Regnum Samoni - Samos Reich ohne "Slawen"

Nach der Fredegarchronik hat ein Samo genannter fränkischer Kaufmann etwas Unglaubliches vollbracht. Dank seiner Handelbeziehungen östlich des fränkischen Merowingerreiches, wurde er dort von Awaren bedrängten Stämmen zum Oberhaupt eines Stammesbundes gewählt. Ein Reich, was recht schnell die Kraft fand zu expandieren und der Heeresmacht der Merowinger zu widerstehen.


Nach heutiger Ansicht soll dieses Bildnis Samo, den "Vereiniger" zeigen. Ein blonder Mann, der nach römischer Art sich seinen Bart rasierte...

Samo, um 600 geboren und bis 658/659 lebend, fand nur in der Fredegarchronik Eingang. Es ist die einzig bekannten Quelle, die von diesem fränkischen Kaufmann berichtet und wurde von neuzeitlichen Slawisten als erster bekannter Herrscher eines "slawischen" Reiches umgedeutet. Ein Franke also, der keine "slawische" Sprache zu sprechen brauchte, denn die von ihm geführten Stämme sind nur germanischer Herkunft. Um 623/624 gründete er mitten in Europa sein nach benanntes Reich, was regnum Samoni tituliert wurde. Samo soll bis zu seinem Tod 35 Jahre lang als König (rex) regiert haben. Ungeklärt ist bisher auch das weitere Schicksal seines Reiches nach seinem Tod, es liegt jedoch sehr nahe, dass die Machtstrukturen weiter existierten und daraus das Großmähtische Reich entstand.

Das Zentrum von Samos Reich wird im südlichen March-Gebiet vermutet, das heißt dem heutigen Mähren, Niederösterreich und der südwestlichen Slowakei, was offiziell bis zur Niederlage Hunimunds hauptsächlich den Quaden gehörte. Und wenn, wie überliefert, noch 870 in Salzburg bekannt war, dass der Nordwesten der Slowakei von Quaden bewohnt war, dann war das in den anderen quadischen Siedlungsgebieten genauso, wo nur der Name der Quaden kaum noch verwendet wurde.

Offiziell bejammert wird heute der Quelleninhalt, der nur die fränkische Sichtweise widergibt, was bei einem fränkischen Oberhaupt ohnehin nicht falsch ist. Was betont werden muss, ist das es keine einzige Textzeile von "Slawen" gibt, es wird nur willkürlich umgedeutet, wobei die erwähnten Sclavi nur von ostvandalischen Clans berichten, die vor den Awaren nach Mitteleuropa drängten. Die Expansion der Awaren war zugleich der wichtigste Hintergrund, dass sich die nach der Hunnenzeit wieder verselbstständigten germanischen Stämme verbündeten und so ein wirksames Machtkonstrukt entstand den Awareneinfällen vorerst Einhalt zu gebieten.

Samos Name ist auf jeden Fall im Altniederfränkischen Wörterbuch zu finden, der lustigerweise mit "ebenso" übersetzt wird, was gleichbedeutend ist mit "so und so". Formulierungen also die im Prinzip nur eines aussagen werden: Der wahre Name war wohl Fredegar völlig unbekannt! Im Prinzip leitet er sich wegen des Reichsnamens regnum Samoni nur vom altfränkischen samon für "zusammen" ab, was es klar als Stammesbund beschreibt. Auf das germanische *samnōn bezogen, lässt sich deshalb "Samo" mir Vereiniger übersetzen, der auf seinen Befehl die verbündeten Stämme versammeln konnte. Samo ist also nichts anderes als ein Ökelname, dessen Schöpfer wohl Fredegar war.

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Primärquelle: Schröcke, Germanen-Slawen

Das Verhältnis der Awaren zum Regnum Samoni

Nach Fredegar soll Samo der "Vereiniger der Stämme" östlich des Frankenreiches im vierzigsten Jahr von Chlothar II., das heißt zwischen 623-624 zu dem in Mähren herrschenden Stamm gegangen sein, wo er nachfolgend zum Herrscher gewählt fünfunddreißig Jahre lang regierte. Um einen Stammesbund überhaupt zusammenzubringen, wird er seine Handelsbeziehungen genutzt haben und dabei eindringlich vor der Awarengefahr gewarnt haben. Und diese hat man noch immer als Hunnen angesehen, wie Fredegar in seiner Chronik schrieb.

