Die Errichtung von Deutsch-Togo


Ein Askari mit der Flagge von Deutsch Togo

Die Besitzergreifung Togos, wie auch Kameruns und Deutsch-Südwestafrika für das Deutsche Reich ist untrennbar mit der Person von Dr. Gustav Nachtigal verbunden. Gustav Nachtigal wurde am 13. Februar 1834 in Eichstädt bei Stendal (Altmark) geboren. Er war zunächst Militärarzt und wurde 1863 durch ein Lungenleiden veranlasst, sich in Algerien, später in Tunis niederzulassen. 1868 wurde er durch Rohlfs veranlasst, die Überbringung der Geschenke des Königs von Preußen an den Sultan in Bornu zu übernehmen. Er brach im Januar 1869 von Tripolis auf, erreichte Murzuk im März und machte von dort aus zunächst eine schwierige und gefährliche Reise nach Tibesti, das außer ihm noch von keinem Europäer betreten ist.


Dr. Gustav Nachtigal in Uniform

Nach längerer Gefangenschaft rettete er sich durch die Flucht aus Bardai und kehrte nach Murzuk zurück. Erst im April 1870 konnte er nach dem Sudan aufbrechen, erreichte Bornu im Juli und blieb dort bis zum Schluss des Jahres. Er bereiste dann von Kuka aus das Wüstengebiet östlich des Tschadsees bis Borku (März 1871 bis Jan. 1872) und Bagirmi (1872). Im März 1873 verließ er endgültig Kuka, wandte sich zunächst nach Wadai, das er als erster Europäer erforschen und lebend verlassen konnte. Im Januar1874 setzte er seine Reise durch Dar-Fur und Kordofan fort und erreichte schließlich nach 6jähriger Abwesenheit in Inner-Afrika Ägypten. Die Ergebnisse dieser Reise, die zu den besten Leistungen afrikanischer Forschungstätigkeit zählen, hat Nachtigal in seinem vortrefflichen Werk: "Sahara und Sudan niedergelegt", Leipzig 1889. Von dem deutschen Kolonialbesitz fällt das Tschadseegebiet in Nachtigals Forschungsfeld. Nachtigal wurde 1882 zum Generalkonsul in Tunis ernannt. 1884 wurde er durch das Kanonenboot Möwe abgeholt, um die Besitzergreifung von Togo, Kamerun und Deutsch-Südwestafrika vorzunehmen, welcher Aufgabe er sich mit großer Gewissenhaftigkeit und Energie unterzog. Er starb am 20. April 1885 an Bord von S.M.S. Möwe und wurde zunächst auf Kap Palmas, später bei dem Nachtigaldenkmal in Duala (Kamerun) beigesetzt.


Die S.M.S. "Möwe"

Am 5./6. Juli 1884 erschien Dr. Nachtigal, mit S.M.S. Möwe vor der Togoküste und hisst die deutsche Flagge zuerst in Bagida, am nächsten Tage in Lome (Bey Beach). Dr. Nachtigal schließt als Vertreter des Deutschen Reiches mit Plakko, dem Vertreter des Königs von Togo, Mlapa, den ersten Schutzvertrag in Bagida ab. Am 5. September 1884 hisst Dr.Gustav Nachtigal die deutsche Flagge in Porto Seguro.

Schon ein Jahr später folgte 1885 , folgte eine große Togoexpedition unter Leitung von Dr. Gruner, von Carnap-Quernheimb und Dr. Döring.

Die jungen Faktoreileiter der Hamburger und Bremer Firmen erhalten von ihren Häusern die Weisung, die deutschen Kolonialbestrebungen mit allen Kräften zu fördern. Besonders zeichnen sich hierin die Gebrüder Randad aus. Mit Unterstützung des Kolonialpioniers und Kolonialjournalisten Hugo Zöller, der im amtlichen Auftrage in diesen Jahren die Togo- und Kamerunküste bereist, werden zahlreiche Schutzverträge mit den benachbarten Dorfoberhäuptern abgeschlossen. Es sind die ersten Bausteine zu der Kolonie Togoland. Heinrich Randad wird provisorisch als Konsul in Klein-Popo eingesetzt.
Klein-Popo im Togoland wurde am 24. Dezember 1885 (aus dem portugiesischen povo = Volk)durch ein Abkommen mit Frankreich deutsch.


die deutsche Kolonie Togo bis 1898, als Salaga-Gebiet noch eine Neutrale Zone war

Am 27. April 1887 wurde mit Frankreich über die Grenzen im Hinterland von Togo ein Abkommen geschlossen.Togo war ursprünglich der Name eines Dorfes jenseits der Küstenlagune hinter Porto Seguro, mit dessen Oberhaupt Dr. Nachtigal den ersten Schutzvertrag abgeschlossen hatte. Ein weiteres Abkommen erfolgt am 23. Juli 1897. Grenzabkommen mit England sind in dem Sansibar- wie in dem Samoavertrag von 1899 enthalten. 1904 und 1908 finden dann die letzten Grenzregulierungen statt, womit das Schutzgebiet seine endgültige Gestalt erhält.


die Hamburger Straße in Lome, der Hauptstadt Deutsch-Togos

Togo war nicht gerade ein Einwanderungsland für deutsche Siedler. Auf ca 1Million Eingeborene kamen 1912 320 Deutsche. Hauptsächlich des Klimas wegen wirkte die schwarzafrikanische Tropen-Kolonie wenig einladend.Das hätte sich wohl auch in den folgenden Jahrzehnten nicht geändert, wenn Togo deutsch geblieben wäre. Gehen wir von der Statistik aus, würden wohl heute, vorausgesetzt in Togo würde eine deutsche Flagge noch wehen, ca 50000 Deutsche leben. Typische Deutschensiedlungen hätte sicher wohl in den Gebirgsgegenden gegeben, dort traf man mit unter deutsches feuchtkaltes nebliges Wetter an.


Misahöhe lag nicht von ungefähr im Gebirge

In Küstennähe bei Bismarckburg wurden hingegen Luftfeuchtigkeiten von über 90% zwischen April und Oktober gemessen. Also nicht gerade einladend für Mitteleuropäer. Von 365 Tagen im Jahr wurden deshalb auch in Bismarckburg durchschnittlich 164 Gewittertage gezählt, die oft Tornadostärke erreichen. Einheimische Produkte waren zu Zeiten deutscher Kolonialmacht: Palmöl(was vermutlich deutscherseits extrem ausgebaut worden wäre), Palmkerne, Gummi, Elfenbein, Kaffee, Kopra, Kokosnüsse. In den Bergen werden heute Bodenschätze wie Eisenerz und Marmor abgebaut. Die wichtigste Rolle spielt für Togo aber das Phosphat, das fast 50% der Exportgüter ausmacht. Zweitwichtigstes Exportgut ist Baumwolle. Ob sich die Ölhoffnungen in Togos Küstenvorfeld bestätigen steht noch aus.

An der 50 km langen Küste herrscht starke Brandung, daher auch kein touristenträchtiges Urlaubsland. Die Mündung des in seinem Unterlauf schiffbaren Voltaflusses befand sich im englische Gebiet. Südlich vom 7. Breitengrade bildet der Talweg des Mono die Grenze zwischen dem ehemaligen Schutzgebiet und der französischen Dahomey-Kolonie, heute Benin. Der in seinem ganzen Lauf im deutschen Gebiet befindliche, sich in den Atlantischen Ozean ergießende Haho-Fluss ist für leichte Fahrzeuge (Kanus) schiffbar; er führt das ganze Jahr hindurch Wasser. Im Innern des Togogebietes befindet sich ein stark gegliedertes und reich bewaldetes Gebirge; einige der Gipfel sind über 900 m hoch. Zur Küste hin breiten sich tropische Regenwälder mit bis zu 60 Meter hohen Urwaldbäumen aus. Dort leben Affenarten, Halbaffen und Baumschuppentiere, aber auch Leoparden und Elefanten.

Togo war eine unruhige Kolonie, immer wieder von Stammes-Aufständen geplagt. Trotzdem wurde den Eingeborenen deutsche Fürsorge zuteil, ganz besonders im Kampf gegen Seuchenkrankheiten, wie die Schlafkrankheit. Auf Grund einer großen ärztlichen Untersuchung von 27 000 Einheimischen werden in Misahöhe 80 Fälle von Schlafkrankheit festgestellt. Es ist dies seit 1903 bereits die zweite sanitäre Maßnahme der deutschen Regierung in ihrem Kampf gegen die Schlafkrankheit. Schon 1850 soll diese furchtbare Seuche in Togo bekannt gewesen sein. Die Krankheit ging dank der Arbeit der deutschen Ärzte schon zurück, um sich dann wieder in der Mandatszeit stark auszubreiten, so dass z. B. 1932 fast 4000 neue Fälle gezählt wurden und das Seuchengebiet sich nach Norden und nach Süden ausdehnte. Während der deutschen Zeit wurde die Reinhaltung von Aborten in Städten sogar polizeilich überwacht. Dazu gab man deutsches Geld aus um Sümpfe mit mit Saprol zu behandeln, aber auch um Mückenlarven in Tümpeln und Baugruben auszurotten.

In Togo wurde durch Schulen systematisch die deutsche Verwaltungssprache den Eingeborenen beigebracht. Noch heute wird deshalb in Togo deutsch an den Schulden gelehrt, obwohl durch die Mandatszeit französisch als Amtssprache eingeführt wurde.

Deutsch-Togo - die Grenzziehung


Ein echter Neuanfang war die Berliner Konferenz nicht, ging doch der Scramble for Africa doch auf lokalen Ebenen weiter. Wer die Starken in diesem Teil der Welt herausfordern will, hat kein leichtes Spiel. Als eines Tages die Trikolore über Klein-Popo weht, kann der mit S.M.S. "Bismarck" auf­kreuzende Admiral v. Knorr nichts weiter als Protestieren.


