöglich auch deshalb, weil die Rugini oder Rugani zu sehr den Rugiern ähneln. Das Wort Ranen könnte man sogar aus dem Begriff Pomeranen herauslesen, was vielleicht früher zuerst von "po mer rani" abgeleitet wurde und nachfolgend zu "Pomerania" wurde. Diesem Begriff liegt ohnehin keinerlei "slawische" Namensgebung zu Grunde, sondern nur ein Lateinisch-Altnordischer Hintergrund, wo sich "rani" von der nordischen Meeresgöttin Rán ableiten wird! Ihre heidnischen Verehrer könnten deshalb nach ihr "Ranen" genannt worden sein und wären natürlich so auch nicht mehr als "Slawen" erklärbar.

Ohne erfundene "Slawen" haben am Ende haben nur Rugier oder Verehrer der Meeresgöttin Rán den Ort Ralswiik gegründet, was vielleicht doch nur die halbe Wahrheit ist. Denn bisher konnte auch niemand den Namen Ralswiik richtig deuten, wozu man in der Wikipedia nur lesen kann, dass "ral" entweder dänischen Ursprungs wäre und für "Kies steht oder ein angeblich "slawischer" Name wäre. Die Endung wiek wäre jedoch eine typisch nordische Bezeichnung für Orte, die an einer Bucht liegen oder einen Hafen haben. Altnordisch ist dieses "vik" jedoch mehrdeutig und steht zweiten Fall auch für Wikinger (vīkingr)! Für einen Wikingernamen spricht auch die Fundlage und die Vergangenheit von Ralswiek, weswegen die eigentliche Gründung Wikingern zugeschrieben werden muss, die vor Ort auf eine glaubensidentische Bevölkerung trafen. Im altnordischen lässt sich zudem "ral" von "hrella" herleiten, was den Ort als Seeräuberhafen beschreibt, denn es wird mit "Plage" übersetzt. Ralswiek (Ralsvik) gehörte ohnehin zum späteren Einflussgebiet der Jomswikinger, weswegen der Name Ralswiik auch nicht der Gründername ist. Mit anderen Worten. Er ist als Seeräuberort erst eine Fremdbezeichnung gewesen, die zur Missionierungszeit erst offiziell wurde.

Neben Charenza und der Tempelburg auf dem Kap Arkona war Ralswiek die bekannteste Stadt (Civitas) der Rugier auf Rügen, die zum Ende hin mindestens 150 Jahre den Jomswikingern unterstand. Die Etymologie von Rán geht sogar auf das gleichlautende isländische Wort für Raub zurück, so dass Rán die Räuberin bedeutet. So lassen sich am Ende die Ranen auch als Seeräuber (!) deuten, was diesen Namen auch als Synonym für Wikinger erklärt. In der Fritiofs Saga wird die Meeresgöttin auch als Rana bezeichnet. Sie verkörpert die dunkle Seite, während ihr Mann Ägir eher die freundlichen Aspekte des Meeres repräsentiert. Laut Überlieferungen besitzt Rán ein magisches Netz, das sie durch die Fluten zieht. Dieses ist so dicht geknüpft, dass ihm niemand entgehen kann. So gelangen alle Ertrunkenen sicher in ihr Totenreich. Rán lieh Loki einmal ihr Netz aus, so dass dieser den Zwerg Andvare fangen konnte, dem einst bestimmt war ein Leben im Wasser zu führen. Tatsächlich wurde dieses magische Netz von Loki genutzt, um Odin und Hönir Gold (Goldfeuer des Meeres) zu bringen, was auf eine Funktion eines Asen-Dilmuns hindeutet, wonach dieser auch Metalle aus dem Meerwasser filtern konnte.

Das heute kleine Ralswiek gehörte im Mittelalter zu den wichtigen Häfen an der Ostsee. Die umfangreichen Handelsbeziehungen, die zu anderen Hafenstädten an der Ostsee bestanden, belegen archäologische Funde von Specksteinschalen aus Norwegen und Hipfelhenkelgefäße, die in Schweden hergestellt wurden. Arabische Dirhem und persische Drachmen weisen auf Handelsbeziehungen bis in den pontischen Raum. Ein Münzfund von arabischen 2.203 Dirhem, die zwischen 459 und 847 n. Chr. geprägt wurden, ist heute im Kulturhistorischen Museum in Stralsund ausgestellt. Historisch interessant sind die vier bis zu 14 Meter langen und 3,40 Meter breiten Boote, die bei Grabungen zwischen 1967 und 1980 entdeckt wurden. Sie belegen nicht nur einen Handelsort der Wikinger, die hier lebten und bestattet wurden (Grabfunde mit Beigaben), sondern auch einen Hafen von wo aus man auf Wiking ging und damit fremde Händler und Küsten plünderte.

Hausgrundrisse, eine Hafenanlage, ein Kultplatz und insgesamt über 12.000 Funde auf einer Fläche von über 1500 m² vervollständigen das Bild einer mittelalterlichen Siedlung, die für den Bereich um Rügen eine ähnliche Bedeutung wie Haithabu, Wolin oder Menzlin in Vorpommern hatte. Die ranische Wikingerzeit im Sinne von Ranen als Seeräuber die Rán (Rana) verehrten, dauerte vom 8. bis zum 12. Jahrhundert wobei sie ein Hügelgräberfeld mit etwa 400 Hügeln und einer Fläche von ca. 400 × 700 Metern auf den Endmoränen nordöstlich von Ralswiek hinterließen. Hier wurden u. a. Bootsbestattungen und ein Reitergrab gefunden.

