Die Carudi (Haruder) an der unteren Elbe

Die Carudi (Arudi) (aus den lateinischen Harudes oder Charudes oder Charydes) gelten heute als altgermanische Bevölkerung, ihr Name verrät aber noch, dass sie einem Asen-Clan unter einer Kar-Kriegerkaste entstammen.


die zusammen an der unteren bis mittleren Elbe verorteten Carudi (Caridi) und Langobarden stellen in Wahrheiten einen gemeinsamen Stamm dar, wobei die Carudi jene Kriegerkaste waren, der nachweislich die letzten Herrscher in Oberitalien (Lombardei) entstammen.

Nach Überlieferungen sollen die Carudi Sud Dei Cimbri im Süden Dänemarks gelebt haben, wurden aber auf Kartenwerken im Südwesten Mecklenburgs auf der rechtselbischen Seite eingetragen. Gaius Julius Caesar erwähnt sie im De bello Gallico unter den Söldnern im Dienst des germanischen Führers Ariovisto. Und sie werden auch von Octavian Augustus Nelle Res Gestae im Bericht über seine Eroberungen und die Reise seines Stiefsohns Tiberio Claudio Nero zur Elbmündung erwähnt. Hatten die Carudi ihre ursprünglichen Sitze an der Elbmündung, entspricht das jedenfalls genau dem Schema ihrer Landnahme zur Asenzeit, als angekommene Kar-Kriegerkasten hauptsächlich von Flussmündungen aus in das Innere von Kontinenten zogen und so auch große Gebiete erobern konnten.

Der alte ursprüngliche Sitz der Carudi wird jedoch noch immer im norwegischen Hordaland vermutet, von wo sie nach Jütland und Norddeutschland gezogen wären. Caesar nennt sie Haruden, die zu den sieben Stämmen gehörten, die er in einer Schlacht am Rhein im Jahr 51 v. Chr. besiegte. Wo die Haruden damals angesiedelt waren, ist nicht bekannt, vom weit entfernten norwegischen Hordaland aus werden sie jedenfalls nicht an den Rhein gezogen sein. Im Jahr 6 n. Chr. zahlten die Carudi als Charuder Tribut an die Römer bei ihrer von Tiberius angeführten Expedition ins Skagerrak. Dieselben Charuder werden von Ptolemäus um 150 n. Chr. im nördlichen Teil der jütischen Halbinsel lokalisiert, wo der Landschaftsname Hardsyssel (entspricht etwa dem heutigen Ringkjøbing Amt) auf sie zurückgeht. Syssel wird zwar heute mit Amt oder Bezirk übersetzt, dem Wort dürfte aber das germanische "sessa" zu Grunde liegen, was für Sitz steht. In Hardsyssel hat sich demnach ebenfalls eine Kriegerkaste gehalten, von denen aber nicht unbedingt die Carudi an der Elbmündung abstammen werden.


Die alte Sysseleinteilung Dänemarks - Besonders die nördlichen Syssel werden noch als Stammesbezirke angesehen.

In Oberitalien nur noch als Arudi bekannt, stammte von ihnen die langobardische Linie der Arodingi ab, aus der auch der langobardische König Rotari oder Crottario entstammte. Die Verbindung zu den Langobarden weist vielleicht noch in eine ältere Zeit zurück, denn sie siedelten oberhalb der Carudi an der Elbe. nach ihrer nachbarschaftlichen Koexistens an der Elbe, stammen sie sicher von einer Kar-Kriegerkaste ab, die zu einem bestimmten Zeitpunkt die Langobarden unterwarf. Zuvor galten die Langobarden als erbitterte Feinde der Vandalen, die ebenfalls Kar-Kriegerkasten entstammen. Möglicherweise lag auch eine Erbfeindschaft vor und bei den Carudi handelte es sich um jene Vandalen, die zuerst von den Langobarden besiegt wurden. Die Namensendung von Carudi könnte sich im altnordischen von hrōðr für ruhmreich herleiten, was zugleich für einem Eigenname stehen könnte.


Als einer der berühmtesten Könige der Langobarden und damit Carudi gilt König Alboin, der vor seiner Ermordung durch Gepiden große Teile Italiens mit Pavia als seine Hauptstadt für seinen Stamm eroberte. Seine abgebildete Frau Rosamunde war mit in diesem Mordplan involviert.

Wer sind also die Langobarden wirklich gewesen, bevor sie von den Carudi unterworfen wurden? Laut dem Altnordischen Wörterbuch bedeutet "langbarðr" auch Langschwert, was die Träger dieser Waffe ebenfalls einer Kriegerkaste zuordnet. Mit anderen Worten: Carudi (Haruder) und Langobarden entstammen unterschiedlichen Kriegerkasten, die sich am Ende in Oberitalien ein Gebiet eroberten, in der König Rotari anfangs Mischehen mit den Eingeborenen verbot. Wer sich diesem widersetzte verlor alle Kriegerprivilegien und hatte nur noch den Status der unterworfenen Bevölkerung.

König Rotaris Sohn RodoaldoIch wurde Herzog von Bergamo, wovon noch Rotarit der letzte langobardische Herzog von Bergamo abstammte. Alle diese langobardischen Könige und Herzöge gehörten zur mächtigen arimannischen Familiengruppe der Crotti. Dieser Familienname könnte damit unmittelbar von den Carudi abgeleitet sein, geht jedoch sicher auf hrōðr für ruhmreich zurück. Das dürfte noch das germanische *hrōþi für Ruhm untermauern, denn im Indogermanischen wird das mit "kar" übersetzt.

Quellen: https://www.wikiwand.com/it/Arudi
Wikipedia
Stiehler, Diener und Krieger

Das Bardengau - Langobarden an der unteren Elbe und in Mecklenburg


Warum heißt das Bardengau unter Karl dem Großen "Bardengau"? Wikipedia fragen? Nein, da bekommt man keine ergiebige Antwort, denn das rechtselbische Bardengebiet wird totgeschwiegen...

Das Bardengau wird aber bei Wikipedia als wichtiges "Grenzgau gegen die "Slawen" bezeichnet, unabhängig davon, dass dieses Bardengau links- und rechtselbisch war. Im 8. Jahrhundert war das linkselbische Gebiet christlich missioniertes Reichsgebiet der von den Franken unterworfenen Sachsen. Im ostelbischen Bardengebiet, was damals die lateinische Bezeichnung "Polabien" erhielt, behaupteten sich aber noch lange heidnische Stämme. Als Polaben wurden an der Elbe wohnende Heiden bezeichnet, was ganz sicher keinerlei Eigenname darstellt. Niemand sprach dort als Muttersprache Latein.

Doch über beide Elbeufer verteilt gab es eine große Gemeinsamkeit: hier siedelten die Nachfahren der Langobarden, die sich keinerlei Wanderungen angeschlossen hatten. Sie gaben dem Gau den Namen, aber auch Städten wie Bardowiek erinnern an von ihnen gegründete Städte.


Mitte des 5. Jahrhunderts - In Altgermanien siedeln die Langobarden links und rechts der Elbe. Wenn sich links der Elbe Langobarden nachweisen lassen, was ist aus den rechtselbischen geworden?


Und so stellt sich das Bardengau um 1000 v.Chr. dar - Langobarden, die in der Lüneburger Heide verblieben sind, geben dem Gau ihren Namen. Das unmittelbare rechtselbisch Grenzgebiet wird nur "Polabi" - "an der Elbe" bezeichnet - Ein Stammesname als Eigenname ist nicht bekannt!

