Die Herkunft der Friesen


Nebel über Ostfriesland - er steht symbolisch für die nebulöse Vergangenheit der Friesen.
Bild Matthias Süßen, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-2.5

Was ist so besonderes an den Friesen, dass man sie inzwischen in Holland und Deutschland als "nationale Minderheit" anerkannte? Wie von Wikipedia erläutert ist seit der Antike ein Stamm der Frisii belegt, ohne dass jedoch bis heute geklärt wurde, was dieser Name bedeuten soll. Von der römischen Rheingrenze sind sie auch als Frisier oder Frisavonen überliefert, ohne dass jemand erfuhr, was dieser Name bedeutet. Trotzdem reichte das mittlerweile aus, dass man sie als Minderheit anerkannte, obwohl sie genauso, wie ihre Nachbarstämme aussahen. Und auch die Fundlage spricht dagegen, dass sie von einer anderen Weltgegend stammen könnten. Seit der Mittelsteinzeit (ca. 9600 v.Chr.) haben sie immer das gleiche Siedlungsgebiet bewohnt und haben dort auch recht außergewöhnliche Fund in den Mooren hinterlassen: Neben Werkzeuge, Becher, Urnen und anderes, auch einen der ältesten Pflüge der Welt im Moor von Georgsfeld.


Eine friesische Mutter mit ihrer Tochter in historischer Tracht.
Bild Oxfordian Kissuth, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-3.0


Ihre uralten Siedlungsgebiete liegen jedoch bis heute immer nur zwischen Rhein und Ems, weshalb die Ahnenkontingente ihrer Vorfahren immer nur aus „Nanna“ stammen werden. Die Herleitung ihres Namens gelingt über dem Germanischen, wo der Name Friese einer Wortfamilie um „wrisja“ entstammt. Dieses Wort beschreibt als Riese, nur einen Dilmun in seinen gewaltigen Ausmaßen, der mindestens über 400 m im Durchmesser groß war. Gleichzeitig beschreibt das altnordische „frysa“ seinen Wasserbezug mit spritzen, schnauben und sprühen, wenn er etwa wieder mit seiner typischen Lärmkulisse das Rhein- oder Emswasser zu Soma (gereinigtes Süßwasser) aufbereitete. Von „wrisja“ leitet sich auch „wrīhō“ als Kniekehle ab, was ihn den Kniegeburtsmythen zuordnet, aber auch „writa“, was sie als Schriftkundige ausweist. Für die Friesen bedeutet das nicht anderes, als dass sie nicht den Kata-Kasten angehörten, sondern erst einer späteren Zeit aus „Nanna“ entstammen, als dieser Dilmun nur noch Kontingente aus Krieger- und Priesterkasten produzierte. Das stützt auch das altnordische „frœsva“ für regieren, womit die ersten Friesen einer elitären Kaste entstammten. Die Kaste muss ca. im 5. Jahrtausend v.Chr. vor Ort einen Kata-Clans übernommen haben, mit sie sich bis heute im gleichen Gebiet zum Stamm der Friesen zusammenschlossen. Germanen sind sie auch deshalb nicht, weil auch ihre Nachbarn keine Germanen waren. Niemand außer den Römern kannte diesen Begriff, weshalb sie auch keine Minderheit darstellen. Tacitus ordnete sie nach Caesars Terminologie auch nur den Ingaevones zu, die er ebenfalls als Germanen bezeichnete. Vollkommen willkürlich, niemand kannte dort diesen Begriff.

Quelle: Wikipedia, Stiehler, "Diener und Krieger"

Die mythische Herkunft der Friesen

Auf http://www.oteripedia.de/Stamm_der_Friesen kann man das nachlesen, was über die Herkunft des Stammes der Friesen verfügbar ist. Dabei taucht die Ura- Linda-Chronik als Quelle auf, die heute als gefälschtes Werk von Cornelis over de Linden angesehen wird. Ohne jetzt die Historie dieses umstrittenen Werkes aufzuzeichnen, dass selbst Himmler nicht überzeugte, ist es doch insofern soweit interessant, wenn darin behauptet wurde, dass die Friesen eine sogenannte Volksmutter besaßen, die in der Chronik als eine Priesterin namens "Fasta" bezeichnet wurde. Zu ihrer Zeit sollen im "Altland" viele Tempel existiert haben, in denen darin jeweils 28 Priesterinnen in 6 Stunden-Schichten das "heilige ewig brennende Feuer" bewachten. Die Priesterinnen sollen dabei noch soviel macht besessen haben, dass nur sie die Führer des Friesenstammes bestimmten.


Freya mit ihrem Wildkatzenwagen nach einem Bild von Nils Blommér.

Die Volksmutter Fasta soll immerhin von der Ase Frya (Freya) ernannt worden sein, den Stamm der Friesen zu erschaffen. Einer Sage nach (welcher?) soll dieser Auftrag Freyas nach einer schrecklichen Flut erfolgt sein, kurz bevor sie zu den Sternen auffuhr. Den mythischen Überlieferungen zu Folge gehörte Freya den Wanen an, Zusammen mit ihrem Bruder Freyr und ihrem Vater dem Meeresgott Njörd, der seine Kinder mit Skadi zusammen gezeugt hätte. Skadi gilt wiederum als Tochter des Riesen Thiazi, deren Gatte in der Edda mit Óðr angegeben ist. Beide besaßen zwei Kostbarkeiten, die als Hnoss und Gersimi überliefert, als ihre Kinder umgedeutet wurden.

