Wendische Sprewanen

Von den suebischen Nachfahren Ostelbiens hat man von Semnonen abstammende Clans an der Spree zwischen Barnim und Teltow als "Sprewanen" zusammengefasst. Sie werden heute als "westslawischer" oder wendischer Stamm bezeichnet und sollen von einem Fürsten von der Köpenicker Schlossinsel aus, geführt worden sein. Diese damals Copnic genannte Hauptburg lag am Zusammenfluss von Spree und Dahme. Offensichtliche Ungereimtheiten der erfundenen "slawischen" Sprewanen werden heute mit einer germanischen Restbevölkerung erklärt, die vollständig in diesem Stamm aufgegangen wäre. Doch bereits der Stammesname, der auf "-wanen" endet, weist bereits auf die Wanen der Asenzeit zurück, womit überwiegend Clans gemeint sind, die einst Freyr unterstanden.


Der Barnim als früheres Siedlungsgebiet der Sprewanen. Barnim bedeutet germanisch "Sohn" (barnam)

Die Sprewanen wurden erstmals 948 und wieder 965 als Volk auf ehemals semnonischen Gebiet im Heiligen Römischen Reich unter Otto I. aufgezeichnet, als dieser im 10. Jahrhundert Ostelbien unterworfen hatte. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass sie im 8. Jahrhundert an die Spree gekommen wären, wo sie um 825 begannen eine Siedlung als Copnic auf dem heutigen Stadtgebiet von Berlin zu bauen. Für die Installierung eines "slawischen" Stammes an der Spree fährt man natürlich einen angeblich "slawischen" Namen der Spree als auf sorbische "Sprjewja" auf, sogar eine tschechische als "Spréva" wird aufgefahren, obwohl zu dieser Zeit überhaupt keine tschechische Sprache existierte! Es ist einfach schlichtweg wertlos solche Namensbeispiele bei Wikipedia anzugeben! Ähnlich verfuhr auch Albrecht Greule in seinem Gewässernamenbuch, wo die "Spréva" im Oberlausitzer Bergland "an der Grenze zu Tschechien" entspringt, wo vor über 1000 Jahren kein einziger "Tscheche" wohnte.

Bei den Aufzeichnungen wurde 965 der Fluss als Sprewa festgehalten, die Sprewanen hingegen schon 948 als "Zpriauuani", die 1161 als "Zpriawani" aufgezeichnet werden. Greule übersetzte den Namen Spree von der germanischen Ausgangsform "sprewö, was er über das germanische sprew-ja mit die Spritzende, Stiebende oder Sprengende übersetzen will. Ein Fluss also, der so wie ein Gebirgsfluss beschrieben wird, obwohl die Spree alles andere als das ist. Träge, ohne wirkliches Gefälle zieht sie in der Lausitz dahin, weswegen dies Namensdeutung von Greule mehr als fraglich ist. Schlagen wir also in Wörterbüchern nach, die Greule nicht verwendete. Zunächst kann statt dem germanischen *sprewjan auch das germanische *sprewēn als Namensgeber in Frage kommen, was mit sprießen und verstreuen übersetzt wird. Ist also der Flussname von den "Zpriauuani" abgeleitet, beschreibt er die Zpriauuani als Verstreute, was für ein dünn besiedeltes Land spricht.

Über das althochdeutsche "spriu" nähern wir uns einem abwertenden Ethnonym, dass für Spreu, Abfall und Kaff steht, womit sich der Autor dieser Aufzeichnung über die Spreeleute, sich typischer Barbarenklischees bediente. Und genau hier kommen wir der Namensherkunft am nächsten, wenn dieser Name erst 948 nach der Unterwerfung des heidnischen Ostelbiens entstand. Das bedeutet auch, dass der wahre Name der Spree verloren gegangen ist, selbst wenn man heute behauptet, dass die Spree auch "slawisch" reka genannt wurde, obwohl *reka auch ein germanisches Wort ist! Im Endeffekt können wir an der Spree den ganzen "Slawen"-Unsinn entsorgen, denn die Sprewanen gehörten im 10. Jahrhundert sicher einem Verband an, der auch den Wandalen nahestand.