Nach der Eroberung und Christianisierung Rügens durch die Dänen im Jahre 1168 kam der Ort in den Besitz des Bistums Lund und wurde kirchliches Verwaltungszentrum für die Insel. Hiervon zeugt heute noch das ehemalige Propsteigebäude, das in Resten noch gotische Architektur aus der Zeit um 1400 aufweist. In Ralswiek auf Rügen werden jährlich auf einer Naturbühne die Störtebeker-Festspiele veranstaltet, denn Störtebecker soll auf Rügen auch einen Goldschatz in der Stubbenkammer versteckt haben. Die Piratentradition Ralswieks ist jedoch wesentlich älter und am längsten mit den Jomswikingern verknüpft. In den älteren Quellen tritt Ralswiek zwar hinter dem von Arkona zurück. Doch unmittelbar an der Ostseeflanke von Wittow befand sich im 12. Jahrhundert das Heiligtum des Swantewit, den die Ranen als ihren Hauptgott verehrten. Diese Asengottheit ist definitiv aus einer Verschmelzung von Odin (= "vit") mit Sven Gabelbart entstanden (siehe die Darstellung auf dem Swantwitstein mit Methorn!), einer der bedeutendsten Wikingerkönige des 11. Jahrhunderts. Mit diesem Namen wurde Sven Gabelbart als Sohn Odins bezeichnet, was die höchste damalige Verehrung darstellte.

Primärquelle: Wikipedia
Kahl, Heidenfrage und Slawenfrage
Bild: https://www.fewo-ralswiek-ruegen.com/

Menzlin - Wikinger an der Peene

Auf dem heutigen Gemeindegebiet lag im 9. Jahrhundert eine etwa 18 Hektar große Ansiedlung nahe der Peene und neben dem sogenannten „Alten Lager“. Die Siedlung, deren Standort heute den Flurnamen Peeneberg trägt, gehörte mit zu den größten Handelsplätzen des 9. und 10. Jahrhunderts im Ostseeraum. Ausgrabungen und Oberflächenfunde erbrachten große Mengen von Artefakten aus der Wikingerzeit.

Archäologisch nachgewiesen wurde von dieser Siedlung eine Steinpflasterstraße zur Peene, eine Brücke über die Peene und eine Fortsetzung der Steinpflasterstraße von dieser Brücke in Richtung Görke. Die dendrochronologischen Untersuchungen der bei der Straße und der Brücke verbauten Hölzer beweisen den zeitlichen Zusammenhang. Ein Hafen wird vermutet, ist aber noch nicht nachgewiesen. Die Via Regia von Stettin über Menzlin nach Wismar und weiter nach Lübeck und Hamburg war die bedeutendste Ost-West-Straße im Norden durch die Siedlungsgebiete von Warnen, herulischer Abodriten und Rugiern. Bei Menzlin querte die Via Regia das Peenetal mittels der beschriebenen Steinstraße und der Brücke über den Fluss.

Der Ort Menzlin wurde erstmals urkundlich 1231 erwähnt, als Herzog Wartislaus III. dem Kloster Stolpe das Dorf mit Namen Mancelin = Menzlin übereignete. Außerdem 1257, als der Bischof Hermann von Cammin den Ort Mantselin neben anderen Dörfern als Dotation zur neu geweihten Kirche von Ziethen gab. Der auf in den Peenebergen als “Alten Lager” bekannte Ort wurde womöglich Tannenkamp genannt, wobei "kamp" ebenfalls für Lager steht. Das vorstehende "Tannen" dürfte hingegen kaum für diese Baumart stehen, die an den Küsten der Ostsee nicht in Wäldern wächst. Das weist auf eine Umdeutung von "Danekamp" hin, was einen Ort dänischer Wikinger beschreiben würde.

Ausgehend von den überlieferten Namensvarianten von Menzlin, bietet sich für die Deutung dieses Ortsnamens zunächst eine Herleitung von Menja an, was im Altnordischen für Sklave (Sclavi) und Unfreie steht. Und selbst wenn wir es wir stattdessen die Herleitung von "man" bevorzugen, steht dieses Wort im Altnordischen immer noch für Knecht. Das nachfolgende "celin" lässt sich vom altnordischen und indogermanischen "sel" für Gebäude und Wohnraum übersetzen, womit der Ort insgesamt eine heidnische Namensherkunft hat. In der Nachbarschaft zum Alten Lager (=Danekamp) gelegen, könnten sich hier heidnische Rugier oder herulische Verbände niedergelassen haben, die mit den Dänen gehandelt haben oder dort sich als Knechte verdingt haben. Das Land an der Peene dürfte wiederum den Jomswikingern unterstanden haben, die am längsten dänischen Wikingerkönigen unterstanden.


Die Schiffsetzungen beim Alten Lager
J. E. Walkowitz, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0

Östlich von Menzlin wurden in erhöhter Lage ein 2,7 Hektar großes Gräberfeld mit acht unterschiedlich großen schiffsförmigen Steinsetzungen entdeckt, dazu noch elf Steinkreise, 33 Brandgräber und eine Ustrine (Verbrennungsplatz) freigelegt. Menzlin ist somit die einzige Nekropole (Begräbnisstätte) im südlichen Ostseegebiet, die ihr Vorbild eindeutig in Skandinavien hat. Sowohl die “Steinschiffe” als auch die Funde vom Siedlungsplatz und den Grabbeigaben weisen mit ihrer spezifischen Merkmale daraufhin, dass dieses Gebiet länger Wikingern unterstand, die hier auch ihre letzte Ruhestätte fanden. Von den "Steinschiffen" liegen drei wie in “Kiellinie”, wobei sich eindeutig “Bug-” und “Hecksteine” hervorheben, während die Steine der “Bordwände” mittschiffs wesentlich niedriger sind. Ein anderes "Steinschiff" erweckt den Eindruck, als sei es ins “Schlepptau” genommen worden. Die Steinschiffe erreichen Längen zwischen 2,30 und 7,50 Metern und Breiten zwischen 2,50 und 4,60 Metern.