Um welche zwei Kostbarkeiten könnte es sich also im Alten Norden gehandelt haben? In einem Kenning gilt Freya als Mutter von Hnoss, wobei die Kostbarkeiten insgesamt auch für Gold und eine kostbare Waffe stehen sollen. Im Kenningar soll es sich dabei um eine Axt gehandelt haben, die Freya als "Hunrn" besessen haben soll. Nach Rudolf Simek soll Hnoss und Gersimi von Snorri Sturluson entweder missverstanden einem Kinning entstammen oder von ihm selbst erfunden worden sein.

Doch von Freya sind noch weitere Kostbarkeiten bekannt, so ein von Zwergen geschmiedetes Halsband namens "Brisingamen", einen von Waldkatzen gezogenen Wagen und ein Falkengewand, mit dem man wie ein Falke durch die Lüfte gleiten kann. Zwei dieser Kostbarkeiten lassen sich identifizieren, wobei ihr Falkengewand sie als geflügelte Wächterin beschreibt, während ihr Waldkatzenwagen für den zu schützenden "Nanna"-Dilmun steht. Ausgerechnet Loki soll ihr den Halsschmuck geraubt haben, der einmal von ihr das Falkengewand geliehen bekam um die Götterhalle (= Dilmun) eines Riesen zu besuchen. Im Endeffekt werden damit die Ahnen der Friesen zwar aus "Nanna" stammen, aber zu einer Zeit, als dieser Dilmun schon lange nicht mehr Alalu oder Ištar unterstand. Nur Freya blieb weiter als Wächterin für "Nanna" aktiv. In diesem Sinne versteht man auch, warum "Brisingamen" bewirkt haben soll, dass sich ihre Tränen auf Felsen getroffen in Gold verwandelten, oder ins Wasser fallend, zu Bernstein wurden. Ihre Tränen standen jedoch für nichts anderes, als dem Göttertrunk der Asen, der in ihren Götterhallen (Dilmun) als Met (Soma) gebraut wurde.

Nach dem Gedicht Hyndluljóð reitete Freya auch auf dem Eber Hilisvini, der als Kampfschwein bezeichnet ohne Zweifel mit einen Himmelsstier gleichgesetzt werden kann. Auch ihr Bruder Freyr reitete ein Kampfschwein, dass als Gulinnborsti ("Goldborste") überliefert ist. Die Deutung für einen gemeinsamen Ort auf einen Dilmun gelingt auch über Vishnu, dessen dritter Avatar ebenfalls als schwarzer Eber überliefert ist und bezieht sie auf die Vorstellung eines in der Erde wühlenden Tiers, dass auch mit dem Filterschlamm eines Dilmuns gleichgesetzt werden kann. Im Endeffekt wird jedoch nur erzählt, dass auch vor den Flussmündungen der Nordsee "Nanna" stand, aus dem auch die Ahnen der Friesen stammten. Zuerst natürlich einem Kata-Kontingent, das später vor der Ems und den Rhein von einer Krieger- oder Priesterkaste übernommen wurde.


Der Marienberg mit der Marienkirche von Brandenburg an der Havel, nach einem Bild des Stadtschreibers Zacharias Garcaeus aus dem Jahre 1588. Nach Tschirch befand sich auf dem Marienberg im heutigen Brandenburg ein heiliger Hain oder ein Heiligtum der Semnonen, welcher beziehungsweise welches der Göttin Frigg oder der Göttin Freyja gewidmet war.

Die äußere flachhügelige Form eines Dilmuns hat sich auch in den mythischen Harlungerbergen wieder, auf denen vermutlich vorzeitliche Freya-Kulte abgehalten wurden. Sie symbolisieren einen Ort, wo die umliegenden Clans das vergrabene Halsband von Freya vermuten, tatsächlich stand dieses Halsband nur für den geöffneten Dilmun mit seinem Kranz aus Verschlusselementen, die Blütenblättern ähnelten. Der Brandenburger Ortshistoriker Professor Otto Tschirch verbindet den Namen Harlunger mit dem germanisch-mythischen Geschlecht der Harlungen. Bei einem Brüderpaar dieses Geschlechtes, den Söhnen des Herzogs Ake Harlungertrost, Edgard und Ake, soll es sich um Neffen des Gotenkönigs Ermanarich gehandelt haben. Über die Ironsage ist dieses Geschlecht mutmaßlich mit Brandenburg an der Havel verbunden, da es sich bei dem Jarl Iron um einen Jarl von Brandenburg gehandelt haben soll. Tschirch spricht davon, dass es in Deutschland mehrere Harlungerberge gäbe, die sich auf denselben Namensursprung beriefen, weil das Volk in ihnen den Ort vermutet, an welchem der bedeutendste Schatz der Harlungen, der Brisingamen der Göttin Freyja, vergraben sein soll. Ein Kult also, der erst entstand, als vor den Flussmündungen an Nord- und Ostsee Freyas Wildkatzenwagen als Dilmun stand.