Der Beginn der Herrschaft Samos wird auch deshalb in die Zeit von 623-624 gelegt, weil die "Wenden" nach der Niederlage des awarischen Khagan bei der ersten Belagerung von Konstantinopel im Jahr 626 rebelliert hätten. Dass bedeutet bis dahin mussten sie den Awaren Heeresfolge leisten, wie unter Attilas Hunnen und ergriffen 626 die Gelegenheit sich der awarischen Heeresfolge zu entledigen.

Die Awaren kamen bereits in den 560er Jahren in das Pannonische Becken, wo sie die wenig kampfkräftigen Stämme unterwarfen, die nach der ersten Hunnenzeit zurückgeblieben waren. Dieser massive Einfall wirkte sich noch immer auf ganz Südosteuropa aus und schoben vor allem ostvandalische Clans der Sclavenen (Sclavi) vor sich her. Ein anderer Vandalenstamm, die Anten, sind hingegen längere Zeit mit den Awaren verbündet gewesen und drangen bis in die Ostalpen vor, wo sie nun als Karantanier bekannt wurden. Der Name setzt sich auch Kar für Berge und den Anten zusammen. Es sind also nicht wie heute behauptet "Slawen" gewesen, sondern, wie schon Schröcke klarstellte Vandalen, was mit Hilfe ihrer germanischen Hinterlassenschaften (Fibeln, Schmuck, Waffen) in ihren alten Siedlungsgebieten belegbar ist.


Das Reich des Samo mit seinen germanischen Stämmen

Nach Fredegar, der um 642 davon berichtet, trug sich folgenden nördlich der Awarengrenze zu: Vor Samo kamen jeden Winter die "Hunnen" (=Awaren) zu den Wenden, um sich ihre Frauen und Töchter zu nehmen und schliefen mit ihnen. Die betroffenen Clans litten unter Misshandlungen und waren gezwungen Abgaben an die Hunnen zu zahlen. Aber die so gezeugten Söhne dieser Hunnen, die mit den Frauen und Töchtern dieser Wenden aufwuchsen, konnten diese Unterdrückung endgültig nicht mehr ertragen und verweigerten den Hunnen den Gehorsam und begannen, wie schon erwähnt, einen Aufstand. Als nun das wendische Heer gegen die Hunnen zog, begleitete ihn der Kaufmann Samo. Und so bewies sich die Tapferkeit der Samos auf wunderbare Weise und eine riesige Masse von Hunnen fiel dem Schwert der Wenden zum Opfer.

Wie es also auch immer Samo gelang eine Reihe ihm sicher bekannter "wendischer" Fürsten zusammenzubringen, es war zunächst nur die Awarengefahr die eine Vereinigung bewirkte. Gleichzeitig wird heute vermutet, dass Samo, den "Wenden" Waffen lieferte, mit denen er jetzt ein Heer ausrüsten konnte, mit dem er eine Reihe Siege über die Awaren errang. So baute er seine Machtposition immer weiter aus, was ihn letztlich die Wahl zum König über die ersten verbündeten Stämme sicherte. Dazu muss auf jeden Fall erwähnt werden, dass die Quaden in Mähren seit Vannius die Marcomannen dominierten und letztlich die Reste beider Stämme vereinigte. Und das blieb auch nach Hunnimunds Niederlage gegen Goten so, denn unter den Goten kam es in Böhmen und Mähren zu keiner Landnahme durch neue Siedlungswellen, es ging hier lediglich um Heeresfolge und Unterordnung. Mit dem Untergang des Ostgotenreiches durch die Byzantinier, brach ihre Herrschaft auch in Mähren zusammen, während zur gleichen Zeit die Awaren nach Pannonien einbrachen.

Samo sicherte sich seinen Thron durch Heirat in gleich mehreren vorherrschenden Familien und soll mindestens zwölf Frauen geehelicht haben, wobei es sicher keinerlei Verständigungsschwierigkeiten gab, sie hatten an der March und Mähren sicher einen quadischen Hintergrund und in Böhmen einen marcomannischen. Er zeugte mit ihnen zweiundzwanzig Söhne und fünfzehn Töchter.

