Die Lepontier - Gefährten des Herakles?

Die Lepontier werden von antiken Autoren als ein Volk beschrieben, dass in den Zentralalpen an den Quellen des Rheins (Caesar, «De bello gallico» IV, 10) und der Rhone (Plinius der Ältere, «Naturalis historia» III, 24, 134 f.) sowie südlich der Wasserscheide der Alpen bis im Norden von Como (Strabo, Buch IV) siedelte. Inschriftlich wird es auf der Liste der von Rom unterworfenen Alpenvölker auf dem «Tropaeum Alpium» (7./6. v.Chr.), einem römischen Siegesdenkmal in La Turbie (oberhalb des Fürstentums Monaco), erwähnt. Es kann sich also um einen Eigennamen handeln.


Dieses Bronze-Ornament soll den Kopf einer Lepontierin zeigen. Möglicherweise ist jedoch eher eine Göttin dieses Volkes gemeint, ihre Nase ist wie der Schnabel eines Vogels geformt

Archäologisch lassen sich die Lepontier im Eschental (Val d'Ossola), im Oberwallis (Binntal), im Sopraceneri – wo im modernen Toponym der Leventina der alte Name der Lepontier fortlebt – und im Misox nachweisen, also in einem Gebiet, das wegen zahlreicher Alpenübergänge vom oberen Rhein- bzw. Rhonetal in die Poebene von großer strategischer Bedeutung war. Die Hauptstädte der Lepontii waren Oscela, heute Domodossola, Italien, und Bilitio, heute Bellinzona, Schweiz. Ihr Gebiet umfasste noch die Südhänge des St. Gotthardpasses und des Simplonpasses, was in etwa dem heutigen Ossola und Tessin entspricht.

Die Lepontier waren Nachbarn der Raeten in der Schweiz und in Norditalien. Ein Alpenvolk, das im ersten Jahrtausend vor Christus im Gebiet des heutigen Tessin, Graubündens und Oberitaliens, südlich der Hauptalpenkämme und im Bereich der norditalienischen Seen siedelte und nahezu in Vergessenheit geriet. Das Helms-Museum zeigt unter dem Titel „Zwischen Kelten und Etruskern" eine umfassende Ausstellung über das mythische Volk, das damit zum ersten Mal in Hamburg vorgestellt wird. Vor gut 100 Jahren gelangten die ersten Fundstücke aus dem Tessin ins Schweizerische Landesmuseum und führten zu einer wahren Forschungseuphorie auf dem Gebiet der südlichen Eidgenossen. Das Ergebnis: Mehrere tausend Fundstücke, zumeist Grab-Beigaben, die überwiegend aus dem siebten bis ersten vorchristlichen Jahrhundert stammen, also aus der Eisenzeit.


Die Lepontii siedelten nördlich des Lago Maggiore.

Die Funde beleuchten den Alltag und die Vorstellungswelt der Lepontier, deren Kultur von der strategisch und klimatisch günstigen Lage des Tessins profitierte. So ging der Alpenhandel über ihr Gebiet, es gab rege Kontakte mit den Nachbarvölkern, und so war ihre Kultur gleichermaßen von nord- und südeuropäischen Einflüssen geprägt. Die Lepontier waren geschickte und fantasievolle Kunsthandwerker. Die Bronzegefäße, die sie hinterließen, das Tafelgeschirr, die mit Blech verzierten Gürtel, geben davon einen Eindruck.


Der Helm eines Lepontiers


Und noch eine andere interessante lepontische Helmform

Die Hamburger Ausstellung mit den Exponaten aus dem Schweizerischen Nationalmuseum illustriert die Entwicklung von Kunst und Kultur der Lepontier. Dazu gehören Keramik und Schmuck, Waffen, Armreifen, Gefäße und Gewandfibeln. Die formale Entwicklung belegt, dass die Bergbewohner zunächst um 500 v. Chr. unter den Einfluss der Etrusker gerieten, die damals die Po-Ebene besiedelten. Von ihnen übernahmen die Lepontier neue Formen für Helme und Schwerter. Aber auch die mitteleuropäische Latènekultur erweiterte ihren Formenschatz. Und es waren die Latène-Clans, bei denen das Volk Formen und Methoden sah, die es zu kopieren oder zu adaptieren lohnte. Die Forscher haben die unterschiedlichen Stilwandel nicht nur an Helmen und Waffen, sondern auch in der Gestaltung dekorativer Gürtelbleche auf ihre Details untersucht.

Dennoch bleiben viele Fragen. Bis heute ist nicht geklärt, wie die Lepontier wohnten, wie ihre Häuser aussahen und wie ihre Gemeinschaft funktionierte. Man weiß nicht, welche Götter sie verehrten. An Gefäßen finden sich Darstellungen so genannter Seelenvögel, die darauf hindeuten, dass die Lepontier an ein Jenseits glaubten. Die Vögel sollten offenbar die Verstorbenen auf ihrer Reise begleiten. Die Toten wurden mit Grab-Beigaben bestattet, auch Opferplätze wurden gefunden. Seelenvögel sind jedoch auch von anderen Völkern bekannt, sie gehen auf ein urzeitliches Wächtermotiv zurück, wo solche Vögel auch als Götterbiten angesehen wurden. Für ein solches Motiv steht in Indien der Garuda und in Europa bestimmte Asen, die sich wie Freya im Federkleid durch den Himmel bewegen konnten.

Mit der Herrschaft des Kaisers Augustus kam das Ende der Lepontier-Kultur in den Alpen. Die Römer unterwarfen nicht nur deren Nachbarn, die Etrusker, sondern auch das Volk in den Bergen, das unter den Einfluss der römischen Kultur geriet und dann vergessen wurde. Woher die Lepontier kamen, und wer sie waren? Cato der Ältere schrieb um 150 vor Christus, sie stammten von den Tauriskern, und Plinius der Ältere glaubte zu wissen, dass sie Nachkömmlinge von den Gefährten des Herakles waren, die dieser beim Überqueren der Alpen zurückgelassen habe, weil sie unter Erfrierungen litten. Herakles wurde jedenfalls in der älteren Literatur mit Thor gleichgesetzt.

Primärquelle: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008018/2008-02-14/
https://www.welt.de/print-welt/article31...usgegraben.html
https://www.ricardo.ch/de/a/die-lepontie...ies-1084750524/
https://www.cb-gallery.com/en/produkt/le...tem-frauenkopf/

Die Ahnen der Lepontier

Ist es nicht seltsam, dass sogut wie niemand in der Lage ist den offensichtlichen Eigennamen der Lepontier zu deuten? Durchforstet man das Internet, steht man mit leeren Händen da. Einzig die italienusche Wikipediaseite hat sich versucht und deutet Lepontii aus dem Lateinischen, doch es wurde nur vom Altgriechischen Lēpontiī übernommen. Übersetzt hat man es nicht, ja nicht einmal versucht. Das Altgriechische entstammt jedoch der indogermanischen Sprache und nur diese Sprache bringt weiter, wenn man es denn will.


Das Val d'Ossola war das wichtigste Siedlungsgebiet der Lepontier, was sie nach ihrer Ankunft nie verlassen haben.

Laut dem Indogermanischen Wörterbuch von Prof. G. Köbler, dass immer wieder mit einer großen Zahl mehrdeutiger Wörter aufwartet, kommen wegen den alteuropäischen Ahnenkulten nur zwei Wörter in Frage, aus denen sich der Name der Lepontier zusammensetzt. Zum einen ist es *ləp (*lāip) was für ein leuchtendes Objekt steht und mit Lampe verknüpft wurde, aber dazu noch für Himmel und Dach steht. Das lässt sich sogar noch soweit präzisieren, dass auch ein "Obergemach in einem Haus" gemeint ist. Zusammengenommen ist also alles andere als ein natürlich leuchtendes Objekt im Himmel gemeint. Dieses *ləp (*lāip) ist wieder um mit einem zweiten Wort zusammengesetzt wurden, für das laut dem Indogermanischen Wörterbuch nur *ond in Frage kommt und mit Stein oder Fels gedeutet wird. Insgesamt wäre damit der Name der Lepontier mit "Himmelsstein"-Leute zu übersetzen! Was für ein "Himmelsstein" gemeint ist, lässt sich hier leicht beantworten: Es ist nur ein Weltenei gemeint, das einst naheliegend im Lago Maggiore wasserte. Die Ahnen der Lepontier haben danach die Ufergegend nördlich des Seegebietes besiedelt und bis zu ihrer Unterwerfung durch die Römer nie verlassen.