Das damalige Häuptlingshaus in Anecho, vormals Klein-Popo (1910)

Den Vergleich erreicht der Verhandlungsweg, der Groß-Popo den Franzosen, Klein-Popo den Deutschen überlässt. Letztere wollen dem prüden Reich jetzt nicht mit Popo (Podex, Gesäß) oder eingeborenen Popo-Leuten kommen und tauften den Ort zwischen Meeresstrand und Lagune in Anecho um. Anecho bedeutet so viel wie Eidechsenzunge.

1986/87 stellen Falkenthal und Verwaltungs­vize Grade die Landschaften Agotime, Tove, Keve und Palime (auch: Agome-Palime) unter deutschen Schutz. Im Jahr da­rauf addiert der Berliner Ernst Henrici die Liati-Begion jenseits des Togo-Atakora-Gebirges hinzu, das die Wasserscheide zwi­schen Volta und Mono bildet. Die Gebietserweiterung, gerade auch die Tatsache, dass sich lokale Chiefs von zehn Haussa und einem weißen Uffz. nicht schrecken lassen, Raubzüge und Sklaven­handel weiterhin beliebte Beschäftigun­gen sind, erfordert die Verstärkung der Polizeisoldaten.


Die deutsche Polizeitruppe in Lome wurde hauptsächlich aus dem Stamm der Haussas rekrutiert

Polizeimeister v. Piotrowski, den die Eingeborenen nur Mr. Soso nen­nen, übernimmt nach dem Fiebertod des Gefreiten Büke die Ausbildung. Gedrillt wird mit Nachdruck, wie man einem Geg­ner im Busch begegnet. Der fertige Poli­zist weiß, was ein langsamer Schritt ist, was ein Parademarsch, was Feuerdiszi­plin bedeutet und den Wach- vom Feld­dienst unterscheidet. Was ihm Mr. Soso nicht zeigen durfte, war die Bedienung des Maschinengewehrs. Der Umgang mit der Wunderwaffe, die die Erwerbung von Ko­lonien erst möglich macht, bleibt Weißen vorbehalten.

Die mit dem Kavalle­rie-Karabiner 71 bewaffnete Truppe trägt weiße, mit rotem Nahtbesatz versehene Marineuniformen und den roten Fes. Mar­schiert und paradiert wird barfuß. Die Barfüßler sind keine normalen Polizisten, allerdings auch keine regulären Soldaten, wie sie die ksl. Schutztruppen in den übrigen Afrikakolonien stellen. Vier Jahre nach Gustav Nachtigalls Hauruck-Ak­tion beginnt die eigentliche Erforschung/ Okkupation jenseits der Küstenregion.

Erster offizieller deutscher Reisender ist Curt v. Francois, kgl.-preuß. Hptm. im Colbergschen Grenadier-Rgt. Nr. 9 und Weg­gefährte des großen Wißmann. Frangois zieht von Bagida über Kpando zum Volta, dann den Fluss entlang in die Landschaft Kratschi. Von Kete geht es über alte Karawanenstraßen ins altberühmte Salaga, im Hinterland der englischen Goldküsten­kolonie. Als er zwischen Daka und Oti dem König der Dagomba seine Aufwartung macht, wohnen dem Empfang in dessen weitläufiger Residenz um die 60 Trommler einige hundert Krieger und rund 10000 Schaulustige bei.

Curt v. Francois: "Nur die Häuptlinge und Krieger haben Gewehre, im übrigen führt man Pfeil und Bogen, Lanzen, und eine Art Wurfeisen, Messer, Schwerter und Streitäxte. Die Pfeile sind oft vergiftet, Schilde werden aus Büffel- oder Elefantenhaut hergestellt «. Im Nachhinein würde diese Demonstration der kriegsgewohnten Dagomba auch etwas wie eine Drohung gesehen, konnten doch ausgerechnet sie im Schutz des Reiches nie etwas Positives sehen, was sie zu entschiedenen Gegnern der Deutschen machte. Curt v. Francois arbeitet sich noch ins Gambaga-Gebiet vor und wird dann von gewaltbereiten Mossi-Leuten zum Rückzug gezwungen. Wieder an der Küste, hat er schriftliche Übereinkommen in der Tasche, darunter jene mit den Noblen von Jendi, Gambaga, und Natong.

Ende März 1888 brechen in Anecho »drei alte Afrikaner« mit 98 Wei-, Lagos- und Popo-Leuten als Waffen- und Lastenträger auf. Ihre Aufgabe ist mit »zwecks Überholung der Franzosen im Hinterland« umschrieben. Unmittelbare Kontrahenten sind Missionare der Missions Africaines. Ludwig Wolf (38) aus Hagen bei Osnabrück Stabsarzt der sächsischen Armee, und Erich Kling (34) aus Torgau, Hptm. im württen.Feld-Art-Rgt. Nr. 29! Zwei, die Wißmanns Kassai-Expedition mitmachten, die Luluaburg anlegte! Dazu der Apenrader Bugslag, Begleiter Major v. Mechows während dessen Quango-Reise!


Wißmanns erste Expedition zum Kassai (1883-85) vor dem Aufbruch: Franz Müller (Meteorologe,Fotograf), Hans Müller (Zoologe,B otaniker), Ludwig Wolf (Militärarzt), Curt v. Frangois (Karto-und Topograf) und (sitzend) Hermann v. Wißmann.

Drei ge­standene Deutsch-Afrikaner somit gegen eine Hand voll Gottesmänner, die nach einem Frühstart lediglich den Vorteil ha­ben, dass sie bereits ca. 12 bis 14 Tages­märsche weiter bei Atakpame sind. Die Strecke bis Bato im nördlichen Gebirgsland von Akposso schafft die Expedi­tion in 21 Tagen. Von dort geht es weiter ins Adele-Land. Als am 2. Juni 1888 auf dem Berg Adado die deutschen Farben hochgehen, ist von den Franzosen weit und breit nichts zu sehen.


Bismarckburg 1893 - Außerhalb der Palisaden lagen landwirtschaftliche Flächen, auf denen Anbauversuche mit europäischen Feldfrüchten und tropischen Nutzpflanzen durchgeführt wurden. Um das Jahr 1900 wurde noch eine Kola- und Kaffeeplantage betrieben

Bismarckburg, Togos erste feste Inlandstation, wird auf einer planierten Kuppe in 710 m Höhe gebaut, der Verteidigung dienen eine Palisade, ein Graben und eine stachlige Euphorbienhecke. Bismarckburg ist zuallererst als Handels­station gedacht, um Zwischenhändler vom Geschäft mit der nahen Goldküste abzulenken, dazu als Basislager künftiger Reisen. Von hier aus zieht Wolf tiefer ins Hinterland, was schief gehen kann, dann auch tatsächlich schief gehen muss.

Die Bismarckburger schlichten Streitigkeiten, strafen Störer der guten Ordnung ab, stu­dieren Sprache, Sitte und Brauchtum in der Nachbarschaft, legen botanische und zoologische Sammlungen an und treiben meteorologische Beobachtungen. Bismarckburg hat mit King, Büttner und Doering kompetentes Führungspersonal, die Station steht jedoch am falschen Platz. Das umliegende Adele- ist rechtes Fetisch­land, die Adele-Leute sind »faul und ängst­lich, leben dem Tanz und ihren Fest­lichkeiten«, anstatt für die Deutschen zu arbeiten. Für einen Umzug spricht, dass Bismarckburg nicht wie erwartet eine Rolle im Binnenhandel spielen kann.

1894 wird die Anlage schon wieder auf­gegeben, dafür - zwei Kilometer vom Han­delsplatz Kete und einen Kilometer vom Fetischsitz Kratschi entfernt - am Volta eine neue Regierungsstation gebaut. Dort versuchen zwei weiße Verwaltungsbeam­te den Handel zu intensivieren und die von Schmugglern benutzten Schlupflöcher am Volta-Ufer zu schließen.


Im Gebiet Kratschi werden später umfangreiche Impfungen für die Bevölkerung durch deutsches Steuergeld durchgeführt

Die Doppelstadt Kete-Kratschi wird Ausgangspunkt zahlreicher Reisen und Expeditionen, die den deutschen Einfluss im Hinterland stärken. In Frangois' Reise haben die Engländer etwas wie eine Kampfansage gesehen, da­rauf mit Schutzverträgen für die Land­schaften Adaklu, Ho, Boem und Kunja rea­giert. Um das sich zuspitzende Verhältnis zu entschärfen, stecken die beiden Kolo­nialmächte eine Neutrale Zone ab, die die Königreiche Gondja mit Salaga und Dagomba umfasst. Ein Status quo, der Fran­gois' Vertragswerk überschreibt, damit weitgehend wertlos macht.


Das von den Deutschen ausgebaute Kete-Kratschi

In Berlin, wo sie glauben, was sie glauben wollen, erklärt der Kaiser dem Reichstag: »Unsere afrikanischen Siedlungen haben das Deutsche Reich an der Aufgabe betei­ligt, jenen Weltteil für christliche Gesittung zu gewinnen. Ich habe deshalb eine Ver­ständigung zunächst mit England gesucht und gefunden, deren Inhalt und Zweck Ihnen mitgeteilt werden wird.«

Ein echter Frieden ist es allerdings nicht, eher das Gegenteil. Im Hinterland drän­gen sich weiterhin die Entdecker, die Land­schaften für sich reklamieren. Zum kolo­nialpolitischen Kräftemessen muss mit weiteren Auseinandersetzungen mit den Nachbarn gerechnet werden, was Nach­verhandeln zum Tagesgeschäft von Politi­kern und Bürokraten macht. Hier erweist sich, wie wenig bewandert die Bürokratie im bescheidenen AA-Palais in Berlins Wil­helmstraße 76 in Kolonialfragen tatsäch­lich ist, wie es an einem der bedeutend­sten Kolonialabkommen zwischen England und Deutschland abzulesen ist.