Zwei Landschaftsnamen werden im Zusammenhang der Sprewanen genannt, zum einen ist es der offiziell germanisch gedeutete Name Teltow und der strittige Name Barnim. Der Barnim wurde laut Märkischer Fürstenchronik von den Markgrafen Johann I. und Otto III. von Brandenburg um 1230 von dem pommerschen Herzog Barnim übernommen und daher als nova terra nostra Barnem bezeichnet. Wiederum behauptet man, das Barnim ein häufiger Name bei den "Slawen" wäre, doch die Pomeranen sind zuerst nur ranische Wikinger gewesen. Für die Namensdeutung kommt deshalb nur eine Altnordische oder Germanische in Frage, wo "barn" und "barnam" für Kind oder Sohn steht! Und Herzog Barnim war der Sohn von Bogislav II., dessen Name sich wiederum von germanisch "bōgisla" für Bug herheitet. Ein Name also der ihn mit der Seefahrt verbindet.

Ende des 9. Jahrhunderts muss es aber an der Spree zu einem Umbruch gekommen sein, als eine fremde Kriegerkaste die örtliche Bevölkerung unterwarf. Und diese konnte nur wegen der bisher erforschten Geschichte des Sprewanenfürsten Jaxa nur aus Skandinavien stammen.


Primärquelle: Wikipedia
Bild: https://www.reiseland-brandenburg.de/erl...rnim-entdecken/

Der Teltow und die Stodoranen unter Fürst Jacza

Funde belegen, dass der Teltow bereits vor ca. 8000 bis 10.000 Jahren besiedelt war. Am Steglitzer Fichtenberg, dem Quellberg der Bäke (Telte), wurden Steinbeile aus der letzten Periode der Altsteinzeit und Feuersteinmeißel aus der Mittelsteinzeit ausgegraben. Beim Bau des Teltowkanals fanden sich eiszeitliche Mammutknochen und an den Rauhen Bergen östlich von Steglitz bearbeitete Feuersteinstücke aus der gleichen Epoche. Auch am ehemaligen Wukesee zwischen den heutigen Berliner Stadtteilen Lankwitz und Mariendorf lebte eine Gruppe steinzeitlicher Menschen. Mehrere Bronzeschmieden wurden entdeckt, deren Alter auf rund 4000 Jahre geschätzt wird. Die bedeutendste, heute zu besichtigende Ausgrabung aus der germanischen Zeit ist eine Dorfsiedlung bei Klein Köris am östlichen Teltow-Rand. Bei Ausschachtungen auf dem Klinikumsgelände der Freien Universität Berlin, das unmittelbar an den heutigen Bäkepark grenzt, stießen Archäologen auf ein Dorf aus der Eisenzeit vor rund 2.500 Jahren. Die bäuerliche Siedlung lag auf einem Hang über dem Fluss- und Sumpfgebiet des Bäketals und bestand aus Pfostenhäusern mit Lehmwänden.

Aus den Germanisch sprechenden Bewohnern des Teltow haben sich die Semnonen formiert, von denen die überschüssige Bevölkerung nach Süddeutschland abwanderte. Die im Teltow verbliebenen semnonischen Nachfahren kamen im 9. Jahrhundert mit sogenannten Stodoranen in Kontakt, die heute als Eigenname der Heveller erklärt werden. Die angeblich "slawische" Bezeichnung Stodoranen oder Stoderanen wurde jedoch nur selten in erhaltenen Texten und Urkunden verwendet, weswegen der angebliche Eigenname der Heveller auch etwas völlig anderes bedeuten wird. Vergessen wir also eine "slawische" Herkunft dieses angeblichen Stammes, die der arabische Gelehrte al-Masudi um 943/46 als Uṣṭutrāna erwähnte. Erst im 11. Jahrhundert setzte Thietmar von Merseburg die Stodoranen mit den Hevellern gleich, was sich wohl aus der Nähe ihrer Siedlungsgebiete ergab. Danach wurde diese Bezeichnung nur noch fünfmal verwendet, so von Helmold von Bosau in seiner Chronica Sclavorum und von Cosmas von Prag in der Chronica Boemorum.