Gibt es auf diesem Himmelsstein-Hintergrund bezogen noch einen erweiterten Bezug zu Herakles, der schon so oft mit Thor gedeutet wurde. Wir behalten das in Erinnerung, wenn man ausgerechnet dieses Volk als Gefolge dieses Gottes darstellt, der als Ase mit seinem Himmelswagen donnernd den Himmel durcheilte.

Die Lepontier ordnet man heute dem weiteren Kulturkreis der Golaseccakultur, die verschiedene Völkerschaften in der Gegend um Mailand (Insubrer) und zwischen Como und Bergamo (Orober) umfasste. Es wäre also zu klären, in welchem Verhältnis diese Stämme zu den Lepontiern standen oder ob sie sich einst von ihnen nur abgespaltet haben. Diese Völker spielten vom 7. bis zu Beginn des 4. Jahrhunderts v.Chr. eine zentrale Rolle als Mittler im Handelsverkehr zwischen den Etruskern und den nordalpinen Hallstatt-Clans.

Zwei Orte ragen aus der Geschichte der Lepontier heraus: Ihre Hauptstadt Oscela, die die Römer Oscela lepontorum nannten, und heute Domodossola bekannt ist und Bilitio, die heutige Bellinzona.

Oscela, Oscela lepontorum:

Der griechische Geograph Claudius Ptolemäus (zweites Jahrhundert a.C.) ist der erste, der die Stadt als wahrscheinliche Hauptstadt der Leponzi erwähnt und sie Oksela Lepontiorum nennt. Diese Ersterwähnung hilft Oksela im Indogermanischen zu deuten. In fast überwältigender Mehrheit setzt sich dieses Wort aus *okᵘ̯ für Auge und *selos für See oder *sēlo für Nachkommen zusammen. Es kommt also "Augensee" oder Augenleute in Frage, wobei mit diesem Auge nur ein Dilmun im Lago Maggiore gemeint sein kann.


Auf dem Coppellonato wurde auf eine flache kreisrunde Erhebung herausgearbeitet, in dessen Mitte man eine kreisrunde Öffnung als Schale platzierte. So sah der Schöpfungsort der Lepontier aus. Er wurde in ähnlicher Form noch an vielen weiteren Orten im Val d'Ossola entdeckt.
Gianni Careddu, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-4.0

Und diese Deutung wird noch vom Felsbrocken Coppellonato in den Gärten der Rosminianer Patres am Sacro Monte Calvario untermauert, zusammen mit anderen Funden, die im gesamten Val d'Ossola gefunden wurden. Sie belegen die Anwesenheit von Bewohnern im Tal seit prähistorischen Zeiten und das eingearbeitete kreisrunde Objekt zeigt im Felsbrocken auf, dass hier nur ein Himmelsauge gemeint sein kann, was auch bei den Cup and Ring Markern gezeigt wird. Es zeigt nichts anderes als ein Himmelsauge und zwar inmitten einer flachen runden Erhebung, die insgesamt die äußere Form eines geöffneten Dilmuns zeigt. Es ist der Schöpfungsort der Lepontier-Ahnen! Der Name des Val d'Ossola geht namentlich ebenfalls auf die Etymologie von Oksela zurück.


Nach allem, was die Lepontier über ihre Herkunft hinterlassen haben, werden ihre Ahnen aus einem Dilmun stammen, der einst inmitten des Lago Maggiore stand. Der Name Maggior soll sich nur auf seine Größe beziehen, doch wenn er sich aus dem Indogermanischen herleitet steht dort *magʰ für Maschine, Gerüst und Zauberer. Dazu noch für Nachkommen, Mutter und Kraft. Das indogermanische *mag̑ beschreibt als Schüssel genau das, die etwa von Lepontiern kreisrund auf Steinen dargestellt wurde. Der zweite Teil des Namens könnte auf *gerōu für schreien oder Kranich zurückgehen, was entweder einen Lärm- oder Wächterbezug beschreibt

Die archäologischen Zeugnisse zu den Lepontiern gehen auf die Mitte des 6. Jahrhunderts v.Chr. zurück und bestehen im Wesentlichen aus Grabbeigaben von Nekropolen, die hauptsächlich in der Gegend von Bellinzona (Arbedo, Giubiasco) entdeckt wurden. Die für die Beigaben verwendeten prestigeträchtigen Materialien (Bronzegeschirr, Bernstein, Korallen) sind Ausdruck einer bemerkenswerten wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung, die durch die Kontrolle der Alpenübergänge und Handelsströme ermöglicht wurde. Die überlieferten Inschriften (Grab-, Weihinschriften, Besitzervermerke, Inschriften auf Silbermünzen) sind in einem von den etruskischen Schriftzeichen abgeleiteten Alphabet verfasst, dem sogenannten Alphabet von Lugano, was im ganzen Gebiet der Golaseccakultur vom 6. bis ins 1. Jahrhundert v.Chr. nachweisbar ist. Die lepontische Sprache gehört zur Sprache der Hallstatt-Clans. Der Charakter dieses Volks bildete sich vor den Einfällen der Gallier in Norditalien 388 v.Chr. heraus und entsprach später der Kultur der Latène-Clans. Er geht wahrscheinlich auf die späte Bronzezeit zurück (1300 v.Chr.), womit die Ahnen der Lepontier spätesten im 2. Jahrtausend v.Chr. das nördliche Seegebiet besiedeltet haben.

Primärquelle: Wikipedia
https://www.visitossola.it/de/homepage/e...iet/vigezzotal/
Stiehler, Diener und Krieger

Das Erbe der Lepontier

Wer lernte von wem etwas und was haben die Lepontier ihren Nachfahren hinterlassen?

In den Schriften der Autoren der Antike vermischt sich die Beschreibung der Herkunft der Lepontier mit Legenden und widersprüchlichen Versionen. Dazu gehört auch jene Sage, die nach Plinius die Lepontier als Gefährten des Herkules beschreibt. Bei der Überquerung der Alpen hätten sie den Gebrauch ihrer Beine vergessen und blieben an jener Stelle zurück, wo das geschah. Nach Polybios und Cato wäre ihr Ursprung ligurisch, doch Strabo (58 a.C. -25 von .C. ungefähr) ordnete sie wegen Ähnlichkeiten den Camuni zu, es war ein Stamm, der sich aus mehreren Clans zusammensetzte. Zu den Camuni würde das Toponym Camorino, als Stadtteil von Bellinzona passen.

Aus der Analyse ihrer Sprache und der alten Toponymie der Lepontier-Gebiete wurde die Hypothese aufgestellt, dass dieses Volk schon vor der gallischen Einwanderung in die Po-Ebene existierte. Oder mit anderen Worten: Es wird die Vermutung untermauert, dass die Lepontier immer nur nördlich des Lago Maggiore siedelten und keine Anhaltspunkte existierten, dass es aus einer anderen Region zugewandert wäre. Was auch immer sie für Elemente aufnahmen geschah durch Handel mit der unmittelbaren Nachbarschaft. Doch Schwerter des La Tène B-Typs sagen tatsächlich nicht wirklich etwas über die Kriegstüchtigkeit der Lepontier aus.


