Die Sueben - Die Bedeutung ihres Eigennamens


Das uralte Augsburg trug ursprünglich vor den Römern mit Ziesburg einen suebischen Namen, der sich von Ziu ihrer Gottheit ableitete. Es wurde nach J. und W.Grimm von der alten Augsburger Ortsanabgabe civitas Augustensis id est ciesburc entnommen. Von Ziu leitet sich Tuisto, als vergöttlichtes Weltenei ab

Die Semnonen werden von den römischen Historiografen Velleius Paterculus (19 v. – 30 n. Chr.) und Publius C. Tacitus (58 – 120 n. Chr.) bereits für die Jahre kurz nach der Zeitenwende ersterwähnt, wobei Tacitus die Semnonen mit gewisser Ehrfurcht als den ältesten, vornehmsten und größten Teilstamm der Sueben beschrieb. Das am Unter- und Mittellauf der Elbe wohnende Volk soll schon damals 100 Gaue, das heißt Altsiedelräume, belegt und seinen obersten, allmächtigen Gott in einem heiligen Hain verehrt haben, den Sterbliche nur gefesselt betreten durften. Dieser sakrosankte Fesselhain war u. a. Schauplatz von Menschenopfern, die zerteilt auf Tuisto bezogen - das vergöttlichtes teilbare Weltenei - den "Akt der Schöpfung" symbolisierten. Tyr gilt hingegen als Wächter der Thingplätze, der mit den Ritualen suebischer Semnonen nichts zu tun hatte. Das Thing ist namentlich mit Yngvi verbunden, Tyr ein noch älterer Name von ihm. Deswegen ist mit Ziu eine andere Gottheit gemeint, die sich als Kurzform von Tuisto abgeleitet wurde. Ziu als Tuisto war die eigene Gottheit, während Tyr als Wächter der Thingplätze eher nur bei den Alamannen bekannt war.

Die von den Semnonen verehrte, schon von den Kelten übernommene Gottheit war also nur Tuisto, weshalb sich nach karolingischen Quellen seine Verehrer auch „Cyuvari“ alias „Ziowari“ (Ziu-Leute) nannten und ihr vorrömischer Hauptort den Namen „Ziesburg“ getragen hattel, womit nichts anderes als das spätere römische „Augusta vindelicum“ bzw. das heutige Augsburg gemeint ist. Jenes Augsburg was im Schwabenland liegt, war also in alter Zeit nach Tuisto benannt und nicht wie bisher behauptet ein Name der sich mit Tyr verbindet.

Schon der Altvater der Germanistik, K. Müllenhoff (1818-1884), hatte die Semnonen und Juthungen in einen Zusammenhang gebracht und gerade letztere aufgrund ihres Namens als „echte Nachkömmlinge“ des Semnonen-Gottes Tyr angesehen, was auf dem Augsburger Siegesaltar epigrafisch, letztlich auch in Bezug auf den Ort, angedeutet sein könnte. Tyr als Schutzgott des Things, ist jedoch eher den Alamannen zuzuordnen. Beide Namen blieben nebeneinander bestehen und lassen sich als Ortsnamen auf ihre Namensgeber zurückführen.

Die Gleichsetzung von Semnonen mit suebischen Juthungen ist jedoch problematisch, was mit dem Entstehungsraum der Juthungen zu tun hat. Möglicherweise wurden auf dem Augsburger Altar die Semnonen den Juthungen mit einem „sive = oder vielmehr, bzw.“ nur deshalb an die Seite gestellt, weil man sich das unerwartete Wiedererstarken der juthungischen Einheiten nicht anders als durch eine militärische Unterstützung aus dem Semnonen-Kreis erklären konnte. Eine „Jungmannschaft“ der Semnonen, um mit R. Wenskus und H. Castritius zusprechen, waren die Juthungen sicherlich nicht, sie führten einen Eigennamen, der sich von uralten Ahnenkulten ableitet.

Wenn man die Stämme auf der Zeitachse betrachtet, kommt man ohnehin nicht umhin, sie als getrennte Entitäten aufzufassen. Bei den Römern wurden die Semnonen letztmalig unter ihrem Namen bei Cassius Dio erwähnt, als Kaiser Mark Aurel 179/180 n. Chr. die Quaden daran hinderte, zu den Semnonen auszuwandern. Das wiederum könnte die suebische Verwandtschaft untereinander und zu den Juthungen belegen. Die Juthungen traten erst ca. 80 Jahre später aus dem Dunkel der Geschichte, was vielen suggerierte, dass es sich um Nachfahren der Semnonen handeln könnte.

Die Sueben und speziell die Semnonen gelten nach Ernst Schwarz als Träger der "elbgermanischen Kultur", die sich ab 650 v. Chr. an der unteren und mittleren Elbe durch Ansiedlung einer neuen Volkswelle aus dem Norden abzuzeichnen begann. Die Sueben (Sweben) gelten als das Hauptvolk der Herminonen (Hermionen), zu denen früher noch Hermunduren, Markomannen und Quaden gezählt wurden. Dass kann jedoch schon deshalb nicht stimmig sein, weil Markomannen und Quaden aus dem Main-Fränkischen Raum nach Böhmen einfielen und damit keine "elbgermanischen Sueben" sein können.


Der Augsburger Siegesaltar - Das Wort "Sevi" benennt die Sueben, ein Eigenname der wohl schon vor 600 v.Chr. existierte und von der Herkunft ihrer Ahnen erzählt
Xipolis, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-4.0

Auf der Insel Gotland weist die Formenwelt schon während der Periode I der Eisenzeit (600—300 v. Chr.) ausgeprägte Beziehungen nach Nordwestdeutschland und Jütland auf. Die elbgermanische Gruppe hat eigentümliche Keramik, reicht von der Lübecker Bucht über das Lüneburgische zur Saale und setzt sich in Böhmen fort mit Ausläufern bis Niederösterreich. Es herrschen Urnengräber vor; Skelettgräber sind sehr selten; die Grabausstattung ist verhältnismäßig reichlich. Nach von Uslar lassen sich die "Elbgermanen" bis an den Beginn der Jastorf-Stufe zurückverfolgen. Angeln wird seit etwa 600 v.Chr. fundleer, die Bewohner wandern nach dem Süden ab. Als Ursache dieser Entwicklung wird eine Klimaverschlechterung angenommen, durch die das günstige Klima der Bronzezeit sich den heutigen klimatischen Verhältnissen annäherte. Es folgte eine zunehmende Bedeckung des siedlungsarm werdenden Landes mit Urwald.

Die Überlieferung des Namens der Sueben Sweben erfolgt als Suebi, Suevi. Zu Caesars Zeit ist noch ē gesprochen worden, das bei den nun eher Sweben genannten sehr früh zu ä geworden ist und zu ahd. Swäba geführt hat, unserem Schwaben. Die lateinische Überlieferung ist bei ē geblieben. Der Stamm *swe- ist der Pronominalstamm, so dass man behaupten konnte die Grundbedeutung wäre „Leute vom eigenen Volk". Eine an sich banale Bezeichnung eines vermeintlich zusammengehörig fühlenden Volkes, was durch seine sich darauf beziehenden Gewohnheiten bestätigt wird. Bei Tacitus bedeutet Suebi zweierlei: einmal alle Oststämme, dann die Stammesgruppe neben den Vandilii. Klar ist, dass Tacitus, der nie selbst im ostgermanischen Raum war, der Überblick fehlte, weswegen er den Begriff nur grob für die Kategorisierung verwenden konnte. Er sah aber zumindest einen großen Unterschied zu den vandalischen Clans, die von den Wanen abstammend, nur Freyr (Yngvi) als höchste Gottheit anerkannten.

Das germanische Ursprungswort "Suebi" wurde jedoch bisher noch nicht gedeutet, zumindest weiß man bisher, dass kein anderes dafür zuvor existiert haben soll. Gehen wir davon aus, dass dieser Eigenname schon vor 600 v.Chr. existierte, muss im Indogermanischen seine Bedeutung gesucht werden, ein Eigenname, der sich aus zwei Silben zusammensetzt. Fast einladend findet sich dort die Bezeichnung su̯ebʰo, was man jedoch bisher mit dem Sebenbaum (Stink-Wacholder) deutet. Es kommt also nur eine Zusammensetzung aus zwei Silben in Frage, die einen nachvollziehbaren Eigennamen im Sinne der damaligen Ahnenkulte ergeben. So kann man annehmen, dass es sich zum einen aus *sū für Saft mit Bezug zu Wein und Milch, Schlamm und Saugen zusammensetzt. Über das indogermanische *seu finden sich noch Bezüge zu einem Brunnen, kochendem Wasser und einem Gewölbe.

Für den anderen Teil ihres Eigennamens kommt ursprünglich vom indogermanischen *au̯e her, was im Phrygischen für "Stadt auf dem Wasser" verwendet wurde. Welche Stadt auf dem Wasser die Phryger meinten, sei einmal dahingestellt, es wird jedoch so nur eine Insel beschrieben, die auf *sū bezogen gewölbt war, für einen Quellort (Brunnen) stand und dort Wasser gekocht wurde, dass später wie Wein oder Milch schmeckte. Dieser "Saft" war so gut, dass er von irgendjemand "abgesaugt" wurde. Mit anderen Worten: Die Ahnen der Sueben haben sich nach ihrem Schöpfungsort, einer Götterinsel benannt, wo nach altnordischer Vorstellung Met getrunken wurde. Und wenn wir dabei noch berücksichtigen, dass hinter den Küsten der Deutschen Bucht zahlreiche megalithische Dolmen errichtet wurden, dann muss diese Götterinsel als Dilmun der Asen auch vor der Mündung der Elbe gestanden haben.

Primärquelle: Schwarz, Germanische Stammeskunde
Robl, Kimbern, Juthungen, Bajuwaren, Zimbern
https://www.dwds.de/wb/dwb/ziestag
Stiehler, Diener und Krieger

Die Semnonen unter König Masyas

Interessante Nachrichten über die elbischen Sueben gehen auf Tacitus zurück. Im Jahr 91 n. Chr. war unter Kaiser Domitian der Semnonenkönig Masyas mit der Seherin Ganna nach Rom gekommen. Auf sie dürften die bei Tacitus zuerst belegten Berichte über den Semnonenhain und den Nerthuskult zurückgehen. Wenn die Semnonen bei Tacitus als das älteste und vornehmste der Swebenvölker bezeichnet wurde, was bedeutet der Königsname Masyas? Der Königsname ist nicht direkt deutbar, könnte aber eine Namensform sein, die ein schlechtverständliches lautüberliefertes *masuraz zurückgehen könnte, was das sogenannte Waldahorn benennt. Das ist ein alter Name für den Ahornbaum, der bei den Griechen dem thrakischen Kriegsgott Ares geweiht war. Er ist mit dem römischen Ares gleichgesetzt und hatte bei den Sueben sicher eine eigene Entsprechung. Gleichzeitig liest man aus seinem germanischen Namen noch das indoarische Asura heraus, weswegen sie sein Name noch von einem Ase herleitet.


Der berühmte suebische Haarknoten
Bullenwächter, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0

Klar ist, die Semnonen wohnten rechts der Elbe. Ihr Gebiet umfasste den nördlichen Teil der Mark Brandenburg sowie Mecklenburg-Strelitz. Sie waren die Wächter des Heiligtums, von dem Tacitus mehr zu berichten weiß, als von dem damit verbundenen Landtag, so dass mehr der Gesichtskreis der Seherin als der des Königs herausleuchtet. Als Drusus im Jahr 9 v.Chr., von den Cheruskern kommend, die Elbe erreichte und sie überschreiten wollte, trat ihm ein Weib von übermenschlicher Größe entgegen, das ihn zur Rückkehr aufforderte und seinen bevorstehenden Tod ankündigte.

