Elsass-Lothringen- die alemannisch-fränkische Zeit

Das Land der Vogesen mit seiner bis in die Urzeit hinaufreichenden Geschichte, welche keinen geringen Teil an der germanischen Heldensage hat: — mit seinen bewaldeten Höhen, seinen Bergschlössern, seinen lachenden Tälern, wo an der Stelle einer abenteuerlichen Romantik, am brausenden Wasserfall, am zerfallenen Felsenschloss, neben wundertätigen Heiligenbildern industrielle Unternehmungen in Menge entstanden sind, mit seiner fruchtbaren, einem großen Garten gleichenden Ebene - bietet eine solche Fülle des Schönen und Reizenden , dass es Seitens der Deutschen auch unter französischer Herrschaft einen lebhafteren Besuch verdient hätte, als ihm zu Teil geworden ist. Erst das vergossene deutsche Blut im Krieg gegen Frankreich, gab Deutschland die alten Reichsprovinzen Elsass und Lothringen zurück, deren Bewohner auf die Regionalgeschichte bezogen, die längste Zeit dem deutschen Kulturkreis angehören.


Gehörte die längste Zeit seiner Geschichte immer nur den deutschen Kulturkreis an: Elsass-Lothringen

Seit der Urzeit, wird das lothringische und das elsässische Gebiet von alteuropäischen Stämmen bewohnt, woran die Denkmäler des Druiden-Cults erinnern. So auch im Ober-Elsass und Deutsch-Lothringen, mit seiner Hauptstadt Metz, die ihren Namen von den Mediomatrikern bekommen hat. Dieser Stamm wurde nach der Niederlage des Ariovist im Jahre 57 v.Chr. von den siegreichen Römern unter Caesar teilweise vertrieben, der Rest der bleiben durfte, wurde romanisiert.

In der darauf folgenden römischen Zeit treten am Ende des 3. Jahrhunderts als unmittelbare Nachbarn der Römer, welche noch die Rheingrenze hielten, die Alemannen hervor, die um die Mitte des 4. Jahrhunderts, nach fortwährenden hartnäckigen Kämpfen, auf römischem Gebiet 45 Städte einäscherten und im Besitz eines großen Teiles des Elsass blieben. Hier ist die Wiege der Deutschen Geschichte, welche uns von diesem Moment an in ununterbrochener historischer Aufeinanderfolge aufbewahrt wurde.

Um die Alemannen zu vertreiben fielen die Römer von Westen und Süden in das Elsass ein, was den Heranzug der Alemannen aus ihrem großen Gebiet vom Schwarzwald und dem Bodensee bis zum Main und der Lahn, zur Folge hatte. Drei Tage lang zogen sie bei Straßburg über den Rhein, das sie seit der Zerstörung noch im Besitz hatten. Sie lagerten da, wo jetzt die Forts Ober- und Niederhausbergen, Fort Grossherzog von Baden und Veste Kronprinz erbaut sind. Aber das römische Kaisertum sollte noch einmal Glück im Kampfe haben: die Römer siegten durch ihre Taktik und ihrem Hilfsvölkern, allen voran die kampfstarken Bataver. Nimmer rasteten die kriegerischen alemannischen Stämme und machten häufige Einfälle in das römische Gebiet.


Auch Belfort (Foto 1910), was zur deutschen Zeit Beffort hieß, war die längste Zeit Teil des Deutschen Reiches

Zu Füssen der Vogesen, dort, wo jetzt Belfort (Beffort altdeutsch) liegt, wo diese Berge mit dem Jura einen mächtigen Durchlass (trouee de Belfort) bilden, wurde römischer Anmassung und Macht durch die Alemannen ein Ziel gesetzt. Die Geschichte zeigt uns schon um die Mitte des 5. Jahrhunderts die Alemannen im vollständigen Besitz des Elsasses. Von der Gewalt und Herrlichkeit der Römer ist so gut wie nichts übrig geblieben.

Zur fränkischen Zeit folgte 481 n. Chr. seinem Vater Childerich, der Enkel Merowigs, Chlodwig auf den Thron der salischen Franken, der ,,Freien", wie sich ein deutscher Völkerbund nach Besiegung der Longobarden nannte. Dieser König machte 486 der römischen Herrschaft auch in Gallien ein Ende, indem er den Statthalter Syagrius bei Soissons aufs Haupt schlug. Chlodwig unterwarf 496 im blutigen Siege zwischen Bonn und Jülich, in Gemeinschaft mit Siegbert, dem zu Köln residierenden ripuarischen Frankenkönig, einen Teil der Alemannen und nahm zufolge eines Gelübdes mit 3000 Franken den christlichen Glauben an. Dadurch kam Elsass unter fränkische Oberhoheit und mit dieser machte das Christentum rasche Fortschritte. Zu Rheims lies sich Chlodwig als König der Franken salben und krönen und verlegte nach verschiedenen siegreichen Kämpfen seine Residenz nach Paris. Chlodwig vereinigte zuletzt alle Franken in ein Reich, nachdem er die übrigen ihm verwandten fränkischen Könige durch Verrat und Meuchelmord aus dem Wege geräumt. Nach seinem Tode teilten seine vier Söhne Dietrich, Chlodemar, Childerich und Chlotar das Reich und machten Metz, Orleans, Paris und Soissons zu ihren Hauptstädten.

Dietrich (Theodorich) eroberte das Thüringische Reich und in Verbindung mit den Königen von Paris und Soissons das Burgundische Reich, welches sie unter sich teilten. Eine andere Vergrößerung erlebte Dietrich's Reich als die Ostgoten, in dem 18-jährigen Kriege mit Justinian, den Franken - um ihre Verbindung mit den Byzantinern, den Ost-Römern zu verhindern - die ostgotischen Lande in Gallien (Provence) und die in Rhätien (Tirol) angesiedelten Alemannen überließen. Auch die Bayern, Bojavier, schlossen sich nun dem mächtigen fränkischen Reiche an.

Primärquelle: Luks, Die deutsche Grenzmark Elsass-Lothringen

Elsass-Lothringen - die fränkisch-merowingische Herrschaftszeit


Der jüngste Bruder Dietrichs, Chlotar I., überlebte die drei ältern und ihre Nachkommen und vereinigte die ganze fränkische Monarchie noch einmal, aber nur auf 3 Jahre (558—561) ; denn da auch er vier Söhne hinterlies, zerfiel sein Reich nach seinem Tode wieder in vier Teile mit den Residenzen Rheims, Paris, Orleans und Soissons. Bald waren die vier Brüder gegen sich in Waffen und 569, nach dem Tode des Königs von Paris, teilten die drei Überlebenden das Land in folgende drei Reiche:

1. das Königreich Austrasien, oder das östliche Reich, umfasste das nördliche Gallien, wie auch Teile des südlichen Galliens, das Land der Franken, Thüringen , die Herzogtümer Bayern und Alemannien oder Schwaben, die Hauptstadt war Metz.