Quelle: Wikipedia, Stiehler, Diener und Krieger

Der Friesenaufstand im Jahr 28

Den Stamm der Friesen hatte Drusus schon während seiner amphibischen Nordseeoperation unterworfen, sie mussten jedoch wegen ihrer Armut nur einen niedrigen Tribut zahlen. Im Jahre 28 nach Christus erschien der römische Tribun Olennius an der Nordseeküste und zog zwischen Zuidersee und Weser zu den dort siedelnden Friesen, um mit ihren Stammesfürsten zu verhandeln. Friesland stand zum römischen Impe­rium in einem beiderseitigen Vertragsverhältnis. Für den militärischen Schutz römischer Legionen zahlten die Friesen mit Kriegsdiensten und einem jährlichen Tribut, der aus einer bestimmten Menge von Ochsenhäuten bestand. Olennius, ein alter Soldat, aber kein Verwaltungsfachmann, befahl, dass die zu liefernden Häute in Zukunft der Größe von Auerochsen entsprechen sollte. Das war eine mehr als harte Forderung. Die wilden Auerochsen waren wesentlich größer als die auf den Weiden gra­senden Ochsen, die einem kleinen, ziemlich unansehnlichen Schlag entstammten. Nach und nach mussten die Friesen ihren gesamten Viehbestand opfern, denn es war unmöglich, so viele Auerochsen zu erlegen.


Das Kastell Flevum lag an der Nordsee, dem damaligen Germanischen Meer ,weit jenseits der offiziellen römischen Reichsgrenze am Rhein. Es zeigt aber auch auf, wie groß der römische Machtbereich in das rechtsrheinische Germanien war

Da die Forderung auch damit nicht erfüllt war, gaben sie ihre Äcker und Wiesen in Zah­lung. Olennius aber sprach immer noch sein erbarmungsloses «Es genügt nicht!«. Eine Delegation, die ihm vorhielt, dass die Friesen einmal die römische Flotte vor dem Untergang rettete und sich auch nicht am Aufstand unter Arminius beteiligten und überhaupt ihre Freundschaft zu Rom oft bewiesen hätten, entließ er mit barschen Worten und Drohungen. Seine Soldaten wies er an, den Zins unter Anwendung brutalster Mittel einzutreiben. Was die Friesen nun tun, scheint unfassbar: Sie empören sich nicht, stehen nicht auf wie ein Mann, um die Römer zu ver­treiben - sie ziehen mit ihren Frauen und Kindern zur näch­sten Handelsniederlassung und verkaufen sie in die Sklave­rei. Der Erlös soll endlich die Norm erfüllen, die man ihnen gesetzt hat. Und erst jetzt, nachdem die Römer sich noch im­mer nicht zufrieden zeigen, kommt es zum Aufstand.

Die Friesen ließen alle tributeintreibenden Soldaten aufhängen und ans Kreuz nageln. Tribun Olennius floh in das Kastell Flevum an der Nordseeküste.

Daraufhin zogen niedergermanische Legionen unter Legat Apronius mit obergermanischer Verstärkung gegen die Friesen, die aber aufgrund einer schlechten Angriffstaktik große Verluste erlitten. Die südlich siedelnden unter römischer Oberheit stehenden Bataver beteiligten sich dabei nicht an dem Feldzug.

"clarum inde inter Germanos Frisium nomen, dissimulante Tiberio damna, ne cui bellum permitteret" (Tacticus ann. 4,74,1). Als Tiberius von diesem schlecht verlaufenden Feldzug hörte ,verzichtete er auf einen weiteren Vergeltungsfeldzug, wodurch die Friesen für fast 20 Jahre von der römischen Besatzung befreit waren. Das Römische Reich gab dazu noch das rechtsrheinische Friesengebiet auf. Ein Grund für die ungewöhnliche Nachsicht der Römer waren die in diesen Jahren weit stärkeren inneren Probleme des Reiches, auch weil Tiberius sich aus der Regierung fast völlig zurückgezogen hatte und der eigentliche Machthaber in Rom der Prätorianerpräfekt Seianus war.

Die Missionierung der Friesen durch Bischof Willibrord


Bischof Willibrord bei den heidnischen Friesen - Um 700 hatte er noch keinerlei Erfolg in König Radbouds Friesenreich

Als Willibrord (658–739), Bischof von Utrecht, 690 in die Niederlande kam, war er der erste angelsächsische Missionar, der dort das Christentum predigte. Die christlichen Franken hatten gerade erneut friesische Stammesgebiete unterworfen und ihrem Reich einverleibt. Die Vita von Willibrord berichtet, dass er auf eine Missionsreise zu einer Insel namens Fositesland ging, womit meistens Helgoland gemeint, zu dieser Zeit auch von Friesen bewohnt wurde. Die Insel war zu dieser Zeit rund 40 mal größer als die heutige Restinsel.

