Der Winterkrieg im Jahr 1943

Die Ergebnisse zwischen Nordkap und Kaukasus Ende 1942 Anfang 1943 waren nicht besonders gut für die Wehrmacht ausgefallen. Im Frühjahr 1943 konnte die deutsche Armee an der Ostfront gerade noch 2,7 Millionen Mann ins Feld führen, etwa 500 000 Mann unter Planstärke. Zusätzlich hatten die Deutschen bei den Doppelkatastrophen in Stalingrad und Afrika den Waffen- und Ausrüstungsausstoß eines ganzen Jahres verloren.

Noch schlimmer war, dass der Zweifrontenkrieg sich nun immer bedrohlicher auf die Kriegführung an der Ostfront auswirkte. Auch das Versäumnis der Reichsführung, die deutsche Kriegswirtschaft ganz auf die Erfordernisse eines totalen Krieges hin zu mobilisieren, machte die strategische Stellung Deutschlands unnötig schwer. Moderne amerikanische Autoren stellen dann auch fest, wie knapp Deutschland 1942 im Osten davorstand, eine effektive Kontrolle über die riesigen wirtschaftlichen Ressourcen der westlichen und südlichen Sowjetunion zu errichten. Dadurch wäre das Dritte Reich in die Lage versetzt worden, nicht nur Europa weiter beherrschen zu können, sondern auch einen Weltkrieg gegen eine amerikanisch beherrschte Allianz von Nationen zu überstehen.


Die Division Großdeutschland im Februar 1943. Zu einer Zeit, wo sich noch Einheiten der Wehrmacht in der Ostukraine auf dem Rückzug befanden, stabilisierte die eingetroffene Division bei Woltschansk die Abwehrfront. Trotzdem sollte noch Charkow verloren gehen, bevor die deutsche Frühjahrsoffensive begann

Die Deutschen ließen dabei so viele Gelegenheiten ungenützt verstreichen und trafen so viele falsche Entscheidungen, die, wenn sie anders ausgegangen wären, die Lage immer noch zugunsten Deutschlands verändert hätten. An dieser Zusammenballung von Fehlern haben deutsche Hochverräter mitgewirkt und zwar schon vor Beginn des 2. Weltkrieges. Während so Deutschland im zweiten Jahr des Ostkrieges trotz eines hoffnungsvollen richtigen Ansatzes zur Errichtung einer Hegemonie des Reiches über den Kontinent alle Chancen verspielt hatte, konnten auch die Sowjets genauso wenig die Früchte ernten, die sich Stalin vorstellte. Insgesamt lief deshalb im Sinne der Westmächte alles nach Plan, die stärksten Kontinentmächte Europas begannen auszubluten.

Tatsächlich war die sowjetische Kampagne rund um Stalingrad im November/Dezember 1942 nur eine von vier Großoffensiven, die die deutsche Ostfront zertrümmern sollten. Statt rauschender Siege endeten alle, außer der Schlacht um Stalingrad, in brutalen Niederlagen, wobei selbst Stalingrad fast entsetzt worden wäre, wenn der von Verrätern der Schwarzen Kapelle beeinflusste von Manstein nicht eigenmächtig und im besten Momentum das Unternehmen Wintergewitter abgebrochen hätte.

Am Ende hatte die Rote Armee im Jahre 1942 die katastrophale Verlustrate von 133 Prozent erlitten. Damit hatte die Wehrmacht die nach der Katastrophe von 1941 wieder neu aufgestellte Rote Armee binnen eines Jahres beinahe eineinhalbmal zerstört. Der glänzende deutsche Sieg bei Charkow im März 1943 ließ beim sowjetischen Oberkommando deshalb alle Alarmglocken klingen. Zeigte die Rote Armee am 1. November 1942 noch eine Frontstärke von 6124000 Mann, konnte Stalin am 3. April 1943 nur noch 5792000 Mann aufbringen. Allein im Februar/März 1943 waren 500000 sowjetische Soldaten gefallen.

Voller Verzweiflung wandte sich Stalin wiederholt an die Westalliierten und beklagte sich, dass diese nicht genug zur Unterstützung der Sowjetunion täten. Am 15. März 1943 forderte der russische Führer so in einem Brief an den englischen Premierminister Churchill die unverzügliche Eröffnung einer Zweiten Front in Frankreich, um der Roten Armee Entlastung zu bringen. Vom Sieg bei Stalingrad war nicht mehr viel übrig! In der Zwischenzeit konnten die Deutschen die einsetzende Frühjahrs-Schlammperiode nutzen, um die Wehrmacht neu auszurüsten und umzugruppieren.

Hitler plante, Deutschlands Ostfrontarmeen im Jahre 1943 zur Defensive übergehen zu lassen. Zuvor sollten kleinere Offensivschläge die nötige Zeit zur Konsolidierung der deutschen Herrschaft über die Rohstoffe der Ukraine erkaufen. Die erste größte dieser geplanten Operationen sollte später als Unternehmen Zitadelle berühmt werden. Die frei werdenden Kräfte sollten zur Sicherung der Festung Europa im Süden genutzt werden. Damit stand die dritte deutsche Sommeroffensive vor der Tür. Allerdings waren die gezinkten Karten, die schon 1941 und 1942 Deutschlands möglichen Sieg verhindert hatten, immer noch im Spiel. Wie sehr die russische Seite inzwischen von deutschen Verrätern abhängig war, sollte sich bei der Schlacht um Charkow zeigen.[...]

Primärquelle: Georg, Verrat an der Ostfront II

Falschinformationen und unerwartete Hilfe: Von Mansteins großer Sieg bei Charkow und das russische Marne-Wunder


Charkow 1942 - Die Stadt wurde zu dieser Zeit von einer deutschen Kolonne durchquert, die durchgehend pferdebespannt war.

Als die regelmäßig wiederkehrende Schlammzeit Ende März 1943 die Ostfront vorerst lahm legte, hatte die deutsche Führung allen Grund aufzuatmen: Nach dem Debakel von Stalingrad war die Front im Osten wieder einigermaßen geschlossen und zudem wesentlich verkürzt worden. Ein militärisches Remis stand im Raum.

Die Kräfteverschiebung nach dem entscheidenden linken Flügel und die ebenso brillant geplante wie verwirklichte Gegenoffensive von Mansteins hatten die vier Monate zuvor bei Stalingrad ins Rollen gekommene sowjetische Lawine etwa in der gleichen Linie zum Stehen gebracht, aus der die Deutschen im Sommer zuvor in Richtung Kaukasus und Wolga angetreten waren. Als von Manstein Charkow am 15. März 1943 wieder eingenommen hatte und am 17. März Richtung Belgorod vorgestoßen war, vereinigte er sich mit dem Gegenschlag der Zweiten Armee im tiefen Rücken der russischen Zentralfront. Auf diese Weise vernichtete von Manstein nicht nur die russische 3. Panzerarmee der Woronesch-Front, sondern zerstörte auch die russische 69. Armee und gefährdete zugleich die 40. Armee. Am Ende hatte der deutsche Stratege nicht nur die Südwest- und Woronesch-Front zerschlagen, sondern auch die russische Südfront aufgerieben und eine tödliche Gefahr für die russische Zentralfront aufgebaut.


Wurde unter von Mansteins Führung wieder zurückerobert: die Großstadt Charkow

Auch spielte von Mansteins Gegenschlag eine entscheidende Rolle, um die letzten Angriffe der Roten Armee gegen die Heeres-gruppe Mitte und die Heeresgruppe Süd zum Halten zu bringen. Insgesamt waren 52 sowjetische Divisionen und Brigaden, darunter 25 Panzerbrigaden, am Ende von Mansteins Gegenschlag von der Lagenkarte des sowjetischen Hauptquartiers verschwunden. Der deutsche Gegenschlag hatte die Ostfront vor der gefährlichsten Bedrohung seit Juli 1941 bewahrt. Ein Unentschieden an der Ostfront wurde so immer wahrscheinlicher. Dabei waren Stalin und sein Oberkommando mitten im Siegeslauf, bevor sie zwischen dem 7. und 25. Februar 1943 verhängnisvolle Fehlentscheidungen trafen, die von Mansteins Falle zuschnappen ließen.

Tatsächlich deuten die letztlich verhängnisvollen Weisungen des sowjetischen Hauptquartiers Stawka an die Südfront vom 21. Februar sowie der Lagebericht der Südwest-Front vom 20. Februar 1943 in hohem Maße auf Informationen des sowjetischen Geheimdienstes hin, die für zuverlässig gehalten wurden. Dies ist eine Tatsache, die mehrfach aus der sowjetischen Memoirenliteratur sowie der offiziellen Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges hervorgeht. Hier kommt der geheimnisvolle Spionagering aus dem Führerhauptquartier ins Spiel. Stalins direkter Draht aus dem Führerhauptquartier läßt sich indirekt beweisen, indem man Geheiminformationen des Schweizer Generalstabs zu Hilfe nimmt, die vom Büro Hausamann stammten. Sie wurden mit Sicherheit vom sowjetischen Spion Rössler nach Moskau weitergeleitet.


Eine weitere Kampfszene aus Charkow im März 1943

So wurde in der Schweiz am 11. Februar gemeldet, dass die deutschen Truppen im Donez-Gebiet auf dem Rückzug seien. Nur starke Nachhuten würden stehen bleiben und notfalls geopfert werden. Nach der gleichen eidgenössischen Meldung hieß es: »Damit nimmt für die Deutschen die neue Katastrophe ihren Lauf. Die deutscherseits zu erwartenden Verluste werden die Verluste von Stalingrad weit übertreffen. Ein Abtransport von Vorräten auf dem Bahnweg über Gorlowka und über Stalino ist schon seit dem 12. Februar nicht mehr möglich; die Bahnlinien und Bahnhöfe sind verstopft und in chaotischer Verfassung.«

Am 17. Februar 1943 hieß es in dem Bericht 291 der Schweizer, der wohl ebenso nach Moskau gelangte: »Der Zweck des deutschen Widerstandes beschränkt sich jetzt nach dem russischen Durchbruch bei und westlich Krasnoarmejskoje (gemeint war der Durchbruch der Panzergruppe Popow) auf Sicherung des deutschen Rückzuges aus dem Donez-Becken, zunächst auf die Linie Njebognie-Asowsches Knie; im zweiten Sprung auf Linie Dnjepr-Knie-Berbjenz; im dritten Sprung auf den unteren Dnjepr.«

Und am 21. Februar 1943 hieß es im Bericht Nummer 307: »Die Folgen des Falles von Charkow und des Zusammensturzes der deutschen improvisierten Donez-Front werden im OKW als katastrophal gewertet. In Gefahr, abgeschnitten, im aussichtslosen Abwehrkampf zerschlagen, in fruchtlosen Gegenstößen aufgerieben oder von den nachstoßenden russischen Massen überholt und vernichtet zu werden, stehen seit 17. Februar die Verbände und Reste von mehr als 40 deutschen Divisionen. Zu diesen gehörte fast die Hälfte aller deutschen Panzertruppen und Panzer, die dem deutschen Heer und der Waffen-SS überhaupt noch verblieben sind.«

Diese Meldungen deckten sich vollständig mit den Weisungen, die Stalin damals an seine zweifelnden Oberbefehlshaber und an seine Heeresgruppen schicken ließ. Diese hatten inzwischen die deutschen Aufmarschbemühungen zum Gegenschlag entdeckt. Faszinierend ist, warum der Spionagering so irreführende Nachrichten geliefert hatte. Er, der sonst immer so gut aus der Wolfschanze und aus dem Mauerwald sowie aus der Reichskanzlei berichten konnte? Der Schriftsteller Paul Carell hat schon 1966 zu diesem Punkt klare Tatsachen ermitteln können: Während der Frühjahrsschlacht zwischen Donez und Dnjepr wurden die deutschen taktischen und auch operativen Entscheidungen weitgehend in von Mansteins Gefechtsstand in Russland gefällt, und nicht im Führerhauptquartier, wo des Spionagerings Drähte endeten. Hitler war zu jener Zeit in den entscheidenden Tagen auch nicht im Führerhauptquartier in Ostpreußen, sondern mit einem kleinen Stab in Winniza.


Von Manstein hatte im Frühjahr 1943 seinen größten Sieg eingefahren und nach seiner Vorstellung wäre die Schlacht bereits unmittelbar danach Richtung Bjelgorord und Kursk forstgesetzt worden, mitten hinein in die vorgeschobene russische Zentralfront. Der einzige, der das verhinderte war von Kluge, der deutschen Verräterkreisen angehörte

Während er sich dort mit von Manstein beratschlagte, war das Hauptpersonal des deutschen Oberkommandos und des Führerhauptquartiers in Ostpreußen zurückgeblieben - wohl auch der Spionagering und seine Informanten! Alles, was die Verräter zur Verfügung hatten, waren die pessimistischen Auslegungen der Lage, denen sich die hohen Stabsoffiziere in Ostpreußen hingaben, weit weg vom Schlachtfeld bei Charkow und fern vom Führer. Die Informationen des Spionagerings bestätigten auf verhängnisvolle Weise für die Rote Armee Stalins Vorstellungen und Wunschdenken vom Zustand der Wehrmacht, und er handelte danach. Man sieht daraus, so Carell, wie nahe Glanz und Elend des Verrats dicht beieinander lagen! Schon wenige Wochen später machten die Spione ihre Fehler wieder wett. Hier haben wir den Ereignissen auch etwas vorgegriffen, aber im März 1943 legten die Deutschen den Grundstein zum Verhängnis des Unternehmens Zitadelle im Juli 1943.