2. Neustrien

3. Burgund und Elsass.

Die Stadt Paris sollte gemeinschaftlich sein. Darüber entstanden neue Kämpfe; es folgten die Gräuel in dem merovingischen Hause, die damit endeten, dass nach der Schlacht bei Tolbiacum (Toul oder Zülpich) um das Jahr 612 Chlotar II. siegte und das Elsass Provinz des fränkischen Austrasiens wurde. 613 war Chlotar H. Alleinherrscher über alle Franken. Der major -domus von Austrasien Pipin von Landen bewog Chlotar seinem Sohne Dagobert 622 Austrasien abzutreten, dieser Dagobert bildete das Herzogtum Elsass.


Herzog Eticho - Als Sohn von Adalrich entstammte er einer burgundischen Adelsfamilie und war der Vater der heiligen Odilia

Zuerst wird Eticho als Herzog für die Franken für das Elsass genannt, er und seine Söhne Adalbert und Lintfrid haben fast ein Jahrhundert über das Land regiert, welches durch seine Lage, zwischen einem großen Strom und einer starken Gebirgskette, mehr als ein anderes die alemannische Eigenart aufrecht erhalten und entwickeln konnte.

In das Zeitalter der Etichonen fällt hauptsächlich die Verbreitung und Befestigung des Christentums und der kirchlichen Schöpfungen. Die freiheitsstolzen alemannischen Männer mit Frauen und Kindern treten in die Dienste der Kirche und erblicken als höchstes Ziel ihres Lebens, den Gotteshäusern untertan zu werden. Zu einer Tochter des Eticho Gacht die Sage die heilige Odilia, für welche der fromme Hermg das vier Stunden unterhalb Schlettstadt liegende Kloster Zoohenburg auf jenem hohen Berge gründete, wo Sancta Odilia mit dreizehn andern Damen durch die heilige Quelle Wunder an Kranken und Gebrechlichen getan und den Ruf ihres Klosters als eines segenbringenden Wallfahrtsortes gegründet haben soll. Tausend Jahre nach der Gründung dieses Klosters stand Göthe "auf derselben Höhe, wo er das herrliche Elsass wie ein Amphitheater übersah".


die heilige Odilia, Tochter von Herzog Eticho


Der Hof vom St. Odilienberg

Eticho's Söhnen folgte kein Herzog von Elsass nach. Pipin ward Major -domus des ganzen fränkischen Reiches, von welchem sich Austrasien unter Dagobert I. wieder trennte. Unter seinen Nachfolgern regierten die Majores-Domus im Namen dieser Scheinkönige. Der Major -domus Pipin von Herstall, Enkel Pipin's von Landen, den die Neustrier, welche sich gegen die Tyrannei ihrer Adelsherrschaft empört, zu Hilfe gerufen, traf den Hausmeier (major-domus) von Neustrien und Burgund an der Spitze seines Heeres beim Dorfe Testri an der Somme, westlich vom Ardenner-Wald im Juni 687. Hier schlug Pipin in langer blutiger Schlacht seine Feinde, siegte vollständig und gewann dadurch die Hausmeierschaften von Neustrien und Burgund. Er hiess Herzog und Fürst der Franken.

Sein Sohn Carl Martell behauptete seine Macht und dessen Sohn Pipin wurde zum König erwählt, nachdem die hohe Geistlichkeit seinen Herrn und König Childerich aller Macht beraubt und abgesetzt hatte. Dieser Pipin zwang die aufrührerischen Herzöge der unabhängigen Völker, seine Macht anzuerkennen.

Primärquelle: Luks, Die deutsche Grenzmark Elsass-Lothringen

Elsass-Lothringen - Beginn der frühdeutschen Herrschaftszeit

Mit Carl dem Grossen beginnt die Zeit der Carolinger 768. Dieser mächtige Kaiser (768—814) hatte im Elsass eine Reihe von Pfalzen, die er gerne bewohnte, namentlich Colmar und Schlettstadt, wo er wiederholt seinem Heerbann den Sammelplatz bestellte. Nach vielen Kriegen dehnten sich die Grenzen seines Reichs vom Ebro bis zur Raab und von Benevent (nordöstlich und 7 Meilen von Neapel) bis zur Eider, - welches er, nach Beendigung der dreißigjährigen Sachsenkriege, unter seine drei Söhne Carl, Pipin und Ludwig teilte. Von ihnen überlebte nur der jüngste, der die Würden seines Vaters schon ein Jahr vor dessen Tode empfing. Ludwig der Fromme (814—840) verfügte bereits 817 die Teilung des Reichs unter seine Söhne, die selbe kam aber erst nach seinem Tode , 843 durch den Vertrag von Verdun zu Stande. Das große Frankenreich löste sich in zwei Hälften auf:


Ludwig II. der Deutsche

In eine östliche Hälfte, oder jenseits des Rheines, jedoch mit den auf dem linken Ufer liegenden Städten Mainz, Worms, Speyer; dieser Teil bildete das Deutsche Reich unter Ludwig II. dem Deutschen


Carl II. der Kahle

Und in eine westliche Hälfte, dem Frankreich, unter Carl II. dem Kahlen.

Es blieb indess zwischen beiden Hälften noch ein langer Landstrich übrig, der namentlich Lothringen, Elsass, Herzogtum und Grafschaft Burgund, Dauphine und Provence umfasste, sich nordwärts durch die Niederlande
bis nach Friesland hinauferstreckte und dem dritten Sohne Ludwig des Frommen, Lothar I. , mit der römischen Kaiserwürde und Italien zufiel. Lothar I. vererbte, da seine Nachkommen bald ausstarben, seine Rechte auf die deutschen
Könige, die auf solche Weise zur Kaiserwürde und zu den Ansprüchen auf das Königreich Italien, Burgund, westliche Schweiz, zu Lothringen, Elsass u.s.w. gelangten.


Durch Lothar I. kam Lothringen und das Elsass zum Deutschen Reich

Das Elsass bestand aus zwei Gauen : dem Nord- und dem Südgau.
1. Der Nordgau hatte 5 Untergaue:

a) W a s g a u, von Weissenburg bis Zabern, zwischen Moder und Queich, längs des Gebirges sich ausdehnend ;
b) H e t t g a u , von dem Selzbach bis zur Sauer, im Nordosten vom Wasgau
c) H a g e n a u g a u, südlich der Sauer bis zur Grenze vom Bischofsgau


Bischheim am Saum

d) dem B i s c h o f s g a u, mit Bischheim sich ausdehnend, westlich und südlich begrenzt durch den Throninger Gau
e) den T h r o n i n g e r (Kirchheimer) G a u, den grössten, der sich südlich bis an die Nordgrenze des Südgaues bei Rufach heranzog.


