Die Tubantes

Über die Tubantes ist wenig bekannt. Die Tubanten werden heute als germanischer Stamm angesehen, der im östlichen Teil der Niederlande, nördlich des unteren Rheins siedelte. Sie werden oft mit den Tuihanti gleichgesetzt, die von zwei Inschriften bekannt sind, die in der Nähe des Hadrianswalls gefunden wurden. Die Verbindung zwischen beiden Stämmen unklar, niemand kennt den Hintergrund zwischen Britanniens Tuihanti und den Tubantes in Friesland. Der moderne Name Twente soll sich immerhin vom Namen Tuihanti ableiten, was vielleicht doch für eine bisher unbekannte Verbindung spricht.


Die Tubantes nördlich des unteren Rheins

Die Tubantes werden erstmals in einer Beschreibung der ersten Expedition des Germanicus gegen die Marser im Jahr 14 n. Chr. erwähnt, als sie in Koalition mit den Bructeri und Usipetes die römischen Truppen überfielen, die in ihre Winterquartiere zurückkehrten, wahrscheinlich irgendwo im Münsterland. Im Jahr 17 n. Chr. werden die Tubanten offenbar als Tubattii bezeichnet und zwar in Strabos Liste germanischer Völker, die von Rom unter Germanicus besiegt wurden. Nach der Unterwerfung durch die Römer waren einige Tubantes Gefangene des Triumphzuges des Germanicus.


Enschede - Die Stadt entstand auf dem Gebiet der Tuihanti (Tubantes)

Im Jahr 58 n. Chr. berichtet Tacitus in seinen Annalen, dass die Ampsivarier in ihrer Bitte an die Römer bezüglich eines vom römischen Militär reservierten Landes nördlich des Rheins nacheinander den Chamav, Tubantes und dann den Usipii gehört hatten. Es ist bekannt, dass die Usipii um die Zeit Caesars (55 v. Chr.) in das Rheingebiet gezogen sind, aber in dieser Zeit noch keine dauerhafte Besiedlung gefunden haben und zur Zeit des Drusus um 11 n. Chr. am oben erwähnten Nordufer des Rheins ansässig waren.

Im Jahr 69 n. Chr. stellten dieTubantes eine Kohorte während des Batavischen Aufstandes, die von den Ubiern vernichtet wurde.

Ihr Name: Es gibt bisher keine Etymologie für die Tubantes, Tuihanti oder Tubattii. Laut dem Germanischen Wörterbuch lässt sich jedoch ihr Name von Tuisto, dem Stammvater der Germanen herleiten. Als Tu-bantes sind sie als "Tuistos Gebundene" oder "Gefesselte" zu deuten, was sich mit den semnonischen Fesselhainen für Ziu (=Tuisto) verbinden lässt. Ein ähnlicher Sinn ergibt sich als Tuihanti, wenn es sich vom germanischen *handu für "Greifende" oder "Fangende" ableitet. Die altfriesische Etymologie kennt „bant“ nur als Land, womit wir „Tuistos Gau“ (germ. *banti) vor uns haben.

Nur als Tubattii ist etwas anderes gemeint, den von *baþa abgeleitet ist ein "Badehaus" gemeint, was auf Tuisto bezogen, synonym seinen Schöpfungsort beschreiben könnte.

Primärquelle: Wikipedia

Die Zuordnung der Tubantes


Von den Tubanten im römischen Britannien verehrt: Mars Thincsus - Man setzt ihn mit Tyr gleich und dieser ist wieder als Schutzgott des Things bekannt

Verehrten die Tubanten die gleichen Gottheiten, wie die Tuihanti am Hadrianswall? Claudius Ptolemäus scheint in seiner Geographia eine Nord-Süd-Ordnung zu beschreiben, beginnend mit den Chamaven unter, unter denen sich die Chatten und Tubanti befanden. Weiter stellt er so noch einen Bezug zu den Teuriochaemae im späteren Thüringen dar und somit auch den Hermunduri, die somit Nachfahren der Herminoen (Herminonen) sind. Doch allein von den Siedlungsgebieten der Chamaven und Tubanten lassen sich keine Erkenntnisse gewinnen, wie sie tatsächlich zueinander standen. Die benannten Stämme, die sich mit den Tubanten gegen die Römer verbündet haben, geben wohl bessere Aufschlüsse, wozu ausgerechnet die Friesen nicht dazu gehören werden. Auch wenn die Römer Hilfstruppen der Tubanten und Friesen zusammen in einer Einheit zusammen fassten.