Bereits im Jahre 5. n. Chr. sind die Langobarden vor Tiberius, der zu den Chauken an die Elbe kam, auf das rechte Elbeufer ausgewichen, das offenbar schon zu ihrem Gebiete gehörte. Die Gefahr, durch die Römer ihre Freiheit zu verlieren, trieb sie zum Bündnis mit Marbod, doch fielen sie nach der Schlacht im Teutoburger Wald zu Armin ab. Strabo kennt die Langobarden noch östlich der Elbe und bezeichnet sie wie die Hermunduren als Sweben (Sueben). Auch Tacitus erwähnt die Langobarden in der Reihe der suebischen Stämme und betont ihre geringe Zahl, wobei sie sich in Kämpfen ihrer Nachbarn erwehren. Ihre Wohnsitze können in dieser Zeit an der unteren Elbe angesetzt werden. Eine Streitfrage ist es, wie sie hierher gelangt sind, denn sie besaßen eine heimische Tradition, dass sie aus Scandinavia stammten, was in alter Zeit auf Schonen zu beziehen ist, wenn auch der Codex Gothanus, ein zwischen 807 und 810 von einem langobardischen Geistlichen in Italien abgefasstes Werk, Skatenau am Ufer der Elbe ansetzt. - Wenn wir jedoch die Carudi berücksichtigen, werden siedelten sie immer nur an der Elbe und stammen von einem Asen-Clan ab, der von einer Kar-Kriegerkaste geführt wurde.

Im Widsith sind die Headobeardan „Kampfbarden" mit den Ymbren und Haetwaren - den Ambronen und Chattuariern) - zusammengestellt. Die Angelsachsen, die sie in ihrer festländischen Heimat kennen mussten, lassen sie bis zur Ostsee reichen, wo noch die Hafenstadt Barth an sie erinnert. Nur von hier aus sind ihre Kämpfe mit den Dänen verständlich. Tatsächlich hat sich in der nördlichen Lüneburger Heide der Name Bardengau lange gehalten. Er wurde bis 1205 für das Ilmenaugebiet gebraucht. Den Mittelpunkt bildete Bardowiek, das zuerst als Bardenwich „ Wik der Barden" überliefert ist.


Bardowiek, später Bardowick - der namentliche Bezug auf die Langobarden ist unstrittig. In der Lüneburger Heide hielt sich unter den Namen Golaida noch ein weiteres Langobardengeschlecht

Die Stammessage ist am ausführlichsten von Paulus Diaconus in seiner Langobardengeschichte gestaltet. Ihm lag ein Königskatalog vor, der dem Edikt Rothari 643 nach Aussage alter Leute vorangestellt war und von einer Origo gentis Langobardorum (Über den Ursprung des Langobardenvolkes) erläutert wurde. Unabhängig von Paulus ist er in der Langobardengeschichte des Codex Gothanus im Anfang des 9. Jh. benutzt worden. Weiter findet sich eine Erzählung von der Wanderung eines der Langobarden bei dem in Burgund in der ersten Hälfte des 7. Jh. schreibenden Fredegar.

Die Erinnerung an die Auswanderung ist offenbar im Volke erhalten geblieben. Ihr alter Name in "Skadinavia", wie hier ihre Urheimat heißt, war Winiler (!), das mit winnan „gewinnen, streiten" zusammengestellt wird, also „Kämpfer", was zu ihrem kriegerischen Charakter passt. Obwohl man den Namen "Skadinavia" immer wieder gern mit Skandinavien gleichsetzt, gilt das nicht als gesichert, genauso wie ihre Präzisierung auf Schonen. Die Etymologie der "Winiler" weist über winnan in die Asenzeit zurück, wo "nan" von "Nanna" abgeleitet sein könnte und Win für Lager.

Der Name war in früher Zeit weit bekannt, vgl. den altnord. Personennamen Viniü, ahd. Winnilo. In Skoringa ..Uferland, Küste" (vgl. mittelniederld. schore „Ufer", mittelniederdt. schor ..Küste") kam es zu einem Zusammenstoße mit den Wandalen, also entweder in Nordjütland oder in der gegenüberliegenden Küstenlandschaft. An diesen Kampf knüpft sich die Sage von der Entstehung des Langobardennamens, den der getäuschte Wodan gegeben haben soll. Er bedeutet „Langbärte", nicht „mit langen Barten", da die Hauptwaffe der Ger und nicht die Streitaxt war. Dadurch wird bei beiden Völkern Wodansglaube bezeugt. Bei den Langobarden, deren Wanderung unter der Führung einer Frau (Gambara) erfolgt, schimmert, wie man schon lange geahnt hat, eine vor der Annahme des Wodansglaubens liegende Wanenreligion durch, wenn man die profane Historie in heilige Geschichte umsetzt. Geht es jedoch nur um eine Waffe können wir auch auf den "langbarðr" als Schwert zurückkommen.

Unklar bleibt auch die Wanderstation Golanda, bei der kaum an die baltischen Galinden gedacht werden darf. Doch wenn wir dem Golaida entgegensetzen, ist damit nur die nördliche Lüneburger Heide gemeint. Die Auswanderung geschah nach der Sage aus Not und umfaßte den dritten Teil des Volkes, was auch anderswo belegt und glaubhaft ist. Im Widsith erscheint ein mythischer langobardischer König Sceaf(a), der aus der übrigen langobardischen Tradition verschwunden ist, aber auch zeigt, dass zu den Gauten, zu den Sceaf im Beowulf gehört, Beziehungen bestanden haben und die "skadinavische" Urheimat bei den Gauten suchen könnte. Diese könnten jedoch nur von Gotland stammen, was für die Langobarden auszuschließen ist. Am Ende bleibt uns doch die heimische unterelbische Kultur und ihr Zugang zur Ostsee bei Barth, was auch ein Ankunftsort ihrer Ahnen zur Asenzeit sein kann.

Primärquelle: Schwarz, Germanische Stammeskunde,
wikipedia

Die Langobarden zwischen untere Elbe und Ostseeküste

Von den frühen langobardischen Königen Agelmund und Leth haben auch die Angelsachsen Kenntnis gehabt, der Widsith nennt sie Aegelmund und Hlithe. Die Namen der langobardischen Königsgeschlechter Gausus und Arodus, die auf die Gauten und Haruden hinweisen, deuten Nachbarvölker an, oder ihre frühere Zugehörigkeit zu den Langobarden, als ihre Vorfahren noch beiderseits des Kattegats einem Asen-Clan angehörten. Vielleicht lässt sich so auch ein Wanderweg aus Südschweden zur Lüneburger Heide rekonstruieren, doch die auf langobardischen Gebiet vorkommenden Ortsnamen, die auf -"wedel" oder "büttel" enden, schließen eine skandinavische Herkunft aus, da sie von einem anderen Hintergrund erzählen. "Wedel" könnte etwa vom altnordischen "vē" für heiliger Ort und "dila" für saugen oder Brustwarze abgeleitet sein und "büttel" vom altnordischen bytta für ein Gefäß, wie ein Kübel oder eine Bütte abgeleitet sein und ebenfalls auf "dila" auf endend, was ihm eine saugende Funktion nachsagt. Damit lassen sich solche Namen auch als Beinamen eines Dilmuns interpretieren, der auf die untere Elbe bezogen, von einem Dilmun-Standort vor ihrer Mündung erzählt.