Tatsächlich starb Drusus auf dem Rückwege. Es wird sich um eine Seherin handeln, denn wir wissen, dass solche in dieser Zeit bei den Semnonen in großem Ansehen standen. Als Tiberius 5 n.Chr. an die Elbe kam, ließ sich ein alter Mann, wohl der König, in einem Einbaum über die Elbe führen. Man sieht, dass das Erscheinen der Römer Eindruck auf die rechtselbischen Semnonen gemacht hat. Die Semnonen gehörten zeitweise zu Marbods Bund und fielen vor seinem Kampf mit Armin von diesem ab (17 n.Chr.).

Nach Ptolemäus wohnten die suebischen Semnonen hinter der Elbe nach Osten bis zur Oder und sind längere Zeit Nachbarn der Burgunder gewesen. Im Jahr 179 wollten die Quaden (!) zu ihnen wandern, was Marc Aurel durch die Sperrung der Bergpässe, offenbar in den Kleinen Karpathen, verhinderte. Daraus folgt, dass sie noch in dieser Zeit in ihrer alten Heimat wohnten, die als Wiege des Volkes galt, durdh Abwanderungen aber schon Platz frei geworden war. Da mn im Lateinischen und Griechischen bn ersetzt (vgl. Dumnorix für Dubnoriks), könnte das germanische *Sebnanez (zu ''sebjö „Sippe") als „Sippegenossen" für die Deutung des Stammesnamens angesetzt werden, was nach E. Schwarz gut zum Zusammenhalt des Volkes passen würde.

Selbst wenn die Deutung "Sippegenossen" den Namen Semnonen fast als Eigennamen erklärt, überzeugt diese Etymologie nicht. Der Stammesname wird eher mit dem altnordischen samning vergleichbar sein, wo das germanische Wort *samnōn für etwas versammeltes Zusammengefasstes steht. Eine Einheit, die womöglich für den gesamten Stamm stand. Nehmen wir noch *sama hinzu, was für Gleiche steht, könnte letztlich eine Krieger- oder Priesterkaste gemeint sein. Und zwar für eine bestimmte Zahl, den nōn kann mit neun übersetzt werden. Die "Neun Gleichen" könnten entweder für neun Kriegsführer oder neun Priester (Druiden) stehen. Letzteres hat wohl Vorzug, denn eine Kriegerhierarchie ist mehrstimmig sicher nicht sinnvoll.

Das Kultheiligtum wurde zu bestimmten Zeiten von Abgesandten besucht, wobei gleichzeitig religiöse Feste stattfanden. Nach Tacitus bildeten die Sueben verschiedene Stämme mit besonderen Namen, was wiederum den Rückschluss auf die "Versammelten Neun" oder "Neun Gleichen" zulässt: Die Semnonen könnten als Teil der Sueben aus neun Teilstämmen bestanden haben, die wiederum von einer Priesterkaste aus neun Hochpriestern (Druiden) zusammengehalten wurden.

Primärquelle: Schwarz, Germanische Stammeskunde

Die Seherin Ganna und daraus zu ziehende Rückschlüsse

Ganna (griechisch: Γάννα) war jene germanische Seherin (auch Priesterin genannt) aus dem Stamm der Semnoni, die der Seherin Veleda als Anführer einer germanischen Allianz in der Rebellion gegen das Römische Reich nachfolgte. Sie ging zusammen mit ihrem König Masyus als Gesandte nach Rom, um mit dem römischen Kaiser Domitian selbst zu diskutieren, und wurde mit Ehren empfangen, woraufhin sie nach Hause zurückkehrte.


Eine Seherin, wie Ganna hatte die Macht ihren ganzen Stamm in den Krieg zu führen

Ganna wird in den Werken von Cassius Dio nur namentlich erwähnt, aber sie scheint der Nachwelt auch ausgewählte Informationen über die religiösen Praktiken und die Mythologie der frühen ostelbischen Stämme durch den zeitgenössischen römischen Historiker Tacitus gegeben zu haben, der sie im römischen Teil Germaniens niederschrieb. Ihr Name könnte ein Hinweis auf ihre priesterlichen Insignien, den Zauberstab oder ihre spirituellen Fähigkeiten sein, und sie lehrte ihr Handwerk wahrscheinlich Waluburg, eine Seherin im römischen Ägypten, die am Ersten Katarakt des Nils gedient haben soll.

Ganna und die anderen germanischen Seherinnen spielten eine wichtige politische Rolle in der germanischen Gesellschaft, und die Römer mussten ihre Meinungen immer berücksichtigen, wenn sie mit den Stämmen östlich des Rheins interagierten. Die einzige Erwähnung ihres Namens erscheint in einer Zeile in den Werken des römischen Historiographen Cassius Dio im frühen 3. Jh.:

ὅτι Μάσυος 1 ὁ Σεμνόνων βασιλεὺς καὶ Γάννα παρθένος ἣν μετὰ τὴν Οὐελήδαν 2 ἐν τῇ Κελτικῇ θειάζουσα ἦλθον πρὸς τὸν Δομιτιανόν, καὶ τιμῆς παρ᾽ αὐτοῦ τυχόντες ἀνεκομίσθησαν
Masyos, König der Semnonen, und die Jungfrau Ganna, die nach Veleda als Seherin in Keltica erschienen war, kamen nach Domitian, wurden ehrenhaft behandelt und kehrten zurück. (Simeks Übersetzung). Masyus, König der Semnonen, und Ganna, eine Jungfrau, die in Germanien Priesterin war und Veleda nachfolgte, kamen nach Domitian nach Rom und kehrten nach seiner Ehrung wieder nach Hause zurück. (Garys Übersetzung).

Die Manuskripte geben normalerweise den Ort an, an dem sie in Gallien lebte, aber der Kontext ist der Feldzug in Germanien, östlich des Rheins, durch Kaiser Domitian in den 80er Jahren des 1. Jh. n. Chr. Ganna gehörte zweifellos zu den Semnones, die östlich der Elbe siedelten, und sie scheint in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts, nach Veledas Zeit, aktiv gewesen zu sein. Tacitus berichtet, dass die germanischen Stämme den Frauen prophetische Kräfte zuschrieben, aber die Seherinnen scheinen nicht irgendwelche Frauen gewesen zu sein, sondern existierten als ein Amt, in dem Veleda von Ganna abgelöst wurde.

Die politische Rolle, die die Seherinnen spielten, war immer präsent, wenn die Römer mit den germanischen Stämmen zu tun hatten, und Gannas politischer Einfluss war so groß, dass sie zusammen mit Masyos, dem König ihres Stammes, nach Rom gebracht wurde, wo sie eine Audienz beim römischen Kaiser Domitian hatten und mit Ehren behandelt wurden. Danach kehrten sie nach Hause zurück. Dies geschah wahrscheinlich im Jahr 86 n.Chr., dem Jahr nach seinem letzten Krieg mit den Chatten, als er einen Vertrag mit den Cheruskern schloss, die zwischen den Flüssen Weser und Elbe angesiedelt waren. Wahrscheinlich lehrte sie das Handwerk der Prophezeiung einer jungen Stammesgenossin namens Waluburg, die als Seherin beim Ersten Katarakt des Nils in Ägypten dienen sollte.


Die heidnische Elbfestung Gana hat den gleichen Namen, wie die semnonische Seherin getragen. Um 1000 n.Chr. lebten hier keine "Slawen", sondern noch immer Nachfahren der Semnonen im gleichen Stammesgebiet!


Der Name Ganna

Es ist bemerkenswert, dass Ganna nicht als Sibylla bezeichnet wird, sondern als theiázousa (θειάζουσἀ), was "jemand, der Prophezeiungen macht" bedeutet. Ihr Name Ganna wird gewöhnlich als protogermanisch *Gan-nō interpretiert und mit altnordisch gandr in der Bedeutung "magischer Stab" verglichen, und Ganna wäre die "diejenige, die den magischen Stab trägt" oder "sie, die den magischen Stab oder etwas Ähnliches kontrolliert" bedeuten. Ihr Name wird daher anderen Seherinnen zugeordnet, die Stabsnamen haben, oder Namen, die als solche interpretiert werden können, wie Gambara ("Zauberstabträger") und Waluburg von walu-, 'Stab' (Ortsname vǫlr), und das gleiche Wort findet sich im Namen der nordgermanischen Seherinnen, der vǫlur, die immer Stäbe hatten.

Simek analysiert Gandr als "magischen Stab" und als "Insignien ihrer Berufung", aber in einem späteren Werk fügt er hinzu, dass es "magisches Objekt oder Sein" bedeutete und anstatt sich auf einen Zauberstab als ihr Werkzeug oder Abzeichen zu beziehen, könnte ihr Name stattdessen ein Hinweis auf ihre Funktion unter den germanischen Stämmen gewesen sein, so etwa wie Veledas Name). Sundqvist schlägt vor, dass sich der Name stattdessen auf ihre Fähigkeiten bezogen haben könnte, wie de Vries, der ihren Namen direkt mit dem Ablautgrad ginn- für 'magische Fähigkeit' verbindet.

Andere Interpretationen ihres Namens leiten ihn von *gunþjō für Krieg ab oder deuten darauf hin, dass er mit den Namen Gannicus oder Gannascus möglicherweise gallischen Ursprungs und einem bezeugten gallischen Gana verwandt sein könnte. Das wiederum wäre dazu noch ein gutes Beispiel, dass die Trennung alteuropäischer Stämme am Rhein durch Caesar in "Kelten" und "Germanen" willkürlich war und die Stämme anders zu kategorisieren sind als in bisherige "keltische", "germanische" und spätere grundfalsche "slawische" Kategorien. Warum wird auch bei der heidnischen ringförmigem Elbfestung "Gana" deutlich, die eben keine "slawische" Burg war, sondern den gleichen Namen trägt, wie die semnonische Seherin. Und nein, das ist kein Zufall, sie befand sich genau dort, wo schon immer nur die Semnonen seit ihrer ersten geschichtlichen Erfassung siedelten.

Ganna traf möglicherweise Tacitus

Während ihres Aufenthalts in Rom scheinen sich Ganna und Masyos auch mit dem römischen Historiker Tacitus getroffen zu haben, der berichtet, dass er die religiösen Praktiken der Semnoni mit Informanten dieses Stammes diskutierte, die sich für die edelsten der Sueben hielten. Bruce Lincoln (1986) diskutiert Tacitus' wahrscheinliches Treffen mit Ganna und was der römische Historiker über die mythologischen Traditionen der frühen germanischen Stämme und über die Beziehungen der Semnoni zu den anderen Stämmen von Ing (Yngvi), Ist und Irmin, den Söhnen von Mannus, dem Sohn von Tuisto, gelernt hat.

Die Semnoni inszenierten die "schrecklichen Ursprünge" ihres Volkes mit einem Menschenopfer, weil jedes Opfer Tuisto ('Zwilling') repräsentiert haben soll. Das Opfer wurde zerschnitten, um den "Akt der Schöpfung" zu wiederholen, was damit verglichen werden kann, wie Odin und seine Brüder den Körper des Urriesen Ymir (="Zwilling") zerschnitten, um die Welt in der nordischen Mythologie zu formen. Der zerschnittene Ymir wurde jedoch zuvor als eirundes kugelförmiges Objekt angesehen, was für ein Weltenei steht. Die zerteilte Opfer spiegelte demnach die Teilung des Welteneies wieder, wie es in der altindischen Mythologie beschrieben wird.