Bellinzona in der südlichen Schweiz. Der Ort galt von Lepontiern bewohnt und er dürfte nach ihrer höchsten Gottheit benannt sein: Belinus (Belenus). Örtlich wohl als "Belinsunna" bekannt, beschreibt er zugleich, dass es eine Sonnengottheit war

Wie schon erwähnt, gehörte auch Bellinzona, zu deutsch Bellenz oder Bellentz zu den bekannteren lepontischen Hauptorten. Der Name Bellinzona leitet sich vielleicht vom lateinischen Namen Bilitiō ab. Die Etymologie des Namens ist unsicher und die falsche Vorstellung, dass der Name von der Phrase "Kriegsgebiet" abgeleitet ist, ist ein Beispiel für Volksetymologie. Die am meisten anerkannten Hypothesen sind zwei: Die erste bezieht sich auf die vermeintlich geographische Lage der ursprünglichen Bellinzona-Siedlung, die sich auf dem Ausläufer des Castelgrande-Felsens befindet. Demnach soll er sich vom "keltischen" Worte "briga" ableiten, was Berg oder Hügel bedeuten würde. Die zweite hingegen verbindet Bellinzona mit dem lateinischen Personennamen Belitius oder Bellitio. Irgendein Name wird das jedoch nicht gewesen sein, sondern er dürfte sich wenigstens von einer ähnlich klingenden Gottheit, wie z.B. dem Quellgott Belenus (Der "Weiße") ableiten. Dieser ist auch als Belinus bekannt und wird immer wieder als Beiname von Apollo (Apollon) angesehen.

Eine weitere, weniger bekannte Hypothese würde den Namen Bellinzona vom Wacholder ableiten, wie aus der Wurzel in den Dialekten im Val d'Ossola und im westlichen Tessin hervorgeht. Bilitio würde daher für Wacholderwald stehen oder einem mit Wacholder bedeckten Ort beschreiben. Er wird jedoch von der gleichen Wurzel des irischen gallischen bil für heiliger Baum angenommen.

Letzteres ist ganz gewiss ernstzunehmen, zählt doch der Siedlungsraum Bellinzona zu den ältesten der Schweiz überhaupt, wo man schon Spuren aus dem 6. Jahrtausend v. Chr. fand. Dazu kommen noch megalithische Zeugnisse aus dem 3. Jahrtausend v.Chr., was auf einen größeren Siedlungsraum mitten in der Asenzeit hindeutet. Bellinzona kann also direkt von einem alten Götternamen abgeleitet sein, der auch als Sonnengott angebetet wurde. Vorzugsweise deshahalb von "Belinsunna", der so auch für den Sonnengott Apollon passt. Wenn man sich also heute fragt, an welche Gottheiten die Lepontier glaubten, wenigstens eine wurde ganz sicher im Namen Bellinzona überliefert.

Wichtige Hinweise über die Geschichte der Lepontier stammen aus den Funden der Nekropole von Ornavasso, den landwirtschaftlichen Werkzeugen, aber auch dem Reichtum der Kits (reich an Silber- und Bronzekeramik), die in den Gräbern der ersten Phase der Nekropole von San Bernardo gefunden wurden. Sie zeugen von einer Bevölkerung, die sich hauptsächlich der Landwirtschaft und dem Pastoralismus, aber auch einem bemerkenswerten Wohlbefinden widmet. Die Artefakte stammen aus der Zeit zwischen dem zweiten und ersten Jahrhundert v. Chr. Das war noch zur Zeit, wo die Römer noch nicht die cisalpine Bevölkerung unterworfen hatte, doch gute Beziehungen unterhielt, damit ihre Händler die Alpenpässen passieren konnten. Es ist denkbar, dass die Lepontier eine Art Mautgebühr für die Passage im Tal erhoben. Weiter ist nicht ausgeschlossen, dass sie sogar Überfälle auf ihre südlichen Nachbarn durchführten.


Gürtelschnallen mit Sonnenrädern bezugen, dass die Lepontier identische Ahnenkulte zelebrierten, wie alle anderen alteuropäischen Stämme.

Die Verbreitung neuer Latène-Formen zeigte sich sogar in den Grabausstattungen der Lepontier und erfasste sowohl die Bekleidung, wie Fibeln und durchbrochene Gürtelhaken als auch die Bewaffnung mit Helme und Langschwerter aus Eisen. Neben diesen Einflüssen hatten die örtlichen Traditionen Bestand. Die Keramik bewahrte in der Formenentwicklung Kontinuität und die neuen Fibeln wurden umgestaltet und Typen geschaffen, die spezifisch für das Zentralalpengebiet sind.

Als Folge der römischen Expansion in der Poebene kamen die Lepontier ab dem 2. Jahrhundert v.Chr. schrittweise mit römisch geprägten Sitten und Gebräuchen in Kontakt und sie übernahmen erneut – in einem radikal veränderten historischen Umfeld – die Rolle von Mittlern zwischen der Nord- und der Südseite der Alpen.

Mit den Feldzügen des Augustus (35-15 v.Chr.), deren Ziel die Unterwerfung der Alpenvölker zur Sicherung der Handelswege und des militärischen Durchgangs durch die Alpen war, wurden die Lepontier ins römische Verwaltungs- und Wirtschaftssystem integriert. Trotz tiefgreifender Akkulturationsprozesse überlebten einige traditionelle Elemente der Lepontier, besonders bei der weiblichen Bekleidung und den Bestattungsriten, bis ins 2.-3. Jahrhundert n.Chr.

Primärquelle: Wikipedia
https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008018/2008-02-14/

Sesto Calende und der Hirsch als Schöpfungswesen

Sesto Calende ist eine atemberaubend schöne Gemeinde in der Lombardei und befindet sich am südlichen Ende des Lago Maggiore befindet. Naturlandschaften mit Bilderbuchqualitäten betten die Ortschaft ein. Doch das ist nicht alles, sie gehört auch zu den Fundorten der sogenannten der sogenannten "Golasecca"-Kultur. Dieser ging unmittelbar der Zeit der fassbaren Lepontier voraus, oder mit anderen Worten: Es handelte sich um Clans, am Lago Maggiore, von denen die Lepontier abstammen. Diese "Golasecca"-Kultur wurde der frühen Eisenzeit Norditaliens zugeordnet, sie hat ihren Namen von der Stadt Golasecca in der Provinz Varese in der Lombardei, in unmittelbarer Nähe zum Tessin. Sie wird als "Proto-Golasecca" frühestens auf ca. 900 v.Chr. datiert und geht in jene Zeit über, wo de Lepontier ins Licht der Zivilisation treten. Sie wird zugleich als Nachfolger der Canegrate-Kultur angesehen. Ihr Hauptort wurde bei Canegrate als Nekropole mit etwa 200 Gräbern entdeckt. Von denen stellen sich einige als einfache Gruben dar und andere eine mit Stein und Kieselsteinen bedeckte Gruben, in denen sich zahlreiche Bronzeobjekte befanden. Die Stätte erwies sich als eine der größten in Norditalien, wurde bis 1200 v. Chr. zurückverfolgt und zwischen der mittleren und der jüngsten Bronzezeit eingeordnet.


Ein Bronzegefäß mit zwei spektakulären Motiven: Schlangenleibige Hirsche unter kreisrunden Himmelsaugen-Symbolen. Beides sind unzweideutige Schöpfungsmotive
Sailko, Wikimedia Commons, CC-BY-3.0

Zu den Funden gehören auch Bronzegefäße auf denen schlangenleibige Hirsche unter kreisrunden Himmelsaugen-Symbolen dargestellt wurden. Das Himmelsaugen-Symbol wird sonst noch gern mit der Atlantis-Symbolik verknüpft, die man sich als kreisrunde Insel mit Ringen drumherum vorstellt. Doch Atlantis war nur ein Name von vielen, die von einer runden Götterinsel erzählen, die auf drei und vier Standbeinen temporär vor vielen Flussmündungen der Erde stand. Oder eben auch in größeren Seen, wie in den Alpen, wo die Asen das abgetaute Gletscherwasser absaugten. Der Hirsch gehörte dabei zu jenen Tieren, die wie die Schildkröte eine Dilmun symbolisierten, deswegen erzählte man sich auch, dass es vier Hirsche gab, die sich an den Knospen des Weltenbaums labten. Dieser vier Hirsche standen für die vier Dilmun-Systeme der Asen, die auf der Erde ihr Soma brauten: Superreines Süßwasser, destilliert aus dem Dampf des erhitzten Fluss- oder Seewassers.