Tacitus und seine Vorgänger kennen die Langobarden an der unteren Elbe unter dem neuen Namen. Eine Zuwanderung aus Schonen muss also zuvor schon erfolgt sein, falls diese überhaupt geschah. Denn wenn sie nur das winilische Königshaus betraf und der Fortzug aus Schonen um 400 n. Chr. veranschlagt wird, können die Winiler nur die Nachfahren einer Kriegerkaste sein, die an der unteren Elbe eine Bevölkerung unterwarf, die vormals der Dienerkaste eines Asen-Clans angehörten. Dazu kommt noch, dass der Name Win-iler im zweiten Teil vom altnordischen ila abstammen könnte, was als Dilmun-Bezug einen Ort beschreibt, wo eine Quelle sprudelt!

Die wahrscheinliche Entwicklung ist also die, dass im besten Fall eine Kriegerkaste aus Schonen an die Elbe kam, die sich nur mit den Caridi gleichsetzen lässt. Nach ihrer Ankunft auf Jütland, mussten sie sich durch wandalische Verbände hindurchkämpfen, bis sie eben die untere Elbe erreichten und sich von dort Richtung Lüneburger Heide ausdehnten. Ein andere Stoßrichtung erfolgte über Barth, was zu den Herren über fast ganz Mecklenburg machte.


Das an der Barthe gelegene Barth - Nach Flussnamen wurden die ältesten Städte benannt. Und weil sich Wikipedia mit einem "slawischen" Erklärmärchen für den Stadtnamen Barth bereits ins Abseits gestellt hat, kann man nichts weiteres für den Fluss Barthe erfinden!

Die alten Schriftsteller bezeichnen die Langobarden auch als Sweben und als solche finden sie sich auch in ihrer Sprache wieder, die im Lautlichen und im Wortschatz enge Beziehungen zum Elbgermanischen zeigt. Die nordgermanische Herkunft ist nicht mehr zu erkennen, wohl aber scheinen einzelne Personennamen und Rechtseigenheiten auf sie zu deuten. Die andere Entwicklung ihrer Sprache im Vergleich etwa mit dem Gotischen ist in der Einordnung in das Elbgermanische begründet, da ihr Siedelraum keine Sprachinselstellung ermöglichte.

Die Siedlungsarchäologie ist dadurch, dass sie an eine teilweise skandinavische Herkunft anknüpfen kann, in der Lage, die sich ausbildende Kultur zu verfolgen. Die meisten Prähistoriker erklären sie jedoch als Elbgermanen. Obwohl sie auf der weiteren Wanderschaft immer wieder Unfreie in die Stammesgenossenschaft aufgenommen haben, setzten sie sich mit Erfolg immer wieder durch. Auch wenn sie andere Stammesteile eingegliedert haben, haben sie zu verhindern verstanden, dass diese irgendwie einen selbständigen Gau bildeten und die langobardische Hegemonie störten. Denn wie in Italien zu erkennen ist, traten alle anderen Stammesteile hinter ihnen zurück.

Zu Beginn des Markomannenkrieges wird um 167 ein Einfall von sechstausend Langobarden in Pannonien erwähnt. Es wird sich um eine von der semnonischen Nachbarschaft mitgerissene Wanderschar handeln, keineswegs um das ganze Volk, denn die Funde im Bardengau dauern an. Immerhin bemerkt man, wohin ihre teilweisen Abwanderungsabsichten zielen und dass das Volk schon damals in enger Verbindung mit den anderen Elbgermanen zu denken ist, ohne seine Unabhängigkeit aufzugeben.

Ist also das Bardengau weiterhin langobardisch geblieben, müssen sich auch die mecklenburgischen Langobarden gehalten haben, hier besonders in Polabien, ihrem Gau an der unteren Elbe. Doch der Flussname Barthe, die bei Barth in die Ostsee mündet, oder Bartels und Bartelshagen östlich von Rostock weisen daraufhin, dass die an der unteren Warnow sitzenden Kessiner hier sicher nicht geherrscht haben.


Bartelshagen an der Ostsee - über die Herkunft des Namens, der unzweifelhaft auf eine länger andauernde langobardische Zeit hindeutet, tischt wikipedia wieder ein "slawisches" Märchen auf:..." Bardo bedeutete damals im Pommerschen oder in der angeblichen "Polabischen Sprache" kleine Erhöhung - das Dorf ist aber flach wie ein Brett! Barth wurde erstmals 1159 erwähnt und bezihet auf das germanischen Hag für Hof oder Weideplatz.

Die "Polaben" waren also keinesfalls ein " westslawischer Teilstamm der Abodriten", aber auch mehrheitlich keine Heruler, sondern überwiegend die heidnischen Nachfahren der Langobarden. Glagolitenmönche aus Prag verbreiteten elbeabwärts auch dort ihre künstlich geschaffene Kirchenliturgie, die sich mundartlich mit dem langobardischen einfärbte. Diese Kirchenliturgie war aber keine Volkssprache, es ist also Unsinn sowas heute als eigene "polabische Sprache" den Leuten weiß machen zu wollen! Wer die Seite mit der "Polabischen Sprache" bei Wikipedia aufruft, wird schlichtweg für dumm verkauft. Schon in der Herkunftstabelle hat man zwischen dem Indogermanischen und den "Slawischen" das Germanische einfach ausgemerzt. Beim Beispiel des Wortes "Schnee", was "drawänopolabisch" (volksverdummende Bezeichnung für Glagolitenliturgie mit langobardischer Mundart) sneg heißen soll, kann man wunderbar das germanische Wort snīgan vorschieben, was auf das indogermanische sneig basiert!

Primärquelle: Schwarz, Germanische Stammeskunde,
wikipedia

Heiden an der Jetzeel

Sicher ist, dass die Altmark von elbgermanischen Gruppen besiedelt war, unter denen die Langobarden hervortreten. In lokalen Quellen finden sich etliche Hinweise auf diese. Seit ca. 600 folgten die Zuwanderung von Sachsen im Nordwesten und angeblich von "Slawen" im Osten entlang der Jeetzel. Von Karl dem Großen wurde das Gebiet bei der Unterwerfung der Sachsen erobert und war seither Teil des fränkischen, dann des ostfränkischen Reiches.


Der Name der Jetzeel stammt relativ sicher aus der Missionierungszeit des Umlandes seit dem 8. Jahrhundert.

Doch um wem handelte es sich bei diesen "Slawen" an der Jeetzel, wirklich, wenn sich hinter diesem erfundenen Begriff nur von "Sclavi" abgeleitet, nur "im Unglauben befangene", sprich Heiden verbargen?. Naheliegend kommen in erster Linie nur Nachfahren der Langobarden in Frage, doch um das eingehender zu klären, können wir auch auf einen Beitrag von Heinrich Kunstmann zurückgreifen, denn er in seinem Buch über seine angeblichen "Balkanslaven" schrieb. Für ihn damals nicht ermittelbar, handelte es sich bei ihnen jedoch um verschiedene Heruler-Gruppen der Ost-Heruler (später auch als Ostabotriten bekannt), die hauptsächlich im 7. Jahrhundert an die Ostsee zurückkehrten. Ihr damaliger Anführer Ardogast, wurde nachfolgend gottgleich als Radegast verehrt.

Setzten sich also an der Jeetzel sogar zurückkehrende Ost-Heruler fest und haben vor Ort Nachfahren der Langobarden in der Altmark unterworfen?