Wie die Forschungen ergaben, haben die ”Wikinger-Toten-Steinschiffe”, in denen sich Urnen fanden, ihre Parallelen in den Grabungsstätten von Lindholm Höje am Limfjord im dänischen Nordjütland mit 682 Bestattungen in 150 steinernen Schiffssetzungen, was im Umkehrschluss "Tannenkamp" erneut als "Dänisches Lager" identifizieren wird. Keramikfunde beweisen, dass in Menzlin neben dänischen auch schwedische Wikinger als Händler und Handwerker sowie nordische Frauen lebten. "Slawische" Gräber fanden sich bisher in Menzlin nicht, jedoch megalithische Anlagen aus dem 4. Jahrtausend v.Chr., Bestattungen während der Bronzezeit (1800-700 v. Chr.) und der vorrömischen Eisenzeit (7.-1. Jh. v. Chr.), die alle zusammen ein uraltes Siedlungsgebiet eines Asen-Clans an der Peene (Pena) belegen. Dazu passen auch die aufgefundenen Thorshämmer, die noch örtliche Ahnen- und Asenkulte der Wikinger beweisen.


Das Großsteingrab von Menzlin - Das megalithische Zeugnis eines Ahnenkults der Asenzeit im 4. Jahrtausend v.Chr.
Chron-Paul, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-3.0

Wie die Archäologie und die Wikingerforschung des weiteren ermitteln konnte, waren schwedische Wikinger weitaus früher als dänische oder norwegische an die südlichen und östlichen Küstengegenden der Ostsee gelangt, womit sie wie im Falle von Ralswiek sicher den Svear angehörten. Sie sind dabei sicherlich über das Oderhaff (Stettiner Haft) ins Hinterland auf der Peene bis nach Menzlin vorgedrungen, spätere Nordländer anscheinend sogar die Peene aufwärts über Gützkow – Jarmen – Demmin bis nach Malchow im heutigen Ostmecklenburg, wie entsprechende Funde dokumentieren. Die Svear in Menzlin gehörten wegen den Dänen sicher mit zum Jomsgau, durch das die Peene floss.

Das Menzliner wikingische Gräberfeld offenbarte eine weitere Besonderheit: Nach den geschlechtscharakteristischen Grabbeigaben in den Brandgräbern, in denen zumeist abodritische oder rugische Urnen verwendet wurden, handelt es sich um Wikingerfrauengräber. Anscheinend waren die verbrannten Nordländerinnen, die ovale Scheibenfibeln, zerschmolzene Glasperlen, baltischen Schmuck und eine iroschottische Gürtelgarnitur hinterließen, in dieser Siedlung mit rugischen oder abodritischen Männern verheiratet – ein Umstand, den die Archäologie auch bei Nachforschungen in Puttgarden auf der deutschen Ostseeinsel Fehmarn ermitteln konnte. Unter ihren altnordischen Beinamen den "Ranen" als "Seeräuber", stellten sie eine neuformierte Wikingergruppe dar, die sich später sicher den Jomswikingern anschloss. Die von Schweriner Archäologen entdeckte "Wikingerstraße" wird heute auf das Jahr 770 datiert, wo von Alt-Uppsala aus die Ynglinge über Schweden herrschten. Menzlin war jedenfalls kein Wikingerort, wo angebliche "Slawen" mit Wikingern zusammenlebten, sondern ein nordischer Handels- und Piratenort der vielleicht einmal fast alle seine Männer in einem Krieg verlor, worauf sich die hinterbliebenen Frauen mit Männern aus dem rugisch-abodritischen Umland vermählten, die an die gleichen nordischen Asen glaubten.

Primärquelle: https://edition-pommern.com/pommernkunde...er-von-menzlin/
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Egil Ragnarson, genannt "Blut-Egil"

Zur Zeit des dänischen Königs Knud II. (1080-1086), dem später wegen Kirchenverdienste der Ökelname "den Heiligen" gegeben wurde, lebte ein Mann namens Ragnar im südlichen Jütland. Er war ein mächtiger Mann und wohnte in Ragnarstadt (wahrscheinlich das heutige Randerup), das in dem Bistum Ribe liegt; dort ist auch ein See, der Ragnarsee heißt. Dieser Seename dürfte jedoch weit älter sein und nicht nach diesem dänischen Wikinger benannt sein.

Ragnar war ein guter Freund von König Sven Estridsson gewesen und hatte ihm zeitlebens gedient. Egil hieß Ragnars Sohn; er war in allen Leibesübungen ausgezeichnet, ein sehr großer und starker Mann, der beste Kämpfer von allen und ein hervorragender Krieger. Es war in einem Sommer, als Egil außer Landes fuhr. Er besaß achtzehn Schiffe, und als er nach Pommern kam, führte er dort Krieg. Die Wenden sammelten sich gegen Egils Mannen, und als sie sich begegneten, gab es eine große Schlacht. Auf beiden Seiten fielen zahlreiche Mannen. Egil schlug sich heldenhaft. Sie kämpften zur See, und das Schiff, auf dem der Anführer der Wenden war, lag Egils Schiff zunächst. Und als der Kampf am heftigsten wogte und es noch gar nicht abzusehen schien, wohin der Sieg sich neigen würde, sprang Egil von seinem Schiff auf die Wendenschnigge hinüber, hieb nach dem Wendenanführer und versetzte ihm eine tödliche Wunde. Danach sprang Egil rücklings wieder auf sein Schiff. Nun begann die Flucht bei den Wenden.

