Die Naharvali in der Gegend von Nimptsch

In Schlesien sind von einer Fülle von Ortsnamen in Urkunden des Klosters Leubus die 1175, im Jahr der Gründung des Klosters verfasst wurden, viele Ortsnamen germanisch und nicht "slawisch".(zit. nach W. Steller I, 1973, S. 208).


Die schlesische Bergstadt Nimptsch - sie soll nach E. Schwarz ihren Namen von den vandalischen Naharvali haben.

Der schlesische Ortsname Nimptsch wird von E. Schwarz 1967 vom Teilstamm der Narhawalen (Naharvali) der Westvandalen abgeleitet. Offiziell sieht man das heute natürlich anders. Der Name würe zur Zeit der erfunden "slawischen" Besiedlung im 6. Jahrhundert entstanden, wobei er angeblich aus dem Wort "Nemzi" für „Stumme“ oder „Fremde“ entstanden sein soll. Damit wären die noch hier lebenden Germanen gemeint. Um 700 hat sich dann diese Kultur mit der "slawischen" vermischt, wofür umgedeutete Funde einer angeblich "slawischen" Burganlage sprechen würden. "Nemzi" wurde zum Hauptort des Gaues der Slensanen, hinter denen sich jedoch nur ein Wächtername der vandalischen Silinger verbirgt. Die vorstehenden Deutungsversuche sind jedoch alle falsch, also auch die Herleitung des Burgnamens von den Naharvali, obwohl mit den Silingern-Slensanen ein vandalischer Stamm die Gegend bewohnte. Es ist allein die Anlage der Burg, die offensichtlich auf einem heiligen Berg, ähnlich dem Zobten entstand. So beschreibt das germanische Wort *nemida einen heiligen Hain, der sich offensichtlich vor dem Bau der Burg auf dem Hügel befand. Heilige Haine sind Mittelpunkte von Ahnenkulten umliegenden Bewohner gewesen.

Zu hinterfragen ist auch der Stammesname der Naharvali oder Narhawalen. Laut dem Germanischen Wörterbuch könnte es sich bei diesem Namen nur um einen Beinamen gehandelt haben, denn die Vandalen von Nachbarstämmen erhalten haben. So könnte sich dieser unterschiedlich überlieferte Name von *narhw herleiten, was sie als "Vernarbte" beschreibt. Ein womöglich martialischer Name für eine offensichtlich gefürchtete Kriegerkaste, dessen Deutung vielleicht zu kurz greift. Deswegen ziehen wir noch eine Altnordische Deutung hinzu, wonach sich der Name aus nār für Toter und Hāvi für einen Odinsnamen zusammensetzt. Sinngemäß muss dieser Name "für Odin Sterbende (oder Opfernde)" übersetzt werden. Dieser letzteren Deutung muss wohl der Vorzug gegeben werden, wenn man an die Odinskulte germanischer Stämme denkt.

Die vielen Ortsnamen germanischer Herkunft bezeugen eine weit größere Bevölkerungskontinuität zwischen zurückgebliebenen Westvandalen und rückgekehrten Ostvandalen als bisher angenommen wurde, denn zwischen dem 5. und 12. Jahrhundert sind aus Weilern oder Einzelhöfen Dörfer geworden und die Namen haben die Sprachumwandlung in das Althochdeutsche mitgemacht, d.h. die dort wohnhaft gebliebenen Westvandalen können nicht in geographischer Isolierung gelebt haben, sondern müssen zum geschlossenen germanisch-deutschen Volksgebiet im Westen Verbindungen gehabt haben.

Die Ostsiedlung als neue germanische Wanderbewegung in diese Gebiete setzte erst fast 500 Jahre später ein.

Primärquelle: Schröcke, Germanen - Slawen
Wikipedia

Vandalische Kriegerkaste: Die Milzener


Das Osterzgebirge als "Vandalici"-Gebirge. Nördlich davon sollen im 8. Jahrhundert vom Osten her die Milzener eingewandert sein - vermutet man, denn es gibt keine Beweise dafür!