1890 stecken, um einen Schlussstrich unter ihre kolonialen Rivalitäten zu set­zen, London und Berlin ihre Interessen­sphären ab. Das seltene Beispiel der Ko­operation umspannt einen Rahmen, in dem es in erster Linie um Sansibar, den Kilimandscharo und die rote Nordseeinsel Helgoland geht. Was Deutsch-Togo an­betrifft, wird lediglich die Grenze gegen die Goldküstenkolonie geregelt.

Das Reich erhält die Landschaften Adaklu, Kpando und Ho, dazu das linke Voltaufer zwischen den Mündungen des Daji und Daka. Das Vertragswerk spiegelt die Bemühun­gen von Bismarcks Nachfolger Leo Graf v. Caprivi, dort diplomatische Nachsicht wal­ten zu lassen, wo das neue Verhältnis gestört werden könnte. Was wachsamen Engländern dazu ein dankbares »One for the Kaiser« entlockt, wird vor Ort, wo sie um Fassung ringen, mit Bestürzung auf­genommen: Die Vertragskontrahenten ha­ben die Grenze am linken Voltaufer und nicht in der Flussmitte gezogen, womit die Deutschen von der wichtigsten Wasser­straße in diesem Teil Afrikas abgeschnit­ten sind.

»Freilich haben die hochfliegenden Pläne zur Ausgestaltung des deutschen Besitzes sich bei späteren diplomatischen Verhand­lungen nicht durchsetzen lassen«, so Fried­rich Hupfeld, Direktor der Deutschen Togo-Gesellschaft hinterher. »Besonders seit Bismarcks Abgang herrschte in Berlin eine in Kolonialfragen kleinliche und kurzsich­tige Auffassung vor.«

Quelle: Längin, Die deutschen Kolonien

Togo - die Eroberung des Hinterlandes
Quelle: Längin, Die deutschen Kolonien

Jesco v. Puttkamer hat 1889 Falkenthal als Kaiserlichen Kommissar abgelöst, Herold grün­det am Pass über das Togo-Atakora-Gebirge die politische und wissenschaftliche Station Misahöhe.


Jesko v. Puttkamer


Im Jahre sieben nach dem Anfang von Bagida brechen Kling und Bugslag zu ihrer zweiten Togoreise auf. Bugslag erkrankt noch an der Küste, doch Kling erreicht die Mohammedanerstadt Salaga, geht durch die Landschaft Tschaudjo in Nordtogo nach Barba und kehrt, wenn auch schwer angeschlagen, nach Bismarckburg zurück.


Oberleutnant Hans Georg v. Doering

Oblt. Hans Georg v. Doering aus Königs­berg schließt einen Vertrag mit dem Oberhäuptling von Bassari, der Wahrenbrücker Forschungsreisende Hans Grüner sichert Dakada von Kpando eine Rente zu, worauf dieser die deutsche Flagge akzeptieren will. Die Togo-Hinterland-Expedition, die sich über Pama und Gurma nach Ssai am Niger, dann flussabwärts nach Giris durchrackert, wird mit dem Sultan von Gando einig. Nupe und Ilorin nehmen den Kaiser als Schutzherrn an, Kpele, Tamberma oder Kebe werden deutsche Kolonialuntertanen.

Ernst v. Carnap-Quernheimb, Oblt. aus dem oberschlesischen Oppeln, reist von Salaga über Gambaga nach Sansane-Mangu, der Hauptstadt des Tschokossi-Reiches, wo es zu einem Abkommen kommt. Mit dem Gurmafürsten von Matschakuale wird man sich einig. Deutsch-Togo ist auf dem Weg zur Musterkolonie, Erschließung ohne den Rückhalt militärischer Machtmittel gibt es trotzdem nicht, da Menschen, die mit Negerkreuzen zeichnen, auch weiterhin mit europäischen Rechtsnormen überfordert sind. »Kolonisieren ist im Grunde ja nichts anderes als Erobern, naturgemäß regt sich bei dem Eingeborenen der Widerstand« meint Francois.

Jede Unbotmäßigkeit und Verletzung deut­scher Interessen fordert die Gesichtswahrung heraus. »Was helfen uns stattliche Faktoreien und ausgedehnte Plantagen, wenn wir sie nicht zu schützen vermögen? Hier muss zur Befriedung die Waffe spre­chen, wenn andere Mittel versagen.«

Fürs Geschäftemachen braucht man Frieden, wer anbauen und ernten will, zumal in einem wilden Land, hat von Anfang an dafür zu sorgen, dass er wirklich Herr sei­nes Eigentums ist. »Da die Nuatjä schließlich auch einen Eu­ropäer bedroht hatten und mir sagen lie­ßen, sie lehnten ab, der deutschen Regie­rung zu gehorchen, war ich gezwungen, schärfer durchzugreifen. In Eilmärschen von etwa 21 Stunden erschien ich plötz­lich eines Nachmittags in Nuatjä mit 24 Soldaten und verlangte als Genugtuung die Gestellung von 500 Arbeitern, die bis zum Sonnenaufgang zu meiner Verfügung ste­hen mussten ... Als die Hähne zu krähen anfingen, kamen die Eingeborenen in Scharen, und als die Sonne aufging, konn­te ich mir aus der Masse der Erschiene­nen 500 kräftige Leute aussuchen« (Geo A. Schmidt aus Reppen, Bezirksamtmann in Atakpame).

An Afrika legen die Kolonialherren ganz andere Maßstäbe als in der Heimat an, greifen, wo modern-europäische Anschau­ungen und Strafgesetz-Bestimmungen un­angebracht erscheinen, auch auf landes­übliche Mittel zurück: Einer wie Bosumfo, unter den mächtigsten Fetischpriestern des Landes und dessen Helfer Okla werden von der Togo-Hinterland-Expedition nach kurzem Prozess einfach hingerichtet.

Nicht arbeiten wollen ist Kampfansa­ge und Verbrechen zugleich, etwas, das die Togo-Deutschen strenge Sachlichkeit nennen. Als sich die Moba-Leute im Bezirk Sansane-Mangu weigern, Stations­felder für die Suche nach anbaufähigen Kulturpflanzen anzulegen, kommt es zur Strafexpedition.

Nachdem Dörfer der west­lichen Grenzregion die Teilnahme am We­gebau ablehnten, zog die Polizeitruppe auf (»seitdem kommen die Leute gehorsam und willig zur Wegearbeit«). Die Polizeitruppe wird immer wieder ein­mal aufgestockt, was sie schlagkräftiger, dann auch viel bunter macht. Zusammen mit den Haussa marschierpn jetzt Angehörige der Mossi-Stämme (»die sich ihres großen und schönen Wuchses wegen be­sonders zu Soldaten eignen«), dazu Wey-Leute aus Liberia und Dahome, selbst Dagomba, Konkomba, Tschokossi, Losso und Kabiye liefern Rekruten.


Rekruten der Polizeitruppe: Togo ist ein für afrikanische Verhältnisse friedliches Land, Widerstand wird, doch nur spora­disch geleistet.

Gekämpft wird, wenn einzelne Ethnien genügend Kombat­tanten zusammen bekommen, bevorzugt im eigenen Platoon.
Das Netz der Stationen, Knochengerüst jeder Kolonie, wird ausgebaut. »Wir müssen zunächst einzelne Stationen im Innern schaffen, von denen aus der Mis­sionar so gut wie der Kaufmann wirken kann; und die Flinte und die Bibel müs­sen hier miteinander wirken«, meint Caprivi. In Kpando steht eine Station zur Unter­bindung des Schmuggels mit englischen Waren. Die Handelsstraße von Tschaudjo zur Küste sichert die von Doering gegrün­dete Station Atakpame.


Kpalimé (1910) an der Westgrenze Deutsch-Togos - in 9 km Entfernung wurde Misahöhe errichtet. In Kpalimé befindet sich noch heute ein deutscher Soldatenfriedhof

Togo ist ein für afrikanische Verhältnisse friedliches Land, Widerstand wird doch nur sporadisch geleistet. Als die Togo-Hinterland-Expedition mit Gruner, Doering, Carnap-Quernheimb, 25 Bewaffneten, 120 Trägern von Misahöhe aus über Kratschi und Salaga nach Sansane-Mangu vordrin­gen will, wird ihr von den Dagomba der Weg versperrt. Valentin v. Massow. Oblt. d.R. des Kürassier-Rgt. von Driesen (Westfälisches) Nr. 4, muss fürs Freikämpfen von der Küste her kommen. Ein Einsatz, der laut offiziellem Bericht »beträchtliche Machtmittel« erfordert.

1895 machen die Bewohner von Tove und Klonu den Handel zwischen Lome und Mi­sahöhe zum Hindernislauf. Soldaten einer Patrouille werden getötet. Mit einem »Kriegswetter« nicht auszuschließen, führt Polizeimeister v. Gerlach die Truppe (zwei Weiße, 80 Farbige) im Eilmarsch heran, vor Klein-Popo geht S.M. Kleiner Kreuzer Sperber, aus Kamerun kommend, vor An­ker. An Land wird mit den Aufständlern kurzer Prozess gemacht »Bewohner von Tove und Klonu, die nicht geflüchtet waren, wurden bestraft, Hab und Gut weggenom­men, die Dörfer und Farmen zerstört und Tribut auferlegt«.

Kleinere Expeditionen dann gegen die Dör­fer Dogbadja und Vhane, Scharmützel bei Anfoe und Biakpa. Graf Zech schlägt mit Hilfe von 100 Tschaudjo-Kriegern und 40 Reitern bei Tassi den mächtigen Urabaya von Bo. Die Polizeitruppe kämpft bei Bimbila im Nanumba-Land und bei Bambalaga.