Egil gewann einen glänzenden Sieg und viel Gut. Er war so müde, dass er beinahe in Ohnmacht fiel. Und wie er auf seinem Stuhl saß, befahl er, ihm einen Trunk zu reichen. Ein Bursche antwortete: „Es ist heute auf dem Schiff so scharf hergegangen, dass alle unsere Fässer zertrümmert worden sind und das ganze Getränk in den Kielraum des Schiffes gelaufen ist." Egil antwortete: „Darum werde ich es trotzdem trinken können". Der Bursche antwortete: „Nein, Herr!" sagte er, „denn das ist zum größten Teil Menschenblut." Da stand Egil auf und nahm sich den Helm vom Haupte, tauchte ihn hinab in den Kiel und trank drei große Züge.


der Wikingerhof Værfeldtsgård als Urlaubsdomizil auf Bornholm

Nach diesem Sieg fuhr Egil heim zur Insel Borgundarholmr (Bornholm), die er für seine Verdienste als Lehen von König Knud erhalten hatte. Es fehlte ihm den Winter über nicht an Geld für den Unterhalt seiner Mannschaft. Von Egils Sieg über die Wenden und seinem Bluttrunk erfuhr man weit, auch am Hofe König Knuds, Egils Gebieter. Viele lobten Egils Heldentaten und seinen Sieg, aber der König schwieg.

Später wird berichtet, dass Egil bei König Knud in Ungnade fiel, da er sein Gebot nicht ausgeführt hatte, den Bluttrunk als schweren Bruch des Christentums durch Buße vor Gott zu sühnen. Als Egil auch noch ein Schiff des norwegischen Königs Olaf des Stillen (Olaf III. Kyrre, 1066-1093) ausraubte und entführte oder einer anderen Darstellung nach, das zuvor gestrandete Schiff ausgeraubt und mitsamt seiner Mannschaft verbranntem, war das Maß voll. Er beschloss die Hinrichtung von Egil Ragnarson, worauf angesehene Wikinger Geld für Egils Freiheit boten. Knud II. änderte jedoch nicht mehr seine Meinung.


Als Knud II. 1086 Truppen zusammenzog, um England zu erobern, brach ein Volksaufstand aus. Grund waren weniger seine Expansionspläne als seine wiederholten Eingriffe in die überlieferte Rechtsordnung des Landes. Knut und sein Bruder Benedikt wurden in der von ihm errichteten St.-Albans-Kirche in Odense auf Fünen erschlagen


König Knud musste wider seinen königlichen Lehensmann Egil handeln und segelte mit mehreren Schiffen nach Bornholm, die in der Nähe von Egils Gehöft ankerten. Abends ließ König Knud mit einhundertzwanzig Mann unter Führung seines Bruders Benedikt und den Thorgunna-Söhnen Sven und Astrad, deren Mutter eine Tochter des Jomswikinger-Jarls Vagn Akason war, Egils Hof umstellen, in dem sich der Hausherr und seine Getreuen verschanzt hatten.

Als das königliche Gefolge Egil und seine Mannen überwanden und der ehemalige Gefolgsmann im Verhör vor dem König seine Untaten zugab, hielt König Knud Strafgericht über Egil und seine Leute. Egil führte man in den Wald und knüpfte ihn an einen eigens für ihn errichteten Galgen auf. Von Egils Leuten ließ der König einige erschlagen, andere verstümmeln oder des Landes verweisen, bis die gesamte Piratenbande ausgerottet war. Der Tod Egils bewirkte jedoch auch, dass sich Knud viele dänische Wikinger (darunter Egils Verwandte) zum Feind gemacht hatte, die vorher noch zu ihm standen.

Die Teilname der Thorgunna-Söhne Sven und Astrad könnte zugleich belegen, wer zu dieser Zeit über das Jomsgau herrschte und noch immer den Dänen unter Knud II. in den Krieg folgten. Egils Kampf gegen die Wenden könnte damit eher ein Kampf gegen die Jomswikinger dieser Zeit gewesen sein, die vom Jomsgau aus noch immer Vorpommern kontrollierten.

Primärquelle: Mohr, Die Jomswikinger
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https://bornholm.info/de/vikingegaarden-vaerfeldtsgaard/

König Erik I. Ejegod und der Krieg um den Jomsgau

Jarl Erik hatte unter seinem Bruder König Olaf I. Hunger die Herrschaft über die Inseln südlich von Seeland inne, die ihm einst Knud verlieh. Damit dürfte er auch über den Jomsgau geherrscht haben, unklar ist jedoch, wie sich das auf das heidnische Hinterland in Vorpommern auswirkte und es mit Rügen zusammen weiterhin dem dänischen Reich unterstand. Denn bevor Erik I. Ejegod 1095 neuer König in Dänemark wurde, hatte sein Bruder mit dem Hintergrund einer großen Hungersnot ständig Aufstände zu bekämpfen. Die Hungersnot wurde erst durch eine Dürre und nachfolgenden Überschwemmungen ausgelöst. Vermutungen nach soll sich am Ende der glücklose Olaf I. in sein Schwert gestürzt haben um seinen Volk eine bessere Führung zu ermöglichen.