Neben den Lepontiern entstammen der Golasecca"-Kultur noch die Insubri südlich des Lago Maggiore, die Orobi in der Gegend von Como und Bergamo und die Levi und Marici im Raum Pavese und Lomellina.

Primärquelle: Wikipedia
Stiehler, Diener und Krieger

Die Insubri und die Gründungslegende von Mailand

Bis heute halten die Diskussionen an, welchem ethnischen Hintergrund die Insubri angehörten. Nach einer These soll es sich um eingewanderte Hallstatt-Clans handeln, die im 7. und 6. Jahrhundert v.Chr. eingewandert wären, eine andere These will sie Liguren, zuordnen, wie man es auch den Lepontiern nachsagt.

Über die Insubres schrieb der lateinische Historiker Livius. Seinen Schriften zufolge erlitt ganz Norditalien zwischen der alpinen Wasserscheide im Norden und Westen, den Flüssen Adda und Oglio im Osten und dem emilianischen Apennin im Süden im Laufe der Jahrhunderte wiederholte Invasionen gallischer Clans. Er argumentierte, dass es neben der gallischen Invasion des vierten Jahrhunderts v.Chr. noch einen weiteren Präzedenzfall gab, der gegen Ende des 7. und zu Beginn des 6. Jahrhunderts v.Chr. datierbar war. Diese Hypothese von Livius wird von anderen antiken Historikern nicht unterstützt und es finden sich auch keine Anhaltspunkte aus archäologischer Sicht. Wenn die Hypothese einer gallischen Invasion im 7./ 6. Jahrhunderte wahr wäre, hätten beträchtliche und drastische Veränderungen bei den Bräuchen dieser "Golasecca" -Population um diese historische Periode herum stattgefunden. Die Untersuchung der Objekte, die in den Grabbeigaben gefunden wurden, die der Golasecca-Kultur zwischen dem zehnten und vierten Jahrhundert v.Chr. zugeschrieben werden, beweist dagegen eine fortschreitende und langsame kulturelle Entwicklung ohne radikale Veränderung. Also genau wie bei den Lepontiern, die nachbarschaftliche Kulturmerkmale vereinnahmt hätten. Bei den Insubri finden sich Kulturelement von venetischen Clans, Hallstatt-Clans und Etruskern, die sicher durch Handelsverbindungen Eingang fanden.

Schließlich muss in Bezug auf ihre mögliche Herkunft gesagt werden, dass die Insubri wahrscheinlich zusammen mit den anderen protokeltischen Völkern der Golasecca-Kultur in Norditalien in einer Zeit ankamen, die vom zweiten Jahrtausend v.Chr. bis in die Bronzezeit reichte und vom Süden des heutigen Frankreichs aus eingewandert wäre, einen Teil des ligurischen Territoriums besetzte und dort sich jener Stamm formiert hätte, denn man einen gallisch-ligurischen Hintergrund nachsagen möchte. Betrachtet man jedoch den riesigen Jahrtausende umfassenden Zeitraum, spielt der Begriff einer "Einwanderung" überhaupt keine Rolle, zumal zu dieser Zeit die eher wegelosen Alpen keineswegs zur Durchwanderung größerer Stammesgruppen einluden. Und wenn es schon einzelne Familien-Clans immer wieder mal über Pässe schafften. Auf der anderen Seite gingen sich relativ spurenlos in den bereits bestehenden Clan-Gesellschaften auf. Erst im 4. Jahrhundert v.Chr. gab es eine größere Invasion von Latène-Clans aus Gallien, das Wegesystem durch die Alpen war jetzt wesentlich ausgebauter, als in den Jahrhunderten zuvor.

Für eine lepontische Verwandtschaft spricht nicht nur die Nähe zu diesem Stamm am Lago Maggiore, sondern auch die Verwendung des lepontischen Alphabets, was von den Insubri sogar weiterentwickelt wurde. Wir könnten also die These aufstellen, dass die Insubri der südliche Zweig der Lepontier waren, der innovativ alle Lepontier beeinflusste. Sie haben dieses Alphabet zuerst von den Etruskern übernommen und dann als Variante weiterentwickelt.


Mailand 1910 - Es wird angenommen, dass die Stadt zuerst "Medhelan" hieß, was indogermanisch gedeutet auf einen Ort hindeutet, wo es Honigwein (*médʰu) zu trinken gab. Solche Orte befanden sich meistens in unmittelbarer Nähe vorzeitlicher Heiligtümer. Für diese Deutung spricht, dass der zweite Namensteil nach *elen einem Hirsch benannt sein wird, der einen mythischen Quell- und Schöpfungsort symbolisiert.

Nach einer Legende, die von Tito Livio überliefert wurde und im Mittelalter von Bonvesin de la Riva aufgegriffen wurde, fand die Gründung Mailands im 6. Jahrhundert v.Chr. statt. Sie fand angeblich an einer Stelle statt, wo eine halbwollige Sau gefunden wurde. Clans unter der Führung des Belloveso hätten hier die Etrusker besiegt. Sie sollen einem Volk entstammen, dass bis vor der Schlacht das Tessin beherrscht hätte. Doch damit könnten die Lepontier aus dem Raum Bellinzona gemeint sein.

Nach heutiger Ansicht wurde Mailand um 590 v. Chr. gegründet und trug vielleicht den Namen Medhelan zuerst. Er befand sich in der Nähe eines Heiligtums eines Stammes, der zur Insubres-Gruppe gehört und zur Golasecca-Kultur gehört. Oder mit anderen Worten: Mailand wäre naheliegend eine lepontische Gründung und wurde nach Livius erst von den Römern in Mediolanum umbenannt. Gegen eine lepontische Gründung spricht jedoch die Legende des Belloveso, einem Neffen des Biturigen-Königs Ambicatus, der sozusagen mit einem Verband über das Tessin nach Oberitalien einfiel. Möglicherweise haben sich dem Belloveso Lepontier angeschlossen, doch beweisen lässt sich das heute nicht mehr. Nur die Tessiner Herkunft ist eine diskutierbare Grundlage.


Darstellung der mythischen "Halbwollsau" - Unabhängig dieses Namens, könnte man dieses Wesen auch als Eber interpretieren, dem Reittier Freyrs, der in Europa in noch älterer Zeit als Yngvi (Ingwio) bekannt war. Die Geschichte könnte also so abgelaufen sein, dass die Biturigen unter Belloveso hier ein wanisch-ventisches Heiligtum eroberten und danach diesen Ort einfach neu gegründet haben.
M.casanova, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-4.0

Der zweite Mailand-Aspekt ist die erwähnte Halbwollsau als Fabelwesen. Warum hätte man Mailand ausgerechnet an jenem Ort gründen sollen, wo man ein Fabelwesen angetroffen hatte? Nach einer mittelalterlichen Überlieferung kam Belloveso bei Insubri an und befragte erst ein Orakel für die Gründung einer Stadt. Dieses Orakel könnte zugleich jenes Heiligtum gewesen sein, wo man die Halbwollsau "gesehen" hatte. Sie könnte zugleich eine Orakel-Gottheit symbolisieren, die vor Ort von umliegenden Stämmen befragt wurde. Hier kamen also immer wieder viele Menschen zusammen, was sicher ein idealer Ort für eine Stadtgründung war. Das eberähnliche Fabelwesen könnte jedenfalls mit dem Eber als göttliches Reittier in Verbindung stehen, für das in Europa Freyr bekannt war.