Rudolf Simek merkt an, dass Tacitus auch erfuhr, dass die Semnoni ihre Riten in einem heiligen Hain durchführten, der die Wiege ihres Stammes war und nur betreten werden konnte, wenn sie gefesselt waren. Der Gott, der verehrt wurde, war wahrscheinlich Odin, und gefesselt zu sein, könnte eine Nachahmung von Odins Selbstaufopferung gewesen sein. Odin zu begreifen geht jedoch nur über seine "Einäugigkeit", die mit dem altirischen einäugigen Balor, als Himmels- und Sonnengott vergleichbar ist. Odin stellte den oberen "himmlischen" Teil des teilbaren Welteneies dar und der zur Erde gerichtete sichtbare Teil wurde in seinem Aussehen als Himmelauge interpretiert - also genauso, wie man in Indien Surya nannte. Dieser Hain wurde lange Zeit mit dem Hain der Fesseln identifiziert, wo der Held Odin im eddischen Gedicht Helgakviða Hundingsbana II geopfert wurde.

Simek bemerkt jedoch, dass die frühen germanischen Gläubigen im Umgang mit den Römern sehr geheimnisvoll über ihre Rituale waren und wir sehr wenig über ihre Praktiken wissen.

Primärquelle: Wikipedia
Stiehler, Diener und Krieger

Der rechtselbische Siedlungsraum suebischer Semnonen

Dass die suebischen Clans im Norden bis an die Ostsee gereicht haben, folgt aus deren Bezeichnung als „Suebisches Meer", obwohl der Verdacht besteht, dass Tacitus oder seine Quelle erst diesen Namen geprägt haben. Für das "Suebische Meer" spricht jedoch, dass sich die Langobarden erst im westmecklenburgischen Raum formiert haben und ihr Hauptsiedlungsgebiet vom rechtselbischen Ufer auf das linke verlagerten und dort bis in die ostfränkische Zeit hinein sich behaupteten und auch dort zuerst christianisiert wurden. Ihr rechtselbisches Gebiet haben sie jedoch niemals aufgegeben, es verselbstständigte sich östlich die Elbe und verblieb Jahrhunderte länger im Heidengebiet. Ostfränkische Annalisten haben diesen Clans einen neuen germanisch-lateinischen Namen als "Polaben" gegeben, was einfach "an der Elbe wohnende" bedeutet. Es ist also definitiv kein Eigennamen sondern nur ein geografisches Annalistenkonstrukt. Ab dem 18. Jahrhundert begann dort, wie auch anderswo im ostelbischen Raum die Umdeutung, wonach alle rechtselbischen Clans plötzlich zugewanderte "Slawen" wären, obwohl es keine Quellen oder Überlieferungen dafür gibt. Bis heute ist das so!


Als man zu fränkischer Zeit vom Limes Sorabicus sprach, siedelten noch immer die Semnonen an der Elbe! Hinter den Sorben verbergen sich hauptsächlich nur heidnische Hermunduren, die ab dem 6. Jahrhundert von ostvandalischen Clans durchdrungen wurden.

Im Verlaufe des 5. Jahrhunderts v. Chr. wurde das Saalegebiet von den Semnonen besiedelt. Die einheimischen Clans - nein, das sind keine "Kelten" gewesen, wurden assimiliert, denn auch sie gehörten dem gleichen Urvolk an, dass laut Tacitus den Hermionen (Herminonen) angehörte. Von diesem Urvolk stammen schließlich auch die Hermunduren ab. Während der westliche Teil der Hermunduren nach dem Zusammenbruch des Thüringerreiches zunehmend missioniert wurde, verblieb der östliche Teil hinter der Saale im Heidengebiet, wo sie von den Franken zunehmend als Sorben bezeichnet wurden. Ein Name der sich vom lateinischen Namen der Eberesche (Vogelbeerbaum) ableitet, dem heiligen Baum Thors!

Schon um 100 v.Chr. siedelten suebische Clans zwischen der Ostsee und den deutschen Mittelgebirgen. Von Thüringen aus erfolgten weitere Vorstöße gegen Hessen, das Maingebiet und Südwestdeutschland (Neckarsueben). Sie trafen in all diesen Räumen auf Clans, die an die gleichen Götter, wie sie glaubten. Und selbst als sie auf den linksrheinischen Raum vorstießen änderte sich daran nichts, man konnte sich in der gleichen Sprache mit den eingeborenen Clans verständigen.
Auch in Nordböhmen gibt es bereits in dieser Zeit Funde, die auf Zuwanderung aus dem ostelbischen Bereich hinweisen. Es deuten sich bereits die beiden Hauptrichtungen suebischer Stammesentwicklung an, der Zug nach dem Südwesten, in Richtung Ariovist und den später von Norden kommenden Alemannen, und der nach Südost, wohin definitiv wanische Markomannen mit Quaden und Langobarden strebten. Während bei den Langobarden der suebische Hintergrund erwiesen ist, bleibt nur noch bei den Quaden offen, aus welchem Hintergrund sie mehrheitlich entstammen. Bisher wird wie bei den Markomannen ein "suebischer" vermutet, wegen ihrer Herkunft aus dem main-rheinischen Raum ist das jedoch alles andere als gesichert. Eine direkte ostelbisch-suebische Herkunft ist schließlich für beide Stämme auszuschließen, selbst wenn die Natur die Voraussetzungen dafür bot. So konnten angenommene ostelbisch-suebische Vorfahren der Markomannen und Quaden entweder der Elbe folgen und nach Böhmen kommen, oder man gelangte von der Saale zum Main. Wie schon erwähnt, wurde Böhmen jedoch seit älterer Zeit von den Boii beherrscht, wie diesen Weg leicht blockieren konnten. Der Saaleweg hingegen würde zwar einen Umweg bedeuteten, könnte aber auch erklären, dass die Vorfahren der Quaden zumindest saalischer Herkunft sein könnten. Rechtselbische Semnonen kommen noch in Funden des 5. und 6. Jh. im Niederelbegebiet, in Mecklenburg und Brandenburg zum Vorschein. Die Begräbnisplätze sind zwar geringer, aber doch noch belegt. Der Widsith nennt als Nachbarn der Angeln die Swaefe und Myrginge (Sachsen).


Sigibert I., er wurde zweimal von den Awaren geschlagen, 562 zogen die Awaren nach ihrem Sieg freiwillig wieder ab, möglicherweise durch einen diplomatischen Handel, der die Elbe zwischenzeitlich als Grenzfluss bestimmte.

Als nach dem Untergang des Thüringerreiches 531 die Franken die mittlere Elbe erreichten, erkannten die Semnonen, für die jetzt wieder der alte Name Schwaben gebraucht wurde, die fränkische Oberhoheit an. In einem Brief des Frankenkönigs Theudebert I. an den oströmischen Kaiser Justinian erwähnt er, dass die Nordschwaben sich seiner Oberherrschaft gefügt hätten, was dafür spricht, dass der Stamm noch eine Bedeutung hatte. Als 558 die Awaren plötzlich auftauchten, suchte Ostrom sie nach Westen abzulenken. 562 erschienen sie an der Ostgrenze des fränkischen Reiches an der Elbe, wohl in der Gegend von Magdeburg und nachfolgend fielen in Thüringen. Die Franken wurden militärisch unter Sigibert I. zwar geschlagen, die Awaren zogen aber trotzdem ab. Die Abmachungen sind uns nicht bekannt, lassen sich aber aus den Maßnahmen der Franken ablesen. Sie gaben die Besitzungen östlich der Elbe auf und siedelten die Nordschwaben genannten Semnonen zwischen Bode, Harz, Wipper und Saale an, von wo 567 20 000 Sachsen zu Alboins Heer gestoßen waren. Es ist der spätere Schwabengau. Ist diese Annahme richtig, so handelt es sich bei ihnen um mittelelbische Semnonen und nicht, wie man bisweilen behauptet findet, um noch nördlichere, südlich von den Angeln wohnende Schwaben. Sie haben sich auch gegen die heimkehrenden Sachsen behauptet. Die Räumung Ungarns hat also in Norddeutschland ein Gegenstück in der Aufgabe ostelbischen Bodens. Durch diese mehr oder minder erzwungenen Awaren-Maßnahmen ist nicht den sogenannten "Slawen" die "Einsickerung" in den ostelbischen Raum ermöglicht worden, sondern schon vor den Awaren kamen schon ostvandalische Sclavenen an, die östlich der Elbe von den Annalisten nur kurz als "Sclavi" bezeichnet wurden. Sie verblieben in dem nun von den Franken aufgegebenen Gebiet als Heiden, in denen bald öströmisch-byzantinische Missionare auf diese Barbarenclans einwirkten. Auch nach dem Abzug des Awarenheeres von der Elbe kamen noch weitere ostvandalische Clanverbände an, gefolgt von Ostherulern von der unteren Donau, die in ihre alte Heimat an der südwestlichen Ostsee zurückkehrten.

Primärquelle: Schwarz, Germanische Stammeskunde
Schröcke, Germanen - Slawen

Suavia - Der Nordschwabengau


Das Schwabengau an der Saale

Der Ursprung des Namens des Schwabengaus ist mit den suebischen Semnonen verbunden, die östlich der Saale und an der mittleren Elbe siedelten. Die Meinungen darüber, wie es entstand und wer wirklich darin siedelte gehen jedoch heute auseinander. Fakt ist, im diesem Schwabengau siedelten im Jahre 569 unter König Siegbert I. (Sigibert) Sueben und Franken. Nach anderer Meinung verblieben viele im ursprünglichen Siedlungsgebiet östlich der Saale und sind angeblich im 6. Jahrhundert vor den sogenannten "Slawen" an den Nordostrand des Harzes ausgewichen. Vergessen wir jedoch das mit den erfundenen "Slawen", zogen östlich der Saale siedelnde Sueben nur deshalb über den Fluss, weil zu König Siegberts Zeit, ein Awarenheer an die Elbe zog und ihr Heereszug eine große Zahl semnonischer Sueben veranlasste ihre Wohnsitze aufzugeben und auf das vermeintlich sichere fränkische Reichsgebiet westlich der Saale zu wechseln. Mit und vor den Awaren gelangte auch eine große Zahl ostvandalischer Clans nach Ostelbien, die zuvor den Sclavenen angehörten.

Die Zahl dieser übergetretenen Semnonen war so groß, dass sie sich 573 gegenüber Sachsen und Langobarden behaupteten, die 573 von einem gemeinsamen Italienzug zurückkehrten. Eike von Repgows Bericht von Schwaben am Harz erklärt die Herkunft der Herren im Lande Sachsen wie folgt: die Herren von Anhalt, von Brandenburg, von Orlamünde, Markgraf von Meißen, Graf von Brehna, Hakeborn, von Gneiz von Müchlen, von Dröbel, von Elsdorf, von Schneidlingen, Vogt Albrecht von Spandau, Schrapen von Gersleben, Anno von Jerdingsdorf, Hermann von Mehringen, Winningens und Seedorf alle sind Schwaben. Es folgen weitere Schwaben und Franken, jedoch alle freien Herren und Schöffen in Sachsen ansässig, sind geborene Sachsen.


Keine Stadt repräsentiert besser den alten Schwabengau als Bernburg, obwohl sie einst den Sachsen gehörte. Übersetzt bedeutet sie im altsächsischen "Bärenburg" und ist nach Albrecht den Bären benannt.

927 nutzte König Heinrich I. eine bereits längerwährende Adelsfehde im Schwabengau aus und griff zusammen mit dem Halberstädter Bischof zugunsten der frühen Askanier (nach Aschersleben benannt) ein. Sein Berater und Heerführer Thietmar belagerte und zerstörte die Burg Salfurt derart, dass der Ort (heute Bernburg an der Saale) danach „Brandanburg“ (die verbrannte Burg) genannt wurde. Doch das ist wohl Volksetymologie, man vergleiche den älteren Namen von Brendenburg, der als Brendanburg auf die bis 955 reichende dänische Herrschaftszeit des Vindlands (Wendenland) östlich der Elbe zurückgeht. In der Brendanburg sind zudem historisch "Waräger" belegt, die sicher synonym für Dänen standen. Der dänische ostelbische Machtbereich reichts also bis mindestens zum Havelland hinunter und könnte sogar Gebiete östlich der unteren Havel umfasst haben. Heute weiß man sogar, dass nahe Bernburg (961 Berneburg) noch das von Ptolemäus erwähnte Luppia existiert haben muss.