Der nachfolgende Erik war das auch tatsächlich, den seinen Ökelnamen "der Immergute" hatte er sich durch sein Verhalten verdient und wurde so ein mächtiger und beliebter Mann mit einem großen Gefolge. Zunächst führte in der Ostsee Krieg gegen Heiden, wobei er Christen und Kaufleute in Frieden ließ. Wo er Krieg führte ist nicht überliefert, doch er wurde in allen Ostseeländern berühmt und geachtet.

So fuhr nach Osten bis nach Gardariki und besuchte dort viele berühmte Oberhäupter, die ihm aufs freundlichste und ehrenvollste aufnahmen. Noch als Jarl brach Erik zu Beginn des Frühlings aus Gardariki auf und segelte zu Anfang des Sommers westwärts heim nach Dänemark, wo er nach dem Tod seines Bruders Olaf (1095) das Königtum in Dänemark übernahm, wie es die Erbfolge bestimmte. Er war der älteste von den noch lebenden Söhnen König Sven Esridsen, genannt "Ulfsson" (= Wolfsohn).


König Erik Ejegod in Viborg

Als Erik König von Dänemark (1095-1103) geworden war, machte er der Gesetzlosigkeit und den Unsitten seiner Untertanen ein Ende, die sich unter König Olaf im Lande verbreitet hatten. Er war freigiebig sowohl den Jarlen, als auch seinen Freunden gegenüber und schenkte viel den Armen seines Volkes. Der Herrscher wurde bald „Erik der Gute" genannt und galt als der beliebteste aller dänischen Könige, obwohl er sehr unerbittlich sein konnte. So ahndete er die Unsitten der Untertanen, insbesondere Verstöße gegen das Christentum, streng. Er vernichtete Wikinger und Missetäter, ließ Diebe und Räuber erschlagen oder an Gliedmaßen verstümmeln, so dass kein Bösewicht in Dänemark vor ihm sicher war.

Er war gerecht im Urteil und befolgte strikt Gottes Gebote. Erik war ein kluger Mann und Gelehrter. Er verstand mehrere Sprachen, besaß ein ausgezeichnetes Gedächtnis und eine große Redegabe. Der König unternahm eine Pilgerreise nach Rom zu Papst Paschalis II (1099-1118) und erhielt von ihm die Erlaubnis, ein Erzbistum in Dänemark zu errichten. Vorher war keines nördlicher als Bremen in Norddeutschland. Papst und König schieden in großer Freundschaft.



Nun war zu jener Zeit Heinrich IV. (1056-1105), der Sohn Kaiser Heinrichs des Milden (Heinrich III., 1039-1056), Kaiser im Sachsenland. Er war ein großer Kriegsmann, und als er erfuhr, dass König Erik außer Landes gefahren sei, rief er in seinem Reich ein großes Heer zusammen und zog mit diesem nach dem Wendenland und unternahm dort einen Heerzug in Gau Jom, das dort lange den dänischen Königen gehört hatte (der Gau Jom).

Alles Volk dort versprach dem Kaiser Gehorsam. Zu jener Zeit war das Volk im Wendenland heidnisch, denn Pommern wurde erst 1124 und 1128 durch Bischof Otto von Bamberg missioniert. Der Kaiser setzte viele Oberhäupter zum Schutz Vorpommerns ein, das er zuvor eher unblutig erobert hatte. Einer von seinen Wächtern hieß Björn, das war der mächtigste. Björn sprach zum Kaiser: „Nach solchen Fehdetaten, wie wir sie im Reich des Dänenkönigs vollbracht haben, bedürfen wir sehr Eurer Unterstützung. Ich möchte darum ersuchen, dass Ihr uns die Schwägerschaft mit Euch vergönnt. Ich möchte auch darum bitten, das Recht zu haben, um Frau Bothild, Eure Schwester, zu werben, denn es scheint mir nicht ohne Gefahr, hier vor den Dänen zu sitzen. Es ist Euch auch mein Geschlecht bekannt und mein Verhalten".

Der Kaiser äußerte, er würde ihm das gewähren, wenn er sich ganz dafür einsetzen wolle, dies Gebiet gegen die Dänen zu verteidigen und auch gegen alle anderen, die Anspruch darauf erheben. Alsbald verheiratete der Kaiser seine Schwester mit Björn. Von ihrer Herkunft wird gesagt, dass sie eine Schwester des Kaisers mütterlicherseits war, aber ihr Vater hieß Thorgaut und stammte aus dänischem Geschlecht und war lange Gefolgsmann von König Sven Estridsen. Er war ein sehr schöner Mann. König Harald Sigurdsson (Harald Haarderaade, 1047-1066) nannte ihn "Schönhaut". Sein Vater hieß Ulf; er war Jarl in Dänemark und ein großer Kriegsmann. Er fuhr auf Westwiking, eroberte Galicien in Spanien, verwüstete es und machte große Beute. Daher wurde er „Galicienwolf" genannt, denn Ulf bedeutet soviel wie Wolf. Er hatte die Tochter des Jarls Häkon Eriksson, zur Frau. Sie war die Mutter von Thorgaut Schönhaut. Der Kaiser setzte seinen Schwager Björn als Vasall über das Gebiet ein, das er im Wendenland erobert hatte und kehrte nach Sachsenland zurück.