Primärquelle: Schröcke, Germanen-Slawen
Fredegars Chronik

Samos Sieg über die Franken

Nach Ernst Schwarz haben sich in Mähren und in der Slowakei als Sweben (Sueben) bezeichnet, in Böhmen muss das anders gewesen sein, hier entstand ein neuer Name
Das am besten dokumentierte Ereignis in Samos Karriere war sein Sieg über das fränkische Königsheer unter Dagobert I. im Jahr 631 oder 632. Durch einen "heftigen Streit im pannonischen Reich der Awaren oder Hunnen" während seines neunten Jahres (631-32) zum Handeln provoziert, führte Dagobert drei Heere gegen die Wenden, von denen das größte sein eigenes austrasisches Heer war. Ein Grund wäre auch gewesen, dass die "Wenden" fränkische Kaufleute beraubt und umgebracht hätten. Nach der Fredegar-Chronik (IV 68) wird sogar von nachfolgenden gescheiterten Verhandlungen zwischen einem Abgesandten des fränkischen Königs Dagobert I. und Samo berichtet.

Daraufhin entschloss sich Dagobert zu einem großangelegten Feldzug gegen das Reich des Samo. Während zwei der drei fränkischen Heersäulen Erfolge verbuchen konnten und eine große Zahl von Wenden gefangen nahmen, stieß das Heer aus Austrasien auf größeren Widerstand. Bei der bis heute nicht genau lokalisierten Festung Wogastisburg blieb der Vormarsch stecken. Die mit ihm verbündeten Alamannen unter Herzog Chrodobert griffen die Randgebiete von Samos Reich an und die verbündeten friulanischen Langobarden fielen sehr wahrscheinlich von Süden ein und besetzten die „regio Zellia“, was im heutigen Gailtal in Kärnten lag. Den einzelnen Heeren gelang es zudem nicht, sich zu vereinigen. Während die verbündeten Heere siegreich mit vielen Gefangenen zurückkehrten, wurde das austrasische Hauptheer nach einer dreitägigen vergeblichen Belagerung eines castrum vuogastisburc genannten Ortes regelrecht abgeschlachtet. Die übrig gebliebenen Kämpfer Dagoberts mussten flüchten und sämtliche Waffen und Zelte zurücklassen.

Die von den Franken belagerte Wogastisburg (lateinisch castrum Vogastisburg) wurde bis noch nicht identifiziert, und wird bisher mit "Festung von (oder des) Vogast" übersetzt. Nach Prof. Helmut Schröcke würde dieser Ort "Wotansburg" bedeuten, weil Wotan, die am höchsten verehrte Gottheit in Samos Reich war. Warum man in der Deutung des Namens "vuogastisburc" bis heute nicht vorankommt liegt am Festhalten eines fälschlich angenommenen "slawischen" Hintergrundes, obwohl er lateinisch-germanischer Herkunft ist. Das vorstehende "vuogas" steht sicher nicht für Wotan, wie Schröcke annahm, sondern ist wohl vom lateinischen vocatus für Vogt abgeleitet, der nach Fredegar über eine Teufelsburg (dis=tis-burc) herrschte. Damit wurde zugleich seine Verachtung betont und die Feinde als Heiden beschrieben.

Nach dem Sieg der verbündeten Stämme fiel Samo mehrmals in das fränkische Thüringen ein und unternahm dort Plünderungszüge. Der hermundurische (sorbische) Fürst Dervan (Derwan) verließ die Franken und "stellte sich und sein Volk unter das Reich Samos".


Ausgegrabene runde Befestigungen im mährischen Mikultschitz. Er wird als Hauptsitz von Samo diskutiert, womit er mit großer Sicherheit über Quaden herrschte


An diesem ausgegrabenen Areal kann sehen, wie riesig dieser befestigte Ort bei Mikultschitz war. Im ersten Drittel des 7. Jahrhunderts entstanden Skelettgräberfelder von der Eipel bis zur Mündung der March in die Donau mit Beigaben von Keramik des Prager Typs (Z. Cilinska 1979).