Wahrscheinlich erhielt Thietmar danach auch die Grafenrechte im Schwabengau, weil schon 934 sein Sohn Siegfried nachweislich im Besitze derselben war. Thietmar verstarb am 1. Juni 932. Nach seinem Tod folgte ihm 932 sein Sohn Siegfried nach. Der Schwabengau wurde bis zum Tod Thietmars II. 1030 von den Markgrafen der sächsischen Ostmark regiert. Esico von Ballenstedt, der Stammvater der askanischen Dynastie, wird erstmals 1036 urkundlich erwähnt und besitzt große Besitzungen im Schwabengau und im benachbarten Gau Serimunt.

Im 12. Jahrhundert fusionierten der sächsisch bestimmte Schwabengau und das benachbarte Serimunt zur Grafschaft Ballenstedt, die von der aus Aschersleben (Ascaria) stammenden askanischen Dynastie regiert wurde. Bei der Absetzung Heinrichs des Löwen 1180 nahm Graf Bernhard sogar den sächsischen Herzogstitel an. Als die Askanier 1212 ihre Territorien aufteilten, wurde der ehemalige Schwabengau zum westlichen Teil des neu gegründeten Bundeslandes Anhalt, das von Herzog Bernhards älterem Sohn Heinrich I. regiert und nach der Anhalter Burg bei Harzgerode benannt wurde. Die groben Umrisse des Schwabengaus waren noch Mitte des 20. Jahrhunderts an den westlichen Grenzen des Freistaates Anhalt zu sehen.

Primärquelle: Wikipedia

Die Sueben am Main

Die Festsetzung der Stämme des Ariovist im Elsass hat um 72 v. Chr. begonnen, der legendäre Anführer dieser Zeit war sogar mit einer Suebin vermählt, deren Clans sich zuvor im verlassenen Land der in die Alpen abgezogenen Helvetier ausgebreitet haben.

Zuvor erfolgte schon die Niederlassung suebischer Stämme östlich des Rheins, die mit größeren Verbänden aus dem mittelelbisch-thüringischen Großraum eintrafen. Da die Kimbern (Teutonen) und Ambronen um 110 v.Chr. anscheinend noch keine Sueben in Süddeutschland getroffen haben, liegt ihre Ansiedlung etwa um 100 v.Chr. Ihre Heimat haben sie sicher nicht aus "klimatischen" Gründen aufgegeben, es war einfach nur ihre Überbevölkerung, die sich neue Wohnplätze suchte. Über den Oberlauf der Saale und dem Maintal verlief wohl ihr wichtigster Hauptmarschweg, denn an den Ufern des Mains haben sich danach suebische Clans niedergelassen. Das bezog sich hauptsächlich auf den mittleren und oberen Main. Im Zentrum dieser Mainregion lag die Festung Menosgada, von der Ptolemäus berichtete. Sie befand sich nach heutiger Ansicht auf dem Staffelbergplateau, was bereits 5000 v.Chr. besiedelt war. In der frühen Latènezeit zwischen etwa 400 bis 300 v. Chr. wurde das Gipfelplateau durch eine 5 Meter dicke Steinmauer gesichert. Während der späten Latènezeit um etwa 130 v. Chr. wurde die einfache Wehranlage zu einem 49 Hektar großen Oppidum ausgebaut, das mit einer 2900 Meter langen Schutzmauer, vermutlich vier Toren und Fallgruben gegen das benachbarte Albgelände gesichert war. In den Holzpfosten, die die Mauer des Tores stützten, saßen in geschnitzten Nischen 30 abgeschlagene Köpfe. Der Niedergang der Siedlung begann erst nach 50 v. Chr., als zuvor die Römer erfolglos versuchten, durch den Maingraben nach Osten bis zur Elbe vorzudringen und dort auf massive Widerstände "germanischer Stämme" stießen. Hinter diesen Stämmen können sich also nur jene suebische Clans verbergen, die Jahrzehnte zuvor die mittlere und obere Maingegend besiedelt haben. Um 40 n. Chr. verließen die letzten Bewohner Menosgada und brannten das Zangentor wohl planmäßig nieder. Bis dahin hätten die suebischen Clans niemals versucht den Staffelberg zu erobern, die jedoch mit ihren Kriegszügen ab 80 v.Chr. zunehmend die Handelswege nach Menosgada beeinträchtigt hätten. Und das solange, bis die Siedlung auf dem Staffelberg freiwillig aufgegeben wurde.


Die Festung Menosgada (Manosgada) auf dem Staffelbergplateau, ihren Namen hatte sie angeblich nach dem früher Moenus genannten Main. Der Name ist germanischer Abstammung und kann von "men-gada" hergeleitet, mit "Mondburg" übersetzt werden. Nach Ptolemäus haben hermundurische Sueben neben den Curiones und Turoni gesiedelt

Erst nach dieser Phase beginnt die suebische Landnahme in Süddeutschland, die möglicherweise mit 120000 Sueben erfolgte. Gleichzeitig breiteten sich Markomannen und Quaden zwischen Main und obere Donau aus. Direkt oder indirekt wurde diese Umvolkung durch das Zurückweichen der Helvetier ermöglicht, deren Volkskern in der Schweiz eine neue Heimat fand. Auch hier muss die Frage gestellt werden, ob die Sueben nicht auch die Hellvetier zum Aufbruch animiert haben, deren kriegerischer Ruf wohl alle anderen Stämme östlich des Rgheins übertraf. Caesar beschreibt die Sueben in seinem Bericht De Bello Gallico aus erster Hand als die "größte und kriegerischste Nation aller Germanen". Dass die Helvetier wohl militärisch weder mit den Sueben noch den Römern mithalten konnten, wird dadurch deutlich, dass sie auch bei Caesars Ankunft in Gallien entschlossen waren, wieder die Schweiz aufzugeben und nach Südwestgallien abzuziehen.

Das Gebiet der Helvetier in Südwestdeutschland heißt bei Ptolemäus „Ödland der Helvetier". Und nun meinte man, dass zunächst die Marcomanni Bewohner dieses Landes geworden seien. Weil der Schwarzwald Marciana silva hieß - zu deutsch mit Markwald übersetzt - nahm man an, dass die Sueben das Ödland als "Mark" bezeichnet haben, worauf sich ihr Name beziehe. Aber als der südlichste germanische Stamm in Baden wurden die Triboker bezeichnet.

Aus den durch Domitius Ahenobardus während seines Elbefeldzuges festgestellten Niederlassungen der Hermunduren, soll sich nach E. Schwarz ergeben, dass die ursprüngliche Markomannis östlicher des Schwarzwaldes lag. Hat es etwa das Land zwischen oberem und mittlerem Main und der Donau von der Lechmündung ostwärts umfasst, versteht man, warum sie um 8 v.Chr. nach Böhmen ziehen, das eben in greifbarer Nachbarschaft lag. Dann wird es wahrscheinlich, dass der Name der Marcomanni von einer anderen Mark, einem anderen Grenzwald, herrühren könnte. Doch das ist reine Spekulation, denn wenn der Name Marcomanni ein Eigenname ist, spricht eine Stammesnamensdeutung für "Grenzmänner" oder "Grenzmarkleute" klar gegen einen Eigennamen. Wegen der römischen Kontakte zu den Marcomanni muss es jedoch ein Eigenname sein, die Herleitung ist also nur falsch und daher bis auf weiteres ungeklärt.

Trotz des Wissens um rechtsrheinische Marcomanni am Main spielten sie bei Cäsar sonst keine Rolle. Umso stärker treten die Sueben hervor, die Caesar von den Marcomanni unterschied. Nach E. Schwarz könnte es sich bei den Markomannen (Marcomanni), die in der Folgezeit - abgesehen von dem Zwischenspiel des Marbod - immer im Gefolge der Quaden erscheinen, um ihre "jüngeren Söhne" handeln, die einstmals als Versacrum zur Eroberung neuen Landes ausgesandt wurden. Doch falls das so wäre, wo lagen den die von Caesar benannten Unterschiede zwischen Marcomanni und Sueben? Weil sich wegen Caesars Überlieferungen diese These nicht durchsetzte, geht man heute davon aus, dass die Marcomanni sogar längere Zeit noch neben den suebischen Clans am Main siedelten, bevor die Marcomanni nach Böhmen aufgebrochen wären. Die Mainmündung haben sie nicht berührt, hier siedelten die Ubier, die sich die Sueben in vielen Kriegen zinspflichtig gemacht hatten.

Primärquelle: E. Schwarz, Germanische Stammeskunde
https://www.nationalgeographic.de/geschi...nd-schaedelkult

Die Sueben in Ariovists Heer


Ein nachempfundener Suebenanführer Ariovist mit stimmiger Frisur

Caesar stand 58 v.Chr. einem großen Heer verbündeter Stämme gegenüber, das vom suebischen König Ariovist (Ariovistos) angeführt wurde. Ariovist war bereits vom römischen Senat als "König" anerkannt worden, doch der deutsche Titel "König" war bei diesen Stämmen zu dieser Zeit überhaupt nicht bekannt. Man verwendete völlig andere, heute vergessene Namen für einen Clanführer oder Anführer einer Kriegerschar. Wer jetzt an "Herzog" oder "Fürst" denkt, darf das auch vergessen, er kommt bei dieser Thematik nur weiter, wenn er sich mit den Ahnenkulten und den unterschiedlichen Gottheiten (Asen) dieser Stämme beschäftigt. Dazu erstmal so viel: Für die Sueben war zwar Tuisto (Ziu) ihr Schöpfergott, doch es war zuerst nur Heimdall, dem sie in den Krieg folgten.

Ariovists Sueben hielten sich bereits seit einiger Zeit in Gallien auf und haben sich besonders östlich der Vogesen im Elsass festgesetzt. Im Jahr 61 v.Chr. besiegte bereits Ariovist in der Schlacht bei Magetobriga eine Allianz von Galliern, die von den Haeduern angeführt wurde, und machte sie tributpflichtig. Es ist also falsch zu behaupten, dass sie erst auf einen Hilferuf gallischer Arverner und Sequaner nach Gallien gekommen wären, das war erst um 58 v.Chr. der Fall, wo die Sueben im Elsass schon längst Wurzeln geschlagen haben. Doch als der Kriegsaufruf die Sueben im Elsass erreichte, beschlossen sie erneut an diesem Krieg gegen die schon einmal besiegten Haeduer (Aedui) teilzunehmen. Ariovistus verbot zudem den Römern, nach Gallien einzudringen. Cäsar hingegen sah sich und Rom als Verbündeten und Verteidiger der Haeduer.