Björn ließ sich im pommerschen Teil des dänischen Reichs nieder und meinte das Gebiet gegen die Dänen halten zu können, wobei im Gau Jom auch über die Nachfahren der Jomswikinger gebot. Doch zu dieser Zeit kam König Erik aus Rom nach Dänemark zurück und erfuhr, was der Kaiser im Wendenland unternommen hatte. Er berief sofort einen Thing mit mehreren Oberhäuptern und Bauern ein und verkündete: „Allen Männern ist der Einfall der Deutschen in die Gebiete bekannt, die den Dänenkönigen, unserer Sippen, lange im Wendenland gehört haben. Nun sollen alle meine Mannen wissen, dass wir gedenken diese Feindseligkeit zurückzuweisen oder aber den Tod zu erleiden".

Darauf sandte er die Kriegsbotschaft durch sein ganzes Reich und zog eine große Kriegsmacht und viele Schiffe zusammen und segelte mit dem Heer nach Wendenland. Als aber die Wendenherrscher, die der Kaiser im Gau Jörn (= Jom) eingesetzt hatte, erfuhren, dass ein dänisches Heer gegen sie heranrückte, riefen sie ebenfalls ein Heer zusammen und rüsteten sich zum Kampf.

Erik erfuhr, dass die Wenden ihm sein Reich in Pommern verwehren wollten. Als die Dänen angelandet waren, stellte man sich auf beiden Seiten in Schlachtordnung auf. König Erik ordnete sein Heer so, dass an der Spitze der Schlachtordnung ein Eberkopf (Speerspitze des Heeres) stand und gegen den Feind alles durch eine Schildburg gedeckt war. Sodann ließ König Erik sein Banner vorantragen, und es begann der aller heftigste Kampf. König Erik war zuvorderst im Kampf und schlug sich mit aller Tapferkeit. Er trug eine Brünne (Brustharnisch) und einen Helm. Alsbald wandten sich die Wenden zur Flucht und hielten sich an verschiedenen Stellen in Burgen und Kastellen, doch die Dänen setzten ihnen nach, lieferten ihnen eine weitere Schlacht und erschlugen viele von ihnen.

Die Wenden sahen ein, dass es das Beste für sie wäre, sich König Erik zu unterwerfen und es darauf ankommen zu lassen, wieweit er ihnen Gnade erweisen wolle. Es waren so viele gefallen, dass niemand sie zählen konnte, darunter auch Björn, des Kaisers Schwager, und fast sein ganzes Heer. König Erik machte große Beute und verteilte alles unter seine Mannen, er selbst behielt nichts. König Erik ließ die Niederlassungen weit umher im Lande verbrennen, und die Überlebenden erfasste solcher Schrecken, dass sie weithin flohen. Da begaben sich einige Wendenführer und Jomswikinger zu König Erik. Der König legte ihnen eine große Geldbuße auf und erklärte das Gebiet als sein erblich gewonnenes Land, das die Dänenkönige besaßen, seitdem König Sven Gabelbart (986-1014) es sich unterworfen hatte. König Erik setzte im Wendenland zur Aufsicht getreue Männer ein, die es für ihn verwalteten.

Danach segelte der siegreiche König Erik nach Dänemark zurück, der Jomsgau gehörte wieder zum Dänischen Reich.

1103 beschloss Erik nach Jerusalem zu pilgern, das 1099 während des ersten Kreuzzugs von der muslimischen Besatzung zurückerobert worden war. Er reiste mit seinem großen Gefolge über Hólmgarðr (Nowgorod) im Gardariki und besuchte den Kaiser des Byzantinischen Reiches in Konstantinopel (Miklagérd), wo er dessen Warägergarde ermahnte, sich nicht der Trunkenheit hinzugeben. Er schaffte es jedoch nie nach Jerusalem, sondern starb in Zypern, wo er möglicherweise in Pafos begraben wurde. Seine Grabstätte ist unbekannt.

Primärquelle: Mohr, Die Jomswikinger
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1135: Eroberung von Konungahela und der Angriff auf Roskilde

Nur ein Jahr nach dem Tod von König Nils sammelte sich 1135 ein wendischer Verband um die dänische Hauptstadt Roskilde anzugreifen. Ihm sollen Ranen und Obodriten angehört haben, womit sicher auch Wikinger aus dem Jomsgau beteiligt waren, denn wenn "Ranen" altnordisch Seeräuber bedeutet, können sie auch mit den Jomswikingern gleichgesetzt werden, die in Pommern kaum noch als "dänische" Wikinger bezeichnet werden können. Als Nachfahren herulischer Verbände sind aus ihnen herulische Wikinger geworden, die sich noch lange gegen Christianisierungsversuche erfolgreich wehren konnten.

Nachdem Erik I. Ejegod das Jomsgau erfolgreich für das Dänische Reich zurückerobern konnte, änderte sich daran auch nichts unter seinem Nachfolger König Niels nichts. Erst gegen Ende seiner Herrschaftszeit schlitterte sein Reich in einen Bürgerkrieg, ausgelöst durch Magnus, dem Sohn von König Niels. Dieser hatte 1131 Knut Lavard, den Sohn von Erik I. Ejegod ermordet um einen Rivalen der Erbfolge auszuschalten. Dies löste einen mehrjährigen Bürgerkrieg zwischen Niels und seinem Sohn Magnus auf der einen Seite und Erik Emune, dem Halbbruder Knud Lavards auf der anderen Seite aus.