Primärquelle: Wikipedia (it.)

Die Orobii (Orumbovii)

Den Orobii oder auch Orumbovii wird heute nachgesagt, dass sie, wie die Lepontier und Insubri der Golasecca-Kultur entstammen würden. Sie bewohnten in prähistorischer Zeit die Täler von Bergamo, Lecco und Como. Mindestens Bergamo, Lecco (Licini Forum), Parra und Como wurde von ihnen gegründet. Plinius der Ältere, hat den Stammesnamen aus Origines, einem verschwundenen Werk von Cato dem Zensor, zitiert, und dieser schreibt ihnen die Gründung der benannten Städte zu:

"Cato bezeugt, dass Como und Bergamo und Licini Forum und andere Orte zur Umgebung der Orumbovii-Linie gehören, aber er sagt, er ignoriere den Ursprung dieser Bevölkerung, von der Cornelius Alexander lehrt, dass sie aus Griechenland stammt, auch nach der Interpretation des Namens, der erklärt, wie Populationen das Leben in den Bergen führen. An diesem Ort verschwand Parra, die Stadt der Orumbovii, von der, so Cato, die Bergomati abgeleitet wurden und die noch heute ein Ort zu sein scheint, der berühmter als glücklich ist." (Plinius der Ältere)

In den zahlreichen Handschriften der Naturalis Historia, die erhalten geblieben sind und in europäischen Bibliotheken aufbewahrt werden, wird der Name Orobii in der Regel transkribiert. In der großen von 1469, die als die älteste gilt, erscheint Orumbovii und in der leidensschen, die auch als eine der ältesten gilt, werden sie Orumobii genannt. Nachfolgend werden sie als Orumbivi erwähnt.

Klassische Historiker, wie Plinius selbst, betrachten sie als griechischer Herkunft und verfolgen die Etymologie des Namens aus dem Griechischen "Ορων βιον". Die moderne Interpretation ist anders. Eine bessere Analyse des Namens zeigt einen wahrscheinlicheren ligurischen Ursprung: oder ist ein vorindoeuropäischer Begriff, der Wasser bedeutet. Dazu ist auch bo ein indoeuropäischer Begriff, der Wohnungen oder Wohnorte bezeichnet. Wenn man bedenkt, dass der Name Orumbovi von den Galliern an die Römer weitergegeben wurde, ist nichts logischer, als ihn mit "Diejenigen, die auf Wasser oder Stelzen wohnen" zu interpretieren. Mit anderen Worten: Man könnte davon ausgehen, dass sie auf Pfahlhäusern an den Ufern des Comer Sees wohnten. Für Orobii, die fern eines Sees siedelten passt das natürlich nicht, weshalb diese Interpretation generell fraglich bleibt. Trifft er doch auf alle Orobii zu, könnte vielleicht von der Herkunft ihrer Ahnen erzählt werden, die von einem Ort stammen, der auf Stelzen in einem See stand.

Zum indogermanischen Hintergrund des Namens passt auch die Deutung, wonach Orobii vom gallischen orbioi abstammen würde, was "die Erben" bedeutet. Es ist vergleichbar mit den weiblichen Formen Orobia und Urbia (früher *Orbia), den alten Namen des Flusses Orge und des Rage Bach [fr], und mit dem i-Stamm Orobis, jetzt der Orb Fluss. Statt es gallisch zu erklären, da die Einfälle solcher Clans erst im 4. Jahrhundert v.Chr. belegt sind, ist es besser ihn indogermanisch von *orbʰo oder *h₂orbʰo herzuleiten und danach zu fragen, wessen "Erben" sie gewesen wären. Da es darauf keine Antwort geben kann, dürfte das "Or" oder "Hor" von einem Eigennamen abstammen und mit "Wohnort der Or" oder "Hor" zu übersetzen sein. Der auf *bʰō endende Name impliziert dazu einen mythischen Schöpferort dieses Stammes, denn es wird neben einem "Backhaus" auch als Schüssel oder Schale gedeutet, was uns an die Lepontier und ihren Cup-Darstellungen in Felsen erinnert.

Die Gründer von Bergamo


Bergamo 1940 - Es wurde bisher argumentiert, dass die Stadt zuerst Bèrghem genannt wurde und danach latinisiert wurde. Wegen seiner langobardischen Geschichte könnte Bergamo diese Namensform auch aus dieser Zeit erhalten haben. Germanische "haim"-Namen beziehen sich immer auf Heimdall

Als erste Bewohner gelten Ligurier, genauer gesagt die Orobii, gefolgt von Clans der Cenomani und Senoni. Im Lateinischen ist es als Bergomum bekannt. Transpadana Gallien wurde später der expandierenden Römischen Republik angegliedert und ab 49 n. Chr. wurde Bergomum eine römische Gemeinde. Wichtig für die heutige Namensform ist auch jene Periode, als die Langobarden über Bergamo herrschten.

Es gibt zahlreiche Hypothesen, die den Ursprung des Toponyms Bergamo erklären. Im klassischen Latein ist das Toponym als Bergomum bezeugt, während es im Spätlateinischen als Bergame erscheint. So wurde ein indoeuropäischer Ursprung des Namens vorgeschlagen, der ihn mit dem griechischen Pérgamon verbindet und Zitadelle oder Festung bedeuten würde. Und zwar in Anlehnung an eine befestigte Siedlung auf einem Hügel. Der Name könnte auch von einem vorlateinisches Basiswort barga für "Hütte" abgeleitet sein oder einen ligurischen Namen wie Bergima, eine Ortschaft in der Nähe von Marseille, von einer Wurzel *bherg, für "hoch". Der Bergamo-Historiker und Politiker Bortolo Belotti hat das Toponym mit früheren vorkeltischen Namen verglichen, von denen sich der Name Bèrghem ableitet, von dem Bergomum später nur noch die Latinisierung sein soll.

Es sollte beachtet werden, dass im modernen Deutsch Berg "Berg" bedeutet, und das Wort Heim für "Haus" steht, sowie im Schwedischen ebenfalls berg "Berg" und hem "Haus" bedeutet. Einer germanischen Etymologie von Bergamo, die sich aus dem germanischen *berga(z) "Berg" und *haima(z) für "Siedlung" und "Welt" herleitet, fehlen jedoch bis heute entsprechende Dokumente über rein germanische Siedlungen im Orobii-Gebiet. Bèrghem ist jedenfalls bis heute das Toponym, das im Bergamo-Dialekt verwendet wird.


Der fast pyramidenförmige Canto Alto ist auch als Cat Ólt bekannt und könnte auf den Sitz eines vorzeitlichen Kata-Clans verweisen.

Die Gründung der Stadt besitz jedenfalls Merkmale, die auf einen mythologischen Hintergrund verweisen. So dürfte der Canto Alto als erster erste Berg der Bergamoer Voralpen, der Hausberg dieser Stadt gewesen sein, auf dem sich der Name als "Bergort" beziehen könnte. Dazu kommt noch, dass die Oberstadt sich über ein System von sieben Hügeln erstreckt. Der Canto Alto wird auch Cat Ólt genannt, was auf einen Sitz eines früheren Kata-Clans hindeutet.