Der spätgermanische Reisende, der vom Gebiet der germanischen Glomaci kommend die Elbe Richtung Osten überwindet, befindet sich in einem Gebiet, was zuerst der Bayerische Geograph als Gebiet der "Milzener" angibt. Genauer gesagt einmal als Miloxi und auch als Milzane. Es befindet sich somit östlich der Thüringischen Mark und auch östlich der auf der Spruneri-Karte eingetragenen "Zumi", bei denen es sich um Nachfahren der Semnonen handelte.


Im Jahr 1000 werden sie plötzlich bei den Annalisten fassbar: "Die Milsieni" - Ein Name, bei dem es sich nicht um einen Eigennamen handelt.

Diesem germanischsprachigen Stammesverband wurden Mitte des 9.Jahrhunderts 30 civitates – Siedlungskammern und mindestens eine zentrale Burganlage in der Mitte der zugehörigen Siedlungen zugeschrieben. Die genaue Abgrenzung des Siedlungsgebietes der "Milzener" ist in der Forschung umstritten. Es ist vorallem deshalb so schwer, weil diese Bezeichnung überhaupt keinen Stamm benennt, sondern die dort wohnenden Clans nach ihrer Außenwirkung charakterisiert.

Das Wort "Milzener" besteht grundsätzlich aus dem germanischen Wort mili, was Krieger, Kämpfer oder Soldat bedeutet und der Grundstamm für das althochdeutsche miliz war, aus dem später Militär entstand! "Milzener" sind also Krieger-Clans in einem spätwandalischen Siedlungsraum. Nach Schröcke handelte es sich um zurückgewanderte Ostvandalen, die aus den Urwaldgebieten südlich des Pripyat die Bezeichnung "Sclaveni" mitbrachten. Von den sächsischen und fränkischen Annalisten wurde dieser Name als "Sclavi" abgekürzt und allgemein für alle Heiden Ostelbiens verwendet. Neben dieser Bezeichnung wurden die Heiden Ostelbiens auch als Wenden bezeichnet, abgeleitet von Umgewendete, für alle Apostaten im ehemals dänischen Vendland. Und so wurden auch die Milzener in der Lausitz immer öfters nur noch als Wenden bezeichnet.


Burkau in Sachsen - Die waldreiche Gegend dieses Ortes soll das Gebiet der Milzener nach Westen hin begrenzt haben.

Das Siedlungsgebiet dieser Krieger-Clans umfasste im Wesentlichen eine Gefildelandschaft mit fruchtbaren Lößböden und einer Ausdehnung von etwa 50 Kilometern in Ost-West und etwa 20 Kilometern in Nord-Süd-Richtung. Die Grenze nach Norden dürfte die sumpfige und teilweise unfruchtbare Ebene und nach Süden das Lausitzer Bergland gebildet haben. Im Westen bilden die Burkauer Berge westlich von Kamenz einen natürlichen Riegel. Nach Osten, zum benachbarten Gebiet der als Besunzane bezeichneten Clans, ist die Abgrenzung weniger deutlich. Nach den Milzenern wurde die Region um Bautzen in den schriftlichen Quellen des 10. bis 12. Jahrhunderts als Gau Milsca (vgl. Thietmar von Merseburg) bezeichnet.

Die heute in diesem Gebiet lebenden Sorben, sind also keine "Slawen", sondern dieser Name wurde von slawophilen Geschichtsfälschern willkürlich aus der germanischen Sorabica westlich der Elbe entnommen um die vandalischen Wenden in der Lausitz, als "westslawisches Volk" zu verfremden. Tatsächlich ist die Sorabicum nur nach dem Vogelbeerbaum als Sorabum benannt, dem heiligen Baum des Asen Thor.

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Die Burgen der Milzener

Schauen wir zuerst nach Osten an die Neiße. Der Flussname ist indogermanischen Ursprungs und soll nach Franz Töpper vom altkeltischen Gaunamen "Nisane" herrühren. 1241 als Niza oder Niizza überliefert, hat die Lausitzer Neiße die gleiche namentliche Herkunft, wie die Glatzer Neiße in Schlesien. Man könnte also fast meinen, dass der Name von Schlesien in die Lausitz wanderte und die vandalischen Vorfahren der Milzener ihn mitbrachten. Diese ist dort 981 als Nizzam festgehalten. Ausgehend vom indogermanischen *nizdos und *nestam für Lager, haben die Namensgeber dieser Flüsse wohl zuerst nicht in Städten gewohnt, sondern in halbnomandischen Lagern, die sich erst zu Dörfern unterhalb von Fluchtburgen entwickelten.