Kembs 1910

2. D e r S ü d g a u (Sundgau) hatte 4 Untergaue,

a) R u f g a u , um Rufach ;
b) T h u r g a u , westlich und südlich vom Thurfiuss
c) der K a m p e u e r G a u bei Kembs,
d) der H ü n i n g e r G a u um Hüningen.


Hüningen am Rhein

Das Elsass folgte nun den wechselnden Schicksalen des lothringischen Zwischenreiches, ein vielbegehrtes Land, welches die Zeitgenossen als einen blühenden Garten schildern, ein Land, das in seinen Ueberfluss ersticken müsse, könnte es ihn nicht auf der grossen Strasse abführen. Diesen glücklichen Zustand bestätigen von den ältesten Zeiten her die vielen kaiserlichen Pfalzen mit ihren Gütern und Forsten voll Wein und Wild. Wiederholt rissen dies gesegnete Land die westfränkischen Könige an sich.

,,Aber es bleibt für das Elsass bezeichnend", sagt F. von Löher, - ,,dass im Frieden von Meersen 876, als das westfränkische Reich sich vom Deutschen schied, das Land bei dem letzteren verharrte, dass seine Bewohner sich 912 für den neu erwählten König der Deutschen Konrad I. erklärten, dass endlich König Heinrich I. (925), allen Ansprüchen der Franzosen leicht und endgültig ein Ende machte." Mit ihm beginnt die deutsche Zeit.

Primärquelle: Luks, Die deutsche Grenzmark Elsass-Lothringen

Elsass-Lothringen - Teil des Deutschen Reiches


Burkard I, erster Herzog von Schwaben

Zu den glorreichen Zeiten Otto 's des Ersten und des gewaltigen Heinrich III. stand das Elsass als festes Bollwerk gegen das Übergreifen der Verwelschung, in stetem Bund mit seinen deutschen Bruderstämmen, durch starke Kaisermacht gestützt. Mit dem Herzogtum Alemannien wurde Elsass in eine Hand gelegt und Burkard, dem ersten Herzog von Schwaben und mächtigen Kriegsfürsten, übertragen; doch ist der Name des Herzogtums Elsass nicht vergessen worden und ward in steter Verbindung mit dem von Schwaben geführt. Diese Verbindung verflocht aber das Elsass in so manche Kämpfe seiner schwäbischen Herzoge gegen die deutschen Kaiser; denn immer war ein starker Zug von empörerischem Sinn in diesen großen Herzogtümern vorhanden.

Die alemannische Herkunft der Elsässer beweisen die Namen in den ältesten Urkunden für Gau und Männer des Elsass, welche in gleicher Form für das Land und das Volk der Alemannen gebraucht wurden. Es folgt die Zeit, in der die Geistlichkeit sich erhebt und ihren Einfluss und ihre Macht nach Kräften ausbreitet. Bald ist der Bischof von Straßburg einer der mächtigsten Reichsfürsten, dessen Herrschaft sieh auch auf ein beträchtliches Stück Land am rechten Rheinufer erstreckt. Die Äbte von Murbach, Weissenburg, Münster, Maurusmünster und anderer alter Abteien, deren Gründung in die merowingische und karolingische Zeit fällt, suchen im 10. und 11. Jahrhundert, als die Zahl der uralten Landherrn und vollfreien Bauern sich lichtet, rasch die geistlichen Stifter bedeutend zu bereichern, reichs- und steuerfrei ihre Ordensgebiete zu machen und ihre Macht und ihr Ansehen zu vermehren. Es gelingt ihnen der Art, da sie treu zum Kaiser halten, dass z. B. der Abt von Murbach 1200 Reisige (bewaffnete Diener) stellen konnte; und dieser Prälat mit dem von Weissenburg und den beiden Achten von Fulda und Kempten, die vier vornehmsten Plätze unter den fürstlichen Klosterherren des Reichs einnahmen.


Werner von Habsburg

Es waren die Jahrhunderte, wo die Bischöfe als Reichsminister und Gesandte eine große Rolle spielten. Als Held und Staatsmann gleich hoch steht Bischof Werner von Straßburg in der Geschichte da. Geborener Habsburger, war er ein treuer Diener seiner kaiserlichen Gönner Heinrich II. und Conrad II. Mit Glück und Erfolg verleibte er dem deutschen Reiche das burgundische Rhonethal ein, in welches die Elsässer von ihrem schönen Wasgau-Gebirge hinabsahen. Werner II., Graf vom Achaln, Bischof von Straßburg stand trotz Bann und Flüchen seinem kaiserlichen Herrn Heinrich IV. treu zur Seite und seinem Beispiel folgte der ganze Elsass, namentlich die Städte und Alles hielt treu zum kaiserlichen Banner.


Schlettstadt im Elsass

Nach dem Ausgang der großen Kaiserzeit finden wir sieben elsässische Reichsstädte: Straßburg, Kolmar, Schlettstadt, Breisach, Hagenau, Weissenburg, Lauterburg als Mitglieder des rheinischen Städtebundes, um mit kräftiger Hand den Landfrieden gegen die Raubritter zu schützen und das allmählig herabgekommene Ansehen des Reichs wieder herzustellen. Außerdem tritt noch eine ganze Anzahl von Reichsstädten hervor, welche den "Zehn-Städte-Bund" schlossen; es waren: Kaysersberg, Münster, Ehnheim, Rosheim, Türkheim, Landau und die bereits genannten Städte Kolmar, Schlettstadt, Hagenau und Weissenburg. Mülhausen trat
der Schweizer-Eidgenossenschaft bei, Hagenbach und Selz erreichten ebenfalls eine gewisse Reichsunmittelbarkeit , und viele andere Städte eiferten mit Erfolg diesen nach.


Kaysersberg im deutschen Elsass

Neben den Städten sind die von uraltem Adel und mit großem Reichtum umgebenen Geschlechter: Pfirt, Habsburg, Rappoltstein, Horburg, Hanau, Fleckenstein, Dagsburg, Ochsenstein, Geroldseck, Lichtenberg, Oettingen u. a. zu nennen. Ja, es gab sogar einige Reichsdörfer, welche bei dem kaiserlichen Landvogt zu Hagenau zu Gericht gingen. Der elsässische Bauernstand saß in großer Wohlhabenheit auf seinen Dörfern und ließ sich weder von der geistlichen noch adeligen Herrschaft unterjochen.