Unter der Überschrift "Belcsem in der Altmark" ging Kunstmann der Frage nach, welche "Slawen" in der Altmark siedelten, die wiederum den Landschaftsnamen Belcsem in mehreren "unzähligen" Varianten hinterlassen hätten.

Heinrich Kunstmann: "Vorauszuschicken ist ferner, dass im folgenden vor allem die Rätsel des vielgestalten Namens gelöst und weniger die mit ihm verbundenen historisch-territorialen Fragen beantwortet werden sollen. Der fraglos von einem slavischen Ethnikon bewohnte mittelelbische Kleinbezirk Belcsem wird von der Wissenschaft links der Elbe angesiedelt, und zwar an der Grenze zu den Drawähnen im Nordosten und den rechts-elbischen Liezizi im Osten. Im großen und ganzen glaubt man somit, ihm das Gebiet zwischen Ohre -Elbe und Biese in der östlichen Altmark zuweisen zu können. Die Altmark ist der älteste, westlich der Elbe gelegene Teil der Mark Brandenburg, in den vielleicht schon während des 7. Jhds. slavische Siedler eingewandert sind. Wie die "Annales regni Francorum" mitteilen, erreichte Karl d. Gr. im Jahr 780 die Ohre-Mündung an der Elbe: 'Et pervenit usque ad ...fluvium , ubi Ora confluit in Albia, ibique оmnia disponens tam Saxoniam quam et Sclavos' ".

Kunstmann, der wie alle Slawisten "Sclavos" völlig falsch mit "Slawen" gleichsetzte, war dieses Zitat ein Beleg, dass in der Altmark "Slawen" bestätigt werden und dieses Gebiet gleichzeitig Bestandteil des fränkischen Reiches wurde. Der Flussname Jetzeel (Jetze) will man heute entweder aus dem "Slawischen" oder Germanischen herleiten. Der angebliche slawische Ursprung ist insofern interessant, weil es vom "altslawischen" "jasenu" abstammen würde, was so viel wie Eschenbach bedeutet. Welchen Stellenwert die Eberesche, sprich der Vogelbeerbaum bei den ostelbischen Stämmen hatte, kann man über die Sorben nachrecherchieren, wo dieser Baum als heiliger Baum Thors gilt. Mit anderen Worten: Hier wird über dem angeblichen "slawischen" Wortschatz nur bestätigt, dass dieser Fluss nach dem heiligen Baum Thors benannt wurde. Die bei Wikipedia angegebene Herleitung aus dem Germanischen, bezieht sich auf "geza" für gären, wallen oder in die Höhe gehen. Letzteres ist nicht nachvollziehbar, denn eine gischt- oder schaumbedeckte Jetzeel (germ. "jesan" = schäumen) ist relativ unbekannt in der flachen Altmark. Für die tatsächliche Herleitung kommt wohl nur das germanische "jehti" für Bekenntnis oder Lobpreisung in Frage, wo man sich aus germanischer Sicht entweder zu den Göttern bekennt, oder die Siedlungen an der Jetzeel das Ziel von fränkischen Missionaren wurden, die dort versuchten das Christentum durch Massentaufen einzuführen und zwar im Wasser der Jetzeel. Dazu passt auch das altnordische "jāta" für Einwilligen, was wohl aussagen könnte, dass die Missionierung an der Jetzeel oder Jetze relativ erfolgreich im vergleich zu anderen Heidengebieten war.

Dies könnte daher rühren, dass die Flussränder von Eschen und Erlen-Eschen-Wäldern gesäumt waren. Eine alternative Erklärung ist die Ableitung aus dem germanischen geza (gären, wallen, in die Höhe gehen).

Heinrich Kunstmann: "In ottonischer Zeit wird sie dann Teil der Markgrafschaft der Nordmark und verbleibt nach dem Slavenaufstand von 983 als Rest der Mark unter deutscher Herrschaft (Lex. d. MA I. 479: H. K.Schulze). Unerklärlich ist die augenfällige Diskrepanz zwischen slavischen Ortsnamen und slavischen Bodenfunden: Während im Osten der Altmark slavische Toponyme verhältnismäßig selten sind, nach Westen hin jedoch zunehmen, ist es im Blick auf die Bodenfunde genau umgekehrt, das heißt, sie sind im Osten, wo nur wenige slavische Ortsnamen aufscheinen, häufiger, in der mittleren und westlichen Altmark hingegen ausgesprochen gering. Dieses Mißverhältnis zwischen Toponymie und Archäologie könnte beispielsweise Ausdruck unterschiedlicher Zeitstellungen in den Siedelbewegungen sein."


Der Name von Laatzke ist definitiv althochdeutscher Herkunft.

Dazu greifen wir uns ein angeblich "slawisches" Toponym in der Altmark heraus, um zu sehen, welcher Herkunft es wirklich ist. Eine slawische herkunft wurde zum Beispiel über Laatzke diskutiert: Die erste urkundliche Erwähnung von Laatzke als Latzke stammt aus dem Jahre 1449 als die von Alvensleben ihre Einnahmen von acht Höfen an das Kloster Neuendorf vertauschten. Weitere Erwähnungen stammen aus 1460 achter dem dorpe Latzke, 1541 Loßcke und Laetzke. Im Jahre 1804 wird das Dorf Laatzke und Latsche genannt. All diesen Namen liegt nur das althochdeutsche "lāz" für Freigelassener, Freier, freier Zinspflichtiger, Halbfreier, oder minderfreier Zinspflichtiger zu Grunde, was sich damit nur auf die Missionierungs- und Kolonisierungszeit der Altmark bezieht!

Primärquelle: Kunstmann, Beiträge zur Geschichte der Besiedelung Nord- und Mitteldeutschlands mit Balkanslaven
Wikipedia
https://www.reiseland-niedersachsen.de/e...utouren/jeetzel

Belcsem als Wendenheim

Heinrich Kunstmann: Die nicht geringen Schwierigkeiten des Landschaftsnamens Belesem spiegeln sich in den urkundlichen Belegen, wobei die älteren überwiegend auf Abschriften von Chroniken oder Annalen beruhen, also zeitbedingten Schreibformen unterliegen, die naturgemäß nicht immer frei sind von Fehlern. Die nachfolgenden Belege stützen sich auf die sorgfältig bearbeitete und kommentierte Zusammenstellung durch Max Bathe:

zu 814 Belkesheim (Förstemann: Belckesheim);
zu 938 Belxam (Ann. Corbey);
zu 980 (?) beleseim (Förstemann: Beleseim );
zu 983 Belxem (Annalista Saxo);
zu 993 Belsamis oder Balsamis (Urk. d. 17. Jhds.);
zu 1002 (?) Belshem (falsum d. 12. Jhds.);
zu 1006 belesem ;
zu 1012 -23 Belkishem (Förstemann: Belckishem);
zu 1052 Belcesheim;
11. Jhd. (?) Belxa (vielleicht für Beixä = B elxam);
12. Jhd. Belsheim ;
zu 1150 (?) Balsamorum regio (Annal.Pegavienses; 3 mal);
zu 1160 Balsamis;
zu 1160 Baisem erlande....quae dicitur (Helmold);
Balsamorum, in terra palustri (Helmold);
um 1161 Baismarlant;
zu 1194 Balsamie; balsamie, perbannum (Formel; zwischen 1383 u. 1500 rund 7 mal);
zu 1436 Balsemt...in dem - banne;
1473 Balsamie,...banni terre (4 mal); zu 1507 Balsamēs - , Commissarius - Bannes;
zu 1525 Balsam,... des - Bannes.