Besonders blutig geht es bei einer Be­gegnung auf dem Feld vor Adibo zu, wo um die 6.000 Dagomba- und Konkomba-Krieger auf Massows 91 Polizeisoldaten treffen.
»In diesen Kämpfen hat sich die Truppe mit Ruhm bedeckt, denn sie hatte eine gewaltige Übermacht, darunter auch Reiter, zu bekämpfen.« Das Dauerfeuer des aus Marinebeständen bezogenen Ma­schinengewehrs entscheidet, um die 500 Afrikaner fallen. Echt dann oder nur gut erfunden ..., hinterher wurde erzählt, dass die Deutschen den Führer der Dagomba, im Ruf, gegen Feuerwaffen resistent zu sein, mit Steinen erschlagen hätten.

Sergeant Heitmann, vor Bambalaga durch eine Ladung aus gehacktem Blei, Nagel­fragmenten und kleinen Steinen schwer verwundet, wird zur Großen Armee abbe­rufen, in Berlin sagt Kaiser Wilhelm: »Wo ein deutscher Mann in treuer Pflicht­erfüllung für sein Vaterland fallend begra­ben liegt und wo der deutsche Aar seine Fänge ins Land geschlagen hat, das Land ist deutsch und wird deutsch bleiben.«


Treueeid auf die deutschen Fahne, den Haupteil stellten ursprünglich Haussa-Krieger

Massow stürmt Jendi. Zech marschiert nach Siade, Sitz des Gottes Buruku im zen­tralen Togogebirge, setzt den Oberhäupt­ling der Atjuti-Leute ab, der gleichzeitig Fetischpriester ist. Der hatte sich gewei­gert, die deutsche Flagge zu hissen. Damit auch die Heimat, die schließlich alles fi­nanziert, partizipieren kann, lässt der Bayer allerhand blutbespritzten und fe­derbeklebten Fetischkram mitgehen, da­runter ein im Griff mit Goldblech beschla­genes Fetischschwert, ein Schlachtmesser und eine ramponierte Tasche, in der der Priester sein Gift aufbewahrte. Eines Tages würde alles im Berliner Museum für Völ­kerkunde zu finden sein.

Als Franzosen in von Tschaudjo abhängi­gen Gebieten Ärger machen, zieht Zech nach Tschaudjo und Sugu, wo er einen Vertrag abschließt. In Paratau wird eine Station errichtet (die man später nach Sokode verlegt). 1897 berichtet Büttner »von einer ganz verwickelten Lage«: Die Franzosen halten Mossi durch eine Station in Wagadugu, ebenso einen großen Teil von Gurma. Die Deutschen sitzen zwar in Pama, aber ihre Station in Sansane-Mangu ist entblößt, der Posten in Bapure einge­sogen, die deutsche Flagge in Sara durch eine französische ersetzt. In den Land­karten Tschaudjo und Sugu befinden sich Stationen der beiden Mächte nebeneinander, in mehreren Ortschaften weht die Flagge der Deutschen neben jener der Franzosen, als handle es sich bei ihnen um Alliierte.

Ein Oblt. Thierry marschiert im Land herum, um in vom »Erzfeind« bean­spruchten Gebieten deutsches Selbstver­ständnis zu demonstrieren ..., ein unhalt­barer, gefährlicher Zustand, was einen weiteren Vertrag zur Abgrenzung zum französischen Protektorat hin erzwingt.

Kirikiri in der Landschaft Tschaudjo wird deutsch, allerdings erst, nachdem das Reich auf den Zugang zum Niger, Afrikas drittgrößtem Strom, verzichtet.

Im Süden von Sansane-Mangu erheben sich Dagomba und Konkomba, 1898/99 er­fordert die Öffnung des Kabiye-Landes, nördlich des Oberlaufes des Kara, noch einmal heftige Gefechte heraus. Gegen Bafilo und die Waldstädte an der Ostgrenze von Tschaudjo kommt es zu Strafexpedi­tionen, mit dem Heidenstamm der Namba wird beim Pass von Anima gekämpft. Nord-Kabiye und Moba, die von den Schutzher­ren nichts wissen wollen, bezahlen für ihre Haltung. In Agotime sieht man sich zur Anwendung von Waffengewalt gezwungen...

Auch in Togo wurde somit geschos­sen und Blut vergossen, aber eben viel we­niger als im übrigen Deutsch-Afrika.

Quelle: Längin, Die deutschen Kolonien

Togo - Extrem


der deutsche Gouverneurspalast in Togo

1897 zieht die Zentralverwaltung von Sebe nach Lome um, ein Platz, der sich auf­grund des gesünderen Klimas schon seit längerer Zeit anbietet. Lome ist für ein bes­seres Togo von strategischer Bedeutung, da von hier aus der Einfluss des dem Ge­biet vorgelagerten englischen Kitta-Dreiecks wirkungsvoller begegnet werden kann. Lome ist die natürliche Eingangspforte nach Atakpame oder über Misahöhe zum Salaga-Tiefland. Hptm. v. Seefried und Capitaine Des Vaeux, der Geometer Arendt und Second Lieute­nant Coningham, Oblt. Heilingbrunner und Captain Fourn treffen sich zu Grenzexpeditionen, -festsetzungen und -regulierungen. Nachverhandelt wird weiterhin, wie es gute Kolonialpraxis ist.

Mit dem Samoa-Abkommen, das Verhält­nisse am anderen Ende der Welt regelt, wird auch Togos Neutrale Zone aufgeteilt, womit das Land zumindest im Westen seine äußere Umgrenzung erhält. Salaga gehört nun den Engländern, Jendi dem Reich. Neuer Streit bleibt angesagt, da die Deutschen unter Jendi das Dagomba-Reich, die Engländer lediglich dessen Hauptstadt verstehen. Um die bisher erworbenen Gebiete jetzt auch physisch zu besetzen, wendet man sich konzentrierter dem Inneren zu. Dort sieht es, glaubt man Zeitzeugen, längst nicht überall einladend aus.

Des Kaisers neue Kinder sind streitsüchtig und räube­risch:


Die Akposso arbeiten nicht mehr als notwendig ...

Die Atjuti ergeben sich dem Nichtstun, dem Schnapstrinken, Kautschuksammeln und -verhandeln...


Die Anyana sind gewalt­tätig, eher ängstlich, schüchtern, zum Stehlen und Betrügen geneigt...


Die Bassari (groß, stattlich entwickelt, mit hervortretender unterer Gesichtspartie) sind jähzornig, räuberisch und aufbrau­send, »haben eine Neigung zum Lügen, sind in der Tat schlimme Räuber, so auch bei den Nachbarvölkern verhaßt«.



Die Atakpame sind selbstbewusst und sogar unver­schämt, fallen dadurch unangenehm auf, dass sie immer wieder »hätten wir doch nur die französische Herrschaft genom­men« sagen.
Diese anstelle der deutschen.

Aufklärer wie Büttner, Zech oder Doering beschönigen nichts. So manches hatte man ohnehin schon geahnt, liest es trotzdem mit Erstaunen, da Stärke selbst noch in ganz kleinen Geschichten liegt:


Die Kabiye verschlucken lebende Kröten, um in die Kaste der Krieger aufgenommen zu wer­den.Die Kabiye-Männer gehen sonst nackt durchs Leben, wie sie auf die Welt gekommen sind.

Der Götze Odente im Umland von Kratschi ist alles andere als Vegetarier. Er liebt Hunde, Stiere, Schafe und ... Men­schen... In Nordtogo liegen viele Volk­stämme fortwährend in Fehde miteinan­der, fangen gegenseitig Weiber, Sklaven und Vieh fort und zerstören die Farmen. Bei den Mohammedanern ist die Anzahl der Weiber auf vier beschränkt, bei den heidnischen Stämmen unbegrenzt. Haus­tiere wie zu Hause: Schweine, Schafe, Zie­gen, Katzen, Hühner, Hunde - letztere eine Delikatesse... Von den Nkynza-Leuten fordert Obergott Sia Trinkopfer aus Menschenschädeln. Die Fetischtrommeln haben Menschenschädel als Schmuck, für den mancher Fremde oder Sklave herhalten musste. Kap­pengeier, Hyänen und Schakale reinigen die Straßen...Ausgesprochen gut kommen nur die anpassungsfähigen Ewe oder Popo-Leute der Südzone weg (»von ihnen kann man nicht mehr als Wilden sprechen«).


Die Ewe - manchmal sind sie auch weiß und blond - gelten in Deutsch-Togo als tüchtige Handels- und Marktleu­te, sie sind friedliebend und reinlich (»besonders das weibliche Geschlecht hat Freude am Waschen«).


deutsche Togo-Station Bassari

Baumwolle wird von Eingeborenen als Zwischenkultur gezogen, ist aufgrund der Bastardierung jedoch von verminder­ter Qualität. 1900 schickt Berlin eine Baumwollexpe­dition, die die Vorbedingungen für eine lohnende Baumwollkultur ausloten soll. Auftraggeber ist das Kolonialwirtschaftli­che Komitee, eine gemeinnützige Organisation zum Zweck der wirtschaftlichen He­bung der Schutzgebiete. In Tove am Agu wird eine Versuchsfarm angelegt, der drei im Baumwollbau erfahrene nordamerika­nische Neger {»in den USA die am meis­ten vertretene Arbeitskraft«) zur Verfü­gung stehen.