Primärquelle: Wikipedia (it)

Die Orobii als Gründer von Lecco und Como


Lecco 1910 am östlichen Zweig des Comer Sees - Ihr zuerst belegter Name "Leuco" könnte sogar auf Apollon (Leucadius) oder seiner Geliebten Leucotho zurückgehen

Der Ursprung des Toponyms Lecco ist nicht sicher, aber man behauptet heute es wäre "keltischen" Ursprungs, das sich mit Lech oder Loch verbindet und einen See benennen würde. Es findet sich in dieser Form in zahlreichen Dialekten und Toponymen von dieser Ableitung wieder, so in Irland, Schottland, Wales, Bretagne und Galicien. Angeblich sollen kurz vor dem Jahr 1000 v.Chr. einige Stämme von "Galliern" und "Kelten" aus Handelsgründen in das Gebiet von Lecco eingewandert sein, doch dafür gibt es archäologisch keine Belege. Trotzdem wird weiter behauptet, dass Leucos jener Name war, der von den Galliern stammen würde, die diese Gebiete bis zur Römerzeit bewohnten. Nach Cato sind es jedoch die Orobii gewesen, die diesen Ort am Comer See gegründet haben, die heute keinesfalls zweifelsfrei mehr als Gallier gelten, sondern wie die Lepontier eher den Liguriern zugerechnet werden. Und beide Stämme sind als Nachfahren der Golasecca-Kultur belegt, dass heißt, sie halten sich schon immer in ihren Siedlungsgebiet auf und stellen Zweige eines früheren gemeinsamen Urvolkes dar. Die Orobii (Horobii) hatten rund um den Comer See ihren Siedlungsschwerpunkt.

Die Römer haben den Namen unter der Herrschaft von Julius Cäsar in Leucum umwandelt. Dies schließt tendenziell die Hypothese aus, die von Historikern aufgestellt wurde, die Lecco von Anfang an eine römische Stadt gewesen wäre, die erst 95 n. Chr. von Licinius Crassus im Larian-Gebiet mit dem Namen Leucera gegründet wurde. Andere Theorien, vielleicht legendär, verfolgen die Etymologie einer griechischen Herkunft von Leukos für die "Strahlende" oder "Weiße", und stellt einen Bezug zu den schönen weißen Kalksteinfelsen her. Doch man spekuliert auch das der Name vom lateinischen lucus für Wald und/oder lacus für See abgeleitet wurde. Weitere Thesen beziehen sich auf eine Ableitung aus den alten indischen lokas für Land oder sogar auf das litauische laukas für ein offenes Feld.

Die Existenz der Stadt wurde jedoch erstmals 845 mit dem Erscheinen eines Dokuments mit dem Namen Leuco bestätigt. Leuco ist demnach auch die Grundlage, woraus das heutige Lecco entstand. Das am Comer See gelegene Lecco hat man jedoch sicher nicht nach den eher grauweißen Kalksteinfelsen benannt. Aus Sicht der Gründer ist das zwar nicht unbedingt auszuschließen, doch man war besonders im Altertum bemüht Ortsnamen mit Schutz- und Wächtergottheiten zu verknüpfen. Rom ist schließlich auch nach einem Göttersohn Romulus benannt. Für Lecce kommen deshalb nur zwei mythische Namen in Frage: Leucotho als Geliebte des Apollon, und er selbst, der noch als Leucadius bekannt war.


Como wurde im Mittelalter von den Deutschen Kam genannt

Das am westlichen Zweig des Comer Sees liegende Como sollen nach Cato ebenfalls die Orobii oder ursprünglich Horobii gegründet haben. Das von den Römern 196 v.Chr. eroberte Como wird von Tito Livio in Comum oppidum genannt. Gaius Julius Caesar gründete die Stadt 59 v. Chr. die Stadt neu und taufte sie Novum Comum. Das Toponym Comum (сомvм) ist die lateinische Form des ursprünglichen Comm, das von der lokalen Bevölkerung der Comenses verwendet und bis heute im Comer Dialekt beibehalten wird. Es soll von einer "keltischen" Wurzel Koimo, für "bewohnt" abstammen. Im späten fünfzehnten Jahrhundert ist auch das Exonym im Deutschen als Kam bezeugt, Kam leidet sich das wiederum direkt von Comm ab.

Im Indogermanischen Wörterbuch wird *kom mit dem griechischen κατά (katá) gleichgesetzt, was auf einen Kata-Clan am Comer See hindeutet, während *koimo als *k̑eimo tatsächlich für ein Heim oder Wohnort steht. Doch damit landen wir wieder bei der Etymologie von Bergamo ("Bergheim"), der als "haim"-Ort auf Heimdall weist.

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Die Anamari (Marici)

Die Anamari (Marici) sollen als altes ligurisches Volk der Golasecca-Kultur entstammen und ihre Clans haben ihre Spuren in der Provinz Pavia, der Provinz Alessandria und der Provinz Piacenza hinterlassen. Sie werden von Plinius zusammen mit den Levi als Gründer von Pavia genannt: "...die Ligurier, von denen die Levi und die Mariker Pavia unweit des Po gründeten.» Kein anderer antiker Autor benutzte diese Namensform Marici oder Mariker, die sonst nur als Anamari überliefert sind. So etwa Polybios: «Auf der anderen Seite des Po [im Süden], auf der Apenninenseite, sie die ersten Bewohner, von Westen aus gesehen, die Anamari.» «Die Konsuln Publius Furius und Gaius Flaminius drangen erneut in keltisches Territorium durch das Land der Anamari ein, die nicht weit weg von Marseille leben.» «Sie (die Insubri) überquerten den Po ... und nachdem er [Hannibal] das Gebiet der Anamari betreten hatte, belagerte er die Stadt namens Clastidium.»


Pavia 1944 - Die Gründung dieser Stadt wird den Anamari und Levi zugeschrieben. Sie wird erstmals vor der Eroberung durch die Römer als Ticinum erwähnt. Den Zusatz Papia erhielt sie erst nach der Ankunft der Langobarden, man weiß jedoch bis heute nicht was es bedeutet. Ticinum leitet sich hingegen vom Fluss Ticino (deutsch Tessin) ab, dem wichtigsten Nebenfluss des Po.

Es gab also ein Volk, die Anamari, das südlich des Po lebte, um Casteggio (Clastidium) herum, nur wenige Kilometer von Pavia entfernt. Die Tatsache, dass Polybios die Marici, als Volk dieser Gegend nicht namentlich nennt und Plinius die Anamari nicht nennt, kann natürlich dadurch erklärt werden, dass beide Namen zu verschiedenen Epochen das gleiche Volk bezeichnen. Als Variantennamen der Anamari sind sie auch als Anari und Anani bekannt. Wegen Polybios wurden die Anamari fälschlich als "Kelten" bezeichnet, doch sie werden heute als Ligurier angesehen. Livius informiert uns dazu, dass die ligurische Stadt Clastidium eine Stadt der Anamari gewesen wäre: «Die Städte Casteggio (Clastidium) und Retorbido, beide der Ligurier, und die beiden gleichen Reiche der Kerdiciati und Kellelati ergaben sich, alles südlich des Po war unter römischer Kontrolle mit Ausnahme der Gallier Boii und ligurischen Ilvates; 15 Städte mit 20000 Mann hatten sich ergeben»

Historiker glauben, dass die Anamari in der Nähe von Piacenza lebten, aber nur wegen der willkürlichen Korrektur (durch Cluverio) von Marseille mit Piacenza in der zitierten Passage von Polybios. In Wirklichkeit tat er nichts anderes, als seine sehr vereinfachte Vision der italienischen Geographie anzuwenden: Er glaubte, dass sich der Apennin und die Alpen oberhalb von Marseille verbanden (vgl. was über die Levi gesagt wurde), die Anamari waren die westlichsten Po-Tal-Leute, die ihm entlang des Apennins bekannt waren: Er kam irrtümlich zu dem Schluss, dass sie sich in der Nähe von Marseille (Masilia) befanden. Es wird daher nicht gesagt, ob die Anamari tatsächlich nahe Piacenza siedelten. Sicher ist, dass die Römer nach Abschluss eines Vertrags mit den Anamari in ihrem Gebiet der zukünftigen Via Postumia folgendermaßen weiterzogen, bis sie den Po im Gebiet des Zusammenflusses mit den Adda überquerten. Nur weiß man heute nicht, wo die Adda floss, vermutlich immer noch zwischen Piacenza und Cremona.