Willibrord fand dort Heiligtümer und Schreine vor, die den nordischen Göttern Fosite, Sohn von Balder und Nanna gewidmet waren. "Nanna" steht dabei für den ersten und wichtigsten Dilmun der Asen, der auch unweit Helgolands vor den Mündungen von Elbe und Weser stand. Dieser Hintergrund sorgte im Sinne der hier praktizierten Ahnenkulte für eine Bevölkerung, die Bischof Willibrord als "sehr heilig" beschrieb. So fand er auch einen heiligen Brunnen aus dem die Friesen in aller Stille sein Quellwasser tranken. Dieser Brunnen und sein Wasser dürften nichts anderes, als den "Nanna"-Dilmun symbolisiert haben, der vor der Elbe stehend ihr Wasser für die Asen reinigte.

Willibrord, der nichts von diesem Hintergrund wusste, tötete das heilige Vieh, das er dort fand, und taufte innerhalb weniger Tage nach seiner Ankunft drei Menschen in diesem Brunnen. Bei dem heiligen Vieh dürfte es sich um Rinder gehandelt haben, wobei die Stiere sicher in einem eigenen Kult als Himmelsstiere verehrt wurden.

Willibrord unternahm weitere Missionsreisen auf dem niederländischen Festland, wo er miterlebte, dass die Friesen Lichtungen in Wäldern, Quellen und Brunnen für heilig hielten. Dementsprechend werden sie auch in ihrer Mythologie und Religion als heilig beschrieben und spiegeln die die prägnantesten Elemente der Asenzeit wieder.


Heiloo - holländisch für "heilige Höhe" erhielt seinen Namen, weil Bischof Willibrord angeblich 690 ein Wunder vollbrachte und eine Kirche auf einem kleinen Hügel erbaut haben soll. Nachdem was er sonst in Friesland trieb, dürfte diese heilige Höhe zuvor ein Heiligtum heidnischer Friesen gewesen sein.

Willibrord versuchte ihre heidnischen Schreine und Sehenswürdigkeiten zu vernichten. Er baute eine Kirche auf einem heiligen Heide im Wald, zerstörte einen heiligen Wald im westfriesischen Heiloo und benannte Heidebrunnen in christliche Brunnen um. Viele Brunnen wurden in seinen Namen umbenannt.

714 verjagte der friesische König Radboud Bischof Willibrord und seine Priester aus seinem Reich. Willibrord kehrte jedoch um 719 zurück, nachdem fränkische Truppen das Gebiet erobert hatten und König Radboud gestorben war. Willibrord zerstörte daraufhin weitere vorchristliche Heiligtümer.

Primärquelle: Wikipedia
Stiehler, Diener und Krieger

Die Missionierung der Friesen durch Erzbischof Bonifatius

Der 672 als Winfrid in Crediton geborene Bonifatius (672–753), war ein weiterer Missionar der unter den Friesen und Sachsen wirkte. Auf einer Missionsreise kam er im Jahr 716 nach Holland, speziell nach Dorestad, dem heutigen Wijk bij Duurstede. In den Siedlungen der Friesen stellte Bonifatius fest, dass die Heiden ihre Fana delubrorum, ihre heidnischen Tempel restauriert und wieder aufgebaut hatten, nachdem sie zuvor Willibrord vertrieben hatten. Obwohl das auch auf Geheiß ihres Königs Radboud geschah, erlaubte er Bonifatius christliche Botschaften zu verbreiten, was Rückschlüsse erlaubt, was zu Willibrord Vertreibung führte. Es war sicher nicht die Religion, sondern vielmehr sein Auftreten als fanatischer Zerstörer heidnischer Heiligtümer.

Auch Bonifatius hatte wenig Erfolg, denn er stellte fest, dass die Friesen ein eigenes Pantheon von Göttern hatten und vom Christentum nicht beeindruckt waren. Noch im selben Jahr verließ er das Land.

719 beauftragte Rom Erzbischof Bonifatius, "das wilde Volk Germaniens" zu bekehren. Bonifatius schloss sich ausgerechnet den vertriebenen Willibrord in Utrecht an, um eine dreijährige Missionsausbildung zu absolvieren, danach reiste er 721 über Ostfriesland nach Hessen weiter. Nach dem Vitae fällte Boniface die heilige Donar-Eiche in der Nähe der heutigen Stadt Fritzlar in Nordhessen. Seiner ihm zugeschriebenen Legende begann Bonifatius die Eiche zu zerhacken, als plötzlich ein großer Wind, wie durch ein Wunder, die alte Eiche umwehte. Als der heidnische Gott Donar (Thor) ihn nicht niederschlug, soll das Volk so erstaunt gewesen sein, dass es anschließend zum Christentum konvertierte. Nach Lutz von Padberg und anderen war diese Aktion keinesfalls ein Wunder, denn in seinem Lebenslauf wird ausgelassen, dass die die Fällung der Donar-Eiche höchstwahrscheinlich gut vorbereitet war, um im Vorfeld für maximale Wirkung zu sorgen. Bonifatius hatte zudem wenig Grund um seine persönliche Sicherheit zu fürchten, denn die fränkische Festung Büraburg lag in der Nähe.

Auf fränkischem, hessischem und thüringischem Gebiet gründete Bonifatius die Diözesen Würzburg und Erfurt. Indem er seine eigenen Nachfolger zu Bischöfen ernannte, konnte er eine gewisse Unabhängigkeit von den Karolinern bewahren, die sich höchstwahrscheinlich damit begnügten, ihm Spielraum zu geben, solange das Christentum den Sachsen und anderen germanischen Stämmen aufgezwungen wurde.