Ein anderes Beispiel ist hingegen die Stadt Görlitz, die früher zuerst Geritz hieß. Sie wurde wohl nach Markgraf Gero zuerst benannt, der diesen Ort für Neusiedler aus den Elsaß gründen ließ. Bei Landskrone, nahe Görlitz lag jedenfalls die wandalische Burganlage, die man den "Milzenern" zusprach.


Biesnitz unterhalb der Landskrone - Auf dem Berg befand sie die vandalische Burg der Milzener

Direkt unterhalb unterhalb der vandalischen Wehrburg von Landskrone liegt der Ort Biesnitz, wo heute die slawophile Forschung ein "slawisches" Volk der "Besunzane" verortet hat. Doch wie der Stammesname insgesamt zu deuten ist, lässt sich im 10. und 11. Jahrhundert mit dem indogermanischen Wort "bʰēso" für Raubvogel verknüpfen, womit sie insgesamt als "Raubwächter" gedeutet werden könnten. Auf das Umfeld bezogen, wo von Schlesien her Überfälle von Wikingern (Daglinger) drohten, wäre das nachzuvollziehen, denn man brauchte dafür nur der Neiße hochzuziehen.


Die Doberschauer Schanze - keine "Slawenburg", sondern eine Befestigung der vandalischen Milzener

Eine weitere Befestigung der Milzener befand sich in Doberschau. Südlich des heutigen Ortes Doberschau, am Steilhang des Spreetals, finden sich die Überreste einer frühen vandalischen Wallburg, der Doberschauer Schanze, die aufgrund ihrer Größe im Verteidigungssystem der Germanen vermutlich eine wichtige Rolle spielte und später von den Deutschen als Burgward weiter genutzt wurde. Umstritten ist jedoch, ob mit dem castellum Trebista, welches 1007 erstmals urkundlich erwähnt wird, die Doberschauer Burg gemeint ist. Doberschau ist über Dobruš aus dem germanischen Wort dub-b-ian entstanden, dass "zum Ritter schlagen" heißt. Das dies auf einer Burg geschah, dürfte wohl so sicher sein, wie das Amen in der Kirche.


Die Ostroer Schanze
PaulT (Gunther Tschuch), Wikimedia Commons, CC-BY-SA-4.0

Ostrusna oder heute Ostro kann ebenfalls die Reste einer germanischen Befestigung vorweisen, die schon von den vorzeitlichen Lausitzern 2500 v. Chr. errichtet wurde. In spätgermanischer Zeit bauten die Vandalen die Anlage erneut zur Burg aus. Interessant ist dabei der angeblich "sorbische" Name Wotrow für Ostro. Die germanische Namensendung ow ist über owe auf Aue zu deuten. Wot bezieht sich dagegen auf den vandalischen Siegesgott Wotan (Wodan), womit Ostro als "Wotans Aue" gedeutet werden darf! . Mit einer Fläche von 2,5 ha war diese Großburg anscheinend der Hauptort der Milzener, bevor sie von Bautzen abgelöst wurde. Vom späteren Kamenz kommend wurde das umliegende Gebiet von den Trassenzügen der Via regia durchquert. Im 12. Jahrhundert hatte sich die Burg überlebt und war nicht mehr zu halten. Sie wurde durch eine 150 m südöstlich gelegene Turmhügelbefestigung abgelöst.


Primärquelle: Wikipedia
Doberschauer Schanze: Ralf Herold von www.goetterhand.de

Bautzen - Hauptort vandalischer Milzener


Der Name Bautzen stammt als Budisin aus der germanischen Sprache der Milzener

Erstmals wurde Bautzen im Jahr 1002 als civitas Budusin, Hauptort des vandalischen Stammes der Milzener, erwähnt.