Was der Begriff der Stodoranen bedeutet ist bis heute umstritten, er lässt sich jedoch wunderbar den ranischen Verbänden zuordnen, bei denen es sich um Wikinger-Clans an der südlichen Ostseeküste handelte, die im Hinterland germanischsprachige Verbände unterwarfen. So entstanden im Umfeld des alten Jomsgaus eine Reihe von Wikingergroß-Clans, denen ostfränkische und sächsische Missionare Fremdbezeichnungen gaben. Dass sie Wikinger waren leiten sich vom altnordischen "rān" für Raub, Plünderung ab, wobei sich ihr Bezug zum Meer von der gleichnamigen Meeresgöttin Rān herleitet. Wie die Ranen, Pomoranen und Ukranen, sind damit auch die Stodoranen nordischer Herkunft und könnten namentlich vom germanischen "stōdō" für Pfeiler oder Säule hergeleitet sein. Über germanisch *stōdō und dem altnordischen "stōð" ist der Name jedoch mit einer Pferdeherde zu übersetzen, was die Stodoranen als "berittene Ranen" beschreibt. Teltow kann als Sitz eines ranischen Wikinger-Clans ausgewiesen werden, der sich bis zum 12. Jahrhundert halten konnte. Warum er verschwand könnte wiederum mit dem Wendenkreuzzug von 1147 in Zusammenhang stehen.


Das neuzeitliche Köpenick - Vor ein Jahrtausend wurde die Szenerie von einer runden Inselburg des nordischen Stodoranen-Clans bestimmt.

Zur wendischen Kreuzzugszeit galt ausgerechnet Jacza oder Jaczo von Köpenick als Anführer der Stodoranen, der sich gegen das Heer von Albrecht dem Bären als erbitterter Gegner erweisen sollte. Er war wegen des ranischen Wikinger-Clans alles andere als ein "slawischer" Fürst. Urkundlich als Jacza de Copnic überliefertn bezieht er sich auf seine Hauptburg Copnic im heutigen Berliner Stadtgebiet, die namentlich nicht zufällig, auf nic endet und Altnordisch über nykr auf einen Wassergeist oder Wasserdämon hindeutet. Das vorstehende cop entspricht ebenfalls dem altnordischen koppr (germ. "kupa") was insgesamt ein rundes Gefäß oder Bottich beschreibt. Das alle äußert sich wie ein Name, der einen Ahnenkulthintergrund aus der Asenzeit hat, doch wenn wir an Odinsbeinamen "Nikarr" denken, wurde damit nur eine rundliche Wallburg nach Odin benannt, wo Jacza mit seinem nordischen Stodoranen-Clan herrschte. Dieser Herrscher wird heute von einigen Systemhistorikern mit "Jaksa von Mechovia" aus dem Herzogtum Gnesen identifiziert, weswegen man eine betont "slawische" Geschichte von ihm rekonstruierte.


Jacza auf einer Münze - Auf ihr sieht man deutlich einen suebischen Seitenzopf!

Bereits bei seiner Namens- und Titeldeutung "slawisches" fabuliert. Auf Münzen erschien er zweimal unter dem "slawischen" Fürstentitel "knes". Was davon zu halten ist kann man in der Wikipedia selbst herausfinden, denn dieser Titel Knes leitet sich vom urgermanischen Wort kuningaz oder gotischen Wort kuniggs für König ab, was einen politisch oft weitgehend unabhängigen Herrscher bezeichnet. Aha und was soll das dann einen germanisch-gotischen Titel als "slawischen" zu bezeichnen? Diese Titelform war dazu in ganz Osteuropa verbreitet, weswegen wir erneut feststellen müssen, dass Herrscher, die einen germanisch-gotischen Titel tragen, auch nur über selbiges Volk herrschten! Und so geht es auch weiter, wenn wir uns mit der Behauptung auseinandersetzen, dass er einen "betont slawischen Habitus" auf seinen Darstellungen wegen seiner Bart- und Haartracht hätte, obwohl auch er einen auffälligen suebischen Seitenzopf trägt. Und Bärte? Ja die haben auch alle anderen Germanen und Wikinger getragen. Was sein Name bedeutet, kann wohl niemals mehr mit Sicherheit gedeutet werden. Am nächsten könnte eine Herleitung vom altnordischen "vaka" für Wächter kommen. Wenn dazu noch Jacza eine Kurzform von Jaczemir wäre, würde dem noch ein Ymir-Name zugrunde liegen, der ihn als wachenden oder wachsamen Herrscher beschreibt.