Von der Hohenstaufen-Zeit an bis zum westfälischen Frieden ist das Elsass der Schauplatz von Fehden, Verschwörungen und Unruhen aller Art. Die Hohenstaufer hatten sich, anfänglich nur um des edlen Waidwerks zu pflegen, im Hagenauer Forst ein großes Schloss gebaut, das dann zur Pfalz erhoben und Sitz der Verwaltung des Elsass wurde; sie nannten es ihre "Schatzkammer". Die Habsburger nannten Thann ihre "Legestatt" und Rechnungskammer und sie begnadigten diesen Ort mit Münzfreiheit, Salzmonopol und einem Freibrief, in welchem sogar die in der Oberacht Befindlichen eine Zufluchtsstätte finden konnten.

Des Habsburgers Ruhm, der ihn auf den Kaiserthron führte, gründete sich auf elsässisch Geld und Kriegsvolk. Als Rösselmann, der aus Kolmar vertriebene Bürgermeister, in einer Tonne versteckt, sich wieder in die Stadt hineinfahren ließ, Nachts seine Freunde weckte und ein Thor aufbrach, stand Graf Rudolph vor der Stadt und mit dem Siegesgeschrei Habsburg, Habsburg", stürmten seine Leute hinein. Die Straßburger konnten sich rühmen, dass sich Deutschlands König ihr Mitbürger nannte und auch er konnte darauf stolz sein, dass auf einen Wink seine Mitbürger mit 2000 Reisigen (bewaffnete und berittene Diener) aufritten. Der ganze Elsass jubelte dem Habsburger bei seiner Thronbesteigung entgegen.

Primärquelle: Luks, Die deutsche Grenzmark Elsass-Lothringen

Elsass-Lothringen - Zeit der Reichsstädte


Konradin von Schwaben und Friedrich I. von Baden vernehmen beim Schachspiel ihr Todesurteil - mit ihm starb der letzte legitime Staufererbe

In der reichsstädtischen Zeit des Elsass sind es zunächst die Fehden zwischen Geistlichkeit und Bürgerschaft, welche wegen der Rechte und Würden des bischöflichen Stuhls und der freien Reichsstadt geführt wurden. Denn seit der edle Konradin in Neapel durch Carl von Anjou auf einem öffentlichen Schaffot sein junges Leben verlor, womit 1268 die Herzoge von Schwaben und Elsass ausstarben, kam im Elsass kein Landesfürst empor, der in Wirklichkeit Herr über das üppige Herzogtum gewesen wäre. Das Ansehen, welches eine Person nicht erlangen konnte, hatte die lebenskräftige Reichsstadt Straßburg mit Glück an sich zu reißen gewusst und behauptete in jede Richtung herzogliche Würde und Macht.

Walter von Geroldseck begann den Tanz, sobald er den bischöflichen Stuhl bestiegen, mit dem Verlangen der Herstellung alter geistlicher Gerechtsame. Die Bürger antworteten: ,"Herr im Münster und in seiner Pfalz ist der Bischof, in unserer Stadt sind wir allein Meister." Von da an wütete eine zweijährige Fehde bis 1262. Bei Hausbergen, wo vor 900 Jahren Römer und Alemannen den Boden mit ihrem Blute tränkten, befehligte Ritter Rudolph von Habsburg die Straßburger gegen den gesamten Adel und die Geistlichkeit und schlug sie so vollständig, dass bald darauf der Bischofsitz nach Zabern verlegt wurde. Die Kämpfe gegen Adel und Geistlichkeit, der Städte des Elsasses unter sich, des democratischen Princips gegen das aristocratische, ziehen sich durch das 13. und 14. Jahrhundert hindurch. In diese Zeit fällt die Zerstörung der Schlösser Arnsberg, Alt-Winstein, Frundsberg, Horburg, Ochsenstein, Reichenstein, Rosenberg, Schwanau u. A., und die Chroniken von Colmar und Mülhausen melden gar furchtbare Berichte darüber.


Zabern im Elsass, 1680 geriet die deutsche Stadt erstmals unter französische Oberherrschaft

Während dieser Streitigkeiten entwickelten sich und erstarkten die Zünfte der Art, dass anno 1332, als die feindlichen Adelssippen Zorn und Müllenheim, bei einem Turniere an einander gerieten und bereits viel Blut auf beiden Seiten geflossen war, die Zünfte die Thore besetzten, Ruhe geboten und eine neue Reichsverfassung einsetzten, durch welche auch der kleine Bürgersmann Sitz und Stimme im Rat der Obrigkeit erhielt. 150 Jahre wuchs der Einfluss der Zünftigen, bis 1482 eine neue, weise Straßburger Verfassung abgeschlossen wurde, welche aus adligen und zünftigen Elementen zusammengesetzt, fast ohne Abänderungen bis zur französischen Revolution bestehen blieb und die Bewunderung der gelehrten und politischen Welt erregte.

Die militärische Wichtigkeit Straßburgs verherrlichte ein Reimlied :

Nürnberger Witz,
Strassburger Geschütz,
Aug-sburger Pracht
Venedigs Macht
Den Teufel und seine Kunst verlacht.

Das Gefühl der Freiheit und die Gewohnheit der Waffenehre machte die Straßburger Bürger nicht nur frohen Sinnes und kühnen Mutes, sondern artete auch hier und da in Übermut aus. Ihre Kriegslust bewiesen unter Andern die Bäcker, welche, nach Erstürmung einer Burg, über ihren Tanzsaal setzen ließen: "Schießen und Werfen; Lasst euch nicht dauern; Wir wollen brechen Türme und Mauern" Mit Neid sahen die Bürger von Metz, Toul und Verdun, die ausgewanderten und die französisch gewordenen, auf die städtischen Gerechtsame der Straßburger und schmerzlich klagten sie um den Verlust ihrer Freiheit.


Metz im Deutschen Kaiserreich. Am 10. April 1552 besetzte der französische König Heinrich II. mit dem Einverständnis der von Kaiser Karl V. bedrängten protestantischen Reichsfürsten „die Städte, so zum Reich von alters her gehört haben und nicht deutscher Sprache sind“ (Vertrag von Chambord), wozu neben Metz auch Toul, Verdun und Cambrai gezählt wurden. Die Bürger von Metz leisteten acht Tage lang vergeblich Widerstand. Jeder Versuch Karls V., die Stadt Metz zurückzuerobern, misslang.

1559 rufen diese Städte den Reichstag zu Augsburg um Hilfe an: "man sollte doch so alte edle Reichsstädte nicht länger schänden lassen. b]"Und selbst noch 1603 standen die Metzer auf dem Punkte, sich von Frankreich loszureißen.[/b] Je mehr von den elsässischen, desto weniger war von den lothringischen Reichsstädten die Rede, seit sich Frankreich derselben bemächtigt. Nirgends, von allen deutschen Gauen, war das deutsche Nationalgefühl so entwickelt und gefestigt, wie im Elsass; dennoch gab es auch damals Einzelne, welche schon ihre Abstammung schändend, zum westlichen Nachbar hielten.