Im Jahr 641 suchte der aufständische Herzog von Thüringen, Radulf, ein Bündnis mit Samo gegen seinen Herrscher Sigebert III. Bereits im 6. Jahrhundert dieser Zeit bestand in Mikulcice, dem späteren Fürstensitz des Großmährischen Reiches, ein Herrschaftssitz mit Reitergefolgschaft, der zu Samos Reich gehört haben soll, dessen Grenze gegen die Awaren die Donau und die Eipel bildeten. Dieser befestigte Ort entstand bereits im 6. Jahrhundert und war ca. 400 Jahre lang besiedelt. Die Burg wurde ab dem 7. Jahrhundert errichtet, womit ihr Bau in Samos Herrschaftszeit fiel. Die belegte Nutzung bis ins 10. Jahrhundert könnte zu gleich die Kontinuität einer Herrscherkaste belegen, die im Großmährischen Reich eine zweite Blütezeit erlebte. Insgesamt dehnte sich dieser Ort über 30 bis 50 Hektar aus und bezog auch einige Inseln des verzweigten Flusses March mit ein.

Samo unterhielt auch Fernhandelsbeziehungen. Nach seinem Tod wurde sein Titel "Samo" jedoch nicht an seine Söhne vererbt. Letztendlich kann Samo zugeschrieben werden, ein vereinigtes heidnisches Reich zwischen Erzgebirge und den Westkarpaten geschmiedet zu haben, dessen Erben später das Großmährische Reich begründeten.

Primärquelle: Wikipedia
Schröcke, Germanen-Slawen

Samos Festungen - Der Rubinhügel in Böhmen

Obwohl die abwertende germanisch-lateinische Bezeichnung "Vogt der Teufelsburg" für "Vogastisburc" für jede heidnische Wallburg verwendet werden konnte, wurden bisher einige vorzeitliche Festungen vorgeschlagen, die zumindest während Samos Herrschaft genutzt wurden. Bei keiner ist es jedoch bisher gelungen ein Schlachtfeld um einer belagerten Wallburg nachzuweisen.


Der Rubinhügel bei Podersam - er gilt als Favorit für die Suche nach Fredegars "Vogastisburc"
Gortyna, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-4.0

Als Favorit wird bisher der Rubin-Hügel in der Region Podwarzen (1369) gehandelt, der seit der Junsteinzeit als Sitz einer örtlichen Kriegerkaste gilt. Auf diesem Rubín-Hügel wird heute die Festungssiedlung Vogastisburc vermutet, die 631 oder 632 zunächst der Belagerung durch das Heer von König Dagobert widerstand und anschließend es vernichtend schlug.Interessant ist dabei, dass die Deutschen diesen Ort seit dem 16. Jahrhundert Podersam nannten, was einen Bezug zu Samo suggeriert. Doch für die Namensdeutung kommt nur das 1369 belegte Podwarzen in Frage.


Podersam im Suedenland - Der Ort ist im 13. Jahrhundert um eine Trinkerhalle herum entstanden

Ableitend vom germanischen *pot- für einen Trank oder "kräftig trinken" besaß der Ort offensichtlich eine bekannte Trinkerhalle, die möglicherweise in der Nähe eines vorzeitlichen Heiligtums entstand. Und diese Trinkerhalle muss den bewachenden Kriegern gehört haben, das namensgebende "warzen" lässt sich vom altnordischen "varzla" herleiten, was eine "Wacht" oder "Burgschaft" benennt.

Die erste schriftliche Erwähnung des Dorfes stammt aus dem Jahr 1362 und am 11. November 1575 erhielt dieser Ort die Stadtrechte.

Primärquelle: Wikipedia

Burberg bei Kaaden

Das kleine Dorf Burberg lag auf einer Hochebene des gleichnamigen Basaltberges, 2,5 km südwestlich von Kaaden entfernt. Die Seehöhe dieses Tafelberges im Vorgebirge des Duppauer Gebirges beträgt 591 m und das Ausmaß der Hochebene an ihrem Gipfel ist ca. 80 Hektar.


Der Burberg bei Kaaden, das Gipfelplateau gilt seit der Jungsteinzeit als besiedelt

Burberg war nach Meinung der Archäologen während der ganzen Urzeit und auch zu historischen Zeiten besiedelt. Archäologen haben in der letzten Zeit eine bedeutende Besiedlung aus der Bronzezeit nachgewiesen. Einige Forscher vertreten die Meinung, dass hier ein vorrömisches Oppidum (Dorf) existierte und selbst die legendäre Vogastisburc hier als Wallburg erbaut wurde. Doch beweisen konnte man das bis heute nicht, nicht destotrotz müssen hier auf jeden Fall die Marcomanni und ihre Nachfahren geherrscht haben. Der deutsche, in Sachsen geborene Rudolf Käubler hatte auf dem Burberg geforscht und hatte hier ebenfalls die verschollene Vogastisburc vermutet.