Das Herrschaftsgebiet rund um Copnic dehnte sich vermutlich über die Unterläufe der Flüsse Spree, Dahme und Notte. Im Osten grenzte es bei Fürstenwalde/Spree an das damals dem Herzogtum Gnesen unterstehende Lebuser Land. Im Süden reichte er etwa bis Teupitz, Storkow und Beeskow und schloss damit die ostelbischen Siedlungen im großen Spreebogen mit ein. Im Südwesten könnte Zossen und Mittenwalde, vielleicht noch Baruth, dazu gehört haben. Mit Treptow und Stralau samt Spreefurt erstreckte sich Jaczas Macht bis an den späteren Berlin-Cöllner Spreepass. In nordöstliche Richtung wird er sich entlang der sogenannten Alten Straße (via vetus) von Köpenick nach Wriezen bis Freienwalde zur Oder hingezogen haben, wo bei Gabow einige seiner Münzen gefunden wurden.

Primärquelle: Wikipedia

Jaczas Kampf gegen Albrecht, den Bären

Zwanzig Jahre vor dem Wendenkreuzzug kam 1127 in Brandenburg der christianisierte und von Kaiser Lothar vorübergehend zum König ernannte Hevellerfürst Pribislaw, der den Taufnamen Heinrich erhalten hatte, an die Macht. Der Tod Pribislaws im Jahre 1150 warf die Frage auf, wer ihn beerben sollte. Jacza machte sich große Hoffnungen auf die Brandenburg, denn er war ein angeheirateter Verwandter des Verstorbenen und wie dieser ein christlicher Heide. Vermutlich hatte das Oberhaupt der Stodoranen eine Schwester des Brandenburgers geehelicht. Doch Jacza ging leer aus. Petrissa, die einflussreiche Ehefrau Pribislaws/Heinrichs, übergab – wie bereits Jahre zuvor unter Kaiser Lothar III. abgemacht – die Brandenburg dem Askanier Albrecht dem Bären, einem ostsächsischen Fürsten aus dem Harzvorland.

Jacza aber gab nicht auf. Er wartete auf eine günstige Gelegenheit, um das, was er für sein Recht hielt, durchzusetzen. Zehn Jahre nach dem Wendenkreuzzug ergab sich im Frühjahr 1157 die passende Gelegenheit: Kaiser Friedrich Barbarossa bereitete einen Feldzug gegen die Daglinger-Herzöge Boleslaus IV. Kraushaar und Miseko III., den Alten vor, die auf Jaczas Seite standen. Albrecht der Bär hatte auf der Brandenburg Probleme mit seinen Untertanen. So konnte Jacza, militärisch unterstützt von den Daglingern, die Burg in einem Überraschungsangriff einnehmen, nachdem er einige der offenbar mit Albrecht des Bären Herrschaft unzufriedene Burginsassen bestochen hatte. Die einzige Quelle für diese Eroberung ist der um 1200 geschriebene Tractatus de urbe Brandenburg des Brandenburger Domherrn Heinrich von Antwerpen. Für Lutz Partenheimer in Albrecht der Bär (2003) spielte die Wikingerherkunft der Daglinger im Herzogtum Gnesen und Stodoranen keine Rolle. Für ihn war das vereinte Heer ein "Polenheer", obwohl zu dieser Zeit niemand den Begriff "Polen" in Berichten über die Daglinger verwendete. Das ist einfach unwissenschaftliche Geschichtsfälschung! Richtig beschrieben wurde nach der nächtlichen Öffnung der Tore die Brandenburg von einem Heer der Daglinger und Stodoranen eingenommen, wobei die Gnesener Krieger den Licicaviki (= "Wikingerleute") angehörten. Die Gefangenen, darunter auch die Krieger, die dem vereinten Heer die Tore geöffnet haben, wurden in das Herzogtum Gnesen gebracht.