Primärquelle: Luks, Die deutsche Grenzmark Elsass-Lothringen

Elsass-Lothringen - Zeit des Verrats und Kampfes


Nach über 700 Jahren kam Finstingen erstmals 1766 unter französische Oberherrschaft

An den Pässen der Vogesen saß Herr Hanns von Finstingen (Finstingen, Fenetrange, (rund zwei Meilen nordwestlich Saarburg, ehemalige Barouie u.s.w.) — beider Sprachen mächtig, deutsch von Abkunft, französisch von Gesinnung, ein rechter Verächter des bürgerlichen Wesens, welches, wie erwähnt, im Elsass in voller Blüte stand. Dieser war es, welcher nicht ohne Zustimmung des Bischofs von Straßburg zuerst im Jahre 1439 den Armagnaken die Wege in das Elsass wies und sie über die Steige von Zabern in die gesegneten Fluren am Rhein geleitete. Noch vor zehn Jahren bewahrte man auf der Bibliothek zu Straßburg das vermoderte Banner mit dem Bilde unserer lieben Frau auf, unter welchem ein allzukühner Teil straßburgischer Bürger sich den 12000 gut bewaffneten Reitern entgegenwarf, aber ebenso wie Ludwig von Lichtenberg der Übermacht weichen musste.


Bernard VII. der Begründer der Schinderschar, die man auch Armagnaken nannte - bereits 1411 von Johann ohne Furcht vernichtend geschlagen, plünderten sie noch lange nach dem Tode Bernards VII. das Elsass, bis sie trotz ihres Sieges bei Bürs so schwere Verluste gegen die Eidgenossen erlitten, dass sie den weiteren Feldzug abbrachen.

Die Ecorcheurs, die Schinder Carls VII. zogen seit dem 23. Februar ohne Wiederstand brennend und brandschatzend volle drei Wochen im Elsass umher und raubten dem Landmann sein mühsam erworbenes Gut und den Städten die Sparpfennige, um welche sie sich lösen mussten, wenn sie in Gefangenschaft geraten waren, oder ihre Gemeinden vor größerem Schaden behüten wollten. Denn der Franzmann trieb sein Handwerk im großen Stiel und begnügte sich nicht mit kleiner Beute. Mehr als 600 Frauen ritten den Abenteurern zur Seite, wenn sie in die offenen Orte einzogen. Aber Pfalzgraf Ludwig vom Rhein ließ sie entwischen und die Städte beschränkten sich auf die Verteidigung ihrer Mauern und Türme. Als die Schinder nach Hause zurückkehrten, konnten sie am Hofe Carl VII. von den Städten am Rhein, von Straßburg und Basel erzählen und in dem jungen Dauphin lüsterne Blicke nach diesen unbeschützten Grenzen des Reichs erwecken.


Carl VII. - Im Elsass betätigte er sich mit seinem Heer als Mordbrenner. 1418 entkam er nur knapp den Burgundern unter Johann ohne Furcht. Wenn er das nicht geschafft hätte, wäre dem Elsass seine Heimsuchung erspart geblieben

Als Carl VII. 1445 vor Straßburg mit 50000 Mann sengend und brennend das Elsass überschwemmte, erklärten die Straßburger auf des Franzosen frechen Spruch: "Frankryk musze das Land bis an den Rhine haben'' mit der Würde deutscher Nation:

"Des' fremden Volkes Übeltat sollte mit dem Schwerte gerichtet werden, die Bürger wollten sich schlagen und frei sein..''


Verschuldet bis zum Stehkragen verkaufte er verkaufte Carl Siegmund von Österreich 1469 unter anderem auch das Elsass an Kar dem Kühnen.

Als Erzherzog Carl Siegmund von Österreich 1469 die Landvoigtei Elsass mit dem Sund- und Breisgau an das Burgundische Reich verkaufte, erklärten die Straßburger: "Nimmer risse man das Elsass von Kaiser und Reich." Die Straßburger fochten wacker bei Murten und Nanzig, bis der wilde Herzog Carl von Burgund am 3. Januar 1477 erlag.


Verehrt in Straßburg: Jacob Sturm von Sturmeck Ammeister
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Im Jahrhundert der Reformation sind es auch im Elsass, namentlich in Straßburg, die religiösen Streitigkeiten, welche von 1520 an in den Vordergrund treten. Der Bischof exkommunizierte abtrünnige Priester; die Stadt schützte sie. Da wurden die Beispiele der Priester, welche die Klöster verließen, häufiger und endlich fast zur Regel, und die Kanoniker nahmen die Klosterschätze mit sich. Die ganze Bürgerschaft Straßburgs bekannte sich zur neuen Lehre und schaffte 1529 die Messe ab. Um diese Zeit war Jacob Sturm von Sturmeck Ammeister, und dieser große Patriot und Staatsmann nahm 1538 die aus Frankreich vertriebenen Protestanten auf und gründete in demselben Jahr das protestantische Gymnasium. Im gleichen Jahre gründete auch Kalvin seine kalvinische Gemeinde, welche aber 40 Jahre später, nach heftigen Streitereien mit den Lutheranern, proskribiert wurde.

Endlich verliessen sogar die katholischen Kanoniker Straßburg (1583) und es folgten bis zum Tode des Bischofs Johann von Manderscheid (1592) verhältnismäßig ruhige Jahre. Nun aber wählten die katholischen wie die protestantischen Kanoniker für jede Partei einen Bischof, welche bald in Waffen gegen einander standen und deren Kämpfe erst durch den Frieden zu Hagenau beendigt wurden. Aller noch übrig bleibende Zwiespalt ging bald in den Wirren des nun folgenden langen Religionskrieges unter.

Und wie sah das Elsass beim westfälischen Frieden aus?


Den Dreißigjährigen Krieg überlebten nur 140 Bürger in Weißenburg - Vertraglich wurde der Raub der reichsdeutschen Stadt erst 1679 im Frieden von Nimwegen bestätigt

Hier hatten sich die Völker am liebsten geschlagen, weil hier das Plündern am lohnendsten war. Weissenburg hatte nur noch 140, Schlettstadt 150 Bürger! Im Ober-Elsass waren alle Ritterburgen eingeäschert, anderthalb hundert Dörfer waren verschwunden und ein deutscher Fürst hatte mit deutschen Waffen den Franzosen das Elsass erobert. Mit den Schätzen in der Legestadt Thann, war es vorbei und der Kaiser des heiligen römischen Reichs empfing für des Erzherzog Leopold Söhne 3 Millionen Livres Entschädigung und trat Alles ab, was die Habsburger je im Elsass besessen, nämlich: die Landgrafschaft im obern und untern Elsass, den Sundgau, die Stadt Breisach, sowie die Landvoigtei über die 10 Reichsstädte Hagenau, Colmar, Schlettstadt, Weissenburg, Landau, Kaysersberg, Oberehnheim, Rosheim, Münster und Türkheim.