Hinter dem sogenannten "Tempel des Janus" verbirgt sich vielmehr jenes haeduische Heiligtum, wo die Haeduer eine bis heute nicht identifizierte Gottheit verehrten. Der Name dieses Tempel ist also irreführend, weil es überhaupt keine Belege dafür gibt, dass die Haeduer Janus verehrt haben. Möglicherweise ist es aber so, dass es eine Gottheit war, die man mit dem doppelgesichtigten Zwillingsgott gleichsetzen konnte. Der Name der Haeduer könnte möglicherweise von dieser Gottheit abgeleitet sein, denn das indogermanische *ed bedeutet "Speise für Menschen und Tiere", was auf einen Fruchtbarkeits- und Schöpfergott hinweist. Das indogermanische *ēdes benennt dazu noch einen Riesen oder Giganten mit einen Bezug zum Geburtsschmerz (ōdís). Der Ort an dem der Tempel erbaut wurde ist jedenfalls als la Genetoye bekannt, was auf den Genetaeus weist, einen Beinamen des Jupiter, der besonders am Schwarzen Meer mehr bekannt war. Daraus ist sicher ersichtlich, warum die Haeduer eher die Nähe zu den Römern suchten, als gegen sie Widerstand zu leisten.
MarcJP46, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-3.0

Doch war denn der Gegensatz zwischen den Sueben und Haeduern, deren Name man mit die "Feurigen" deuten will? Für einen Eigennamen passt eine solche Deutung nicht wirklich, es sei mit dem Feuer ist eher die Sonnenglut gemeint, was diesen Stamm als Sonnenkultler ausweisen würde. Der haeduischer Stammesanführer nannte sich ebenfalls nicht "König", sondern wurde Vergobret (Vercobretos) genannt. Indogermanisch übersetzt, leitet sich dieser Name wohl von *u̯erg̑ für Schöpfer oder Bewirker ab und *bʰr̥dʰo für einen Tisch. Zusammengenommen leitet sich also dieser Name von einem Dolmen als Steintisch her, der auch einen Schöpfungsort der Haeduer-Ahnen symbolisiert. Der jeweilige Vergobret wurde öffentlich von einem von den Druiden geführten Rat gewählt und übte ein Jahr lang seine Funktionen aus. Während seiner Amtszeit war es ihm verboten, die Grenzen des Haeduer-Territoriums zu verlassen. So konnte er das Heer nicht befehligen und so eine Dynastie oder Diktatur errichten. Bei den Haeduern scheint es dazu, dass der Vergobret noch eine richterliche Rolle ausübte. Wie der Ortsname la Genetoye ihres Heiligtums bei Autun zeigt, müssen sie eine Gottheit namens Genetaeus verehrt haben, die als Beiname des Jupiter bekannt war.

Die Kriegerhorden, denen Cäsar in der Schlacht gegenüberstand, bestanden aus "Harudes, Marcomanni, Tribocci, Vangiones, Nemetes, Sedusii und Suevi". Wegen Ariovist ist also anzunehmen, dass die anderen Stämme dieser Zeit den Sueben untertan und ihre Klientel waren. Während Caesar sich auf den Konflikt vorbereitete, wurde eine neue Streitmacht der Sueben von zwei Brüdern, Nasuas und Cimberius, an den Rhein geführt und zwangen Caesar zur Eile, der versuchen musste, die Vereinigung dieser Heere zu verhindern. Caesar besiegte Ariovist in der folgenden Schlacht und zwang ihn, über den Rhein zu fliehen. Als sich die Nachricht davon verbreitete, kehrten die frischen suebischen Kriegerhorden in Panik zurück, was die lokalen Stämme am Rhein dazu veranlasste, die Situation auszunutzen und anzugreifen.

Nach Cäsars Berichten über die gallischen Kriege berichtet, stellten die Sueben 55 v. Chr. erneut eine Bedrohung dar. Die germanischen Ubii (Ubier), die ein Bündnis mit Caesar ausgehandelt hatten, beschwerten sich darüber, von den Sueben schikaniert zu werden, und die Tencteri und Usipetes, die bereits aus ihren Häusern vertrieben worden waren, versuchten, den Rhein zu überqueren und gewaltsam nach Gallien einzudringen. Caesar überbrückte den Rhein, den ersten, von dem bekannt war, dass er dies tat, mit einer Pfahlbrücke, die zwar als Wunderwerk galt, aber nach nur achtzehn Tagen abgebaut wurde. Die Sueben verließen ihre Siedlungen, die den Römern am nächsten standen, zogen sich in den Wald zurück und stellten ein Heer zusammen. Caesar ging über die Brücke zurück und brach sie ab, indem er erklärte, dass er sein Ziel, die Suebenzu warnen, erreicht habe. Die Sueben wiederum hörten angeblich auf, die Ubier zu belästigen, die wiederum später von den Römern am Westufer des Rheins auf römisches Gebiet umgesiedelt. wurden.

Primärquelle: E. Schwarz, Germanische Stammeskunde
Wikipedia

Ariovist und die Triboker

Kleinere Stämme, die in der Regel zusammengenannt und mehr oder minder deutlich zu den Sueben gerechnet werden, sind die Triboker, Nemeter und Wangionen. Was an ihnen "suebisch" sein soll ist jedoch fraglich, sie sind wohl nur von den Sueben unterworfen worden. Zunächst haben sie rechts des Rheines gewohnt. Sie siedeln später um Straßburg, Speyer und Worms, und es ist wahrscheinlich, dass ihre rechtsrheinischen Sitze gegenüber zu suchen sind. Die Triboker scheinen um Stuttgart zurückgeblieben zu sein, wo sie noch im 2.Jh. als Kundschafter Dienste leisten.


Brumath im Elsaß war zur römischen Zeit als Brocomagos die Hauptstadt der Triboker

Ariovist wurde vor seiner Wahl zum Heerkönig als "König" der Triboker genannt, wir können aber sicher sein, dass dieser Titel ein anderer war. Und laut Wörterbuch und der zu klärenden Etymologie des Stammesnamens der Triboker (lat. Triboci, Tribocchi) könnte dieser germanische Titel *drībō gelautet haben und zwar als Ableitung von einem gewölbten Schöpfungsort als Schildbuckel. Im Indogermanischen leitet sich dieser alte Stammesname sicher von einem Kompositum *dʰrebʰ-bʰog ab, wobei der erste Teil für töten, schlagen und stoßen steht und der zweite Teil für den gewölbten Schöpfungsort. Mit anderen Worten *dʰrebʰ nannte sich die Kriegerkaste und bʰog war der Ort aus dem ihre Ahnen stammten. Der Name Triboker hat also nichts mit "drei Buchen" zu tun, für einen Eigennamen macht das überhaupt keinen Sinn.

Die Triboques werden bei Caesar in Manuskripten noch als "Tribucorum" bezeichnet, die seiner Zeit die Ebene des Elsass und der Ortenau besiedelten. Ihre Hauptstadt war zur römischen Zeit Brocomagus. Eine ihrer Befestigungsanlagen heißt Tribunci in der Nähe von Lauterburg. Medru (oder Mider) war der Hauptgott der Triboker, alle weiteren sind germanische Götter gewesen.


Medru mit seinem Begleittier einem Stier
Ji-Elle, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-4.0

Medru (oder Mider oder Medros) ist ein germanischer Gott, der hauptsächlich von den Tribokern verehrt wurde. Er war wahrscheinlich ein Kriegsgott, wie seine Kleidung und der Stier, der ihn begleitet, beweisen. Man sieht ihn zwar als regionale Gottheit im Elsass an, er wird jedoch sicher für einen wesentlich bekannteren Ase stehen. Die Römer setzten Medru mit dem Gott Mars gleich.

Die Triboker waren Teil der ariovistischen Koalition, neben den Nemetern und den Vangionen. Auch Strabo lokalisiert sie im Elsass. Nach den Römern dieser Zeit wurden die Triboker den Germanen gleichgestellt und Tacitus beschreibt sie als "offensichtlich germanisch" mit den Nemetern und den Vangionen. Am linken Rheinufer ist der Begriff Germania eine römische Regionalbezeichnung für einen Militärbezirk, der auch die Lingonen umfasste. Die Bezeichnung war vor allem politischer Natur, denn damit konnte man vor dem Senat die Rheingrenze als germanische Abwehrgebiet vor Augen führen.

Darüber hinaus kann man im Archäologischen Museum von Straßburg eine Inschrift von Brocomagus (Brumath) sehen. Diese Namen bemerkenswerter Triboker will man heute als "keltische" ansehen, obwohl die Triboker von den Römern als Germanen angesehen wurden. Südlich ihres elsässischen Siedlungsgebietes befanden sich die Rauriger mit ihrem Hauptort Augusta Raurica. Diese Stämme hatten seit langem etablierte Militärlager entlang des Rheins, das wichtigste war Argentoratum, dessen früherer Name Argentorate war und das zur Stadt Straßburg werden sollte.

Primärquelle: E. Schwarz, Germanische Stammeskunde
Wikipedia

Wer sind die Sedusii?

Der Stamm der Sedusii, wurde von Caesar (Caes. Gal. 1.51) als Krieger erwähnt, die für Ariovist gegen die Römer kämpften. Aber da keine Einzelheiten über sie gesagt werden und da sie von keinem späteren Schriftsteller erwähnt werden, ist es bisher unmöglich zu sagen, zu welchem Teil Germaniens sie gehörten. Einige betrachten sie als die gleichen wie die von Tacitus (Germ 40) erwähnten Edusones, und andere identifizieren sie mit den Phundusi, die Ptolemäus (2.11.12) im Kimbrischen Chersonesus platzierte. Aber beide Vermutungen können außer einer geringen Ähnlichkeit von Namen her, keine stichhaltigen Belege vorweisen.


Rechts Tuisto, der sich wegen des suebischen Fesselrituals in Wahrheit von Ziu ableitet. Ziu war die höchste Gottheit der Sueben und geht über Ziusudra auf Alalu zurück

Bleibt eben noch die Namensdeutung. Als Sedu´sii beschrieben, setzt sich dieser Name entweder aus dem indogermanischen *sed für Sitz oder Versammlung und dem noch zu klärenden "sii" zusammen. Auf ein Stamm bezogen, ist es naheliegen an dieser Stelle seine zuerst eine suebische Herkunft zu prüfen. Wenn man also von einer lautsprachlichen Überlieferung ausgeht, könnte mit "sii" nur Ziu gemeint sein, was die Sedusier als Sueben identifizieren könnte. Gehen weiter noch davon aus, dass Versammlung auch für Vereinigung steht, könnten damit die Sedusier entweder ein eigener suebischer Stamm gewesen sein, oder es war nichts anderes als ein suebischer Beiname, der alle unter Ariovist vereinigten suebischen Kriegerhorden umschreibt. Am überzeugendsten wäre jedenfalls letzteres, wobei "Zius Vereinigte" sogar für das ganze Heer des Ariovist stehen könnte.

Für diese Deutung spricht vor allem, dass außer Caesar niemand anderes die Sedusier kannte. Mit den Eudoses oder Eudures für weitere Bezeichnung von Jüten hinter der der südwestlichen Ostseeküste haben sie sicher nichts zu tun, von dort wanderte zu dieser Zeit sicher niemand in das Elsass, um dort zu Ariovist zu stoßen.

Primärquelle: http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text...y%3Dsedusii-geo

Die Formierung der Neckarsueben

Caesar stellte den Sueben 58 v. Chr. ein Ultimatum: Ariovist sollte keine Kriegerhorden mehr über den Rhein holen, alle haeduischen Geiseln freilassen und keine weiteren Angriffe auf gallische Stämme mehr führen, sonst müsse er seine Legionen schicken. Ariovists Antwort hätte daraufhin lautete: „Wenn es Caesar gelüstet, mag er kämpfen. Dann wird er sehen, was für Helden die unbesiegbaren Germanen sind.“ Ob er das Caesar wirklich so mitgeteilt hat, darf bezweifelt werden, keiner dieser Stämme bezeichnete sich als Germanen. Caesar dürfte hat hier nur die Rheingrenze politisch zwischen seinen "Kelten" links dieses Flusses und den "Germanen" rechts des Rheins festgelegt.