Was man bisher aus allen Name vorurteilslos herausliest, ist der Göttername Bel oder Bal entsprechend etwa von Belennus oder Balder, doch die notorischen Slawisten sahen das anders, es musste einfach ein "slawischer" Name sein.

Heinrich Kunstmann über die Deutungsversuche: Die Deutung dieses eigenartigen Namens bewegt die Wissenschaft wenigstens seit Safarik, der ihn zwar erwähnt, es aber offensichtlich nicht wagt, dafür eine Etymologie zu geben. Anders Zeuß, der Belesem für einen slavischen Landschaftsnamen hält, den er fragend so erklärt, wie die Fachwelt dies noch heute tut: "Bjelozemja, Bjela zemja, Weißland?" (Zeuß). Dagegen wendet später Jellinghaus ein, dass bela zemja ״das organische к in Belkesheim ganz unberücksichtigt lasse". Jellinghaus selbst denkt an ein deutsches Grundwort - heim und einen slavischen Personennamen Belk, hinter welchem sich der Name eines slavischen Dynasten verbergen könne. Mit J. Koblischke ist Jellinghaus sich darin einig, dass der Landschaftsname schon vor Karl d. Gr. geprägt sein müsse. Unschlüssig ist hingegen A. Brückner (1879, 1, 87), der belckesheim zu den ״vermeintlich slavischen Namen" stellt, ohne selbst eindeutig Stellung zunehmen. Unannehm bar ist in neuerer Zeit der Vorschlag von R. Turek, der
den Namen mit den Bethenici des Geographus Bavarus in Verbindung bringt, was lautlich einfach unmöglich ist.


Die noch heute sumpfige Altmark - Im alten Namen Belcsem wird nur vermittelt, dass es einerseits ein Sumpfland war und noch lange Zeit von Wenden bewohnt wurde!

Eine bemerkenswerte Beobachtung ist jedoch Heßler zu verdanken, der nämlich treffend erkannte , dass die Entwicklung des fraglichen Namens in zwei Richtungen gegangen ist. Während Belcsem u.ä. zu Belkesheim führte , ist der Typ Belsheim in Balsamia u.ä. übergegangen. Heßlers Ansicht zufolge war die lautliche Entwicklung mit einer sachlichen Änderung verknüpft, da unter Balsamia, Balsam eriand u.a. nicht mehr der ursprüngliche Gau, sondern der Archidiakonat Balsamien oder Balsam-Bann des Bistums Halberstadt gemeint war. Heßlers Auffassung schloß sich im Prinzip auch v. Polenz an. Jedenfalls ist Heßler insofern zuzustimmen, als die Belege des strittigen Namens zwei Grundtypen erkennen lassen, einen mit und einen ohne к bzw. c.

Nach dieser Auflistung kam dann, was in Kunstmanns Buch immer kam: Die Hinterfragung der angeblichen "slawischen" Herkunft!

Heinrich Kunstmann: Im gegebenen Fall interessiert in erster Linie, ob Belcsem überhaupt ein slavischer oder, besser gesagt, ein eingedeutschter slavischer Landschaftsname ist. Einige Forscher wie z.B. der in dieser Frage von Kupka (1936) ausgehende H. K. Schulze (1973, 142) bejahen dies, während andere sich dagegen aussprechen , wie etw a T. Lehr-Spławiński, für den der Name ״von unklarer Herkunft (und) eher nichtslavisch" ist. Ganz besonders eingehend und gründlich hat sich mit dem Landschaftsnamen in jüngerer Zeit Max Bathe (1967) befaßt, der zu der Überzeugung gelangte, dass dieser nicht slavisch, sondern eine Kombination aus dem Stammesnamen Belgae und dem Grundwort -heim sei. So erklärt Bathe Belxem aus urgerm. Belg(i)sohaima (m), worunter eine Stammes- oder Personengruppenbezeichnung zu verstehen sei, die vermutlich schon in den ersten Jahrhunderten vor Christi Geburt gebildet und vielleicht von Slaven zu ״Belozemja umgedeutet worden ist. Weiter meint Bathe, diese Belgae oder ״Belg(i)sos könnten aus einem Gebiet rechts des Rheins nach Osten abgewandert sein; immerhin habe sich schon Caesar berichten lassen, dass die Belgae dereinst rechts des Rheins saßen. Für Bathe hat auch das Hydronym Balsam, ein kleines Gewässer, das unweit von Nienburg in die Biese mündet, nichts mit dem Landschaftsnamen zu tun , sondern ist eine Ableitung vom Namen des Bilsen-Krautes.

Gegen eine slavische Herkunft von Belcsem u.a. führt Bathe namentlich zwei Argumente ins Feld: 1. wenn man von einer slavischen Grundform Béla ausgehe, wäre im Deutschen zwischen I und z noch lange ein Vokal erhalten geblieben; 2. gibt es keine Belege, die anlautendes slavisches z durch deutsches cs (Belcsem ) oder x (Belxem ) wiedergeben. Die sehr gelehrten Ausführungen Bathes demonstrieren anschaulich, in was für phantastische Höhen sich Onomastik erheben und das Naheliegende aus den Augen verlieren kann.

Das Naheliegende wäre aber auch, von germanisch sprechenden Nachfahren auszugehen, denn wie in der Lüneburger Heide, haben auch in der Altmark niemals alle Langobarden ihre Heimat verlassen.

Heinrich Kunstmann: An Zuwanderung eines gallischen Stammes der Belgae in das fragliche mittelelbische Gebiet ist gewiss nicht zu denken, ein solcher Vorgang hätte fraglos onomastische oder archäologische Spuren hinterlassen. Onomastische und archäologische Spuren hinterlassen haben hier jedoch die Slaven. Die in der Onomastik bisweilen zu beobachtende Praxis, fremde Völker zu bemühen oder gar neue Ethnika zu erfinden, um eine These zu stützen, ist im vorliegenden Fall allerdings nicht erfolgversprechend, da dem Toponym Belcsem und seinen Varianten mit absoluter Gewissheit slavische Bildungen zugrunde liegen, die alle lautlichen Probleme auf verhältnismäßig einfache Weise lösen.

Für Kunstmann bedeutet Belcsem ableitend von bel nicht weiß, sondern er leitet es vom "slawischen" ѵеlь für groß her. Die Grundform dieses Landschaftsnamens wäre nicht Bélazemja, sondern Velьzemja. Ist jedoch nur ein früheres indogermanisches u̯el gemeint, kommen wir zu Deutungen, wie sehen für Auge und Gesicht, Glanz und Herrlichkeit, was sich insgesamt auf einen Götternamen beziehen lässt. Im zweiten Fall steht das indogermanische u̯el für Wahl (Auswahl) und Elite, was sich wiederum auf eine elitäre Kriegerkaste beziehen könnte. Es gibt noch weitere Deutungen im Indogermanischen Wörterbuch, wobei nur noch jene für winden, wälzen und drehen eine Rolle spielen könnte, was eine Etymologie aus der Missionierungszeit bestätigen könnte. Denn diese Wörter lassen sich alle mit wenden gleichsetzen. Belscem wäre demnach ein Ort der Wenden, ähnlich dem Wendenland in Niedersachsen! Der älteste Name Belkesheim aus dem Jahr 814 lässt sich auch im Germanischen deuten, wobei dieser vom germanischen welkaz und indogermanischen u̯elk hergeleitet ein weiches nasses Land beschreibt, was im Prinzip die frühere Sumpflandschaft in der Altmark beschreibt. Belsheim (Bels(h)am, Bals(h)em) wäre jedoch so unzweideutig mit Wendenheim zu übersetzen. Für diese Deutung sprechen noch weitere Wenden-Toponyme auf ostelbischen Gebiet, die sich alle von germanische Wörter herleiten, die sich mit wenden im Sinne von Umwenden gleichsetzen lassen und für missionierte Heiden stehen. Und zwar nicht als "Slawen", sondern als Nachfahren der Langobarden, die im lange unzugänglichen Sumpfland der Altmark ihren alten Glauben länger bewahren konnten, als etwa um Magdeburg herum.