Günther von Kluge 1941 an der Ostfront. Henning von Tresckow, sein Erster Generalstabsoffizier, bemühte sich Anfang März 1943 um von Kluge zum Widerstand gegen Hitler zu überreden. Er hätte nur "geringen Erfolg" gehabt, seine Weigerung für von Mansteins Angriff, gehörte jedoch sicher mit zu diesen "Erfolgen". Denn hätte er zugestimmt, hätte es im Sommer keine Schlacht um Kursk gegeben, sie wäre längst wieder unter Kontrolle der Deutschen gewesen

Tatsächlich hatte von Manstein schon in den ersten Märztagen vorgeschlagen, einen Zangenangriff von Süden und Norden gegen den Kursker Balkon zu führen, in dem ein halbes Dutzend sowjetischer Armeen standen. Die Voraussetzungen für einen solchen Vernichtungsschlag schienen besonders günstig, nachdem auch die Lage am Südflügel der Heeresgruppe Mitte zugunsten der Deutschen bereinigt worden war. Wenn die Deutschen nun diese Lage nutzten und von Charkow weiter nach Norden stoßen würden, wären die Folgen nicht abzusehen. Dann wären nicht nur Bjelgorod verloren und Kursk kaum zu verteidigen gewesen, sondern auch der Rücken der weit nach Westen vorgestaffelten russischen Heeresgruppe Zentralfront entblößt. Ihre fünf Armeen hätten in der Luft gehangen, und bei einem Zangenangriff von Kursk und Orel aus wären sie in ihrer damaligen Lage untergegangen.

Die russische Lage war so verzweifelt, dass Stalin selbst die bei Stalingrad zur Auffrischung liegenden ehemaligen Stalingradkämpfer nach Westen befahl, um die schlimme Lage zu retten. Desweiteren wurde alles aus dem Hohen Norden bei Murmansk abgezogen, was nur irgendwie möglich war, und dort ein enormes Risiko eingegangen. Stalin ließ bei seinen Westverbündeten dringend um die Eröffnung der lange versprochenen Zweiten Front anklopfen, wozu diese aber - selbst wenn sie gewollt hatten - nicht in der Lage waren. Als von Manstein aber am 14. März versuchte, von Kluge zum chancenreichen Angriff zu überreden, weigerte sich dieser kategorisch, indem er die Armeen seiner Heeresgruppe Mitte nach den vorangegangen Kämpfen für »ruhebedürftig« erklärte. Der wahrscheinlich sichere Vernichtungsschlag unterblieb. Eine von mehreren fragwürdigen Handlungen des Feldmarschalls, die russischen Interessen nutzten! Von Kluge war der einzige Heeresgruppenbefehlshaber, der sich zu Militärwiderstand und Verschwörung hatte bekehren lassen.

Primärquelle: Georg, Verrat an der Ostfront II

Murmansk - Die verpasste Eroberung im Frühjahr 1943

Eines der großen Versäumnisse des deutschen Ostheeres war es, den Eismeer-Hafen von Murmansk auf der Halbinsel Kola nie erobert zu haben. Am 22. September 1941 hatte die deutsche Lappland-Armee ihren wiederholten Versuch aufgeben müssen, den Fluß Liza zu überschreiten. Von da an blieb die Front im hohen Norden bis zum Sommer 1944 relativ stabil und unbeweglich. Dies bedeutete, dass der Hafen von Murmansk ein wichtiger Angelpunkt der westalliierten Hilfslieferungen bei den Sowjets verblieb. Tatsächlich liefen über Murmansk ein Viertel aller sogenannten Lend-Lease-Güter. Zwar ging die Mehrheit der Lieferungen über die Pazifikroute an die Sowjets, aus Neutralitätsgründen (zwischen Russland und Japan herrschte ein Nichtangriffspakt) handelte es sich dort aber nur um Zivilgüter. So bekam Russland fast alle der während des Krieges gelieferten 22800 Panzerfahrzeuge, 321700 LKW sowie 78000 Jeeps und 20000 Flugzeuge über die Eismeerroute im Rahmen des Pacht- und Leihvertrages. Auch wenn sich um die über Geleitzüge nach Osten laufenden Materiallieferungen jahrelang erbitterte Luft- und Seeschlachten entwickelten, gelang es den Alliierten doch, mit der durchgekommenen Fracht die russische Kriegsmaschinerie entscheidend zu stützen.


Murmansk nach einem deutschen Luftangriff im Jahr 1943 - Ausgerechnet nach der verlorenen Schlacht von Stalingrad ergab sich für die Deutschen in diesem Jahr die größte Chance diesen Hafen zu erobern

Dies wirkte sich besonders in den Jahren nach Stalingrad aus, als sich die Sowjets vor allem auf die von den Verbündeten gelieferte Motorisierung stützen konnten. Ihre Wirkung war so bedeutend, dass der Vorstoß der Roten Armee durch Osteuropa nach Meinung moderner Forscher ohne US-, englisches oder kanadisches Material kaum möglich gewesen wäre. Auch für die direkte sowjetische Kriegführung war die se Hilfe wichtig. So stammten von den im Juli 1943 bei Kursk abgeschossenen Panzern der Roten Armee 20 Prozent aus den USA. Dazu blieben beim Unternehmen Zitadelle Unmengen an zerstörten Churchill-, Stuart und Valentin-Panzern auf den Schlachtfeldern.

Auch bei den Kämpfen in Ungarn 1944/45 spielten später Lend-Lease- Sherman-Panzer auf Seiten der Russen die Rolle eines wichtigen Lückenbüßers. Nachdem es der deutschen Luftwaffe nie gelungen war, trotz erbitterter Angriffe mit Stukas, Zerstörern und Horizontalbombern die Eisenbahnlinien von Murmansk in das russische Hinterland wirksam zu unterbrechen, hätte nur eine Bodenoffensive die für das Dritte Reich so gefährliche alliierte Hilfe abriegeln können - dies um so mehr, als an der Eismeerfront im hohen Norden 190 000 deutsche Soldaten gebunden waren, die an anderer Stelle der Ostfront dringend gebraucht worden wären.


General Dietl (links) in Lappland - Seine 20. Gebirgsarmee hatte im Frühsommer die Chance die von den Sowjets entblößte Karelienfront zu durchbrechen und mindestens das eisfreie Murmansk zu erobern. Das OKW war dagegen...

Diese Chance zur Bereinigung der Lage hatte auch 1943 bestanden! Die Rote Armee nach der Frühjahrskatastrophe 43' notgedrungenermaßen alle irgendwie entbehrlichen Kräfte aus dem hohen Norden ab, da sich im Bereich Charkow-Kursk-Orel sowie im Süden der Ostfront die Entscheidung des Gesamtfeldzuges anbahnte. Dies war dem deutschen Lappland-Heer nicht unverborgen geblieben. Sorgfältig gesammelte Ergebnisse von Späh- und Stoßtrupps, sowie der Fernaufklärung aus der Luft hatten eindeutig ergeben, dass die Sowjets hier stärkere Kräfte abgezogen hatten. Dies waren in keiner Weise Anzeichen für einen von wesentlichen Teilen des Wehrmachtführungsstabs hartnäckig behaupteten neuen russischen Angriffsversuch.

Diese angeblichen Angriffsabsichten waren geschickt durch Falschmeldungen russischer Sender ausgestreut worden, um den Abzug deutscher Truppen aus dem hohen Norden und ihre Zuführung an die Brennpunkte des Krieges im Osten zu verhindern. Wieder kommt die Frage auf, ob man sich beim deutschen Oberkommando hier täuschte, weil man sich täuschen lassen wollte. In Kreisen seiner Offiziere äußerte sich General Dietl zu diesen falschen Befürchtungen des deutschen Hauptquartiers so: »Mit einem Angriff auf Skandinavien ist in keinem Falle zu rechnen.«

Auch die Abwehr des Admirals Canaris war keine Hilfe bei der Wahrheitsfindung. Die deutschen Abwehroffiziere in Finnland unter Fregattenkapitän Alexander Cellarius lieferten nach finnischen Angaben außer Arroganz nur verheerende Leistungen ab und fielen bei ihrer Beurteilung der Feindlage voll auf die sowjetische Fehlinformation herein. Weil sie wider besseren Wissens hereinfallen wollten? Tatsächlich hatte Finnland damals im Sommer 1943 350 000 Mann unter Waffen, und die 20. deutsche Gebirgsarmee unter Generaloberst Dietl verfügte etwa über weitere 190000 Mann. Damit lag die Kräfteverteilung im Sommer 1943 in diesem Raum 2:1 zugunsten der deutsch-finnischen Truppen. Diese befanden sich in bester Verfassung und waren für einen letzten großen Generalangriff bereit. Ihr Angriff hätte wohl mit einiger Sicherheit zur Gewinnung der großen russischen Eismeerhäfen und damit zur Abschnürung Stalins von seinen lebenswichtigen westalliierten Lend-Lease-Lieferungen geführt. Dass hätte wiederum die Möglichkeiten der Roten Armee stark eingeschränkt und hätte auf jeden Fall den Ostkrieg so verlängert, dass sich der gesamte Kriegsverlauf veränderte.

Zu jenem Zeitpunkt hätten die Russen vom Süd- und Mittelteil der Ostfront keinerlei Truppen abziehen können, so dass diese Offensive ungleich erfolgversprechender war als der erste, schlecht ausgegangene deutsch-finnische Versuch vom Sommer 1941. Und dort hatte ja sogar die noch neutrale USA politisch durch ihren Botschafter eingegriffen, um die Angriffe der Finnen auf die Murmanbahn zu stoppen. Die wahren Gründe, warum dieser Angriff im Jahr Frühsommer 1943 nicht stattfand, sind interessant. Bereits im März 1943 wurde die Möglichkeit einer deutsch-finnischen Offensive mit den Finnen besprochen. Feldmarschall Mannerheim wollte jedoch nicht seine Truppen für einen Angriff antreten lassen, noch immer war Leningrad nicht genommen, die wichtigste finnische Bedingung bis dahin, dass das finnische Heer wieder zur Offensive übergegangen wäre. Doch inzwischen hatte sich einiges verändert. Finnische oppositionelle Zirkel waren dabei bei, mit den Russen Verhandlungen über einen Friedensschluss aufzunehmen, die man damit nicht gefährden wollte.


Links Generalleutnant Andreas Nielsen - Nach ihm wäre eine deutsche Offensive gegen Murmansk und die Murmanbahn erfolgreich gewesen

Während die Finnen sich weigerten, bei dieser Offensive mitzumachen, versäumte es die deutsche oberste Führung, diesen Waffengang allein durchzuführen, wobei eine solche Solo-Aktion ebenfalls einen Sieg versprach. Gut informierte Fachleute wie Generalleutnant Andreas Nielsen, Chef des Stabes der Luftflotte 5 im Nordraum, waren dann auch der Überzeugung, dass ein solcher Angriff auf die Eismeerhäfen erfolgreich durchgeführt werden könnte. Voller Angst vor einer angeblich existierenden russischen Übermacht lehnte das OKW aber ab. So stellte sich das Jahr 1943 an der arktischen Front als das Jahr der mutwillig verlorenen Chancen des Kriegs im hohen Norden dar.

General Dietls Vorschlag, in Anbetracht des Verzichts auf eine eigene deutsche Offensive wenigstens die überzähligen deutschen Truppen der Lappland-Armee an die wirklich gefährdeten Abschnitte der Ostfront abzuziehen, wurde genauso kategorisch abgelehnt. In völliger Verkennung der Sachlage stellte der Chef des Wehrmachtführungsstabes, Alfred Jodl, fest: »Ein Abzug von Kräften aus Finnland kommt nicht in Frage, da das Gebirgs-AOK 20 bei einem feindlichen Großangriff ganz auf seine eigenen geringen Reserven angewiesen ist. . .« Lediglich für den Fall eines Abfalls von Finnland sollten Rückzugspläne aus Lappland vorbereitet werden. So kam es, dass 190000 voll kampffähiger und motivierter Soldaten der 20. deutschen Gebirgsarmee trotz fehlender russischer Bedrohung weiter unnütz Wache im hohen Norden schieben mussten, während die Materiallieferungen der Westalliierten weitergingen. Erst im Jahre 1944 begannen die Sowjets ihre Truppen im hohen Norden entscheidend zu verstärken, um die deutschen Armeen anzugreifen. Dies erfolgte jedoch erst im Zusammenhang mit dem Kriegsaustritt Finnlands. Auch wurde der echte russische Aufmarsch von den Soldaten Dietls schon Monate vorher genau beobachtet, so dass sich diese auf ihren rechtzeitigen Rückzug erfolgreich vorbereiten konnten.