Jacza auf der Flucht vor Albrecht, dem Bären
Lienhard Schulz, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-3.0

Der deutsche Gegenangriff wurde vom einflussreichen Erzbischof Wichmann von Magdeburg und Albrecht der Bär gemeinsam angeführt. Bis zum 11. Juni 1157 belagerten sie mit ihren Rittern die Brandenburg. Am Ende übergaben Jaczas Anhänger nach einer mit Handschlag beschworenen Übereinkunft gegen die Gewährung freien Abzuges die Burg und zogen sich nach Copenic zurück. Die Rückeroberung der Burg 1157 gilt als Gründungsakt der Mark Brandenburg, womit allerdings komplexe Sachverhalte stark verkürzt werden. Seit diesem Zeitpunkt nannte sich Albrecht der Bär endgültig und dauerhaft Markgraf in Brandenburg beziehungsweise später Markgraf von Brandenburg.

Im August 1157 begann der Kriegszug Friedrich Babrarossas gegen das Herzogtum Gnesen, dessen Fürsten nach ihrer Niederlage noch im selben Monat auch fürstliche Geiseln stellen mussten. Darunter befanden sich der jüngere Bruder der Daglinger-Herzöge Boleslaus IV. und Miseko III., Kazimir, der Gerechte, der später selbst Herzog und Fürst von Gnesen wurde, und Jaczas kleiner Sohn. Der als sehr begabt beschriebene Sprössling (bone indolis puerulus) Jaczas, dessen Name nicht überliefert ist, kam in Gewahrsam des Böhmenherzogs Vladislav nach Prag und sollte von dort aus Ende September 1157 zu Kaiser Friedrich Barbarossa nach Würzburg gebracht werden. Doch kurz davor starb der Junge und wurde bei den Prämonstratenserinnen im böhmischen Kloster Doksany beerdigt, denen Jacza zum Dank große Schenkungen machte. Im Gegenzug pflegten die Prämonstratenserinnen in der Folgezeit beider Erinnerung.


das vermutlich von Jacza 1163 gegründete Mechovia (Miechów)

Die Geschehnisse um Jaczas Sohn, die bis zu Lindners Jacza-Monografie von 2012 in der deutschen Forschung nicht zur Kenntnis genommen wurden, bieten den ersten deutlichen Hinweis auf die Identität des Fürsten in Copenic und des im Herzogtum Gnesen wirkenden Jaksa Gryfita. Lindner wirft die Frage auf, welches Interesse Friedrich Barbarossa und seine ostsächsisch-fürstlichen Unterstützer an dem kleinen Sohn – dessen Namen nicht einmal bekannt gewesen sei – irgendeines Jaczas im Herzogtum Gnesen gehabt haben sollen, wenn der nicht identisch mit ihrem Gegner im Kampf um die Brandenburg gewesen sei. Insbesondere der ineinander verschlungene und zeitlich kohärente Lebensweg des Fürsten in Copenic und des Jaksa Gryfita vermittelt weitere Indizien zur Identität des Fürsten. So findet sich das Doppelkreuz, das Symbol der Mechovia Kanoniker von hlg. Grabe, auch auf Jaczas Köpenicker Münzen.

Das Jahr 1157 stellte für Jacza einen tiefen Einschnitt dar: Er verlor die Brandenburg und damit die Chance auf einen Machtzuwachs an Havel und Spree. Er verlor seinen bis dahin einzigen Sohn und geriet so in Gefahr, erbenlos zu bleiben. Und er verlor die Unterstützung der Daglinger-Herzöge, die in der Folge wieder einmal mit ihren innerfamiliären Problemen beschäftigt waren, für Aktivitäten westlich der Oder. Es blieb ihm Copenic. Dort herrschte er am Zusammenfluss von Dahme und Spree bis zu seinem Tode 1176 relativ ungestört. Die wiederholte Münzaussage: Ich bin Jacza de Copnic legt nahe, dass er in seiner eigenen Herrschaft zu Hause war, dass dort sein Ausgangspunkt lag, dass er dort sein väterliches Erbe, seine Heimat hatte. Zum Ende des Jahres 1168 übertrug Jacza seine Herrschaftsgebiete an der Spree den pomeranischen Herzögen Bogislaw I. und Kasimir I. bei einem Treffen an der Mündung der Uecker ins Oderhaff. Auch dieser Übertrag war laut Lindner nur möglich, wenn er über Köpenick als sein (ererbtes) Eigentum frei verfügen konnte, ungebunden durch Verpflichtungen gegenüber den Daglingern oder den Ostsachsen.