Primärquelle: Kunstmann, Beiträge zur Geschichte der Besiedelung Nord- und Mitteldeutschlands mit Balkanslaven
Wikipedia

Die Langobarden im Osten und ihr Herzog Alpker

Über das Schicksal der Langobarden im elbgermanischen Raum erfahren wir auch etwas aus der von Paulus Diakonus verfassten Langobarden-Geschichte. Nachdem die Langobarden ihre Sitze an der unteren Elbe verlassen hatten und mit der Masse ihres Stammes elbaufwärts bis Böhmen gezogen waren, nahmen sie "Anthaib, Banthaib und Burgundhaib" in Besitz, die Länder der Anten, Vandalen und Burgunden in den von den Goten verlassenen Gebieten. Damit sind die Langobarden wegen des Antengebietes tief nach Osten in die heutige Ukraine vorgestossen und alles Land südlich des Pripjat besetzt. Burgundhaib befand sich jedoch klar im Ostelbischen Großraum, ebenso Banthaib als Vandalengebiet bis zur Weichsel und über den Bug nach Osten hinaus.

Die Langobarden haben jedoch bis zu ihrem Abzug nach Norditalien nur eine lose Oberherrschaft über diese Gebiete errichtet, offenbar war man sich schon sicher, dass man weiter ziehen werde. Eine weitere Ostexpansion wurde zudem von den Bulgaren gestoppt. Diese hatten bereits den Dnjepr (Dnepr) überschritten und drangen vorübergehend auch Richtung Bug und Pripjat vor, bevor sie später nach Süden Richtung untere Donau abzogen.

Etwa zur gleichen Zeit wird von einem Langobardenherzog Alpker berichtet, der über die Wilzen geherrscht hätte. Mit den fränkischen Begriff "Wilzen" sind jedoch nur suebische Welataben, als Nachfahren der Lemovier gemeint. Auf dem elbischen Einflussbereich der Langobarden bezogen, sind mit den Polaben, nur ihre heidnisch gebliebenen Clans östlich der Elbe gemeint, was zuvor den Langobarden gehörte. Schröcke behauptete, dass die Wilzen zuvor einen burgundischen Herzog namens Adilvoch zum König gewählt hätten, dem danach Herzog Alpker gefolgt wäre. Das würde sogar heißen, dass die Wilzen längere Zeit den Burgunden unterstanden.


Wilhering in Oberösterreich - Über den Ort und Umland herrschte einst der Langobarden-Herzog Alpker, wobei seine Untertanen vielleicht von Juthungen abstammten.

Die nordschwäbischen Fassung der schwäbischen Herkunftssage gibt in wenigen Zeilen Auskunft über die Vorbesitzer des von den Schwaben eroberten Landes Auskunft, wobei auch der Langobarden-Herzog Alpker erwähnt wird. Jedoch nicht als Herzog der Wilzen, sondern als Herzog der Wilherer, die möglicherweise von den Juthungen abstammen. Er soll jedoch von einem Roustein als "Wilzin Sohn" abstammen, womit Alpker ostelbischer Herkunft wäre. Oder anders ausgedrückt, er stammt von ostelbischen Langobarden ab, denn es wurden nur Stammesangehörige bei den Langobarden Herzog.

»Um diese Zeit hatten die Wilherer den Alpker, des Roustein von Wilzin Sohn, in diesem Lande zum Herzog über sich erwählt, anstatt eines Königs, weil vor längerer Zeit, als diese Wilherer eine große Niederlage erlitten, ihr König Walderich mit dem ganzen königlichen Stamme umgekommen war. Deshalb hatten sie aus dem Stamme der Burgunden Adilvolch, des Königs Walderich Sohn, sich zum König gesetzt. Während also die Schwaben, wie oben gemeldet ist, auf der Ebene (das heißt auf der Schwabaue südlich der Donau) sich aufhielten, sandte Herzog Alpker eine Botschaft nach Burgund an König Adilvolch, er möge doch mit einem gewappneten Heere kommen und die fremden Völker, welche in jenem Lande aufgetaucht wären, zu Boden schlagen.«

Die Boten des Alpker brauchten nicht weit zu reiten, denn am Ende des 4. Jahrhunderts saßen die Burgunder noch in nächster Nachbarschaft unmittelbar jenseits des früheren obergermanischen Limes. Die Sage erzählt weiter, wie die Schwaben mit Hilfe einer List siegten. Ihren Aufenthalt in der Schwabaue südlich der Donau möchte ich mit dem bei Ammianus Marcellinus und anderen berichteten Einfall der Juthungen in Rätien zusammenbringen, der Sage nach nur Zwischenziel auf dem geplanten Marsch nach Italien. Als Kaiser Valentinian II. diese ihre Pläne vereitelt und sie mit Hilfe der Hunnen und Alanen wieder aus Rätien vertrieben hatte, besetzten sie das Land der Wilherer. Mit diesem Land ist das Umland um das oberösterreichische Wilhering gemeint, was südlich der Donau lange Zei zum Römischen Reich gehörte.

Primärquelle: http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1988-89/0015/ocr
Schröcke, Germanen - Slawen

Die Drevanen in den Langobarden-Gauen

Sie sind als Drevani, Derevljane oder Dervanus überliefert und werden heute willkürlich "westslawischer Polabenstamm" an der unteren Elbe bezeichnet, und zwar auf dem linken Ufer bis zur Altmark hinauf. Doch dort saßen vor der angeblich "slawischen" Landnahme immer nur die Langobarden, weswegen es sich bei den Drevanen nur um Nachfahren der Langobarden handeln wird, die immer in ihren jahrhundertealten Clangebieten siedelten. Was von dort verbandsweise abwanderte, war der Bevölkerungsüberschuss. Und so schweigt sich die Geschichte auch aus, wann die Drevanen als "Westslawen" eingewandert wären, wenn sie tatsächlich immer nur als Langobarden ihre Clangebiete an der Elbe behaupteten. Was sich ändert war nur ihre Stammesbezeichnung, wobei man sich fragen muss, ob dieser nicht ein älterer Eigennamen ist, wenn sie als Langobarden angeblich nur für "Schwerter" stehen. Als Drevanen können sie jedenfalls den Wanen Freyrs zugeordnet werden, was sie ebenfalls Ninurtas Kar-Kriegerkasten ausweist.