Es gibt mehrere Deutungen dieses Namens. Einige Wissenschaftler gehen von der Bezeichnung „Bud“, „Bod“ oder „Budetzsch“ für „Grenzort“ aus. Eine andere verbreitete Variante besagt, dass die Siedlung nach dem Milzener Fürst Budissentius (bzw. Budestaus) benannt wurde, der sie im 9. Jahrhundert gegründet haben soll.

Der Name könnte jedoch auch vom weiblichen Personennamen Budiša für „die Weckerin“ oder von „Budy“ für „Hüttensiedlung“ abgeleitet sein. Eine Bautzener Sage berichtet hingegen, dass an der Stelle, wo heute Bautzen liegt, eine reisende schwangere Herzogin haltgemacht habe und überraschend ihr Kind zur Welt brachte. Der herbeieilende Gatte soll dann gefragt haben: „Bude syn?“ („Wird es ein Sohn?“).

Bis hinein ins 15. Jahrhundert sind in schriftlichen Dokumenten fast ausschließlich folgende Varianten der aus dem Sorbischen stammenden Bezeichnung Budissin zu finden: Bawdysen, Baudyssen, Paudescheyn, Baudissyn, Budessen, Baudissin, Bauwdiczen, Buditcynn und Bawdycyn.

Ab der Mitte des 15. Jahrhunderts wurden häufiger germanisierte Varianten verwendet, so namentlich Bucen (1450), Boytzen (1512), Pautzen (1519) und 1523 erstmals Bautzen. Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurden die so entstandenen Namen Budissin und Bautzen in der Bevölkerung parallel verwendet, wobei ausschließlich Budissin auch amtlich genutzt wurde. Am 3. Juni 1868 wurde Bautzen durch eine Sächsische Ministerialverordnung zum amtlichen Namen der Stadt.


Bautzen 1910

Schlußendlich kommt für Budisin nur eine germanische Etymologie in Frage: An der Spree gegründet, könnte dieser Ort zwar in einer Flussbiegung, dem "Spreebogen" entstanden sein, was das germanische Wort *buhti für Krümmung beschreiben könnte. Doch weil Budisin der erste Name ist und der Hauptort der Milzener war kommt nur eine Herleitung von *buda für Gebot in Frage, was sich konkret auf einen Versammlungsort dieses Stammes bezieht. Denn wie nannte man doch gleich eine solche Versammlung, wenn es sich bei den Männern um Krieger handelte? Richtig, Aufgebot! Im Germanischen Wörterbuch steht zwar "Versammlung aller Mitglieder einer Zunft", doch genau das lässt sich auch auf die Krieger der Milzener beziehen, die sich im Kriegsfall in ihrem Hauptort versammelten und von dort in den Kampf zogen. Das nachfolgende *sin steht dabei für alt, umfassend und komplett, womit letztlich das gesamte Heer der Milzener gemeint sein muss, inklusive den erfahrenen Veteranen.

Primärquelle: Wikipedia
Köbler, Germanisches Wörterbuch

Waren die Milzener oströmische Söldner?

Heinrich Kunstmann erwähnte über seine "Balkanslawen" eine interessante Theorie, wonach der kriegerische Hintergrund der Milzener in Einsätzen ihrer Vorfahren als oströmische Söldner wurzeln soll. Natürlich recherchierte im Sinn einer "balkanslawischen" Herkunft der Milzener, doch das was er darüber schrieb, lässt sich natürlich mit der ostslawischen Herkunft der Milzener verknüpfen, sei es als ostvandalische Sklavenen oder ostvandalische Anten.

Die sogenannten Milzane, Milzeni, Milzini oder Milzener, wie sie eingedeutscht heißen, galten für Kunstmann als Vorfahren der Obersorben, deren Hauptburg sich im früheren Bautzen als Budisin, Budissina oder Budissá befand. Ihr Land wurde fälschlich immer wieder Milsko genannt und soll im Westen an den Nišane und lemovischen Glomači gegrenzt haben. Östlich von ihnen befanden sich verschiedene schlesische Stämme vandalischer Herkunft. Setzt man die terra Milze der Dagome - ludex -Regeste vom Ende des 10. Jhds. mit dem Milzenerland gleich, dann wird dieses unmittelbar an das damalige Herzogtum Gnesen unter Dago Miseko grenzen.