Man könnte den Eindruck bekommen, dass eine so hoch gelegene windige Hochebene für eine Besiedlung landwirtschaftlichen Charakters ungeeignet ist. Die Tatsache widerlegt aber diesen Eindruck. Das Dorf Burberg lag im nordwestlichen Teil der Hochebene, wo 2 kleine Seen vorhanden sind, die eine natürliche und niemals austrocknende Wasserquelle waren. Der erste schriftliche Bericht über das Dorf Burberg stammt aus dem Jahre 1401, als dieses Dorf gemeinsam mit dem Dorf Atschau an den Kaadener Stadtbürger Hajmann verkauft wurden.


Kaaden zur deutschen Zeit, nach 1945 wurden alle Deutschen aus ihrer Heimatstadt vertrieben

In historischen Quellen kommt der Name des Dorfes und damit auch des Berges in diesen Formen vor: Purperk (1401), Purperk (1416), Purpercze (1445), Purgperk (1543), Purbergk (1593), Burberg (1654) und Purberg oder Burberg (1846). Es ist also kaum haltbar, dass sich dieser Name auf ein mittelalterliches Befestigungswerk bezieht. Vielmehr deutet alles daraufhin dass man diesen Berg nach einem Eber benannte und zwar als wanisches Totemtier.

Primärquelle: Wikipedia

Die Vogastisburc in der Steiermark


Die Vogastisburc in der Steiermark

Bereits 1551 wurde der Voitsberg bei Graz von Wolfgang Laz als Standort der Vogastisburc angesehen und schlug sich so auch in älteren Kartenwerken nieder. Das blieb bis Mitte des 19. Jahrhunderts so (1847 Adolf Emanuel Pernold), bevor an völlig anderen weit entfernten Orten gesucht wurde. Was ist also nach ca. 300 Jahren Standortsbestimmung auf dem Voitsberg geblieben?

Das Gebiet um das heutige Voitsberg wurde in vorrömischer Zeit von Norikern besiedelt, die anders als heute behauptet keine "Kelten" gewesen sind, sondern schon wegen ihres Eigennamens, zuerst für sie selbst stehen. Das Siedlungsgebiet der Noriker wurde von den Römern erobert und war ab dem Jahr 15 vor Christus tributpflichtig sowie ab etwa 50 nach Christus Teil der römischen Provinz Noricum. Das Gebiet um Voitsberg wurde Teil des Landbezirkes von Flavia Solva und dürfte etwa ab den Beginn des 2. Jahrhunderts von Römern besiedelt worden sein. Bei den Siedlern handelte es sich Großteils um Handwerker und Kaufleute sowie um ausgediente Soldaten, welche die Romanisierung des Landstriches förderten. Aus dem heutigen Gemeindegebiet sind zahlreiche römische Grabsteine sowie einige römerzeitliche Grabhügel bekannt. Die alte Siedlung Zedernica, aus der das heutige Voitsberg entstand, könnte aus einem römischen Straßenstützpunkt oder Gutshof entstanden sein.


Der Voitsberg mit der Burgruine Obervoitsberg und der Ort Voitsberg - Ca. 300 Jahre wurde hier durchgehend die Vogastisburc vermutet. Eine Gegend in der sich Langobarden und sclavenische Ostvandalen niedergelassen haben.

Einfälle barbarischer Stämme und der Zusammenbruch des Weströmischen Reich bewegte viele römische Siedler die Provinz Noricum Richtung Italien zu verlassen. Mit der Ankunft hunnischer Awaren begann bereits im 6. Jahrhundert eine neue Wanderbewegung östlicher Stämme, die bis zum 8. Jahrhundert anhielt. Zum einen drangen ostvandalische Clans der Sclavenen in die südöstlichen Ostalpen vor, gefolgt von ostvandalischen Anten, die längere Zeit mit den Awaren verbündet waren. In den Ostalpen formierten sich die Anten zu den Carantaniern und blieben wie die ostvandalischen Sclavenen weiter Heiden.

Für die verbliebene provinzialrömische Bevölkerung stellten die ostvandalischen Clans wohl keine Bedrohung dar, wobei die kulturelle Nähe der Ostgermanen half, sich vielerorts schnell zu integrieren. Spuren der ostvandalischen Besiedelung im Voitsberger Raum haben sich bis heute in Ortsnamen wie Lankowitz, Graden, Ligist und Lobming erhalten. Bis um 800 erste bayrische Siedler eintrafen, verging also noch einige Zeit.