Im hannoverschen Wendland siedelnd, sind sie auf jeden Fall mit den Langobarden identisch, weshalb im 8. Jahrhundert auch nur fränkische Missionare dort vordrangen und vor Ort den Namen dieser Leute vernahmen. Wegen ihres heidnischen Hintergrundes und ihren andauernden Abfällen vom Christentum wurden auch sie nur als Wenden bezeichnet, was zunächst nichts anderes als eine simple Apostatenbezeichnung für Umgewendete war. Deswegen gab es auch immer wieder namentliche Zeugnisse, wo man ihren Namen mit den Wenden verknüpfen wollte und so neu entstandene Dörfer bezeichnete. Das später zum Landschaftsnamen reduzierte Ethnonym hat sich bis heute in den Bezeichnungen Drawehn, Drawän, Drawein u.a. erhalten, ihre wanische Herkunft ist jedoch so noch unübersehbar.

Dem Balkan-Slawist Heinrich Kunstmann zufolge, soll sich wegen besonderer geschichtlicher Umstände das "slawische" Element bedeutend länger selbständig erhalten haben, als östlich der Elbe, da hier keine gewaltsame Unterwerfung und planmäßige Germanisierung der Slawen erfolgte wäre. Nein, letzteres fand ohnehin nicht statt, den germanische Drevanen musste man nicht "germanisieren". Statt dessen wurde missioniert und Wendendörfer von der Kirche gebaut und zwar als Gegenleistung für ihre Bündnistreue gegen die Sachsen.

Als wertvolle Unterstützung ihrer Selbständigkeit darf wohl die Anordnung Karls d. Gr. zum Schutze ihrer Sprache angesehen werden" (Kaiser 1968. 11). Ihre Sprache, die noch Ende des 17. und zu Beginn des 18. Jhds. gesprochen wurde, hat seither das lebhafte Interesse der "slawischen Sprachwissenschaft" gefunden, wie die Untersuchung von E. Kaiser und das Werk von R. Olesch bestätigt haben sollen. Doch bei der "slawischen" Sprache handelt es sich nur um die Glagoliza der Ostkirche, die in verschiedenen Regionen dialektische Eigenheiten entwickelte.


Clenze im Drawehn. Die St.-Bartholomäus-Kirche ist auf einem Burgwall errichtet worden, der Kirchenhügel stellt den Rest des Burgwalls von Clenze dar. 956 wurde es Klinizua genannt, 1004 Claniki - es kommt nur eine Herleitung vom althochdeutschen klingo für Quellwasser in Frage

Überraschend ist jedenfalls, dass die Belege des Namens der Drevani verhältnismäßig spät einsetzen, nicht sehr zahlreich sind und eigentlich erst im Spätmittelalter auftreten . Der älteste Beleg ist die Erwähnung zu 1004 Claniki in Dreuani (DH II, Nr. 87. 20; Orig.), in welcher Claniki das heutige Clenze meint. Danach folgen erst wieder im 14. Jhd. und später die Notierungen:

1330/52 up den Drevenen
1360 vor deme dreuerschen dore to Luchow
1368 vp den Drauenen;
1395 vppe den Drauenen;
1564 de Dravenn u.a. (Kaiser 1968, 115, Anm. 292).

Die auffallend geringe quellen mäßige Überlieferung dieses Namens hat Niederle sein er Zeit damit erklärt, dass die linkselbischen Slawen bald unter deutschen Einfluss gekommen seien, während die rechtselbischen sich diesem länger widersetzen konnten. Es gibt dafür gewiss aber noch andere Gründe.


Drawehn in Hinterpommern - Dieser Name dürfte sich eher vom germanischen *trewēn für Glaube ableiten und ein ursprünglich der Kirche unterstelltes Dorf beschreiben

Der Name der Drevani kennt verschiedene Parallelbildungen. Nach Kunstmann im Ortsnamen Drawehn (h. poln. Drzewiany) (Rospond 1951, I, 63; II, 467) im ehemaligen Kreis Köslin, der zu 1400 als Dravene belegt ist. Sodann den ostvandalischen Stammesnamen der wolhynischen Drewlanen als Derevljane bzw. Drevljane. Typologisch soll sogar noch die frühmittelalterliche, als Personenname verstandene Bezeichnung Dervanus für einen ansonsten unbekannten Sorbenfürsten dazu gehören. Erwähnenswert sind außerdem ähnlich lautende Bildungen in der im 13.-1 4 . Jhd. entstandenen sog. Chronica Poloniae Maioris, nämlich Drewnyanye bzw. Drawnane und Drewnanye. Namensvarianten die wegen dem epethetischen n, möglicherweise die Schöpfungsorte der Wanen beschreiben.

Primärquelle: Heinrich Kunstmann, Beiträge zur Geschichte der Besiedlung Nord- und Mitteldeutschlands mit Balkanslaven

Der wanische Hintergrund der Drevanen

Nach heinrich Kunstmann war sich die Wissenschaft seit jeher darin einig, dass die Namen der niedersächsischen Drevani wie auch der Drewlanen (Drewljanen) und des sorbischen Stammesfürsten Dervanus auf ein und demselben Etymon beruhen, d.h. von einem angeblich "urslawischen" dervo, drèvo oder russ. derevo gebildet sind und soviel wie Waldbewohner oder Waldsassen bedeuten soll. Doch schon diese Deutung offenbart, dass es sich bei beiden Stämmen nicht einen Eigennamen handelt, weshalb diese These zu verwerfen ist. Selbst die namentliche Ähnlichkeit ist zu weit hergeholt, als dass sie stimmig wäre.

Etwas anders liegt es bei dem etwa 630 genannten Fürsten Dervanus, der zum Beispiel eine vandalische Abhängigkeit der Sorben belegen könnte. Auch wenn schon geschrieben wurde, dass die Wenden Ostelbien quasi mit den Vandalen identisch wären, es gab immerhin bekannte Unterschiede zwischen den Stämmen, wobei die Sorben Thor als höchste Gottheit verehrten, ableitend vom Vogelbeerbaum (Sorbium), dessen heiligen Baum. Die tatsächlich ostvandalischen Drewlanen und die westelbischen Drevani weisen insgesamt nur einen wanischen Hintergrund auf, was nur auf die Abstammung ihrer Ahnen Bezug nimmt.

Heinrich Kunstmann sah hingegen statt eines wanischen Hintergrundes nur eine gemeinsame balkansprachliche Grundlage, was diesen Fürsten Dervanus zurückgewanderten ostvandalischen Eliten zuordnen würde. So soll die Namensform Derevljane aus dem Raum südlich des Pripyat stammen, wo Schröcke die ostvandalischen Sclaveni und Anten verortet hatte. Diese kamen nach der Ankunft der Awaren in Zugzwang, dass heißt die ersten Teile wichen vor ihnen aus, der größere Rest wurde von den Awaren mit Hilfe ostvandalischer Anten unterworfen. Kunstmann erteilte wegen seiner Balkan-Thesen auch der Walddeutung eine Absage und leitet alles vom illyrischen Ortsnamen Derva oder Derba her. Hier soll auch das kleine Volk der Dervani oder Derbani seinen Sitz gehabt haben, die in Dalmatien einen Raum an der alten herzegovinisch-montenegrinischen Grenze bewohnten. Nach Schröcke sind ostvandalische Verbände bis nach Dalmatien gekommen.


Nikšič soll man einst Anderba genannt haben... Das Römische Reich errichtete im 4. Jahrhundert n. Chr. ein Militärlager namens castrum Anderba, das später als ostgotische Festung Anagastum (nach 459. AD) überliefert ist. Aus dem Namen wurde das später "Onogošt".