Primärquelle: Georg, Verrat an der Ostfront II

Kursk - Die verratene Schicksalsschlacht

Eine deutsche Überraschung hätte das Ende der Roten Armee bedeuten können oder: Warum war der Verrat von Kursk für die Russen so wichtig? 1941 war die Wehrmacht noch zur Generaloffensive von Finnland bis zum Schwarzen Meer angetreten. Ein Jahr später reichte es nur zu einem Angriff im Südteil. Im Frühjahr 1943 standen die sowjetischen Generale vor einem schwierigen Problem. Zweimal schon, während der Sommerschlachten 1941 und 1942, hatten sie sich im Hinblick auf Schwerpunkt und Stoßrichtung des deutschen Angriffs verkalkuliert. Die Folgen waren existenzgefährdend für Russland. Ein weiteres Mal durften sie sich nicht mehr täuschen. Dahinter steckte die brutale Wahrheit, dass das zweite Kriegsjahr die Sowjetunion keineswegs weniger Menschenleben gekostet hatte als die kritischen ersten zehn Monate nach Beginn des Unternehmens Barbarossas.


Deutsche Panther für das Unternehmen "Zitadelle"
Bundesarchiv, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-3.0-DE

Aus den verfügbaren Geheimdienst- und Verratsinformationen war für Stalins Führungsmannschaft zu erkennen, dass die deutsche Wehrmacht im Frühjahr 1943 zu einer groß angelegten Generaloffensive nicht mehr in der Lage war. Eine Sommerschlacht wie in den Vorjahren stand trotzdem zu erwarten. Noch gefährlicher wurde die Lage, weil die Tanks der Roten Armee 1943 erstmals technisch den deutschen Panzern PZ IV lang, Tiger, Panther und Ferdinand deutlich unterlegen waren. Es stand zu befürchten, dass den gepanzerten Stoßtruppen Stalins unter ungünstigen Umständen auch nach Stalingrad erneut wie 1941 die Vernichtung drohte. Die sowjetischen Streitkräfte brauchten deshalb vor allen Dingen zwei Informationen: Wo und wann würden die Deutschen zuschlagen? Abhilfe war in Sicht!

Am 1. Juli 1943 empfing Hitler alle Armeeführer der Ostfront sowie die am Unternehmen Zitadelle beteiligten kommandierenden Generale in seinem Teehaus auf dem Oberberghof und erklärte ihnen: »Ich habe entschieden, den Angriffstermin für Zitadelle auf den 5. Juli festzusetzen.« Schon in den letzten Stunden jenes Tages erhielt der sowjetische Nachrichtendienst die unmissverständliche Nachricht, dass die Deutschen bei Kursk nun kommen würden. Die Verwaltung Aufklärung teilte dem Generalstab der Roten Armee in der Nacht zum 2. Juli mit, es sei sicher, dass der Gegner in den nächsten Tagen, spätestens aber am 6. Juli, zum Angriff übergehen werde. Am selben 2. Juli 1943 rief Generalleutnant Nikita Chruschtschow, der spätere Staats- und Parteiführer der Sowjetunion, in einer Blockhütte bei dem Dorf Sorinskoje Dwory unweit von Kursk die Kommandeure der Woronesch-Front zusammen und verkündete: »Die Faschisten greifen zwischen dem 3. und dem 5. Juli an. Das ist keine Vermutung. Wir wissen es.«

Tatsächlich begann dann am 5. Juli 1943 die von Hitler unter strengster Geheimhaltung befohlene große Operation Unternehmen Zitadelle. Die Frage entsteht, wie die Sowjets von Deutschlands Aufmarsch bis hin zum genauen Angriffstermin Kenntnis bekamen und ob die Deutschen nicht sogar wussten, dass ihr geheimer Plan längst Stalin bekannt war. Es waren nicht die russischen Spionagesender der Roten Drei in der Schweiz oder Ultra, die dem sowjetischen Oberkommando den ersten Hinweis auf den geplanten deutschen Angriff gaben. Am 13. März 1943 hatte Hitler seinen »Operationsbefehl Nummer 5« unterzeichnet, also schon zehn Tage vor dem Ende der deutschen Gegenoffensive bei Charkow. Hitler hatte darin den formellen Schluss verkündet, künftig eine begrenzte Offensivoperation durch die Heeresgruppen Mitte und Süd zu starten, um die Kursker Frontausbuchtung zu zerstören. Der Angriff bekam den Namen Zitadelle. Aber schon bevor Hitler am 15. April 1943 den ergänzten »Operationsbefehl Nummer 6« dazu herausgab, kannte Moskau seine Absichten.


Jan Nalepka, der slowakische Verräter des Unternehmens "Zitadelle"

Das sowjetische Oberkommando erhielt diese Erstinformationen, wie gesagt, nicht von der Roten Drei oder Ultra, sondern vom Stabschef des 101. Slowakischen Regiments, Jan Nalepka. Sein slowakisches Regiment war seit 1942 in der deutschen Front südwestlich von Minsk vor den Eisenbahnknotenpunkten zur Sicherung der Verbindungswege eingesetzt. Nalepka hatte Kontakt zu sowjetischen Partisanen gesucht und bekam sie zum Partisanenverband Saburow, der im südwestlichen Gebiet zwischen Weissrußland und der Ukraine operierte. Der Stabschef hatte einen sowjetischen Verbindungsmann namens Labrew. Alexander N. Saburow berichtete später über die Einzelheiten des Verrats: »Labrew brachte Informationen von Nalepka, die unseren Stab zwangen, die ganze Nacht hindurch angestrengt zu arbeiten. Er hatte uns Angaben zur neuen Offensive des Gegners an der sowjetisch-deutschen Front mitgeteilt. Sie trug den Decknamen Zitadelle.« Saburow ließ in der Nacht zum 29. März 1943 Nalepkas Materialien nach Moskau funken. Dabei hatte es sich vorwiegend um Dokumente aus dem Stab der Heeresgruppe Mitte gehandelt, die von Kluge befehligte. Unter diesen Papieren befanden sich nicht nur eine Lagebeurteilung im Hinterland der Heeresgruppe Mitte, sondern auch eine Weisung über einzuleitende Maßnahmen im Zusammenhang mit der vorgesehenen Sommeroffensive Unternehmen Zitadelle.

Wie wichtig diese Informationen für das sowjetische Oberkommando waren, geht daraus hervor, dass das russische Hauptquartier sofort mit einem Funkspruch reagierte und Saburow anwies, die Quelle, die diese Nachricht zum Unternehmen Zitadelle über gegeben hatte, für eine staatliche Auszeichnung vorzuschlagen. Jan Nalepka, der 1943 starb, wurde als einziger Slowake - post-hum zum »Helden der Sowjetunion«. Im Jahre 2004 beförderte ihn der slowakische Präsident ebenfalls posthum zum Brigadegeneral. Interessant dürfte sein, wie und durch wen die Informationen aus dem Stab der Heeresgruppe Mitte zum Stabschef des 101. slowakischen Regiments so zeitnah kamen.

Primärquelle: Georg, Verrat an der Ostfront II

Statt Überraschung die größten Abwehrfront der Sowjets als Falle


Hitler in Rastenburg im Winter 1942/43- Hier reifte der Plan, den Kursker Frontbogen zu zerschlagen, ein Plan B existierte offensichtlich nicht, und wenn doch, hatte er keine Relevanz

Am 15. April 1943 betonte Hitler seinen Operationsbefehl Nummer 6 für das Unternehmen Zitadelle: »Ich habe mich entschlossen, sobald es die Wetterlage zulässt, als ersten der diesjährigen Angriffsschläge den Angriff Zitadelle zu führen. Diesem Angriff kommt daher ausschlaggebende Bedeutung zu. Deshalb sind alle Vorbereitungen mit größter Umsicht und Tatkraft durchzuführen. Die besten Verbände, die besten Waffen, die besten Führer, große Munitionsmengen sind an Schwerpunkten anzusetzen. Der Sieg von Kursk muss für die Welt wie ein Fanal wirken. Es kommt darauf an, das Überraschungsmoment weitgehend zu wahren und den Gegner vor allem über den Zeitpunkt des Angriffs im Unklaren zu lassen. Zu Geheimhaltung sind nur die unbedingt notwendigen Persönlichkeiten in die Absicht einzuweisen. Es muss auf jeden Fall erreicht werden, dass nicht wieder durch Unvorsichtigkeit und Nachlässigkeit etwas von den Absichten verraten wird.«

Als Hitler diesen Befehl gab, kannte Moskau bereits seine Pläne!

Die Rote Armee war im Begriff, in Kursk die größte und am besten vorbereitete Schlacht ihrer Geschichte zu schlagen. Der dortige Verteidigungsraum der Roten Armee wurde in einer Tiefe und mit einer Gründlichkeit hergerichtet, wie es den sowjetischen Truppen bisher nicht möglich gewesen war. Die Generale Watutin und Rokossowski zwängten sieben Armeen in die Kursker Ausbuchtung. Die Verteidigung im Innern des Frontbogens war in sechs Linien gestaffelt, zwei weitere wurden vor die Reservearmeen gelegt. Ungefähr 4800 km Gräben wurden in einer Tiefe von 300 km eingezogen. Zehntausende Kilometer Stacheldraht gelegt, Panzerhindernisse gebaut.


Deutsche Soldaten in Sommeruniformen im Winter 1941/42 in Kursk...

Tausende von Kanonen und Mörserpositionen stellten die höchste Artilleriekonzentrationen dar, die die Welt bis dahin gesehen hatte. Wohl am folgenschwersten war, dass General Shukow etwa eine Million Landminen verlegen ließ. Des weiteren hatte man Flüsse gestaut, um deutsche Panzer durch Öffnen der Dämme in Wassermassen einschließen zu können, und 150 Feldflugplätze angelegt. Als alle vorbereitenden Arbeiten abgeschlossen waren, warteten 1336 000 Mann, 3444 Panzer, 2900 Flugzeuge und 19000 Artilleriegeschütze auf die deutschen Angreifer.

Ein Offizier der Tigerabteilung 503 schrieb dazu später: »Die Sowjets hatten ein Verteidigungssystem errichtet, dessen Tiefenausdehnung für uns unvorstellbar war.« Überraschung sieht anders aus! Obwohl die Rote Armee vorher und nachher nie mehr eine so gründliche Vorbereitung auf eine Operation vornehmen konnte, unterlief ihr ein beinahe tödlicher Fehler. So hatte man bei der Verteilung der deutschen Kräfte den Schwerpunkt des deutschen Angriffs im Norden des Kursker Frontabschnittes bei der Heeresgruppe Mitte erwartet und die Abwehrmaßnahmen entsprechend konzentriert. Von Kluges Divisionen stießen so auf Feuergassen, die zufällig genau an ihren Stoßrichtungen errichtet waren. Die Minenfelder im Norden besaßen über 60 Kilometer Tiefe. Tatsächlich waren aber die Truppen der Wehrmacht im Süden der Kursker Ausbuchtung weit gefährlicher und stärker. Generaloberst Hermann Hoths 4. Panzerarmee gelang später dort um ein Haar ein Durchbruch durch das Verteidigungssystem.

Hatte sich die russische Führung auf falsche Informationen verlassen? Noch bevor Hitler am 15. April 1943 im Rahmen seines Operationsbefehls Nummer 6 Unternehmen Zitadelle als ersten von mehreren geplanten Angriffsschlägen befahl, nannte der russische General Shukow schon am 12. April 1943 Kursk als wahrscheinlichstes Ziel der deutschen Sommeroffensive. Entsprechende Verteidigungspläne waren in Auftrag gegeben. Eine unglaubliche Vielzahl von Verratsquellen und die westalliierte Funkaufklärung (Ultra) trugen dazu bei, dass die Russen über die deutschen Pläne bei Kursk schneller und besser informiert waren als die meisten Frontkommandeure der Wehrmacht. Hauptquelle für diese entscheidenden Informationen waren neben der englischen Funkaufklärung Ultra der Verrat aus der Schweiz. Die sogenannten Roten Drei hatten von dort im April 1943 die wesentlichsten Inhalte der Aufmarschpläne der Deutschen, wie sie in Rastenburg und Berchtesgaden verkündet worden waren, an die Führung in Moskau weitergeleitet. Schon die Erstfassung des Wehrmachtführungsstabs wurde umgehend nach Moskau geschickt. Shukows angeblicher Instinkt ist damit geklärt.