Erik Emune - Nach seinem erfolglosen Angriff auf Rügen, zerstörten Rugier und Jomswikinger seine Hauptstadt Roskilde

Papst Innozenz II. hob die Selbständigkeit der dänischen Kirchenprovinz Lund auf und unterstellte sie wieder Hamburg-Bremen. Daraufhin wandten sich Erzbischof Asker und das mächtige Häuptlingsgeschlecht „Hvide“ aus Sjælland von Niels und Magnus ab, die sie dafür verantwortlich machten, und schlossen sich Erik Emune an. Am 11. Juni 1134 kam es zur Schlacht bei Fodevig in der Nähe von Lund. Die Schlacht endete mit einer totalen Niederlage von Niels und Magnus, weil eine deutsche Rittertruppe von 300 Mann das Heer des Königs ganz überraschend angriff und ihm keine Zeit ließ, sich in Schlachtordnung aufzustellen. Magnus und fünf Bischöfe, die die Partei von Niels ergriffen hatten, fielen. Niels floh in einer völligen Überschätzung seiner königlichen Autorität ausgerechnet nach Schleswig. Dort töteten die Schleswiger König Niels aus Rache für die Ermordung ihres geliebten Knud Lavard. Er war der letzte der Söhne von Sven Estridsson auf dem dänischen Thron.

Bereits bei früheren Machtwechseln in der dänischen Herrscherfolge gab es immer wieder Versuche von Jomsburg vom Dänischen Reich abzufallen. So verwundert das auch nicht, dass ausgerechnet nach dem Tode von Nils, dem letzten Sohn von Sven Estridsson sich der Jomsgau nicht mehr mit seinem Nachfolger Erik II. Emune verbunden fühlte und ihm die Gefolgschaft verweigerten. Das drückte sich besonders in einem rugischen Angriff auf das Dänemark unterstehende Konungahela (Konghelle) aus, wo sich 650 oder sogar 780 Schiffe aus dem Jomsgau unter Fürst Ratibor (Ratislaus) beteiligten. Jedes dieser Schiff führte 44 Krieger und zwei Pferde mit, insgesamt sollen bis zu 30000 Krieger daran beteiligt gewesen sein.

Ratibor wurde auch Regbus genannt, was ihn mit dem dänischen Namen für Rügen verbindet, die diese Insel Re nannten. Das war sicher eine Kurzform von Regin (=Ase) und "bus" wird im Germanischen mit "wohnen" übersetzt. Regbus könnte demnach auch dänischer Abstammung sein. Der rugische Wikingerangriff auf Konungahela war eine präventive Aktion, die darauf abzielte, den Eroberungskrieg gegen die Nordmark durch Albrecht den Bären zu verhindern, der dabei auf Truppenhilfe des dänischen Königs Erik II. Emune setzte.

Die Burg Konungahela (Konghelle) war etwa 16 Meilen von der Meeresküste entfernt. Die rugische Flotte teilte sich in zwei Teile und segelte am 9. August 1135 nach Konungahela. Als sie sich der Burg näherte, traf sie auf bewaffnete skandinavische Handelsschiffe, die eine Landung rugischen Wikinger verhindern wollten. Schwedische Krieger standen dabei am Wasser und schossen Pfeile, Speere und Steine auf die näher kommenden Rugier-Schiffe ab. Auf der schmalen Wasserfläche konnte die angreifende Flotte ihre Kräfte nicht entwickeln, so dass eine echte Bedrohung entstand. Der nachfolgende erbitterte Kampf wurde von der Übermacht der Rugier entschieden, die entweder alle feindlichen Schiffe enterte oder verbrannte. Die überlebenden Stadtbewohner und Krieger flohen vor dem Feind in die Burg, die anschließend belagert wurde. In der Nacht vom 9. auf den 10. August wurde Konungahela erobert und nach einem gründlichen Plünderung verbrannt. Die rugischen Wikinger kehrten mit Tausenden von Gefangenen und reicher Beute nach Rügen zurück. Nach Snorri Sturluson lebten die Gefangenen für lange Zeit bei den Rugiern (Sclavi), Burg und Hafen von Konungahela versanken in die Bedeutugslosigkeit.

Nach diesem Angriff zog Erik II. Emune bis September 1135 eine Flotte teils durch Neubauten zusammen, mit der er noch im gleichen Jahr Rügen angreifen wollte. Der Angriff misslang jedoch, denn seine Flotte wurde von einer rugischen Flotte abgefangen und so angegriffen, dass die Dänen ihren Angriff auf Rügen nicht durchführen konnten. Sie wurden dabei wohl so überraschend geschlagen, dass Rugier und Jomswikinger sich noch so stark fühlten um die dänischen Hauptstadt Roskilde anzugreifen.


Roskilde mit seiner Domkirche auf Seeland

Der Angriff auf Roskilde wurde erneut von Fürst Ratibor (Ratislaus) von Rügen befehligt, der noch als "rugischer" Herrscher überliefert ist. Der Angriff selbst war ein voller Erfolg, wobei Roskilde mitsamt des königlichen Palastes erobert wurde, die gut gesicherte königliche Burg wäre sogar regelrecht überrannt worden. Nachdem sie Roskilde dem Erdboden gleich machten, segelten die ranischen Wikinger mit Gefangenen und reicher Beute unangefochten nach Rügen zurück. 1135 markierte auch den Beginn einer neuen Seeherrschaftszeit von Wikingern aus dem Jomsgau, die sich noch ein halbes Jahrhundert in der Ostsee behaupten konnten.