Als 1902 die erste Rohbaumwolle in Bremen eintrifft, wird sie als gut und brauchbar befunden. In den Bezirken Atakpame, Sokode-Bassari, Misahöhe, Glekovhe oder in Tschatschamanade am Kamaä werden zur Auf­besserung der heimischen Baumwollkultur Saatzuchtanlagen eingerichtet, die weiße Landwirte führen. Die seit Jahren akkli­matisierte langstaplige Sea-Island-Sorte, Typus Ho, bewährt sich dann, Gossypium peruvianum Cav. (die Kpando-Sorte) nicht. Der Erfolg der Baumwolle würde sich erst langfristig erweisen, in der Zwischenzeit arbeitet zumindest die deutsche Welt darauf hin: »Nach einem langen Palaver erklärte ich den Häuptlingen und Dorfäl­testen [der Nuatjä], dass sie zur Strafe für ihre Unbotmäßigkeit ein großes Baumwoll­feld in der Nähe des Königssitzes an­zulegen hätten. Zur Pflege dieses Feldes musste jeder Ort der Landschaft zwei jun­ge Leute stellen, die im Baumwollbau aus­gebildet werden und später als Wan­derlehrer dienen sollten. Täglich mussten 500 Eingeborene arbeiten, es wurde ein zusammenhängendes Baumwollfeld von rund 25 Hektar gerodet und bestellt.

Um die von den Ortschaften gestellten Baum­wollschüler gut ausbilden zu können, richte ich [in Nuatjä/ Bezirk Atakpame] eine landwirtschaftliche Schule ein« (Geo A. Schmidt). Nuatjäs Baumwoll- wird zur Ackerbauschule (ab 1912: Landeskulturanstalt). Die Einrichtung bietet dreijährige Lehrgänge an, die junge Togolesen {»möglichst gelehrige und intelligente Leute, die auch schwere Arbeit zu leisten vermögen, nicht unter wie 17, nicht über 23 Jahre«- zu Ackerbauern machen. Schulabgänger erhalten nach erfolgreichem Ablegen einer Prüfung 8 h Land, eine Dunggabel, eine Hacke, ein Haumesser und einen Pflug. Das Interesse an Baumwolle, dann auch Mais, Erdbohn­en. -nüssen, Süßkartoffeln, Bohnen etc. hält sich trotzdem in Grenzen, da das strenge preußische Erziehungsideal nicht jedem passt. Die Schüler wollen dann auch nicht unbedingt, bestellen »missmutig, nur dem Zwang gehorchend, ihren Acker« (Schulleiter Sengmüller). Deswegen zu­rückzustecken wäre allerdings weder human noch verwaltungsklug gewesen, der Grund, warum die Mehrheit zu ihrem Glück gezwungen wird.

Quelle: Längin, Die deutschen Kolonien
Bildquellen: https://www.akg-images.de/archive/-2UMDHUWAEKBT.html
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Togo- die Musterkolonie


Anhand der deutschen Kolonie Togo lässt sich belegen, dass:

1.) das Deutsche Reich sehr wohl fähig war Kolonien zu verwalten und zu entwickeln und die alliierte Koloniallüge, die das 1919 in Abrede stellt, gründlich widerlegt!

2.) die Entlassung afrikanischer Kolonien in die Unabhängigkeit nach dem 2.Weltkrieg mindestens 50 Jahre zu früh kam.



Regierungsstation Krete Kratschi, 1894 gegründet und nur mit zwei deutschen Beamten besetzt.

"Einzig Togo, eine reine Handels- oder Ne­gerkolonie, befindet sich »nach jeder Rich­tung hin auf dem Wege der besten Ent­wicklung". Das Land am Busen von Benin hat bisher keine finanziell aufwendigen Kampfhandlungen gesehen, keinen grö­ßeren Flächenbrand, angefallene Unbot­mäßigkeiten ließen sich zum Sparpreis unterdrücken. Die Produktion von Landesgütern ist weiterhin in Eingeborenenhand, Europäern bleibt lediglich das Vermark­ten.

Wo andere darüber klagen, dass Far­bige (Generalverdacht: faul) nicht zur Ar­beit taugen, gibt Togo zur Linderung der Arbeiternot Togolesen ins Ausland ab. Das deutsche Ka­merun erhält sie umsonst, alle anderen zahlen der Kolonialbehörde zehn Mark pro Kopf.

Togo kommt - Ruhm und Stolz des Schutzgebietes - seit Jahren ohne Reichszuschuss aus, da sich Einnahmen und Ausgaben decken.

Tsingtau mochte das Schaufenster des Reiches sein, doch Togo ist das krisenarme Schutzgebiet an der Sklavenküste, das den Ehrennamen Mu­sterkolonie verdient.

In Togo ist Optimismus so auch angebracht, wozu es einiges Rätselraten gibt. Die Grundzü­ge der Kolonialpolitik sind die gleichen, was in Lome gut ist, muss es auch in Daressalam oder Windhuk sein. Hier wie dort haben die Kolonialbeamten alle Hände voll zu tun, um »deutsches Ansehen, Ruhe und Ord­nung« aufrecht zu erhalten. Kolonialpolitik ist, so Theodor Leutwein, der Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika, eine inhuma­ne Sache. Sind des Kaisers Deutsche zu hart gegenüber Eingeborenen, droht der Auf­stand, sind sie zu weich oder nur fair, ge­raten sie in den Ruf, unpatriotisch gegen Vaterland und Rasse zu sein.

Unbestritten ist, dass Togo von Anfang an effektiv verwaltet wurde. Die Tatsache al­leine, dass sich unter den Hütern deut­scher Interessen hier weniger Juristen be­fanden als in den übrigen Kolonien, wo sie das Gros der Beamten stellten, kann es wohl kaum gewesen sein. Togo habe einfach die kultiviertesten Ein­geborenen aller deutschen Kolonien, dazu eine gut entwickelte Volkskultur (meinen die einen). Die Bevölkerung stelle der Su­danneger, der dem anderswo vorherr­schenden Bantu überlegen sei (glauben andere).

Togolesen wären verhältnismä­ßig ehrlich ..., wogegen sich einer wie Curt v. Francois sträubt: Nicht der Charakter der Togoneger sei es gewesen, der das Land so weit brachte, sondern die richti­ge Behandlung der Eingeborenen durch die ersten hier auftretenden Weißen (zu denen er sich selbst zählen kann). Es waren so auch Fragen, wie hier regiert, wie durchgegriffen wird, wie kultiviert To­golesen tatsächlich sind, die Entschei­dungsträger wie v. Richthofen-Damsdorf oder Arendt nach Togo brachten. Musste es doch in der Heimat und in den übrigen Schutzgebieten von übergroßem Interes­se sein, was ausgerechnet ein kleines, mit tropischen Krankheiten belastetes, für afrikanische Verhältnisse dicht besiedel­tes Bauernland, das nie etwas für Lebens­raumtheoretiker wie Fabri oder Treitschke sein würde, zum Muster für alle anderen macht.


Schwarze Tage für Weiße

Zu Beginn der aktiven Kolonialpolitik war im Reich die Parole »Tüchtige Leute gehö­ren in die Kolonien, die besten sind gera­de gut genug« ausgegeben worden. Auf­fallend dann, dass sie im Prinzip niemand hörte (»ebenso zaghaft wie das Kapital war der einzelne Ansiedler«, Francois). Die Zahl der Togo-Deutschen war völlig unbe­deutend geblieben; ob bei den bescheide­nen, klimatisch gesunden Höhenlagen und der vorherrschenden Wirtschaftsstruktur hier jemals viele leben würden, ist mehr als fraglich.

»Die Besiedlungssache kommt im natio­nalen Sinne nicht voran, da die leitenden Persönlichkeiten die zwingende Natur die­ser Aufgabe nicht erkannt haben, von Ber­lin kein deutlicher und ermutigender na­tionaler Ton zu hören ist« (Rohrbach).


der letzte Gouverneur Togos, Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg-Schwerin plante Togo mit ca. 100000 deutschen Bauern zu besiedeln


Vielleicht sind aber auch nur die Erwar­tungen einfach zu hoch gesteckt, muss der Kolonialmensch, der unter Palmen wan­deln will, doch aus ganz anderem Holz ge­schnitten sein, als jener, der zu Hause unter Eichen und Linden sitzen bleibt: »Wer auswandern will, muss ein gesun­des Herz, gesunde Lungen und eine gute Verdauung haben. Nervenkranke sind un­tauglich besonders wegen des Tropenkol­lers (viele Pflanzer leiden darunter, der Grund, warum sie keine schwarzen Arbei­ter bekommen). Morphinisten und Gewohnheitstrinker können es vergessen, da Geist und Körper so geschwächt, dass sie Malaria, dem schlimmsten Feind der Ko­lonisten, und Klima nicht standhalten kön­nen. Gewerblich Unzucht Treibenden kann die Einreise verboten werden« (Dr. Oscar Bongard).

1907 - die Zahl der Weißen hat sich von 243 im Vorjahr auf 288 erhöht - sieht es einmal kurz danach aus, als würde sich im Reich der bald 70 Millionen der eine oder andere doch noch für Togo interessieren. Doch es war alleine die Eisenbahn, der Bau der Kaffee-/ Kakao- und Baumwoll-Linien, die Ingenieure, Techniker und Maschinisten ins Land gebracht hatte. Nachdem die Trasse fertig ist, gehen sie wieder. Was Reinheitstheoretiker jetzt erstarren lässt, ist nicht das Minus der Statistik, son­dern das, was die Eisenbahner zu Schie­len und Signalanlagen sonst noch hinterlassen haben.


Die deutsche Eisenbahn in Lome - Ihre Erbauung hinterließ zahlreiche Mischlinge in der Musterkolonie

Sind diesen fruchtbaren Verbindun­gen mit Landeskindern doch derart viele Mischlingskinder entsprungen, dass laut Kolonialatlas »die Zeit nicht mehr fern ist, wo die Zahl der Mischlinge der der Euro­päer gleich kommt, ja diese übertrifft, was in höchsten Grade bedenklich ist«. Schwarz und Weiß gleich Bunt ist eine Formel, die absolut nicht ins deutsche Weltbild passt und schwarze Tage für Weiße ver­spricht. Ganz am Anfang war man davon ausgegangen, dass der Vermehrung des Weißen an Plätzen wie Togo enge Gren­zen gesetzt sind , »da der durch die Hitze der äquatorialen Sonnenstrahlen erschlaffte Körper seine Pflichten nicht erfüllt«. Gerade Berlin wollte fest daran glauben, schickte dann auch bewusst Unverheiratete in die Kolonien. Am Tag, an dem man erkannte, dass das Treib- durchaus auch Triebhausklima sein konnte, war es in vielen Fällen bereits zu spät, doch das Reich hatte gelernt, schickte künftig be­vorzugt Verheiratete ins tropische Afrika.