Kursk im Februar 1943, die Sowjets rollen durch die Stadt. Fast ein halbes Jahr später wollte die Wehrmacht diese Stadt wieder zurückerobern. Stadt und Umland hatten die Sowjets festungsmäßig ausgebaut, sie wussten wo die Deutschen angreifen wollten

Allerdings wurden Stalins Planer dann Opfer von Überinformation über die deutschen Absichten: Meinungsverschiedenheiten in der deutschen Führung hatten für ein mehrmaliges Vertagen des Angriffstermins auf Kursk gesorgt. So kam schon am 20. April 1943 aus dem Netz der Roten Drei die Information, dass der Termin des ursprünglich für die erste Maiwoche geplanten Angriffs auf Kursk verschoben wurde. 14 Tage später meldeten die Agenten aus der Schweiz als neueste Nachricht aus dem Führerhauptquartier, der Beginn der deutschen Offensive solle am 12. Juni 1943 stattfinden. Wieder umsonst! Die nicht endenden Verschiebungen des deutschen Angriffstermins hatten auf russischer Seite für große Verwirrung gesorgt. Immer wurden die Soldaten der Roten Armee in Alarmbereitschaft versetzt, jedes Mal passierte nichts.

Stalin führte diese wiederholten Verzögerungen des Angriffs schließlich auf dunkle Motive zurück und äußerte zunehmend Zweifel an den wahren deutschen Absichten. Ende Juni 1943 war aber auch Stalin dann überzeugt, dass Hitler bei Kursk angreifen lassen würde. Die Verratsinformationen waren einfach zu genau! Die deutsche Luft- und Funkaufklärung hatte ihrerseits bald entdeckt, dass sich die Russen im geplanten Angriffsabschnitt bei Kursk in größtem Umfang auf den angeblich geheimen deutschen Großangriff vorbereiteten. Immer mehr Verantwortlichen wurde klar, dass der Gegner auf die Wehrmacht wartete!

Primärquelle: Georg, Verrat an der Ostfront II

Die sinnlosen Verwirrspielchen um den Angriffsbeginn

Wenn man eine Chance auf Erfolg trotzdem wahren wollte, sah man deutscherseits die einzige Chance darin, die Russen über die eigenen Absichten und besonders über den geplanten Angriffstermin möglichst lange im unklaren zu lassen.
So ließ der Kommandeur der 9. Armee, General Model, Panzermanöver in Deutschland auf Tonband aufnehmen, um die Bänder dann mit starken Lautsprechern in der Nähe der sowjetischen Linien in Waldgebieten vorzuspielen. Ziel war, der Roten Armee den falschen Eindruck über den wirklichen Aufenthalt der deutschen Panzertruppen zu geben.

Auch wurden die Luftwaffeneinheiten bis zum letzten Moment in anderen Sektoren der Ostfront zurückgehalten. So sollten die erste Fliegerdivision des Luftwaffenkommandos Ost (Luftflotte 6) im Norden und das 8. Fliegerkorps der Luftflotte 4 im Süden als Hauptverstärkung erst am Vorabend des Angriffs auf ihre neuen Einsatzflugplätze um Kursk verlegen. Am wichtigsten war für die russischen Planer nun das genaue Datum des deutschen Angriffs. Was hatte man ihnen nicht alles schon aus bisher zuverlässigen Quellen genannt: den 3. Mai, 16. und 26. Mai und den 12. Juni, alles Termine, an denen der Angriff in der Tat ja vorgesehen war.


Erich von Manstein am 3. Juli 1943 in Bukarest bei Antonescu

Die Deutschen sahen nun ihre Chance und versuchten, die Sowjets wenigstens durch Desinformationen in die Irre zu führen, dass Zitadelle aufgeschoben worden sei. Diese Falschmeldungen liefen über die englischen Ultra-Funkentzifferungen sowie über die sogenannte Rote Kapelle in der Schweiz nach Moskau. Am 27. Juni 1943 fielen die sowjetischen Spionagecenter in der Schweiz gar auf frechere Falschmeldungen herein, die auf Befehl von Generaloberst Alfred Jodl verbreitet wurden. Danach würden die deutschen Maßnahmen im Kursker Bereich nun nicht mehr zum Angriff dienen, sondern nur noch zur Vorbereitung einer Gegenoffensive für die aus dem Kursker Bogen erwarteten sowjetischen Angriffe.

Als Höhepunkt der deutschen Desinformationsversuche wurde General von Manstein, der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd, am 1. Juli 1943 gar zu einem mehrtägigen Besuch in Bukarest erwartet. Die Landung von Mansteins in Bukarest wurde dann auch sofort von Agenten in der Hauptstadt dem sowjetischen Oberkommando in Moskau gemeldet. Nach seiner Landung sollte von Manstein aber sofort nach Rastenburg weiterfliegen, um nach vollendeter Konferenz aus Ostpreußen wieder in Rumänien aufzutreten. Nach außen schien alles zu funktionieren. Der ausgeklügelte Täuschungsplan war jedoch genauso wie die vorherigen Desinformationsversuche am Ende sinnlos, da die Sowjets noch in der gleichen Nacht von Hitlers Angriffsentschluss im ostpreußischen Hauptquartier informiert wurden. Und egal was man noch hätte tun können, die Abwehrfront der Sowjets blieb davon unbeeindruckt, es ging nur noch um das "Wann" und nicht mehr, ob Zitadelle generell abgesagt wurde. Und das stand in der Tat im Raum, Mitte Mai wurde im Führerhauptquartier erwogen Zitadelle aufzugeben und sechs Panzerdivisionen nach Italien und den Balkan zu verlegen. Letztlich blieben sie doch an der Ostfront und hätten von Manstein bei eigener Absage von Zitadelle ihm das Zerschlagen der Sowjet-Offensive aus der Nachhand ermöglicht. Und genau das hätte auch funktioniert, denn die russischen Befestigungen bei Kursk wären damit umsonst errichtet worden. Ein anderer Plan Hitlers den Kursker Bogen direkt aus westlicher Richtung aufzubrechen verwarf der Generalstab, man hätte erneut aufwendig umgruppieren müssen.

Zwei weitere Angriffe (Unternehmen Habicht und Unternehmen Panther), die vor Zitadelle über den Donez Richtung Lissitschansk-Kupjansk-Woltschansk geführt werden sollten, wurden bereits im April wegen Kräftemangels abgesagt. Möglicherweise war das zu kurzsichtig, denn das hätte die Sowjets mehr überrascht als Zitadelle und einen völlig anderen Ablauf zur Folge gehabt. In Verbund einer tatsächlichen Lappland-Offensive hätte das den Sowjets vor Augen geführt, dass Zitadelle nur ein Phantomprodukt des deutschen Generalstabes war, um ihre wahren Absichten zu verschleiern. Die Folge wäre der Beginn des russischen Angriffs gewesen, denn nun seinerseits von Manstein erwartet hätte.

Primärquelle: Georg, Verrat an der Ostfront II

Canaris und Gehlen: Wie die Abwehr den Angriffsbeginn verzögerte

Auch heute noch sind sich die militärischen Fachleute überwiegend darüber einig, dass die große Schlacht bei Kursk bei einem früheren Beginn einen schnellen Erfolg für die Wehrmacht Deutschlands bedeutet hätte. Als einer der Hauptverantwortlichen für die erste Verschiebung eines frühestmöglichen Angriffstermins gegen Kursk gilt Generaloberst Walter Model, damals Kommandeur der 9. Armee. Unter von Kluge hatte er Hitler am 3. Mai 1943 einen sehr pessimistischen Bericht über den Stand der russischen Verteidigung im Kursker Bogen vorgelegt.


Panzergeneral Walter Model fiel auf eine Falschmeldung von "Fremde Heere Ost" herein und monierte wegen russischer Panzerüberlegenheit für eine Verschiebung des Angriffsbeginns. Ohne diesem Einspruch, wäre Zitadelle früher begonnen worden, was in jeder Hinsicht zum Erfolg geführt hätte. Denn der Abbruch, der an sich schon erfolgreich verlaufenden Schlacht war mit der alliierten Invasion auf Sizilien verkettet, was bei früherem Beginn keine Rolle gespielt hätte

Model hatte Hitler dazu Luftaufnahmen über die ständig stärker werdenden sowjetischen Verteidigungsanlagen bei Kursk vorgelegt und einen Verzicht oder wenigstens eine Verzögerung der Offensive bis zum Eintreffen von genügend deutschen Verstärkungen gefordert. Da Model den Ruf eines besonders energischen, kampferprobten hohen Truppenführers hatte, der der deutschen Führung weniger kritikfreudig gegenüberstand als viele andere höhere Offiziere, zeigte sich Hitler von Models Warnungen beeindruckt und verlangte die Stellungnahme der anderen Besprechungsteilnehmer. Deren Meinung lief aber darauf hinaus, dass jede Verschiebung des Angriffstermins das Risiko erhöhen müsse, dass die mit Sicherheit zu erwartenden feindlichen Verstärkungen das Kräfteverhältnis noch weiter zuungunsten des ohnehin längst zahlenmäßig unterlegenen Angreifers verschieben würden. Die Besprechung endete ohne Entscheidung. Erst am 11. Mai 1943 erhielten die in ihr Hauptquartier zurückgekehrten Oberbefehlshaber der Armeen den Befehl, dass das Unternehmen Zitadelle bis Mitte Juni verschoben werden müsse.

Model war so für die zweimonatige Verschiebung von Zitadelle mit verantwortlich. Er ging aber nicht nur von vorliegenden Luftaufnahmen aus, sondern fiel einer kritischen Fehldeutung der feindlichen Kräfteverhältnisse bei Kursk zum Opfer. Nach einer ihm vorliegenden Meldung der Abteilung Fremde Heere Ost unter dem unfähigen Gehlen und dem Hochverräter von der Roenne, hatte die sowjetische Zentralfront bei Kursk 1500 Panzer aufgefahren. Tatsächlich waren es aber nur ungefähr 1000 rote Kampffahrzeuge. Hätte Model begriffen, dass die sowjetische Panzerüberlegenheit nur 200 Fahrzeuge betrug, wäre er wohl zum sofortigen Zuschlagen bereit gewesen.

Das deutsche Abwarten ermöglichte es, bis Anfang Juli die Anzahl der Panzerfahrzeuge der 9. Armee um 25 Prozent zu vermehren, während die Sowjets inzwischen ihre Zahl beinahe verdoppeln konnten. Auf dem Gebiet der Artillerie konnten die Deutschen in der fraglichen Zeit ihre Artillerie gerade um 362 neue Geschütze verstärken, während die Russen zur gleichen Zeit 1500 Kanonen zur Verteidigung Kursks zuführen konnten. Später untertrieb Fremde Heere Ost dann die russische Stärke, als es darum ging, dass Zitadelle nicht ganz abgesagt werden sollte. FHO übersah in der Tiefe des russischen Raumes gleich die ganze Steppenfront-Armeegruppierung der Sowjets.


Canaris im April 1943 - Er belog Hitler über Italiens Kriegsmüdigkeit und den westalliierten Invasionsplänen. Für Kursk vorgesehene Divisionen wurden überall dorthin geschickt, wo nichts von den Alliierten geplant war.

Neben irreführenden Geheimdienstinformationen durch Fremde Heere Ost trug auch die Abwehr von Admiral Canaris dazu bei, den Sowjets bei Kursk zu helfen. Durch Fehlmeldungen des Admirals Canaris war Hitler gezwungen, Infanteriekräfte auch nach Sardinien, dem Peloponnes und Kreta zu verlegen, um einer von der Abwehr befürchteten alliierten Invasion entgegentreten zu können. So verlor die deutsche Angriffstruppe vor Kursk nicht nur wertvolle Zeit, sondern es wurden auch nicht die zusätzlichen Infanteriedivisionen zugeführt, die für den ersten und schwierigsten Teil des Angriffs, nämlich die Durchbruchsphase durch das ausgefeilte Stellungssystem, dringend notwendig gewesen wären. Sie warteten untätig, Gewehr bei Fuß, im Mittelmeerraum auf die von Canaris prophezeiten Feindlandungen. Hitler war monatelang unsicher, ob er den Angriff auf Kursk überhaupt durchführen lassen sollte. Er war weder von den Gegnern noch von der Befürwortern überzeugt. Erst am 18. Juni sprach er sich laut Kriegstagebuch des OKW endgültig für die Durchführung von Zitadelle aus.