Münster im Elsaß - Kam im Zuge den Raubkrieges von Ludwig des XIV. unter französische Herrschaft

Voll tiefer Schmach empfanden die Elsässer das welsche Regiment und der still glimmende Hass gegen die Franzosen-Herrschaft wurde dadurch, dass Ludwig XIY. die Reichsstädte mit Füssen trat, nur noch mehr angefacht. Sie sollten lernen, hieß es: Recht sei fortan des Königs Belieben (= Willkür) und wer sich wiedersetze, ein nichtswürdiger Rebell. Nun begannen die sogenannten Reunionskammern zu Dornick (Tournai) für die Niederlande, zu Metz für Lothringen, zu Breisach für Elsass, zu Bisantz (Besancon) für Burgund zu intrigieren und erklärten: "Ganz Elsass etc. etc. sei französisches Lehn." Grafen, Herren und Städte als Rebellen behandelt, die Exekutions-Truppen standen schon bereit. Jammer und Klagen erfüllten den Reichstag zu Regensburg, aber sie verhallten ohne beachtet zu werden. Die deutschen Fürsten waren in jener Zeit keine Männer des Schwertes, sie wollten, wie ein Aufruf in Regensburg sagte: „Lieber Hühner sein mit dem Hahn, als Adler unter den Adlern."


1681 von den Franzosen mitten im Frieden (!) besetzt: die freie Reichsstadt Straßburg

Während sie noch auf der französischen Ambassade verhandelten, besetzten die Franzosen ohne Weiteres Straßburg (1681). Verzweifelnd blickten die Straßburger nach einem Helfer - es kam Keiner. Im Ryswicker Frieden (1697) wurde Frankreich von Kaiser und Reich der ganze Raub rechtskräftig zugesprochen. Von 1680 an mussten alle Beamtenstellen auf dem Lande mit Katholiken besetzt werden. Wer sich vom Protestantismus bekehrte, erhielt auf drei Jahre Steuerfreiheit und andere Vergünstigungen. Wuchs die Zahl der Katholiken an einem Ort nur auf 7 Familien, so musste man ihnen den Chor der Kirche abtreten. Uneheliche Kinder wurden der katholischen Kirche überwiesen. Als Ludwig XIV. durch den tückischen Streich Straßburg nahm, versammelten sich die Protestanten zum letzten Mal im Münster und sangen: "Aus tiefer Not schrei ich zu Dir!" - und noch oft erhielten sie von Neuem Gelegenheit, diesen Psalm zu singen, denn ihre Pfarrer wurden wie das Wild gehetzt und die Jesuiten donnerten im Münster ihre Bekehrungspredigten, zu denen das Volk mit Gewalt getrieben wurde. Nicht umsonst hatte der Gouverneur 24 000 Mann unter seinem Befehl, sie waren es, mit denen er das Elsass in polizeilicher Zucht hielt. Straßburg war von Steuern frei, die ,, freiwilligen Geschenke" erreichten aber nach und nach eine enorme Höhe. Zur Zeit des Nimweger Friedens betrugen die gesamten Steuern des Elsass nur 70000 Livres-, nach und nach wusste man sie auf 4 Millionen zu bringen. Elsass, Lothringen und Hoch-Burgund waren ein besonderes Zollgebiet.

Primärquelle: Luks, Die deutsche Grenzmark Elsass-Lothringen

Lothringens frühdeutsche Geschichte

Von Lothringen haben wir noch nachzuholen, dass es 953 vom Kaiser Otto I. (936—973) seinem Bruder dem Erzbischof von Köln gegeben und um dessen Macht zu schwächen, ein Jahr darauf in zwei Herzogtümer geteilt wurde. Niederlothringen bestand hauptsächlich aus den Niederlanden und löste sich in die dort entstandenen Herzogtümer und Grafschaften auf; verlor seinen Namen gänzlich und seine Herzoge nannten sich seit dem 13. Jahrhundert nach dem Hauptbestandteil ihres Landes Herzöge von Brabant. Oberlothringen blieb ein zum deutschen Reiche gehöriges Herzogtum, dessen letzter angestammter Herzog, der sechsundzwanzigste Nachkomme des Grafen Gerhard von Elsass,
aus dem Herzogsgeschlecht der Etichonen, den Heinrich III. zum ersten Herzoge von Lothringen bestellt, der nachmalige Kaiser und Großherzog von Toscana, Franz Stephan war.


Verschachterte im Bündnis mit dem französischen König die deutschen Bistümer Metz, Tull, Virten und Kamryk.

Fünf Jahrhunderte von den neun, die es zu Deutschlandgehörte, war das Mosel-Herzogtum ein treues Glied des deutschen Reichs gewesen und seine Einverleibung in Frankreich wurde durch einige deutsche Fürsten und nicht durch den Sinn des Volks herbeigeführt. Durch das 1356 zu Metz erlassene Reichsgesetz (goldene Bulle) entäußerte sich der Kaiser der Macht, welche die Churfürsten gewannen. Einer dieser "sieben Leuchter der Offenbarung" Moritz von Sachsen war es, der mit dem französischen König Heinrich II. ein Bündnis schloss, um seinen Gönner Kaiser Carl V., der die deutschen Fürsten zu Paaren trieb, ihm aber über Alles traute, zu vernichten. Der Franzose verlangte für seine Unterstützung mit Geld und Truppen und in Aussicht gestellte Türkenhilfe die Abtretung der zum Reiche gehörenden Bistümer Metz, Tull, Virten (Verdun) und Kamryk (Cambrai). Dies bewilligte Moritz von Sachsen und unterzeichnete ein Bündnis mit dem schlauen wälschen Heinrich II. zu Freienwalde am 15. October 1551 - gegen ihren gemeinschaftlichen Feind," den deutschen Kaiser, ,,um dessen tyrannisches Joch bestialischer Knechtschaft vom Halse zu schütteln."


Das deutsche Metz wurde bereits 1552 von französischen Truppen besetzt, vertraglich wurde das jedoch erst 1648 anerkannt.

Am meisten arbeitete am Verrat der Bischof von Metz, von Lenancourt, mit der Bürgerschaft, des Ansehens wegen, stets in Hader lebend: um über die Reichsfreiheit am leichtesten zu triumphieren, wenn die drei Reichsstädte nicht mehr zum deutschen Reich gehörten. So waren Herrschsucht lothringischer Prälaten und gegen Kaiser und Reich rebellierende deutsche Fürsten die Ursache, die das reiche Metz, die heilige Stadt Tull und das edle Virten in französische Hände zu spielten. Der Connetable Herzog von Montmorency gewann Metz mit List durch Verrat des Bischofs-, die Schöffenältesten und Ratsherren, die treu zu Kaiser und Reich hielten, wurden in die Wohnung und an das Bett des angeblich kranken französischen Schurken gelockt und in seiner Gegenwart, der plötzlich vom Lager aufspringend, das Beispiel dazu gab, von der französisclien Leibwache ermordet. (1552.)