Welchen Bereich können wir an dieser Stelle den Anamari Marici zuordnen? Sicherlich den von Casteggio und Oltrepò Pavese wo sie bisvor die Tore von Pavia herrschten und dort mit den Levi lebten. Sie waren jedoch auch in Lomellina weit verbreitet, wie der Name der Porta Nica in den alten Mauern von Pavia zeigt, von wo aus die Straße nach Lomellina herauskam. Ein Tor mit dem gleichen Namen war in den Mauern von Alexandria vorhanden, was erst in den 900er Jahren abgerissen wurde und auf den Karten und Gravuren, die die Altstadt darstellen, noch deutlich sichtbar ist.


Casteggio hieß zuerst Clastidium - Der Name bezieht sich indogermanisch auf einen bebauten Hügel (*klāsto=Deckstein)

Das Gebiet der Anamari erstreckte sich bis in die Berge südlich von Casteggio, wie das Toponym Vicomaricus (heute Vigomarito zeigt. Es ist ein Weiler von Menconico in der Nähe von Varzi, aber auch Vicomarino, ein Weiler von Ziano Piacentino, in der Provinz Piacenza. Auch westlich von Casteggio, in der Nähe von Voghera, wo der Atlas von Magini (1620, aber basierend auf einem älteren Relief) das Dorf Mezzomerico platziert und als Mareghi in der Karte von Borgonio existiert, werden die Anamari geherrscht haben.

Und so können wir sie wieder mit den Maricii identifizieren, die laut Bernardo Sacco, einem Historiker aus Pavia des sechzehnten Jahrhunderts, im Castrum Mariciorum in der Nähe von Sannazzaro de 'Burgondi lebten, in der unteren Lomellina, die vom Po-Hochwasser zerstört wurde. Ihm wird die Pietra Marazzi, ehemals Petra Mariciorum, bei Alessandria zugeschrieben. Dies würde bedeuten, dass das Marici-Gebiet sich über beide Ufer des Po von der Provinz Pavia auf die nahe gelegene Provinz Alessandria auszudehnte. Ein weiterer toponymischer Begriff der Gegend ist Bosco Marengo (Lucus Maricorum) immer noch in der Nähe von Alessandria.

Die Schöpfungsgeschichte der Anamari ist ungewöhnlich: Nach Predestino leitet sich der Stammesname der Anamari von einem Zentaur namens Maros ab, der 123 Jahre lebte und dabei nur dreimal erwachte. Dabei soll er die Ausoni hervorgebracht haben. Maros wurde inzwischen noch als "keltischer" Riesenname gedeutet oder wäre ein Boii-Anführer namens Mariccus gewesen. Was nicht gedeutet wurde ist das Wort "ana" bei den Anamari. Indogermanisch übersetzt, kann es bei den Anamari jedenfalls mit Höhle oder Ase (idg. *anə) übersetzt werden und mari über das germanische *mari (idg. *mō̆ri) mit dem Meer. Mit anderen Worten: Die Ahnen der Anamari wurden von einem Ase im Meer erschaffen, was sie mit Anu und den Anunna verbinden könnte.

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Die Levi (Laevi)

Das Volk der Levi (Laevi auf Latein) wird heute als altes ligurisches Volk angesehen, was der Golasecca-Kultur entstammend, sich im Gebiet der heutigen Provinz Pavia niederließ. Der Volksname wurde von antiken Autoren auf verschiedene Weise interpretiert: Als Lai von Polybios und Laevi von Livius und Plinius dem Älteren. Die lateinische Variante wird bisher mit dem Siedlungsraum dieses Volkes auf dem linken Ufer des Po zusammengebracht: laeva ist die lateinische Übersetzung der "Linken".

Antike Autoren sind sich nicht einig über die Ursprünge dieses Volkes. Auf der einen Seite betrachtet der Grieche Polybios, der zwischen dem Ende des dritten Jahrhunderts v. Chr. und dem Ende des zweiten Jahrhunderts v. Chr. lebte, sie "keltischer" Abstammung und als einen der ersten Stämme, der die Alpen überquerte und sich am westlichen Ende der Po-Ebene an den Quellen des Po niederließen, zusammen mit den Menschen der Lebecii (Libui).


Lomello war als Laumellum der Hauptort der Levi. Er leitet vielleicht von *loimo für feuchte Erde oder Lehm her, doch es ist auch möglich, dass sie ihre Stadt nach Loemius benannten, ein Beiname des Apollon.

Auf der anderen Seite betrachten die Römer Titus Livius und Plinius der Ältere, die zwischen dem Ende des ersten Jahrhunderts v. Chr. und dem Ende des ersten Jahrhunderts n.Chr. lebten, sie ligurischer Abstammung und diese ließen sich in der Nähe des Unterlaufs des Tessins (Ticino) nieder. Livius definiert sie als alten Menschenstamm, das heißt, er siedelte schon vor der "keltischen" Invasion im 4. Jahrhundert v.Chr. am Fluss Tessin. Nach dem Einfall von Biturigen unterlagen sie dem Einfluss der Invasoren, dem die ligurische Bevölkerung zwischen dem vierten und zweiten Jahrhundert v.Chr. ausgesetzt war. Doch dieser Einfluss fiel je nach Stamm unterschiedlich aus, was es im Laufe der Zeit schwierig machte, zwischen den beiden Stammesgruppen zu unterscheiden. Obwohl es kein Volk der Kelten jemals gab, führte man den Begriff "Celto-Liguri" ein, mit denen die gemeinten Stämme nichs anzufangen gewusst hätten.

In jüngerer Zeit sah Giuseppe Micali in der Besiedlung der Levi in der Po-Ebene eine Folge des etruskischen Expansionismus aus dem Süden an, der zwischen dem achten und sechsten Jahrhundert v. Chr. stattfand.C.: In den Sümpfen des Tessiner Tals hätten sie dabei Schutz vor den Eindringlingen gefunden. Ob sich das so belegen lässt, ist natürlich die andere Frage. Es gibt zudem keine sicheren Informationen über den Sitz der Levi vor dem Einfall der Biturigen, der danach am Unterlauf des Tessins, um Pavia, fassbar wird. Einige Quellen verlagern ihr Gebiet weiter nach Norden, begrenzt von der Agogna im Westen, vom Tessin im Osten, vom Po im Süden, einschließlich des heutigen Gebiets von Novara.

Bisher wurde die Hypothese aufgestellt, dass die Levi ursprünglich entlang des gesamten Tessiner Flussverlaufs verbreitet waren, wie sowohl das Toponym Levo (Fraktion von Stresa, in der Nähe des Lago Maggiore) als auch der Name des oberen Tessiner Tals, Val Leventina, nahelegen. Letzteres verdankt seinen Namen jedoch dem Volk der Lepontier, weshalb die These aufgestellt wurde, dass die Levi und Lepontier ohnehin einen gemeinsamen Ursprung haben, da ohnehin beide Stämme der Golasecca-Kultur entstammen. Demzufolge würden die Levi nur einen Zweig der Lepontier darstellen, der sich als letzter von ihnen abgespaltet hätte. Und genau hier können wir auch eine entsprechende indogermanische Namensdeutung platzieren, wonach ihr Name von *leu̯ə abgeleitet ist, was so viel, wie die Abgetrennten bedeutet.

Grundsätzlich wird ihr Gebiet zwischen dem nahe gelegenen Vertamocori in den Novarese im Norden und den Marici in der Lomellina im Süden gelegen haben. Die massive Ankunft der Biturigen in Italien färbte stark auf des Leben oberitalienischer Stämme ab, bei denen eine Wandlung ihrer Bräuche einsetzte. Zur Zeit des römischen Vormarsches im westlichen Teil des cisalpinen Galliens, am Ende des dritten Jahrhunderts v. Chr. waren sie Verbündete der Insubri, die ebenfalls gleicher Herkunft sind. Die Niederlagen der Insubri von 222 v. Chr. bei Clastidium und Acerrae führten zu ihrer Kapitulation. Sie erhielten jedoch sehr moderate Friedensbedingungen auferlegt, wo ihnen eine Selbstverwaltung angeboten wurde. Francesco Antonio Bianchini berichtet, dass die Levi diese Möglichkeit der Selbstverwaltung voll ausnutzten, indem sie mit Unterstützung der Insubri Krieg gegen die Taurini führten. Und genau im Konflikt mit diesem Volk fand Hannibal sie später, bei seiner Ankunft vor.