Dazu trugen zwei Umstände bei: Generalfeldmarschall von Kluge hatte ihm erklärt, dass die von der Luftwaffe mitgebrachten Fotos über ein angeblich vorhandenes 20 Kilometer tiefes feindliches Stellungssystem übertrieben seien. Auf diesen Luftbildern seien auch sämtliche verfallene Gräben aus früheren Kampfhandlungen enthalten. So äußerte Hitler in der Folge, die Ergebnisse der Feindaufklärung zu Kursk seien »reine Übertreibungen«. Der zweite Grund war, dass Hitler nun der Meinung war, dass Italien den Krieg weiter auf Seiten Deutschlands fortsetzen werde. Seine Zweifel über Italiens Kriegsmüdigkeit waren bis dahin dafür mitverantwortlich, dass Zitadelle immer wieder vertagt worden war. Hitler wurde hier von Admiral Canaris erfolgreich angelogen. Canaris war schon seit Herbst 1941 über die sich im italienischen Offizierskorps breit machende Ungewissheit unterrichtet. Nachweisbar war der Admiral aufgrund seiner Informationen 1943 überzeugt, dass Italien bald aus dem Krieg ausscheiden werde. In der Annahme, dass ein Austritt Italiens aus der Achse »unvorhersehbare (!) Auswirkungen militärischer und politischer Art« nach sich ziehen würde, führte Canaris die Wehrmachtführung und den Führer selbst irre. Betrogen und getäuscht, legte Hitler am 25. Juni 1943 die Eröffnung von Zitadelle für den 5. Juli 1943 fest. Bei der Befehlseröffnung am 1. Juli teilte der Führer dann den angetretenen Oberkommandierenden mit, man könne Zitadelle jetzt endlich anlaufen lassen, weil die kritische Lage im Mittelmeer nun überwunden sei. Zur gleichen Zeit beluden die Westalliierten ihre Transportschiffe zur Invasion Siziliens!

Obwohl der Führer schon bei Abschluss einer Konferenz am 4. Mai 1943 die Bemerkung machte: »Es darf nicht schief gehen«, herrschte bei von den genauen Hintergründen nicht informierten Fachleuten wie dem General der Panzertruppe von Knobbelsdorff Unverständnis vor: »Es war beunruhigend, darüber nachzudenken, dass. . . ungeachtet der bitteren Erfahrungen des vergangenen Jahres der Generalstab des Heeres sich pfuscherhaft auf ein gefährliches Spiel einlassen wollte, bei dem unsere letzten Reserven aufs Spiel gesetzt würden.«

Primärquelle: Georg, Verrat an der Ostfront II

Was die Luftwaffe über Kursk entdeckte


Ein Fw 189 Uhu Aufklärer im Raum Kursk (1943) - Die Luftwaffe konnte bis Juli aufklären, dass die Wehrmacht verraten wurde und ihre Panzerkräfte in ein bis zu 60 km tiefes Stellungssystem hinfahren würde...

Die Aufklärer der deutschen Luftwaffe konnten schon ab April 1943 immer konkretere Hinweise einbringen, dass die Russen im Sektor von Kursk mit einem deutschen Angriff rechneten. Zu diesen beunruhigenden Aufnahmen gehörten auch Luftbilder, die deutsche Flieger am 6. Mai 1943 einbrachten. Sie zeigten an vielen Stellen im Kursker Bogen eingegrabene sowjetische Panzer. Die Luftaufklärung der Luftflotte 6 entdeckte zur gleichen Zeit starke russische Truppenkonzentrationen im Raum Jeletsk-Kastornoje-Kursk. Zu beiden Flanken des Kursker Sektors wurden immer mehr Luftstreitkräfte geortet. Durch den Funkhorchdienst wurden die 1., 2., 3., 15. und 16. russische Luftarmee erkannt.

Der Fernaufklärer Georg Pemler berichtete in seinem Buch Der Flug zum Don über den unglaublich genauen Kenntnisstand der deutschen Luftaufklärung am 3. Juli 1943: »Was mich jedoch weit nachdenklicher stimmte, war der Hinweis auf die in den letzten Tagen erkannten Umgruppierungen und Konzentrationen sowjetischer Heeresverbände. Je mehr ich über diese Vermutung nachdachte, um so mehr stieg der Verdacht in mir auf, dass die Führung der Roten Armee unsere Absichten und Pläne kannte. Es war nun zum dritten Mal, dass ich im Verlauf dieses Krieges höchst unmittelbar mit so schwerem Verdacht konfrontiert wurde.


Luftbilder der ausgefeilten sowjetischen Verteidigungsanlagen mit eingegrabenen Panzern vor "Zitadelle". Die Luftwaffe hatte alles entdeckt, aber die deutsche Führung reagierte nicht. Warum?

»Auch bei dem Flug am Morgen war mir die starke Konzentration gegnerischer Verbände vor der 4. Panzerarmee und hier besonders vor dem II. SS-Panzerkorps aufgefallen. Im Frontbogen um Bjelgorod hatten die Stellungen eine Tiefe von fast 50 km. Grabensystem folgte auf Grabensystem, raffiniert getarnt und nur nach gründlicher Luftbildauswertung zu erkennen. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Sowjets Richtung Obojan eine hohle Gasse bildeten. War hier Verrat im Spiel? Gar so unbegründet schien mir der Verdacht nicht.«

Selbstverständlich wurden die Erkenntnisse der Luftaufklärung gesammelt und mit den Stabsoffizieren des Heeres besprochen. Dabei wurden nicht nur die Meldungen der Fernaufklärer, sondern auch die der Nahaufklärungsgruppen NAG 15, NAG 10, NAG 4 und NAG 6 verglichen. Wieder war klar, dass der Gegner sehr genau über alle Absichten und Planungen der Deutschen Bescheid wusste. Pemler fragte sich: »Weshalb die Massierungen vor den drei Panzerkorps? Weshalb die tiefgestaffelten Pak-Riegel? Weshalb die Räumung der vordersten Feldstellungen? Wissen die vielleicht sogar, dass morgen Nachmittag ein Entlastungsangriff geplant ist? Die starken operativen Panzerreserven in der Tiefe des Raumes. Die Zusammenziehung von mehr als vier Luftarmeen. Wir werden noch unser blaues Wunder erleben.«

Aufgrund dieser alarmierenden Meldungen wollten die Teilnehmer des Treffens keine Minute zögern und sofort die beiden Heeresgruppen Mitte und Süd sowie das Führerhauptquartier unterrichten. Ihre Meldungen wurden jedoch von den zuständigen Armeekorps nicht ausgenutzt. Ein Heeresoffizier, Stabshauptmann des 52. Armeekorps, der kurz vor der Offensive den Aufklärern die neuesten Schlüsselunterlagen und Meldetafeln überbrachte, die am ersten Tag von Zitadelle Verwendung finden sollten, teilte Unglaubliches mit: »Sie mögen recht haben, aber solange nicht das Gegenteil bewiesen ist, haben wir von den bekannten Tatsachen auszugehen.«

Als einzig bekannte Reaktion wurde in den Planungen der Heeresgruppe Mitte die für zwei Tage angesetzte Frist bis zum Durchbruch auf sechs Tage erhöht. Die Luftaufklärer waren sich, so Pemler, einig. Man hielt den geplanten Angriff für Höllenwahnsinn: »Die zu erwartenden Verluste stehen doch in keinem Verhältnis zum Erfolg. Sehen wir uns auf dem letzten Luftbildaufnahmen die tief gebauten Stellungssystem an, so muss es doch im Ersten Weltkrieg vor Verdun ausgesehen haben. Es ist mir ein völliges Rätsel, weshalb sich unsere Führung so auf den Kursker Bogen festgelegt hat. . . Man sucht sich doch den schwächsten Punkt aus (!) Hier liegen uns aber weit überlegene Kräfte gegenüber. Diese Planung widerspricht allen bisherigen Führungsentscheidungen.«

Allen war klar, dass die Russen über die kommende deutsche Offensive jedenfalls mehr wussten als das Wenige, was man durch gelegentliche Gefangenenaussagen, Funk- und Fernsprechüberwachung sowie Agenten im frontnahen Raum in Erfahrung bringen konnte. Pemler erwähnte abschließend die zornentbrannten Worte seines Kameraden, des Luftwaffenleutnants Gerth, auf diese Mausefalle, in die Deutschlands Panzerreserven zu gehen drohten: »Es darf nicht wahr sein. Es darf nicht. Versteht ihr mich? Dann war doch wieder alles umsonst!«


Primärquelle: Georg, Verrat an der Ostfront II
https://www.quora.com/What-airplane-was-...ng-World-War-II

Wie die Sowjets das erworbene Verräterwissen ausnutzten

Keine Diskussion über Zitadelle kann die wichtige Rolle außer acht lassen, die aus dem sowjetischen Vorauswissen der deutschen Pläne entstand. Der weit verbreitete Glaube, dass die Deutschen in Kursk genauso angriffen, wie es ihre Vorväter im Ersten Weltkrieg bei Verdun durch Frontalangriffe taten, muss eindeutig zurückgewiesen werden. Die Deutschen wollten einen Überraschungsangriff starten, er sollte durch die Anwendung der Infiltrationstaktik erreicht werden.


Ein deutscher Tiger bei Kursk - es fielen nur 18 Tiger während der gesamten Schlacht bei Kursk aus, ein Teil konnte wieder repariert werden.

Das sowjetische Abwehrsystem vor Kursk war aber meisterhaft ausgebaut worden. Es wurde ermöglicht, weil die Sowjets genau wußten, was die Deutschen vorhatten, bis hin zum genauen Angriffszeitpunkt. Da man die Angriffszonen im voraus wusste, konnte man die Verteidigungsgürtel entsprechend anordnen. Die Russen glaubten, dass 15 7,26 cm-Panzerabwehr-Kanonen pro Kilometer ausreichen würden, um einen Angriff von 50 Panzer IV zu stoppen, 30 würden nach damaliger russischer Berechnung benötigt werden, um den Angriff einer gleichen Anzahl von Tigern zu stoppen. Allerdings sollte diese Theorie von der Praxis widerlegt werden.


Der deutsche Tiger war der Dominator der Kursker Schlacht - Ohne Abbruch, wäre diese Schlacht trotz allem gewonnen worden!

Es muss hier erwähnt werden, dass die ersten Angriffsziele der Wehrmacht bei Kursk trotz allem allesamt erreicht wurden, wenn auch nicht am ersten Tag, wie es in vielen Fällen geplant wurde. Diese Verzögerungen, die anfänglichen Ziele schnell zu erreichen, waren eine Folge der extrem ausgebauten sowjetischen Verteidigungssysteme. Gerade der Zeitfaktor sollte dann über den vorzeitigen Abbruch des Unternehmens entscheiden. Beim überraschend schnellen deutschen Rückzug ging dann viel wertvolles Material verloren.


Allein von den bekannten Verlustzahlen, war Zitadelle für die Sowjets eine Niederlage, nur ihr Abbruch führte dazu, dass sie zur strategische Niederlage wurde...

In den neun Tagen von Zitadelle verloren die Russen allein bei der Zentralfront 80000 Tote und 175000 Verwundete. Bei der Woronescher Front und der Steppenfront gibt es keine genauen Zahlen. Verhältnismäßig war dies mehr als während der Schlacht bei Stalingrad. Bis 12. Juli 1943 konnten die Deutschen mindestens 1640 sowjetische Panzer und 1400 Artilleriegeschütze vernichten.
Die deutschen Verluste während des Unternehmens Zitadelle waren überraschend niedrig. So verlor die Wehrmacht vom 5. bis 31. Juli 1943 bei Kursk nur 18 Tigerpanzer, und die gesamte Heeresgruppe Süd büßte höchstens 150 Panzer und 30 Sturmgeschütze ein. Viele von ihnen konnten später wieder repariert werden. Die Heeresgruppe Süd meldete 3330 Tote und 20720 Verwundete.


...und gegen die vielen Minen der Sowjets wurde dieses Monstergerät eingesetzt: Der Allkett Minenräumer, der erst beim Rückzug verloren ging.

Bei der Heeresgruppe Mitte gingen 73 Panzer verloren. Die Personalverluste betrugen hier 4500 Tote und 17500 Verletzte. Die Sowjets wussten nachgewiesenermaßen fast alle Einzelheiten über das Unternehmen Zitadelle im voraus. Dies lässt die hohen Verluste, die von der Roten Armee während dieser Kämpfe erlitten wurden, als noch erstaunlicher erscheinen. Man kann nur darüber spekulieren, wie hoch sie ausgefallen wären, hätten Stalin und sein Oberkommando ihre Vorinformationen nicht gehabt. Wie hätte es ausgesehen, wenn die Sowjets Falschinformationen aufgesessen wären und ihre Truppen von Kursk abgezogen hätten? Genau dies war die Situation, vor der die deutsche Heeresgruppe Mitte etwa ein Jahr später stand und durch die sie unterging.

Primärquelle: Georg, Verrat an der Ostfront II

Trotz Ultra - die Enthauptungsschläge gegen die Luftwaffe schlugen fehl

Der Agent John Cairncross hatte es trotz starker nervlicher Beschwerden geschafft, seinen sowjetischen Auftraggebern die genauesten Einzelheiten die Luftwaffe an der Ostfront mitzuteilen. Die sowjetische Führung beschloß folgerichtig, diese Ulatra-Ergebnisse auszunutzen. Immerhin standen im Frühjahr 1943 mehr als 70 Prozent der Frontstärke der Luftwaffe im Osten konzentriert auf Flugplätzen zwischen Orel und Charkow.