Der Name der Milzener ist urkundlich verhältnismäßig früh und gut belegt:

um 850 Milzane (Geogr. Bav.); 968 Milczane; 971 Milzane; 992 (?) in terram Milze eta fine Milze recte in tra Oddere (Dagom.- lud. -Reg.);
1007 in pago Milzani, 1012/18 (zu 922 bzw. 932) Milzienos
zu 1000-1004 Milzinù Milzieni in Milzaniam , Miizinet, Milzanie (Ann. Saxo); zu 1003 Sclavos Milkianos (Ann. Quedl.), 1012/18 (zu 1000-1010) Milcini, Milzientos, Miltizieni, Milzeni.
Milcieni, Milzini, Milzienos (Thietm ar); 1071 in pago Milsca; 1086 Milcianorum (Gen. Pl.); 1091 in regione Milce; um 1125 Milcianorum (Gen. PI.); 1165 in pago Milzana u.a.

Die Erklärung dieses Ethnonyms beschäftigte die Gelehrten wenigstens seit Safarik, der an einen ״mächtigen" Stamm glaubte, dessen Sitze vor der Völkerwanderung irgendwo zwischen Tatra und Ostsee, wahrscheinlich an der Grenze zwischen Litauen und dem Warthe-Weichselland gelegen sein sollen. Der Name der Milzener - Safarik nennt sie Milčane - beruhe daher auf lit. milżinas für Riese, Hüne, Gigant. Koloss'. Von eben diesem ״mächtigen" Stamm leiteten sich dann sowohl die sorbischen Milzener als auch die bulgarischen Milci in Dakien, sowie Verbände mit ähnlich klingenden Mil- oder Mel-Namen in der Peloponnes ab. Als Burgname ist Milcany (Hospitz bei Leipa) seit der 2. Hälfte des 14. Jhds. auch für Nordböhmen belegt, wobei Profous an eine Übertragung aus der Oberlausitz denkt.


Ein Mauerrest der Burg Milcany bei Leipa in Nordböhmen - Ihr Name ist mindestens germanisch und könnte ebenfalls auf in Böhmen verbliebene Milzener zurückgehen
Marie Čcheidzeová, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-4.0

Man hat den Namen der Milzener einige Male auch zu mèl für "seichter, sandiger Ort gestellt", welche A nsicht erstmals Hey (1893) vertrat. Gegen eine Herleitung aus mèl hatte sich später der DDR-Slawist Eichler ausgesprochen, der richtig erkannte , daß alle Belege dieses Namens konsequent als mil wiedergeben wurden. Nach Eichler selbst konnte sogar nicht ausgeschlossen werden, dass ein älterer "vorslawischer" Name "umgestaltet" wurde" oder überhaupt ein ״vorslawischer Name” vorliegt. Nach Kunstmann soll jedoch eine hybride Bildung aus lateinisch milit- es und "slawisch - jane oder -éne vorliegen. Der Name der sorbischen Milzener soll deshalb auf "Slawen" zurückgehen, die vor ihrer Ansiedlung in Sachsen als militesa für (Fuß)Soldaten in oströmischen Diensten gestanden haben.

Ein besonderes Problem stellt nach Kunstmann der Name der Miloxi dar, die der Geographus Bavarus mit 67 Burggemeinden zwischen den Osterabtrezi (= ostherulische Obotriten) und den namentlich weiterhin unklaren Phesnuzi registriert, so dass keine auch nur annäherend plausible Lokalisierung möglich wäre. Lautlich sind die Miloxi besonders wegen des x -Lautes nur schwer mit den Milzenern in Einklang zu bringen. Die rätselhaften Miloxi erklärt Kunstmann etwas anders. Spätere, gewiß vulgärlateinische Nebenformen für miles sind die mehrmals bestätigten Bildungen milex und milis, von denen erstere eine auffallende Ähnlichkeit mit den Miloxi des Geographus Bavarus aufweist. Bedenkt man nun, daß der Geographus Bavarus, wie Bischoff gezeigt hat, im alemannischen Raum (Reichenau ?) entstanden oder abgeschrieben wurde, dann lässt sich nicht restlos ausschließen, dass auch unter den Miloxi des Geographus Bavarus Soldaten zu verstehen sind. Und wenn Kunstmann dann den Querschluss zugelassen hätte, das "mil" generell germanischer Herkunft ist und als *mili- für Soldat, Krieger und Kämpfer steht, hätte er dieses Ethnonym auch schlüssig erklären können.