Zwei sakrale Inschriften aus dem dritten Jahrhundert, die in der Nähe des Hadrianswalls gefunden wurden, erwähnen, dass die britannischen Tuihanti in einer Hilfseinheit der römischen Armee, dem Cuneus Frisiorum, diente. Doch die Frisier sind ein Name, der in der Römerzeit für alle oder die meisten Stämme nördlich des Rheins im selben Gebiet der Tubantes verwendet wurde. Eine Inschrift besagt, dass Friesen und Tuihantis, den Gott Mars und "den beiden Alaisiagae" folgten, die als festländische Gottheiten im römischen Britannien verehrt wurden. Das wiederum würde besagen, dass die britonischen Tuihanti nur unter den Römern nach Britannien kamen und dort ein Teil ihrer Clans neu angesiedelt wurde. Hinter den beiden Alaisiagae verbergen sich einer weiteren Inschrift die Göttinnen Beda und Fimmilena, wobei für Beda eine Kultstätte in Bitburg vermutet wird. Bittburg wurde zuerst "Beda Vicus" genannt, was sich lateinisch für "Dorf Beda" ableitet.


Bitburg in der Eifel - Sein alter Name Beda, weist wohl nur darauf hin, dass hier ein altes heidnisches Heiligtum stand. Zu einer vermeintlichen Schutzgöttin Beda der Tubantes gibt es sicher keinen Zusammenhang

Nach dem Stand der Forschung handelte es sich angeblich um Schutzgöttinnen des Bodthing und Fimelthing, die unterschiedlicher Ausrichtung gewesen wären. Beim Bodthing konnten wohl Anträge (*beda = "Bitten") gestellt werden und der Fimelthing war nur den Frauen vorbehalten.

Weiter ist von den Tuihantis noch die Gottheit Mars Thinescus (Thincsus) bekannt, der nach heutiger Ansicht mit dem Kriegsgott Tyr gleichgesetzt werden könnte. Am Nordhang des Chapel Hill bei Housesteads wurde 1883 im zum Castrum Vercovicium gehörigen Tempelbezirk der Stein in situ in einem separaten Tempel des Mars zusammen mit einem mit Skulpturen verzierten Türsturz ausgegraben - vermutliche Darstellung des Mars mit Schild, Speer und Gans - sodass es sich bei dem Stein möglicherweise um einen der Türpfosten des Gebäudes gehandelt hat. Er befand sich in Gesellschaft mit weiteren Votivsteinen der Alaisiagae wie den nur inschriftlichen bestätigten Schutzgöttinnen Beda und Fimmilena und den Anfang der 1920er Jahre unmittelbar im Planum der Kultstätte ergrabenen Stein für die Baudihillia und Friagabis. Und das sind wohl die wahren Namen der Alaisiagae, wobei letztere schon auf Frea weist.Baudihillia kann über *baudi mit gebieten (Gebieter) oder herrschen gedeutet werden. Auf "hillia" endend, kann ein flacher Stein (=Dolmen) gemeint sein oder gar eine Höhle, als Göttersitz und Schöpfungsort.

Primärquelle: https://www.u3ahadrianswall.co.uk/chesters-museum/
Wikipedia

Mars Thincsus als Schöpfergott der Tubantes?


Die Burg Bentheim im Jahr 1911 - Die Gegend wird zum Stammesgebiet der Tubantes gerechnet und die Burg wurde auf einer hier befindlichen "germanischen Fliehburg" errichtet. Sie wurde urkundlich erstmals 1050 als Binedheim erwähnt. Sie war die mächtige Burganlage der Grafen von Bentheim

Bisher wird der britannische Mars Thincsus als Rechtsgott gedeutet, er wurde jedoch von Klaus von See eher als Zeit-, Wetter- und Himmelsgott angesehen. Namentlich will man ihn noch mit *teiwaz verbinden, was jedoch wegen seines Attributs der dargestellten Gans nicht zu Tyr passt, sondern über Tuisto zu Ziu. Die Kritik an der Herleitung von einem Grundwort Thing nahm bis heute nie ab, weswegen die dargestellte Gans der Schlüssel sein kann, das wahre Wesen von Thincsus zu entschlüsseln. Auch namentlich, denn man hat diesen Namen schon von *þinhs für Zeit herleiten wollen.