Daraufhin ließ Caesar seine Legionen in das von Ariovist seit mehreren Jahren behauptete Elsass marschieren. Auf einem Hügel beim heutigen Colmar trafen sich die beiden Feldherren und verhandelten. In diesem Rededuell, das in Caesars Werk De Bello Gallico ausführlich beschrieben wird, schlug der Suebenführer Caesar vor, er solle den Landbesitz der Sueben nicht angreifen und besetzen. Als Gegenzug würde er, „jeden Krieg für dich (Caesar) führen, ohne dass du dich dem Kriegsungemach und irgendeiner Gefahr aussetzen musst …“.

Dieses großzügige Angebot lehnte Caesar ab, er hätte dadurch niemals den oberen Rhein als Grenze nutzen können, die Sueben im Elsass hätten weiter ungehindert Zulauf vom rechten Ufer bekommen, ohne dass es die Römer verhindern konnten. 30.000 Krieger des suebischen Heeres stürzten sich auf Caesars sechs Legionen (ca. 24.000 Mann). Zu Beginn konnten die Germanen die Römer stark bedrängen, einige Manipel waren schon stark dezimiert, doch der Offizier der Reiterei, Publius Licinius Crassus, entschied sich spontan und entgegen Caesars direktem Befehl, durch seine Verbände den brechenden linken römischen Flügel zu verstärken; dies erlaubte einigen Manipeln und der Reiterei, diese Flanke zu umgehen und einzuschließen. Noch mehr Zenturien umgingen den Feind und fielen dem Gegner in den Rücken. Panik machte sich in den zurückweichenden Reihen der Sueben breit, die Schlacht war für sie verloren. Unter angeblich gewaltigen Verlusten zogen sich die Sueben über den Rhein zurück. Auch Ariovist entkam in einem Boot, doch die Nachricht von seiner Niederlage verbreitete sich schnell, und sein Bund aus Sueben, Markomannen, Nemeter und Wangionen löste sich auf der anderen Seite des Rheines auf. Danach wird nur mehr berichtet, dass im Jahre 54 v. Chr. die Sueben um ihn getrauert hätten. Es wurde berichtet, dass seine beiden Frauen, eine Suebin aus seiner Heimat und die Schwester des norischen Stammesführers Voccio, bei der Flucht ums Leben kamen, und nur eine seiner beiden Töchter die Ereignisse überlebte und in Gefangenschaft geriet.


Ladenburg hieß früher Lopodunum und wird von lupus für Wolf hergeleitet. Der weiße Wolf war das Totemtier suebischer Clans

Caesar beließ die mit Ariovist (rex Sueborum) gekommenen Stämme der Triboker, Vangionen, Nemeter und Sedusier unter der Bedingung, dass sie die Rheingrenze gegen jedermann verteidigen würden, in ihren neuen Sitzen. Doch die Sedusier werden danach nicht mehr benannt, weswegen es sich nur suebische Clans gehandelt haben könnte, die bereits nach über zehn Jahren mit eigenem Landbesitz im Elsass wohnhaft waren. Also genau jenen Verhältnissen entsprechen, die Ariovist Caesar vermittelte. Es ist also anzunehmen, dass eine größere Zahl von Sueben als Sedusier im Elsass verblieb und sich mit den suebischen Triboci verbündeten, die Ariovist vor seiner Niederlage direkt geführt hatte.

Die auf dem rechtsrheinischen Ufer zurückgeflohenen Sueben spielten zwar keine Rolle, doch wir erinnern uns, dass Ariovist Verstärkung angefordert hatte und diese Kriegerhorden in Anmarsch waren. Angeblich wären die Verstärkungen danach wieder umgekehrt, doch kann man das überprüfen? Zumindest dürfte feststehen, dass sie auf der rechtsrheinischen Seite weitest gehend dominant blieben und wohl vom Taunus aus das Umland kontrollierten. Unter Kaiser Augustus versuchten die Römer die rechtsrheinische Germania magna zu erobern. Nach dem Fiasko der Varusschlacht, beschränkte sich das römische Militär auf die Rheingrenze und versuchte das rechte Flussufer indirekt mit Verbündeten zu kontrollieren. In diesem Areal, das im Laufe der vorangegangenen Jahrzehnte stark entvölkert worden war, siedelten die Römer nun unterworfene Clans an, die dieses Gebiet sichern und erschließen sollten. Im Bereich des unteren Neckars übernahm diese Funktion ein Teilstamm der Sueben, dessen Name in späteren lateinischen Inschriften als „Suebi Nicrenses“, also „Neckarsueben“ oder „Neckarschwaben“, erscheint. Wie stark diese Zusammenarbeit zwischen Römern und Neckarsueben formal festgeschrieben war und ob es sich um einen formell von Rom abhängigen Klientelstaat handelt, ist in der Forschung umstritten. Die Ansiedlung der Sueben erfolgte dem archäologischen Fundmaterial nach noch während der Regierungszeit des Kaisers Tiberius (14–37 n. Chr.). Die überwiegend suebischen Clan wurden im Vorfeld der Legionslager von Mainz, Rheingönheim und Straßburg angesiedelt, von wo aus sie mit römischer Unterstützung das Umland erschlossen. In wie weit sich das Stammesgebiet dem Neckar aufwärts ausdehnte, ist noch nicht wirklich erforscht, immerhin sind Jahrzehnte vergangen, in denen die Neckarsueben relativ eigenständig expandieren konnten.

Als die römische Verwaltung in der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts n.Chr. wieder zu einer expansiveren Germanienpolitik überging, wurde das Gebiet der Neckarsueben in den 70er Jahren dem Reich einverleibt. Aus dem Stammesgebiet wurde ein römischer Verwaltungsbezirk, eine sogenannte Civitas. Als deren Hauptort wurde auf dem Areal zweier römischer Militärlager die Stadt Lopodunum, das heutige Ladenburg, gegründet. Die Civitas erhielt den Namen Civitas Ulpia Sueborum Nicrensium oder Civitas Ulpia Sueborum Nicretum, wobei der Bestandteil Ulpia auf den bürgerlichen Namen des Kaisers Trajan (regierte 98–117), Marcus Ulpius Traianus, zurückzuführen ist. Das deutet darauf hin, dass dieser eine Rolle bei der offiziellen Einrichtung der Civitas beziehungsweise bei der Gründung Lopodunums spielte.


Wieblingen - Der Ort wurde erstmals 767 im Lorscher Codex urkundlich als Wibilinga erwähnt.

Mit der Eingliederung in das römische Reich verloren die Neckarsueben ihre unmittelbaren militärischen Aufgaben und wuchsen mit der zugewanderten römischen Bevölkerung zusammen. In welchem Maße das geschah, ist jedoch fraglich, denn suebische Clans der Langobarden haben in Oberitalien noch lange ihren Angehörigen verboten Römer zu ehelichen, und wenn das doch geschah, verloren sie sämtliche Privilegien ihres Stammes. Nach der römischen Eroberung gingen jedoch die kulturellen Merkmale der Sueben langsam zurück, sie wurden von einer vergleichsweise schnellen und starken materiellen Romanisierung erfasst. So wurden die suebischen Dörfer zugunsten römischer Vici und Landgüter (Villae rusticae) aufgegeben. Einige von den Neckarsueben dienten noch in den Auxiliartruppen des römischen Heeres. So beziehen sich von den elf bekannten Inschriften, die die Neckarsueben nennen, zehn auf Angehörige des Stammes, die im Militär dienten oder gedient hatten. Ein weiteres Siedlungszentrum war das Gebiet von Wieblingen bis Wallstadt als Zentrum und auch bei Heidelberg und Schwetzingen wurden die Neckarsueben nachgewiesen.

Primärquelle: https://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landesku...chiv/sueben.htm
Wikipedia

Die Formierung der Juthungen

Östlich der Alemannen tritt der ursprünglich selbständige Stamm der Juthungen auf, der vom Ende des 3. bis in die Mitte des 5. Jahrhundert eine politische Rolle spielt. Er wird zum erstenmal in den Kämpfen des Kaisers Aurelian in den Jahren 270/272 n.Chr. genannt.

Die damaligen Wohnsitze der Juthungen werden zwischen Ulm und Passau gesucht. Sie zeigen bei ihren Einfällen in das Römische Reich eine bedeutende Selbständigkeit, deshalb kann gefolgert werden, dass sie sich trotz ihrem Beitritt zum alemannischen Bund ein gewisses Maß von Freiheit vorbehalten haben. Sie bedrohen Rätien, auf das sich offenbar ihre Niederlassungswünsche richten. Nördlich davon werden auch aus diesem Grund ihre älteren Sitze anzusetzen sein.


Berching nördlich der Donau in der Oberpfalz - Die gesamte Region gehörte einst den Juthungen


Das heute zu Berching gehörende Erasbach, der Ort selbst wäre nach dem Kriegsgott Ear der Juthungen benannt.

Die Ansichten über die Herkunft dieses volkreichen und kriegerischen Stammes, der schließlich in den Alemannen aufgegangen ist, schwanken. Man denkt an Abkömmlinge der Semnonen oder Hermunduren. Sie waren vor den Alemannen seßhaft, daher rührt die besondere Einstellung zum alemannischen Bunde. Ihr Name gibt Aufklärung über ihre Herkunft. nach E. Schwarz liegt wie bei den Eudusen das idg. *eudh- für „Euter" zugrunde, nur ist seit dem Auftreten der Eudusen im 1. Jh. v.Chr. das auslautende -z des germanischen -es/-os-Stammes *euthaz (durch grammatischen Wechsel von -'euftaz geschieden) gefallen. Der Name wäre neu gebildet worden, ''Euthunga würde also nur „Nachkommen der Eudusen" bedeuten.

Doch kann man akzeptieren, dass dieser Name wie ein Gelehrtenbegriff entstanden ist? Denn so wie er sich darstellt, kann das niemals ein Eigenname sein, womit die gesamte Etymolgie von E. Schwarz unstimmig ist. Eigennamen sind in der Regel mit den Schöpfungsorten der Ahnen verbunden, wenn er sich also verändert, muss man ihn zuerst so deuten, wie er überliefert ist. Nannten sich die die Juthungen vielleicht noch Euthungen, muss das nicht unbedingt etwas mit den vermuteten Eudusen zu tun haben. Rein namentlich ist vielmehr eine Nähe zu den Tungerern oder Greutungi festzustellen, die beide vom germanischen *tungla oder altnordischen tungl für Mond hergeleitet werden können. Und genau solche Namen sind als Eigennamen identifizierbar, denn der Mond symbolisierte den Schöpfungsort vieler Völker auf der Erde.

Nach E. Schwarz bestand ein engeres Verhältnis zu den Markomannen und deren Name mit Silbermond übersetzt werden kann. Steht also vor dem Mond ein *juþa oder *euþa sind die Juthungen mit "Mondkinder" oder "Mondabkömmlinge" zu deuten, wobei der Mond den Schöpfungsort ihrer Ahnen symbolisiert. Es gibt also keinerlei Grund eine Verbindung zu den Eudusen zu konstruieren, die man sogar mit den Sedusiern identifizieren wollte. Zum Vergleich: die Eudoses oder Eudusii könnten sich auf das indogermanische *us für schöpfen, oder ein goldenes Gerät beziehen. Es ist zwar so der gleiche Schöpfungsort gemeint, aber die Herleitung ist eine andere und lässt den Mond außen vor.