Der Tod von Erzbischof Bonifatius - Sind es wirklich "Räuber" gewesen, oder eher Friesen, die sich nicht missionieren lassen wollten? Dafür spricht immerhin, dass sie die erbeuteten "heiligen Texte" vernichten wollten! Die ihm begleitende Kompanie Bewaffneter stellt seine angebliche friedliche Missionsarbeit auch als Schwertmission dar, mit der Axt konnte er ja umgehen...

Nach seinem Lebenslauf soll Bonifatius nie seine Hoffnung aufgegeben haben, die widerspenstigen Friesen zu bekehren. 754 machte er sich mit einem Gefolge erneut nach Friesland auf. Er taufte eine große Zahl und berief eine Generalversammlung zur Konfirmation an einem Ort unweit von Dokkum zwischen Franeker und Groningen. Anstelle seiner Konvertiten erschien jedoch eine Gruppe bewaffneter Räuber, die den betagten Erzbischof erschlugen. In dem Lebenslauf wird erwähnt, dass Bonifatius angeblich seine bewaffneten Begleiter dazu überredete, ihre Waffen niederzulegen. Nachdem sie Bonifatius und seine Kompanie getötet hatten, plünderten die Friesen ihren Besitz, stellten aber fest, dass das Gepäck des Unternehmens nicht den Erhofften enthielt. Obwohl niemand überlebte, wurde dieser Satz zitiert "Sie brachen die Truhen mit den Büchern auf und fanden zu ihrer Bestürzung heraus, dass sie Manuskripte statt Goldgefäße, Seiten heiliger Texte statt Silberplatten hielten." Die Texte sollen sie dann versucht haben zu zerstören, als ob sie wussten, für was sie mitgeführt wurden.

Seine sterblichen Überreste von Bonifatius wurden schließlich in einem Schrein der Abteikirche Fulda begraben, nachdem sie einige Zeit in Utrecht ruhten.

Primärquelle: Wikipedia

Freyr als Friesenkönig Finn Folcwalding

Einst soll es im 4. Jahrhundert einen friesischen König namens Finn Folcwalding gegeben haben, der nach einer blutigen Schlacht gegen Dänen und Jüten in seiner Festung "Finnburh" fiel, die eingedeutscht als "Finnburg" in der Literatur erscheint. Dieser Ort ist bis heute unauffindbar, es herrschen große Zweifel, ob dieser friesische König überhaupt existiert haben soll und ob dieser Mythos überhaupt aus dem 4. Jahrhundert stammt. Dazu gehört auch die Hengest zugeschriebene Tötung dieses Königs, über den als angeblicher jütischer Gefolgsmann des dänischen Königs Hnæf selbst niemand sicher weiß, ob er tatsächlich existiert haben soll.


Einen friesischen König Folcwalding hat es nie gegeben, doch als Freyr identifiziert weist er nach, dass die Friesen von den Wanen abstammen!

Zunächst ist das Besondere an diesem überlieferten Konflikt, dass Finn Folcwaldings Gemahlin Hildeburh die Schwester des dänischen Königs Hnæf gewesen sein soll und mit Finn Folcwalding mindestens ein überliefertes Kind zeugte: Ihr Sohn Odibald von Friesland.

Der Widsith, ein Katalog von Völkern mit ihren Herrschern, erwähnt in Vers 27 "Fin Folcwalding Fresna cynne", "Endsohn von Folcwalda, der das friesische Volk regiert".1 ». Was bedeutet also der Name Fin Folcwalding? Im Altnordischen steht fīnn zunächst für rein und klar, während Folcwalding mit "Yngvis mächtige Heerschar" übersetzt werden kann, mit anderen Worten: Es wird eine wanische Kriegerkaste genannt! Das vorgesetzte rein und klar weist dabei auf eine direkte Herkunft aus einer Kriegerhalle, wie Walhalla. Ausgerechnet Freyas Palast hieß Folkwang und wurde in der älteren Literatur in der Nähe von Walhalla verortet. Tatsächlich ist es jedoch nur ein Beiname von Walhalla gewesen, als diese Kriegerhalle den Wanen gehörte.

Das Beowulf- und das Finnsburh-Fragment erzählen anspielungsreich und fragmentarisch den Konflikt zwischen den Friesen und den Dänen unter Prinz Hnæf, der Finns Schwager war. Fin Folcwalding wurde bestätigt, dass er Hnæfs Schwester Hildeburh geheiratet hatte. Das Fragment endet mit Finns Tod durch den dänischen Gefolgsmann Hengist, der seinen "Palast" niederbrannte und Hildeburh zu seiner Familie zurückbringt. Hnæf herrschte über die Hocings. Hoc wird Hoc Healfdene genannt, was auf eine teilweise dänische Abstammung hindeutet, oder auf den Gefolgsmann Hengist bezogen sie als Jüten identiziert. Die Familie von Hnæf bleibt jedoch so insgesamt ungeklärt.