Deutsche Luftwaffensoldaten in Orscha - Der Flugplatz wurde im April 1943 massiv von den Sowjets angegriffen

Mit gezielten massierten Luftschlägen gegen deutsche Flugplätze wollten deshalb sechs russische Luftarmeen große Teile der Luftwaffe noch vor Beginn der Schlacht um Kursk am Boden vernichten. Dies hätte entscheidend werden können. Der sowjetische Vernichtungsschlag sollte ähnlich wie sein deutsches Vorbild vom 21. Juni 1941 stattfinden. Die Operation unter Leitung von Luftmarschall Nowikow wurde unter strengster Geheimhaltung vorbereitet und war nur einem begrenzten Personenkreis bekannt. Jede schriftliche, telegraphische oder telefonische Meldung über dieses Unternehmen war verboten. Der erste Schlag traf am 22. April 1943 den deutschen Flugplatz Orscha, auf den die für Russland so gefährlichen deutschen Fernaufklärer lagen, und war ein voller Erfolg. Die Flugzeuge der 1., 4. und der 121. Fernaufklärungsstaffel wurden genauso am Boden vernichtet wie die der 100. Fernaufklärungsgruppe. Als einzig verfügbare Fernaufklärungsstaffel im Osten bei Kursk verblieb nun die 4. Fernaufklärungsgruppe 14.


In der Nähe von Kursk schoss Johann Wiese von der 12. Gruppe an einem Tag 11 sowjetische Flugzeuge ab. Am 17.7.1943 erfolgte sein 100. Luftsieg!

Allerdings waren die Deutschen in der Lage, die Verluste an Flugzeugen rasch wieder durch Lieferungen aus dem Reich auszugleichen, so dass die Fernaufklärer des Luftwaffenkommandos Ost später trotzdem einen beträchtlichen Anteil an den deutschen Erfolgen bei der Schlacht um Kursk hatten. Orscha war aber nur ein Vorspiel für den Hauptschlag. In den frühen Morgenstunden des 6. Mai 1943 griffen sowjetische Bomber 17 deutsche Flugplätze der Luftflotten 4 und 6 von Smolensk bis zum Asowschen Meer auf einer Frontbreite von 1200 km an. Insgesamt 404 sowjetische Bomber überraschten die Luftwaffe, waren aber nur in der Lage, 22 deutsche Flugzeuge am Boden zu zerstören. Als sie am selben Tag gegen 15 Uhr und 20 Uhr noch einmal angriffen, schossen die Deutschen 21 sowjetische Flugzeuge ab. An den folgenden zwei Tagen wurden 346 weitere sowjetische Angriffe gegen deutsche Flugfelder geflogen. Sie stießen aber auf gut vorbereitete deutsche Jagdabwehr und kosteten die Russen 101 abgeschossene Flugzeuge.


Eines der vielen abgeschossenen Sowjetflugzeuge (im Foto eine Il-2) im Raum Kursk

Bereits nach drei Tagen musste das sowjetische Hauptquartier Stawka befehlen, die Einsätze zu beenden. Diese von Ultra ausgelöste Angriffsreihe wird immer noch als die größte Operation der Roten Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg bezeichnet. In drei Tagen wurden etwa 1400 Einsätze geflogen und nach sowjetischen Angaben mehr als 500 deutsche Maschinen zerstört. Tatsächlich verloren die Deutschen zwischen dem 6. und 8. Mai nur 23 eigene Flugzeuge durch die russischen Flugplatzangriffe. Hinter diesen Angriffen standen auch sowjetische Geheimdienstinformationen, die zwischen dem 10. und 12. Mai die deutsche Offensive bei Kursk vorhersagten. Hitler hatte jedoch den Termin, wie oben dargelegt, nach hinten verlegt.

Als dann am 5. Juli 1943 Unternehmen Zitadelle wirklich begann, erreichte das 8. Deutsche Fliegerkorps mitten in den eigenen Startvorbereitungen eine Warnung der Funkaufklärung, dass die sowjetische Luftwaffe sich schon vor den Deutschen in der Luft befand. Seit Frühjahr 1943 bei Charkow aufgestellte deutsche Radaranlagen des Typs Freya bestätigten dann, dass sich die sowjetischen Angriffsverbände tatsächlich bereits im Anflug auf die fünf überfüllten deutschen Flugplätze bei Charkow befanden. Die Sowjets wussten längst über die deutschen Freya-Radarstationen Bescheid, und ein Teil der Roten Flieger versuchte, die deutsche Radarortung durch Tiefflüge unter 400 Meter Höhe zu umgehen. Dies wurde aber von weniger sorgsamen Piloten zunichte gemacht, die staffelweise in Höhen über 1200 Meter anflogen, voll im Ortungsbereich des deutschen Radars.


General Otto Deßloch - Er verbot vor Beginn von "Zitadelle" einen Luftschlag gegen die Sowjets...

In einem zwischenzeitlich berühmten Manöver ließen die Deutschen nun statt der Bomber zuerst ihre Jäger starten. Sie fingen die Sowjets noch vor den Flugplätzen ab und konnten 120 sowjetische Flugzeuge bei minimalen eigenen Verlusten abschießen. Andere deutsche Flugzeuge waren bereits vorzeitig gestartet, um die russische Artillerie zum Schweigen zu bringen, die schon Stunden vor Beginn von Zitadelle die deutschen Stellungen mit Feuer belegt hatte, und trafen nun auf die anfliegenden Maschinen der Roten Luftwaffe. Alle russischen Versuche durch genaue Ultra-Informationen von Anfang an die Luftherrschaft über dem Schlachtfeld zu erringen, waren so ziemlich gescheitert. Den Beteiligten auf der deutschen Seite musste aber schlagartig klar gewesen sein, dass die Sowjets über den Zeitpunkt der deutschen Offensive genauestens im voraus Bescheid wussten. Luftwaffengeneral Hans Seidemann Kommandeur des 8. Fliegerkorps, berichtete in der Nachkriegszeit in einer Studie für die US-Armee, dass die Deutschen ebenfalls vorgehabt hätten, die russischen Flugplätze zu Beginn der Offensive auszuschalten. General Deßloch habe jedoch verboten, die üblichen Luftschläge gegen die sowjetischen Flugplätze zu führen. Seine Maschinen sollten erst über dem Schlachtfeld erscheinen, wenn der Angriff der Bodentruppen begonnen habe, und nicht früher. Der Grund für diese Entscheidung General Deßlochs sei gewesen, es so der Luftwaffe zu erlauben, eine taktische Überraschung des Gegners zu erzielen. Die Frage ist, wer hier wen überraschte! Wenn die sowjetische Luftwaffe nicht durch ihren missglückten Präventivschlag so große Verluste erlitten hätte, wären die deutschen Angriffstruppen bei Kursk schon von Anfang an ungehindert massiven russischen Luftangriffen ausgesetzt gewesen. Auch später kam es bei der deutschen Luftwaffeneinsatzführung bei Kursk zu merkwürdigen Fehlleistungen.

Primärquelle: Georg, Verrat an der Ostfront II

Der fulminante deutsche Sieg von Prochorowka

Jahrzehntelang hatte die sowjetische Nachkriegsgeschichtsschreibung sowie ihre vielen westlichen Anhänger große Probleme damit, das Geschehen im Südteil der Kursker Schlacht zu erklären. Es geht hier um die von diesen Fachleuten behauptete Verwirklichung von Hitlers Operationsbefehl Nummer 6 durch den Panzergeneral Hoth, denn am 15. April 1943 waren Hitler und sein Generalstabschef Zeitzler übereingekommen, dass Hoths 4. Panzerarmee mit ihren zwei Panzerkorps auf einer geraden Linie nach Norden vorstoßen solle, um die Flußübergänge über den Psel südlich von Obojan zu sichern.


Tiger greifen an... Die beginnende Panzerschlacht von Prochorowka mündete in ein katastrophales Desaster der Sowjets!


Prochorowka: Soeben erhält ein angreifender Sowjetpanzer einen Volltreffer. Hier kämpften 186 deutsche Kampfwagen gegen 672 sowjetische Panzer. Am Abend des Tages betrugen die Verluste rund 235 Panzer bei der Roten Armee und nur fünf bei der Wehrmacht – und das alles auf wenigen Quadratkilometern. Als sich am Morgen des 12. Juli 1943 die Masse der Sowjetpanzer wie eine Lawine aus Stahl den Abhang von der Höhe 252,2 hinunterwälzte, stieß sie auf einen viereinhalb Meter tiefen Graben, denn die Rote Armee selbst ausgehoben hatte. Das künstliche Hindernis war zwar auf den Karten des Kommandeurs Pawel Rotmistrow eingetragen, doch offenbar hatte er es ignoriert.
So stauten sich nun seine Panzer vor der schmalen Brücke – und boten perfekte Ziele für zwei auf der anderen Seite des Grabens liegende Bataillone des II. SS-Panzerkorps. Beteiligt an der Schlacht waren auf deutscher Seite unter anderem der von der NS-Propaganda hochgelobte Tiger-Kommandeur Michael Wittmann, außerdem der Sohn des Reichsaußenministers Rudolf von Ribbentrop und der Himmler-Adjutant Joachim Peiper.

Tatsächlich kam es aber dann an anderer Stelle zur berühmten Panzerschlacht von Prochorowka am 12. Juli 1943. Dort stießen zwei stählerne Armadas auf engstem Raum zusammen. Bei diesem Titanencrash seien nach der jahrzehntelangen Geschichtsschreibung der Alliierten etwa 400 deutsche Panzer zerstört und die Schlacht bei Kursk so entschieden worden. Tatsächlich war es aber den deutschen Kampfwagen gelungen, trotz fünffacher gegnerischer Überlegenheit rund 1000 sowjetische Tanks von General Rotmistrow zu zerstören. General Haussers II. SS-Panzerkorps hatte sein Schlachtfeld durchweg behauptet und dabei nur 5 Totalverluste und 55 beschädigte Panzer eingebüßt. Erhard Gührs, ein Soldat unter Peipers Kommando, bilanzierte knapp: „Es war die Hölle.“ Wittmanns vier schwere Tiger zerstörten bis zu 55 Panzer. Nach der Schlacht sah der Acker östlich des Grabens wie ein Panzerfriedhof aus. Die Infanterie hatte allerdings schwere Verluste erlitten.


Rudolf von Ribbentrop über Prochorowka:"Ein „Inferno aus Feuer, Qualm, brennenden T-34, Toten und Verletzten“.

Die sowjetische Niederlage war so vollständig, dass Rotmistrows Panzerreserve bei den weiteren Sommerschlachten kaum mehr eine Rolle spielen konnte. Die Sowjets setzten später eine Kommission ein, die die fürchterlichen eigenen Verluste bei Prochorowka ergründen sollte. Um ein Haar wäre Rotmistrow für sein Versagen im GULAG gelandet. Dabei war der von der deutschen Führung als überragend gewertete Erfolg bei Prochorowka kein Zufall. General Shukow hatte, beruhend auf seinen Verratsinformationen über Hitlers Operationsbefehle, den Stoß der Deutschen auf Obojan erwartet und entsprechende Vorbereitungen treffen lassen. So hatten die Sowjets im Frontbogen von Bjelgorod in einer Tiefe von fast 50 km Stellungen angelegt. In Richtung Obojan bildeten diese eine hohle Gasse genau im von Hitler und Zeitzler ursprünglich vorgesehen Vormarschgebiet Hoths nach Richtung Norden.


Michael Wittmann und seine Panzerbesatzung - Bei Prochorowka zerstörte er mit drei weiteren Tiger-Panzern 55 Sowjetpanzer.

Tatsächlich hatten General Hoth und Marschall von Manstein am 10. und 11. Mai 1943 diesen Teil des Operationsplans des Oberkommandos des Heeres für die 4. Panzerarmee gründlich geprüft. In Anbetracht genauer deutscher Aufklärungsergebnisse der russischen Abwehrvorbereitungen auf dem zukünftigen Schlachtfeld wollte Hoth von dem ursprünglichen Plandokument des Oberkommandos des Heeres abweichen. Er schlug deshalb einen modifizierten Operationsplan vor. Der Versuch, im Gebiet von Obojan einen Fluss mit Hunderten Panzern zu überqueren, und das in sumpfigem Gebiet und unter ständigem Feuer durch sowjetische Panzer und Artillerie, sah wie eine Gebrauchsanweisung zum Desaster aus. Hoth und von Manstein veränderten daher Hitlers anfänglichen Operationsbefehl und verlegten den Schwerpunkt der 4. Panzerarmee weg von Obojan in Richtung Prochorowka. Dabei wurde ausdrücklich ein Gefecht mit der sowjetischen gepanzerten Reserve im Gebiet von Prochorowka erwartet. Diese war zuerst zu schlagen, um danach den Angriff in Richtung Kursk erfolgreich durchführen zu können. Entweder aus Vernachlässigung, Absicht (Verratsabwehr) oder ganz einfach in der Überzeugung, dass eine derartige Maßnahme in seinen eigenen Bereich als Heeresgruppenkommandeur falle, entschloss sich von Manstein, diese größere Veränderung des Einsatzbefehls nicht mit Rastenburg zu besprechen. So erfuhren die Spione im Führerhauptquartier nichts! Das Ergebnis war die russische Beinahekatastrophe durch das überraschende Zusammentreffen der deutschen und sowjetischen Panzer bei Prochorowka.