E. Schwarz vermutete, dass die Eudusen bei den Markomannen aufgenommen worden sein könnten, doch weder sich ihrem Zug nach Böhmen oder den Neckarsueeben angeschlossen haben. Wegen ihres späten Auftretens im 3. Jahrhundert kommt jedoch nur eine Formierung aus Clans zwischen main und Donau in Frage, wo zuvor die Markomannen siedelten. und wie überall in Europa bedeutete der Abzug eines Stammes in eine andere Gegend nicht unbedingt, dass alle Clans abzogen, sondern in der Regel nur der Bevölkerungsüberschuss. Für die Juthungen bedeutet das Folgendes: Sie stammen von hermundurischen Clans ab, die womöglich von einer Kriegerkaste geführt wurde, die markomannischer Herkunft war. Also jene Stämme als Vorfahren, die vor den Juthungen in dieser Gegend herrschten. Den Mondbezug ihres Namens können sie jedoch nur von den Markomannen erhalten haben.

Primärquelle: E. Schwarz, Germanische Stammeskunde

Die Juthungen an der Grenze zu den Römern

Die heutige Meinung über den Namen der Juthungen geht noch nicht einmal mehr soweit, wie Ernst Schwarz, er würde nur noch "Abkömmlinge" bedeuten, ein Name also, der verschweigt von wem man abstammt. Auch das überzeugt nicht, wenn es ein Eigenname wäre, der es aber sein soll: er würde den Stamm selbst bezeichnen". Wegen vieler anderer Beispiele, wo wie die erkannten Eigennamen der Stämme mit den Schöpfungsort ihrer Ahnen verknüpfen können, kommt auch für die Juthungen keine andere Deutung in Frage.

Weiter sollen die Juthungen aus dem Jungvolk eines anderen Stammes hervorgegangen sein, der auf dem 1992 gefundenen Augsburger Siegesaltar aus dem Jahr 260 angegeben wird. Dessen Inschrift von den „barbaros gentis Semnonum sive Iouthungorum“, also den „Barbaren vom Stamm der Semnonen oder auch Juthungen“, bringt jedoch nur die Semnonen ins Spiel, suebische Clans die bereits vor den Abzug der Markomannen über den oberen und mittleren Main nach Süden vordrangen. Das Land musste dünn besiedelt gewesen sein, von Konflikten mit den Markomannen wird nichts berichtet, ja sie schlossen sich sogar Ariovist an. Nach der Niederlage des Ariovist kehrten die überlebenden Markomannen zurück, die geschwächten Sueben am Main, könnten sich also zu dieser Zeit den Markomannen angeschlossen haben. Für den Abzug der Markomannen nach Böhmen bedeutet, dass dieser tatsächlich suebische Teil der Markomannen zurückblieb und zusammen mit ebenfalls zurückgebliebenen Markomannen einen neuen Stamm gründeten. Von den Markomannen wurde für die Juthungen der Mondname aus *tungla kreiert, der deswegen sogar mit "Jungmond" oder "Halbmond" gedeutet werden kann.


Gauting (1903) bei München könnte die Juthungen bereits als Teil der Alamannen benannt haben.

Es vergingen nach dem Abzug des Hauptstammes der Markomannen über 200 Jahre, bevor sich die Juthungen bei den Römern bemerkbar machten. Genug Zeit also, dass ein Stamm mit großer Kopfzahl heranwachsen konnte. Der Augsburger Siegesaltar berichtet nun, dass dieser Stamm 259/260 in das römische Reich einfiel und über die Alpen bis nach Italien vorgedrungen wäre. Erst beim Rückmarsch wurden sie am 24./25. April 260 von einer rasch zusammengestellten römischen Streitmacht unter dem Statthalter Marcus Simplicinius Genialis geschlagen.


Eine dargestellte Schlacht Aurelians gegen germanische Barbaren (aus "Gladiator")

Es vergingen nun zehn Jahre, bis 270/271 als die Juthungen erneut in Italien einfielen. Kaiser Aurelian, der mit einer Armee in Pannonien war, um den Rückzug der Vandalen zu kontrollieren, zog hastig nach Italien, aber als er sich Mediolanum (Mailand) näherte, erhielt er die Nachricht, dass die Juthungen nach Südosten abgezogen und dabei Placentia geplündert hätten. Er sandte ihnen sofort eine Botschaft, in der er ihre Kapitulation forderte, die sie mit der Aussage ablehnten, dass sie, wenn er sie herausfordern wolle, ihm zeigen würden, wie ein freies Volk kämpfen könne. Die Juthungen überraschten nun das erschöpfte römische Heer in einem Waldgebiet in der Nähe von Placentia und besiegten sie. Die Nachricht von dieser demütigenden Niederlage führte zu zwei kurzlebigen militärischen Revolten. Die Juthungi zogen indess weiter auf der Via Emilia in Richtung Rom! Da zwischen den Eindringlingen und der Hauptstadt keine nennenswerte militärische Kraft mehr übrig blieb, breitete sich Panik in der Stadt aus, die weit über ihre alten Mauern hinausgewachsen war. Laut der Historia Augusta wurden die sibyllinischen Bücher konsultiert und religiöse Zeremonien durchgeführt, um die Götter um Hilfe zu bitten. Es folgte nun an der Adria die Schlacht von Fano. Das römische Heer erzwang diesen Kampf am Metaurus-Fluss, landeinwärts von Fano. Der entscheidende Moment der Schlacht war, als die Juthungen gegen den Fluss gedrängt wurden, so dass, als ihre Linie nachgeben musste, viele ihrer Krieger in den Fluss fielen und nach Ansicht der Römer ertranken. Die Juthungen baten daraufhin um Frieden, aber Aurelian lehnte ihre Forderung nach sicherer Passage ab. Sie versuchten nun in ihre Heimat zurückzukehren und marschierten über die Via Aemilia nach Norden. Aurelian wollte einen entscheidenden Sieg, um seinen beschädigten Ruf nach der Niederlage bei Placentia wiederherzustellen und die Beute wiederzuerlangen, die die Juthungen bei sich trugen. Deshalb verfolgte er die Eindringlinge und wartete auf den besten Moment, um sie anzugreifen. Aurelian griff die Juthungen an, als sie in die offene Ebene bei Ticinum (Pavia) eindrangen. Er war in der Lage, ihre gesamte Streitmacht zu vernichten, bis auf eine Kolonne, die durch die Alpen entkam. Diese Resttruppe wurde jedoch später von Aurelian in Raetien gefangengenommen und eliminiert.

Eine unbekannte Zahl gefangener Juthungen trat nun in den Dienst des römischen Reiches ein. Sie hatte man bei Augsburg freigelassen und es dürfte auch jene Gegend gewesen sein, wo sie sich im Umland niederließen. Und genau das könnte jene Zeit gewesen, wo Augsburg von den suebischen Juthungen seinen anderen Namen Ciesburc erhielt, denn zuvor lassen sich im Umland von Augsburg einfach keine anderen suebischen Clans nachweisen. Ergo - Ciesburg (Zius Burg) war also kein vorrömischer Name, sondern ein suebischer Beiname, dem sicher die freigelassenen Juthungen ihrer Schicksalsstadt gaben.

Eine weitere juthungische Siedlung könnte beim heutigen Gauting südlich von München entstanden sein, wobei der Name bereits von ihrem Anschluss an den Alamannen erzählen könnte. Johann Aventinus hatte die Juthungen in seiner „Bayerischen Geschichte“ als „Gauthinger“ bezeichnet, womit sie jetzt nach einer wanischen Gottheit benannt wurden: Yngvi, alias Freyr, die höchste Gottheit der Alamannen. Das vorgesetzte *gaut bedeutet im Germanischen Gottesopfer oder Gotteshörige, letztere beschreibt sie als Gefolgsleute Yngvis und so auch den Alamannen.

Primärquelle: E. Schwarz, Germanische Stammeskunde
Dr. Werner Robl, Kimbern, Juthungen, Bajuwaren, Zimbern
https://ascmag.com/articles/gladiator-death-or-glory
Wikipedia

Die Juthungen in Raetien

In Quellen des späten 3. und des 4. Jahrhunderts werden sie mit den Alamannen in Verbindung gebracht, so in einer Lobrede (Panegyricus) auf Kaiser Constantius I. aus dem Jahr 297 und bei dem Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus (330–395).

Zwischen 356 und 358 erfolgte zusammen mit den Alamannen ein Einfall in die Provinz Raetien. Unklar ist, ob sie sich zu dieser Zeit schon den Alamannen unterstellt hatten. Dabei wurde das Legionslager Castra Regina zerstört, aus dem sich dann die Stadt Regensburg entwickelte. Es wurde wohl von plündernden Juthungen niedergebrannt.

Beim erneuten Vorstoß nach Raetien 383 wurden die Juthungen durch ein Heer von Alanen und Hunnen zurückgeschlagen.

Der weströmische magister militum (Heermeister) Aëtius kämpfte zwischen 429 und 431 in den Provinzen Raetien und Noricum erfolgreich gegen die Juthungen. Aetius wollte zu dieser Zeit die Verbindung zwischen Gallien und Rätien aufrecht erhalten wollte. Unmittelbar darauf, oder spätestens nach dem Tode des Aetius 454, wird es ihnen gelungen sein, sich Raetiens zu bemächtigen. Nun verschwindet ihr Name, sie gehen in den Alamannen auf.


Zusmarshausen bei Augsburg, vormals Ciesburc - Bisher wird behauptet, dass sich der Ortsname von der nahen Zusam, als Fluss ableiten würde. Doch das dürfte eher umgekehrt gelaufen sein, der Flussname ist als Kürzel vom 892 als Zusemarohuson erwähnten Ortsname abgeleitet, der 1246 als Zvsmarshvsen erwähnt wird. Der Name benennt Ziu und Mars, beide Gottheiten wurden gleichgesetzt und der Wochentag Dienstag von Sueben und Römern nach ihnen benannt. Auf die bei Augsburg siedelnden Juthungen wird deshalb auch der Name "Ziusmarshausen" zurückgehen.

Zur Zeit Severins kontrollierten sie einen Teil von Rätien, Augsburg wurde zu dieser Zeit von den Juthungen wohl nur noch als Ciesburc bezeichnet. Das Auftreten von Alamannen im angrenzenden später bairischen Gebieten wird sich wohl nur auf auf juthungische Verbände beziehen. So wird Gibuld, der ein Zusammentreffen mit Severin hatte und Passau bedrohte, ihr Herzog gewesen sein.

Die Juthungen gehen bei Angriffen auf Künzing und Passau mit suebischen Thüringern zusammen und bedrohen sogar Lorch. Ihre Volkskraft reichte aber nicht aus, um ganz Rätien und das angrenzende Norikum zu besiedeln. Man schreibt ihnen einige wenige Reihengräberfriedhöfe zu, die älter als die bairischen sind, obwohl darüber noch nicht das letzte Wort gesprochen ist.

Es ist möglich, dass ihnen einige Ortsnamen auf -ungen zugehören, da diese sonst in der bairischen und schwäbischen Nachbarschaft fehlen, während sie im Maingebiet, in Norddeutschland und Skandinavien häufiger begegnen. Die Funde zwischen Iller und Lech beginnen erst in der ersten Hälfte des 6. Jh. Immerhin wird deutlich, dass sie schon vor den Baiern in Rätien sitzen.

In der Berührungszone zwischen Alemannen und Baiern, gerade im mutmaßlichen Gebiete der Juthungen, ist immerhin das Bistum Augsburg entstanden. Unter den fünf genealogiae der Lex Baiuvariorum haben die Huosi in diesem Raum die meisten Besitzungen. Der Stamm scheint sich demnach den Baiern angeschlossen zu haben, wozu stimmt, dass der bairische Westergau um Erding liegt, nicht am Lech. An dieser Nahtstelle des bairischen und alemannischen Stammes weicht seit Jahrhunderten, der politischen Entwicklung folgend, die alamannische Mundart zurück.