Die Landsleute von der Eisenbahn teilten die Bedenken nicht, fühlten sich zu Lan­destöchtern vielmehr hingezogen: »Alle Deutschen taten es, Jungfrauen mussten es aufgrund der grassierenden Geschlechts-
krankheiten sein.« ... Da für deutsche Menschen Togo offen­bar keine Alternative ist, muss man die Eingeborenen mit viel mehr Nachdruck für den deutschen Weg gewinnen. Dem Deutschwerden dienen Maße und Gewich­te, die denen im Reich entsprechen, der Handel mit Palmöl erfolgt im Litermaß. Das waldreiche Kunja-Gebirge wurde zum Sechsherrenstock, der Mont Agou zum Mount Baumann. Ein Pass über das zen­trale Togogebirge trägt den Namen des Kolonialpioniers Francois.

In den Regierungsschulen singen sie »Mit dem Pfeil und Bogen« und »Dem Kaiser sei mein erstes Lied«, übersetzt wird von Ewe ins Deutsche und umgekehrt. Für je­ne, die sich im Deutschunterricht auszeich­nen, sind Regierungsprämien ausgelobt. In Lome unterrichten deutsche Lehrer und farbige Unterlehrer, als Lehrmittel dient die von Lehrer Köbele im Ewedialekt Anecho verfasste Fibel. Hier und da werden zwar Klagen laut, dass sich in deutschen Schulen erzogene Afri­kaner - Burschen, die Kofi, Kwame oder Yawu heißen - im praktischen Leben als Taugenichtse erweisen, was nur heißen kann, dass der Charakter der schwarzen Rasse und europäische Bildung einfach nicht zusammen passen.

Doch Schönschreiben und Rechnen, dazu turnerische Ausflüge und Marschübungen in Verbindung mit dem Singen deutsch­patriotischer Lieder als wesentliche Erzie­hungsmittel zeigen auch Erfolge. Die die Schule besuchen, sind weniger tölpelhaft, anstelliger und Belehrungen zugänglicher. »Wenn schon bei uns die Schule neben der wissenschaftlichen Ausbildung auch erzie­herische Pflichten hat, so gilt das noch viel mehr für Togo. Den schwarzen Knaben muss Sinn für Ordnung, Reinlichkeit und gute Sitte beigebracht werden. Täglich müssen sie baden und wöchentlich ihre Kleider und Tücher waschen. Ein Erfolg ist, dass der Gesundheitszustand der Schü­ler immer besser wird« (Büttner).

Mit Schulabgängern haben die Kolonial­herren einiges vor. Wer die Schule besuch­te, kann zum Schreinern, Schlossern, Schnei­dern oder zum Unterbeamten (Schreiber, Heilgehilfen, Dolmetscher) weitergebildet werden. In lokalen Hierarchien der Mis­sionen ist es möglich, zum Lehrer oder gar Priester aufzusteigen. Alphabetisiert dann oder nicht..., ein Ab­stand muss einfach bestehen bleiben, »die reale Ungleichheit die angebliche Gleichheit« balancieren. Nachdem sich der zum Ende hin in Lome den Gouverneursposten nobilitierende Hzg. zu Mecklenburg einmal näher damit beschäftigte, verbietet er Togolesen das Tragen deutscher Namen.


Quelle: Längin, Die deutschen Kolonien

Tauende gegen Schambock


Wer so weit war wie Deutsch-Togo, brauchte sich nicht mehr groß verbessern, Differenzen mit der sich um alles kümmernden Berliner Büro­kratie blieben trotzdem nicht aus. Typisch dafür jener umfangreiche Notenwechsel, den Kolonie und Mutterland in Sachen Körperstrafe führen. In Deutschland einst gang und gäbe, ist das körperliche Züch­tigungsrecht dort inzwischen verboten.

In den Schutzgebieten, wo reichlich Juristen sitzen, wird die Ausübung den weißen Dienstherren als Erziehungsmittel aus­drücklich empfohlen. Gefängnis schreckt Eingeborene nicht , »im Gegenteil, manche freuen sich darüber«, Geldstrafen ziehen nicht , »da Eingeborene noch kein Verhält­nis dazu haben« , was eine sehr deutsche Diskussion entfacht.

»Körperliche Züchtigung hat den großen Vorteil, dass sie eine Strafe ist, die rasch vollstreckt werden kann und deren Ein­druck auf Eingeborene dennoch wirksam genug ist, sie von neuen Übeltaten abzu­schrecken« (RKA). Prügelstrafe als Mittel der Kolonialstrafjustiz (für Trägheit, Drü­cken vor der Arbeit, Beharren im Unge­horsam etc.) hat viele Anhänger.

»Zu be­rücksichtigen wäre, dass Körperstrafen in Afrika seit Negergedenken nichts Enteh­rendes sind, rohes Vorgehen der Philoso­phie der Eingeborenen entspricht«, Otto Jöhlinger.

In allen deutschen Kolonien sind zur Er­haltung der Disziplin , »aber nicht gegen­über Weibern«, bis zu 25 Schläge erlaubt. Eingeborene besseren Standes bleiben davon ausgeschlossen, Häuptlinge, die ge­züchtigt werden müssen, sind zuvor ihrer Würde zu entheben.

Am Züchtigungsrecht wird nicht gezweifelt, Franzosen oder Eng­länder prügeln auch.

Die Frage ist nur, ob nun das Tauende oder die Dickhäuter­peitsche Schambock (Kiboko in Deutsch-Ost) das ideale Züchtigungsinstrument ist. Sühnend und bessernd wirken beide, was das erzieherische Prinzip als Ideal jeder Strafe erfüllt.


Mit einer Nilpferdpeitsche misshandelter Eingeborener in Südwest . Der sadistische deutsche Farmer wurde von der deutschen Justiz mit über einen Jahr Gefängnis verurteilt

Togos Gouverneure wie Waldemar Horn halten am Tauende fest, wofür es laut Notenwechsel gute wirtschaftliche Grün­de gibt: Der mit dem Schambock Gezüchtigte kann sein Gesäß wochenlang nicht mehr zum Sitzen benutzen, erscheint dann auch zur Arbeit nicht. Döring, bekennen­der Freund der Prügelstrafe, fügt dem hinzu, dass die Folgen des Tauendes ein­fach milder, damit menschlicher sind als die des Schambocks. »Der Schmerz ist hef­tig, brennt heiß und juckend, warum ein Missetäter das Tauende sicher ebenso fürchtet wie die Nilpferdpeitsche, aber die Haut wird nur selten verletzt.«


Julius von Zech auf Neuhofen - Gouverneur von Deutsch-Togo zwischen 1905 und 1910. Zech auf Neuhofen fiel zu Beginn des Ersten Weltkriegs in Flandern 1914 im Range eines Majors.

Auch Zech hält das Tauende für das mit Abstand humanere Instrument. Sei doch kein Schambock wie der andere, gäbe es scharfkantigere, sprödere und stärkere Ins­trumente, wodurch plötzliche Todesfälle dann nicht mehr ausgeschlossen werden könnten, wenn Hiebe nicht direkt auf die Hinterbacken, sondern daneben gingen. Prof. Dr. med. Emil Steudel, Generalarzt im RKA, hält dagegen, dass das Tauende auf den ersten Blick zwar das humanere Instrument sei, da es die Haut mehr scho­ne, die Nilpferdpeitsche wegen des gerin­geren Gewichts jedoch weniger Tiefenwir­kung erziele ..., worauf mit Erlass vom Oktober 1905 die Benutzung des Tauen­des verboten wird.

In Deutsch-Afrika hat die Nilpferdpeitsche Züchtigungsinstru­ment zu sein, was erneut zum Notenwech­sel führt.

Quelle: Längin, Die deutschen Kolonien

Endkampf um Togo


Noch am 27.Januar 1914 wurde in Lome mit Kirchgang und Kaisersalut der Geburtstag von Kaiser Wilheim II. begangen. Es folgten Pferderennen und Volksbelustigungen für Weiße und Farbige auf dem Gouvernemtsterrain. Gesänge und Deklamationen in deutscher Sprache hallten durch Togos deutscher Hauptstadt Lome und am Abend wurden knallende Feuerräder und Raketen gezündet...


Kaiserliche Entwicklungshilfe für Togo: Bahndammbau zwischen Lome und Atakpame - der alliierte Raubkrieg stopte auch in Togo die vom deutschen Steuergeld finanzierten Projekte

Sieben Monate später brach der alliierte Raubkrieg über Deutschland und seinen Kolonien los...Kamina, östlich von Atakpame, gegen Mit­ternacht vom 24. auf den 25. August 1914: Mit dem Aufmarsch einer englisch-französischen Übermacht werden die Sende­masten umgelegt (»sie fielen nur ungern, protestierten durch lebhaftes Feuerwerk und Funkensprühen gegen diese barbari­sche Behandlung«). Danach werden auch Turbinen, Kes­selhaus, Empfangs-, Sende- und Maschi­nenraum in Brand gesteckt. Gegen 5 Uhr ist das Werk der Zerstörung beendet, Togo vom Reich und von allem, was in Afrika und der Welt deutsch war, abgeschnitten.


Die kaiserliche Schutztruppe Togos war nur eine kleine Polizeitruppe (August 1914)...