Dass der Fürst der Stodoranen mit seiner relativ bescheidenen herrschaftlichen Ausstattung im Barbarenland an der Spree zu derart guten Beziehungen in das benachbarte Herzogtum Gnesen der Daglinger kam, begründete der polnische Jacza-Forscher Janusz Bieniak 1999 mit Jaczas Heirat. Um das Jahr 1145 vermählte der begüterte schlesische Hochadlige, Magnat, Kirchen- und Kloster-Stifter Peter Wlast in Breslau seine Tochter Agatha mit Jacza, der bei dieser Gelegenheit als Fürst des Sorbenlandes (dux Sorabie) bezeichnet wurde. Das Sorbenland befand sich von Polen aus gesehen westlich der Oder an der Spree. Durch diese Heirat wurde Jacza von Köpenick Teil der einflussreichen Familie seines Schwiegervaters, der Wlastiden (Vloscides), und erhielt Güter und einige Herrschaftsrechte im Herzogtum Gnesen. Da Graf Peter schon bald darauf starb († 1151 oder 1153), verband sich Jacza besonders eng mit seinem Schwager Swietoslaw. Beide mischten in den 1160er und 1170er Jahren kräftig in den Auseinandersetzungen des Daglinger-Clans mit. Welche Sprache dabei im Herzogtum unter den Daglingern gesprochen wurde, verrät der dänische Hintergrund von Peter Wlast, dessen Beiname Danus oder Dunin für Däne steht! Weil das nicht in das "slawisch-polnische" Konzept eines "frühpolnischen" Reiches im Warthe-Weichselland passt, wird die Identität des Peter Wlast angezweifelt. Doch dieser Däne war nicht irgendjemand, wenn er Maria, die Tochter des Rurikidenfürsten Swjatopolk II. heiraten konnte. Sein Familien-Clan wird zu den Daglingern gerechnet, wobei die betont dänische Herkunft Einblicke in die Daglinger-Clans vermittelt, die aus Skandinavien stammend, eben nicht alle dänischer Herkunft waren. 1117 machte Boleslaus III. Peter Wlast zum Burggrafen in Breslau. Wlast behielt dieses Amt auch nach dem Herrschaftsantritt Wladyslaus II., dem Verbannten im Jahr 1138. In Ungnade gefallen wurde Peter Wlast 1145 in der Breslauer Burg gefangen genommen. Ihm wurden die Augen ausgestochen und die Zunge herausgerissen, und so wurde er in die Verbannung geschickt. Erst als Wladislaus II. von seinen Brüdern vertrieben wurde, konnte Wlast 1147 nach Breslau zurückkehren, wo er 1153 verstab.

Nach den niederschmetternden Ereignissen des Jahres 1157 orientierte sich Jacza immer mehr zum Herzogtum Gnesen, wo er größere Entfaltungsmöglichkeiten hatte. Aufbauend auf seine dortigen familiären Beziehungen wurde aus Jacza von Köpenick langsam Jaksa von Mechovia. Zuerst hielt er noch an Copenic (Köpenick) fest, wie die Münzen nach Darstellung des Numismatikers Bernd Kluge verraten, die von 1157 an immer mit dem Zusatz de Copnic versehen sind.

Primärquelle: Wikipedia

Jaczas Herkunft und Ende

Wenn man schon heute Jaczas Identität mit jener von Jaksa Gryfita als eine Person verknüpft, hätte man wenigstens auf der deutschen Wikipedia-Seite darüber erwartet, die Herkunft der Gryfita-Familie zu erwähnen, die ebenfalls die Möglichkeit eröffnet, dass Jacza bereits einer dänischen Adelsfamilie entstammt. Das Greifenwappen weist aber auch nach Pommern, wo eine mächtige Adelsfamilie mit Wartislaw I. entstand, von dessen eigene Herkunft nur Vermutungen existierten. Die eine ist, dass er vom "Oderherzog" Suatopolk abstammen würde und um 1100 geboren wurde. Dieser musste um 1112/1113 seinen ältesten Sohn als Geisel an den Hof der Daglinger entsenden müssen. Der andere Sohn war Ratibor I., der angeblich 1135 einen erfolgreichen Kriegszug nach Skandinavien unternahm und dort die dänische Stadt Konungahella (heute Kungälv, Schweden) plünderte. Doch damit ist ein völlig anderer Ratibor I. auf Rügen gemeint, der mit diesem Raubzug einen Krieg begann, während dem er auch die dänische Hauptstadt Roskilde zerstörte.