Ein Finn erscheint auch in angelsächsischen königlichen Genealogien als Vorfahre von Woden (Odin). Damit könnte Fin Folcwalding ein Beiname von Yngvi gewesen sein, dessen angeblicher Palast von Hengist niedergebrannt wurde. Auf Folkwang bezogen, kann er als Sitz des Wanengottes Freyr gedeutet werden, dessen älterer Name Yngvi war. Ist dieser Sitz ein Dilmun der Asenzeit gewesen, fiel dieser Göttersitz nun in die Hände seiner Feinde, womit Freyr als Fin Folcwalding nicht mehr in der Lage war, neue wanische Kriegerscharen zu erschaffen. Hengist und Hnaef sind also nur Beinamen von Asen gewesen, die wegen des Pferdebezugs von Hengist und Horsa kaum vor dem 3. Jahrtausend v.Chr. in Erscheinung getreten sind.

In der Historia Brittonum ist dieser Finn der Sohn eines Fodepald, der als Äquivalent zu Folcwald gedeutet wird, aber die Versionen dieser Genealogie in der Anglianischen Sammlung machen diesen Finn zum Sohn eines Godwulf. Es ist daher nicht sicher, ob er der legendäre friesische König sein soll. Wegen des Wolfsnamens, muss das eher abgelehnt werden.

Die Essenz des Finnburh-Fragments ist jedenfalls die, dass Hildeburh ein Beiname von Freya war und der Name ihres Sohnes Odibald von Friesland auf Balder weist. In den Namen Finnburh und Hildeburh ist jeweils ein Eber-Bezug enthalten.

Primärquelle: Wikipedia

Der Kampf um "Finnburh"

Wenn wir "Finnburh" laut Wörterbuch mit "weißer (schimmernder) Eber" deuten, dann ist klar, dass keine Festung im konventionellem Sinn gemeint ist. Es ist nichts anderes als der Schöpfungsort der Wanen gemeint, das Freyrs Reittier als "weißer Eber" symbolisierte. Das Fragment über Finn Folcwalding vermittelt zugleich nicht, dass eine "feindliche Armee" auf Finnburh marschieren würde, real wird nur von Einzelpersonen berichtet. Als Hnaef als Verteidiger von Finnburh ankündigt, es werde eine Armee nach Finnburh marschieren, handelte es sich nur um eine Ausschmückung, denn dieser Ort befand sich vor der Küste im Meer. Naheliegend entweder vor der Emsmündung oder der Weser.

Unmittelbar nach dieser Ankündigung wechselt die Szenerie in das Innere einer Halle (!), wo sich die Gefährten von Hnæf an den Türen postierten. Ein Sigeferth und ein Eaha an der einen Tür, Ordlaf und ein Guthlaf an der anderen. Auch der berühmte Hengist ist unter den Verteidigern dieser Halle. Es ist also klar, dass diese Halle für die vermeintlichen Festung Finnburh steht. Auf einen Göttersitz als Dilmun, oder auch auf Walhalla bezogen, wurde nun versucht, die Übernahme dieses Ortes durch Freyr als "König Folcwalding" zu verhindern. Das heißt im Umkehrschluss, dieser hatte zuvor seinen Sitz an seine Feinde verloren und wollte ihn nun zurückerobern. Wegen des Wanen-Hintergrundes, war das wohl ein Ereignis an der Nordseeküste während des Asen-Wanenkrieges.

Im Fragment kommt es zu seltsamen Szenen, die wohl zum späteren Kriegsende des Ahnen-Wanenkrieges passen: Ein Krieger der Feindesschar mit Namen Guthlaf, rät seinem Gefährten Guthhere, Vorsicht walten zu lassen. Er will wissen, wer die Tür bewacht, die er durchqueren wird, worauf ausgerechnet jener Sigeferth antwortet, der am Tor stehend seine Kampferfahrung verkündet. Warum ausgerechnet jetzt dieser Krieger Guthlaf genauso heißt, wie der Torwächter Guthlaf im Inneren der Halle erschließt sich im Fragment nicht. Als die Schlacht beginnt, war ausgerechnet ein Garulf, als Sohn des Guthlaf das erste Opfer, was fiel. Von seinem Namen her passt das, denn er trug einen Wolfsnamen.

Die sechzig Gefährten von Hnæf schaffen es, ihre Feinde fünf Tage lang aufzuhalten. Am Ende des Fragments wendet sich ein verwundeter Soldat an seinen Anführer, ohne dass angegeben wird, ob es sich um Hnæf oder seinen Feind handelte. Es ist nicht bekannt, was nach den fünf Tagen geschah, ob also "Finnburh" wieder an Finn Folcwalding (Freyr) fiel.


Grendel - Er stand für ein im Sumpf hausendes Wesen, was sich ursprünglich wie Finneburh vom Schöpfungsort wanischer Friesen ableitet. Der Name Grendel umschreibt ihn als "ergrauten Riesen", der Wortteil "del" auf das altnordische "deila" für ein bestimmtest Teil eines größeren Ganzen zurück: Der untere Teil eines Welteneies.