Nicht irgendwelche "Slawen" dienten als Söldner bei den Langobarden und Oströmern, sondern ostvandalische Sclavenen und Anten. Darauf weist schon die Bezeichnung Sclavos Milkianos von 1003 hin. Es waren dabei stets angeworbene Freiwillige (milites voluntarii), die unter dem Kommando einheimischer Führer oder von Flüchtlingen gestanden hätten. Diese Söldner unter den Fahnen von Byzanz sollen sogar die ersten Christen unter den "Slawen" gewesen sein, denn Heiden duldete man im kaiserlichen Heer nicht mehr". Das erinnert jedoch an die Ostheruler in römischen Diensten, deren Herrscherkaste sich bereits im 5. Jahrhundert taufen ließen. Gleiches ist also auch bei den Ostvandalen an der oströmischen Grenze geschehen.


Kaiser Justinian - Unter seiner Herrschaft existierte 1600 Mann starker Reiterverband, denen neben Hunnen ostvandalische Sclavenen und Anten angehörten!

Besonders in byzantinischen Diensten haben es ostgermanische Führer zu hohem Ansehen gebracht, wie der Fall eines von Agathias erwähnten Anten zeigt, der sich in Reiteroperationen und Schiffsgefechten gegen die Perser hervorgetan haben soll. Die Anten gelten jedoch nach Schröcke als ostvandalischer Verband! Agathias weiß auch von einem Sclavenen namens Svarum, der an Kämpfen gegen die kaukasischen Misimianen beteiligt gewesen ist. Und laut Theophylaktos soll unter Kaiser Maurikios ein Sclavene Tatimir als Befehlshaber einer römischen Abteilung an der Donau vorgestanden haben, wo die meiste Zeit gegen Heruler gekämpft wurde. Diese wurden 602 geschlagen, worauf Maurikos den Ehrenname Herulicus erhielt. Schon unter Kaiser Justinian hat es sogar eine Art Reichstruppe gegeben (Stein, E. 1919, 120 ff.), die sich insbesondere in den Kämpfen um das von Goten eroberte Rom auszeichnete . In seiner Geschichte der Gotenkriege spricht Prokop von einer 1600 Mann starken Reitertruppe, die in der Mehrzahl aus Hunnen, Sklavenen und Anten bestand (Prokop I, Buch I,1 f.). Also wiederum ostvandalische Sklavenen und Anten und keine "Slawen"!

Laut Prokop (ebda. Buch III, 22, 3 ff.) wurden in Lukanien außerdem 300 Anten mit Erfahrung im Gebirgskampf gegen die Goten eingesetzt. Diese Erfahrung konnten die ostvandalischen Anten nur in den Karpaten gesammelt haben. Ostvandalische Krieger in byzantinischen Diensten sind nicht nur in frühbyzantinischer Zeit, sondern auch noch später die Regel, wie sich für das 9. und die folgenden Jahrhunderte zum Beispiel schon bei den warägischen Söldnern zeigt. Dass nur ostvandalische Söldner, die unter byzantinischen Fahnen standen ihre Berufsbezeichnung milites zu germanisch "mili-san" änderten und nach ihrer Entlassung und Abwanderung als Ausdruck ihrer Zusammengehörigkeit oder Herkunft verwendeten , ist sicher nachvollziehbar und auch erklärbar. Denn als Milzane wären sie in oströmischen Diensten in der Regel "Wachsoldaten" gewesen, wie etwa die Waräger-Garde in Konstantinopel. Der ostvandalische Reiterverband unter Justinian stellte vielleicht eine herausragende Ausnahme dar.


Primärquelle: Kunstmann, Beiträge zur Geschichte der Besiedlung Nord- und Mitteldeutschlands mit Balkanslaven