Wartislav I., der Begründer des Greifen-Clans. Möglicherweise war Jaksa Gryfita noch ein weiterer früher Sohn von ihm.

Der Pomorane Ratibor I. hatte auch drei völlig andere Söhne als Ratibor von Rügen und dessen Machtzentrum lag in Hinterpommern, dass sich gegen die Daglinger aus dem Herzogtum Gnesen behaupten wollte. Die eigentliche Frage lautet jedoch, wo der um 1120 geborene Jacza Gryfita einzuordnen wäre. Dazu sei zugleich bemerkt, dass dieser 1162 in das Heilige Land zog und im darauffolgenden Jahr Geistliche aus Jerusalem mitbrachte, mit denen er in Mechovia (Miechów) das Chorherrenstift der Wächter vom heiligen Grabe zu Jerusalem begründete. Das Kloster gehörte zum Bistum Krakau und unterstand den Kreuzherren mit dem doppelten roten Kreuz.

Ende der 1160er-Jahre ließ der Fürst seine Brakteatenprägung in Köpenick auslaufen – ungefähr in der Zeit, in der er Wartislavs Greifen-Söhne Boguslaus und Kasimir I. von Pommern als seine Nachfolger an der Spree einsetzte. Damit drängt sich die Frage auf, warum es nur Wartislavs Söhne sein mussten und nicht Ratibors I, der ebenfalls eigene Nachkommen, wie Ratibor II. hatte. In welchem Verhältnis stand also Jaksa Gryfita zuvor zu Wartislav, um nur seine Söhne als seine Nachfolger zu erwählen? War er vielleicht noch ein unehelicher Sohn von Wartislav, der das Haus der Greifen begründete?


In Nakel herrschte einst mit Suatopolk ein Daglinger, der als Vorfahre der pomeranischen Greifen gilt. Damit stammen auch die Greifen von skandinavischen Wikingern ab.

Weiter gedacht kommen als Vorfahren des "Oderherzogs" Suatopolk nur Wikinger in Frage, wenn dieser für seinem Verwandten Boleslaus Schiefmund von Nakel aus, für die Daglinger über Teile von Hinterpommern herrschte. Im Herzogtum Gnesen beteiligte sich Jaksa Gryfita an wichtigen Adelsversammlungen und 1167/68 gemeinsam mit seinem Schwager Swietoslaw an einer Verschwörung gegen den Seniorherzog Boleslaus IV. Um Krakau, um Mechovia in Schlesien und im Lubliner Gebiet erwarb Jaksa Gryfita noch weitere Besitzungen und Rechte, die seine Macht vergrößerten und ihn zum führenden Adligen nach den Fürsten machten. Als er 1176 starb, hatte zuvor Jacza das von ihm 1163 gegründete Kanonikerstift in Mechovia als Grablege ausgewählt, womit er angeblich seine Abkehr von seiner früheren Herrschaft in Copnic demonstriert hätte. War er aber ein Angehöriger der Greifen, die wieder den Daglingern entstammten, könnte er für sie bereits von Copenic aus über den Barnim und Teltow geherrscht haben. Als er nach der Brandenburg griff, werden die Daglinger auch nur deshalb mit geholfen haben, weil er die gleichen Wurzeln hatte. Damit wird auch Jaksa Gryfita ein Daglinger gewesen sein, der mit eigenen ranischen Kriegern (Wikinger) für Gnesen über den Großraum von Berlin herrschte. Und zwar erst, als Boleslaus Schiefmund sein Herzogtum westlich der unteren Oder ausdehnte. Wie Suatopolk könnte deshalb auch Jacza über Copenic eingesetzt worden sein, dessen örtliche Vorgänger sicher noch völlig eigenständig geherrscht haben.

Primärquelle: Wikipedia