Deutsche Soldaten in mitten zerstörter Sowjetspanzer...Nach der Schlacht fotografierten deutsche Aufklärer das Schlachtfeld. Darauf sind allein zwischen dem Panzergraben und Höhe 252,2 mehr als hundert zerstörte mittelschwere T-34 und leichte T-70 sowie Sturmgeschütze des sowjetischen 29. Panzerkorps zu sehen. Etwas weiter nordwestlich befinden sich die 55 von Wittmanns vier Tigern zerstörten sowjetischen Panzer identifizieren: 32 T-34, zwölf T-70 und elf aus Großbritannien gelieferte Churchills.

Tatsächlich hatten die Sowjets schon am zweiten Tag der Kursker Schlacht wegen der durch Agentenfalschmeldungen mit verursachten Probleme im Südteil der Kursker Ausbuchtung auf ihre strategische Reserve zurückgreifen müssen. Ursprünglich sollten diese gepanzerten Stoßtruppen erst nach gewonnener Abwehrschlacht während der später geplanten Generaloffensive eingesetzt werden, um als Schwungmasse für den russischen Angriff bis hin zur polnischen Grenze zu dienen. Damit war es nun trotz oder wegen des Vorwissens der russischen Führung über die Absichten der Wehrmacht vorbei. Nach dem deutschen Sieg vor Prochorowka lag nur noch eine kleine Strecke zwischen Prochorowka, den Zangen des II. SS-Panzerkorps und des III. Panzerkorps von General Breith. Auch Breith war am 12. Juli dem Durchbruch nahe.


Rechts Pawel Rotmistrow, er scheitert vor einem eigenen, von der Roten Armee ausgehobenen Panzergraben

Rotmistrow stand nach seiner der Öffentlichkeit bis zum Ende der alten Sowjetunion verheimlichten Niederlage gegen General Hausser vor der Katastrophe, falls es zu einem weiteren Angriff des II. und III. deutschen Panzerkorps kommen sollte. Die Schlacht von Kursk drohte ein deutscher Sieg zu werden. Allerdings machte sich gerade im Südteil der Kursker Front die sowjetische Luftwaffe zunehmend bemerkbar. Sie konnte damals die deutschen Panzer zwar nicht allein zum Stehen bringen, zum Zeitgewinnen reichte es aber allemal. Zum Glück für die russische Führung hatte schon zwei Tage vor der Panzerschlacht von Prochorowka die anglo-amerikanische Landung auf Sizilien begonnen. Hausser und Breith sollten nicht mehr antreten...

Primärquelle: Georg, Verrat an der Ostfront II
https://www.welt.de/geschichte/zweiter-w...her-Panzer.html

Propaganda und Fakten über die Kursker Panzerschlachten


Die Sowjets wussten zwar alles über "Zitadelle", doch die deutsche Nahaufklärung funktionierte für die deutschen Panzerspitzen hervorragend


Der Kursker Frontbogen vor der Sommeroffensive. Selbst nach einem deutschen Sieg hätte sich daran wenig verändert, man hätte jedoch keinen Rückzug antreten müssen, wenn der Frontbogen beseitigt worden wäre

Das Tankduell von Prochorowka galt lange als entscheidende und größte Panzerschlacht aller Zeiten. Allerdings lief dieses Gemetzel, das nicht die größte Panzerschlacht aller Zeiten war, wie oben erwähnt ganz anders ab, als bis 2019 verbreitet dargestellt wird. Dies war in Wirklichkeit die Schlacht zwischen Brody und Dubno vom 26. bis 29. Juli 1941. Hier kam es zum Zusammenstoß von 5000 sowjetischen und 1000 deutschen Panzern. Trotz Einzelerfolgen erlitten die Sowjets hier eine Niederlage und büßten 2648 Panzer in der Folge ein. Das 60 km Strecke umfassende Schlachtfeld diente der deutschen Wehrmacht bis Ende 1943 als »Schlachtfeldbesichtigung für ausländische Korrespondenten«.


Zitadelle 43' - Die deutschen Panzerkräfte waren klar den Sowjets überlegen

Schon am 6. Juli 1943 mussten die Sowjets auf ihre strategische Reserve zurückgreifen. Einen Tag später wurde auch die im Hinterland stehende Steppenfront mit der 5. Gardearmee, der 27. und 53. Armee sowie der 4. Gardearmee in Marsch gesetzt. Dies war um so erstaunlicher, als das Kräfteverhältnis auch schon bei Beginn der Schlacht von Kursk so einseitig zugunsten der Sowjets verteilt war, dass man, wenn sich die Zentralfront nicht hinter Hunderte von Kilometer langen Verteidigungsanlagen verschanzt hätte, hätte glauben können, die Sowjets selbst wollten zum Durchbruch antreten.


Die deutschen Panzergeneräle Werner Kempf und Hermann Breith (rechts) während "Zitadelle"

Nachdem aber die Woronescher Front für die Russen unerwartet bereits kurz nach Beginn von Zitadelle zusammenzubrechen drohte, sollte sich die sowjetische Reserve Richtung Prochorowka in Bewegung setzen. Dabei wollte das sowjetische Oberkommando nicht nur Zitadelle stoppen, sondern die vorgepreschten deutschen Panzerkorps einkesseln und zerschlagen, was einem Vernichtungssieg entsprochen hätte. Hierbei sollte die 5. Garde-Panzerarmee die Hauptrolle spielen. Der Chef der 5. Gardearmee sollte dazu in einem Gewaltmarsch innerhalb von drei Tagen eine Marschstrecke von 330 bis 380 km bis zum Einsatzgebiet in Prochorowka zurücklegen. Eine großartige Marschleistung Rotmistrows, die sich aber auf die mechanische Leistungsfähigkeit seiner Kettenfahrzeuge und Panzer negativ auswirken sollte.

Allerdings war der Anmarsch der sowjetischen Steppenfront nicht unbemerkt bei der Wehrmacht geblieben. Deutsche Aufklärungsflugzeuge folgten dem viele Kilometer langen Gewaltmarsch wie die Raben des germanischen Gottes Odin. Tatsächlich fotografierten die grau angestrichenen Ju-88-D-Aufklärer der Luftwaffe die Russen bis unmittelbar zum Angriffsbeginn bei Prochorowka. Sie gaben den deutschen Befehlshabern ein zeitnahes Bild von dem, was sich dort zusammenbraute. Im Gegensatz dazu waren die sowjetischen Panzerkommandeure mangels genauer Verratsinformationen aus dem Führerhauptquar-tier im Ungewissen über das, was sie auf der Gegenseite erwartete. So griff der Sowjetgeneral Rotmistrow die Deutschen frontal an, und nicht in ihrer Flanke - wieder ein Hinweis darauf, wie stark die Sowjetunion 1943 auf Verrat und Spionage angewiesen war.


Paul Hausser besichtigt das Schlachtfeld

Die Folge war das über Jahrzehnte von den Sowjets verheimlichte deutsche Scheibenschießen auf bewegliche Ziele. Während das II. SS-Panzerkorps am 12. Juli 1943 keinen einzigen Totalverlust an Kampfpanzern und Sturmgeschützen verzeichnete, büßte die 5. Garde-Panzerarmee 334 Panzer und Sturmgeschütze ein. Allein 190 zurückgelassene sowjetische Panzer wurden von der Division Leibstandarte im zurückeroberten Gelände auf engstem Raum einer Anhöhe gezählt. Die gemeldete Zahl erschien damals derartig unglaublich, dass SS-Obergruppenführer Paul Hausser, der kommandierende General des II. SS-Panzerkorps, an die Front fuhr, um sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen.


Kampfpause - Die deutschen Erfolge bei Kursk hätten bei Fortführung der Offensive, die Zerschlagung von mindestens sieben Sowjetarmeen nach sich gezogen...

Tatsächlich ging ein Teil des deutschen Erfolgs beim Scheibenschießen von Prochorowka nicht nur auf das Konto der überlegenen Reichweite der deutschen Panzerkanonen. Sowjetische Gardesoldaten erinnerten sich später, dass die deutschen Waffen auf jeden kritischen Punkt des Geländes genau ausgerichtet waren und dass die Wehrmacht Hinterhalte und Pakfronten vorbereitet hatte. Der Feind habe über genaueste Kenntnis von Ort und Stärke des russischen Gegenangriffs verfügt. Dagegen wussten die Soldaten der 5. Garde-Panzerarmee weder über den zu erwarteten Gegner noch über das Gelände selbst vorher Bescheid. Durch dieses Vorauswissen war es der zahlenmäßig unterlegenen deutschen Panzerstreitmacht bei Prochorowka möglich, Rotmistrows Panzer, die eigentlich die Hauptrolle bei der bevorstehenden Sommeroffensive der Sowjets spielen sollten, vernichtend zu schlagen. Dieses Beispiel aus dem Jahre 1943, bei dem die stärkste sowjetische Gruppierung gegen die stärkste deutsche Gruppierung antrat, beweist, was hätte geschehen können, wenn die Männer der Heeresgruppe Mitte im Sommer 1944 und die Verteidiger Pommerns im Februar 1945 gleich gut informiert worden wären wie das II. SS-Panzerkorps bei Prochorowka. Tatsächlich hatten gewisse Herren dafür gesorgt, dass das Gegenteil eintrat.

Primärquelle: Georg, Verrat an der Ostfront II

Was war nach einem Durchbruch zu erwarten?


Bei der 9. Armee. Gefechtspause für Joachim Lemelsens Panzerkorps XLVII, erst in den Rückzugskämpfen konnte es sich gegen die Sowjets auszeichnen...

War es Unfähigkeit, dass die 9. Armee weit hinter den gesetzten Zielen zurückblieb? Als das Unternehmen Zitadelle am 5. Juli 1943 losbrach, wurde es schnell deutlich, dass der Verlust des Überraschungsmoments zu schweren Nachteilen geführt hatte.


Das war der Plan, doch die 9. Armee blieb weit hinter den Erwartungen zurück. Trotzdem wäre der Durchbruch der Südgruppe gelungen, wenn man weitergekämpft hätte. Nachfolgend hätten die Sowjets den drohenden Kessel entweder räumen müssen oder gleich mehrere Armeen wären darin vernichtet worden. Für Gegenangriffe wären die Sowjets danach für das restliche 1943 kaum noch fähig gewesen

So kam der von der Heeresgruppe Mitte aus dem Orelbogen angesetzte Angriff der 9. Armee nach viertägigen erbitterten Kämpfen und einem Geländegewinn von 18 km nicht mehr weiter. Einer der Hauptgründe für den Fehlschlag im Norden war die von der Heeresgruppe Mitte praktizierte Zurückhaltung ihrer Panzerfahrzeuge. Diese wurden nur stückweise eingesetzt. Zum Fehlschlag im Norden trugen auch auffällige Mängel an Koordination, Zögern, Unentschlossenheit und ein Fehlschlag der Führung einiger hoher Offiziere bei. Obwohl Generaloberst Model diese Fehler während der Operation erkannte und vermehrt seine vorhandenen Panzer nach vorn schickte, war es zu spät, um den Verlauf der Ereignisse zu beeinflussen. Eine Folge dieser Taktik war, dass die deutschen Panzerverluste im Norden sehr klein waren. So hatte die Panzerabteilung 21 der 20. Panzerdivision trotz schwerster Einsätze ihrer alten Panzer IV nur drei Verluste während der gesamten Operation zu verzeichnen.
Dagegen gelang es im Süden der angreifenden 4. Panzerarmee und der benachbarten Armeeabteilung Kempf, nach erheblichen Anfangsschwierigkeiten tief in die feindlichen Stellungen einzubrechen.


Panzergeneral Hans Zorn, er fiel am 2. August südlich von Orjol.

Als sich die 9. Armee wegen starker sowjetischer Gegenangriffe bei ihrem nördlichen Nachbarn zur Einstellung ihres Angriffs gezwungen sah, zeichnete sich aber im Süden nach fast 40 km Raumgewinn der erwünschte Durchbruch ab. Es war gelungen, Brückenköpfe über das Hindernis des Psel-Flusses zu bilden und Gegenangriffe der operativen Reserven der Roten Armee bei Prochorowka abzuschlagen. Mit der Möglichkeit zum Angriff im freien Gelände winkte der ersehnte Durchbruch in die Tiefe und damit der operative Erfolg. Zu jenem Zeitpunkt wurden die Oberbefehlshaber der Heeresgruppen Mitte und Süd zu einer Besprechung am 10. Juli in Hitler Hauptquartier nach Ostpreußen abberufen.