Nähere Untersuchungen müssten die Möglichkeit des Einwirkens der politischen auf die sprachliche Entwicklung genauer herausarbeiten, da die meisten in Betracht kommenden mundartlichen Lautwandlungen erst im späten Mittelalter stattfinden. Die letzten Belege über die Juthungen sind eine Erwähnung bei Sidonius Apollinaris sowie eine Eintragung in der Tabula Peutingeriana. In der Chronica des Hydatius steht für das Jahr 430 n.Chr.: „Durch Aetius wurde nahe Arles ein Trupp der Goten ausgelöscht, nachdem ihr Anführer Anaolsus gefangen genommen worden war. Die Juthungen werden von ihm ähnlich niedergekämpft, die Norer auch … Aetius war jedoch letztlich bei den Juthungen erfolglos und die Römer bekamen nach ihm nie wieder die Chance, sie zu bekämpfen.

Primärquelle: E. Schwarz, Germanische Stammeskunde
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Semnon und die "altschwäbischen Völker"


Kaiser Probus - Überlieferungen zufolge soll er mit den Juthungen Verträge geschlossen haben

Laut Forschungstand gab es noch Ende des 3. Jahrhunderts kaiserlich-römische Verträge mit den Juthungen, der ihnen erlaubte das vorherige Dekumatland zwischen Altmühl und Donau zu besiedeln. Diese Phase begann unter Kaiser Probus (232 – 282 n.Chr.) und endete erst mit seinem Tode. Über einen solchen Vertrag haben sich zwar keine Quellen erhalten, doch Johannes Aventinus (1477 – 1534 n.Chr.) berichtet in den „Annales ducum Bavariae“, analog in seiner „Bayerischen Geschichte“ über diese Vorgänge. Kaiser Probus drang damals mit seinen Legionen bis zur Altmühl vor und habe mit den westlichen Juthungen und anderen Stämmen ein Friedensbündnis abgeschlossen. Scheinbar fanden während dieses Vorstoßes in die freie Germania Magna keine bemerkenswerten Kämpfe statt, an der Altmühl wurde nur ein befestigtes Lager und angeblich eine Wagenburg aufgeschlagen.

Im Hinblick auf die schlimmen Erfahrungen, welche die Juthungen mit den Kaisern Caracalla, Postumus und Aurelian gemacht hatten, kann man von einem großen Vertrauensvorschuss der Juthungen Kaiser Probus gegenüber ausgehen, der nach Dr. W. Robl vermutlich mit der Persönlichkeit und dem Auftreten des Kaisers zu tun hätten. Ähnliche Bündnisse wurden von Probus mit rheinischen Stämmen geschlossen, der so ca. 16000 germanische Krieger unter Sold nehmen konnte. Sie wurden an der Save in den Provinzen Dalmatien oder Unterpannonien stationiert. Aventinus berichtet weiter, dass Kaiser Probus am Ende noch mit Ostgermanen Föderatenverträge abgeschlossen hätte. Darunter darunter die Juthungen als „Gutinger“. Angeblich 100 000 „Teutsche… mit weib und kinder, unter denen auch die Baiern begriffen warn“ ließ Probus in den Donauprovinzen ansiedeln.

Dieser vermeintlich friedliche Feldzug von Kaiser Probus in das Altmühltal steht jedoch im Widerspruch zum heutigen Forschungsstand. Ab 277 begann Kaiser Probus eine Reihe von Kriegen zu führen, in denen er auch die Grenzen zwischen Gallien und oberer Donau sichern wollte. Zunächst ließ er die Franken hinter den Rhein zurückdrängen und am rechten Ufer Befestigungen und Brückenköpfe errichten. Zur gleichen Zeit überquerte er selbst den Neckar, um die eingefallenen Alamannen und Longioner zu vertreiben. Er besiegte sie und nahm ihren Anführer Semnon gefangen, dem er aber die Freiheit schenkte. Im Gegenzug mussten sie wie auch die Franken in ihre Heimat zurückkehren, ihre Beute abgeben und die gefangenen Römer ausliefern.

Die Longioner und dieser Anführer namens "Semnon" werfen jedoch die Frage auf, ob damit mindestens suebische Clans im Verbund mit den Alamannen gemeint sind oder gar die Juthungen unter einem anderen Namen. Wilken bemerkte dazu, dass sich die Alamannen bereits zu dieser Zeit aus "alt-schwäbischen Völkern" zusammensetzten: den Longionen, den Cennen, den Lentiensern und den Bucinobanten. Es darf also berechtigterweise vermutet werden, dass sich hinter diesen Namen nur größere suebische Clans verbergen oder der Region entsprechend sogar um Clans der westlichen Juthungen. Einige Historiker gehen davon aus, dass die Lugier mit dem Stamm der "Longiones" identifiziert werden können, der in Zosimus' neuer Geschichte (Historia Nova) erwähnt wird. Dieser wurde im Jahr 279 in der Provinz Raetia in der Nähe des Flusses Lygis vom Kaiser Probus besiegt. Gemessen an dem erwähnten "Semnon" werden die Longionen (Longiones) nur aus suebischen Clans bestanden haben, wobei der Name eine Anlehnung an die ebenfalls suebischen Langobarden sein könnte.

Nach heutiger Auffassung sollen es jedoch die Burgunden gewesen sein, die Probus zahlenmäßig überlegen waren. Doch dieser hätte sie taktisch klug zu einem unüberlegten Vorstoß verleitet. Auch mit ihnen schloss er ein Abkommen. Da sie ihre Gefangenen nicht ausliefern wollten, wie es vereinbart worden war, besiegte er sie ein zweites Mal. 10.000 der dabei gemachten Gefangenen siedelte er zur Verstärkung des Heeres nach Britannien um. Für seine Siege erhielt er den Titel Germanicus Maximus. Zuvor besiegte er 278 noch die Vandalen in Illyrien und Rätien, vermutlich am Lech, was ebenfalls auf einer Münze gefeiert wurde (Restitutor Illyrici). Halten wir jedoch fest: Hinter den 10000 umgesiedelten Gefangenen könnten sich auch suebische Krieger verbergen, die so nach Britannien gelangten.

Mit dem Tod von Kaiser Probus war diese Zeit der Verträge mit besiegten Barbaren vorbei, Kaiser Maximian (240 – 310 n.Chr.) überzog den oberen Donauraum mit einen Krieg, in dem er alle verlorenen und abgegebenen Gebiete wieder zurückeroberte. Wiederum war das Altmühltal Ziel des römischen Feldzuges, während dem die Römer einen entscheidenden Sieg errungen hätten. Es wurden danach alle römischen Besatzungsstrukturen wieder errichtet und das Gebiet in das Römische Reich wieder eingegliedert.

Primärquelle: Dr. Werner Robl, Kimbern, Juthungen, Bajuwaren, Zimbern
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Altschwäbische Lentienser

Von Wilken als "altschwäbisches Volk" bezeichnet, werden die Lentienser heute noch zu den Alamannen gerechnet, und machten sich im 4. Jahrhundert nördlich des Lacus Brigantiae, dem heutigen Bodensee bemerkbar. Ihr Gebiet erstreckte sich zwischen der Donau im Norden, Iller im Osten und dem Bodensee im Süden. Der Stamm wird unter diesem Namen nur von dem römischen Schriftsteller Ammianus Marcellinus (330–395) erwähnt. Den Namen hat er sich sicher nicht ausgedacht, denn nach diesem Stamm ist der Linzgau benannt. Mit dem eigentlichen Stammesgebiet sind die Gaugrenzen nicht identisch, man denke nur an Lindau am Bodensee, was möglicherweise nach diesem Stamm benannt wurde. Auf der Spruneri Karte saßen die Lentienser sogar noch südlich des Bodensees.


Die Lentienser saßen womöglich auch südlich des Bodensees im Thurgau und könnten sich sogar bis zum Züricher See ausgebreitete haben, bevor sie im Verband der Alamannen verschwanden

Zuerst erscheinen die Lentienser im Jahre 355, als im Auftrag des Kaisers Constantius II. der Magister equitum Arbetio sie für ihre wiederholten Einfälle in römisches Gebiet zu strafen versuchte. Er geriet in einen Hinterhalt, aber es gelang Arbetio, weitere Angriffe abzuschlagen und die Lentienser in die Flucht zu treiben.

Das zweite und zugleich das letzte Mal werden sie bei den Römern im Jahre 378 genannt. Ein auf Heimaturlaub befindlicher Lentienser aus der kaiserlichen Leibgarde berichtete Zuhause, dass Kaiser Gratian mit seinen Truppen ostwärts ziehen wollte, um seinem Onkel Valens gegen die Goten zu helfen. Daraufhin sammelten die Lentienser eine Heerschar und zogen im Februar über den zugefrorenen Oberrhein auf römisches Territorium. Zunächst wurden die Lentienser zurückgeschlagen, aber bald darauf fielen sie, durch den Zuwachs anderer alamannischer Stämme angeblich 40.000 oder sogar 70.000 Mann stark, aufs Neue in das römische Gebiet ein. Als sie in das Elsass vorrückten, wurden sie jedoch in der Schlacht bei Argentovaria, nahe dem heutigen Oedenburg-Biesheim bei Neuf-Brisach, von Kaiser Gratian geschlagen. Ihr Stammesführer Priarius wurde dort getötet. Der Kaiser verfolgte die flüchtenden Lentienser darauf bis in ihr eigenes Land, wodurch sie sich genötigt sahen, den Römern die Lieferung von Hilfstruppen zu versprechen. Es sollte der letzte Feldzug sein, den ein römischer Kaiser in das rechtsrheinische Limesgebiet unternahm.

Seit diesen Ereignissen verliert sich ihre Spur in der Geschichte. Nur ihr Name, welcher eine lateinische Ableitung aus dem vermeintlich "keltischen" Ortsnamensein soll, ist in „Linzgau“ erhalten. Die Lentienser wurden in den historischen Quellen wie die Juthungen als ein besonders kampfeslustiger Stamm bezeichnet. Ob die Lentienser sich selbst als solche bezeichneten, ist zwar nicht bekannt, doch wegen des Gaunamens vorstellbar. Nur zweimal bei den Römern erwähnt hätte nicht ausgereicht, Namensgeber des Linzgaus zu werden, es muss sich also um einen Eigennamen handeln. Dabei stellt sich die Frage warum sie sich namentlich auf die Linde bezogen. Bekannt ist jedenfalls, dass die Linde einen Weltenbaum bei den Stämmen in der Germania Magna symbolisierte, womit ihr Name einen Ahnenhintergrund hätte. Das germanische *lendō für ein "Lindenschild" wäre damit weit weniger als Kriegerschild deutbar, sondern auf die Linde als Weltenbaum bezogen, als Herkunftsort ihrer Ahnen.


Aach-Linz - Der Name von Linz geht sicher auf den Linzgau zurück

Gegen eine alamannische Zugehörigkeit der Lentienser sprechen vor allem die älteren Ortsnamen im Linzgau. Nur eine Stadt endet dort auf das typische alamannischen "ingen", benannt nach Ingwio (Yngvi), der als Eber reitender Freyr besser bekannt ist. Lassen wir einmal das außerhalb des Linzgaus befindliche Lindau außen vor, sind das Salem, Pfullendorf, Markdorf, Meersburg und Überlingen. Salem ist als gegründetes Salmannsweiler eine fränkische Gründung, bei Pfullendorf fällt das frühere Rittergut Linz auf (Aach-Linz), dass 849 erstmals erwähnt wird. Im Wald Remser Holz bei Linz befinden sich sogar die Reste einer vor- oder frühgeschichtlichen Wallanlage. Bei Überlingen könnte das heute zur Stadt gehörende Deisendorf sogar nach Ziu benannt sein, denn 972 wurde es zuerst als Tyzindorf erwähnt, was sich namentlich ursprünglich von Dius (Ziu) ableiten könnte.

Primärquelle: Wikipedia