Ein paar Stunden später setzen sich Ritt­meister v. Roebern, Emissär des stellv. Gouverneurs Major a.D. v. Doering, und Obstlt. Frederick Bryant vom alliierten Expeditionskorps zu Übergabeverhandlun­gen zusammen. Die Kapitulation der tapferen Kolonie Togo erfolgt immerhin erst am 27.August 1914. Deutsch-Togo galt im Falle eines Krieges mit einem europäisch gerüsteten Feind als Alptraum für Militärs, die es zu verteidi­gen hatten. Die Polizeitruppe - etatmäßig zwei weiße Offiziere, fünf Polizei-Meister und 560 Farbige - dient nur der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit, ins­besondere der Bekämpfung des Sklaven­handels. Die Munitionsreserve war so ange­legt, dass sie für eine bestimmte Zahl von Gefechtstagen mit Eingeborenen ausreichte. Auf eine stehende Schutztruppe hat man »aufgrund der friedlichen Verhältnisse« verzichtet.




Die zerstörten Reste der Funkstation Kamina (1914)

Mit Kriegsbeginn erweisen sich Engländer und Franzosen als verlässliche Feinde. Togo hat mit Kamina ein militärisches Ob­jekt, das nicht im Bestreichungssektor der feindlichen Schiffsartillerie liegt. Die Ver­ständigung mit Nauen ist gut, vom Nachrichtenfluss aus dem Reich, den sie »die Stimme der Wahrheit« nennen, profitie­ren alle Afrikakolonien. Der Funkstation verdankten auf großer Fahrt befindliche Schiffe das rechtzeitige Erreichen neutra­ler Häfen. Da das Ende Kaminas in Lon­don und Paris beschlossene Sache ist, wird eine von Doering angestrebte Neutralität Deutsch-Togos abgelehnt.

Für die Aufstellung einer Europäerkom­panie kommen nur um die 160 wehrfähige Deutsche zusammen. Geplant ist, weiße und farbige Waffenträger um Kamina zu konzentrieren, die Station mit ihnen so gut es geht zu verteidigen, um die Verbindung mit der Heimat aufrecht zu erhalten. Es geht dann allerdings nicht lange gut.

Der anglo-französische Überfall auf das fast wehrlose Togo machte dort die fruchtbare deutsche Kolonialarbeit für immer zunichte. Französische Senegalschützen unter weißer Führung rücken von Dahomey (bis 1894 Dahome) her an der Küste vor, Porto Seguro und Anecho fallen ohne Widerstand. Die englische Angriffsspitze - das Gold Coast Rgt. mit 640 Infanteristen, drei Geschütze, vier MGs) und das Sierra Leone Bataillon mit 320 Infan­teristen, zwei MGs - schifft sich an der Goldküste ein.

Nach der Aufforderung zur bedingungslosen Kapitulation setzen sich Doering und Hptm. Pfähler von der Polizeitruppe aus dem grenznahen Lome ins Hinterland ab. Der zurückbleibende Zivilbeamte v. Clausnitzer ist lediglich befugt, der Übergabe eines Landstrichs bis zu 120 km Tiefe zuzustim­men. Kamina liegt 170 km entfernt.


Abschied vom deutschen Lome: Am 12. August wird Togos Hauptstadt von britisch-französischen Invasoren besetzt.


Französische Kolonialtruppen in Togo: »Wo Franzosen hinkommen, wird schauderhaft geplündert, während die Engländer meistens gute Zucht haben«

Doerings Truppe sprengt die kleine Funk­station bei Togblekofe und die Eisenbahn­brücken über den Sio- und Lüi-Fluss, scharmützelt mit französischen Patrouillen. Im Gefecht bei Tsewie, an Kilometer 35 Hal­testelle der Lome-Atakpame-Bahn, fallen Hptm. Pfähler und weitere sechs Deutsche für Kaiser und Reich. Der Feind besetzt die Landschaft Sagada. Am 22. August verliert die alliierte Streit­macht gegen die Abt. Mans am Khra-Fluss 73 Mann. Die Deutschen kommen mit ge­ringen Verlusten davon, sind trotzdem ge­zwungen, ihre Stellung aufzugeben.

Zwei Tage nach dem Sieg der Verlierer sendet die Großfunkstation: »Wenn Ihr einen Tag lang nichts mehr von uns hört, so ist Ka­mina, seine Besatzung und die deutsche Kolonie Togo nicht mehr in deutscher Hand.«

Als es tatsächlich soweit ist, kann der für die Schwesterstationen Windhuk und Duala gedachte Abschiedsgruß nicht mehr abgesetzt werden. Togo, der erste alliierte Sieg des Krieges, ist laut deutscher Darstellung dann alles andere als ein Ruhmesblatt der europäi­schen Kultur.

Am 25. August hatten zwischen dem Kommandeur der deutschen Truppen dem Befehlshaber der vereinigten feindlichen Streitkräfte die Übergabeverhandlungen begonnen, in deren Verlauf Major v. Doering »u.a. um Anahme folgender Bedingungen« ersuchte: »Übergabe der Europäer mit allen militärischen Ehren unter Beibehaltung der blanken Waffe; nicht inbegriffen nicht erreichbare Kolonne des Hauptmanns von Hirschfeld; Zubilligung einer 24 Stunden Frist zur Abwicklung der Geschäfte ... ; innerhalb der genannten Frist sollte kein Gefecht mehr stattfinden ... ; Belassung je eines Europäers für jede Firma zur Wahrung von deren Privatinteressen; Absendung der gesamten übergebenen Europäer nach einem Ort, der nicht in den Nachbarkolonien und möglichst überhaupt nicht in Westafrika liegt.«

Der britische Kommandeur, Oberstleutnant Bryant, gab diesem »Ersuchen« nur in Punkte statt: Den in Togo ansässigen deutschen »kaufmännischen Firmen wurde zugestanden, je einen europäischen Vertreter vor Ort zu belassen. Damit war v. Doering gezwungen, »der Übermacht zu weichen und sich mit seinen Truppen dem Feinde zu ergeben, ohne seine sonstigen Bedingungen erhalten zu können«.

Beim Transport der Deut­schen von Kamina zur Küste spielen sich unerhörte Szenen ab: Die Gefangenen müssen ihr Gepäck selbst tragen, dazu einen großen Lastwagen ziehen oder schieben. Dass es zügig vorangeht, besorgen schwarze Soldaten mit Gewehrkolben und aufgepflanztem Seitengewehr. Der Großteil der Gefangenen und Internier­ten wird nach Dahomey gebracht, wo die Männer unter heißer Tropensonne einer Behandlung unterworfen werden, die in ihrer Grausamkeit an das Gebahren mittelalter­licher Folterknechte erinnert. Sie mussten im Wege­bau schuften...

Die deutschen Firmen wie Boedecker & Meyer, Luther & Seyfahrt oder Alfred Kulenkampff müssen schließen, die Warenbestände deutscher Geschäfte kommen in London 1916 zur Versteigerung. Damalige deutsche Zeitungsschlagzeile dazu: »Die in die Form der Liquidation gekleidete Vernichtung deut­scher Geschäfte zusammen mit der zwangsweisen Entfernung der deutschen Kaufleute und Pflanzer ist eine Gewaltmaßre­gel, die mit Rücksicht auf die bereits Ende August 1914 abge­schlossenen militärischen Opera­tionen nicht... vorwiegend durch militärische Notwendig­keiten hervorgerufen war, son­dern die, wie aus den ...Bemü­hungen der Handelskammer in Manchester hervorgeht, durch Neid gegen die wirtschaftliche Stellung der Deutschen in Togo diktiert wurde. So wird die schon in Kamerun geübte Politik der Austreibung und Vernichtung des Deutschtums auf Togo über­tragen.«

Die deutschen Gefangenen wurden am 30. August auf den englischen Frachter »Obuassi« gebracht, ausgenommen jene Männer, die mit Genehmigung des englischen Oberkommandierenden unter Polizeiaufsicht zur Wahrung der Interessen ihrer Firmen zurückbleiben durften. In einer vom Oberbefehlshaber der englisch­-französischen Streitkräfte am 26. August erlassenen Verordnung über die Neuregelung der Verhältnisse »war den deutschen Firmen die Fortführung ihrer Betriebe sanktioniert« worden. Die Geschäftstätigkeit erfuhr im Januar 1915 eine zusätzliche Erleichterung, als die Beschränkungen des deutschen Handels mit neutralen Ländern auf jenes Maß reduziert wurden, das auch für englische Unternehmen galt. Um so überraschender musste deshalb kommen, was im November desselben Jahres geschah: Die Niederlassungen der Deutschen Togo-Gesellschaft wurden »ohne Angabe irgendeines Grundes« geschlossen, deren beide europäischen Angestellten festgenommen.

Und dann folgte Anfang 1916 »plötzlich ein völliger Umschwung«. »Im Widerspruch mit dem Völkerrecht und unter Missachtung der Bestimmungen der angezogenen Verordnung« proklamierte der Befehlshaber der britischen Streitkräfte in Togo, Major Chase E.D.O. Rew, am 29. Januar 1916 die Schließung und Liquidation der deutschen Firmen im englischen Teil Togos. Eine zunächst zugestandene Frist »zum Ausverkauf der Warenbestände (und) des Geschäfts- und Hausinventars« wurde ohne Voran­kündigung um vier Tage verkürzt. Ihr folgte innerhalb weniger Stunden »unter schwarzer Bewachung« der Abtransport der Männer per Bahn ins Landesinnere nach Palime, während die Frauen mit ihren Kindern im katholischen Schwe­sternhaus Lome untergebracht wurden. In den folgenden Wochen versteigerten »englische schwarze Clerks (die Warenbestände) zu Schleuderpreisen«. Der Erlös, soweit nicht der Tilgung »wirklicher oder angeblicher« Schulden oder anderen Liquidationszwecken dienend, wurde an die »Regierungskasse zur Verfügung des Gouverneurs der Goldküste abgeführt«.