Dem Beowulf kann man entnehmen, dass der Kampf ergebnislos endete und Hnæf mit Finn Folcwalding eine Art Waffenstillstand schloss. Eine Szene, die dem Kriegsende im Asen-Wanenkrieg ähnelte. Auf der Siegesfeier von Beowulf über Grendel singt ein Barde eine Geschichte, die eindeutig mit der des Finnsburh-Fragments (ca. 1068-1158) verbunden ist. Seine Geschichte beginnt mit den Klagen von Finn Folcwaldings Gemahlin Hildeburh, deren Sohn und Bruder von den Jüten getötet wurden. Dieser Bruder wäre jener Hnæf, der sich gegen Finn Folcwalding erfolgreich gewehrt hatte. Hildeburh wollte den Streit zwischen diesen beiden Völkern beenden, doch zuvor wurde angeblich Hnæf von den Jüten getötet, die einen wanischen Hintergrund haben. Als der Winter nahte, schloss Finn Folcwalding einen Deal mit Hengist, dem Anführer der "Dänen" (=Jüten), der den Angriff überlebt hatte. Im Frühjahr wird Hengist an seine Rachepflicht erinnert. Er soll Finn massakriert haben und plündert sein Eigentum und kehrt mit Hildeburh nach Dänemark (=Jütland) zurück.

Das Ende dieser Geschichte ist also erheblich ausgeschmückt worden, doch es kam immerhin so, wie es vom Asen-Wanenkrieg überliefert wurde. Am Ende siegten die Wanen, zu deren Nachfahren die Jüten gehörten. Alles andere gehörte zum ausgeschmückten Beiwerk vorzeitlicher Dichter. Das Grundmotiv war jedoch ein globales, es handelt von Besitzkämpfen zwischen verfeindeten Asenfraktionen um ihre Göttersitze. In Europa trittt dabei das wanische Element, mit seinen Ebernamen zu Tage, die wiederum im Gegensatz zu ihren Rivalen standen, die mit dem Wolf als Totemtier und wolfbezogenen Gottheiten verbunden sind. Das beste Beispiel ist eben auch Beowulf und sein Kampf gegen Grendel. Hier kämpfte ein wolfsbezogener Ase gegen einen wanischen Eber. Der Name Grendel leitet sich zwar vom altnordischen grænast für "ergrauen" ab, er beschreibt jedoch so nur einen Silber schimmernden Eber, als göttliches Reittier Freyrs. Auf Finnburh bezogen war das der Schöpfungsort wanischer Friesen. Demzufolge lag die epische Herkunft Grendels auch in einer "Höhle im Sumpf".

Primärquelle: Wikipedia
Stiehler, "Diener und Krieger"

Nehalennia und die wanischen Frisiavonen

Der bei Plinius dem Älteren in der Naturalis historia zuerst bezeugte Name in der Form Frisiavones mit n-Stamm (Variante Frisaevones), soll sich von Frisiavi ableiten und wird mit „die zu den Friesen Gehörenden, von den Friesen abstammenden“ gedeutet. Man nimmt nun an, dass die Frisiavones eine Fremdbezeichnung "keltischer" Nachbarn wäre. Des Weiteren schließt Günter Neumann aus dem Beleg des Matronenbeinamen der „matribus Frisavis paternis“, dass das Ethnonym auch als ō-Stamm in der Form *Fris(i)avi präsent war.


Domburg - In alter Zeit stand hier ein Tempel der friesischen Göttin Nehalennia

Alexander Sitzmann und Friedrich E. Grünzweig werten diesen einzigen Beleg für einen ō-Stamm kritischer und betonen die darin liegenden Unsicherheiten und Überanstrengungen. Grundsätzlich weisen sie darauf hin, dass das vermeintliche Suffix -avo - so weit verbreitet wäre, dass es möglicherweise indogermanischen Ursprungs ist, und keinesfalls ein Beleg für "keltisch" oder "germanisch" sei, noch eine Fremdbenennung vorliegt. Des Weiteren weisen sie hin, das entgegen -avo- in Frisi-avon-es das Suffix -avon- und ein -n präsent sei und daher von diesem getrennt zu behandeln ist. Sie konstruieren bei allen Unsicherheiten eine germanische Form *Frīsjawōniz. Tatsächlich können die Frisiavonen wesentlich einfacher gedeutet werden: Frisia leitet sich vom germanischen *wrisja- für Riese ab und das nachfolgende "-vonen" benennt sie als Wanen. Der vermeintliche (weiße) Riese steht für den Schöpfungsort der Friesen, der abwechselnd vor Rhein, Ems und Weser stand.

Die Frisiavonen (Frīsjawōniz) beschreibt Plinius in seiner Naturalis historia als ein Volk der niederrheinischen Germanen, das auf einer insula Frisiavones zwischen Waal und Vlie siedelte vermutlich um das heutige Colijnsplaat als Zentralort einer Civitas. In einer Inschrift der Bulla Regia werden die Frisiavonen in die Nachbarschaft (Regione) der Bataver und Tungerer gestellt, wobei die Tungerer, das einzige Volk an der Nordseeküste sind, die sich selbst als Germanii bezeichnet haben.

