Die Caleten

Die Caletes (Κάλετοι chez Strabo) sind ein Volk des belgischen Galliens, das im Pays de Caux lebte und dieser Region ihren Namen gaben. Weiter bewohnten sie noch den Pays de Bray. Die wichtigsten Oppida sind die von Sandouville, mit 144 ha, einem der 5 größten in Gallien, die Fossés de Bénouville in Étretat mit 64 ha, L'Hôpital in Quièvrecourt mit 63 ha, die Cité de Limes in Bracquemont mit 52 ha und das Camp de Canada in Fécamp mit 20 ha.


Die Caleti siedelten östlich der Seinemündung und von ihrem Hauptort Caracotinum aus konnten sie die Seine Mündung kontrollieren

Ihre Hauptstadt könnte Calidu gewesen sein, ein Oppidum dass noch nicht belegbar ist. In römischer Zeit wurde eine civitas unter dem Namen Juliobona (heute Lillebonne) gegründet. Als Hauptort der Caleten wird noch Caracotinum gehandelt, was in normanischer Zeit den Namen Harfleur erhielt. Der Name Caracotinum ist zugleich ein ein guter Verweis auf die Herkunft der Caleten, die quasi mit ihrem Stammesgebiet die Mündung der Seine kontrollierten.

Bis heute hat man erhebliche Probleme, die Etymologie des Hauptortnamens Caracotinum zu klären, der erstmals um 300 im Reiseführer des Antoninus erwähnt wird. Das erste Element will vom dem gallischen Carato- oder Carata verbinden, was bisher mit "Freund" gedeutet wird. Die bezeugte Form wäre eine Kakographie für *Caratotinum oder *Caratacinum, doch so wurde der Ort nicht genannt. Das latinisierte -inum final findet sich in anderen antiken Ortsnamen mit maritimen Hintergrund, so etwa bei Barentin (Barentini 1006), was von Barenton für Wasser stehen könnte oder dem antiken Namen Héricourt-en-Caux, der um 300 als Gravinum bekannt war.


Harfleur ist der normannische Name für Caracotinum, dem Hauptort der Caleti

Auch wenn dieser Name nach der Ankunft skandinavischer Wikinger in der Normandie außer Gebrauch kam, bleibt die Frage noch heute ungeklärt, warum die Caleten ihren vermeintlichen Hauptort so benannten. Ist der erste Namensteil tatsächlich von Carato (Carata) für Freund abgeleitet, deutet alles darauf hin, dass die Grundlage dieses Namens nur ein altes Ethnonym ist, was in der Asenzeit auf die wichtigste Kar-Kriegerkaste weist. Setzt es sich aus Cara und Cotinum zusammen, weist es vielleicht auf die Etymologie der Cotentin-Halbinsel, wo ebenfalls von Kar-Kriegerkasten abstammende Veneller siedelten. Es kommt als Herleitung vielleicht das germanische *kautjō für Hütte und Kate in Frage, was ein einfaches Haus eines Kata-Clans war. Auf Caracotinum bezogen, würden damit diese Katen, den Carato zugeordnet, die sich an der Mündung der Seine sich zur Römerzeit den Namen eines kriegerischen überaus wehrhaften Volkes machten.

Im Indogermanischen bedeutet *kar die Ruhmreichen oder die Berühmten, den bei ihrem Auftreten erdröhnte (=karkaírein) wohl der Boden. Weiter wird *kar mit die Stärksten, Überlegendsten, Machtvollsten oder gar nur die Harten übersetzt. Das würde sich auch mit der heutigen Etymologie der Caleten decken, die man bisher vom bretonischen Kalet für die "Harten" herleitet. Kar steht jedoch auch für Nuss und Stein, was auf einen Schöpfungsort der Caleten-Ahnen verweisen könnte. Doch setzt sich der Name indogermanisch aus Kar-ak̑- oder aus Kar-ak̑onā zusammen, bezieht sich das vermutet Ethnonym Kar bereits auf einen Stein, der im Indogermanischen mit dem Himmel verknüpft ist! Erweitert man diese Herleitung um Kara-kot stehen die Nachfahren der Kar-Kriegerkasten als Carato sogar mit einem "Kessel" oder "Schüssel" (=Catīnus) in Verbindung, die ein Schöpfungsgefäß der Asen beschreiben, aus der gleichzeitig jene Kar-Kriegerkaste stammt, von der die Caleten abstammen.