Das deutsche Tull (Toul) erlitt das gleiche Schicksal, wie Metz.

Der französische König ließ aller Orten verkünden: wer Metz, Toul und Verdun als zum deutschen Reiche gehörend nenne, habe Leib und Leben verwirkt. Als Metzer Patrizier eine Klage über den Meuchelmord an das Kammergericht einsenden wollten, ließ der französische Kommandant den Verfasser derselben und den, welcher sie zu überbringen bestimmt war, schmählich ersäufen, die anderen Beteiligten sämtlich den ersten Geschlechtern angehörig, wurden gezwungen, auf den Knieen Abbitte zu tun. Vergebens kam Kaiser Carl V. mit einem Heere zu Hilfe, er musste nach vielfachen Leiden unverrichteter Sache abziehen.


Auch Verdun fiel durch die Machenschaften von Moritz von Sachsen an Heinrich dem II., die deutsche freie Reichsstadt wurde auch nach dem Westfälischen Frieden noch lange Zeit Virten oder Verden genannt.


Kamerich oder heute Cambrai genannt, war diejenige Stadt, die 1552 der Belagerung von Heinrich II. trotzen konnte und dadurch offiziell bis 1677 beim Deutschen Reich verblieb.

Von der Schuld dieses großen, schon lange vorbereiteten Verlustes des deutschen Reichs sind die lothringischen Herzoge nicht frei zu sprechen. Ihr treuer, zum deutschen Kaiser haltender Sinn erlitt im 14. Jahrhundert eine Änderung, als sie mit Hilfe Frankreichs sich des deutschen Reichs Fesseln zu entledigen gedachten. Sie fanden schnelle Hilfe. Herzog Theobald II. fiel noch für den Kaiser Heinrich VII. kämpfend vor den Toren von Florenz, sein Sohn aber Herzog Friedrich IV. wurde vom Kaiser Ludwig gefangen und fiel 1328 für Frankreich bei Montcastel. Dessen Nachfolger fiel in der Schlacht bei Crecy im französischen Heere und dessen Sohn wurde in der Schlacht von Poitiers von den Engländern gefangen. Der letzte dieser Linie starb 1430 als Connetable von Frankreich. Seine Erbtochter, mit Rene von Anjou vermählt, sollte Lothringen diesem französischen Prinzen zu bringen, aber der Plan, dadurch Lothringen in französisches Lehn zu verwandeln,
gelang noch nicht.

Primärquelle: Luks, Die deutsche Grenzmark Elsass-Lothringen

Lothringen - Verlust und Wiedergewinn deutschen Landes


Anton von Vaudemont

Anton von Vaudemont, ein Verwandter des letzten Herzogs von der Schwertseite, wurde vom Kaiser Sigismund mit dem Herzogtum belehnt, hatte viele Anfechtungen zu erleiden, wurde von Philipp dem Guten, der ganz Niederlothringen mit dem neuburgundischen Reiche vereinigte, gefangengenommen, wusste sich aber zuletzt als Herzog von Lothringen zu behaupten, und der Anjou musste seinem Sohne die eigene Erbtochter vermählen.


Das lothringische Nanzig (Nancy) fiel erst 1766 an Frankreich

Aus dieser Ehe stammt die neue Reihe der lothringer Herzoge, welche 1736 durch den Polen Stanislaus und Frankreich verdrängt wurde. Renatus II. besiegte 1477 Carl den Kühnen von Burgund bei Nanzig (Nancy). Eine Nebenlinie, gleich den Lothringern der Reformation feindlich, wurden die Guise. Unter dem Enkel Renatus II. riss Frankreich die drei Bistümer an sich. 1737 kam das Herzogtum Lothringen in lebenslänglichen Besitz des aus Polen vertriebenen Königs Stanislaus Leszinsky, Schwiegervater Ludwig XIV. und fiel nach seinem Tode vertragsmäßig an Frankreich. Die Franzosen machten daraus unter anderen das Moseldepartement mit der Hauptstadt Metz.


Eine Gruppe von württembergischen Offizieren nach dem Waffenstillstand vom 28. Januar 1871 - Im Friedensvertrag wurden viele von Frankreich geraubte Gebiete wiedergewonnen und dabei auch auf die Sprachgrenze geachtet. Nur ein kleinerer Teil Elsass-Lothringens war französischsprachig, ein Sprachverbot erfolgte ebenfalls nicht.

Alle die Demütigungen und entehrenden Misshandlungen, welche Deutschland von 1660-1814 ertragen musste, sind zum größten Teil durch die Hingabe dieser Provinzen und namentlich des Elsasses verschuldet. Ein herrlicher Preis war durch die Siege des Feldzuges 1870/71 für Deutschland errungen: ,,die ihm so schändlich einst geraubten Provinzen Elsass und Deutsch-Lothringen, nach denen es immer verlangt, die aber wieder zu bekommen es kaum gehofft, sie waren nun wirklich zurückgewonnen." Die Genugtuung, die das Nationalgefühl der Deutschen darüber empfand, war fast mehr wert als die materiellen Vorteile, welche der neue Besitz gewährte. Deutscher Großmut und vielleicht auch die Rücksicht auf die neidischen Völker der Nachbarn, welche nicht mit Freuden die Entwickelung Deutschlands ansahen, zog die alte Reichsgrenze von 1680 nicht. Die französischen Ämter des Herzogtums Lothringen mit der Hauptstadt Nanzig (Nancy), das Herzogtum Baar, die Bistümer Toul und Verdun, sogar ein Teil von Metz, ferner ein Teil des Herzogtums Lützelburg und die burgundische Grafschaft Mömpelgard (bis 1790 württembergisch) , und auch Belfort, das alte Beffort, bis 1648 zum österreichischen Ober-Elsass gehörend, behielten die besiegten Franzosen.


Diedenhofen wurde am 7. November 1659 an Frankreich abgetreten und kam 1871 wieder zurück an Deutschland.

Der Gewinn an Land, in Folge des letzten Krieges war indessen immer sehr groß, besonders weil das wiedergewonnene Gebiet wie ein starker Festungswall vor Süddeutschland liegt und die deutsche Grenze nun nicht mehr vom Rhein, sondern von den Vogesen bezeichnet, jetzt durch Straßburg und Metz sicher verwahrt ist. Durch Errichtung eines verschanzten Lagers bei Straßburg ist für Deutschland ein Festungsgürtel vollendet, wie einen solchen kein anderes Land mehr besitzt , nämlich Diedenhofen, Metz, Straßburg, Rastatt, Mainz, Coblenz. Die Hauptbedeutung von Straßburg in Verbindung mit Rastatt, Mainz und Koblenz liegt darin, dass die Kommunikation mit dem großen verschanzten Lager Metz stets zu unserer Verfügung steht.