Und noch ein illyrisches Beispiel führte Kunstmann an:

Einen guten Dienst bei der Lokalisierung kann der illyrische Ortsname Anderva leisten, da er gewissermaßen ein Oppositum zu Derva darstellt und soviel wie "gegenüber Derva" bedeutet. Anderva, Anderba, auch Andarba, schon zur Römerzeit unter diesen Namen bekannt, ist identisch mit dem heutigen Nikšič in Montenegro. Anderba, also im südlichen Teil von Dalmatien gelegen, war Kastell an der strategisch wichtigen Straße von Narona nach Scodra.

Nach den Derbani oder Dervani als zugewandertes Volk kann Anderba nicht benannt worden sein, denn das hieße dieses kleine Volk hätte die römische grenze bereits im 4. Jahrhundert überwunden. So werden die Derbani nur ein eingeborener Stamm gewesen sein, der bestenfalls in vorrömischer Zeit den Balkan durchzog. Vom Namen her könnten sogar die Dorer und ihre berühmte Wanderung nach Griechenland in Frage kommen.

Primärquelle: Heinrich Kunstmann, Beiträge zur Geschichte der Besiedlung Nord- und Mitteldeutschlands mit Balkanslaven
Schröcke, Germanen - Slawen

Die verschollene Marca Lipani

Am 26. August 956 vermachte Otto I. dem Kloster Quedlinburg sechs Dörfer, von denen seine Tochter Mathilde, die sich in eben diesem Kloster befand, unterhalten werden sollte . Alle Dörfer im Umkreis von Salzwedel
gelegen, gehörten vielleicht zu einem größeren Territorium , das die Urkunde DO I 184 als marca Lipâni bezeichnet:

Noverint omnes fideles nostri presentes quam etiam et futuri, qualiter nos quasdam res nostre proprietatis in marca Lipâni.

Es werden nur sechs Dörfer erwähnt: Liubeme Klinizua , Sebene, Tulci, Kàzina, Kribci . Kein einziges als "slawisches" Dorf, wie es heute ohne Beleg in der Wikipedia behauptet wird!

Die Erwähnung sowohl der sechs Dörfer als auch der marca Lipâni ist einmalig, nicht eine einzige andere Urkunde erwähnt sie wieder, so dass zu sagen ist: ohne Ottos d. Gr. Dokument wüßte die Nachwelt nichts von ihnen. Der Terminus marca Lipâni lässt womöglich den Schluss zu, dass wir es mit einer größeren territorialen Einheit, eben einer marca zu tun haben. Der Begriff marca kann zur Zeit Ottos Feldmark oder Gemarkung bedeuten, er kann aber auch eine Markgrafschaft bezeichnen. 994, also nur kurze Zeit später, wird unter marca gelegentlich sogar pagus verstanden, und auch Heßler (1957) reiht die marca Lipâni unter die Gaue ein, freilich ohne dass damit Näheres über den territorialen Umfang gewonnen wäre.


Salzwedel - der wendische Name Lósdy leitet sich vom indogermanischen *loisā für Lehm her, die Gegend war also früher von Sümpfen durchzogen.

Ungenau ist allerdings außerdem die Lage dieser marca. Wenn Labuda meint, dass Salzwedel, dessen Name erst für 1112 belegt ist. vordem den "slawischen" Namen Lipiany gehabt habe, so ist das eine völlig unbegründete Vermutung. Die heutige Forschung weiß davon nichts, man behauptet nur, dass die Wenden an der unteren Elbe die Stadt Salzwedel zeitweise Ljosdit, Lôsdît oder Lósdy genannt hätten, wobei man diese Namen vom "slawischen" Wort lěsă für Wald herleiten will.


Leppin - Das in der Urkunde nicht erwähnte Dorf soll nach W. Zahn Namensgeber der marca Lipâni sein. Doch zeitlich passt das überhaupt nicht: Am 21. März 1322 wurde Leppin erstmals als Leppyn urkundlich erwähnt.
PFMann, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-3.0

Weniger unsicher ist vielleicht die pauschale Lokalisierung der marca Lipâni zwischen den Drevanen im Westen und dem Land Belesem Im Osten. Im Zusammenhang mit dem Ausmaß dieser marca stellt sich Heinrich Kunstmann die Frage, ob Lipâni als Bezeichnung für einen eigenen "slawischen" Kleinstamm zu verstehen ist. Doch auf diese Frage wird es wohl nie eine Antwort geben. Der Name Lipâni wurde niemals als Stammesname verwendet, weswegen für etwas völlig anderes stehen wird. Heute wird dazu die These von Wilhelm Zahn diskutiert, ob der Ortsname Leppin mit der Marca Lipani bei Salzwedel zusammen hängen würde. Im Jahre 956 wurde sie mit den zugehörigen Dörfern Tylsen (Tulci) und Kassuhn (Kàzina) erwähnt.


Kassuhn (Kazina) - Den Namen Kazina kann man nicht erklären, trotzdem wird einfach behauptet, dass es ein "slawisches" Dorf gewesen wäre. Hergeleitet vom germ. *kaza für Trinkgefäß könnte in diesem Ort zuerst eine Trinkerhalle gestanden haben.
ClausNe, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-4.0


Tylsen, Neues Schloss (1910) - Den Ortsnamen will man aus dem "Slawischen" herleiten. Das ist Unsinn - Um 800 lebte in dieser ehemals langobardischen Gegend kein einziger "Slawe". Tulci bedeutet ableitend vom germ. *tulla soviel, wie Baumstück, was auf ein frühes Holzfällerlager verweist. Möglicherweise wurden dort längere Zeit Speere hergestellt

Die marca Lipâni steht jedenfalls auch nicht für "Lindenwaldner", wie es Brückner behauptete, weil angeblich "Slawen" die Linde verehrten. Fakt ist die alteuropäischen Stämme haben die Linde als Weltenbaum verehrt, der Name Lindau am Bodensee ist ein gutes Beispiel dafür. Das Etymon lipa würde sich nach Kunstmann zudem im Namen der Dingstätte ״zur Linden" im Groß-Biederstedter Holz, Kreis Salzwedel wiederspiegeln. Allerdings liegt die Malstätte außerhalb des für die marca Lipâni anzusetzenden Gebietes, auch dürfte eine so allgemeine Bezeichnung des Ortes oder vielmehr des Baumes, an dem das Recht vollzogen wird, kein ganz sicherer Anhaltspunkt für die Bestimmung des fraglichen wendischen Siedelgebietes sein.

Heinrich Kunstmann stellte jedenfalls getreu seiner Thesen um angebliche "Balkanslaven" noch die Vermutung auf, dass Lipâni sich von der Stadt Ulpiana im Dardanerland ableitet, sie wurde immerhin im Serbischen nur noch Lipijan genannt. Auch dass konnte er nicht belegen. Denn alle diese Thesen stehen nur auf dem fragilen Fundament, dass diese marca Lipâni nur ein einziges Mal erwähnt wurde. Laut dem Kontext dieser Urkunde ging es um die Übereignung von Ottos Besitz an das Kloster Quedlinburg, wobei es sich um 6 namentlich erwähnte Dörfer nahe Salzwedel handelte. Mit Lipâni ist jedenfalls so gesehen kein Landschaftsname gemeint, der sich nirgends bestätigen lässt, sondern nur der Erbbesitz Ottos als solcher: Hergeleitet vom germanischen *laibō und *laibjan als *liban ist eine Hinterlassenschaft gemeint.

Primärquelle: Kunstmann, Beiträge zur Geschichte der Besiedlung Nord- und Mitteldeutschlands mit Balkanslaven
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