Demzufolge lässt sich der Name der Caleten auch völlig anders deuten, als banal die "Harten". Vom indogermanischen *kāl für Dampf und *lēti oder *leto für Hitze und Brunst, lag ihr Siedlungsgebiet nahe einem Ort, wo massenhaft Wasser in Dampf umgewandelt wurde. Und dieser Ort wurde wohl nach einem Schöpfungsort der Asen als kāl-lēti (=Caleti) bezeichnet, aus dem gleichzeitig die Ahnen dieses Volkes stammten.

Primärquelle: Wikipedia
Stiehler, Diener und Krieger

Die Caleten während der Römerzeit

Heute nimmt man, dass die Caletes, erst im vierten Jahrhundert v. Chr. mit anderen belgischen Völkern in die Region ankamen, es soll die letzte bekannte Welle belgischer Wanderstämme gewesen sein. Münzen der Caletes wurden zwar bei Ausgrabungen gefunden, doch sie geben keinen größeren Einblick auf die Glaubenswelt der Caleti. Sicher ist, dass nach der Gründung von Juliobona, die nach Julius Caesar benannt wurde, die Verehrung des römischen Apoll (Apollon) bei den Caleti sich verbreitete, von denen bisher selbst keine eigenen Gottheiten bekannt sind.


Die römischen Ruinen von Juliobona inmitten des heutigen Lillebonne. Im Jahr 1823 wurde hier eine wichtige Bronzestatue von Apollo mit Blattgold bedeckt mit einer Höhe von 1,90 m in der Nähe des antiken Theaters entdeckt. Sie wurde auf das zweite Jahrhundert datiert und befindet sich seit 1853 im Louvre-Museum.


Die in Juliobona entdeckte Apollo-Statue. Die Stadt wurde zur Römerzeit als Hauptort der Caleti angesehen.

Als die Caleti 57 v. Chr. eine belgische Koalition bildeten, um Julius Caesars Eroberung des belgischen Galliens aufzuhalten, stellten die Caletes ein Kontingent von 10.000 Krieger zur Verfügung. Im Jahr 52 v. Chr. schickten sie sogar ein Kontingent von 20.000 Mann zu Vercingetorix, was dann jenem Entsatzheer angehörte, was versuchen sollte, das von den Römern belagerte Alesia zu retten. Doch die Römer trugen hier unter Caesar letztlich den Sieg davon. Unterworfen waren die Caleti noch immer nicht, denn schon im folgenden Jahr schlossen sie sich einem Aufstand benachbarter Stämme an, die von Correos (Correus), dem Führer eines Bündnisses aus Bellovaker- und Veliocassen-Clans, angeführt wurde. Correus führte gemeinsam mit dem Atrebaten-König Commius, fiel jedoch bei den Kämpfen gegen Caesars Heer.

Der Bericht über Julius Cäsars Feldzug (De Bello Gallico: "Kommentare zum Gallischen Krieg") enthält Details über die Caletes. Die antiken Autoren, die von den Caletes berichten, sind Strabo in seiner Geographie; Plinius der Ältere in seiner Naturgeschichte und Ptolemäus in seiner Geographie.


Im fünften Jahrhundert, als die Autorität Roms zu wanken begann, schlossen sich die Caletes mit den Namnetes, Coriosolites, Riedones, Abrincates, Unelles, Lexoviens, Ésuviens, Viducasses, Andecaves, Aulerques (Diablintes, Cénomans und Éburovices), Véliocasses und Parisii zusammen. Es war ein Koalition aus Stämmen, die unterschiedlischer Herkunft gewesen sind, weswegen man dieses Bündnis auch als Venetische oder Arianische Konföderation bezeichnete.

Primärquelle: Wikipedia (fr.)