Ranische Wikinger im "Liutizenbund"

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#1 | Ranische Wikinger im "Liutizenbund" datum

10.07.2021 13:29 (zuletzt bearbeitet: 27.07.2021 19:45)

Ranische Peene-Clans als "Liutizen"

Besonders an der Peene formierten sich unter dem Zuzug skandinavischer Wikinger ähnliche Clans, wie in Dänemark, Schweden oder Norwegen, doch diese setzten sich mehrheitlich aus Herulern, Rugiern und Warnen zusammen. Wie die warnischen Kessiner an der Warnow, fand das östlich des Herulerreiches in Mecklenburg hauptsächlich an der Peene (Pane) statt, weshalb man dort heute einen Stamm der "Circipanen" (Zirzipanen) sehen will, was konkret mit "im Umkreis der Peene" übersetzt wird. Es ist quasi nur ein nichts aussagendes Ethnonym, was jedoch Slawisten insofern ausnutzten, um diesem Namen als "slawischen" Stamm zu deuten, der jedoch keinerlei Adelskaste vorweisen kann. Ähnlich, wie die Kessiner, die von einem Wikingerhändlerbund auf dem Primelberg geführt wurden, werden damit ähnliche Clans auch an der Peene bestätigt, die neben Handel auch Seeräuberei betrieben. Und zwar in herulisch-ranischer Tradition, die als schärfste Rivalen skandinavischer Wikinger auftraten. Eine Sonderrolle spielten dabei die Jomswikinger, die unter lockerer Gefolgschaft der Dänen standen und vom später entstanden Jomsgau aus, Einfluss auf die Peene-Clans zu gewinnen versuchten.

Der Tollensesee - In ihm auf der Fischerinsel soll das Heiligtum von Rethra gestanden haben. Bei den zahlreichen Versuchen Rethra zu lokalisieren spielte auch die Lieps eine große Rolle. Archäologische Ausgrabungen förderten auf der Fischerinsel eine massive Kulturschicht aus der spätgermanischen Zeit zutage und 1968 wurde ein doppelköpfiges Holzidol gefunden.

Sprachliche Barrieren gab es keine, man befand sich im gleichen nordisch- germanischen Sprachraum in dem zunehmend das Althochdeutsche aufkam. Aus dieser Sprache stammt auch das "liut" für Leute, von dem heute Slawisten einen "slawischen" Liutizenbund" ableiten wollen, der übersetzt nur "Leutebund" bedeutet und nur ein Zusammenschluß von ranischen Peene-Clans war. "Ranisch" deshalb, weil "ran" im altnordischen Räuber und Plünderer bedeutet und sich dabei auf ihre gleichnamige Meeresgöttin bezog. Eine Rane war also kein "Slawe", sondern nur ein Wikinger an der südlichen Ostseeküste. Über die ostelbischen Flüsse drang man weit nach Süden vor und wurde dort als Stodoranen oder Ukranen wahrgenommen, bei denen es sich um weitere ranische Clans handelte, aber auf dem Festland hauptsächlich Handel trieben, Händler überfielen oder Raubzüge auf deutschen Reichsgebiet unternahmen.

Das gesamte Liutizengebiet lässt sich wieder mit dem dänischen Vindland (Wendenland) gleichsetzen, dass bis 955 überwiegend ein Teil der dänischen Reiches blieb. Für sie übten ihre Vasallen die Heruler die Macht in diesem Gebiet aus, es gab jedoch auch mehrere dänische Festungen im ostelbischen Gebiet, wie eben schon die häufig erwähnte Brendanburg (Brandenburg), in der sich zeitgleich zu Zeiten der Hæfeldan eine Warägergarde in der Festung aufhielt. Und so wie es aussieht, standen die Stodoranen hauptsächlich im Dienst der "Gnesenstaates" im Wartheland, über dem die nordischen, wahrscheinlich eher aus Schweden und Gotland stammenden Daglinger herrschten.

Das auf der Fischerinsel gefundene Holzidol dürfte das mythische Zwillingsmotiv aus der Ahnenkultzeit darstellen. So verkörperten die Zwillinge Höder und Balder die zwei Seiten (=Teile) Odins. Im Sinne der Ahnenkulte gehen sie als sehender oberer Teil auf den Lichtgott Balder und als unterer blinder Teil auf Höder zurück.
RonnyKrüger, Wikimedia Commons, CC-Zero

So lange die Peene-Clans keiner anderen Macht unterstanden, fand auch keinerlei Missionierung stand und welcher Missionar sich doch dorthin verirrte hatte keinerlei Erfolg, er konnte froh sein, wenn er wieder lebend zurückkehren konnte. Im gleichen Gebiet wurden die Bewohner bevor sie nur als Leute (Liutizen) bezeichnet wurden, von den Franken als Wilde oder Barbaren benannt, was man heute als fränkische "Wilzen" ebenfalls mit den "Slawen" verbinden möchte. Frech gelogen ist die Behauptung, dass die ostelbischen Leute (Liutizen) einen "polabischen" Dialekt gesprochen hätten, tatsächlich war das an der Elbe nur ein germanischer, den schon die Langobarden und Semnonen sprachen. Nur vereinzelt konnte Missionare der Ostkirche ihre Glagoliza-Liturgie verbreiten, den Übergang zum Althochdeuten konnte aber diese Kunstsprache an der Peene nicht aufhalten.

Abzulehen ist deshalb die Vorstellung, dass diese Lutizen sich aus den "abodritischen (=fränkische Bezeichnung) Teilstämmen" der Kessiner und Circipanen sowie den Tollenser und Redariern zusammensetzten, es muss vielmehr von einer herulischen Oberherrschaft über die Clans an der Warnow und Peene gesprochen werden. Dabei spielten die Obotriden als ehemalige Ost-Heruler eine herausragende Rolle westlich der Peene, die jedoch mit ihrer christlichen Herrscherkaste immer wieder Konflikte mit den heidnischen Peene-Clans heraufbeschworen. Das Siedlungsgebiet dieser Peen-Clans erstreckte sich im heutigen Mecklenburg-Vorpommern von der Warnow im Westen bis zu ihrem Kernraum um die Flüsse Peene und Tollense sowie den Tollensesee. Zentrum des Lutizenbundes war dessen wohl nahe dem Tollensesee im Siedlungsgebiet der Redarier gelegene Kultheiligtum Rethra (auch Riedegost), dessen endgültiger Standort noch immer diskutiert wird. So gibt es auch Hinweise, dass sich Rethra aucgh an der Ostseeküste befunden haben könnte.

Primärquelle: Wikipedia