Die gefangenen Deutschen Togos werden von den Briten abgeführt

Die kolonialdeutschen »Dahomey-Gefangenen« waren Mitte 1915 nach Nordafrika gebracht, gesund­heitlich schwer Gefährdete nach Frankreich weitergeleitet worden. »In Nordafrika«, so meldete das Reichs-Kolonial-Amt in seiner vorletzten (8.) Mitteilung, »waren sie, mit Ausnahme der Offiziere und Ärzte, die in Medea (Algier) gefangengesetzt wurden, in den Lagern in Casablanca und Mediouna (Marokko) untergebracht«, wo die klimatischen Bedingungen günstiger gewe­sen, »Beschimpfungen und Misshandlungen durch Schwarze« nicht vorgekom­men seien. Mitte 1916 wurden die Kolonialdeutschen nach Frankreich ver­bracht.

Inzwischen war ein deutsch-französisches Abkommen getroffen worden, das »beim Vorhandensein bestimmter Krankheiten die Hospitalisierung der gegen­seitigen Kriegs- und Zivilgefangenen« vorsah. Aufgrund dieser Vereinbarung war im November 1916 wiederum eine Schweizer Ärztekommision tätig gewor­den und hatte in Frankreich mit entsprechenden Untersuchungen der Internier­ten begonnen und französischerseits Zusagen erhalten, die erwarten ließen, dass »wenigsten der größere Teil der Kolonialdeutschen Ende des Jahres 1916 zur Hospitalisierung in der Schweiz eintreffen würde«. Diese Erwartung, so die Mitteilung weiter, sei nicht in Erfüllung gegangen. »Nur 7 von ihnen kamen im Dezember 1916 in der Schweiz an, etwa 380 werden noch jetzt (31. Januar 1917) in Frankreich festgehalten.«

Und so endete denn diese letzte Mitteilung über das Kriegsgeschehen in Togo mit der Feststellung: »Trotzdem hat die deutsche Regierung noch einmal den gütlichen Versuch gemacht, bei der französischen Regierung zu erwirken, dass sämtliche noch in Frankreich befindlichen Kolonialdeutschen im Austausch mit einer entsprechenden Anzahl Kolonialfranzosen nach der Schweiz verbracht werden.« Falls dieser Austausch nicht zustande kommen sollte, würden deut­scherseits »andere Maßnahmen zu ergreifen sein«. Der letzte Satz dieser letzten Mitteilung des Reichs-Kolonial-Amtes lautete: »Über die den deutschen Kolonialgefangenen aus Kamerun und Togo von den Franzosen in Dahomey zuteil gewordene ganz unerhörte, an die Zeiten äußersten Tiefstandes der Kultur gemahnende Behandlung wird seitens des Reichs-Kolonial-Amtes eine beson­dere Druckschrift veröffentlicht werden.«


Quelle: Längin, Die deutschen Kolonien,
Graudenz/Schindler, Die deutschen Kolonien

Lome und die Sprengung der Küstenfunkstation Togblekovhe


Lome 1910, noch vier Jahre vergehen, bevor der 1. Weltkrieg beginnt...

Deutsch-Togo galt im Falle eines Krieges mit einem europäisch gerüsteten Feind als Alptraum für Militärs, die es zu verteidigen hatten. Die Polizeitruppe, etatmäßig zwei weiße Offz., fünf Polizei-Meister und 560 Farbige, dient der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit, insbesondere der Bekämpfung des Sklavenhandels. Die Munitionsreserve ist so angelegt, dass sie für eine bestimmte Zahl von Gefechtstagen mit Eingeborenen ausreicht. Auf eine stehende Schutztruppe hat man »aufgrund der friedlichen Verhältnisse« verzichtet.


Im Hintergrund der Funkmast von Kamina. Für die Großfunkstation arbeitete ab 1914 die kleinere Küstenfunkstation Togblekovhe

Mit Kriegsbeginn erweisen sich Engländer und Franzosen als verlässliche Gegner. Togo hat mit Kamina ein militärisches Objekt, das nicht im Bestreichungssektor der feindlichen Schiffsartillerie liegt. Die Verständigung mit Nauen ist gut, vom Nachrichtenfluss aus dem Reich, den sie »die Stimme der Wahrheit« nennen, profitieren alle Afrikakolonien. Der Funkstation verdankten auf großer Fahrt befindliche Schiffe das rechtzeitige Erreichen neutraler Häfen. Da das Ende Kaminas in London und Paris beschlossene Sache ist, wird eine von Doering angestrebte Neutralität Deutsch-Togos von Deutschlands Feinden abgelehnt, ja man hatte sich schon über die Aufteilung Togos verständigt.


Die deutsche Polizeitruppe bei Schießübungen im Jahr 1914

Mit der Aufforderung zur bedingungslosen Kapitulation setzen sich Doering und Hptm. Pfähler von der Polizeitruppe aus dem grenznahen Lome ins Hinterland ab. Der zurückbleibende Zivilbeamte v. Clausnitzer ist lediglich befugt, der Übergabe eines Landstrichs bis zu 120 km Tiefe zuzustimmen. Kamina liegt 170 km entfernt. Am 12. August wird Lome von See her besetzt. Die deutsche Verwaltung hatte bis dahin in 30 Jahren vier Schulen gebaut und zwölf Gefängnisse. Die Strafen wurden gleich neben dem Gefängnis verhängt, im Bezirksamt, das heute eine Schule beherbergt. Der Leiter dieses Amtes war gleichzeitig Chef der Polizei und Richter. Lomé hatte im Jahr 1914 Lomé 7000 Einwohner. Es gab niemanden, der sich illegal aufgehalten hätte hier. Das war von der Seite der Deutschen perfekt organisiert. Es war also ein Ordnungssystem mit drakonischen Strafen, die Prügelstrafe war offiziell.

In Anbetracht der maritimen und militärischen Bedeutung der kleineren Küstenfunkstation Togblekovhe wurde einem deutschen Kommando befohlen die Funkstelle nicht in Feindeshand fallen zu lassen. Das Kommando traf per Eisenbahn am 11. August 1914 bei Togblekovhe ein und machte die Station vor dem endgültigen Rückzug unbrauchbar. Bei Bafilo im Nordosten Togos kam es inzwischen zu einem Gefecht zwischen kleineren deutschen und französischen Abteilungen. Das deutsche Krankenhaus in Lomé wurde nach der Besetzung von den Briten beschlagnahmt und auf 27 "europäische" und 54 "einheimische" Betten erweitert. Vier deutsche Krankenschwestern und 27 weitere Mitarbeiter waren zurückgelassen worden, als sich die Deutschen ins Landesinnere zurückzogen, und blieben unter der Aufsicht von Dr. Le Fanu bei der Arbeit.

Die Station wurde im Auftrag des Deutschen Kaiserreiches durch das deutsche Unternehmen Telefunken in den Jahren 1913 und 1914 errichtet. Der Standort befand sich nahe dem Ort Togblekovhe, etwa 16 km nördlich von Lomé. In der Nähe verlief die Eisenbahnlinie Lomé-Atakpamé (Hinterlandbahn), die am Streckenkilometer 17 ebenfalls eine Station namens Togblekovhe besaß. Die Station fungierte als kleinere Küstenfunkstelle der Großfunkstation Kamina.

Togblekovhe (heute: Togblé Kopé) lag im Hinterland der Hafenstadt Lomé. Dies hatte vorwiegend militärische Gründe: Nach Maßgabe der Reichweite damaliger Schiffsgeschütze wurden die gut 16 Kilometer messende Entfernung von der Küste als Sicherung vor Artilleriebeschuss einkalkuliert. Diese Sicherheit erschien anfangs umso notwendiger, als eine Großfunkstelle in der deutschen Kolonie Kamerun geplant war, worüber Togblekovhe im Kriegsfall den Kontakt Togos mit Deutschland hergestellt hätte. Letztlich wurde aber nur im nördlich gelegenen Kamina eine transkontinentale Station errichtet.


Das deutsche Postamt in Lome

Am 20. März 1914 begann die Küstenfunkstation Togblekovhe mit dem Probebetrieb. Nach der Abnahme der Station durch den leitenden Beamten der Reichspostverwaltung in Lomé, Postinspekteur Laage, erfolgte die Übergabe am 12. April 1914. Der offizielle Beginn des Funkdienstes mit Schiffen auf See fiel auf den 11. Mai 1914. Die Station hatte das amtliche Rufzeichen KBL. Die Reichweite betrug etwa 1.100 bis 1.500 Kilometer. Es wurde auf Wellenlängen von 300, 600, 1.400, 1.800 und 2.500 Meter (120 bis 1000 kHz) gesendet. Die Dienststunden lagen zwischen 7 und 10 Uhr sowie 18 und 21 Uhr GMT. Ein Funkspruch von 10 Wörtern kostete 6,50 Mark.

Entlang der Bahnlinie Lome-Atakpame entwickelte sich über mehrere Tage ein Kleinkrieg zwischen der zurückweichenden Polizeitruppe der Deutschen und den von der Küste vorrückenden britisch-französischen Kolonialtruppen. In einem Gefecht bei Tsewie (Streckenkilometer 35) fielen sieben Deutsche, darunter Polizei-Hauptmann Pfähler. Beim Chra-Fluss (Kilometer 123) kam es am 22. August 1914 zum schwersten Gefecht in Togo. 60 Deutsche und etwa 500 einheimische Söldner hatten sich in einer stark befestigten Stellung verschanzt. Britische und französische Truppen liefen stundenlang gegen diese Stellung an und verloren 73 Mann. Aufgrund der demoralisierten Söldner und Träger sowie Munitionsmangel musste die Position jedoch am folgenden Tag von den Deutschen geräumt werden. Somit war der Weg zu der bei Atakpame gelegenen Großfunkstation Kamina frei, weshalb in der Nacht vom 24. auf den 25. August 1914 die Station durch die Deutschen selbst zerstört wurde.

Primärquelle: Längin, Die deutschen Kolonien