Koblenz wird immer das Moseltal als Zufuhrstraße nach Diedenhofen und Metz sichern. Metz und Straßburg aber werden beim Verteidigungs- und Offensiv-Kriege stets solche Stützpunkte abgeben, dass, wir Belfort leicht entbehren können. Werden beide verschanzte Lager mit 200,000 Mann besetzt, so bleiben für den Verteidigungskrieg als Feld - Armee immer noch 700 000 Mann, die gestützt auf Straßburg und unterstützt durch Metz, jedem Angriffe mit Erfolg entgegen treten werden. Und sollte es dem Gegner gelingen in's Elsass oder Süddeutschland vorzudringen, so wird er, um seine Flanken und den Rücken zu decken, sich immer um 2 - 300,000 Mann schwächen müssen, wodurch unsere Armee um das Gleiche verstärkt wird.

Primärquelle: Luks, Die deutsche Grenzmark Elsass-Lothringen

Siegergewalt - Wie Frankreich 125000 Deutsche aus Elsass-Lothringen vertrieb


Mühlhausen, Einmarsch französischer Truppen - Noch jubeln einige frankophile Einwohner, doch die unmittelbar folgenden Verbote der deutschen Sprache, ließ sofort eine elsässische Widerstandsbewegung entstehen. 1914 zählte die deutsche Stadt 104000 Einwohner, was innerhalb Frankreichs erst 1962 wieder erreicht wird.

Am 11. November trat der Waffenstillstand von Compiègne in Kraft, der u. a. das französische Ultimatum beinhaltete, dass Elsass-Lothringen innerhalb von 15 Tagen von deutschen Truppen zu räumen sei. So kam es
nach dem Ende des Ersten Weltkriegs am 10. November 1918 zu einer Revolution in Straßburg: Der Landtag rief die unabhängige Republik Elsass-Lothringen aus, die jedoch schnell beseitigt wurde. Nach etwa einer Woche rückten französische Truppen ein: am 17. November in Mülhausen, dann in Kolmar und Metz. Und am 21. November wurde Straßburg erreicht. Ziemlich schnell habe dann im Elsass Assimilierung und Französisierung eingesetzt. Dies gipfelte in der Vertreibung von vielen Deutschen aus diesem Gebiet ab Dezember 1919.


Colmar wird am 18.11.1918 von französischen Truppen besetzt. Die Stadt wird mit nachts herangekarrten Fahnen ausstaffiert.


und noch im gleichen Jahr werden die ersten Deutschen aus Colmar vertrieben

Die Bewohner des Elsass seien ab 14. Dezember 1919 je nach Abstammung in die Gruppen A, B, C und D eingeteilt worden. Zu A gehörten Vollfranzosen, also Einwohner, die selbst oder deren Eltern/Großeltern vor 1870 in Frankreich oder Elsass-Lothringen geboren waren. Zu B gehörten Teilfranzosen mit einem Eltern- oder Großelternteil, das schon vor 1870 aus Frankreich oder Elsass-Lothringen gelebt hatte. Zu C gehörten Ausländer aus einem mit Frankreich verbündeten oder neutralen Staat. Zu D gehörten Deutsche, die selbst oder deren Eltern/Großeltern aus dem übrigen Deutschen Reich oder aus Österreich-Ungarn stammten. „Personen der Klasse D, besonders alle nach 1870 eingewanderten ,Altdeutschen‘ und deren Nachkommen, wurden vertrieben.


Metz 18.11. 1918, die Franzosen rücken ein...Aus Innerfrankreich wurden mehrere Lastwagenladungen französischer Trikoloren in die Stadt gebracht und das Absingen der Marseillaise einstudiert. Alle deutschen Denkmäler in der Stadt wurden eilends geschleift. Die dabei gewonnenen Metalle goss man zu Siegesmedaillen um. Der Einmarsch der siegreichen Truppen, der französischen Staatsspitze sowie der wichtigen Militärs Frankreichs wurde von vielen Alt-Metzern enthusiastisch gefeiert, während sich die Neu-Metzer in ihren Wohnungen versteckt hielten.


und am gleichen Tag wird ein Denkmal für König Friedrich III. in Metz gestürzt. Doch noch viele Jahrhunderte bleibt die kürzeste Geschichte von Metz nur die französische


auch das deutsche Soldatendenkmal musste in Metz daran glauben, hier kurz bevor es von den Franzosen zerstört wurde.

„Commissions de Tirage“, also Selektionsausschüsse oder wie man im Volk sagte "Säuberungsausschüsse", haben die zu vertreibenden Deutschen bestimmt. Etwa 250 000 Menschen aus Lothringen (davon 100000) und aus dem Elsass (davn 150000) mussten von Dezember 1918 bis Oktober 1920 das ehemalige Reichsland in Richtung Deutschland verlassen. Jeder Erwachsene durfte 30 Kilogramm Gepäck mitnehmen. Pro Erwachsener war an Bargeld die Mitnahme von 2000 Reichsmark erlaubt und pro Kind 500 Reichsmark. Die übrigen Besitztümer habe der französische Staat eingezogen, oder mit anderen Worten die betroffenen Deutschen ihres Eigentums beraubt! Eine Volksabstimmung wäre in Straßburg nicht zugunsten Frankreichs ausgegangen, da die politischen Parteien, die eine Autonomie des Elsasses oder einen Anschluss an Frankreich erstrebten, bei den letzten Reichstags- und Kommunalwahlen nur noch geringe Stimmenanteile erzielten.


Die Franzosen in Straßburg - Fast überall wurden Denkmäler mit Deutschen gestürzt, hier salutierte Marschall Foch vor Napoleons General Johann Baptist Kleber, einen gebürtigen Straßburger. Das besondere daran ist jedoch, dass seine Muttersprache deutsch war und sein mangelhaftes Französisch auch in dieser Hinsicht bekannt war. Seine Mutter Regina Burgert war zwar Elsässerin, doch sein Vater Nikolaus Kleber stammte aus Wülfershausen b. Arnstein in Unterfranken!

Nachdem USA-Präsident Woodrow Wilson auf die Regierung in Paris Druck ausgeübt hatte, konnte ca. die Hälfte der vertriebenen „Altdeutschen“ in den folgenden Monaten wieder in das Gebiet des ehemaligen Reichslandes Elsass-Lothringen zurückkehren. Die anderen wurden im deutschen Südwesten angesiedelt und mussten sich eine neue Existenz aufbauen, was in der Nachkriegszeit recht schwierig war.

Quellen: https://daslangeendevon1918.de/wp-conten...ng-2020-2-7.pdf