Maria Lankowitz - Der Name leitet von einem hier niedergelassenen Clan der Langobarden ab.

Lankowitz: Funde aus dem 1. bis 4. Jahrhundert belegen eine römische Besiedlung am Franziskanerkogel oberhalb des heutigen Ortes. Auf demselben Hügel finden sich auch die Reste der Primaresburg, einer Wehranlage aus dem 10. Jahrhundert, die von den Eppensteinern errichtet wurde. Den Namen des Ortes will man heute als belegtes Lancowice aus dem "Altslawischen" herleiten und würde "Ort an der Uferaue" bedeuten. siehe auch Lankwitz und Lanke. Solche Orte gehen jedoch auf die Zeit zurück, als die Steiermark von den Langobarden durchzogen wurden, die sich an bestimmten Orten niederließen. Das Hydronym Lanke findet sich ausgerechnet noch dort, wo sich die Langobarden nach heutiger Ansicht in Mecklenburg formierten. Lankowitz kann also mit "Ort der Langobarden" übersetzt werden.


Jeder Ort, der in der Steiermark auf "Lobming" endet - also auch Kleinlobming - leiten sich von ostvandalischen Clans ab, die sich in der Steiermark niedergelassen haben.

Auch Lobming ist kein "slawischer" Name, er leitet sich vom germanischen *lubam und Ingwio (Freyr) ab. Der Wanengott wurde besonders von Vandalen verehrt.

Primärquelle: Schröcke, Germanen-Slawen

Die Vogastisburc bei Wogau nahe Eger

Mit drei Heeren zog einst König Dagobert nach Osten und suchte in Samos Reich einzudringen, wurde aber bei der bis heute unauffindbaren Vogastisburc nach dreitägigem Kampf geschlagen und in die Flucht geschlagen. Vor längerer Zeit wurde diese Burg schon einmal in Oberfranken gesucht und zwar nahe dem im Jahre 1046 erwähnten Wugastesrode bei Staffelstein, was jedoch abgelehnt wurde. Der andere Ort wurde am Fuß des Kaadner Burgberges beim Dorf Atschau vermutet. Ernst Schwarz führt den Namen dieses Dorfes auf ein frühslawisches Wogašč zurück, was dann fränkische Kaufleute im Gefolge König Dagoberts mit dem Ortsnamen Wogastisburg übersetzt hätten. Diese These von Ernst Schwarz wurde jedoch wegen fehlender Beweise verworfen.


Eger 1940 - Anton Gnirs vermutete Vogastisburc bei Wogau, wo eine Wallburg namens Wogave existiert haben soll. Im nahe Trebendorf fand er Hinweise auf einen Burgwall

Ein guter Ansatzpunkt war den vermeintlichen Heeresweg Dagoberts nach Nordböhmen zu rekonstruieren. Nach Ziel und Endpunkt wird es sich beim Kriegszug Dagoberts im Jahre 630 kaum um andere Aufmarschwege vom Westen her handeln können als um die, die schon im Jahre 6 n. Chr. Sentius Saturninus mit den Legionen vom Rhein her nach Böhmen genommen , oder um die gleichen Wege, die Karl der Große zu seinem Zug nach Böhmen im Jahre 805 an die Eger gewählt hat. Bei der Frage der bei diesen Kriegszügen eingeschlagenen Wege darf aber nicht übersehen werden, dass im Jahre 805 wie schon im Jahre 630 der Aufmarsch in drei getrennt marschierenden Kolonnen stattgefunden hat. Die drei uralten Zugänge zur Eger nach Böhmen von Westen her- die Mainstraße, die Handelswege von Nürnberg, Kulmbach und Bayreuth) überschritten den Fluss am Oberlauf, in der frühesten Zeit zuerst in Wogau und erst später bei Eger.