Hier konfrontierte Hitler sie mit der Nachricht, dass die Westalliierten am 10. Juli 1943 auf Sizilien gelandet seien, der Verlust der Insel bevorstehe, mit weiteren Landungen in Unteritalien oder auf dem Balkan zu rechnen sei. Die Bedrohung des Balkan beruhte jedoch auf einer gelogenen Fehlinformation von Admiral Canaris. Der Angriff auf Kursk sei deshalb sofort einzustellen. Als am frühen Morgen des 9. Juli 1943 die Invasionsflotte entdeckt wurde und erst am Nachmittag Hitler davon Kenntnis hatte, war dieser noch lange nicht bereit Kursk abzubrechen. Zitadelle sollte immer noch zu einem schnellen und erfolgreichen Abschluss gebracht werden.

Was wäre also passiert, wenn man Kursk zu Ende gekämpft hätte? Für den unmittelbaren Ausgang hätte das mit Sicherheit den Durchbruch bedeutet, doch fast alle weiteren Operationen hätte man wegen Italiens drohenden Abfall einstellen müssen. "Fast" deshalb, weil ein Zusammenbruch des Kursker Frontbogens zur Zerschlagung gleich mehrerer Sowjetarmeen geführt hätte. Zu den sicher gestrichenen Nachfolgeoperationen gehörte auf jeden Fall ein Nordoststoß Richtung Moskau, während ein beabsichtigter Südoststoß (Unternehmen Panther) sicher aus der Bewegung heraus mit den verbliebenen Kräften der Heeresgruppe Süd durchgeführt werden konnten. Und egal welchen Erfolg man gehabt hätte, der Ostkrieg hätte sich damit erheblich verlängert und im Winter 1943/44 hätte man sich verstärkt um Italien kümmern können.

Primärquelle: Georg, Verrat an der Ostfront II

Der Verrat der Italiener


Volltreffer! Das US-Liberty-Schiff "Robert Rowan" explodiert, nachdem es am 11. Juli 1943 vor Gela, Sizilien, von einem deutschen Bomber getroffen wurde. Die alliierte Landungsoperation "Husky" hatte auf Sizilien begonnen und die italienische Flotte blieb in ihren Häfen...

Die deutsche Luftwaffe hatte die ersten Anzeichen des alliierten Unternehmens Husky am frühen Morgen des 9. Juli 1943 festgestellt, als eine Junkers Ju-88, die die Seewege zwischen Malta und Pantelleria aufklärte, eine große Flotte alliierter Transportschiffe und begleitender Kriegsschiffe entdeckt hatte. Eigentlich war damit alles aufgedeckt, es vergingen aber unerklärlich viele wertvolle Stunden, bis die geglückte Entdeckung der Invasionsflotte nach oben weitergeleitet wurde.

Als diese Aufklärungsmeldung Hitler erst am späten Nachmittag des 9. Juli 1943 mitgeteilt wurde, konnte niemand daran zweifeln, dass die Größe der Flotte, die sich in Richtung auf Sizilien bewegte, keine Täuschungsaktion war, um Primärlandungen auf Sardinien und Griechenland zu decken. Vorher hatte ein von Admiral Canaris unterstützter alliierter Täuschungsversuch mit mäßigem Erfolg versucht, das deutsche Oberkommando hinters Licht zu führen, dass Sardinien und Griechenland die wirklichen Ziele wären. Die Situation wurde noch klarer, als 24 Stunden später die Einzelheiten der gerade auf Sizilien ablaufenden alliierten Invasion an Hitler auf der nachmittäglichen Führerkonferenz mitgeteilt wurden.

Zu diesem Zeitpunkt gedachte Hitler aber noch nicht, die Kursker Offensive zu beenden, obwohl die Kriegstagebücher des OKHs davon sprachen, dass es nun notwendig werden würde, Zitadelle zu einem schnellen und erfolgreichen Abschluss zu bringen. Am Ende des 10. Juli 1943 wurde klar, dass die italienischen Verteidiger Siziliens auseinanderliefen und die immer noch starke italienische Regia Marina nicht die geringste Absicht hatte, die alliierte Invasionsflotte vor Sizilien, wie versprochen, anzugreifen. Tatsächlich waren die Kapitäne der italienischen Schlachtschiffe, Kreuzer, Zerstörer und Schnellboote voll motiviert, die seit den Mittelmeerschlachten verhassten Anglo-Amerikaner im empfindlichsten Moment, nämlich bei den Ausladungen der Truppen, vernichtend anzugreifen.

Eine verräterische italienische Marineführung verhinderte dies!

Als die italienischen Kriegsschiffe fest in den Häfen an den Ankerseilen vertäut blieben, war klar, dass Mussolinis Herrschaft in Italien vor ihrem Ende stand. Admiral Canaris hatte sich geirrt. Schon im Mai 1943 hatte Hitler das OKH (Oberkommando des Heeres) in Kenntnis gesetzt, sich für eine schnelle Überführung des II. SS-Panzerkorps in einer solchen Notlage nach Süden vorzubereiten. Allerdings war völlig klar, dass, selbst wenn Hitler die Zitadelle sofort beendet hätte, das II. SS-Panzerkorps nicht vor Anfang August in Italien eintreffen konnte. Dies war zu spät für Sizilien!

Schon am 12. Juli 1943, dem Tag der siegreichen Panzerschlacht von Prochorowka, konnte kein Zweifel mehr daran bestehen, dass Sizilien ohne schnelle und wirksame deutsche Unterstützung nicht mehr gehalten werden konnte. Daraufhin wurden am 13. Juli die Oberbefehlshaber von Kluge und von Manstein ins Führerhauptquartier bestellt. Dort eröffnete ihnen Hitler, dasser das Unternehmen Zitadelle wegen der kritischen Lage in Italien abbrechen und außerdem das II. SS-Panzerkorps dorthin abziehen wolle. Von Manstein protestierte heftig, wobei er erklärte, dass die Schlacht jetzt auf dem entscheidenden Punkt angekommen sei, »der Sieg liege in greifbarer Nähe. Jetzt den Kampf abzubrechen, würde bedeuten, dass man den Sieg verschenkte!« Er fuhr weiter fort, dass der entscheidende Durchbruch unmittelbar bevorstehe, der Gegner sei gezwungen worden, bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt einen Großteil seiner operativen Reserven einzusetzen. Der Gegenangriff konnte abgeschlagen werden. Hingegen habe er, von Manstein, seine Eigenreserve, das XXIV. Panzerkorps, noch gar nicht in die Waagschale geworfen. Dabei schlug er das Unternehmen Roland vor. Danach sollten die deutschen Panzerverbände nicht mehr weiter nach Norden und auch nicht in Richtung Prochorowka, sondern abrupt nach Westen einschwenken, um in einer einarmigen Zangenbewegung alle im Südteil des Kursker Bogen stehenden sowjetischen Truppen einzuschließen.


Panzergeneral Walther Nehring - er befehligte das XXIV. Panzerkorps, was von Manstein für einen entscheidenden Schlag bis zum Abbruch von "Zitadelle" zurückhielt

Die Voraussetzung für diese Operation war der Einsatz von Mansteins XXIV. Panzerkorps, um gegen eventuelle neue, aus dem Osten heranrückende Kräfte der Sowjets eingreifen zu können. Von Manstein besaß dazu nicht die Freiheit des Handelns, da Hitler den Einsatz der Heeresgruppenreserve unter seinen persönlichen Vorbehalt gestellt hatte. Dieses Korps umfaßte 181 einsatzbereite Panzer- und Sturmgeschütze sowie, was für die Situation fast noch wichtiger war, 13 motorisierte und mechanisierte Infanteriebataillone. Die russischen Verbände waren derartig angeschlagen, dass sie sich überall passiv verhielten. Alles, was fehlte, war ein großer letzter deutscher Angriff.

Wäre das Unternehmen Roland durchgeführt worden, hätte man damit immer noch drei Sowjetarmeen zerschlagen können. Auch das wäre immer noch besser gewesen, als das was folgte. In der Zwischenzeit hielt von Kluge bereits den Abbruch der Schlacht um Kursk sowie den Rückzug aller Verbände in die Ausgangsstellungen für zwingend. Er hatte bereits mehrere Divisionen, darunter drei Panzerdivisionen, bis zum Ende des 12. Juli von Zitadelle abgezogen, so dass jegliche Möglichkeit, den Angriff im Norden wiederaufzunehmen, hinfällig wurde. Er versicherte Hitler einen Tag später, dass es völlig außer Frage sei, Zitadelle weiter fortzuführen oder zu einem späteren Zeitpunkt wiederaufzunehmen. Während von Manstein versuchte, vom 13. bis 17. Juli in der Südfront des Kursker Bogens die Vorbereitungen für Roland zu treffen, und Angriffe durchführte, die in der Grauzone der Legalität stattfanden, kam am 16. und 17. Juli 1943 der endgültige Einstellungsbefehl. Obwohl man noch versucht hatte, Hitler über Roland möglichst wenig zu informieren, hatten die Informationen darüber zufällig den Führer zeitnah erreicht. Hitler befahl so der 4. Panzerarmee, das 2. SS-Panzerkorps herauszulösen und im Raum Belgorod zu versammeln.

Modernen Historikern ist völlig klar, dass die einarmige Zange, genannt Roland, wahrscheinlich zum Erfolg geführt hätte. Ein deutscher Sieg bei Kursk wurde verschenkt - mit allen Folgen für das Kriegsgeschehen. Schließlich standen in der exponierten Süd-West-Ecke der Kursker Front, die bis dahin im Schatten der Ereignisse lag, nur relativ schwache sowjetische Truppen. Mit Hilfe des III. Panzerkorps und seiner Heeresgruppenreserve, dem XXIV. Panzerkorps, wäre von Manstein in der Lage gewesen, das Richtung Westen vorgetragene Unternehmen Roland nach Osten hin abzuschirmen.

Primärquelle: Georg, Verrat an der Ostfront II

"Zitadelle" gestoppt - Die Schuld von "Fremde Heere Ost"


Der Kommandeurspanzer der 18. Pz Division. Sie war während "Zitadelle" eine der stärksten Einheiten

Die Einstellung der >Operation Roland< löste bei den Beteiligten vor Ort allerseits Entsetzen aus. Auch die Offiziere der noch voll auf Angriff eingestellten erfolgreichen Panzerverbände von Mansteins konnten den Sinn dieses Haltebefehls nicht nachvollziehen. Ähnlich wie Hitlers Haltebefehl vor Dünkirchen löste auch sein erzwungener Stopp des Unternehmens Zitadelle starke emotionale Reaktionen aus. So kann die Offensive gegen Kursk als eine auf halbem Weg abgebrochene Schlacht, eine kurz vor dem Höhepunkt verschenkte Entscheidung, bezeichnet werden.

Der Hintergrund von Hitlers Entscheidung zum Abbruch von Zitadelle lag nicht nur in Italien, sondern beruhte auf einer Falschmeldung der Abteilung Fremde Heere Ost des Generalstabs. Unter dem Titel »Eine Einschätzung der feindlichen Absichten, sobald Zitadelle durchgeführt wird« teilte Gehlen an Hitler mit: »Wir müssen erwarten, dass die Russen Offensiven starten werden, die sie gegen den Südflügel und die Mitte dieser Front durchführen werden, sobald die deutsche Offensive beginnt. Wir erwarten sowohl eine Einschließungsoperation gegen die 6. Armee als auch die 1. Panzerarmee in Richtung auf das Donez-Becken.«

Der letzte Satz von Fremde Heere Ost, betreffend die Gefährdung des Donez-Beckens mit seinen wertvollen Industriestandorten, war die entscheidende Formulierung. Sie machte Hitlers Aktion so vorhersehbar, sobald er von angeblichen sowjetischen Absichten erfahren hatte! Dass es sich dabei schon erneut um Falschmeldungen handelte, wen kümmerte es? Schon wieder hatten General Gehlen und der nachweisliche Hochverräter Oberst von der Roenne der Roten Armee einen Dienst erwiesen, zu Lasten der eigenen Soldaten.

So beendete Hitler Zitadelle gerade mal 13 Tage nach ihrem Start. Anstatt die schwer getroffenen sowjetischen Panzerreserven zu vernichten, begannen nun die Deutschen einen schnellen Rückzug auf ihre Ausgangslinien. Die sowjetischen Verbände bei Kursk, die trotz aller Vorbereitungen auf eine fürchterliche Niederlage hinsteuerten, konnten aufatmen. Bis heute beanspruchen auch moderne russische Historiker die Schlacht von Kursk als eigenen Sieg. Strategisch haben sie wegen Hitlers Entscheidungen recht, taktisch nicht.

Das II. SS-Panzerkorps wurde übrigens nicht nach Italien verlegt, sondern blieb im Osten...

Primärquelle: Georg, Verrat an der Ostfront II