Für eine Wächterfunktion von Mars Thincsus spricht, dass Gänse wegen ihrer Wachsamkeit vor den Stadttoren gehalten wurden. Doch einem Gott als Attribut zugeordnet, weist ihn als Schöpfer aus. In Verbindung mit den ägyptischen Schöpfungsmythen spielt jedenfalls die Gans eine wichtige Rolle als Urgans, die als Weltenschöpfer das Welten-Ei legt, aus dem die Sonne namens Amon-Re geschlüpft ist. Oder anders formuliert der Sonnengott als Schöpfer. Dass alles wiederum weist nur auf Tuisto, der noch vereinfacht als Tius genannt wurde. Die Gans galt zudem als Opfertier für den römischen Mars, weswegen des römischen Hintergrundes für die britannischen Tuihantis auch eine lateinische Vorlage für den Götternamen in Frage kommt. So bedeutet tēnsa Götterwagen, was auf Tuisto als verkörpertes Weltenei weist. Thincsus könnte also "Zius (=csus) Götterwagen" bedeuten (Thin von tēnsa). Dieser Götterwagen war wegen des Schwans zugleich der Schöpfungsort der Tuihantis, also auch der Tubantes nördlich des Rheins.

Bentheim als Tubantenheim


Bentheim hieß unter sächsisch-fränkischer Herrschaft Tubantenheim

Wenn man vom Niederrhein her in das nördliche Deutschland dringen will, so wird in der Mitte Westfalens die ganze Landschaft zwischen dem Teutoburger Walde bis über die Ufer der Ems hinaus , von einem romantischen Gebirgszuge durchschnitten, der in den ältesten Zeiten den Namen Ossningg oder Osnegg führte; an diesen lagen schon zu den Zeiten der Römer wichtige Castelle und noch jetzt zieren mehre Schlösser und Ruinen dies Gebirge, dessen Höhen, von Sagen und Legenden umschwebt, durch die Ebene streichen. Dort nun, wo dies Gebirge sich abflachend in die große Ebene verliert, welche die Ufer der Ems umgibt und über Holland und Ostfriesland hinaus zu dem Gestade des deutschen Meeres dringt, erhebt sich in seinen legten Felsformationen noch einmal der Ossningg und trägt auf seinem Gipfel den Felsen, von welchem herab Drusus den Tubanten seine Gesetze gab.

Dieser römische Feldherr wird als der Erbauer des Schlosses Bentheim genannt und der Name desselben schreibt sich von Tubantenheim her. Aus Tubantenheim ward später hin Bantenheim und endlich Bentheim. Viele Sagen und Sprichwörter, auch Volkslieder haben sich aus den Zeiten Drusus bis jetzt erhalten und die kriegerische Wichtigkeit dieser alten Heerstelle zwischen Weser, Ems, Lippe, Yssel und dem Rheine hatten die Römer wohl erkannt, wie auch die Franken zur Deckung ihrer Dome zu Utrecht, Münster und Deventer diesen einzigen hochgelegenen Punkt wieder aufsuchten und festhielten. Rund um das Schloß blickt man in ungeheuere Ebenen, deren größte Bestandteile weit gedehnte Heiden sind. Die eindringenden Franken nannten von diesen vielen Heiden die unchristlichen Sachsenvölker, welche sie hier antrafen: Heiden.

Wenn nun die Natur, die Römer und Franken dieses Tubantenheim berühmt gemacht hatten, so reizte dies um so mehr die späteren Dynasten dieser Gegend, ihr festes Heim oder Haus dort aufzuschlagen, und der kaiserliche Graf, den die Carolinger in diese Nordgaue senden, konnte keinen festen und schöneren Fleck finden, als dieses Schloß, das hoch sich über den wildreichen Eichenwald, der bis auf diese Stunde dasselbe noch umgibt, erhob.

Primärquelle: Görges, Vaterländische Geschichten und Denkwürdigkeiten der Vorzeit