Während des Zweiten Punischen Krieges wurde dieses Gleichgewicht durch die Hannibal-Invasion von 218 v. Chr. beeinträchtigt. und nach dem ersten karthagischen Sieg im Tessin votierten Überläufer zugunsten der Neuankömmlinge. Die Römer mussten sich nachfolgend aus der Po-Ebene zurückziehen, um Hannibal in Mittel- und Süditalien zu verfolgen und zu konfrontieren. Das nutzten die vorherigen Verbündeten reichlich aus um zu rebellieren und ihr verlorenes Territorium zurückzugewinnen. Doch zu Beginn des zweiten Jahrhunderts v.Chr. blieb die vollständigen Rückeroberung Oberitaliens illusorisch, denn sie wurden nun endgültig von den Römern unterworfen.

Das Gebiet der Levi war 196 v.Chr. erneut in einen Krieg verwickelt, als Clans der Boi auf der Jagd nach den Resten des römischen Heeres, das sie besiegt hatten, den Po überquert und nachfolgend Überfälle gegen die Levi und die nahe gelegenen Libui (letztere ließen sich im heutigen Vercelli nieder) verübten. Solche Angriffe deuten darauf hin, dass diese beiden ligurischen Völker nun aus dem alten Bündnis mit den Insubri hervorgegangen waren. Die Existenz dieser Allianz hat unter den Historikern nie einen vollständigen Konsens gefunden, angefangen bei Ptolemäus, der die Levi und Libui nicht als Verbündete der Biturigen ansah. Als Bestätigung dafür wird auch der Sieg der Römer gegen die Boi angesehen, die zwar in der Zwischenzeit den Po überquert hatten, doch an die Grenze der ligurischen Gebiete in Richtung der Piacenza-Hügel keinen Zulauf örtlicher Stämme, wie den Levi erhielten.


Auch Vigevano wurde von den Levi gegründet. Die Deutschen nennen sie Vigen und zur Römerzeit hieß sie Victumulae

Infolgedessen wird zur Zeit der endgültigen Niederlage der Insubri von 194 v. Chr. angenommen, dass die Levi und Liburer günstigere Bedingungen genossen, wahrscheinlich dank früherer Bindungen von Deditio, die mit den Römern vereinbart wurden. Das Ergebnis wäre eine Situation von erheblicher Stabilität gewesen, die zur Gründung verschiedener städtischer Zentren geführt hätte, in deren Namen Spuren indigener Toponyme zu finden sind: Dies würde das Vorhandensein wesentlicher Kerne der einheimischen Bevölkerung bezeugen. Wichtige Zentren des Levi waren die Hauptstadt Lomello, dazu Vigevano und Olevano. Lomello und Lomellina selbst verdanken diesem Volk ihren Namen: Laevorum mellum - was "Kragen der Levi" bedeuten soll, so genannt weil es einer typischen Halskette ähneln würde. Plinius berichtet, dass sie um 750 v. Chr. Pavia zusammen mit den Anamari gegründet hätten, mit denen sie fast in einem eigenen Reich lebten und von einem König regiert wurde.

Primärquelle: Wikipedia (it.)

Die Lebeci (Libui)

Die Lebeci (Libui) werden heute altes "ligurisches" Volk, das sich auf dem Gebiet der heutigen Provinz Vercelli niederließ und um das vierte Jahrhundert v. Chr. aus Südfrankreich gekommen sein soll.

Der älteste überlieferte Name dieses Volkes stammt von Polybios, der sie als Lebeci festhielt. Der Name ist bisher ungeklärt, doch er lässt sich mit der indogermanischen Deutung der Lepontier verbinden, die von *lep hergeleitet, sich als "Himmelsstein" oder "Himmelsschüssel" nach dem Schöpfungsort ihrer Ahnen benannt haben. Das angehängte "eci" leitet sich bei ihrem Ethnonym sicher vom indogermanischen *eg̑ʰi für Schlange ab.


Livorno Ferraris - In der Nähe dieser Stadt wurde eine Nekropole der Lebeci entdeckt.

Es wird angenommen, dass das spätere Ethnonym Libui der Ursprung des Toponyms Livorno Ferraris ist, einer Gemeinde in der Provinz Vercelli.

Das Gebiet der Lebeci (Libui) zeichnete sich durch kleine Hügel aus, die sich mit flachen und sumpfigen Gebieten abwechselten. Es wurde im Norden von den alpinen hügeligen Ausläufern der heutigen Biellese und Valsesia, im Süden vom Fluss Po, im Osten von der Sesia und im Westen von der Dora Baltea begrenzt. Ptolemäus stellte die Hypothese auf, dass die Ostgrenze bis zur Agogna reichen könnte, einschließlich eines Teils der Lomellina, und betrachtet Lomello als Oppidum der Lebeci (Libui).

Das Gebiet der Lebeci war während des Krieges zwischen den Römern und den Galliern im Jahr 196 v. Chr. betroffen, als Clans der Boier das geschlagene römische Heer verfolgten, das sie zuvor besiegt hatten. Sie überquerten den Po überquert und verübten schwere Überfälle auf die Lebeci und die Levi nahe dem heutigen Pavese. Solche Angriffe deuten darauf hin, dass diese beiden Völker längst das alte Bündnis mit den Insubri verlassen hatten. Die Existenz dieser Allianz fand nie einen vollständigen Konsens unter den Historikern, angefangen bei Ptolemäus, der Levi und Lebeci nicht dem Kreis der Verbündeten der Insubri zuordnete. Als weitere Bestätigung dieses Bündnisbruchs wehrten die Römer die Boier erfolgreich ab, die in der Zwischenzeit den Po überquert hatten und an die Grenze Liguriens in Richtung der Piacenza-Hügel gezogen waren.


Die Lebeci kannten wohl ein mythisches Mischwesen, was als "Löwenwolf" bezeichnet wurde. Ein Wolf würde sie mit den Lepontiern verbinden
UmbraSolis, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-4.0

Die Häuser dieses Volkes bestanden aus lehmigen Sockeln, in denen feste Stangen standen, die die oberen Strukturen aus Holz und Stroh stützten, Feuerstellen und Abflussgruben hatten. Einige wiesen Spuren handwerklicher und metallurgischer Tätigkeiten auf. Die Lebeci lebten von der Landwirtschaft, für die sie ein dichtes Netz von natürlichen und künstlichen Kanälen nutzten, die die Ebene von West nach Ost bewässerten. Die Entdeckung der Lebeci-Nekropole in Vercelli hat Aufschluss über die Bestattungsbräuche dieses Volkes gegeben: Jedes Grab bestand aus einer kleinen Grube, in der die Aschenurne aufbewahrt wurde, die durch eine umgekehrte Schale verschlossen war. Der Verstorbene wurde je nach Geschlecht und Volkszählung mit einer Reihe von Töpferwaren und Einrichtungsgegenständen bestattet.

Infolgedessen wird angenommen, dass die Levi und Lebeci zur Zeit der endgültigen Niederlage der Insubres im Jahr 194 v. Chr. günstigere Bedingungen genossen, wahrscheinlich dank früherer Bindungen von Deditio, die mit den Römern vereinbart wurden. Das Ergebnis wäre eine Situation von erheblicher Stabilität gewesen, die zur Gründung verschiedener städtischer Zentren führte, in deren Namen Spuren indigener Toponyme zu finden sind: Dies würde das Vorhandensein substanzieller Kerne der einheimischen Lebeci bezeugen.

Primärquelle: Wikipedia (it.)