Primärquelle: Wikipedia

Ranen und Pomoranen - Alles Wikinger

Ähnlich wie der widerlegte Stamm der "Polanen" werden auch die relativ spät überlieferten Pomoranen heute als "westslawischer" Stamm bezeichnet. Sie sollen im ehemaligen rugischen Stammesgebiet gesiedelt haben und mit den Ranen zusammen Überfälle auf benachbarte Stämme und Reiche unternommen haben. Wie bei den Ranen auf Rügen wären auch die Pomoranen quasi die Nachsiedler der Rugier und man darf deshalb die Frage stellen, ob sie nicht den gleichen altnordischen Namenshintergrund, wie die Ranen haben. Diese sind wie hier schon erwähnt von der altnordischen Meeresgöttin Rán abgeleitet und wird laut Wörterbuch auch mit Räuber oder Plünderer übersetzt. Ranen ist demnach als regionaler Beiname für Wikinger anzusehen, wobei auf Rügen tatsächlich seit dem 7. Jahrhundert dänische, norwegische und schwedische Wikinger (Svear) nachweisbar sind.


Wurde von der von Wikingern (=Ranen) beherrschten Küste auf das Hinterland übertragen: "Pomorania".

Und die Pomoranen? Rein namentlich will man die Pomoranen bisher vom "slawischen "po more" für am Meer herleiten, obwohl sich noch ein regionales Kompositum aus der Missionierungszeit als "po mor rán" anbietet. Dieses wird auf in Pommern agierende Missionare zurückgehen, wo "po" lateinisch für bei steht und "mor-rán" für See-Räuber! Im gesamten Gebiet Hinterpommerns existierten damals Wikingerbasen und welcher Missionar auch immer die Küstenorte aufsuchte, traf Wikinger an, die sich selbst nach ihrer Meeresgöttin bezeichneten. Und so kehrten sie aus dem germanischen Sprachraum (germ. mōra = Meer) in den ostfränkischen zurück und schrieben nieder dass sie bei (po) den "mor-rani" waren, was wieder andere wie bei den "po-laben" (an der Elbe) zu einem neuen Namen machten.


Pommern im Mittelalter - Das entstehende Herzogtum wurde wohl nur von Wikinger-Clans gegründet.

Grundsätzlich gilt jedoch, dass die Landbevölkerung Hinterpommerns rugischer Abstammung war, aber im Umfeld von skandinavischen Wikingerorten sich häufig mit ihnen vermischt haben, dazu dürften wie bei der Gotenankunft immer wieder ankommende Siedler aus Skandinavien gehört haben. Bei den Pomoranen handelt es sich also nicht um einen Stamm, sondern nur um eine rugisch-nordische Küstenbevölkerung, deren Clans nach Wikingerart lebten. Zu Zeiten als die Dänen von Jomsburg über das Jomsgau und Rügen herrschten, war es weiter im Osten Wollin (Julin), von wo aus die Odermündung kontrolliert wurde.

Neben Wollin und dem später entstehenden Stettin war es noch Kolberg, Rügenwalde (vermutlich auf Rögnvald zurückgehend) und Truso, von wo aus die Küste beherrscht wurde, wobei die dort agierenden Clans aus Skandinavien stammen. Hinterpommern blieb lange heidnisch. Wie lange Hinterpommern selbstständig blieb ist nicht sicher, doch die Daglinger unter Dago Miseko haben es 991 nicht erobert, die Annahme basiert auf seine fälschliche Gleichsetzung mit Burislav (Burisleif) von Rügen, der von Jomsburg aus Harald Blauzahn unterstand.

997 wird erstmals die Bezeichnung Pomorie, für einen „Dux Pomorie“ als Herzog von Pomorie erwähnt und im Jahr 1000 wird in Kolberg ein Bistum gegründet, dessen erster Bischof der Sachse Reinbern war. Im Jahr 1000 wird Reinbern als Bischof von Kolberg durch Kaiser Otto III. dem neu gegründeten Erzbistum Gnesen unterstellt. Offenbar wurde Reinberns Bistum gleichzeitig neu geschaffen. Die Gründung des Bistums geschah im Rahmen des so genannten Aktes von Gnesen. Für die Chronisten Adam von Bremen und Gallus Anonymus, die Jahrzehnte später erst die Bomeranen oder Pomoranen erwähnten, sollen diese Namen als Sammelbezeichnung für die zwischen Daglingern und der Ostseeküste wohnenden Heiden verwendet worden sein. Doch zu dieser Zeit existierten im Jomsgau noch immer die Ranen, weshalb dieser Name auch bei den Pomoranen namensgebend war.

Bischof Reinberns Mission konnte nur kurzzeitig von den Daglingern unterstützt werden, denn die heidnischen Pomoranen um Colberg wehrten sich gegen die Zerstörung ihrer Heiligtümer durch Reinbern, wobei das Bistum Colberg spätestens 1013 ausgelöscht war. Dass es sich bei den Pomoranen um Wikinger handelte, war wohl auch Reinbern bewusst, denn dieser unterzog sogar die Ostsee einem Reinigungsritual. So wollte er sie von Dämonen befreien, indem er vier mit Heiligem Öl gesalbte Steine hineingeworfen und Weihwasser hineingesprengt haben soll. Ein vergeblicher Versuch, denn als er wieder verschwand wurde die gewohnte Lebensweise wieder aufgenommen. Als erster gesicherter Herzog von Pommern wird 1046 ein gewisser "Zemuzil Bomeraniorum" erwähnt, der mit anderen östlichen Herzögen einen Frieden mit dem neuen Kaiser Heinrich III. schloss. Der Name Zemuzil lässt sich germanisch von sēmō für Nachkomme und sēli für selig herleiten, was diesen Herrscher als getauft beschreibt.

Primärquelle: Wikipedia