Als Bewegungsraum des Aufmarsches wurde das Gebiet zwischen oberer Donau und Main bis zum oberen Egerland gewählt, wo im Jahre 805 die ersten Kampfziele nach den Angaben des Chronicon Moissiacense zu suchen sind: „et venerunt ad fluvium, qui vocatur Agara, illi tres hostes insimul et inde venerunt ad Canburg ..." . Diese Nachricht besagt, daß nach Vereinigung der drei Heeresteile die „statio ad Agaram" als eine denkwürdige Örtlichkeit passiert werden konnte, worauf als letztes im Weitermarsch erreichtes Ziel die Canburg von der Kriegschronik vermerkt wird. Diese Örtlichkeit in der Chronik Fredegars und das „ad Agaram" des Chronicon Moissiacense können als erste Hauptetappe in jedem Falle gleichbedeutend sein und müssen im westlichsten Grenzland von Samos Reich gesucht werden. Im Egerland findet sich dabei nahe Eger ein Ort, bei dem sich die ebenfalls die Vogastisburc gestanden haben könnte. So liegt unterhalb der Stadt Eger heute das kleine Dorf Wogau an einer Egerbrücke. Eine tausendjährige Linde kennzeichnet diese uralte Übergangsstelle. Ihre heute verschwundene Feste lässt sich urkundlich bis in das 13.Jahrhundert hinein nachweisen. Hier gelingt esihre frühesten bekannten Namen Wogave vom Kampfort Vogastisburc der Chronik Fredegars abzuleiten.

Die weitere Frage nun, ob für die Gleichung Wogau bei Eger = Wogastisburg der archäologische Beweis durch Fundtatsachen erbracht werden kann, hätten Untersuchungen des Archäologen Anton Gnirs erbracht. Das alte Wogau ist eine seit alters bevorzugte Übergangsstelle des oberen Egergebietes. Schon in der Vorzeit wird dieser durch zwei gewaltige Brückenkopfsiedlungen der jüngeren Lausitzer Kultur angedeutet. Noch im Mittelalter beherrschte diesen Egerübergang ein fester Platz Wagawe oder Wogove genannt, an dem heute noch die uralte Weglinie von Dreihöfweg über die Wogauer Brücke vorbeiführt. Der gesuchte Burgwall wird in der nächsten Umgebung von Wogau auf den Schotterterrassen an der Flussniederung vermutet. Gnirs stellte eine ansehnliche Burgwallanlage größeren Umfanges auf der ost-westlich ziehenden Kuppe oberhalb Trebendorf fest, die weithin die Niederungen des Egerlandes überschauend, den Blick gegen Osten bis an die Kämme des Liebautales und des Burgwalles von Kogerau reichen lässt.

Nach Gnirs stand dieser Trebendorfer Burgwall nicht allein, es existierte noch ein Burgwall im ältesten Stadtteil Egers an der Stätte einer bronzezeitlichen Siedlung von gleicher Stufe wie Sirmitz, das Reihengräberfeld der Burgwallzeit in Oberlohma , und schließlich in weiterer Distanz der Burgwall von Kogerau und jene große Wallanlage, auf der sich später seit den Tagen der Riesenburg auf Königswarth die Burg von Borsengrün erhoben hat . Für diese Stationen bildet der Egerübergang von Wogau den topographisch bestimmten Ort im Sinne eines Tors in das Egerland. Ihre stattliche Zahl wird, soweit sie durch ihre Reihengräber datiert erscheint , im 9. Jahrhundert schon bestanden haben . Doch weist hier älterer Kulturniederschlag der Siedlungen selbst auch auf noch frühere Zeit. Es liegen demnach, besonders in alter Keramik, archäologische Zeugnisse an Ort und Stelle schon genügend vor, dass man das Lokal „ad Agaram" zur Geschichte des Jahres 805, so auch den Entscheidungskampf um den Zugang zu Samo s Reich bei Wogastisburg an den Egerübergang von Wogau verlegen kann.

Primärquelle: Anton Gnirs, Wogastisburg

Die Burg Voigtsberg im Vogtland

Gleich zwei deutsche Forscher haben im 18. und 19. Jahrhundert die Vogastisburc mit der Burg Voigstberg im Vogtland zu identifizieren versucht, das waren 1772 Johann Erich Thunmann und1890 Ludwig Oelsner. Auf wenn die Grundlage nur ein namentlicher ist und entsprechende Fund fehlen, könnte doch der Voigstberg nahe Oelsnitz durchaus schon von den Hermunduren (fränk. Sorben) befestigt worden sein. Die Burg auf dem Voigtsberg wurde zwar erst ab 1200 errichtet, doch damit könnten schon die Spuren früherer Befestigungen verschwunden sein.


