Namensträger Willi Stör, deutscher Jagdflieger im 1. Weltkrieg und Test- und Kunstflieger während des 2. Wltkrieges. Links neben ihm steht Ernst Udet
Sie sind wohl die ältesten Namen wanischer Herkunft: Stiernamen, benannt nach einem weißen Himmelsstier als Totemtier. Darstellungen von Himmelstieren finden wir bereits auf diversen steinzeitlichen Höhlenmalereien, als Totemtier haben sie jedoch immer nur ein weißes Äußeres. Eherne Stiertotemtiere haben die Kimbern auf ihren Zügen quer durch Europa mitgeführt, die Heruler haben ihre Hauptfestung nach einem Stier benannt (Stargard) und die von ihnen abstammenden Obotriten haben den Stier noch als edelfreier mecklenburgischer Adel als Wappen geführt, genauso wie die heidnischen Liutizen, die ebenfalls den Stierkopf als Wappen führten. Das alles sind ursprünglich wanische Symbole, egal ob diese Völker später von suebischen Kriegerclans unterworfen wurden, wie es etwa bei den Liutizen und Herulern der Fall war.
Vollkommen daneben ist die Deutung des Namens Stöhr bei igenea.com, wo dieser Name jemanden beschreibt, der einfach stört. Ein "Stöhrer" eben, der sogar auf ein "altes slawisches Wort" zurückgehen würde, welches wird nicht einmal genannt. Dass Stohr oder Stöhr sehr viel älter sind belegt die ältere Variante Störring, wo sich der Stier auf Ingwio (Yngvi) bezieht. Und auch hier, wie bei den anderen Totemtieren gilt, dass dieses Totemtier als Stier gleichzeitig auf Ingvio bezogen ein Clanführertitel war und ohne göttliche Zuordnung immerhin alten wanischen Stierclans entstammte. Bei alle-deutsche-nachnamen.de wird der Name als Stöhr als Fischer gedeutet, ein Fischer also, der nur Störe fängt und das andere Fanggut wieder über Bord wirft...Auch das ist Unsinn, den im niederhochdeutschen bedeutet der Fisch Stör *styrja und im germanischen *sturjō oder *sturjan. Weil man sich nicht sicher ist, würde Stöhr noch für jemand stehen, der mit störrischen steifen Haar herumrennt, oder nur deshalb ein Stöhrer wäre, weil er unbefugt irgendein Handwerk ausübte. Der interessanteste Bezug ist nur jener, den man zum mittelhochdeutschen "ster" herstellt, was Widder bedeutet. Doch der Widder ist ein suebisches Totemtier und kann kaum mit Heimdall verknüpft werden.
Namensträger Jamie Storr, ehemaliger kanadischer Eishockeytorwart, der auch in Deutschland bei der DEG in Düsseldorf spielte
Die meisten wanischen Stiernamen gelangten mit den ingaevonischen Clans der Alamannen nach Süddeutschland, andere wiederum gehen auf wanische Stämme, wie den Vindelikern zurück. Im Altnordischen Wörterbuch ist für alle diese Stiernamen das niederhochdeutsche *steuro für Stier eine wesentliche Grundlage. Es ist wohl auch das Ausgangswort für das deutsche Wort steuern (=führen), was diese Stiernamen als Clanführertitel untermauert.
Neben Stor, Stöhr, Stohr und Störr kommen als Varianten noch Store, Stoehr, Stoer, Storr, Stoehrer, Stohrer, Stoerer, Störl, Stoerrer, Stoering und Stoerr hinzu.
Namensträger Herbert Bullinger, Ritterkreuzträger aus Schorndorf. Rittmeister des II. /Kavallerie-Regiment 5 "Feldmarschall v. Mackensen"
Ausgehend von dem was man bei alle-deutsche-nachnamen.de über den deutschen Namen Bullinger schreibt, käme dieser aus dem heute Schweizer Ort Bullingen. Kommt er jedoch nicht aus Bullingen wäre er nach der Kurzform Buller jemand, der in der Gegend herumschreit oder auf dem Namen bezogen herumbrüllt. Ein Name also an dem wohl jede Mutter denkt, wenn ihr Baby in der Wiege brüllt und dann deswegen einen solchen Namen verpasst bekam... Oder ist das alles Unsinn? Natürlich ist das Unsinn, weil jedes Baby schreit und viel mehr Leute heute Buller oder Bullinger heißen müssten. Wer auch immer sich diesen Nonsens ausdachte, hatte wohl zuvor zu tief ins Glas geschaut. Die KI auf der Seite igenea.com hat sich etwas anderes zum Namen Bullinger ausgedacht, es wäre ein "Kleinhändler" und der Name würde auf das althochdeutsche Wort "boli" basieren. Also im Althochdeutschen Wörterbuch nachgeschaut und .... Fehlanzeige. Das Wort existiert nicht.
Keine Überraschung: Wegen des namentlichen Bezugs zu Ingwio, befinden sich die Hotspots dieses Namens im Südwesten Deutschlands, der Name hat also einen wanisch-alamannischen Hintergrund. Bei der Herkunftsanalye stochert die gendernde KI bei igenea.com in absurden Banalitäten herum: "Der Familienname Bullinger stammt ursprünglich vom althochdeutschen Wort "bulinha", das so viel wie "haariger Bulle" bedeutet. Diese Herkunft scheint selbst für ExpertInnen nicht ganz klar zu sein. Möglicherweise hat sich der Name als Spitzname für jemanden entwickelt, der stürmisch und stark war oder anorganisch (?), vielleicht auch wegen eines äußerlichen Merkmals, das an einen bulligen Charakter erinnert." Das althochdeutsche Wort "bulinha" existiert jedoch nicht, vergessen wir also den "haarigen Bulle".
Namensträger Generalmajor Theodor von Bullinger aus Bad Herrenalb
Damit bleibt nur selbst ins Wörterbuch zu schauen und zwar auch dort, wo die Alamannen herstammen, im Altnordischen und Germanischen Sprachraum. Im Germanischen bedeutet *bulō eindeutig Stier und auf Ingwio bezogen, stellt er ursprünglich einen Himmelsstier dar, der dann als Clanführertitel von ingaevonischen Clans verwendet wurde. Er gehört definitiv zu den ältesten wanischen Clanführertiteln überhaupt. Das altnordische boli bedeutet ebenfalls Stier und - was ganz besonders interessant ist: es bedeutet noch Pächter! Hier wird klar aufgezeigt, dass ein wanischer Clanführer mit dem Titel Stier, gleichzeitig ein Pächter war und das zu einer Zeit, als die Alamannen noch überwiegend Heiden waren.
Als Varianten müssen Bulinger, Büllinger, Bühlingen, Bollinger, Boelling, Böllinger und Bulling angesehen werden, Buller, Büller, Bulla, Bülow, Bülowius, Bullmann, Bulmahn, Bollmann oder Büllmann sind Stiernamen, bei denen die wanisch-alamannische Zuordnung verloren ging.
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17.02.2024 12:09 (zuletzt bearbeitet: 18.02.2024 10:31)
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