Diskussionsgegenstand in der Forschung zur Lokalisierung ist, ob die Frisiavonen bei Plinius mit den „Frisii minores“, die Tacitus (Germania Kap. 34, 1)[6] nennt, identisch sind, da insbesondere die Angaben von Plinius inkoherent wirken. Möglicherweise wurden die Frisiavonen in spätausgustäischer Zeit, beziehungsweise unter Tiberius als Gruppe linksrheinisch angesiedelt.


die friesische Muttergöttin Nehalennia mit Hund (Wolf) und Brotkorb - Nach Tacitus entsprach sie Isis, die unter diesem Namen auch von den Sueben verehrt wurde. Auch ihre Bezüge zur Totengöttin Hel sind richtig, sie alle identifizieren sie als Nanše, der Tochter Enkis
mystic_mabel, Wikimedia Commons, CC BY-SA 2.0

Die Frisiavonen werden nicht zu den Germani cisrhenani, den "linksrheinischen Germanen", gezählt. Historisch fassbar sind sie durch etliche inschriftliche Belege. Diese stammen mehrheitlich aus dem Kontext auxiliarer Militärangehöriger wie beispielsweise die Erwähnung des Ethnonyms im Beleg der Cohors I Frisiavonum. Die Frisii und mithin die Frisiavonen gelangten seit dem Drusischen Feldzug 12 v. Chr. zum Zweck der Ausbreitung des Einflussbereichs des Imperiums bis an die Elbmündung unter römische Abhängigkeit. In der Folge stellten die Frisiavonen, wie andere Stämme in Niedergermanien (unter anderen Bataver und Tungerer), nach der Civilis-Revolte (Bataveraufstand 69 n. Chr.) bis in die Spätantike militärische Kontingente bereit. Als kleinerer ethnischer Verbund waren sie eine Klientelgruppe der bedeutend größeren Stämme. In dieser Hinsicht wird der inschriftliche Name in späterer Zeit ein militärischer Traditionsname als das diese Einheiten noch relevant aus Frisiavonen gebildet waren.

Kulturelle und religiöse Zeugnisse der Frisiavonen, beziehungsweise in dem zugeordneten Siedlungsgebiet sind die zahlreichen Votivsteine für die Göttin Nehalennia. Nehalennia wurde im zweiten und dritten Jahrhundert von Gebiet der niederländischen Scheldemündung von örtlichen Clans verehrt wurde. Etwa 25 Votivsteinen sind von ihr bekannt, die 1647 bei Domburg auf der Halbinsel Walcheren gefunden wurden. Ihre große Bedeutung wurde ersichtlich, als 25 km nordöstlich von Domburg 1970 aus der Oosterschelde in Höhe des Ortes Colijnsplaat über 100 Votivgaben in Form von Statuen und Statuetten und Weihesteinen der Göttin geborgen wurden. An beiden Fundstellen hatte ein Tempel gestanden.

Auf den Bilddenkmälern findet sich Nehalennia sitzend oder stehend. Die Darstellungsweise entspricht der der Muttergöttinnen (Matronen) im Rheinland. Im Gegensatz zu diesen trägt sie eine Pelerine und hat einen Hund bei sich. Gelegentlich ist sie als Galionsfigur am Bug von Schiffen abgebildet, wurde aber auch mit einem Fruchtkorb dargestellt. Zwei der Weihesteine enthalten Inschriften, aus denen hervorgeht, dass es Kaufleute und Schiffer des Englandhandels waren, die die Steine aufgestellt hatten. Die Inschriften sind in lateinischer Sprache gehalten.

Man deutet Nehalennia als eine Göttin der Fruchtbarkeit und der Schifffahrt. Ellmers hält sie für eine „zweifelsfrei germanische“ Göttin der Schifffahrt. Ein Teil der Wissenschaft geht davon aus, dass es sich um eine germanische Gottheit handelt, und deutet den Namen als „Die das Wasser nahe hat“, die also am Ufer wohnt. Wahrscheinlich steht der Name jedoch mit Nebel in Verbindung (idg. nebh ‚Nässe, Feuchtigkeit‘ und hel für verhehlen, verhüllen‘. Der zweite Namensbestandteil -lennia könnte mit gotisch linnan für verschwinden und weggehen in Verbindung stehen. Nehalennia würde daher „die im Nebel Verschwindende“ bedeuten. Weiterhin scheint Nehalennia, welche oft mit Mantel und einem Hund oder Wolf (!) dargestellt wird, auch die Göttin der Unterwelt gewesen zu sein. Verbindungen bestehen daher wohl zur nordischen Totengöttin Hel und zur deutschen Gestalt der Frau Holle. Der frühere Vorschlag, Nehalennia mit Isis zu identifizieren, die nach Tacitus von den Sueben verehrt wurde, wird heute nicht mehr weiterverfolgt. Letztlich ist jedoch Nehalennia tatsächlich mit Isis und Hel identisch, beide gehen auf Nanše zurück, der Hund oder Wolf weist auf Anubis, der von Isis großgezogen wurde.

Der Hauptfundort der Weihesteine bei Colijnsplaat – das inschriftlich belegte Ganuenta– zeigt neben einem religiösen Zentrum der Frisiavonen auch die Bedeutung als Hauptgottheit und Schutzgottheit der Civitas.

Primärquelle: Wikipedia
Stiehler, Diener und Krieger