Der Voitsberk - später Voigstberg genannt - leitet sich namentlich von Wotan ab, das alte Oelsnitz (Olsniz) besaß also einen Wotansberg, wo zwei Vögte eine Burg errichteten.

Der nachweisliche Altteil der Burg wurde 1249 als Besitz der Vögte von Straßberg und Eberhard de Voitesberk (Eberhardus de Voitesberg) urkundlich erwähnt. Neben dem Bergfried bestand dieser aus einem Palas (heute „Rittersaal“, der älteste Teil der Kernburg), einer umfassenden Wehrmauer und einem Graben zur Sicherung der Anlage. Als Baumaterial der Burg wurde der örtlich im Oelsnitzer Stadtteil Untermarxgrün abgebaute Knollenkalk verwendet. Eberhard de Voitesberk hat sich dabei nach dem Voitesberk (Voigtsberg) benannt, denn seine Familie war die Adelsfamilie Raschau.


Der Name Oelsnitz - 1200 als Olsniz belegt - ist germanischer Herkunft und benennt einen Hirschort, bezogen auf die "weiße Hirschkuh" als Schutz gewährendes Totemtier und synonym für eine Tränke als "Quellort"

Der Name Voitisberk kann über das althochdeutsche wuotī auf Wotan (Wodan) zurückgeführt werden, womit dieser Berg zumindest als heiliger Berg der suebischen Hermunduren angesehen wurde. Der Voitesberk (Voigtsberg) war also ein uralter Wotansberg, der später dem Titel des Burgherren als Vogt angeglichen wurde. Und wiederum muss festgestellt werden, dass im Vogtland niemals irgendwelche "Slawen" existierten, sondern nur Hermunduren, die von den Franken als Sorben bezeichnet, Wotan (Wodan) huldigten.

Das unmittelbar in der Nähe entstandene Oelsnitz hat deshalb keinen "slawischen" Namenshintergrund, sondern leitet sich von Olsniz, wie weitere ähnliche Namen im Vogtland und Erzgebirge vom germanischen *elhaz für Elch und Hirsch ab, was sich damals auf die verehrte "weiße Hirschkuh" als schutzbringendes Totemtier bezog. Die Behauptung früherer Slawisten (Eichler, Walther etc.), dass hier ein verbreiteter "slawischer" Ort der Erlen oder "Erlenbach" benannt wird, ist natürlich Unsinn. Es gibt auch keine dementsprechende "slawische" Familiennamen Öl(t)zsch oder Elsch, denn auch sie sind nur germanische Hirschnamen aus früheren Ahnenkulten.

Primärquelle: Wikipedia
Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen Band II

Die Burg Elbogen an der Eger


Elbogen 1916 als es zu Österreich-Ungarn gehörte, rechts oben die Burg

Die Burg Elbogen an der Eger ist sehr alt. Wahrscheinlich schon Ende des 12. Jahrhunderts erbaut, wurde sie 1234 als königlich böhmische Grenzburg erwähnt. Die gotisch-romanische Burg von Elbogen wurde in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gegründet und zwar an einer Stelle, wo sich bereits eine ältere befestigte Siedlung befand. 1884 glaubte Hermann Leopold Krause hier den Standort der Vogastisburc gefunden zu haben, was sich jedoch nicht durch entsprechende Funde bestätigen ließ.


Die Burg Elbogen an der Eger

Als Erbauer der Burg Elbogen werden der böhmische Fürst Vladislaus II. oder Ministeriale des Kaisers Friedrich I. Barbarossas vermutet. Der Name von Vladislaus II. (Vladislav II.) bedeutet nichts anderes als "mächtiger Erbe". Er gilt als ältester Sohn von Vladislav I., der ein Nachfahre von Přemysl dem Pflüger im 10. Jahrhundert sein soll. Dessen Name und alle seine Varianten leiten sich sich vom niederhochdeutschen "Primas" für "Erste" und "Vornehme" ab, was klar eine germanische Herrscherkaste belegt. In dieser Gegend hielten sich die Nachfahren von Marcomannen, nach Schröcke drangen nach Böhmen unter dem Eindruck der vordringenden Awaren noch ostvandalische Clans ein, die sich in Böhmen und Mähren mit den Nachfahren von Marcomannen und Quaden (Sueben) neu formierten.

Primärquelle: Schröcke, Germanen-Slawen
Wikipedia